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Kummer 73 36. jskrganL OLter-keilsLe rur „Zäcksiscken Volksreitung" OsterZIaude / In allen Blättern wird heute das Wort von der Auf» erstehung zu lesen sein. Man wird sprechen von dem neuen Leben in der Natur, die sich aus winterlicher Starre in das Blühen des Frühlings erhebt; man wird der lebenweckcn- den Kraft der sieghaften wärmenden Sonne gedenken; man wird den Menschen selbst als Glied der Lebensganzheit mit ergriffen sehen von dem Sieg des Lebendigen über das Er storbene, der von jeher den Lenz als heilig-ursprüngliche Fahrzeit erscheinen liest. Man wird sprechen vom Wunder der Auferstehung des Volkes, von der Wiedergeburt aus er neuerter volklicher Kraft, und man wird die Freude an olchem Wunder in die Zukunft hinein ausrichten, die Ee- chlecht um Geschlecht in den Enkeln die Ahnen auferltehen assen werde. Wer so spricht, sagt nichts Falsches. Aver es st nicht einzusehen, weshalb die Rede ergehen soll an dem Tage der Ostern statt etwa am Frühlingsanfang oder zu Beginn des Maien. Denn das Osterfest der Christen heit, nach deren Brauch der heilige Ostertag als Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling berechnet wird; das kirchliche Osterfest, das gefeiert wird, auch wenn noch Schnee und Eis das kommende Leben in der wartenden Erde ge fesselt halten; das auch gefeiert wird, wenn Krieg die Völ ker schlägt und wenn sie in Lebensnot sind; dieses Osterfest meint mit der Rede von der Auferstehung etwas schlechthin anderes. Die andere Rede, die ergehen wird, mag immer hin anknüpfen an uralte, verschüttet gewesene und wieder aufgebrochene Ueberlieferungen von Festen heidnischer Frühlingsgötter und -göttinnen, sie mag sich sogar darauf berufen, dah der Name des Osterfestes bei uns mit dem Namen einer angelsächsischen oder vielleicht sogar gemein germanischen Frühlingsgöttin zusammenhängt. Und dennoch trifft solche Rede nicht den Sinn des Osterglaubens von der Auferstehung, aus dem ein christliches Volk leben must, wenn es leben will in Ewigkeit. Die christliche Rede meint die Auferstehung des Herr« Jesus Christus aus den Toten, geschehen am dritten Tage nach seiner Hinrichtung unter dem römischen Landpsleger Pilatus zu Jerusalem in Judäa; sie meint die nach Zeit und Raum bestimmte einmalige Eottestat, den ein für allemal geschehenen Eottessieg in der Geschichte. Der christliche Auserstehungsglaube kommt nickt aus der Erfah rung des biologischen und historischen Weltdaseins, wie jene andere Rede, sondern er kommt als Antwort auf die ab solute Initiative Gottes, mit der Er seinen Eingeborenen Sohn in die Welt sandte, Ihn dahingab in den Tod für das Leben der Welt, Ihn aber auch erweckte aus dem Totenreiche und erhöhte in Seine eigene Herrlichkeit. Christentum, das seinen Namen legitim führt, hat hier sein Herzstück und seinen Daseinsgrund: in der wirklichen Auferstehung Christi, zu der sich der Mensch im Glauben bekennt und in die er durch die Taufe einbezogen wird. Nimmt man Jesus von Naza reth nur als den begnadeten Prediger des Vaters im Him mel, als den guten Freund der Menschen, als den heldischen Führer, der seine Ueberzeugung mit dem Tode besiegelte, als den Stifter der Religion, deren erster Märtyrer Er wurde, — liitzt aber seine Auferstehung in verklärtem Leibe «l» uiwttsüvstia und erfahrungswidrig aus dem Geiamt- Von vr. I^u6w!Z Verständnis Jesü heraus, dann.bleibt gerade das ausge schlossen, was allein Christentum begründen kann. Dann entsteht nicht positives Christentum, sondern bestenfalls eine „natürliche Religion", in der eine unwesentliche Auswahl von christlichen Elementen — mag sie sich noch so sehr an reichern mit Erfahrungen aus der innerweltlichen Geheim- nissülle des Lebens und den hohen Taten volklicher Ge schichte — sich löst von der gottgeschenkten Totali» t ä t christlichen Daseinsgrundes, und in dieser Isolierung sich immer mehr verlieren wird an die bloße Erfahrung des Diesseits. An Kreuz und Auferstehung Christi entscheidet sich Christentum, entscheidet sich alle Religion, entscheidet sich aber auch das Leben der Menschen und der Völker. Daß ihr Herr wirklich auferstanden sei, das wollten die Jünger nicht glauben, obgleich Er es ihnen zu Lebzeiten voraus gesagt hatte; denn daß ein Mensch auferstehen könne, das war gegen ihre Erfahrung nicht minder als gegen dis unsere. Aber sie sahen mit ihren eigenen Augen, sie spür ten mit ihrer ganzen Bedächtigkeit und Zaghaftigkeit, dis sich so schwer überzeugen lassen wollte, den Lebendigen aus den Toten, ihren Christus. Und ihr ganzes Leben bestand fortan in dem einen: Zeugen zu sein der Auferstehung Jesu Christi. Und die junge Christenheit wußte nichts ge- wisser, als daß die Auferstehung Christi das Wesen ihres neuen Lebens ausmache; sie wußten, daß alles daran hänge, ob Christus wahrhaft auferstanden sei oder nicht. „Wenn Christus nicht auferstanden wäre", sagt Paulus, „dann wären wir di« armseligsten unter den Menschen". Dio Christen machen nicht ihre allgemeine Er fahrung zum Ausgangspunkt ihrer Entscheidung, sie sagen nicht: Es gibt das nicht, daß ein Mensch aus den Toten auf ersteht; also kann es auch bei Christus nicht so sein. Son dern sie stellen sich im Glauben zu jener Tatsache, daß Christus auferstanden ist, Gottes Sohn und der Bruder der Menschen: Da Christus auserstanden ist, muß es Auf erstehung aus den Toten geben, muß er der Erstling sein für die ganze Reihe der Menschen, die nach Ihm auf erstehen werden in ihrem Leibe. Die Gottestat des Oster» morgens zielte nicht auf Christus allein, sondern zugleich auf die ganze Menschheit. „Nun aber i ft Christus aufer» standen von den Toten und ist der Erstling geworden unter denen, die da schlafen" sagt Paulus. Als Sokrates starb, da umfing ihn die Ahnung von der Unsterblichkeit der Seele; weiter kann menschliche Erfahrung nicht kom men, wenn sie noch so sehr in das Geheimnis des erschasse- nen Geistes hineinhorcht. Daß der Mensch nicht nur un sterbliche Seele ist, sondern verklärten Leibes auferstehen wird in die Ewigkeiten, das weiß nur der Glaube, der sich zu der Gottestat stellt, die Christus auserweckte von den Toten. Was der Mensch i st, wissen wir nur von dem Schöpfer, der ihn als sein Bild erschaffen hat, der ihn in mitten der Stofflichkeit als Eerst angelegt hat. Was die Würde des menschlichen Geistes ist seine Freiheit, das wiiien wir nur aus der Vinduna dieser Freiheit in Oie ZVuf- erstekung Geister kranke. Kunst- kslle ru klsmtrurg l?kut. 8cl>«rl »uu«k<u«n»l.) Ostersonntci^ - HIonZen llolrscbnitt ckes altcleulscken Leisters Ziartin 8cbor>t>suer (UUol. 8r><«r! UUlic»<U»nrg Christus, der den Menschen, seinen Brüdern, die Freiheit der Kinder Gottes erwarb. Was die Würde des mensch lichen Leibes ist, erfahren wir nicht im Vergleich mit dem Tierleib und den pflanzlichen Organismen, sondern im Blick des Glaubens auf den verklärten Leib Christi, dem der Gläubige gleichgestaltet werden soll. Und darum ist die Rede von der Auferstehung der Natur, die sich im Leuchten des Frühlings offenbare, zwar keine falsche, aber eine ungenügende. Denn der Mensch steht eben nicht in dem Kreislauf der untermenschlichen Natur; für ihn ist Sterben kein Naturvorgang wie für Pflanze und Tier. Der Tod des Menschen ist nicht nur ein Durchgangspunkt, eine Voraussetzung zur Entfaltung neuen Lebens. Der Mensch ist nicht nur Sohn und Enkel und wieder Vater und Ahne, sondern einmaliger und unvergänglicher Schüpfungsgedanke Gottes. Und darum hilft ihm kein Mythos, kein religiöser Deuiungsversuch seiner Existenz und seines Schicksals, der ihm zurcdet, in den Kreislauf des Lebens, der sich in Sterben und Werden un endlich fortsetzen werde, seine Hossnung zu setzen. „Nun aber i st Christus auferstanden" — und weil es so ist, des halb steht der Mensch nicht im Stirb und Werde der Na tur, sondern mit Christus in einem neuartigen Leben. Um das geht cs an Ostern. Hier ist Glaube, Trost und Freude. Hier ist Entscheidung, hier ist der Sieg. Wir wissen, daß,- nachdem Christus auferstanden ist und den Grund eines neuen Lebens in Gott offenbart hat, eine Religion, die sich auf die Erfahrung der inneren Ge- heimnistiefe der Welt beschränkt, nicht mehr wie vor Christus und der Auferstehungspredigt ein Weg zu Christus sein kann, sondern notwendig absühren muß von Ih m. Wir wissen aber auch, daß der Abfall von Christus schlimmere Folgen hat als die Unkenntnis derer, die nie von Ihm gehört. Darum spüren die Christen dis V:rantwortung dafür, daß Deutschland im Ost er st l a u b e n bleibe. Das deutsche Volk ist steworden nicht aus den einigenden Kräften seines guten Blutes, nicht aus dem Zwang geschlossenen Raumes und einheitlicher Sprache, sondern in dem geschichtlichen Schicksal derBegegnung mit C h r i st u s, mit dem ganzen Christus, dem Gestorbenen, Auferstandenen und Erhöhten. Nur im ständigen Ja zu diesem Christus bleibt die Kraft w'rlsam, die aus dem Gefüge der Sippen, aus dem Strom kreis des Blutes ein Volk gemacht hatte. Ein Christentum ohne Osterglaube aber ist so gut wie keines. Ein Volk er neuert sich nicht allein biologisch vom Blute her; ein Volk steht nicht in dem Wechsel von Sterben und Werden, ein christliches Volk erst recht nicht. Wir können die Bölker auch nicht aus der bloßen Erfahrung in ihrem Lebensgeheimnis verstehen; sie sind Gedanken Gottes und zumal, wenn ihnen Christus verkündet worden war, eben um der Taufe willen, die immer wieder seinen Gliedern Ostern erneuert, nicht mehr bloße Gegebenheiten des Bios, sondern Gestaltungen der Zoe, das heißt erfüllt von dem überwesentlichen Leben Dessen, Der allein von sich sagen konnte, daß Erdas Leben und d i e Auferstehung sei. Die Chronisten des werdenden Reiches der Deutschen nicht weniger als die ihres Ersten Reiches, das vor genau tausend Jahren anhub, als Otto der Sachse im Dome Karls des Großen zum deutschen Kaiser gekrönt wurde, — die Chronisten und Annalisten des Rei ches verzeichneten immer den Ort, wo ver ncu,er mit sei nem Hof das Fest der Auferstehung Christi gefeiert hatte. Ihnen war es sicher, daß es für das wesentliche Leben des Volkes von Bedeutung war, vaß das geweihte Haupt des Reiches wie dieses ganze Reich selbst sich in der kirchlichen Feier wieder hineinnehmen ließ in den Anfang des neuen Lebens, das mit der Auferstehung Christi in die Weltwirk lichkeit eingetreten war. Ist nun der Christ, weil er die Auferstehung Christi so groß in seinen Blick und in sein Dasein nimmt, blind für das, was jene andere Rede von der Auferstehung meint, das Blühen der Natur, das neue Leben des Volkes, das Fortleberr der Sippe«? Nein, eifernd nm das über-