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Kunsts Wissenschaft und (Unterhaltung Zwischen Krasnik und Lublin. Dragoner, auf! Und an den Ruff', Die Hellen Schwerter blitzen, Und gebt ihm, was er haben mutz, Und jeder Hieb mutz sitzen. Kein andres ist uns nicht so lieb, Als wild darein zu schlagen; Es soll der Schall von jedem Hieb Den Brüdern Trutz besagen. Ihr Brüder all in Ost und West — Hei! Hoh! jetzt geht'» im ganzen, Dragoner, drauf! Und wie die Pest! Der Nuss', der Nuss' mutz tanzen! Peter Scher im „Simplizissimus". Deutschland ein Militärstaat l Eine Antwort aus englische und französische Berleumdungen. führende Blätter in allen feindlichen Ländern, zumal in Enylaud. gefallen sich darin, Deutichland uls einen „MUnärstaac" zu bezeichnen, der nur von Machtgelünen getrieben werde. Die Deutschen müssen es sich geiallen lassen, als „Barbaren" oder gar als „Hunnen" bezeichnet zu werden. Wir fragen nur, weshalb diese Erkenntnis bei unseren Feinden sich erst jetzt einstellt, weshalb sie Jahr zehnte hindurch — bis unmittelbar zum Ve- ninn des Krieges — an den Stätten deutscher Bildung und Arbeit ihr Wissen und Können holten. Unsere Universitäten, technischen Hochschulen und Handelsakademien waren von Ausländern geradezu überschwemmt. Wie lief mutz die Kultur unicrer Feinde stehen, wenn sie die Schulen der ..Barbaren" aufsuchten! Endlich wird Deutichland Undank und Beschimpfung doch nicht mehr dulden. Es sind ja nicht die Schreier der Gasse, dre uns als Nachfahren der Horden Attilas hinstellen — solche wären im Osten leichter zu finden —, sondern Persönlichkeiten der höchsten gelellschastlichen Stufen, mögen sie auch idiotenhaftc Trottel sein, und der führenden Kreise, der Literaten Frankreichs zumal, äußern jo bodenlose Unkenntnis oder leisten so freche Berleum- dungcn Deutschlands. Hoffentlich bleibt wie unser Bolk so auch umere Negierung seit in dem Entschluss, die Tore der von deutschen Mitteln unterhaltenen Universitäten, Hochschulen, Fabriken und Geschäfte fortan für Nüssen, Serben, Japanesen, Engländer und Franzosen dauernd geschlossen zu halten. Die>e Herrschaften können solches Verjähren ja nur billigen, dasie uns für „Barbaren" halten, vondenensovornehme Kulturvölker wie Serben und Japanesen doch nichts lernen können. Ueber diese Sache werden wir in Zukunft noch sehr ernstlich zu sprechen haben. Wir dürfen uns nicht wieder durch das Gerede vom inter nationalen Charakter der Wissenschaft betrügen lassen. Natürlich ist die echte Wisjenichaft inter- national, weil es nur eine Wahrheit gibt. Aber unsere Lehr- und Arbeitsanstaltcn sind Schöpfungen der Nation und wollen, indem sie Wahrheit suchen und lehren, der nationalen Kultur dienen. Ein schrankenloses Gastrecht haben wir bisher allen Völ kern gewährt. Damit muh es ein Ende haben. Die deutschen „Barbaren" werden in Zukunft auf den Besuch so dankbarer Gäste wie der Japanesen mit Würde zu verzichten wissen, die fast aus die Stufe englischer Gemeinheit herabgesunken sind. Der Japanese ist wenigstens ein offenkundiger Näuder; und die Moral des Banditen ist ihm durch seine ganze Geschichte nahegelegt. England aber ist die klassische Stätte der Lüge, die um so widerwärtiger ist, als sie sich mit religiöser Heuchelei paart. Einen grötzeren Lügner als Grey tcnnt die Weltgeschichte nicht. Es lohnt sich einmal, den Satz näher zu be leuchten, den uns namentlich die englische Heuchelei immer wieder ins Gesicht schleudert. Deutschland sei nur ein MUitärstaat. Schwerlich kann über Deutsch land etwas Törichteres gesagt werden. Jeder, der Deutschland kennt, weih, daß unser Bolk in allen Schichten ganz der friedlichen Arbeit hingegeben ist, dah es kulturschaffend wie tein anderes Bolt ist. Nur fehlt uns der Krämergeist Englands, der nichts anderes als Geld machen kennt. Wir sind gewiß zugleich ein wehrhaftes und waffenfrohes Volk und wollen auch in Zukunft in gesunder, männ licher Kraft unter den Bölkern dastehen. Als sried- liebendstes aller Bölter lassen wir gern die Waffen ruhen; aber in 'stahlharter Wehr werden wir auch künftig jedem Angriff trotzen. Nichts anderes be zweckt unsere Rüstung, als den Schutz unserer Arbeit, unserer gesamten Kultur, nicht zum mindesten ihrer geistigen Werte. Auch wo wir die Waffen führen, dienen wir dem " höchsten Sinne. Historische Bildung ist in Eng land nicht sehr verbreitet; wollen unsere eng lischen Gönner aber einen wirtlichen Militärstaat kennen lernen, Cromwell und haben, etwas näher betrachten. Wir haben als klingendes Metall, das in den Glockenguss unserer Zukunft geworfen wird, das echte Leben der Arbeit. Wir finden es „hinter dem Pfluge und im Walde, am Amboh der einsamen Schmiede, es schlägt unsere Schlachten und baut unser Korn" lP. de Lagarde). Deutschland stellt einen Kulturgedanken dar, weil es uns ein Ideal ist. das als ewiges Ziel vor und über uns steht. Ideal ist das, was im tiefsten Herzen leuchtet, um das alle Gedanken und Kräfte des Lebens sich bewegen. So ist unsere Nationalität für uns selbst eine Kraft, die wir als Kunst UN- Wissenschaft. Fünfter Vaterländischer Abend des Tchiltervcrcins. Am gestrigen Abend des Schillervereins sprach Herr Geheimrat Dr. Volkmann über das Thema „Bon der Weltcuitur zum Weltkrieg" und hatte Ge legenheit. in einem fesselnden Vortrag seii e Erleb nisse als Präjiocnt der Bugra in innere Dez. ' n >gen zu bringen zu den großen Geschehnissen, die uns jetzt bewegen. Sehr interessant und zum Teil humoristisch waren die Hinweise darauf, wie in den Vorbsrei- tungen auf die Weltausstellung nationale Eigenart bereits zutage getreten sei. Im ganzen aber hat der ideale Gedanke, der unserer Ausstellung zugrunde lag. bei den fremden Nationen aufrichtigen Wider hall gefunden. Der merkwürdige Gegensatz zwischen den Kullurbcstrebungen, wie sie in der Ausstellung und in der Arbeit für sie Ausdruck fanden, und den Tatsachen des Weltkrieges mit seinen Kulturwidrig keiten entbehrt nicht der Tragik. Geheimrat Volk mann hob dann hervor, wie cs echt deutsch und nur deutsch sei, dass innerhalb eines Landes, das einen Kampf gegen drei Fronten führe, eine Weltausstel lung weiterbestehcn könne. Nachdem aber die Waffen wirksam fühlen, wo sich unter uns in der Arbeit jedes Tages fruchtbringendes Leben gestaltet Nur der in Arbeit Lebende kann vollen Anteil an deuticher Kultur haben, weil sie ein aus unsern Wesenskräften emporwachsenoes, stetig bewegtes Leben ist. Das bloße Eenietzertum wird, wo es sich regte, mit mancher andern Minderwertigkeit einer veräußer lichten Art hoffentlich weapesegt werden. In Mittel europa, das die Domäne des weiten und freien deutschen Geistes werden mutz, der indivi duell ist und deshalb andere Bölkerindividualitäten gelten läßt, ist für einen unlebendigen Kosmopo litismus und drohnenhaftes Dasein kein Platz. Es ist den geschichtlichen Böltern belchieden gewesen, ihr nationales Wesen in der bildsamen Zeit ver borgener Kindheit gestalten zu können. Für uns ist diese Aufgabe noch heute nicht erledigt; durch das Kaiserwort „Ich kenne nur Deutsche" ist das Ziel bezeichnet; und der Widerhall, den dieses Wort ge> sunven hat, bekundet, daß wir trotz aller Kultur mittel noch über einen Schutz elementarer Kräfte des Boltstümlichen verfügen. Darin liegt die Ge währ für die deutsche Zukunft. Wir sind wohl ein zum Kampf gerüstetes, aber nur die Arbeit suchendes Bolk, das niemals, wie uns heute aus England nachgesagt wird, Gelüste nach einer zweifelhalten Weltherrschaft gehegt hat. sondern lediglich ,ein Wesen auf eignem Boden zu gestalten wünscht Und von dieser stillen Arbeit des deutschen Geistes und deutscher Hande hat die ganze Bötkerwelt ihr Leben reich befruchten lassen, ohne es uns zu danken. Wir verzichten auf dieien Dank fortan, wir brauchen keine heuchlerischen Reden. Nachdem wohl alle Mollen abgefallen sind und ringsum die Fratzen des Neides und Hasses schonungslos enthüllt sind, werden wir in den kon ventionellen Lügen der Diplomatie, und seien es ehrenwörtliche, nicht mehr lehen als ein Trugmittel. Möge unsere Diplomatie sich vor allem ihrer grossen Kulturaufgabe bewußt bleiben, möge sie fest und hart und ohne Umschweife reden und bas behaupten, was unser gutes Schwert gewinnt. Es gibt in Europa keinen Staatsmann von der gradlinigen Ehrlichkeit und hohen politischen Sittlichkeit wie untern tiesdenkenben 'Reichskanzler. Er wird sich seiner unvergleichlichen geschichtlichen Stellung bewußt sein Haben Rußland und Frankreich uns gezwungen, in schwerer Rüstung im Hellen Sonnenbrände zu stehen, während unter Bolk nur in der Arbeitsjacke in der Werkstatt schaffen oder den Pflug führen wollte, so müssen wir uns heute «ehr gegen unsern Wunsch durch die Gewalt der Waffen jo gründlich helfen, daß auf lange Zeit der Friede Europas ge sichert ist. Gewiß sind uns Kriege durchaus nicht er wünscht; aber diesen Krieg müssen wir führen nicht nur in der Abwehr, zum Schutze unteres bedrohten Da seins, sondern vor allem im Dienste und im Sinne der Kultur. Keine größere Sinnlosigkeit gibt es darum, als Deutschland einen Militärstaat zu nennen. Gerade im Bewußtsein unserer Kraft haben wir den oft bedrohten Frieden gewahrt, weil wir uns bewußt sind, an erster Stelle für die Kulturwerte der Menschheit verantwortlich zu jein. Auch dieser gewaltige Krieg ist ein Kampf um höchste Kultur ziele. Der letzte Sinn des Krieges ist der Friede. Wir müssen ihn der Welt diktieren um der Kultur willen. Dr. Kuckoll Stüde. Professor Dr. Gottfried Berthold, Direktor de« pflanzenphysiologischen Instituts an der Göttinger Universität, beging den 60. Geburtstag. — Der ordentliche Professor der Kulturgeschichte an der Uni versität Freiburg (Schweiz) Dr. Kaspar De- courtins ist wegen der kirchenpolitischen Richtung des neuen Papstes von seinem Lehramt zurück getreten. Er war einer der stärksten Anhänger des antimodernistischen Katholizismus in der Schweiz — In den Kämpfen in Belgien starb auf dem Felde der Ehre der Lektor für landwirtschaftliche Baukunde an der Universität Königsberg i. P. Regierungsbaumeister Gunther Hosemann im Alter von 34 Jahren. Adalbert Günther Hosemann war 1880 aur Börnicke, Kreis Niederbarnim, als Sohn eines Rittergutsbesitzer» geboren. Seine Vorbildung erhielt er am König!. Joachimstalschen Gymnasium in Berlin, besuchte dann die Technischen Hochschulen in München, Berlin und Karlsruhe. letztere besonders als Schüler des Oberbaurars Professor Karl Schäfer. Im März 1905 erhielt er den Grad eines Diplom-Ingenieurs an der Technischen Hoch schule in Berlin und wurde im Mai gleichen Jahres Regierungsbauführer. 1910 wurde Hosemann zum Regierungsbaumeister ernannt und vom 1. Oktober 1910 ad als Hilfslehrer an die Kgl. Baugewerksschule Königsberg r. Pr, überwiesen. Ostern 1911 über nahm Hojemann das Lektorat an der Königsberger Hochschule. * Die ausländischen Universitätsassistenten und Privatdozenten. Die Verfügung des preußischen Kul tusministeriums. nach der vom nächsten Semester auch in Preußen russische, serbische, französische, englische, belgische und japanische Studierende bis auf weiteres nicht mehr ausgenommen werden, enthält auch eine Bestimmung über ausländische Hochschul lehrer. danach sind sie alle, die einem im Kriege mit uns oder unseren Bundesgenossen befindlichen Staaten angehören, alsbald zu entlassen. Der Mi nisterialerlass jagt wörtlich, daß an den Universitäten und Technischen Hochschulen Angehörige der betreffen, den Staaten zu einer Lehrtätigkeit nicht zuzulassen sino. Es ist also in dem gegebenen Falle Privat dozenten das Ankündigeil und Halten von Vorlesun gen bis auf weiteres nicht zu gestatten. An eine vollständige Entziehung der vsnin lsffoucki ist demnach vorläufig nicht gedacht. * Kriegszohnärztliche Kurse im Berliner llniversi- tätsinjtitut. Im zahnärztlichen Institut der Berliner Universität hat das Komitee für kriegszahnärztliche Hilfe Kurse eingerichtet. Sie werden andauernd stark besucht. Zwei Direktoren des Instituts, die Professoren Williger und Schröder, werden ein Heft über die zahnärztliche Hilfe im Felde heraus geben. Professor Williger schreibt über die Organi sation des zahnärztlichen Sanitätsdienstes im Felde und die erste chirurgische Hilfe durch den Zahnarzt, während Professor Schröder die Behandlung der Schußfrakturen und die prothetische Behandlung der Substanzoerluste beschreibt. * Wissenschaftliche Expeditionen. Im Auftrage des österreichischen Ministeriums des Innern begab sich der Professor der pathologischen Anatomie an der Prager deutschen Universität, Obersanitätsrat Dr. Gohn, der als hervorragender Bakteriologe gilt, in epidemiologischen Diensten nach Dalmatien. Eine zweite wissenschaftliche Expedition leitet der Hygiene professor derselben Hochschule. Dr. Oskar Dail, der in Begleitung der Pnvatdozenten Dr. Edmund Weil und Dr. Wilhelm Spät mit einem mobilen Feldlaboratorium nach dem nördlichen Kriegsschau platz abgegangen ist. ihr Werk getan haben, werden auch die unterbrochenen Weltkulturbestrebungen mit starker und sichernder Be tonung des germanischen Elements wieder ausge nommen werden können. Die Ausführungen des Redners, die ebenso durch wahre Begeisterung für das Deutschtum wie durch eine gerechte Beurteilung unserer Feinde sich auszeichneten, fanden wärmsten Zuspruch. Dem gemeinsamen Gesang des Altnieder ländischen Dankgebetes folgten wertvolle künstlerische Vorträge. Wiederum Max Fests Orgelsviel und die Meisterkunst von Proseffor Julius Klengel, die warmblütige und von Sprachgewalt getragene Rezitation der Frau Jenny Winds sowie der treffliche Gesang von Fräulein Gertrud Bartsch halsen am guten Werk. Daß die Alberthalle bis zum letzten Platze gefüllt war, bewies, wie sehr diese Abende des Schillervereins einem inneren Bedürfnis entsprechen! vr. 1'. 8. * Königliches Schauspielhaus zu Dresden. Das Dresdner Königliche Schauspielhaus brachte am Mitt woch abend drei Einaltcr zur Aufführung: Lessings „Philotas", Grillparzers Szene „Hannibal und Scipio" und Björnsons Schauspiel „Zwischen den Schlachten". Lessings Werk wirkte durch seine innere Größe, wenn auch nicht zu verschweigen ist, daß diese intellektuelle Kunst mit ihrer so scharfen Führung der Dialoge und Monologe uns ziemlich fremd geworden ist. Niel mehr dramatisches Leben war in Grill parzers Szene, in der zwei große Mächte, Karthago und Rom^ sehr wirksam gegenüber gestellt sind. Das Bühnenbild steigerte die en Eindruck noch: man iah ein ödes Hügelland, über dem sich der wolkige Morgenhimmel wölbte. Und prachtvoll war auch die Verkörperung der beiden Heldengestalten durch Paul Wiecke und Theodor Becker. Björnsons Schau spiel fiel etwas ab; alte nordische Necken sind hier wieder einmal zu Prägern moderner Seelenkämpse geworden, wie man es za auch in Ibsens historischen Dramen findet. Der Abend wurde eröffnet durch eine wundervolle Wiedergabe von Glucks Ouvertüre zur „Iphigenie in Aulis". vr. k. * Theater-Chronik Das vieraktige Schauspiel von Ottokar Köhler „M it jli eg enden Fahne n", das in packenden Bildern die Mobilmachung 1914 behandelt bestand mit Erfolg seine Ur aufführung imHallischen Wa thallatheater — Das Weimarer Hoftheater kündigte auf Grund des Krieges sämtlichen Mitgliedern und schloß dann nut ihnen neue Verträge mit der Hülste des bisherigen Gehaltes ab. * Line Berfchmelzunq zwischen dem Verbände konzertierender Künstler Deutschlands und dem jüngeren Berufsvercin ausübender K ll n st l e r ist zustande gekommen. Zum Vorsitzenden dieses begrüssenswerten Kartells beider Verbände wurde Professor Lauer Scharwenka bestellt. * Eine „Kriegszulags" für Christian Sinding. Me der Zeitung „Politiken" aus Christiania gemeldet wird, hat sie norwegische Regierung dem Komponisten Christian Sinding eine „Kriegs zulage" von 1400 Kronen gewahrt, da er in diesem Jahre aller Wahrscheinlichkeit nach auf seine Haupt einnahmen, die Tantiemen aus Deutsch land, verzichren mug. „1914. Das Kriegsliederbuch". Zum Besten der Nationalstiftung für die Hinteroliebenen der im Kriege Gefallenen und herausgegeden von Land- aerichtsrat Dr. Eugen Müller, Leipzig, er schien im Lenien-Verlag zu Leipzig ein Kriegs liederbuch. Es enthält wertvolle Dichtungen von Franz Adam Beyerlein, Max Bewer, Walter Bloem, Richard Dehmel, Cäsar Flaiichlen, Ferdinand Goetz, Gerhart Hauptmann, Rudolf Herzog. Alfred Kerr, Franz Langheinrich, A De Nora, Fritz von Ostini, Rudolf Presber, Karl Romer, Gustav Schüler, Hermann Sudermann, Ludwig Thoma und vielen anderen bedeutenden Dichtern. * Hochschulnachrichten. Der Münchner Uni versitätsprofessor Dr. E. Weinschenk wurde ein stimmig wegen seiner Verdienste um Argentinien zum Ehrenmitglied der nationalen Aka demie der Wissenschaften in Cordoba (Argentinien) ernannt. — An der Technischen Hoch schule zu München sind als Prioatdozenten zuge lassen: Gymnasiallehrer Dr. Hans Loews für Ge schichte und Pädagogik und der Dipl.-Jng. Dr. Maxi milian Freiherr v. Schwarz für Metallographie. — Der Privatdozent Professor Andreas von der Universität Marburg wurde als außerordentlicher Pro fessor der Geschichte an die Technische Hochschule in Karlsruhe berufen. — Der Geh. Regierungsrat Frieden und der Kultur^ im wollet, unsere eng- so mögen sie das England, wie es seine gottseligen Dragoner gestaltet betrachten. Wir haben als Deutsche Männer. 40s Geschichtlicher Roman von Wilhelm Jensen. Dem Sprecher glimmerte eilte Helle Genug, tuuug über die Zurichtung der westfälischen Rei terei auf dem Schlachtfeld aus den Augen; vom Munde des Herzogs flog ein sonderbarer Laut der Ueberraschung, und unwillkürlich drehte sein Kopf sich nach dem kleinen Geleit hinter ihm um. Zwischen diesem ritt in gewohnter Weise, wie seit dem Ausbruch aus Halle, Ebcrgard Falke, die den ihr gestern entfallenen Hut durch einen Husarentschako ersetzt hatte; ihre Augen sahen mir einem Glanzgelencht in die von der Sonne bestrahlte Landschaft hinaus. Kurz hastete der Blick des Herzogs aus ihr, dann hielt er sein Pferd inne'und ließ die Truppen an sich vorbei ziehen, bis ihm der Rittmeister Gibich zn Gesicht kam. Den sprach er wie vorher Dörnberg mit der Frage an: „Bist du verwundet?" und er- widerte auf die verneinende Antwort: „Da ist's nicht dein Verdienst gewesen; du müßtest von Rechts wegen nicht hier aufrecht im Sattel sitzen, sondern mit zerhauenem Kopf auf dem Feld liegen." Run sprengt: er wieder an die Spitze des Zuges vor, der durch das Städtchen Peine zwischen einer halb schreckhaft, halb freudig stau nenden Menge hindurchaing. und ritt eine Stunde schweigsam weiter, bis sich ihm eine Gelegenheit bot, wie zufällig an die Seite Ebergards zn ge raten. Ihr das Gesicht etwas zuneigend, sagte er: „Man hat mir erzählt, du hast dir gestern den Totenkopftschako verdient. Freilich nicht um mich; mich, jcheint's, hättest du neben dem toten Pferd liegen lassen, was ging's dich an? Haupt, mann Gibich war in der Rächt im Garten besser für meinen Schlaf bedacht." Eine rote Blutwclle schlug dem Mädchen, das nichts zu erwidern wußte, ins Gesicht auf; der Herzog deutete mit der Hand nach rechts hinüber und fragte: „Siehst du den Turm da? Der von SicverShausen ist's. Weißt du, was er gesehen hat?" Daraus konnte sic ebenfalls nicht antworten, und er fügte gleich hinterdrein: „Er hat den Kurfürsten Moritz tot auf dem Feld liegen sehn. Der ivar ein Großer und wollte das 'Deutsche Reich rette». Aber du hast gedacht, ich bin nur ein Kleiner, auf den's nicht ankommt. Das ist Weiberart, und Weibernatur tann man nicht an. dern. Doch ein Säbel gehört an keinen Mädchen- gurt; den schnallst du ab, sobald wir nach Han. novcr kommen; den Tschako will ich dir lassen, er steht dir zu Gesicht. Daß du keinen Säbel brauchst, dafür sorge ich, und wenn dein Pferd stürzt, will ich christliche Revanche üben und dich auf meins setzen. Ja, das ist der Turm von Sievcrshansen. Ein Menschenleben ist rasch vor. bei, aber so ein Haufen aufcinandergelegte Steine hält viel aus, und er hat Moritz von Sachsen hier zum letztenmal reiten sehn. Mög' unser Ritt noch weiter gehn! Deinem jungen Leben wünsch' ich's, Kindskopf, und was mein s dazu tun kann, soll'S nicht auslassen." Unverkennbar war eine Wandlung im In. nern des Herzogs Friedrich Wilhelm vorgegan. gen; während der letzten Tage hatte er auf das Mädchen nicht mehr geachtet, und gestern wären ihm solche Worte nicht über die Lippen gekom. men. Und merklich auch war von seinem gestrigen Grimm über das unbegreifliche Verhalten Eber- gard Faltes während des Reitcrgctümmcls nichts mehr verblieben; ihm mußte aus Per Mitteilung Dörnbergs klar geworden sein, daß sie in dem Augenblick erkannt habe, ihr liege etwas Wichti geres ob, als ihr Pferd an Stelle des gestürzten herzugcbcn. Das war eine der Eigenwilligkeiten gewesen, mit der sie ab und zu einen Kopf auf setzte, nicht zu tun, was ihr geboten ward, son dern was sie als besser dünkte. 'Einen Teufels, kerl hatte Dörnberg sie benannt, und offenbar keine Augen dafür im Kopf, wie wenig sie diesen männlichen Ehrentitel verdiente. Aber im Gc- sichtsauSdruck des Herzogs machte sich gegen. wärtig etwas bemerkbar, als ob eine Regung in ihm statt der nicht zutreffenden Bezeichnung ihr die einer Teufelshexe beilege, deren nicht abzuänderndc „Weibcrnätur" heimlich in sein Inneres ein zärtliches Gefühl für sie hinein gehext habe. 11. Da saß Herzog Friedrich Wilhelm zu Han. nover in der alten Gastwirtschaft „London tavern" und hielt offenen Mittagstisch, ließ sei. nen Offizieren und Soldaten austragcn, so viel als sie verzehren konnten und wollten, zum erstenmal seit dem Aufbruch vom Fichtelgebirge ihren Hunger voll und in Ruhe zu stillen. Er hatte auch den französischen Gouverneur des Kurfürstentums Hannover und die Spitzen der ihm untergebenen Behörden mit zu Gast laden lassen, doch hatten sie sämtlich vorgezogen, beim plötzlichen Auftauchen der Schwarzen Schar sich eiligst aus der Stadt davonzumachen, vollstän- dig unfähig zum Begreifen, wie cs diesem klei nen Haufen von Reitern und Fußvolk möglich geworden sein könne, der von allen Seiten auf ihn fahndenden zehnfachen Uebermacht bis hier, her zu entkommen. Zweifellos aber mußte Neu. >el inzwischen seinen groben Fehler erkannt, ich im Verein mit Gratren zu schleunigster Ver. olaung der von ihm nach Hannover Durchge- assenen aufgemacht haben, und diese blieben von der nämlichen Gefahr im Rücken bedroht, einaeholt, zum Kampf gezwungen und während desselben rundum von der nachrückenden Ueber. zahl eingeschlossen zu werden. So durfte sich die Rast an der Leine nur auf kurze Dauer be schränken; der Herzog ließ in der Stadt aus sprengen, sein Zug richte sich nach Ostfriesland zur Emsmündung, und er sandte auch eine kleine Abteilung als Vortrab in dieser Richtung vor. aus. Schon zuvor aber waren blitzgeschwind Husaren in größerer Anzahl auf der Straße gegen Nienburg zur Weser geflogen, um an dieser abwärts notwendige Auskundungen zu vollziehen und bis über Bremen hinaus An. ordnungen des Herzogs ins Werk zu setzen. Wichtigste Aufgaben lagen ihnen ob, mit denen hauptsächlich die umsichtig-tüchtigsten Offiziere betraut worden, auch HanS Gibich befand sich unter diesen. Er fühlte eine Verworrenheit in seinem Gehirn, durch das ihm seit dem Tages, anbruch unablässig die Worte herumkreisten, „er müsse von Rechts wegen mit zerhauenem Kops auf dem Feld liegen", und es sei nicht fern Verdienst, daß er noch aufrecht im Sattel sitze. Darauf hatte er nichts Stichhaltiges entgegnen können, selbst sich auch gestern in der Reiter, schlacht verloren gegeben und in jedem Augen, blick erwartet, hinterrücks durch einen tödlichen Streich vom Pferd herabgcstürzt zu werden; die Rettung aus der vollständigen Umzingelung, in die seine blinde Tollheit ihn verstrickt gehabt, war ihm noch unbegreiflich, nur zum Verständ nis gekommen, daß ein kleines Husarenhäuflein sie durch jähes Hereinbrechen in das verfilzte Knäuel bewerkstelligt habe. Ohne solchen Bei stand atmete er jetzt nicht mehr: nach der Aeuße. rung des Herzogs mußte sich jemand dies Ver dienst um ihn erworben haben. Doch wer das gewesen sei, konnte er sich nicht erhellen; ge dankenkurz tauchte allein in der Erinnerung vor seinen Augen etwas wie ein traumhaftes Bild auf und war, ehe sich's ihnen erkennbar gestal- tete, wieder verschwunden. Nun ritt er noch lebend hier der Weser zu, ohne Klarheit in sich gewinnen zu könne«, ob er für seine heutige Fortdauer dankbar sei oder sie nicht als einen unverdienten Glücksfall, vielmehr als ein Miß raten seines gestrigen Trachtens empfinde. Doch bezog sick^ diese Ungewißheit nur auf das sein eigenes Selbst menschlich Angehende; für die Gesamtheit der Schwarzen Schar dagegen war er sich der Wichtigkeit sorgfältigster Erfüllung seines Auftrags voll bewußt, und insofern trug er doch ein sicheres Gefühl des Wertes seines erhalten gebliebenen Lebens in der Brust. (Fortsetzung in der Abendausgabe.) '