Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.10.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19141014018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914101401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914101401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-14
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Kunst- Wissenschaft und Unterhaltung Der Zoll tzvökr und -ie Schweiz. Die „Neue Züricher Zeitung" widmet der Ent« gegnung deutscher Kulturträger gegen Hoolers Unter zeichnung des französisch-schweizerischen Protestes einen eingehenden und im ganzen nicht unsachlichen Aussatz Sie jucht ihn zwar zu entschuldigen, tut dies aber in einer Weise, die ihren uns wohl gesinnten Standpunkt klar erkennen lässt. Sie schreibt: „Hodler ist das Objekt scharfer Angriffe in der deutschen Presse geworden, weil er einen Protest gegen die Beschiessung von Reims unterschrieben hat Dieser Protest ging von der „Tribüne de Gensve" aus, kam also aus der Stadt, die Hodlers zweite Heimat ward, in der er schafft, nut der er völlig verwachsen ist; das Französische ist seine Um gangssprache, das Hochdeutsche macht ihm unver kennbare Mühe, während er seinen Berner Dialekt nicht vergessen hat. Der Protest wurde inszeniert, bevor die genauen Kunden über die wirklichen Tat bestände vorlagen. Wir haben diese Kundgebung lebhaft bedauert, eben weil sie gleich in der ersten Aufregung über die von der französischen Regierung und der ihr dienenden Agentur sofort in die Welt posaunte angebliche völlige Vernichtung der Kathedrale, die nur noch eine Ruine sei (also etwa wie das Heidel berger Schloss), ins Werk gesetzt worden war. voll ends bedauerlich aber war die Fassung des natürlich französisch stilisierten Protestes: „Die Unterzeichne ten, Bürger der Schweiz, heftig erregt durch das ungerechtfertigte Atrentat aul die Kathedrale von Reims, das der absichtlichen Verbrennung der histo rischen und wissenschaftlichen Reichtümer von Löwen folgt, mißbilligen mit alter Energie äs toukc^ wurs torees) einen Akt der Barberer der die ganze Mensch heit in einem der edelsten Zeugen ihrer moralischen und künstlerischen Größe trifft." Die „N. Z. Ztg." begründet dann psychologisch: „Künstler sind in ganz besonderem Mage Tempera- menlsmenschen; sie lassen sich mehr von Impulsen als vom Räsonnement leiten; sie wägen nicht lange sorg fältig ihre Meinungen ab twas übrigens zurzeit auch sehr gelehrten Herren passiert, die sich in öffentlichen Aeußerungen mehr vom Affekt als vom kritisch prüfenden und ruhig sichtenden Verstand leiten lassen). In den Genfer Kreiien, in denen Hodler verkehrt, hörte er sicherlich nichts anderes als die Ansichten, wie sie die Genfer Presse äußerte; sie an den Aus sagen anders Denkender, besser Unterrichteter zu kon trollieren, sehlie ihm wohl die Gelegenheit wie auch die Möglichkeit vergleichender Zeitungsstudien; zu dem ist Hodler nie ein leidenschaftlicher Leser ge wesen. 2hm brannte nur die Kunde von der so strikt behaupteten Zerstörung der Reinner Kathedrale in seiner Künstleneele; übrigens: Wem, dem die Kunst eine heilige Sache ist, zitterte nicht bei der ersten Kunde von der Beschießung der Stadt Reims das Herz? Der Wortlaut des Protestes war ihm sicherlich ganz gleichgültig; er hat ihn wohl kaum gelesen; ihmgenügte es: ein Kunstwerk oberster Ordnung ist in Todes gefahr, um ihm den Protest begreiflich und berechtigt erscheinen zu lassen. Gewiß wäre es richtiger und klüger gewesen, erst genau nachzusehen, unter welche Vernehmlassung er seinen Namen setzte lallerdings! D. Red.); aber gerade das ist nicht Künstlerart. Daß rn der heutigen Kulturwelt überhaupt noch Möglichkeiten vor handen sind, die ein Kunstwerl erster Größe der schwer sten Schädigung, wenn nicht gar der Vernichtung durch Menschenhand oder Menschentechnik preisgeben, das will wohl nicht bloß einem Künstler, der selbst mit der ihm verliehenen Begabung solche einzigartige Werke schafft, nur schwer in den Kopf; ich denke: wir alle wünschen, daß dem nicht so wäre, mögen wir nun prmzipielle Gegner des Krieges sein oder nicht. Ausdrücklich sei aber nochmals betont, daß wir den Protest in seiner Deutschland und sein Heer grundlos verdächtigenden und herabwürdrgenden Fassung durchaus nrcht billigen und aufrichtig be dauern, daß so viele in der überwiegenden Zahl in der Westschweiz lebende angesehene, gebildete Män ner der Kunst, Literatur, Wissenschaft dem Protest in dieser Fassung ihren Namen geliehen haben." Run geht die Schweizer Zeitung auf Hodlers Persönlichkeit über und weist die Behauptung zurück, daß deutsche Federn ihm erst seinen Ruhm begründet hätten. „Hodler hat nie den Ruhm gesucht, er ist einzig seinem Genius gefolgt; der Ruhm ist zu ilM gekommen krast seiner Schöpfungen, die neue Wege einschlugen, eine neue Monumentalkunst brachten. Daß diese Monumental kunst zu zweien Malen — in Jena und in Hannover — «ich in den Dienst einer gewaltigen Ausgabe stellen konnte, das gereicht der Einsicht privater Kreise in Jena, wie des Hauptes der Munizipalität in Han nover zu bleibender Ehre: sic suchten unl^fanden den rechten Mann für den rechten Platz. Sie fragten dabei nur nach der künstlerstchen Potenz Hodlers, nicht nach seiner spezifischen politischen Gesinnung — die Universität Jena war groß genug, auch einem Rodin den philosophischen Ehrendoktor zu verleihen —, nicht nach seiner Landes mgehörigkeit und seinem Idiom." Viel zu scharfe Töne schlägt die Zeitung allerdings dann für die deutichen Entgegnungen an, die doch selbst, wenn sie psychologisch allzu sehr zu gespitzt wären, auch psychologisch recht begreiflich sind. In Zukunft ist es wohl am besten, wenn ein Künstler von der Bedeutung Hodlers, ehe er urteilt, sich über die Tatsachen aus sicheren Quellen unter richtet. Soviel Verantwortungsgefühl müßte er haben, bevor er mit seinem Urteil die Ocffentlich- keit sucht. Nur so werden leidige und schwer vergeßliche Mißverständnisse vermieden. So erfreulich das Ver- mitllungsbedürfnis der „Neuen Züricher Zeitung" ist, die häßliche Tatsache schafft sie nicht aus der Welt. Kunst und Wissenschaft. Leipzig, 14. Oktober. * Zwei Musikabende. „Helfer überall" — und so gesellen sich vornehmlich die Künstler zu ihnen. Im Zentraltheaterfestsaal lauschte ein überaus zahl reiches Publikum dem Meister Willy Bur inester, der der Leipziger Kriegsnotspende einen beträchtlichen klingenden Beitrag erspielt haben mag. Der ausgezeichnete Künstler hatte mit bekannten Werken einen neuen großen Erfolg; Beethovens Kreutzer-Sonate begann, Mendelssohns Violin konzert folgte und kleine, bearbeitete Stücke, ohne die ein Burmcster-Konzert nun einmal nicht denkbar ist, machten nebst Sarasates Zigeunerweisen den Be schluß. Aufs neue führte der ausgezeichnete Geiger sein eminentes Können in technisä-er wie auch gei stiger Beziehung siegreich ins Gefecht. Wiederum ent zückte der wundervolle Gesangston und die durchaus musikalische Behandlung einer jeden Haupt- und Nebenlinie, und wieder mochte man staunen über die spielende Bewältigung aller und jeder Schwierig keit. Ueber den Geiger steht hier sozusagen immer der Musiker, dem jede Phrase und Passage zu leben digstem Gefühlsausdruck wird. An dem gewaltigen Beifall durfte mit Recht auch Herr Emerie Kris teilnehmen, der sich als trefflichen Kammermusik spieler und fein empfindenden Begleiter auswies und zudem auch Gelegenheit fand, mit einigen Stücken von Chopin und Liszt sich Sympathien zu er werben. Im Zeichen des Roten Kreuzes stand das von Frl. Martha Oppermann und Herrn Paul Schramm veranstaltete Konzert. Auch hier im Kaufhaussaale fanden sich viele und dankbare Hörer ein. Die oben genannte Künstlerin hatte Gesänge alter und neuer Zeit, von Bach, Händel, Schubert, Reinthaler, Wolf, Schramm und Karg-Elert gewählt und wußte durch manch feine und wirkungsvoll an« gebrachte Nuance zu interessieren und in Gesängen mehr getragenen Charakters vornehmlich auch inner lich zu erwärmen, wie denn kaum zu verkennen ist, daß Umfang, Tiefe und Mannigfaltigkeit ihres Aus drucksvermögens gerade auf dem Gebiete des kleineren Genres, des bestimmt umgrenzten und in sich verharrenden Stimmungsbildes außerordentlich gewinnen. Don Herrn Schramm war früher bereits an dieser Stelle des öfteren die Rede. Daß einmal ja eine Sonate von Mozart (A-Dur) und Weber (As-Dur) auf dem Programm erschien, verdiente elensoviel Anerkennung wie die würdige Wiedergabe der Lisztschen Ricordanza Studie und Franziskus- Legende. Der Pianist zeigte sich gestern unfraglich von deutlich vorteilhaftester Seite. Was er darbot, war (gleich seiner musikalisch charakteristischen Lieder begleitung) fein abgetönt und in künstlerischem Sinne durchgehend anziehender und erfreulicher Natur. Ebenso erfolgreich erwies sich das eifrige Bestreben, nach Möglichkeit tief einzugehen auf den Gehalt einer Tondichtung und ihr auch stilistischerseits zu Recht und Wirkung zu verhelfen. — Die herrschende Kriegszeit verlieh auch dem Kaufhaussaal eine be sondere Pysiognomie. Viele Krankenschwestern waren zugegen und zahlreiche Krieger, verwundete wie ge ¬ sunde, lauschten andächtig den trefflichen musikalischen Darbietungen. L. 8. * Schiller-Verein (Literarische Gesellschaft« zu Leipzig E. V. Die Dichter-Abende 1914 15 werden wie in früheren Jahren im Saale des Städtischen Kaufhauses stattfinden. In Anbetracht der Zettver- hältntsse werden jeooch keine Karten für die Gesamt- reihe ausgegeben, sondern nur Karten für jeden ein zelnen Dichter-Abend zu beträchtlich ermäßigten Preisen. Diese sind, wie früher, für die Mitglieder in der Llnckeschen Buchhandlung. Burgstraße. zu haben, für andere Besucher in der Serigschen Buch handlung, Neumarkt. Diejenigen Mitglieder, die sich ihre Plätze für alle Dichter-Abende sichern wollen, werden gebeten dies am 14. und 15. Oktober in der Linckeichen Buchhandlung vormerken zu lassen. Der Kartenverkauf beginnt am Iß. Oktober in beiden Buchhandlungen. Ain ersten Dichter-Abend Mittwoch, den 21. Oktober, 8'§ Uhr adeiws, wird Clara Vie big aus ihrem Roman „Die Wacht am Rhein" ausgewählte Stücke, verlnüpft durch eine fortlaufende Inhaltsangabe der Dichtung, vorlragen. Ausführliche Prospekte sind unentgeltlich in der Linckeschen Buchhandlung sowie in der Serigschen Buchhandlung zu haben. * Die Theater im Kriege. Nach einer uns über mittelten Statistik der Bühnengcnoisenschaft wird in der Mehrzahl der deutschen Hof- und Stadt theater bereits ges pielt, während einige die Eröffnung der Saston planen. Di: Verträge gelöst und den Betrieb eingestellt haben u. a. Aachen, Augsburg, Bamberg, Barmen, Bautzen, Bielefeld, Heilbronn, Hildesheim, Koblenz, Luzern, Plauen, Rostock, Saarbrücken. St. Gallen, Ulm, Würzburg. * Eine Kriegespend« der Nicharo-Wagner-Stif- tung. Die Richard-Wagner-Stiftung in Bayreuth hat von den durch den Kriegsausbruch an Stiftungen eingetretenen Ersparnissen 4000 _t( dem Deutschen Bühnenoerein uird 8009 der Genossenschaft deutscher Bühnenan gehöriger überwiesen. * Der dritte Bismarck-Band in der Bank von England? Das „B. T." schreibt: Es ist lange be stritten und ichließlich zugegeben worden, daß von Bismarcks „Erinnerungen" ein dritter Band volhanden jei. Don Zeit zu Zeit wurde dann immer wieder die Forderung nach Veröffentlichung des dritten Bandes laut. Diesen Erörterungen wurde vor noch nicht sehr langer Zeit dadurch ein Ziel gesetzt, daß auf den ausdrücklichen Wunsch Bis marcks verwiesen werden konnte, die Herausgabe des dritten Bandes einer späteren Zeit vorzubehalten. Die Manuikriote, hieß es damals, seien von der Verlagsfirma Cotta der Bant von England zur Ver wahrung gegeben worden. Dieser Meloung ist da mals nicht widersprochen worden. Wir hätten also heute init der merkwürdigen Tatsache zu rechnen, daß unseres Reichsgründers letztes historisch-literarisches Werk im Besitze unseres Feindes ist. Daß darüber Bismarcks Nachkommen oder der von ihnen als Hüter dieses Bismarck-Erbes bevollmächtigte Verlag nicht sehr erbaut sein werden, ist begreiflich. Anderseits darf wohl angenommen werden, daß dies Kleinod unberührt in den Stahlkammern der Bank von Eng land bleiben werde. * Die Deutschen und die Dänen. Aus Kopen hagen wird gemeldet: „National t ide nde" und „H o v e d st a d e n" protestieren gegen die von Karin Michaelis in der Wiener .Zeit" veröffent lichten Behauptung, der jüngeren dänischen Generation werde der Deutschenhaß ein geimpft. „Hovedstaden" schreibt: „Heule wüßten alle, die wirtlich die dänischen Verhältnisse kennten, daß weit eher das Entgegengesetzte der Fall geweien sei. Jahre hindurch habe man in Dänemark an der Annäherung zwilchen beiden Völkern gearbeitet und keinen Deutlchenhaß ein- geimpst. Das deutsche Volt glaube bas auch nicht. Der von Dänemark kommende deutsche Reuende habe den Eindruck, daß er hier mit einer Liebenswürdig keit behänden worden sei, die seine Erwartung über treffe. Kein deutscher Tourist werde wegen seiner Nationalität belänigt. Das sei die Wahrheit über den Deutschenhaß Dänemarks, wo man Geist, Kunst und Literatur der Deutschen bewundere, sich davon befruchten lasse und in hohen Tönen die deutschen bürger lichen Tugenden preße. Dänemark habe gern das gelernt, worin das deutlche Volk ihm als Meister erschien. Was etwa zwischen Deutschland und Däne mark liege, habe nichts mit Nattonalitätenfeinchchaft zu tun." * Eine Kundgebung der Unioersttät Berlin. Die Professoren der Wiener Universität haben aus Anlaß der Kriegslage eine Kundgebung an die Hoch schulen des Deutschen Reiches gerichtet. Auf das vom Rektor der k k. Universität Wien Professor Dr. Wett st ein v. Westcrsheim unterzeichnete ' Schreiben, in dem auf den gemeinsamen Kampf um gemeinsame Güter verwiesen wird, hat der Rektor der Berliner Universität in Vertretung Professor Dr. Kipp folgendes erwidert: Euer Magnifizenz! Di? Universität Wien hat aus Anlaß des schweren Kampfes, in welchem Oesterreich-Ungarn und das Deutsche Reich in unlöslicher Waffenbrüderschaft zu- sammenstechen. an unsere Hochschule einen ti:f« empfundenen bundcsbrüderilchen Gruß gerichtet. Die altberühmte Pflegerin deutsche' Forschung und Lehre kann gewiß sein, daß jedes Wort ihrer erhebenden Kundgebung in den Herzen all.-r Angehörigen der Berliner Friedrich-Wilhelms-Univerfirät begeisterten Widerhall findet. Einig mit der Wiener Schwester universität in der Zuversicht, daß der gemeiiisame Kampf zum Siege der gemeinsamen gerechten Sach? führen wird, spricht die Friedrich Wilhelms-Uni versität ihren aufrichtigsten Dank aus und sendet der Universität Wien in dem Bewußtsein unverbrüch licher Zusammengehörigkeit und beseelt von den Ge fühlen treuer Freundschaft, herzlichen Gruß. * Voclesungen übee Zeiningswesen. An der Darmstädter Technischen Hochschule hat für das bevorstehende Wintersemester der Redakteur und Fachzeitschrifien-Verleger Dr I. Friedrich Meißner angekündiat: Wesen, Bedeutung und Aufgaben der deutschen Fachpresse Mit Uebuncen im Redigieren von technijchen Fachzeitschri,ken U Stunde); Einrich tung und Betrieb großer Buchdruckercien. Mit Licht bildern und Exkursionen (1 Stunde) * Dr Hans Lang s. 2m September fiel im Kampf für Deutschlands Ehre und Freiheit Dr. Hans Lang, Vorstand der Großh. Badischen Saatzucht- anüalt Hochburg und Hauptmann dec Reserve im König!. Landw -Inf.»Regt. 121. Sein Too hat nicht nur rn Baden große Teilnahme hervorgerufen, son dern in ganz Deunchland und über «eine Grenzen hinaus beklagt man den viel zu frühen Heimgang dieses überaus tüchtigen und rastlos tätigen Mannes. Seinem unermüdlichen Eifer und «einer nie ver siegenden Taikraft verdankt Baden zum größten Teil die vermehrten Maßnahmen zur Förderung des Pflanzenbaues und insbesondere der Landespflanzen- zllchtung. Eine ausgedehnte Futterbauberatung, die er 1912 ins Leben ries, und die von den badischen Landwirten in großem Umfange in Anspruch ge nommen wird, wei«t in der kurzen Zeit ihres Be stehens bereits sehr gute Erfolge auf und verheißt in der Zurunft für Deutschland große Volkswirt- fchaftliche Bedeutung. Dr. Lang bat trotz seiner Jugend außerordentlich viel für die Wissenschaft und die Praxis der Landwirtichaft geleistet. Er war ein eifriger Mitarbeiter der Deutschen Landwirtschasts- gefellschaft und gehörte den Sonderausschüssen für Saatenanertennung, für Sortenbauversuchc und für Tabakbau an. Auf den Gebieten der Tabak-, Gras- und Kleezllchtung war er Spezialist. Auch der Ge sellschaft ur Förderung deutscher Pflanzenzucht war der Heimgegangene eines ihrer eifrigsten Mitglieder. O Deutsches Matrosenlieü. Heute wollen wir ein Licdlein singen, Trinken wollen wir den kühlen Wein, Und die Gläser sollen dazu klingen. Denn es muß, cs inuß geschieden jein. E:b mir deine Hand, deine liebe Hand, Leb wohl, mein Schatz, leb' wohl; Denn wir fahren gegen Engeland. Uni're Flagge und die wehet auf dem Maste, Sie verkündet uns res Reiches Macht; Denn wir wollen es nicht länger leiden, Daß der Englijchmann darüber lacht. Gib mir deine Hand, deine liebe Hand, Leb' wohl, mein Schatz, leb wohl; Denn wir fahren gegen Engeland. Kommt die Kunde, daß ich bin gefallen, Daß ich schlafe in der Meeresslut; Weine nicht um mich, mein Schatz, und denke, Für das Vaterland, da floß mein Blut. Gib mir deine Hand, deine liebe Hand, Leb' wohl, mein Schatz, leb' wohl; Denn wir fahren gegen Engeland. Hermann Löns s. ttre yunckett Lage. .!0s Rrman aus dem Jahre 1815 von M. von Witten. „Sie haben recht. Und doch, das meinte ich nicht. Ich dachte an den Augenblick, da die zurückgehende englische Armee Mout- Lt-Jean erreicht, - da unjere Ballerten ihr gegen über nördlich von BeUe-Allianee auffuhren und, den rüuwarls haltenden englischen Fuhrpark be- schieszeud, eine heillose Panik unter den Briten verursachten, so wie mir das," — er wandle sich gegen seinen Begleiter zu seiner Rechten — „Graf Bertrand geschildert." „Lo war cs, Sire." „Warum hat da der Marschall, sonst der tapserste meiner Tapferen, nicht sofort ange- griffen?" „Lire, er hatte keinen direkten Befehl." „Und wenn auch nicht! Gr war der Erste von uns beiden am Platze. Gr musste handeln." Gin Windstoß, von Regen geschwängert, fegt den dreien ins Gesicht und reisst dem Kaiser die Worte vom Munoe. Fester hüllt sich Napoleon in seinen Mantel. Und als siele ein Schlag schatten aus seiner Seele Tiefen über seine Züge, versinstert sich sein Gesicht. „Daran merk' ich's deutlich, baß mir die besten meiner Unterführer fehlen. Das Lchnksal hat mir doch viel ge nommen!" Wieder ein Windstoß. Napoleon sclmuert in sich hinein. Graf Bertrand blickt schweigend zu Boden. Philipp >o.nre aber scheint die letzten Worte über hört zu haben. „Lire — gestatten Lie daß ich den Marschall verteidige?" ruft er in seiner lebhaften Art, immer bemüht, überall das Gute herauszusiuden und ins rechte Licht zu rücken. Napoleon bejaht mit einer leichten Neigung des Hauptes. Ganz mechanisch. Aber sein Linnen weilt schon wieder bei den Gngländcrn: Werden die standyalten? Werden die morgen noch standhalten? „Der Marschall hatte keinen Befehl von Sw. Majestät, Wellington bei Mont-St.-Jean anzngreisen. Gr war eingeschüchtert durch seine bei QuairebraS begangenen Fehler; eingeschüch tert dadurch, daß er dort mehr glücklich operiert." Lv spricht Philipp von Gure auf Napoleon ein, der den forschenden Blick in die Ferne gerich tet, mit unbeweglichem Gesicht neben ihm schreitet. „Er wagte cs nicht, die Veranwor- tung auf sich zu nehmen und zog es vor, Euer Majestät Ankunft abzuwarten. Bedenken Sire" — nun stockt der General doch. „Was —?! Gin kurzer, kalter Seitenblick Napoleons. „Daß !" Philipv von Eures Stimme senkt sich. Langsam und zögernd kommen seine Worte. „Daß, wäre ein solcher Angriff miß lungen, der Marschall bei dem Verhältnis — bei dem Verhältnis, das ihn noch vor kurzem mit Ludwig XVIII. verbunden, vielleicht bei Euer Majestät in den Verdacht des — Verrates gekommen märe —" Napoleons Haupt führt herum. Drohen und Erschrecken steht in seinen Augen. „Welch ein monströjcr Gedanke!" „Verzeihung, Lire, daS war des Marschalls eigene Befürchtung. Und so unbegründet an sich sie auch sein mag, angefichts des Verhaltens von Marmont im Vorjahre, angesichts des Ver haltens von General Bourmont vor 'wenigen Tagen, wäre — und sei cs auch nur in der Meinung der Truppen -- auch vielleicht ein Verrat als möglich erschienen." Napoleon blickt gradaus. In ehernem Schweigen. Ter Sturm peitscht ihm von neuem den Regen ins Gesicht. Gr jchauert oou neuem in sich hinein. Aber nicht vor Wind und Nässe. Wie unsinnig dieser Gedanke. Und doch, daß er überhaupt gedacht werden konnte! Wankt ihm der Boden denn wirklich unter den Füßen? Ist sein Thron wirklich auf so schwankenden Läufen erbaut, daß man ihn über, all von Verrat umlauert glaubt? Wciterschrei- tend senkt er die Lider über die Augen. Ein Ausruf der Freude rüttelt ihn auf. „Sire! Lie halten stand! Dort drüben bei Mont-St.-Jean die tauge Kette der feindlichen Biwatfeuer!" Bertrand ruft es aus. Napoleon hat jäh daS Haupt erhoben. Ec steht still. Mit geblähten Nüstern, den Kopf weit vorgebeugl, trinkt sein Auge förmlich das schöne Bild. Feuer an Feuer — von West nach Ost — in endloser Reihe. Triumph, Heller Triumph tritt in feine Augen. „Sie halten stand! Sie entziehen sich mir nicht mehr! — Morgen um diese Stunde werden sie vernichtet sein!" Da — ein schriller, durchdringender Eulen schrei. Nachtvogelflngel schlagen. Gin schwerer Körper flattert durch die Luft. Napoleons Hut fällt vom Haupt. Philipp von Gure schlügt nach dem Tiere. Hohnlachend fliegt cS ins Dunkel hinein. Einen Augenblick steht der Kaiser wie ge bannt. Mit großen starren Augen. Ein ungeheu res geisterhaftes Etwas schreitet da aus der Nacht gegen ihn heran. Mit atemraubenden Händen greift es nach seiner unerschrockenen Seele, droht ihn zu ersticken. Da rasst er sich jählings auf, schüttelt es von sich ab mit zor niger Gewalt. „Kommen Lie, meine Herren," ruft er laut. „Die Befehle zum Angriff müssen sofort aus gefertigt werden!" He Langsam ringt sich die Lonne des 18. Zum durch graue Regenwolken. Aus einer Anhöhe bei Rosomme. etwa tausend Meter südlich des Vorwerts Belle-Allcance, hält Napoleon auf seinem arabischen Pferde. Neben ihm einige Herren seines Ltabes. Auch Marschall Ney ist unter ihnen und General von Eure. DaS sonst so kalt verschlossene Autln; Na- poleons crlstllt ein Leuchten stolzer Befriedigung. Hier fühlt er sich wieder so ganz in seinem Element! Leint Gruppen, die auf der breiten, wohlgepflegtcn Ltraße von Genappe nach Belle- Alliance an ihm vorüberzc h n, umjube!» voll heißer Kampfeslust ihren Abgott, ihren Kaiser. Was tut's, daß sie die regenschwere Nacht unter freiem Himmel durchwachten? Heute — heute führt er sie oou neuem zu Ruhm und Sieg! lind des Kaisers dunkles Auge ruht mit triumphierendem Glanze auf seinen Heeren; auf der prächtigen Reikerei, aus ocr straff geschulten Infanterie, ans Kürassieren und Grenadieren, auf Dragonern, auf den Jägern zu Pferde, auf den Ulanen. Tie Trommeln rasseln. Die Trom peten schmettern. Alte Lchlachuceder, in lausend Liegen gelungen, rauschen von den Musitbandcn begleitet au Ohr und Seele oes Kaisers vorbei. Die Fahnen — die Fahnen wehen und flattern. Lie neigen sich huldigend vor dem Sieger so vieler Schlachten. Was lst auf ihren Bändern zu lesen? Lodi Ulm — Austerlitz — Jena — Gylau — Wagram —! Leine außerordent liche Verganheit zieht mit diesen Trophäen an seinem geistigen Ange vorüber. Und der Glanz der Erinnerung, der Glanz der Gegenwart ist so strahlend, so blendend und berauschend, daß er jede trübe Vorahnung, iedc geheime Sorge der letzten Woclien verschlingt, daß kein gespen stiges Bangen mehr sich an seine Seele heran schleicht. Mit diesen Truppen muß er siegen! Er nüntl. Er grüßt. „Vivo I'ompcrsur! Vivo l'ompc-reur!" umbraust und umbrandet's ihn wie ein jauchzendes Meer Die Fahnen wehen und flattern — ,,Ein wund... .es Schauspiel!" kommt cs fast nnwill.ürlich aus Philipp von Eures Munde, der auf seinem Falben seitwärts hinter Napoleon hält. Leine braunen Lonnenaugen hängen voll abgöttischer Verehrung an seinem Gebieter. „Wer Hütte das gedacht vor wenigen Wochen rn Elba!" Der Kaiser wendet das Haupt ihm zu. Ein Lächeln, so überaus selten bei ihm, kräuselt seine feinen Lippen. „Ja, General! — Damals und heut'! Ich denke, ick; darf an meinen Stern noch glauben! Die Erde scheint stolz zu sein, so viele Brave zu tragen. Und all diese Braven smd mein!" (Fortsetzung in der Abendausgabe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)