Volltext Seite (XML)
kriegssieuern für französische Stä-te. Kopenhagen, 8. September. Dia deutschen Be» Hörden haben, wie „Berltnske Ttdend«" gemeldet wird, Lille 7 Millionen, Amten« '/« Millionen, Lens '/. Millionen und Armentter»(?) Mil» lion Franken Kriegskontribution auferlegt. plötzliche Abreise -es spanischen Gesandten in pari». Kopenhagen, 8. September. Aufsehen erregt in Paris der plötzlich verfügte spanische Bot« schafterwechsel. Der bisherige Botschafter Billa-Urratia reiste unerwartet, ohne sich von dem französischen Präsidenten und der Regierung zu ver abschieden, nachEngland ab. Die Presse betont, in der Geschichte Frankreichs sei dies das erstemal, daß der diplomatische Vertreter einer fremden Macht Hals über Koos ohne offizielle Verabschiedung Paris verläßt. Urratias Nahfolger ist Valtierra, kein Diplomat, sondern Militä r. französische -Gutscheine". Mülhausen i. Elsaß, 8. September. Die fran zösische Militärbehörde hat in unserer Stadt ein unangenehmes Andenken hinterlassen. Zwar haben sich hier die Truppen keine Greuel- taten und Grausamkeiten zuschulden kommen lassen, aber die Militärbehörde hat bei verschiedenen Ge schäftsleuten und Warenhäusern große Einkäufe gemacht, die zu begleichen sie vergaß. So wurden Wagen voll Hemden, Unter hosen, Socken und Bettdecken, vor allem voll Schuhe erworben, die den Soldaten zur Verfügung gestellt wurden. Allgemein freute man sich, daß unsere Kauf- und Geschäftsleute in dieser schweren Zeit, in der Handel und Wandel fast ganz da- nicderlicgcn. durch die Einkäufe ein gutes Geschäft machen würden, da nicht lange gehandelt und ge marktet wurde. Als es aber ans Bezahlen ging, erhielten die Verkäufer einfach Gut scheine, mit denen sic an die Stadtverwaltung verwiesen wurden. Unsere ohnehin schon arg mit genommene Stadt wird somit — wenigstens vor läufig — für alle diese Ankäufe, die zwischen HO 000 und 60 000 .K betragen, «ufkommen müssen. Prinz Ernst von Sachfen-Meiningen aus -er Kriegsgefangenschaft befreit. Berlin, 8. September. (Eigener Draht oer icht.) Prinz Ernst von Sachfen-Mei ningen, dessen schwere Verwundung und Ge fangenschaft gemeldet ist, soll unverletzt sein und sich in der Festung Maubeuge in fran zösischer Gefangenschaft befinden. Die Weimarer Landeszcitung „Deutschland" veröffent licht folgendes Telegramm des Prinzen Georg von Sachsen-Meiningen an die Großherzogin von Sach sen-Weimar: „Ernst wurde aus Feldwache in Maubeuge Pferd erschossen. Er scheint un ver wundet und in Händen der Franzosen in Festung Maubeuge. Georg." Da Maubeuge gefallen ist, wird sich der Prinz nun wohl auch wieder in Freiheit befinden. Zum Untergang -es Kreuzers „pathfin-er". S Berlin, 8. September. lEig. Drahtbcricht.) ckcber den Untergang des Kreuzers „Pathfinder" wird weiter aus London gemeldet: Die Katastrophe geschah am Sonnabend nachmittag 4'/^ Uhr .zehn Meilen nördlich St. Abbs H e a d. Die Besatzung saß eben beim Mittagessen als das Schiff erschüttert wurde. Das Schiff neigte sich nach vorn, und einen Augenblick später ereignete sich eine furcht bare Explosion, die das ganze Schiff er- > schüttelte. Nach vier Minuten war der Kreuzer untergeqangen. Kriegsschiffe und ein Rettungsboot gingen sofort von St. Abbs Head nach der Unfall stelle ab und retteten den Kommandanten und eine Anzahl Leute. Die Mine scheint das Schiff in der Nähe des Magazins getroffen zu haben. Der Kreuzer hatte eine Besatzung von 268 Mann. Außer de ni Kommandanten sollen noch acht Offiziere gerettet worden sein. London, 8. September. (Ncudcrmcldung.) Der Kapitän und 50—60 Mann vom Kreuzer „Pathfinder" sollen gerettet worden sein. Oer „Vorteil" -es Rückzugs. Verschweigen lassen sich ja der Rückzug und die Niederlagen der Verbündeten auch in England nicht mehr, aber den Landsleuten den Kopf verdrehen — das kann ein Mr. French auch dann noch, wenn es nach normaler Ansicht nichts, eigentlich nichts mehr zu verdrehen gibt. So kann denn auch der folgende „strategische Bericht" nicht weiter wunder nehmen: London, 6. September. Der Kriegsberichterstatter des „Daily Chronicle" telegraphiert seinem Blatte, daß der Rückzug der verbündeten Armee vom Publikum s a l sch ausgefaßt werde. Diese Truppenbewegung sei zwar tatsächlich ein Rückzug gewesen, aber er biete den großen Vorteil, daß die verbündeten Armeen sich enger zusammen schließen können Sie werden dann eine Front in einem Halbkreis bilden, der sich von Abb ville südlich von Amiens in einem unregelmäßigen Halb rund bis zur Ostgrenze hinziehe. Dadurch würden die Kräfte der vereinigten Armeen so gesteigert werden, daß sie zu dem vernichtenden Schlag gegen die Deutschen l!) ausholen können. Der spstematisthe Völkerrechtsbrvch Englan-s. Wien, 8. Lcpiemoer. Das „Frcmdenblatt" schreibt: Es bestätigt sich, daß die englischen Militärbehörden in Aegypten die Vertreter Oesterreich - Ungarns und Deutsch lands aufgesordert Haven, Aegypten un verzüglich zu verlassen. Die beiden Diplomaten protestierten daraufhin gegen diese Verfügung, die schon deshalb völker rechtswidrig erscheint, weil Aegypten aus drücklich fein« Neutralität erklärt hat, -an- ab gesehen davon, daß eine solche Maßnahme nur von dem der Türkei tributären Khedive aus gehen könnte. Uebrigens ist besonders ch<. aktcri- ftisch.daß die Neutralitätserklärung Aegyptens auf Andrängen Englands erfolgt ist, dessen Militärbe hörden nun eine derartige flagrante Verletzung des Völkerrechts verüben. Dieses Vorgehen Eng lands, das sich so gern als Hüter internationaler Abmachungen aufspielt und den angeblichen Völkerrechtsbruch Deutschlands sogar zum Vor wande für feine Kriegserklärung benutzte, reiht sich würdig an die Kette ähnlicher Akte der englischen Regierung im bisherigen Verlause des Krieges an. Vie Z. englische Verlustliste. Aus Rotterdam wird gemeldet: Die 3. englisch« Verlustliste bi» zum 1. September enthält folgende Angaben: Getötet v Offiziere und .83 Soldaten. Verwundet 27 Offi ziere und 120 Soloatcn. Vermißt 59 Offiziere und 4558 Soldaten. Mit den beiden früheren Verlustlisten zu sammen ergibt sich eine Gesamtzahl von 15141 Mann, von diesen werden nicht weniger als 13 643 vermißt (d. h. also auf deutsch: gefangen! D. Red) Englische Minen! Frankfurt a. M, 6 September. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Stockholm: Der norwegische Dampfer „Fri" sah in den englischen Gewässern bei Blylh mehrfach schwimmende Minen. Die Mannschaft erklärt, die Schiffahrt bei chlimmer See und Nebel sei unmöglich. Jetzt werden die Engländer wohl nickst mehr die Frechheit haben, bei jedem Schiffsunglück, das sich durch schwimmende Minen ereignet hat, zu erklären, es seien deutsche Minen gewesen! Vie Seschießung von Ostende bevorstehen-. Aus No.'trrdüur w.ru gemeiner: Der „Nieuwc Rotterdam cl:e Courant" meldet aus A ust »San,, -afz deutiche Truppe» bet Melle Sie Belgier nach einem Bombardement zurück warfen. Tie Deut chen sieben nur roch einige Kilometer von Gent. Flüchtlinge ans L teu-e er klären in Blisiingei', das; die Beschieß» ug von Ostende bcvorstän-e. 30 Züge mit Flücht lingen fahren von Ostende ab. Rückkehr der Königin der Belgier nach Antwerpen. Die Königin der Belgier ist, wie au» Holland gemeldet wird, nun tatsächlich nach Antwerpen zuriickgckehrt. Die belgische Negierung wagt zu protestie en! Die spanische Botschaft in Rom teilt der dortigen Presse mit, daß die belgische Regierung durch die Vermittelung der ipanijchen Botschaft in Berlin an Deutschland eine Protestnote gerichtet habe. Die Protestnote ergeht sich in Anklagen wider die angebliche deutsche Grausamkeit und schwört, daß die belgische Negierung den Frank- tircurkrieg verboten hätte. Aber woher hatten die Bauern in den Dörfern dann die Waffen? Vie Lage in Löwen. Daß Löwen keineswegs vollständig vernichtet und eingeäschert ist, beweist auch ein von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ab gedruckter Aufruf des diensttuenden Bürger meisters von Löwen, der in beiden Landes sprachen angeschlagen worden ist. In diesem Auf- ruf ersucht der Bürgermeister im Einvernehmen mit der deutschen Militärbehörde die Einwohner von Löwen in die Stadt zurückzukehren und ihre gewohnte Beschäftigung wieder aufzunehmen. Frankfurt a. M., 8. September. Der Sonder berichterstatter der „Frankfurter Zeitung" meldet aus Aachen: Bei eingehender Besichtigung Löwens konnte ich mich überzeugen, daß die Stadt zu vier Fünftel unversehrt ist. Die Anzahl der zer störten Häuser überschreitet schwerlich ISO.. Vor allem das schöne Rathaus, das durch die Baugerüste für die imGang befindlichen Rcstaurationsarbeitcn doppelt leicht entzündbar schien, ist durch die An strengung der deutsche.» Soldaten vollständig unbeschädigt erhalten. Man sprengte Lichtun gen in die angrenzenden Häuserblocks, um das Rat haus zu isolieren. Vond er gegenüberliegenden Kathedrale ist, vom Flugfeuer angestetck, nur der Dachstuhl abgebrannt. Das Innere, bis auf einige kleine Löcher in den Ecwölbcdccken, ist unbe schädigt. Weder die Gemälde, noch die Kirche und der Kirckzenschatz haben gelitten. Während des Brandes brachten deutsche Offizier« das Altargemälde von Dirk Bouts und von Rogier van der Wcydcn und andere ins Rat haus, wo sie sich jetzt befinden. Bedauerlicher weise konnte die ebenfalls durch Flugfeucr in Brand geratene Bibliothek nicht gerettet werden. Aber das ist der einzige unersetzliche Verlust. Die zerstörten Häuser sind zum größten Teil moderne Bauten, ohne künstlerische und historische Bedeutung. Die gothischen Universitätshallen sind äutzerlich erhalten. Am stärksten betroffen ist die Bahnhofsstraße mit ihren Seitengäßchen, die Straßen von Namur, Tirlemont und andere. Man sieht überall, daß es sich nur um Häuser gehan delt hatte, aus denen geschossen worden war; denn in jeder Straße blieben Häuser stehen. Nach der Rückkehr fängt man wieder an, sich dem gewohn ten Leben hinzugeben. Im Einverständnis mit den Militärbehörden nimmt die Stadtverwaltung die Wiederherstellung der öffentlichen Dienste in Angriff. Eine amerikanische Unfreun-lichkeit. Der amerikanische Gesandte in Brüs sel ernannte den Bürgermeister von Brüs sel, Max, zum amerikanischen Lega tionssekretär, um zu verhüten, daß er als Geisel -urLckgehalten wird. Di« Stadt ist in ein zelne Bezirk« ringeteilt worden. Jeder Bezirk hat seine eigene Bewachung und ist für Unruhen inner halb seiner Grenzen verantwortlich. Mr können uns nicht denken, daß der amerika nische Gesandte vom Präsidenten Wil on zu dieser Er- nennung ermächtigt worden ist. Die Grganisation -er Zrankttreurs. o Berlin, 8. September. lEig. Draht Mel dung.) In ekner hiesigen öffentlichen Kriegs gerichtssitzung gegen französische Franktireurs wurden interessante Angaben über das französische Franktireurwesen gemacht. Zwei Monate vor de» Mobilmachung versandte der Spe zialkommissar von Französisch Avricourt in sc nein Bezirk an die Bürgermeister Zirkulare, durch die die Gemeinden aufgesordert wurden, eine Bür st e r w c h r zu bilden und diese mit Schußwaffen auszurüsten. Italienische Sagen. Italienische Bcärter berichten von russischen Streitkräften, die von Archangelsk zu Sch ff auf den westlichen Kriegsschauplatz gebracht worden wären. Die Zahlen schwanken zwischen 100 000 und 250 000 Mann; ebensowenig sind sich die Blätter dar über einig, wohin diese fabelhaften Truppen gebracht wurden. Die einen behaupten, sie seien nach Eng land gebracht worden, die anderen behaupten auf französischen Boden. Wir möchten onn^hmcn, daß es sich hier um die Riesenseeschlange der Kriegs zeit handelt. Die polnischen Legionäre in Wien. Wien, 8. September. Unter zahlreicher Be teiligung von Würdenträgern fand, gestern nach mittag unter patriotischen Kundgebungen des Publi kums die Verabschiedung und der Ab marsch der er st en Kompanie pol nischer Legionäre nach Krakau statt. Der Obmann des Palenkomitces, Herrenhaus mitglied Zgorski, hielt eine Ansprache, die mit einem dreimaligen Kaiserhoch schloß. An den Kaller wurde ein Huldigunorrelegramm abgeschickt. Auf dem Wege zum Bahnhffe zogen die Legionäre vor dem Kriegsministerium vorüber. Auf dem Bahnhofe vcrabsch'cdete der Vizepräsident des Roten Kreuzes, Baron Beck, die Legionäre, die bewiesen, daß der Kampf, den die Mon archie und ihr Bundesgenosse ausgenommen bä ei, um eine gerechte Sache gefübrt werde. Die Abfahrt erfolgte unter Absingen der Kaiserhymne und natio naler Lieder. Telegramm -es Kaisers an -ie Sta-t Münster. Münster i. W., 8. September. Auf ein vom Ober- dürgermeisier Jungebladt namens der Stadt Münster an den Kaiser gericktetes Ergebenheils- telegromm ist folgende Drahtantwort ein getroffen: „Ihnen und der Bürgerschaft Münsters meinen herzlichsten Tank für das treue Gedenken am gestri gen Tuge, den Ich in Ihren Mauern ver leben zu tonnen gehofft hatte Kott schenke unserm Volke in Wuffen, besonders auch den tapferen Söhnen der rolen Erde, weiterhin Kraft und Zuversicht im Kampfe wider alle Feinde unteres teuren Vaterlandes. Wilhelm Ii." Zur Rückkehr ostpreuftischer Flüchtlinge. Berlin, 8. September. (Amtlich.) Anfragen ost- preußischer Flüchtlinge wegen der Möolich- keit der Rückkehr in die Heimat sind tünftig zweckmässig in allen Gegenden, wo Flüchtlinge in großer Zahl sich auihalten, also in Groß-Berlin und de» Regierungsbezirke» Danzig, Marienwerder. Köslin. Stettin. Frankfurt a. O. und Potsdam, ausschließlich an die Landräte der Aufent haltsorte (in Stadtkreilen an die Oberbürger meister, in Groß-Berlin an das Kricgsdureau des Berliner Polizeipräsidiums) zu richten. Diese Amts- stellen werden in den Stand gesetzt, die Anfragen zu beantworten. Anfragen aus jonstigen Landes teilen, in denen sich vereinzelte onpreutzische Flücht linge aufhalten, werden an das Kriegsbureau des Berliner Polizei-Präsidiums zu richten sein. Die Nachfrage nach deutschen Ansiedlern zwecklos. Berlin, 8. September. lW. T. B.) Dem Reichs- kolonialamt gehen täglich zahlreiche Anfragen Uber die Möglichkeit einer Post- oder telegraphischen Verbindung mit den Schutzgebieten und nach dem Schicksal der Ansiedler zu. Wie bereits von der Reichspestverwaltung bekannt gegeben worden ist, besteht zur Zeit keinerlei Mög lichkeit, mit einem der deutschen Schutzgebiete Afrikas oder der Südsee in Verbindung zu treten. Anfragen über das Befinden oder den Verbleib von Angehörigen in den Schutzgebieten sind daher zur Zeit zwecklos. Kein Bedarf an Beamten für die Zivil verwaltung Belgiens. Berlin, 8. September. tW. T. B.) Trotz der unter dem 1. September erfolgten Bekanntmachung, daß der Bedarf on Beamten für die Zioilverwaltung Belgiens voll gedeckt ist, gehen beim Reichsamt des Innern täglich noch Hunderte von Gesuchen ein. Es wird daher nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß derartige Eingaben zwecklos sind und daß eine Beantwortung der Gesuche bei der gegenwärtigen Belastung des Reichsamts de» Innern nicht stattfinden kann. Russische Tücke. Dem Briefe eines Berliners von d«r Lstgrenze entnimmt der „Berl. Lokalanz." folgendes: Die Russen Hatice» bei dem Gefecht etwa zwei hundert Tote und Verwundete. Unter ihnen befand sich auch ein russischer Leutnant, der an der linken Hand verwundet war. Er hatte noch einen Revolver in der Tasche. Zwischen den Verwundeten bewegte sich ein deutscher Oberst, der die Russen ausfragte. Er wurde hinterrücks von dem russischen Leutnant erschossen. Jetzt mußte der russische Leutnant sich selber fein Grabgraben und wurde von un» erschaffen durch fünf Schuß. Aum To-e -es Mg. Zrank. T Berlin, 8 September. (Eig. Drahtber.) Bon dem Abgeordneten Frank berichtet die »Voistsche Zeitung" in ihrem Nachruf. Bei der Neu organ iki e r u n g ,n unserer inneren Politik, die nach dem Krieg unausbleiblich sein wird, wäre Frank dringend von nöten ge wesen. Er hat sich selbst danach ge ehnt, die neue Zeit mit zu e.leben. Er schrieb das auch in einem Bries an eine Freundin wie folgt: „Ich habe den sehnlichsten Wunsch, diesen Krieg zu üverleven und dann den neuen Bau desReiches mitzumachen. Aber jetzt ist für mich der etnzigePlatz im Heere. Wlr sind alle freudig und siegessicher." Dieser Br>ef ist auch überaus kennzeichnend für den reinen, kindlichen Charakter Franis. Er schrelbt in einem anüe.en Briefe: „Der Gedanke an meine Eltern ist schmerzlich. Sie wissen, wie sehr ich an ihnen hcng. Aber ich habe schon mehr als einmal in entscheidenden Augenblicken meines Lebens ihnen wehe run müssen, und ich kann es nicht bereuen. Als ich vor 11 Jahren mich öffent lich zur Sozialdemokratie betannte und damit manche Brücke hinter mir avbrach, zer.örte ich sicherlich manche Hoffnung meiner guten, braven Eitern, aber ich mußte mir mein eigenes Leben zeigen. Jetzt geht's aber um mehr. Wenn nun die Deutschen nicht geschlagen werden ... Thristiania, 7. September. Die „Agence Haoas" teilt mit, daß der Negerboxer Jack Johnson freiwillig in die fr an üsische Armee ein getreten ist. Weitere Mel-ungen. In London erscheint eine französische Zeitung „Cri deLondres" (Chefredakteur de Chassaigne) in starker Auflage Der berüchtigte mexikanische General und einen tierte Rüulechaupimann Villa hat. wie der „D?iln Telegraph" mitteilt, aus Nogales telegraphisch e nen energischen Protest gegen die deutsche Kriegsführung nach New Park geandt. „Dian vergleiche", sagt er, „meine Methode zu fechten mit derjenigen der Deutschen. Tie Gedanken des Deutschen Kai ers über den Krieg sind keine mexi kanischen Ideen. Wenn seine Gedanken richtig sind, und ich unrecht habe, dann sage ich mit Genera! Sherman, daß der Krieg r ne Hölle ist." Die „Agence Havas" teilt mit, es seien alle Vor bereitungen getroffen, um dir Verbindungen mit Paris aufrecht zu erhalten. Falls die Telegraphen drahte zerschnitten würden, müßten die drahtlose Telegraphie und Brieftauben arbeiten. vom öjkerreichilih-ruPsthen Kriegsschauplätze. L. An der galizisch-russischen Grenze, 5. September. Ich komme soeben von einem 24stündigen Aus fluge in bas heilige russische Reich zurück. Ich habe hierbei, soweit dies mir möglich und erlaubt war, die Gebiete berührt, durch welche die Armee des Generals Dankt auf ihrem bisherigen Siegesläufe gezogen ist, zum Teil auch diejenigen, welche die Armee des Generals Auffenberg passiert hat. Gleich jenseits der Grenze trijft man auf die Spuren der kriegerischen Ereignisse. Die Wacht- und Zollgebäude der Russen sind verbrannt, der Dach stuhl eingestürzt, die Türen verkohlt, aus den Fenstern hat die Flamme geschlagen, und im Innern türmt sich ein Chaos von verbrannten Balken, ein gestürztem Mauerweck und den Resten ehemaliger Möbel. Solchen Brandstätte» begegnet man auch weiterhin am oem Wege. Die Soldaten erzählen, daß die Häuser zumeist von den Russen selbst durch Feuer zerstört wurden, manche gerieten freilich auch während der Kämpfe durch Artilleriefcuer in Brand. Außerhalb der besseren Straße, die durch mein Dorf nach einigen größeren Orten in Kongreßpolen und weiterhin führt (der Namen Kongreßpolen ist entstanden durch die vom Wiener Kongreß beschlos sene Abtretung dieses Teiles von Polen an Ruß land). gibt es noch einr A..zab: Feldwege. Diese l .'. finden sich jedoch in einem sehr schlechten Zustande. Nach jedem Regen verwandeln sie sich in einen klebrigen Morast, der nur schwer zu durchwaten ist. Es kam den vordringenden Oesterrcichcrn zugute, daß schon so lange Zeit schänes und trockenes Wetter herrschte, so daß sie auch diese Feldwege gut benutzen konnten. Bald kommt man aber auch an Sumpf land, und es wechselt ab mit Erlengebüsch, Tannen wäldern und angebauten Ackerflächen. Nur selten erblickt man kleine Dörfer mit ihren elenden Holz häusern. Man kann stundenweit wandern, ehe man eine Ansiedelung antrifft. Erst in der Nähe von Lublin werben solche zahlreicher. Die Landbevölkerung, arme Kleinbauern, sieht verschüchtert drein, und unterwürfig sucht sie jeden geäußerten Wunsch zu erfüllen. Freilich, ihre Habe ist schon zum größeren Teile, soweit sie nicht ver nichtet wurde, von den Russen geholt worden, und das wenige, was die armen Leute noch besitzen, wird von den Oesterreichern geschont, sofern dies nur im mer die eiserne Kriegsnotwendigkeit zuläßt. Doch ist noch verhältnismäßig viel Vieh vorhanden, das in dem jeweiligen Bedarfsfalls von den Oesterreichern eingefordert, aber auch bar bezahlt wird. In den besseren, d. h. größeren Häusern liegen noch manche Schwerverwundete, darunter auch Russen, die noch nicht transportfähig sind. Sanitäts soldaten bemühen sich um sie, und Acrzte aus in der Nähe befindlichen Feldlazaretten schauen täglich zweimal nach ihnen. Diese können übrigens im Be darfsfälle auch telephonisch hcrbeigerufen werden. Telephonleitungen, welche die Truppen bei ihrem Vormärsche gelegt haben, erblickt man allenthalben. Alle Truppenteile, wo sie sich auch befinden mögen, sind untereinander sowohl als auch mit ihrem tom mandiercnden General verbunden. Allüberall in ge wissen Entfernungen sind Etappenkommandos er richtet und erblickt man Proviant- und Munitions niederlagen. Die Soldaten, denen ich truppweise und einzeln häufig begegnete, sind lustig und guter Dinge. Wenn man nicht die zahlreichen Schützengräben rechts und links der Straße erblickte, die noch alle Spuren des Kampfes aufweisen, die vielen grauen Erdhügel, deren durch ungeübte Hände flüchtig her gestellte Holzkreuze darauf Hinweisen, daß unter ihnen tapfere, den Heldentod für das Vaterland ge storbene Soldaten ruhen, die zerstampften Felder und Wiesen, die Löcher, welche niedergehende Artillerie geschosse in der Erde aufgeriffen, die durch Artillerie feuer vielfach ihrer Krone beraubten oder in der Mitte abgeschoffenen, häufig auch vollkommen ast losen Bäume — man wäre versucht, an ein friedliches Manöoerbild zu glauben. Aber von weit vorn er tönt auch der Geschützdonner von Lublin. Die Russen stehen dort noch in aut befestigter Stellung, denn Lublin selbst ist eine Festung, und die auf sie zurück-eworfenen Nüssen haben vor Lublin noch ein« Reih« Feldbefestigungen errichtet. General Dank