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Sonnabend/Sonntag, 8./4. Juli 1SS7. Sächsische Volkszeitung Nummer 153, Seite S dSotixsn Die Kvrxv ^lockricktsn einem Alpdruck befreiten männlichen Straßenbahn- Mailands. Ilchen, die das Trcueqelöbnis nicht abgelebt haben, oder nur unter Dorbchalt oblegen wollten, den Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen des Landes entzogen und geeignete staatliche Lehrer mit dem Religionsunterricht betraut. 0«!» Marxismus pi»AsenII«i>1 61« kecknungi Das war ein fröhlich-seliger Taumel, als vor 13 Monaten in Frankreich der Marxismus di« Herrschaft antrat. Jetzt hatte das Volk wirklich allen Grund zu lachen, hatte man doch eine Regierung, die aus alle Bedenken mit dem Hinweis geantwor tet hatte: die 200 Familien mässen alles bezahlen. Dreizehn Monate sind um, und am 80. Juni war es in Frankreich so weit, datz in der Staatskasse einem Inkasso von ganzen 20 Millionen ein Fehlbetrag von 16 Milliarden gegenäberstand. Wo waren die 200 Familien, die diese Mitzwirtschaft hätten bezahlen können? Nein, das sranzösiscl)« Volk war es, das da den Buckel siir den marxistischen Bankrott Hinhalten mutzte. Statt eines Franken, der unter Poincarü noch 65,5 Milligramm Gold und unter Auriol noch 43 bis 4V Milligramm Gold hatte, hat das französische Volk heute einen Kautschuksrankcn im Geldbeutel. Neue Steuern sind in Höhe von 7 bis 8 Milliarden in Aussicht; und all das wirkt wieder verteuernd aus die Lebenshaltung, wirkt wieder störend aus die Wirtschaft, lind die 200 Familien der Bank von Frankreich, die alles hätten zahlen sollen, waren dle Liquidatoren der marxistischen Herrlichkeit wenigstens noch gut genug, um sie um 15 Milliarden Vorschutz zugunsten der Staatskasse anzupumpcn. Wahrlich ein teueres Lehrgeld silr die billige Wahrheit, datz der Marxismus fcdc Volkswirt schaft ruiniert. Wie wird Frankreich aus diesem Engpaß her ausfinden? Würtlemberglfchen Geistlichen wird die Linier« rlchtsbesugnls entzogen Berlin, 8. Juli. Der Neichserziehungsminister hat für seinen Geschäftsbereich angeordnet, datz ebenso wie die staatlichen Angestellten auch andere Gesolgschastsmitglicder, die im öffentlichen Dienst stehen, das Treuegclöbnis aus den Führer abzulegcn haben. Darunter fallen auch die Geistlichen, die ohne Berufung in das Bcamtenvcrhältnis an öffentlichen Schulen Unterricht erteilen. Eine Anzahl von württcm- bergischen Geistlichen hat geglaubt, das Gelöbnis nur unter Vorbehalt ablegen zu können. Der württembergische Kultus minister hat nun sämtlichen evangelischen und katholischen Geist- Bei seinem Besuch In Krakau weilte der päpstliche Nun tius am Krankenbett Fürstbischofs Sapichas. Der Fürstbischof ist an einer doppelseitigen Lungenentzündung erkrankt, die an gesichts des vorgerückten Alters des Patienten der im 72. Le bensjahre steht, zu Besorgnissen Anlatz gibt pacellir «eise nach Frankreich An dem Eucharistischen Kongrctz Frankreichs, der in der zweiten Iuliwoche in dem Normandicstädtchen Lisieux statt- sindet, wird als Legat des Papstes Kardinalstaatssekretär Pa- celli tcilnehmen. Die Stadt der hl. Theresia vom Kinde Jesu ist als Tagungsort in diesem Jahre auscrschen worden, weil gleichzeitig das zu Ehren ihres Namens erbaute Gotteshaus, eine Kirche von gewaltigen Matzen, seine Weihe empfangen wird. Kardinalstaatssckrctär Pacelli nimmt seinen Weg über Paris. Dort wird er am 9. Juli eintresscn und bis zum näch sten Tag verweilen. Ein Besuch des päpstlichen Pavillons aus der Weltausstellung ist vorgesehen. Am folgenden Tage wird sich Kardinal Pacelli nach Lisieux begeben, wo alle iranzösischen Kardinäle und mehr als 50 Vischöse zum Kongretz und zu den Einweihungsscieriichkciten des neuen Gotteshauses versammelt sind. Am 11. findet die Weihe der Kirche statt. Der Kardinal staatssekretär wird auch nach dem Abschluß des Kongresses auf dem Rückweg nach Rom voraussichtlich noch den einen oder 1N»I!sn6 In Nem6s3i'me1n Mailand hat ln diesen Tagen «in Problem gelöst, das manches Jahr hindurch vielen männliche» Bewohnern dieser lombardischen Millionenstadt schwere Sorgen bereitet hatte. Wenn In den Hochsommertagen unerträgliche Schwüle über der Stadt lastete, wenn die in steiler Höhe stehende Sonne un erbittlich In jeden Stratzenwinkel brennt, dann wird es zuwei len auch dem an Hitze gewöhnten Italiener reichlich warm. Ein ungeschriebenes Gesetz der Etikette aber lietz es nicht zu. datz sich die Herren der Schöpfung auf der Straße des Rockes ent ledigten. selbst wenn sie darunter die schönsten und feinsten Ecidenhemden trugen. Wer sich trotzdem hin und wieder über dieses Gebot hipwegsctzte, konnte sicher sein, manclM vor wurfsvollen Blick eines nicht mit der gleichen fortschrittlichen Gesinnung begabten Mitmenschen aus sich zu ziehen. Bei Aus ländern, die offensichtlich als solche zu erkennen waren, drückte man sa vielleicht ein Auge zu, wenn sie sich nicht ganz den ortsüblichen Gepflogenheiten fügten Hatte aber einer mit Rücksicht aus die herrschende Schattentcmperatur von mehr als 30 thrad seinen Rock zu Hause gelassen und mutzte er unver sehens eine weitere Strecke in der Stadt zuriicklegen, dann war es um seine Freizügigkeit geschehen! Denn wollte er sich auf die Straßenbahn schwingen, daun winkte ihm des Schaff ners Arm ein drohendes „Halt" entgegen. Nun aber ist cs anders geworden. Der 1. Juli brachte den schmachtenden Männern die Erlösung! Dem gewaltigen Drangen des Fortschrittsgeistes konnte sich auch die Mailänder Stadtverwaltung nicht verschließen. Nachdem Rom, des Rei ches Hauptstadt, das „Problem" vor einigen Wochen schon „ge löst" hatte, konnte Mailand nicht nachstehen. So einfach ging rs allerdings nicht, wie man gedacht hatte, denn eine so hoch wichtige Entscheidung hatte einen langen Instanzenweg zu durchlaufen, Organisationen verschiedenster Art, die Polizei, dle Berkehrsmtttelunternchmungen, sie alle haticn sich mit der Ge- wisfensfrage auseinanderzusctzcn und ihre Genehmigung zu erteilen, ehe endgültig der Beschluß der Oeffentlichkcit mitge- kilt werden konnte, datz Männer von nun an ohne Rock auf der Straßenbahn fahren dürfen. Die Aermel dürfen sogar auch halblang sein, Vorschrift ist nur, daß die Hemden zugeknöpft sind und auch sonst den Forderungen des Anstandes entsprechen, lind große Zufriedenheit spiegelt sich seither in den Gesichtern der von fahrgäste Der Krakauer Konflikt Warschau. 3. Juli. In Warschauer politischen Kreisen wird die weitere Ent wicklung des Falles Sapieha aufmerksam verfolgt. Der War schauer Nuntius Cortesi hat offensichtlich aus Grund der diplo matischen Intervention Polens beim Vatikan aus Rom den Auftrag erhalten, die Angelegenheit zu bereinigen. Wie es heißt, soll die Intervention des Nuntius bei der polnischen Regierung von Erfolg gewesen sein. Sein Auftreten in Kra kau während des Königsbesuches soll gewissermaßen die Aner kennung des Standpunktes der Negierung gewesen sein, daß der königliche Gast in der Wawelkathcdralc vom kirchlichen Würdenträger zu begrüßen ist. Man nimmt deshalb an, daß irgendwelche Auswirkungen aus die diplomatischen Beziehun gen zwischen Polen und dem Vatikan kaum eintreten werden. Weiter hcitzt es, datz der Fürsterzbischos Sapieha an den Mi nisterpräsidenten General Skladkowski ein privates Schreiben gerichtet hat, das wesentlich zu einer Klärung der Verhältnisse beitragen dürste. Streikenden geworfene Dynamitbombe schwer beschädigt. Di« Gewajt der Explosion wär so stark, daß auch die Fenster sämt licher Nachbarhäuser zertrümmert wurden. Aus dem Wrack des gesunkenen Walfängers „Rau III" wurden am Freitag drei Leiche» von Bcsatzungsmitgliedern geborgen. Das Gesamtergebnis ber irischen Wahlen wird erst Mitte nächster Woche veröffentlicht werden. Unter den Gewählten vesindet sich Präsident D« Valero. Bei einem Hauseinsturz in Havanna wurden neun Per sonen getötet und 40 verletzt. Weitere 40 werden noch vermißt. Wie bekannt wird, haben sich die in der Strafanstalt Garsten bei Steir eingekerkerten Nationalsozialisten entschlos sen, wegen der stündigen grausamen und unerträglichen Be handlung In den Hungerstreik zu treten. An der Santandersrant ha« bolschcwlstis6)e Artillerie vier zig Arsengasgranaten abgeschossen, durch di« zahlreiche natio nale Soldaten Vergiftungen erlitten. Wie Havao aus San Sebastian meldet ist der Marquis d« Tamarit, der ehemalig« Ches der «artistischen Militärjunta, der das Kommando über die Requetes von San Ignacio über nommen hatte, vor Dalmascda gefallen. Im französischen Amtsgesetzblatt vom Freitag ist eine Ver ordnung erschienen, di« unberechtigte Preissteigerungen mit empfindlichen Geld- und Gefängnisstrafen bedroht. In dem Wimbledon-Tennistnrnler wurde der deutsche Meister von Trauun von dem Amrrikanrr Donald B udg« besiegt. EWoflouSimgliilk auf Zeche „General Blumenthal" 8 Tote, 20 verletzte. Recklinghausen, 3. Juli. Am Freitagabend 20 30 Uhr er eignete sich auf der Zeche „General Blumenthal 3—4" in Reck linghausen aus der Mtnus-Sicdenhundert-Mcter-Sohle im Flöz „Gretchen" eine Explosion. Drei Tote und zwanzig Verletzte sind geborgen. Vermißte befinden sich nicht mehr in der Grube. Die Bergungsarbeiten wurden unter Leitung der Bergbehörde durchaelührt. Der Berghauptmann ist mit der Betriebssührung «Inge fahren. London, 3. Juli. In der Sitzung des Richteinmischungsausschusses brachte zunächst Lord Plymouth die engllsch-sranzöslschen Vorschläge erneut vor. Hieraus brachte Botschafter von Ribbentrop den deutsch-italienischen Vorschlag ein, der ein gehend vom italienischen Botschaster Grandi begründet wurde. Lord Plymouth lehnte hieraus lm Namen seiner Regie rung den deutsch-italienischen Vorschlag ab, und zwar mit der Begründung, daß dieser keine Kontrolle vorsehe und einseitig die Salamanea-Regierung begünstige. Der fran zösische und sowjetruss Ische Vertreter lehnten den deutsch-italienischen Vorschlag ebenfalls ab, erklärten sich aber berett, über Ihn Ihren Regierungen zu berichten. Der französische Vertreter erklärte hierbei in einem Punkt jedoch bereits, daß er diesen im Namen seiner Regierung ab lehnen müsse. Frankreich sei nicht bereit, die Anerkennung als kriegführende Macht in Spanien zuzugestehen. Der portugie sische Vertreter nahm eine vermittelnde Haltung ein und er klärte sich bereit, den englisch französischen Vorschlag anzunch- mcn, falls er allgemein angenommen würde, setzte sich aber gleichzeitig für die Annahme des deutsch italienischen Vorschlages ein. Die Vertreter Belgiens, der Tschechoslowakei und Schwe dens erklärten sich bereit, den englisch-französischen Vorschlag anzunehmen, aber ebenso alle anderen Vorschläge zu prüfen. Das Ergebnis der Beratungen am Freitag läßt sich wie folgt zusammensasscn: 1. Es wurde beschlossen, daß die Vertreter der Regierungen dieses Ausschusses ihren Regierungen über die entstandene Lage berichten. S. Es wurde beschlossen, daß der deutsch-italienische Vorschlag den Mitgliedern des Nichleinmischungsausschusses unterbreitet wird. 8. Es wurde dem Vorsitzenden des Ausschusses die Voll macht erteilt, eine weiter« Sitzung des Ausschusses zur Fortsetzung der Veratungen niichsteWoche anzuberaumen. Der Führer hat dem italienischen Minister für Voikskultur, Dino Alsieri, das Grotzkreuz des Ordens vom Deutschen Adfer verliehen. Der Führer und Reichskanzler hat der Frau Anna Maria Tholey in St. Wendel aus Anlaß der Vollendung ihres ein hundertsten Lebensjahr«» «in persönliches Glückwunschschreiben und eine Ehrengabe zugehen lassen. Das amtliche Organ des Fugendlührers des Deutschen Reiches gibt «ine Verfügung des Chefs des Personalamtes der HI., des Obergebietssührers John, bekannt, wonach die Reichs sieger de» 4. Reichsberufsmettkamps«», soweit sie Mitglieder der HI. sind, um einen Dienstgrad In der Hitler-Jugend befördert werden. In der Gegend des Teutoburger Waldes findet seit einigen Tctgen eine großangelegte Uedung der Rachrichtentruppen statt. In einer erneuten Zusammenkunft zwischen dem japa nischen Botschafter und Litwinow-Ftnkelstein am Freitag, er klärten sich beide Parteien bereit, ihre Streitkräfte von den Amur-Inseln zurückzuziehen. Weiter« diplomatische Berhanb- lungen sollen dir Debletsstreltigkeiten regeln. Aus der Stadt Lanton (Ohio) wird ein n«uer schwerer Fall von Streikterror gemeldet. Das Haus eines mckeits- willigen Stahlarbeiter» wurde durch «in« von verhetzt«» Der „Serzensbund - Dorfgloüe Dölau" Das Ende «Ines ungewöhnlichen Heiratsschwindels. Halle, 3. Juli. Um 1935 «nackte in Mitteldeutschland und weit darüber hinaus im ganzen Reich ein „Herzensbund — Dorsglocke Dölau" von sich reden, dessen Ziveck sein sollte, hei ratslustige Leute zusammenzubringen. Man kam aber schließ lich doch daraus, daß es sich hier um ein ganz großes Schwindcj- unternehmen handeln müsse, denn die dem Ziveck dieses Bundes entsprechenden Erfolge stellten sich nirgends ein. und dcr'ein- zige, der einen Nutzen von der Sache hatte, war der Gründer und Geschästssührcr dieses Bundes, der 1885 in Danzig ge borene Herbert Orlovius. Von seinem Wohnsitz in Dölau aus, einem kleinen Ort bei Halle, betrieb der Angeklagte, der jetzt vor der Strafkammer Hall« stand, allerlei undurchsichtige Ge schäfte. In dem von ihm begründeten „Herzensbuud" bestand feine Tätigkeit darin, datz er in großen Zeitungen Hcirals. anzeigen löslich, in denen vermögende Leute beiderlei Ge schlechts — sie existierten in Wirklichkeit gar nicht — Elge- gcfährten suchten. Sobald Antworten eingingen, forderte Or lovius den Schreiber oder die Schreiberin auf. in seinen .Herzensbund" «.inzutretcn. Das kostete ein« Gebühr von 9 NM., und um die allein ist es ihm natürlich zu tun gewesen. Da ihm nun für den angeblich angcstrebtcn Briesivrchscl wirk liche Partner fehlten, ersetzte er diese durch sein« eigen« Arbeit, und zwar schrieb er eigenhändig wohlstilisiertc Briefe an Damen als Herr — und an Herren als Dame. Er versprach jedem das Blaue vom Himmel herunter. ,.Es hat sich deutlich gezeigt, sehr geehrtes gnädiges Fräulein", so schrieb er. „daß zwischen uns eine Seelenvcrbundenheit bestehl . . " Es versteht sich, datz der Geschästsverkehr des Herrn Or lovius enorm anschwoll, so datz eine Bürohilfe eingestellt wer den mußte, der gegenüber er aus seinem Herzen durchaus keine Mördergrube machte. „Tie Dummen werden eben nicht alle!" sagte er einmal, als aus eine Anzeige besonders zahlreiche An gebote eingingen. Vor Gericht wollte er sich freilich darauf hinausrcden, er habe damit den Kamps ums Golden« Kalb gemeint, der ihm so albern vorgekommcn sei. Im übrigen be obachtete Orlovius in seinem Geschäftsbetrieb jede erdenkliche „Vorsicht". Die Abschnitte der Postanweisungen sind regelmäßig gleich beim Empfang d«s Geldes verbrannt worden. Ein Leiv- ziger Teilhaber, an den er nur postlagernd« Briefe schickte, war eine Ausgeburt seiner Phantasie. Älxr er brauchte ihn, um seine verbrecherische Täligheit verschleiern zu können. Als ihn das Gericht nach seinen Geschäftsbüchern fragte, sand er dtts ,^twas übertrieben". Alle Vcrschleicrungs- und Verdunkelungsmanöver haben ihm aber am Ende doch nichts genützt. Tie Kriminalpolizei griff endlich zu und setzte ihn vor 1'tz Jahren in Hast Er wurde wegen Betruges, Urkundenfälschung usw. zu zivei Jahren Zucht haus unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte aus di« Dauer von drei Jahren verurteilt. Die Untersuchungshafl wurde Ihm wegen feines srecl-en Leugnens nicht angerechnet. andern Tag In der franz. Hauptstadt verweilen. Die Times ver muten. datz er dort mit matzgcblichen Männern der französischen Regierung zusammentrcsscn werde. Man erwarte von diesen Befprechungcn. auch wenn sie nicht sestumschricbene Ziel verfolg ten, daß sie die Herzlichkeit der zwischen dem Vatikan und Frankreich seit einigen Jahren bestehenden Beziehungen dar tun und festigen werden. VischofSwelhe des Kardinals Tifferant Auf Anordnung des Papstes wird Kardinal Tisserant, der Sekretär der Kongregation siir die orientalische Kirche zum Bischof geweiht werden. Der „Osservatore Romano" be merkt dazu, diese Anordnung sei ein neuer Beweis des beson deren Wohlwollens des Papstes für den christlichen Orient, in dem die bischöfliche Würde stets in höchsten Ehren gestanden habe. Denselben Akt des Wohlwollens habe der Papst auch dem Vorgänger des Kardinals Tisserant, dem verstorbenen Kardinal Sinccro, erwiesen. Die Bischossweihe wird Kardinal staatssekretär Pacctli am 25. Juli in der Peterskirchc voll ziehen. Auf dem Index Kongregation des Hl. Offiziums hat In ihrer Sit zung vom 9. Juni das Buch des italienischen Professors P. Cogni „II Razzismo" aus den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Das Auch Cognis ist, wie der „Osservatore Romano" In einem erläuternden Artikel schreibt, eine Verherrlichung der monistischen Entwicklungslehre, nach der sich der Stofs langsam zum Geist entwickelt und der Geist im Stofs Ge statt annimmt. Gott ist identisch mit der Natur und dem Menschen, denn es sei, so meint der Verfasser, unsinnig, einen unbestimmten Gott anzunehmen, der nicht in allen Formen des Universums lebe. Der Mensch setze sich nicht aus einer geistigen Seele und einem organischen Körper zusammen, son dern der Stoss sei eine Form des Geistes, und der Geist wird vollkommen verstosflicht. Für Cogni gibt es eine zum Herrschen und eine zum Dienen geborene Menschenart. Das niedere Volk sei dazu da, um dem höheren Menschentyp zu dienen, um dessentwillen die ganze Welt überhaupt ge schaffen worden sei. Der „Osservatore Romano" erinnert daran, daß schon das vatikanische Konzil diese Irrlehre ver urteilt habe, die nur eine moderne Erneuerung des alten Irrtums sei. London lehnt -en Gpanienvorschlag ab Das Ergebnis der Veratungen des AichtelnmlschungSauSschuffeS - Weitere Veratungen nächste Woche Welche Weiterentwicklung die Dinge nehmen werden, läßt sich aus Grund der Ereignisse des gestrigen Tages somit noch nicht übersehen. Eine endgültige Entscheidung wird jedenfalls erst in der Vollsitzung des Nichteinmischungsausschusscs in der nächsten Woche fallen. Deutscherseits ist daraus zu verweisen, daß der deutsch-italienische Plan dazu bestimmt war, in einer kritischen Lage durch konstruktive Vorschläge, die auch Deutsch land starke Opfer zumutcn, zur Lösung der entstandenen Lage beizutragen. Der deutsch-italienische Plan war dazu bestimmt, die Lücke in der Nichteinmischung zu füllen, die durch das Ausscheiden der Flottenpatrouillc entstanden war. Der Plan sicht dreierlei vor: A. Daß beiden Parteien in Spanien Kriegfüh renden rechte zugestanden werden sollen. B. Daß der U e b e r m a ch u n g s v l a n, der in der Ver pflichtung der Schisse besteht, Kontrollhäsen anzulausen und Konlrollbcamtc an Bord zu nehmen, sortbefteht, und C. daß die Landkontrolle erhalten bleibt. Bisher gab es zwei Arten der Schissahrt nach Spanien, die legitime und die illegitime. Tie legitime unterwarf sich der Kontrolle und nahm Kontrollbcamte an Bord. Die illegitime Schissahrt hingegen unterwarf sich keiner Kontrolle und betrieb in der Hauptsache den Wassenschmuggel nach Spanien. Diese Lücke soll durch die deutsch-italienischen Vorschläge ausgefiillt werden, da diese illegitime Schissahrt in Zukunst aus Grund der deutschen Vorschläge unter die Kontrolle der Parteien in Spanien gestellt würde. Das würde zweifellos ein iveiterer Schritt zur Vervollständigung der Nichteinmischung sein, so datz man der Erwartung sein sollte, datz sich alle Mächte der Nicht einmischung mit diesem Schritt einverstanden erklärten. Die englische Behauptung, daß der Vorschlag einseitig sei, ist ab- zulehncn. Die besonders konstruktive Idee des Vorschlages besteht darin, daß er den beiden kriegführenden Parteien einen be sonderen Rechtsstand gibt, den sie bisher n'-cht hatten.