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Mittwoch, 14. Oktober 1S14 8 Leipziger Tageblatt. Nr. 523. Morseo-nusgaoe. Veite v Im geräumten Sperrfort -es MyveUes. wie deutsche Soldaten den Feftungokommandanten begruben. Au» dem Groben Hauptquartier, 3. Oktober. Vier Kilometer südöstlich von Möstöres, der alters grauen Hauo.stadt der Ardennen, liegt, umarmt von den nach Sedan uns Reims ziehenden Eisenbahn- strecken eine stark bewaldete Anhöhe Sie trägt das veraltete Fort des Ayvelles, das die deutschen Truppen am 3. September eingenommen Haden. Wer die Anhöhe hinansteiat, mug wohl leine Bewunde rung üver den unversehrten Baumbestand ausdrücken, der das Fort umzieht und der Besatzung des Fort» jeden Ausblick genommen haben muh. Wenn man das Fort aber selbst betritt, so nimmt einen nicht» mehr wunder, nur der Heldenmut des Kommandanten, der die Verteidi gung dieses alten Baukastens übernommen hat Der Weg zur Höhe des Forts ist rechts und links von weit ausgeworfenen Erdlöchern flankiert: diesen Straßenrand haben deutsche Granaten bespickt. Vor dem Forteinoang stehen einige alte französische Kanonen, welche deutsche Landwehrleute aus dem Fort gezogen haben — alles altes Zeug und von der französischen Besatzung vor der Flucht unbrauch bar gemacht. Bei einzelnen Geschützen sind die Rohre gesprengt bei anderen die Verichlutzitiicke zerschlagen. Die Zugbrücke gleicht jener von Givet. Das Tor. das in das innere Fort führt, trägt die Jahreszahl 1878. Und nun durchwandern wir ein Astrrsal von Toren und Torzängen; die Geschohkammern sind noch von ungebrauchten Schrapnells und Granaten gefüllt In länglichen Säckchen ruht das Pulver. Die Geschütze au, den Höhen bieten ein jämmer liches Bild. Die deutschen LI-om-Mörser, die dem Sperrfort nur dreihundert Grütze zu entbieten brauchten, haben hier alles umgekrempett. Die Räder einer 15-<>m-Kanoue, des Stolzes von Leg Ayvelles, ragen schuttbedeckt gegen den Himmel, das Rohr verkriecht sich in den Erdboden, den bereits Gras und Rotklee überwuchern. Neben einer Rcvolverkanone. deren eigentliche Postierung die Verwendung als-!-alloiiabwehrge!chütz vermuten lätzt. liegt die französische Fahnenstange des Forts. In einem zerschossenen Gewölbe sind neben ehrwürdigen Mörsern ca. 1812 Handgranaten aufgestapelt. Ein langer Tunnel führt zu den Grubenwehren, auch da unten sind die Anlagen ganz veraltet Die Schutzwehren neben den Kanonen bestehen aus Holzbündeln. Die Besatzung dieses Forts betrug an lM) Mann. Ein paar deutsche Geschosse hatten auch ihre Woh nungen tüchtig zusammengeschüttelt. In einem der zertrümmerten Olfizierzimmer liegt ein zerstörtes Tombolaspiel Unausgefüllte Gutscheine des achten französischen Korps liegen im Stratzenschmutz. Die französische Besatzung soll nun — so erzählten die ersten Soldaten die deutscherseits das Fort besetzt hatten - bei Nacht und Nebel nach den ersten deut schen Schüssen Les Ayvelles und ihren Kommandanten verlassen haben. Es gelang ihr zu flüchten. Der Kommandant wurde später von den Deutschen mit einer Kugel im Herzen aufgefunden. Er hat sich aus Schmerz über den Fall des Forts selbst den Tod gegeben. In einer seiner reizendsten Kriegsncvellen „Portepeesähnrich Schadius" erzählt Detlev von Lilien- cron von Vicomte de Lombieres, dem Gouverneur des Steinnestes Le Dragon de Muraille. Einer seiner lünfzia eisgrauen Invaliden, die mit ihm die Festung behüten, sagt von ihm dem deutschen Parlamentär- „Der Herr Gouverneur ist voll der Ehre, voll der Ehre; er wird sich eher töten, als datz er die Festung übergibt" Die Vicomtes de Crmbiöres sind in Frankreich nicht ausgestorben, und die deutschen Soldaten, die jetzt in Frankreich einzogen, wissen sie auch zu ehren Unter dunklen Fichten haben deutsche Pioniere dem Kommandanten von Les Ayvelles, dessen Name nicht zu erfahren war, ein schönes Grab bereiter. Eine lange Allee führt vom Fort zu einem Nadelwäldchen, das nur von wenigen Bäumen befianden ist. Hier liegt das Grab des Kommandanten, mit einem schön ge schnitzten Kreuz geziert, das folgende deutsche Inschrift trägt: „Hier ruht der tapfere Kommandant. Er vermochte den Fall der ihm an vertrauten Festung nicht zu überleben. li. I. l'. Mit diesem Holzkreuz schlicht ehrt auch der deutsche Soldat in Dir den Helden der Pflicht. 2. Landwehr-Pionier-Komp. Vlll. A. K September 1914." Julius Hirsch, Kriegsberichterstatter. Vas Deutschtum in Rumänien. Der Tod des deutschenfreundlichen Königs Carol von Rumänien und die ungewisse Haltung des Volkes in diesem Kriege bedeuten für das Deutschtum in Rumänien eine schwere Zeit. König Carol, der. wie fein Neffe, der neue König Ferdinand, deutschem Blute entstammte, batte sich während der ganzen Zeit »einer Regierung angelegen »ein lassen, deutiches Wesen und deutsche Einwanderung in Rumänien zu fördern. Er halte anfangs damit einen fchweren Stand gehabt. Besonders die Zeit des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 war für ihn recht hart. Ein republikanischer Aufstand, der im Jahre 1870 zu Plojesti ausbrach, konnte allerdings sehr schnell niedergekampft werben. Ein neues Kabinett unter Johann Gh>ka wurde ge bildet. Da ereignete sich am 22. März 1871 im Slatineanusaal in Bukarest jener deuvchfeindliche Skandal, durch den die franzosenfreundlichen Ru mänen das deutsche Friedensielt unterbrachen und die Bukarester deutsche Kolonie mit Steinen be warfen. Der deutsche Generalkonsul von Radowitz hat durch sein Emjchrelten allerdings dem Deutsch tum schnell Genugtuung verschafft und Ghcka muhte seinen Abschied nehmen! Mit die>er Feino-chatt gegen das Deutschtum war auch eine scharfe Gegnerschaft gegen die deutsche Herrnherfamilie und gegen Carol selbst verbunden, der sogar sich einmal genötigt sah. mit der Abdankung zu drohen. Durch die grotzen Erfolge, welche der rastlose Eifer des damaligen Fürsten von Rumänien auf kriegerischem und fried lichem Gebiete erzielte, wurde die Stimmung des Volkes immer verehrungsvoller. Nach dem türkisch- russischen Kriege war die Stellung des Deutschtums in Rumänien im allgemeinen sehr gut, da die Selbständigkeit de» Landes ein Verdienst des deutschen Herrschers war. König Carol, der seine Stellung nun in ungewöhnlichem Matze gefestigt hatte und dessen Dynastie mit Rumänien nun un auflöslich zusammengeschweitzt war, hat auch über die Deutschen in seinem Lande immer die schirmende Hand gehalten. Ungefähr 50000 Deutsche leben hier und treiben hier Handel oder sind als Gelehrte und Ingenieure an der Förderung der rumänischen Kultur und de» rumänischen Gerstes leben» in hervorragendem Matze beteiligt. der Aar un- -er Kaiser. Di« Jdealgestalt der Franzosen ist jetzt der Zar. Man gentetze die folgende Verzückung des „M a 1 i n" vom 4. Oktober: »Der Lar Aitala», ist iodbsa »aj den Schauplatz des Krieges abgereist." Dir Depesche bat nur elf Worte, die Nachricht ist gut. Man darf wohl annehmen, datz, wenn der edle Fürst, der Frankreich verbündet ist, sich in aller Form an die Spitze seines Heeres stellt, er diese» tut, weil er es für bereit hält. Tas Werk der Mobilisierung, dem er sich mit so brennendem Eifer gewidmet hat, ist viel schneller oonstatten gegangen, als man er- wartete, und jetzt sieht man auf der Schwelle von Erotz-Rutzland jene schreckliche Phalanx erscheinen, in der sich mit patriotischer Einigkeit alle Arbeiter der Städte, alle Bauern vom Lande, alle Reiter der Steppe vereinen, in eine Muffe begeisterter Kämpfer zusummengeschmolzen. Diese Millionen Menschen haben nur eine Seele, die Armen und die Reichen, die Mudschiks und die Edelleute, die Studenten und die Kosaken erfüllt nur der eine Gedanke, Europa gegen die deutsche Barbarei zu verteidigen. Und gerade zu dieser stunde flieht der Kaiser die Schlachten, die in Frankreich geschlagen werden: sie sind zu hart für seinen Ge schmack. und er lätzt durch die ihm ergebene Presse ankündigen, datz auch er den Oberbefehl über die Truppen übernehme, die auf den Feldern von Thorn, Ku lisch und Krakau stehen. Wenn der gekrönte Narr, der den Abscheu der ganzen Welt verdient, darauf wartet, datz ihm am Himmel da» Sieg verheißende Kreuz erscheinen möchte, so wage er doch, bei seinen Truppen zu bleiben, bis die Schlacht be endet ist, so ergreife er nicht schmählich die Flucht wie bei Nancy, als er seine Soldaten unter dem Sturm gebraus unserer Kugeln fallen sah! Aber dort oder hier, dasselbe Geschick erwartet ihn. und das ist die deutsche Niederlage, die sich schließlich auf den Feldern Polens wie auf den Feldern Frankreick-s vollziehen wird." Dazu bemerkt di« „Köln. Ztg.": „Inzwischen wird wohl der „Matkn" feinen Lesern eine andere Depesche mitgeteilt l/aben, die am 10. Oktober von Petersburg aus verbreitet wurde und die lautet: „Der Zar ist nach Zarskoje Sselo zu rück gekehrt." Sie hat nur sieben Worte, aber das genügt, sie spricht im Licht« des obigen Er gusses des „Matin" Bände. Und wo ist der Kaiser? Er ist bis jetzt nicht einen Tag nach Potsdam zurückgekehrt, obschon er sich vielleicht danach sehnte, seinem verwundeten jüngsten Sohne oder dem erkrankten Prinzen Oskar einmal die Hand zu drücken; er ist nicht in Mainz, und auch in Köln hat ihn niemand gesehen; er ist eben da, wo jetzt das Herz Deutschlands pulst, da, wo er hingehört und wo ein Deutscher Kaiser stets sich aufhalten wird, bei seinen Truppen im Felde, die ihn wie wir alle begrüßen mit einem schallenden: Es lebe der Kaiser!" Wie -rutsche ,Sarbaren* verfahren. Man schreibt der „Köln. Ztg.": Von einem italienischen Geschäftsfreund erhielt ich die Nachricht, datz ein junger Franzose, der in den Ferien zu Besuch det einer Barmer Familie weilte, ein Junge von 13-11 Jahren, seit Beginn des Krieges vollständig verschwunden sei. Jcvenfalls hatte man nichts mehr von ihm gehört, und man bat mich, irgendwie Auskunft zu verschaffen. Auf meine Anfrage in Barmen kamen sofort zwei Herren von dort trotz der Schwierigkeit einer Reise in jenen Tagen, um mir zu berichten, datz der Junge am 2. August, alio in den Tagen der Mobilmachung, allein über Belgien nach Paris adgereist sei. Man kam, um mit mir zu überlegen, ob irgendwelche Schritte möglich seien, um vielleicht eine Auskunft zu bekommen. Mein Bruder, der Rrgierungsrat bei der hiesigen Regierung ist, nahm dce Sache sofort in die Hand. Untersuchungen wurden in Belgien an gestellt, und es gelang auch glücklicherweile, datz der Junge nach dreiwöchiger Irrfahrt aufgefunden wurde. Er ist jetzt wieder bei seinen Eltern, die ihn wohl schon verloren gegeben hatten, angelommen. Latz fremde Deutsche die den Jungen nicht lannten, sich einsetzten im Interesse von französischen Eltern, um ihnen die Sorgen zu nehmen, ist gewiß auch ein Zeichen des Barbarismus, den man uns im Aus lande vorwirft! fln »Ir „N»eo" In Polen. Die deutsche und die österreichische Heeresleitung ließen in Russisch-Polen einen Aufruf verbreiten, der in h e b r ä i s ch e r Sprache und im „jiddischen" Deutsch abgesaßt ist und nach einer Mitteilung der „Täglichen Rundschau" wie folgt lautet: „Zu die Jiden in Paulen. Die heldische Armees vun die grautze mittel- eiropäische Regierungen Deitichland und Esterreich- Ungarn seinen arein in Paulen. Der mechtiger Marsch vun unfern Armees hat gezwungen die despotische russische Regierung zu antlaufen. Unsere Föhnen brengeneich Rechtun Freiheit: gleiche Bürgerrechte, Frei- heit vorn G l a u d e n, Freiheit zu arbeiten un- gestert in alle Zweigen vun ekonomischen un kulturellen Leben in eier Geist! Zu lang hör ihr sich geplogt unter dem eisernen moskowitischen Joch! Wr Fremd lummen mir zu eich, die barbarische fremde Regierung ist aus! Die gleiche Recht vor Jiden soll weren gebaut auf feste Fundamenten Laßt eich nifcht, wie a ßach mol friler, obnarren durch chanufedige Versprechungen! Zu Hot nilcht auch in 1905 der Zar gesagt die gleiche Recht vonJiden, un Hot er nischt daraus gegeben den hechsten Manifest? Wie Hot man eich obg«,ohlt dem dösigen Chauw, was man Hot auf sich gen um men vor der ganzen Welt? Gedenkt das Araustreiben, wos man treibt togteglich die jidische Piaffen vun feiere eingesessene Mekaumaus! Gedenkt Kischinew, Homel, Bialystok, Sied letz und viel Hunderter andere blutige Pogromes! Äedent dem Beilis-Prozeß un die Arbeit vun die barbarische Regierung zu verbreiten dem schrecklichen Ligen von Blutgeruch bei die Jiden! Asau Hot der Zar gehalten sein mon archisch Wort, wos er Hot gegeben, elendig in die Klemm! Er ist jetzt wieder in die Klemm! — Ot, do» is die Siboh vun seine Versprechungen. Eier heiliger Chauw ist «jetzt, zusammen zu nehmen all« Krecten. mitzuarbeiten bei die Befreiung. Alle Volk»treften: eier junper Daur, eiere Kehillaus. eiere Chewraus muffen sich schielten wie «in Mann, mitzuhel en zu di« heilige Sach. Mir erwarten, as ihr wet beweisen durch Fakten eier Verschtand un einer Uebergegebenheit. Wendet sich mit dem grehten Litochau »u die Kommandanten vun unsere Militär in die Oerter, wo» einen nohent zu «ich Alle Sorten Lieferungen v«ll«n bald un gut bezohlt. Bahnt dem Weg. zu berwingrn in ganzen dem Ssaune un zu brengen dem Nizochaun von Frei- heit un Gerechtigkeit! Die obere Leitung vun die verbindet deitsch« un esterr«ichisch-ungarische Armee»." Deutsche» Reich. * Der Bundesrat hat der Vorlage betreffend Vor nahme einer kleinen Viehzählung am 1. De« zember 1914 und dem Anträge Preußens betreibend den Entwurf einer Bekanntmachung über di« Zahlung von Brandentlchädigungen in Ostpreußen -«gestimmt. (W. I. L.) Letzte Depeschen und Ferrrsprechnreldrmgeu. Senegalesen In Kamerun. Pari», 13. Oktober. Der „Temps" meldet aus Vigo, daß der englische Dampfer „Auror a" in Las Palmas cingetroffen ist. Er soll in Kamerun 5000 Senegalesen aus- geschifft haben. Dort soll ein großes Gefecht im Gange sein, dessen Ausgang noch ungewiß ist. Nach anderen Nachrichten sind nur 600 Senegalesen in Kamerun gelandet. Vie Kämpfe in Galizien. V7D8. Wien, 13. Oktober. Amtlich wird ver lautbart: Gestern schlugen gegen Przemq»! an rückende Kraft«, unterstützt durch einen Ausfall der Besatzung, di« einschlirßenden Truppen derart zurück, daß sich der Feind jetzt nur in der vorderen Ostfront der Festung hält. Bei seinem Rück zug stürzten mehrere Kriegsbrücken nächst Eoziuca ein. Biele Ruffen ertranken im San. Der Kampf östlich Chyrow dauert noch an. Eine Kosalendivision wurde von unserer Kavallerie gegen Drohabqcz geworfen. Zn den durch sehr ungünstige Witterung und schlechte Wegverhält, niffe außerordentlich erschwerten Märschen und Kämpfen der letzten Wochen hat sich die Leistungs fähigkeit unserer braven Truppen glänzend bewährt. Der Stellvertreter de» Chef« des Eeneralstabes von Hoefer, Generalmajor. Vie Kriegführung -er Zranzosen. Bern, 13. Oktober. (Tig. Drahtbericht.) Der „Temps" vom 9. Oktober nennt aus dem „Journal Officiel" eine Anzahl Offiziere und Sol daten, denen wegen Tapferkeit Auszeichnungen zuteil wurden. Das „Journal Officiel" enthält wörtlich folgende Stelle: „Alooine, Hauptmann der Reserve vom 2. Armeekorps, Beobachter auf einem Kirch turm, hat auf seinem Posten ausgeharrt, obschon dieser vom Feinde beschossen wurde." Damit liefern die Franzosen selber den amtlichen Nachweis, daß sic die Kirchtürme für militärische Beobachtungen benutzen. Englan- km- -ke neutrale Han-elsschiffahrt. vtd. Berlin, H3. Oktober. Der norwe gische Dampfer „Aquilla", von New Aork nach Kopenhagen mit Petroleum unter wegs, ist am Sonnabend von einem eng lischen Kriegsschiff aufgebracht und nach Kirkwall auf den Orkneyinseln geschleppt worden. vom Lügenspn-lkat. rvtb. Kopenhagen, 13. Oktober. Der kuba nische Gesandte in Berlin Quesada pro testiert in einem Telegramm an das Blatt „Poli tiken" gegen die von dem Reuterschen Büro ver breitete Meldung der „New Pork Times", wonach er ohne Geld ln Berlin sein solle und sein Sohn in einem Berliner Gefängnis sitze. Der Gesandte er klärt, diese Depesche sei falsch; er und seine Fa milie befinden sich nicht in Not und sein einiger vierzehnjähriger Sohn habe niemals im Gefängnis gesessen. Sein Sohn werde Schadenersatz klage gegen die „New York Times" und gegen das Reutersche Büro anstrengen. Die russische Schnmrze-Meer-Flotte. Berlin, 13. Oktober. (Gig. Drahtmeldung.) Die Fahrt der russischen Echwarze-Mcer-Hlotte wird in politischen Kreisen als eine Einschüchterungs versuch bewertet, der seine Absicht kaum erreichen dürfte. Di« Verhältnis!« der russischen Schwarze- Meer-Flotte werden auch in den nichtrussischen Ufer staaten des Schwarzen Meeres ziemlich gut bekannt sein, und dort, wo man weniger auf die Zahl als auf den Wert der Schiffe blickt, wird dies« Entfaltung d«r russischen Seemacht kaum einen nachhal tigen Eindruck machen. Vie Var-anellenjperre. vtd. Wien, 1.3. Oktober. Die „Ncichspost" erhält auS Petersburg über Bukarest folgende Meldung: Wegen der Schwierigkeiten, die sich für das Wirtschaftsleben Ruß land- infolge der Tardanellensperrung er geben, erschien eine Abordnung des Industrie- rates mit dem Präsidenten Avdakoff an der Spitze beim Minister des Aeußeren Isasonow mit der Bitte, die baldige Oessnung der Darda nellen zu erwirken. Der Minister erklärte, daß die Mächte des Dreiverbandes ener gisch bemüht bleiben würden, bei der Türkei die Oeffnnng d?r Dardanellen durch zusetzen, wobei er anerkannte, daß dies für den russischen Handel eine Notwendigkeit sei. Dieser müsse sich aber zukünftig von den Deut schen freizuhalten wissen. (!) Vie indische Befahr wächst. Wien, 18. Oktober. Die „Südslawische Korre spondenz" meldet aus Konstantinopel: Avf Grund von Meld,»-«» türkischer Blätter in Teheran berichtet die Zeitung „Schema" »ns Asch- k« b » d in Indien, daß der Sohn d«, E »ie » v » n Afghnnifta, mit einer Armee di« indisch« Gr««,e «ngrtffvmeife überfchritte, hab«. Des gleich« Blatt meld«« »»» St ml«, d«ß das Erscheinen dr» Kreuzer» .Emden" v«r Ma dras grsße vemegung unter den dortige» nationa listischen Parteien h«rv»rg«ruse» hat. Gegen «ng- llfche Venntta »«dez Anfchlö,, verRbt, als dar« veranlasfer man Angehörige der Indischen Unab- hängigkeitopartei, der stö elften revolntto« »äre» Vereinigung Indien», bezeichnrt. Unter den kriegerischen Sikh» i, Rord-Jndien brach eine renolntionäre Bewegung au». Die bedeutendste Zeitung de» Sikheland«», die »Khalsa Eaz«tte", «urd« von de, Regierung «nter- drückt. Hinsichtlich der Ueberführnng indi sche, Truppe» ans die europäischen Kriegvschaupliltze wird erklärt, daß hierfür i« erster Linie die Besorgni» maßgebend war, die Trup, pen könnten bei einer möglichen Anfftandsb«, »egnng «in« bedenkliche Rolle spielen. Ein verständiges italienisches Urteil. Rom, 13. Oktober. (Eig. Drrhtmeldung.) Der „Popolo Romano" bringt von einem Hauptmann der Infanterie einen gründlichen Aufsatz über die Ur sachen de» Krieges, worin er die Behauptung zurück weist, daß der deutsche Militarismus die Schuld trage. Vielmehr sei die deutsche Rüstung nur durch die andauernde Reoanchelust Frankreichs sowie den Neid Englands und die drohende Haltung Rußlands erzwungen worden. Ver Prozeß gegen -ie M-r-er von Serajewo. Serajewo, 13. Oktober. Die Verhandlung des gestern begonnenen Prozesses gegen den Mörder Princip und Genossen wird öffentlich ge führt. Außer Princip sind 24 Mnangeklagle auf der Anklagebank erschienen. Der Mitangeklagte Mu- hammed Mehmed Basic ist nach Montenegro entwichen, wo er von den Behörden verhaftet wurde, jedoch aus dem Gefängnis in Niksio ent-, flohen sein soll. Sein Ausenthalt ist unbekannt. Nach Verlesung der Anklageschrift wurden N«d- jeliko und Cabrinovics vernommen. Angeklagter Cabrinowic gestand im Dcrkör zu, anfangs sozialistischen und dann anarchistischen Ideen gehuldigt zu haben. Später, als er in Belgrad mit dem serbischen Major Basic in Berührung ge kommen sei, habe sich in ihm ein Umschwung z umserbischen Nationalismus vorbereitet. Nachdem er aus der Sozialistengruppe Les Blattes „Glas Slobode" hinausgedrängt worden sei, habe er sich nach Belgrad begeben, wo er ein überzeugter ser bischer Nationalist geworben sei. Das Ziel, das er sich vorgesetzt habe, sei die ge waltsame Losreißung der südslawi. schen Länder von Oe st erreich-Ungarn und deren Vereinigung mit Serbien gewesen. Er sei zum ersten Male auf den Ge danken gekommen, Franz Ferdinand zu er- mor'den, als ihm ein Zeitungsausschnitt zugesandt wurde, auf dem stand, daß der Thronfolger nach Serajewo kommen werde. Diese Nachricht habe er auch Princip mitgeteilt, der ihm zugeredet habe, gemeinsam mit ihm den Anschlag auszuführen. Cabrinowic sei hauptsächlich darum darauf ein gegangen, weil in Belgrad allgemein behauptet wor den war, der Thronfolger sei der Führer der Kriegs partei, die Serbien «robern wolle. Der Angeklagte gestand, gewußt zu haben, daß der Verein Naroda Obrana den großserbischen Ten denzen diente. Princip hat ihn mit dem Beamten der serbischen Eisenbahnen Ciganowic bekannt gemacht, der ihnen Waffen und Bomben liefern sollte. Ciganowic habe jedoch erklärt, er habe selbst keine Mittel, um Browningpistolen anzuschaffen, und werde sie deshalb an Major Taskoic weisen. Inzwischen Hütten Princip und Cabrinowic auch Grabez für ihr Vorhaben gewonnen. Grabez sei zu Taskoic gegangen, der ihn gefragt hätte, ob sie entschlossen seien, den Anschlag auszufiihren. worauf sie von Ciganowic vier Revolver erhalten hätten. Ciganowic habe auch Grab«z und Princip im Schießen unterrichtet. Vor seiner Abreise nach Bosnien habe ihm Ciganowic sechs Bomben und Zyankal i übergeben. Beim Abschied habe er Princip ein Schreiben an den serbischen Major Popowic in Schabatz übergeben. Don diesem seien sie sodann empfangen und mit falschen Legitimationen auf der Bahn nach Loznitza befördert worden. Hier habe sie der Platzhauptmann Prvanowic empfangen und Princip und Grabez dem serbischen Finanz aufseher Erbic zur Beförderung Uber die bosnische Grenze übergeben. In Tuzla sei Cabrinowic mit Princip und Grabez zusammenqetrofsen, und dann mit ihnen nach Serajewo weitergefahren. Zn Serajewo habe Danilo Jlic alle Verschworenen zusammengebrachl und Waffen und Zyankali unter sie verteilt. Der Ange'chuldigte gestand, daß er gegen das Automobil des Thronfolgers eine Bombe ge worfen habe, in der Absicht, ihn zu töten. Er gab auch an. daß er im Monat April durch den Direktor einer Druckerei Civojin dem serbischen Kronprinzen vorgestellt wurde und mit ihm gesprochen habe. Den Inhalt des Gespräches wollte der Angeklagte jedoch nicht verraten. vtb. Petersburg, 1>1. Oktober. Prinz Oleg, Sohn des Großfürsten Konstantin, ist gestern der Verwundung, die er im Kampfe erhalten hatte, erlegen. vtb. Turin, 12. Oktober. Die „Stampa" meldet aus Vari: Valona ist bereit, Essad Pascha 2000 Mann zur Besetzung von Skutari zur Ver fügung zu stellen. Rom, 13. Oktober. Kardinal Pietro Gaspari ist zum Staatssekretär des Heiligen Stuhles ernannt worden. Unsere geftrtg« Abendausgabe umfaßt 4 Seit««, die vorliegende Ausgabe 12 Seiten, zusammen 16 Seiten. damuschriftlesier: Tlrrntz. Tdeltenbereer. verantwortlich? Schriftleiter: sür Politik Dr. Arno Günther; - die dandck«,eiiung Walthrr Lchin»l«r; für Leimiger und sächsische «ngeleoenheitcn «rnsl» Jiink; Mr »unst und Wissen- Ib-st Dr. -riebrich Lrbrrcht; sitr Musik Buge« re«nltz; Hertel I. -aarlrl»: sür die Reise». Bäder» und Berkebrtteitung «n»»t» M«tz«r. — Sür de» An,ei,en,rjt Heiler. Balser. Verl»«! <»»»»««„ »««»blatt, M«sellsck»<>st mit bespickter baftnn,. Druck: tztscher L stilrstrv Sämtlich in Leibst»- Huschristen sind «tcht periSnlich ,u «dreisteren, sondern an d«n Verlag di« Nrdaksion oder die (SeschästSsielle de« Leimiger Togebiatte«, Äesellschait mit beichrSnkter dostung, zu richten. Unbeel«»,ten vl « n «skri » t r » ist stet« da» Rück» «V- Wir «usbew-hnem« iM «H-Mb. Mrd IchM v» < Gpetbr tll«nmn»MN