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783 5. Perseus, welcher schon bei Lebzeiten seines Vaters an den Krieg gedacht hatte, und sich noch jetzt im Geiste damit beschäftigte, suchte nicht mir alle Völker Griechenlands, sondern auch Einzelne durch Abordnen von Gesandten und dadurch, daß er mehr ver sprach, als leistete, für sich zu gewinnen. Es waren jedoch die Ge- müther eines großen Theils der Leute geneigt ihn zu begünstigen, und beträchtlich mehr für ihn als für Eumenes gestimmt, obgleich durch die Vergabungen und Geschenke des Eumenes alle griechischen Staaten und sehr viele Vornehme verpflichtet waren, und er sich so in seinem Reiche benahm, daß die Städte, die unter seiner Oberhoheit standen, ihren Zustand mit dem Glücke keiner freien Stadt vertauschen wollten. Hingegen von Perseus ging bas Gerücht, daß er nach dem Tode seines Vaters seine Gattin mit eigener Hand ermordet, und den Apelles, einst den Vollstrecker seiner Bosheit bei der Wegräumung seines Bruders, der deswegen zur Bestrafung von Philipp verfolgt wor den war und in der Verbannung lebte, nach dem Tode seines Vaters durch große Versprechungen gleichsam zur Belohnung für die Voll ziehung einer so großen That Herbeigerusen und heimlich umgebracht habe. Außerdem war er durch viele Mordthaten berüchtigt bei In- und Ausländern und durch kein Verdienst empfehlenswerth; und dennoch gaben ihm ganz allgemein die Staaten den Vorzug vor einem Könige, der so liebevoll gegen seine Verwandten, so gerecht gegen seine Mitbürger, so freigebig gegen alle Menschen war, entweder schon vor her von dem Rufe und der Hoheit der makedonischen Könige einge nommen, um den Ursprung eines neuen Königreiches zu vernichten, oder nach einer Aenderung der Dinge begierig, oder weil sie den Rö mern nicht preisgegeben sein wollten. Es waren aber nicht nur die Aetoler im Aufstand wegen der ungeheuren Schuldenmasse, sondern auch bei den Thessalien: zufolge der Ansteckung war dies Uebel gleich einer Seuche so wie in Perrhäbien eingedrungen. Da der Senat die Nachricht erhalten hatte, die Thessalier ständen unter den Waffen, schickte er den Appius Claudius als Bevollmächtigten, um diese Ver hältnisse anzusehen und zu ordnen. Dieser wies die Häupter beider Parteien zurecht, setzte die durch ungerechten Wucher gesteigerte Schul denlast, größtenteils mit der eigenen Zustimmung derer, die sie er höht hatten, herab und vcrtheilte die Zahlung des rechtmäßigen Dar-