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Donnerstag, 8. August 1937 SSchstsche Bolkszettung Nummer 181, Seite 7 Vor Kk««ntee LE?eüLt««-Ä«<rtLt Noman von Lvloa Vvupo-Lvvokio» 48. Fortsetzung. Sie entwichen durch den Garten, nicht ohne das; sie die Hintere Pforte von innen aufgeschlossen hatten, um Len andern Kumpanen den Weg freizumachen- Der Trupp, der sich um Floritas gesammelt, war nur ein ganz verschwindend kleiner Teil der vielhundertköpsi« gen Arbeiterschar, die auf den ausgedehnten Besitzungen der Gräfin feit Jahren im Dienst standen. — Deswegen hatte sich eine andere Gruppe bereits selbständig auf den Weg nach der gräflichen Besitzung gemacht, angeführt von einigen Männern, die vom Hafen herkamen und schon in den letzten Wochen die Arbeiter gelegentlich aufgeputscht hatten. Die Spanier sahen bald, daß diese fremden Ele mente, die nicht in diese Gegend gehörten, sogar Aus länder waren, aber man trottete mit, weil diese Männer sie wegen ihrer rückständigen Bescheidenheit, Unterwür figkeit und Anspruchslosigkeit lächerlich machten und ihnen erheblich angenehmere Zeiten und Verhältnisse in Aus sicht stellten, wenn sie fetzt endlich ihren Vrotgebern zu Leibe rückten. Der alte Diener Carlos geriet in Aufregung. Der Brandgeruch nahm zu. Im Hause wußte niemand eine Ursache. Plötzlich hörte er von den Ställen her Geschrei, dann Tumult und wachsend« Unruhe. Er lief ans Fenster, um zu sehen, daß aus einer offenen Stalltür Flammen aufloderten, die sich in dem Stroh schnell weitersraßen. Eine Horde ganz fremder Menschen kam jetzt von den Ställen aufs Haus zugelaufen. Herr meines Lebens, die Ställe waren in Brand gesteckt! Offensichtlich setzte sich das Personal zur Wehr. Einige versuchten, das gefährdete Vieh ins Freie zu brin- gen. Andere aber liefen kopflos und schreiend vor Ent setzen davon. Der Diener packte sich an den Kopf Er war grau ge worden, aber Aehnliches hatte er noch nicht erlebt. Was, diese ruhigen, fleißigen, genügsamen Landarbeiter revol tierten hier wohl? Sein erster Gedanke war, die Polizei aus Malaga zu unterrichten und um sofortige Hilfe tele phonisch anzurufen. Dazu fühlte er sich verpflichtet, denn der Herr war auswärts und die Seüora schlief ja noch. Er schrie nach der Kammerzofe, während er vom Fenster weg durch einige Zimmer bis ins Herrenzimmer eilte, in dem das Telephon sich befand. Amparo kam be reits zitternd die Marmortreppe aus dem Erdgeschoß her auf, da sie das Geschrei und den Tumult ebenfalls gehört. Der Diener rief ihr den Vorgang zu und befahl ihr, so gleich die Sekora zu benacbricktiaen. damit sie ausstllnde. „Ja", meinte die Zofe bläß und zitternd, venn auch sie hatte ihr Leben bis letzt nur in hochvornehmen, adeli gen Häusern verbracht, in denen die Kluft zwischen Herr schaft und Dienstboten stets eingehalten worden war und die Unterwürfigkeit etwas Selbstverständliches wurde. „Carlos! Die Leute strömen schon in den Garten unten!" Carlos hielt bereits das Ohr horchend an den Appa rat. „In den Garten? Wie ist das möglich? Der Garten hinten ist verschlossen!" „Nicht mehr. Die kleine Hinterpforte tst offen. In ein paar Minuten werden alle hier im Haus« sein." „Wecke sofort die Senora! Sage ihr die Gefahr! Sie muß sich in Sicherheit bringen, irgendwo im Hause verstecken, denn aus dem Hause kann sie nun nicht mehr. — Geh!'' drängte er nochmals, als sich jetzt die Polizei wache aus Malaga im Apparat meldete. Ampora lies nach dem Schlafzimmer oer Gräfin. Aber die Knie wankten ihr und drohten, den Dienst zu versagen. Sie war in diesen Momenten nichts als di« treue, ergebene Dienerin, die es ihrer Herrin nicht nach trug, daß sie unzählige Nächte hatte bis in den Morgen aufbleiben müssen, wenn die Herrin bei Gesellschaften war und sie sich von Ampora entkleiden ließ, besonders wenn in Madrid Hoffestlichkeit und Festlichkeiten der Adelsgesellschaften stattfanden. Sie vergaß es ihr, daß sie manche Nacht hatte durchsticheln und nähen müssen, wenn die Laune der Herrin ihr die durchgreifende Aende- derung oder Anfertigung einer Toilette befahl. Sie ver gaß es in dieser Stunde, daß sie oft in völlig von« Wachen zermürbter Gesundheit sich im stillen gefragt, warum die Lose auf Erden so verschieden verteilt seien, daß die einen nur arbeiteten und abhängig waren und die anderen herrschten und es sich wohl sein ließen? — Sie stürmte ins Schlafzimmer der Gräfin, so daß diese entrüstet hochfuhr und sie anschrie: wie sie es sich erlauben könne, ohne Anklopsen einzutreten? Ampora berichtete mit zitternder Stimme in ein paar Sähen und ritz bereits den Morgenrock aus malvenfarbener Seide von einem Stuhl, uni die Gräfin einzuhllllen, als diese mit Entsetzen aus dem Bette sprang. Wer es denn sei? fragte die Gräfin. Was man denn wolle? Die Zofe drängte nur die Herrin aus der Tür und sagte: „Verlieren Sie keinen Augenblick! Es brennt bei uns hinten im Hause und in den Ställen! Die Menschen kommen schon ins Haus. Man hört sie! Man schreit Ihren Namen! Ja, man sucht Sie! Gnade Ihnen Gott, Seaora! Fliehen Sie!" Die Gräsin lief wie ein gehetztes Wild durch einige Zimmer. Man hörte wirklich einen Lärm von vielen Stimmen, der sich aus den Hinteren Wirtschaftsräumen des Erdgeschoßes näher wälzte. In der oberen Galerie des Jnnenhofes stand der alte Diener Carlos jetzt mit einer erschütternden Haltung von Würde und Mut, um den Ansturm auszuhalten. „Sie kommen die Treppe nicht mehr hinunter, Frau Gräfin", sagte er mit erstickter Stimme, „retten Sie sich nach hinten, nach dem zweiten Jnnenhofe! Ich bleibe hier, um die Leute aufzuhalten!" Das war tatsächlich der einzige Ausweg. Zum zwei ten Jnnenhof, der sich nach füdspanischer Bauart in weit läufigen Häusern durch eine lange Galerie mit dem Haupt gebäude, dein Vorderhaus, verband, waren noch einige Schritte. Sie lief. Eine hohe, gläserne Tür klappte hinter ihr zu. Sie mußte schon hier irgendeinen Versteck finden, denn wenn die ersten bereits die Bogcngalerie des ersten Stockwerkes hinter ihr erreichten, konnten sie sie mit ihren Blicken durch die hohe Glastür bis hierher ver folgen und entdecken. Es war unmöglich, noch den zweiten, Hinteren Jnnen hof ungesehen zu erreichen. Der verstorbene Gras war «in großer Freund von kunsthistorischen Möbel» und anderen Dingen gewesen. Er hatte sich in seinem Reichtum wundervolle, guterhnltcne Sessel, Schränke, Heiligenschreine in Gestalt mittelgroßer TUrkommoden gekauft und mit erlesenem Geschmack über all ausgestellt und das Haus dekoriert. So war auch diese lange, Helle Galerie an ihren Wänden reich geschmückt mit wundervoll geschnitzten Schränken aus der Barockzeit, mit Sesseln und Bildern. Am schönsten war eine riesige Truhe, an deren vier Wän den Heiligenlegcnden in erhabener Ausarbeitung ge schnitzt waren. Ihr Auae erblickte diese Trübe als Nect- rungl «te war so lang, so hoch, daß bequem ein Mensch in ihr Platz fand. Deswegen riß sie mit aller Kraft den schweren Deckel hoch und stieg in die Truhe hinein. Am Boden lagen ein paar seidene, antike Meßgewänder. Das war wirklich eine Rettung! Tie einzige Rettung — denn schon hörte sie, während sie sich niederkauerie und den Deckel über sich zog, ein wüstes Geschrei oben auf der Treppe. Offensichtlich geriet der Mob mit dem alten Carlos aneinander, der sie nicht weiterlassen wollte. Keuchend zog ihre Brust den Atem ein. Ihre Glie der zitterten noch Sekundenlang kam ein schwaches Gefühl des Eeborgenseins über sie, — denn hier konnte man sie nicht entdecken, ach nein, wenn die Burschen wirklich auch hier in die lange Galerie kämen, so würde man sie nicht finden, bestimmt nicht! Man würde an de'r Truhe vor beistürmen und nicht ahnen, daß sie hier ein sicheres Ver steck gefunden. Und würde das Haus überall abjuchen, sie nicht finden und wieder abziehen. Vielleicht hatte ja auch Carlos ein Märchen erfunden, sie sei nicht mehr im Hause, um sie abzulenken. Vielleicht kam auch Verenguer zurück? Aber alles war vollkommen ungewiß! Wie kam über haupt diese Katastrophe? Sie konnte kaum noch denken. Ihr Kopf hämmert« ihr das Blut. So lag sie eine Weile da. Tann begann sie zu horchen. Was ging ringsum vor? Stille! Wie zuversichtlich wurde sie in dieser Stille! Ohne Zweifel war Carlos mit dem Mob fertig geworden. Ter treue Bursche! Sie war doch oft sehr launisch und häßlich gegen ihn gewesen! Es wurde doch jetzt sehr eng in der Truhe. Und heiß! Ob sie es wagen konnte, den Teckel ein wenig zu heben, um frische Luft hereinzulassen? Rur um einen Spalt, sehr vorsichtig? Aber es schien wirklich, als ob niemand in der Nähe sei. Du lieber Gott, der Teckel war sehr schwer! Er be wegte sich nicht im mindesten. — Aber sie hatte ihn doch vorhin hochbekommen — warum regte er sich nicht? Sie versuchte mit aller ihr noch zur Verfügung stehenden Kraft, sich nach oben zu stemmen. Das Blut strömte ihr von der Anstrengung zu Kopf. Vergebens! Der Teckel rührte sich nicht um den geringsten Spalt. Die Hände sanken ihr herab. Ihr siel ein, daß sich außen ein Scharnier am Schloß befand, das nach oben und nach unten zu bewegen war. 'Wenn dieses Scharnier vorhin Sie wagte den Gedanken nicht auszudenken. Ihr Herz wollte vor Entsetzen aussetzen. Wenn dieses Scharnier vorhin beim eiligen Hineinsteigen, beim Wiederherab lassen des schweren Deckels mit nach unten geklappt war und nun mit Eisengrisf den Teckel zuhielt? Mit flatternder Kraft, mit verzweifelter Anstrengung versuchte sie immer wieder, sich gegen den Teckel zu stem men. Mochten Gefahren draußen warten — wenn sie nur aus diesem grauenhaften, unfreiwilligen Gefängnis kam! Umsonst! — Umsonst! Einundzwanzigstes Kapitel. Benito stand vor seinem Kommandeur, der seit Tagen die Kasern« nicht verlassen. Er kämpste mit sich, ob er tatsächlich den Urlaub antreten sollte, den er sich jetzt auf wenige Tage erbeten hatte, — oder ob er hier blieb? Der Vorgesetzte erriet seine inneren Bedenken: „Fahren Sie, mein Lieber, ersüllen Sie eine ritterliche Pflicht und bringen Sie beide jungen Damen nach Süd spanien. Es kommen — was bei der Unterbrechung von Eisenbahn und Telephon' überhaupt durchsickert, — schlechte Nachrichten aus Südspanien. Jetzt scheint cs dort unruhiger, als für den Moment hier in Madrid Sichtlich bestrebt sich die Provinz, dem Beispiel der Landeshaupt stadt nachzueifern! Sie ersüllen mit dieser Begleitung eine Mission, während Sie hier auch weiter nur „Gewehr bei Fuß" stehen können, denn mehr als die anderen Waffengattungen ist die schwere Artillerie zum Abwarten verurteilt. kForlsehung folgt.) Man darf nicht zu hilfsbereit sein In London gibt es Straßenkreuzungen, an denen sich der Verkehr für Minuten staut Di« Fußgänger, die zu warten haben, bis der Polizist den Weg freigibt, können vorerst irgend etwas anderes unternehmen — Zeit genug haben sie dazu. So nahm es auch niemanden wunder, daß im Gedränge an einer Ecke ein junger Mann seine Geldbörse zog. um deren Inhalt einmal zu überrechnen, und es war auch nicht weiter schlimm, daß er dabei so ungeschickt vorging, daß ihm ein paar Münzen auf das Straßenpflaster sielen. Die Umstehenden bückten sich hilfsbereit, der junge Mann dankte höflich lächelnd, steckte das Geld wieder ein, und dann war der Verkehr auch wieder frei gegeben. Wie gesagt, dies alles ging ohne Hast und ohne auf- zusallen vor sich. Aber schon zwanzig Minuten später vermißte der eine der Herren, der sich so liebenswürdig gebückt hatte, seine Brieslas<l)e. Er meldete den Verlust der Polizei. Und merkwürdigerweise liefen noch am gleichen Tage aus anderen Revieren die gleichen Verlustmeldungen ein. Immer sagte der Verlierer dabei aus, daß sich kurz zuvor das gleicl)« ereignet hal>e: eln junger Mann hatte an einer Straßenkreuzung seine Meldbörse geöffnet... Als dieser junge Mann am nächsten Tage das gleiche Manöver versuchte, bückte sich unter den Umstehenden auch ein Kriminalbeamter mit. aber er hob nicht die entsliel>cn- den Münzen auf, sondern packte die Hand des jungen Mannes gerade in dem Augenblick, als sie sich nach einer neuen Brief tasche ausstreckte. Nun rollen keine Münzen mehr an Londons belebten Straßenecken. Folgen der Familienrache Mörder mit 18 Jahren Istanbul, 8. August. Im Dorfe Ellck bei der Stadt Adana herrscht zwischen zwei Familien seit langer Zett ein Streit, der sich auch auf die Kinder ausdehnte. Kürzlich gerieten einige Ziegen des Hasfan, die von dem fünfjährigen Töchterchen ge- hiilct wurden, beim Weiden auf das benachbarte Feld der geg nerischen Familie. Dort befand sich der 15jährige Sohn, der diese» harmlosen Vorfall zum Anlaß nahm, an einem Mitglied der feindlichen Sippe grausame Rache zu üben. Er band das Nüdelchen an Händen und Füßen, legte ihren Kopf aus einen Feldstein, der ihm als „Richlblock" diente, und zerbrach dem bedauernswerten Kind mit einem anderen großen Stein buch stäblich den Schädel. Die Familien werden, gemäß einem neuen Gesetz, nach zwei mindestens 800 Kilometer voneinander ent fernten Dörfern verschickt. Mieder Rindesentführung in USA Lin 814 jährig« Jung« von Erpressern gestohlen Newyork, 8. August. Ein neuer Fast von Kindesentfüh rung, der sich in Chikago ereignete, hat in der amerikanischen vesjentlichkeit ungeheure» Aufsehen erregt. Der 2>ijährige Junge eines Hotelbesitzers wurde am hellichten Tage, während « in der Nähe der elterlichen Wohnung spielte, von zwei Männern ergriffen und in einen bereitstrhendrn Kraftwagen gezerrt. Die Mutter des Knaben und das Kindermädchen, mit denen sich die Kindesräuber vorher unterhalten hatten, um festzustellcn, ob der spielende Junge das von ihnen gesuchte Kind sei, setzten sich zur Wehr, ohne aber die Entführung ver hindern zu können. Wenige Stunden nach diesem Vorsatz er hielt der Vater einen anonymen Brief mit der Aufforderung, 8000 Dollar für die Freigabe des Kindes zu zahlen. Todessturz eines ungarischen Artisten Athen, 5. August. Ein ungarischer Artist Georg Manasi führte in einem Athener Vergnügungspark mit einem kleinen Automobil den sogenannten Todessprung durch. Mit einem kleinen Wagen fuhr er eine stSile Bahn abwärts,, um dann in der Luft mit'seinem Gefährt einen doppelten „Salto mortale" durchzusuhreu und In ein Netz zu fallen. Vor einige» Tagen stürzte der Artist ab und verletzte sich schwer. Doch heilten die Verletzungen schnell und er nahm seine gefährliche Vorführung in dem gleichen Vergniigungslokale wieder aus. Nachdem die Versuche geglückt waren, ging der Todessprung bei der Auf führung wieder fehl und der Artist sprang zum Entsetzen der Zuschauer diesmal wirklich in den Tod. Die Polizei verhaftete seine» Gehilfen wegen Fahrlässigkeit, ebenso die Besitzer de» Vergniigungslokals als mitverantwortlich an dem Unglück. Die „Europa" nimmt auf See einen Verletzten über Bremen, 5. August. Auf seiner letzten Heimreise nach Bremerhaven wurde der im englischen Kanäi befindliche Schnell dampfer „Europa" des Norddeutschen Lloyd von den: Kapitän eines englischen Dampfers fnnkentelegravhisch um Aufnahme eines verletzten Besatzungsmilglicdes gebeten. Es handelte sich um einen Decksjungen mit deutscher Staatsangehörigkeit namens Herbert Mcndl. Dem Verletzten waren mehrere Rip pen gebrochen. Er litt außerdem ä» Lnngcnblntcn Mendl wurde mit dem Dampfer „Europa" nach Bremerhaven gebracht und dort zur Weiterbehandlung dem Krankenhaus zugcsührt« Die Schiffskatastroxhe vor dein j)näns Erschütternde Szenen Athen, 5. August. Ueber den Schisfszusammenstoß vor dem Piräus, bei dem neun Ausflügler, die von der Insel Acgina zurückkehrten, den Tod fanden, während weiter- elf Personen noch vermißt werden, gibt uns unser Sonderbericht erstatter eine ausführliche Darstellung: Der Personendampser „Hydra" verließ den Hafen Piräus und begegnete einem kleinen Motorsegler von 80 Tonnen, auf dem sich ungefähr 44 Erwachsene und 20 Kinder befanden. Etwa eine Meile vor der Hafeneinfahrt stießen die beiden Fahrzeuge so heftig zusammen, daß der Motorsegler „Anastasis" innerhalb drei Minuten versank. Der Kapitän des Motorseglers wurde durch die Passagiere mit „Achtung, Kapitän, ein Damp fer kommt auf uns zu" auf die Gefahr aufmerksam gemacht und gab dem Dampfer „Hydra", das rote Signal. Jedoch war es bereits zu spät, obgleich der Kapitän des Dampfers „Hydra" sofort den Dampser zum Halten brachte, war er doch bereits so stark In Fahrt, daß er den Motorsegler glatt in zwei Teile zerschnitt. Innerhalb von drei Minuten war dieser gesunken. Die .Hydra" warf sofort Rettungsgürtel ab und setzte Ret tungsboote aus, ebenso eilten aus dem Piräus Bergungs dampfer an die Unglücksstelle, während von der Insel Dsytta- lela, die bei der Seeschlacht von Salamis eine Rotze spielt«, Scheinwerfer die Unglücksstelle beleuchteten. Trotz der sofort einsctzenden Rettungsaktion wurden bisher neun Leichen ge borgen, man vermißt weitere 11 Passagiere des „Anastasis", und vielleicht ist di« Zahl noch hoher, da der Kapitän nur die Zahl der zahlenden Passagiere kannte, nicht aber die frei mitgenommenen Kinder. Im Wasser spielten sich tragische Szenen ab. So glaubte ein Mann seinen Jungen zu retten, als er ihn aber sicher ans Land gebracht hatte, sah er zu seinem Sckrecken, daß er einem fremden Kinde das Leben gerettet hatte, während sein eigener Junge ertrunken war In der Aufregung hatte er das falsche Kind ergrifken, dessen Ellern dagegen ertrunken sind. Der Kapitän der „Anastasis" verlor seine kleine Tochter. Herzzerreißende Szenen spielten sich im Wasser ab. Frauen klammerten sich an ihre Ehemänner. Mütter schrien nach ihren Kindern, die Rettungsmannschaften hörten immer wieder die erschütternden Ruse „Hilfe, wir ertrinken!" Dann vernahm man das letzte Röcheln der Sterbenden. Daß trotz der hohen Zahl van 60 Schiffbrüchigen nur neun den Tod fanden, ist der schnellen Hilfeleistung zu danken, ebenso wurden durch die Aerzte und die durchgesührlen Wieder belebungsversuche viele Personen wieder dem Leben zurück gewonnen. lieber die Ursache des Schissszusammcnstoßcs herr schen geteilte Meinungen. Die beiden Kapitäne behaupten beiderseitig, im richtigen Kurse gefahren zu sein. Es scheint aber, daß der erst 18jährigc Sohn des Kapitäns der „Anastasis", der Maschinist an Bord des Bootes seines Vaters ist, im letzten Augenblick die Geistesgegenwart verlor und die Maschinen voll laufen ließ. Jedoch hat die Untersuchung die Derantwor- tun« an dem Unglücke bisher noch nicht einwandfrei lestgestellt. Die Schilderungen d« bild«, Kapitän« sind völlig im Gegen- sah« zueinander.