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Leben König Sigmunds. Kap. 139—142. m des Jahres 1421. Zu gleicher Zeit schrieben die Hussiten und Prager den Herren und Fürsten und der Stadt Kaaden und andern Städten einen Klagebrief, der hier folgt.') 142. Wie die Königin, SiginundS Gemahlin, auS Ofen weichen mußte, da sie der König weder sehen noch hören wollte, und wie sie nach Wardein aus die Haide kam. Als der König Sigmund im Jahre 1421 aus Deutschland And von dem Konzil nach Ungarn kam, wurde seine Gemahlin Barbara gröblich bei ihm verleumdet, so daß er derselben sehr- feindlich gesinnt wurde und er sie weder sehen noch hören wollte. Als er sich Ofen näherte, mußte die Königin hinweg nach Wardein auf die Haide unter die Gassen und Kumanen?) Daselbst war sie ein halb Jahr, und man hielt sie und ihre Tochter und ihren Hofstaat sehr ärmlich, so daß sie alle krank wurden, denn es kam manchmal vor, daß sie weder Brot noch Wein auf dem Tische hatten, wenn sie sich zur Mahlzeit setzten, und Alles erst kaufen mußten. Auch mußten sie in denselben Kleidern cinhergehen und sich zu Bette legen, so daß sie voll Ungeziefer und unrein wurden. Dies dauerte gegen dreiviertel Jahre, bis der König nach Wardein wollte. Als er aber in Zaus in Polens mit dem Könige von Polen eine Verabredung getroffen hatte, befahl er, die Königin wieder nach Ofen zu führen, da er nach Wardein kommen und die Königin weder fehen noch hören wollte. Daher führte man sie nach Ofen, und der König zog nach Wardein. Daselbst kamen die Gesandten des Kaisers der Türken zu ihm und schlossen einen Frieden ans fünfzig Jahre. Als der König daraus wieder nach Ofen reisen wollte, befahl er, die Königin nach Wardein zu senden. Sie ober wollte nicht wieder dort hinunter, eher wollte sie das Land I> Das folgende Kapitel .wie die Hussiten einen Brief an die Stadt Kaaden schickt^: tmd über König Sigmund Klage führten", giebt den in sehr schlechtem Deutsch geschriebenen und Cadon, Donnerstag nach Allerheiligentage 1420 datirten Brief der Hussiten. Inhalts angabe desselben bei Aschb. Ill, 94. — 2)0 und H: uncter 6ie §u88en unä äie cunen. — 3- Gemeint ist die Zusammenkunft in Sandetz am 8. September 1419.