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Lhristentrrin und germanisches Wesen ^veirviMgeV UebeVtvitt von über» 8V / ^pvozent dev Geenranen zum Lheiften- tum — Die Bekehrung der Sachsen Die Behauptung, dein germanischen Menschen sei das Christentum von autzen her ausgezwungen worden; mit Ge walt und List, mit Strömen vergossenen Blutes seien unsere Vorfahren zu dem artfremden Glauben des Christentums bekehrt worden, widerspricht den geschichtlichen Tatsachen. Die Ost- und Westgoten, die Vandalen, die Langobarden, die Vurgunder, die Franken, die Bayern, die Alemannen sind freiwillig zum Christentum Uberactreten. Bei der ganzen Bonifatiusmission in Hessen und Thüringen hat es sich um einen freiwilligen Uebertritt gehandelt, Bei den Angelsachsen, Dänen und Schweden und auf Island ist Kanin Gemalt an gewendet worden. So berichten sämtliche Gcschichtswerke, die sich charaktervoll von Verrenkungen ferngehaltcn haben. Ueber 80 Prozent unserer Vorfahren haben in dieser Weise die christ liche Religion angenommen. Keine einzige Tatsache kann hier gegen angeführt werden. Das Studium der Religion unserer heidnischen Vorfahren zeigt, wie das Erlösungsbedürfnis sowie die Leere nach dem Zerfall des Götterglaubens — vor allem, wenn die Götter versagten —, die erhabenen Lehren des Christen tums, das ihnen aus die sie bewegenden Fragen Antwort gab, dem Christentum die Wege zu den Herzen der alten Germanen geebnet und geöffnet haben. Die Behauptung einer gewaltsamen Einführung des Christentums widerspricht mithin bei mindestens 80 Prozent der Germanen den geschichtlichen Tatsachen. Die Ariegozüge Aarlrnanir« u. Pippins mitsamt dem Blutbad von Lannftatt Liese Kriegszüge mitsamt dem Blutbad von Cannstatt sind einzig und allein unternommen worden, um die durch Chlodwig geschossene Eingliederung des alemannischen Gebietes in das fränkische Reich wiederherzustellen, nachdem sich dieses Abhängig keitsverhältnis mährend des Verfalles des Mcromlngerhauses gelockert, ja zuletzt faktisch fast gelöst hatte sRiickcrt, Die Christianisierung der Germanen, Tübingen 1084). Diese kriege rischen Unternehmungen maren also mcitcr nichts als eine rein politische Angelegenheit, die mit der Christianisierung der Alemannen nicht das geringste zu tun halten. Das Christentum halte übrigens längst vor diesen Kriegs taten bei den Alemannen Eingang gesunden, und zwar in so starkem Matze, datz die alemannischen Herzöge nicht den heid nischen Teil der Bevölkerung, sondern gerade das im Volk be reits bestehende Christentum gegen die Franken aufricfen. Die Ley Alcmannorum spricht hier eine so deutliche Sprache, datz selbst böswillige Verdrehung nicht dagegen aufkommen kann. Dieses Gesetz, das von einer alemannischen Stammesversainm- lung sanktioniert war, an deren Spitze der für diese christen tumfreundliche Politik verantwortliche Herzog Lontfried I. sgest. 730) stand, setzt, wie alle ernsten Geschichtsforscher betonen, „ein hohes Matz christlich-kirchlichen Bestandes" voraus, wenn auch noch „ein relativ hoher Widerstand gegen dos Christentum" vor handen war (Rückert, s. o.). Dieses Gesetz war offensichtlich zur Festigung der Stellung der Kircl-e und zur Vollendung der Christianisierung gegeben worden. Die Hinrichtung bev H5VV Sachsen bei Verben Bei Verden an der Aller sind 4l>00 Sachsen von Karl dem Grotzen an einem Tage hingcrichict worden, weil sie sich geweigert hoben, das Christentum anzunehmen. Im übrigen sind die Sachsen von dem „Sachsenschlächter" Karl gewaltsam zum Christentum geführt worden. — Dieser Einwurf wird dadurch nicht wahrer, datz er immer wieder von neuem er hoben wird. Wenn eine Hinrichtung stattgcfundcn hat — bewiesen ist es nicht — so mutz sie sich auf wenige, als Rädelsführer be kannte Führer, beschränkt hoben. Das; Karl 4500 Mann an einem Tage habe enthaupten lassen, dafür liegt kein sicherer Beweis vor. Schon früher haben sich Stimmen gegen jene grauenhafte Notiz von einer Massenhinrichtung bei Verden an der Aller erhaben. Von den 6 in Betracht kommenden Quel len wissen 4 überhaupt nichts von der Zahl 4500, auch nichts von einein Gerichtstag mit darauffolgender Enthauptung. Be kannt ist ihnen nur, datz Karl aus einen Abfall der Sachsen in ihr Land eingefallen sei, worauf ein Gemetzel (doch wohl eine Art Schlacht) stattgefundcn hat. In einer von ihnen ist zu lesen, datz eine Menge Sachsen getötet und viele Gefangene von den Franken fortgefiihrt worden seien. Diese 4 Quellen deuten auf alles andere als auf eine Sachscnschlächterei in jenem grauen haften Sinne hin. Was sagen die beiden noch übrigen Quellen? Die ältere von ihnen sind die Lorschcr Jahrbücher. Diese enthält aber eine offensichtlicke Falschmeldung, indem sie be richtet, datz die Franken die Sachsen am Siintelgebirge besiegt hätten, während das umgekehrte der Fall war. Wären die Fran ken dort wirklich die Sieger gewesen, so wäre die weitere Mit teilung derselben Quelle. Karl habe daraushin^ofort sein übri ges Heer zusammengerafst, um gegen die Sachsen zu Felde zu ziehen, überflüssig. Bei seiner Ankunft, so meldet die Quelle weiter, hätten die Sachsen sich ihm gestellt und ihm die Rädels führer zur Hinrichtung ausgcliefert. Die Ausgelieferten seien 4800 Mann gewesen. Ob die Hinrichtung wirklich stattgefunden, wird nicht ausdrücklich gesagt. Der Ausdruck, der wohl zu die ser Annahme geführt hat, kann sich ebensogut auf die Ausliefe rung beziehen. Hier lätzt die Quelle jede Klarheit vermissen. Unklarheit aber und Falschmeldung in einem wesentlichen Punkt erschüttern die Glaubwürdigkeit einer Quelle. Die andere, viel jüngere, die Einhardschen Jahrbücher (die mit dem bekannten Biographen Karls, Einhard, nicht das geringste zu tun hat), ist eine ausführlichere Bearbeitung der Lorschcr Quelle. Woher ihre Erweiterungen stammen, ist nicht fcstzustellcn. Dazu kommt, datz der Verfasser viele in barbarischem und Ihm unverständlichem Latein geschriebene Stellen aus den Lor schcr Jahrbüchern willkürlich durch feinere lateinische Ausdrücke ersetzt hat. Aus dieser so gearteten Quelle haben die späteren Geschichtsschreiber geschöpft. Wörtlich heitzt es darin: „Als der König die Unheilbotschast (von der tränkischcn Niederlage) er hielt, entschlotz er sich zu sofortigem Eingreifen. Er zog eiligst seine Truppen zusammen, rückte In Sachsen ein, und befahl alle vornehmen Sachsen zu sich, damit sie ihm die Anstifter des Auf standes benannten. Sie gaben an, datz Widukind das Verbrechen eingeleitet habe; allein sie könnten ihn nicht ausliefern, da er zu den Dänen geflohen sei. Alle aber, die sich zu seinen Mit genossen gemacht hatten, wurden dem König überliefert; cs waren 4500. Er Netz sie alle zusammen an einem Tage zu Ver den an der Aller enthaupten. Das war die Rache des Königs, der sich nach Diedenhofcn begab." Davon, datz Karl alle 4500 Mann an einem Tage habe enthaupten lassen, weih keine der 5 bereits erwähnten Quellen etwas. Wer den Bericht kritisch Nest, dem mutz er recht unwahrfcheinlich vorkommen. Der König will die Anstifter des Aufstandes haben, und das ist verständ lich. Da er die Hauptanstifter nicht bekommt, hätte er alle an deren 4500 niedermachcn lassen? Das ist innerlich unwahr scheinlich. Und an einem einzigen Tage sollen die 4500 ent hauptet worden sein? Die kritische Untersuchung dieser Bege benheit, bezw. dieser Berichte, wie sie Forscher (z. B. der Greifs walder Universitätsprofcssor Ulmann, der Archivar von Bippen und der Verdener Gymnasialdirektor Dr. Dierk, um nur einige zu ncnncu) angcstellt haben, ergab, datz die Berichte der Jahr bücher unzuverlässig sind. Ohne Bedenken haben die Einhard- jahrbücher die Zahl 4500 als die wirklich an einem Tage Ent haupteten ausgenommen, während die Lorscher Jahrbücher sie nur als zum Zwecke der Hinrichtung verzeichnet haben. Letztere reden ja auch nur von Rädelsführern. Sind aber 4500 Mann Rädelsführer? Eine solche Zahl war in der damaligen Zeit eine Riesenmenge. Die Heere, mit denen Karl in den Krieg zog, haben die Zahl von einigen Tausend nachweisbar nicht über schritten. Wer hat diese grotze Zahl eigentlich fcstnehmen und sofort töten sollen? Wer kann glauben, datz sich 4500 sächsische Krieger gutwillig von einer nicht grötzeren Schar niederhauen liehen? Wie dem auch sei: Wenn Hinrichtungen an einem Tag vorgekommn sind, so können sic sich nur aus die Rädels führer beziehen (s. Lorscher Quelle!) Im übrigen werden wohl die Quellen recht behalten, die von einem Treffen sprechen oder von einem Gemetzel. Zum Schlutz sei noch bemerkt, datz Zahlen angaben früherer Zeiten mit Misstrauen aufzunehmcn sind, und gerade einer unserer Geschichtsschreiber von Rang, Hans Del- Das festlich geschmückte Propagandamlnlsterium. Berlin hat sich zum 30. Januar festlich geschmückt. Die Stratzen, durch die sich der Führer zum Reichstag bcgcbeu wird, sind von Flaggen umsäumt. Auch das Propagandamiuislcrium trägt Fest schmuck. (Scherl Bilderdienst, M.) brück, hat uns gelehrt, datz mit Zahlcnangaben in älteren Be richten überhaupt vielfach grober Unfug getrieben worden ist. Zum Ucbcrflutz könnte nach geltend gemacht werden, datz 785, also nur 3 Jahre später als Verden, Widukind zum Chri stentum übergetreten ist. Ist es vorstellbar, datz sich dieser eherne Charakter zu einer solchen Umkehr bewogen gefühlt hätte, wenn der christliche Gegner mit einer derartigen Blutschuld beladeu gewesen märe? Ist es vorstellbar, datz Karl der Heldcnkönig des deutschen Volkes geworden wäre, wenn er in den Augen der Zeitgenossen der „Sachscnschlächter" gewesen wäre. Datz kaum 50 Jahre später aus dem blutgetränkten Boden der Heliand versaht worden wäre? Zum Schluss sollen, um die völlige Uuhalibarkcit der Vec- dener Blutbadthcse darzutun. die einzige zeitgenössische, also wirklich ernst zu nehmende Quelle, die „Reichsannalcn", spre chen. Ihre ältesten Handschriften berichten: „Da lieferten alle Sachsen alle jene Ucbcltäter, die hauptsächlich jenen Ausstand betrieben hatten, zur Hinrichtung aus llll D." Das D ist aber nicht das Zahlcnzeichen 500, sondern die dem Mittelalter geläu fige Abkürzung für Domino, dem König. Aus der llll haben dann spätere Handschriften 4000 hcrausgelcsen. So entstand die Zahl 4500. Karl hatte, um (den Reichsannalcn zufolge) die Rädelsführer zu strafen, eine „Schar", d. h. einige Hundert Mann gegen die Sachsen geschickt, wobei zwei Königsboten fielen. Nichts ist logischer, als datz er für deren Häupter die doppelte Anzahl Rebetlcnhäupter heischte. Daher die 1III. (Dr. Klingcl- schmitt, Historiker, aus der Schule des Tübinger Prof. Haller.) Hat Karl diese Bestrafung der Sachsen vorgenommen, um sie zur Annahme des Christentums zu zwingen? Die Darstellung, als sollten die Sachsen damals zur An nahme des Christentums gezwungen werden, ist eine Geschichts lüge. Ihre Bestrafung erfoigte als Sühne für die verräterische Niedermctzelung einer fränkischen Hceresabteilung nm Siiutel- gebirge. Die Kämpfe Karls gegen die Sachsen trugen über haupt alle vorzugsweise politischen Charakter. Sie sind auch hüben wir drüben als politische betrachtet und geführt worden. Das beweisen die Friedensschlüsse von 772 und 775, in denen nichts enthalten ist. was sich auf Religion bezieht. Wenn die Sachsen aber dennoch sich so hartnäckig der Annahme dos Christentums widersetzten, so geschah das nur aus dem Empfin den und der Angst heraus, datz Christ werden und die alten Götter ausgeben soviel bedeutete wie die Freiheit des Volke« zugunsten der fränkischen Herrschaft preisgebcn. Deshalb mutzte von ihrer Seite der Kamps unerbittlich fortgefiihrt und alles rest los zurückgewiesen werden, was von diesem Gegner kam „Erst von 776 an, zuerst vielleicht sogar von den Sachsen selbst ange regt. spielt das Gelübde des Uebertritts zum Christentum als Gewähr für die Aufrichtigkeit ihrer Unterwerfung unter die fränkische Herrschaft in den Verhandlungen eine Rolle. Wie stark von da an die Stellung zur Religion nicht nur von srän- nischer, sondern ebensosehr von sächsischer Seite als ein poli tisches Problem angesehen und behandelt worden ist, lehrt die Tatsache, datz nicht nur jeder Sieg Karls eine gewaltsame Chri stianisierung im Gefolge hatte, sondern datz ebenso auch bei jedem Aufstand der Sachsen nicht wenige Edle den Christcnver- folgungen Widukinds zum Opfer gefallen sind." (Rückert a. a. O.) „Die abweichende Stellungnahme der Sachsen im Vergleich zu den übrigen germanischen Stämmen in bezug aus die An nahme des Christentums berechtigt durchaus zu der Annahme, datz Uebertritt zum Christentum oder Festhalten an den alten Göttern nicht so sehr als eine religiöse, sondern als eine poli tische Frage empfunden und unter vorwiegend politischen Ge sichtspunkten entschieden wurde" (Rückert n. a. O. und Schäfer, Deutsche Geschichte, Jena 1022). Wie berechtigt diese Annahme ist, beweist die Tatsache, datz, als die Sachsen endgültig einge sehen hatten, datz gegen die Macht Karls jeder Widerstand ver geblich war. sie auch gegen die Annahme des Christentums nichts Entscheidendes mehr einzuwenden hatten Datz cs mindestens vorzugsweise politische Gründe waren, die Karl zur Untermersung der Sachsen veranlassten, ist sür den Geschichtskenner eine Selbstverständlichkeit. Der Sachsenstamm wäre bei seiner unleugbaren Kraft imstande gewesen, die deut sche Welt dauernd in einen Norden und einen Süden zu spalten, zumal sich in den Mainlandcn von Osten her ohnehin ein slawi scher Keil zwischen beide zu schieben drohte. Allein die An gliederung des Sachsenstammes an den Frankenstaat und da» Vorschieben bis an die Elbe hat den damals noch deutschen Boden vor der andringcnden Flut der Slawen schützen können. Die Vorbedingung war geschaffen für einen deutschen Zug nach dem Osten zur Wiedcreinbringung des seit der Völkerwanderung verlorenen germanischen Landes bis zur Weichsel, der sich ans der Höhe des Mittelalters so wirksam entfalten sollte. „Unser gegenwärtiges Reich ist ohne die Einverleibung des Sachsen stammes in den sränkischen Staat nicht denkbar. Sie war. wenn man die Folgen erwägt, das Grösste, was der grotze Karl ge leistet hat." (Meister der Politik I von E Marcks u. K. A. v. Müller, Stuttgart und Berlin, 1023, und Schäfer, a. a. O.). Houston Stewart Chamberlain, gewitz ein unverdächtiger Zeuge und von stärkster Beweiskraft gerade in den Kreisen, die dem Christentum nicht hold sind, hat mithin durchaus recht, wenn er in seinen „Grundlagen des 10. Jahrhunderts" Karl als den Mann feiert, der die Einheit der Deutschen Nation durch die Sachsen kriege geschaffen und damit die Fundamente künftiger deutscher Grütze gelegt hat. Nicht übergehen möchten wir, was Haller, ein Gelehrter von internationalem Rus, in „Weltgeschichte von der Urzeit bis zur Gegenwart", Berlag Knaur, Berlin 1935) schreibt: „Durch die Unterwerfung der Sachsen wurde von den Sachsen selbst die Gefahr abgcwandt, durch die von Osten her vordringeude» slawischen Massen aufgcrieben zu werden, eine Gesohr, die sie, aus sich allein angewiesen, schwerlich bestanden haben würden. Insofern bedeutet ihre Einverleibung in das fränkische Reich ihre eigene Rettung und die Erhaltung eines wertvollen Zwei ges germanischen Volkstums. Wer vollends bedenkt, datz durch die Einordnung der Sachsen ins fränkische Reich zum erstenmal alle Stämme, die später das deutsche Volk bilden sollten, in einem Gemeinwesen vereinigt wurden, der erkennt darin die Voraussetzung für das Entstehen eines deutschen Staates und einer deutschen Nation und wird sich schon darum hüten, in die Verurteilung Karls einzustimmen." Die Nachwelt hat nicht nölig gehabt, ihm den Ehrennamen des Grotzen zu geben; schon die Zeitgenossen haben ihn so genannt, und das mit Recht. Denn wie er feine Vorgänger ivcit überragte, so hat er der Nachwelt die Wege gewiesen, das Erbe des römischen Altertums mit den neuen Kräften verbindend, die im germanischen Volkstum ruhten und die seitdem immer freier und fruchtbarer zur Entfaltung gediehen." Wird aber die subjektive Wissenschaft unjere Frage nutzt in einem ganz anderen Lichte erscheinen lassen und eine von der unserigen abweichende Antwort geben? Tie Antwort wird nie aus der Lust, aus der Willkür jeglichen Charakters oder aus phantastischen Fälschungen genommen werden können, sondern immer und allein aus der Sache selbst. Tie Antwort «nutz ob jektiv, unbestechlich, sauber und ehrlich sein. Dagegen wird die Frage insofern subjektiv sein, als von der Nation aus nur die Fragen gestellt werden, die ivert sind gestellt zu werden. Die Wertung steckt also in der Wahl, in der Frage. So ungefähr schreibt Professor Dr. H. Naumann, in seinem Bericht der 17. Hauptversammlung der Gesellschaft von Freunden und För derern der Rheinischen Friedrich Wilhelm-Universität zu Bonn. Und er fährt fort: „Wenn wir die Reichsidee heule wieder neu mit den Fasern unseres Herzens erleben und die Frage nach dem Reich stelle», stellen wir vielleicht die Frage nach den sonderbaren Grenzen dieses Reiches, jene Frage, die. wie das Volk durchaus weitz, irgendwie dunkel um Karl und Widukind herumkrcist. Aber die klare Antwort wird Schuld und Fehl vielleicht ein wenig anders verteilen als jene dunkle, brennende Frage. Karl also gliederte sich die Sachsen ein in seine Einheit, die er Her stellen wollte. Jedes Mittel dazu mutzte ihm recht sein. Handelt es sich um die Einheit der deutfchen Stämme, so mutz eben eine Minderheit sich beugen. Sprachlich und kulturell standen übri gens die Sachsen, germanistisch gesprochen, gefäbrlich abgclöst von den übrigen Deutschen, von den Franken und Alemannen. Ein Vorwurf gegen Karl sollte sich eher darin begründen, datz er, grob gesprochen, sich die Dänen nicht gleich eingegliedert hat. Zwischen Sachsen und Dänen gab es noch langhin keine wirk- fiche Kluft. Und noch das Nibelungenlied spiegelt den engsten Zusammenhang zwischen Sachsen und Dänen wider. Hätte er die Dänen mit eingegliedert, dann gehörte Dänemark heute zum Reich, wie Norddeutschland heute zum Reich gehört. Hätte er sich aber die Sachsen nicht eingeglicdert, würde umgekehrt Skan dinavien heute bis zur Weser und den Havelsee» reiche». Siid- »nd Westdeutschland aber wären ohne dieses starke norddeutsche Element zwcisellos schon vor einem Jahrtausend romanisicrt worden. Das sächsische Kaisertum verhütete diese Romanisie- rung." Wir schlichen diese Frage ab mit dem Urteil Karl Kindts In der nationalsozialistischen Zeitschrift „D'e neue Literatur* (Heft 5, Mai 1034): „Mindestens sieben Achtel aller Germanen waren auf dem Wege fricdiichcr Missionsarbeit christlich geworden, als es zu den Sachsenkriegen kam." „Die Taufe Ist von den Sachsen selbst als Fricdenspsand angcbotcn worden" und mit der Feststellung Dr. Linhels auf der Trierer Philologentagung (Ende 1934), datz durch die Erfolge der angel sächsischen Missionare bei ihren Stammcsgcnosscn bereits vor den Sachscnkriegen und vor allem in den sächsischen Rand gebieten die Bekehrung des Adels namhafte Ansätze gemacht hatte. (Aus N. Müller: Die Völkerkirche im deutschen Volk, geb. 4,80 Mk. — Verlag Iofeph Bcrckcr Kevelaer Rhld.)