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kin Qetränk, ckas öle lVelt eroberte Vom Anregungsmittel rum Volksgetränk Vor nunmehr 280 Jahren wurde in Regens burg, der bayerischen Donaustadt, das erste Kaffeehaus in Deutschland eröffnet. * Dl» Geschichte des Kaffee» als Nahrung»- und Genutzmittel geht bis in das 18. Jahrhundert zuriick. An fast allen arabi schen Handelsplätzen, die aus dem schwarzen Erdteil Waren be zogen, gab es damals bereits Kaffeehäuser. Priester, Klinstler und Gelehrte schätzten den braunen Trank als wohlschmeckendes Anregungsmittel. Durch Pilger gelangte dann der Kaffee nach Syrien, Aegypten und die Tiirkel, wo in Konstantinopel die ersten europäischen Kaffeehäuser gegründet wurden. Sie ent wickelten sich bald zu Hochburgen der Bildung und Gelehrsam, leit, die willkommene Gelegenheit zu politischen und religiösen Auseinandersetzungen und wissenschaftlichem Meinungsaustausch gaben. Allerdings bildeten diese Kaffeehäuser zugleich Sam melstätten revolutionärer Elemente, die dort ungestört ihre dunklen Pläne aushecken zu können glaubten, weshalb die Lo kale erstmals in der Geschichte zwangsweise geschlossen werden mutzten. Dem türkischen Staatssäckel erwuchs hieraus ein beträchtlicher Ausfall, betrug doch die monatliche „Ge tränk e st e u e r" damals schon etwa 30 Zechtnen oder 48» bis 600 Mark für jeden Kaffeewtrt. vrutittLtten äes Lasters unö öer ttebeMon" das erst« Kaffeehaus in Berlin entstanden. In den darauf folgenden Jahren trat vielfach in den städtischen Haushaltungen Preutzens an die Stelle von Milch oder Vier der Kaffee, wo durch Landwirtschaft und Braugewerbe grotzer Schaden zugefügt wurde. Friedrich der Erotze beschloß daher, den Kaffee in staatliche „Regie" zu nehmen, womit er zirgleich die darniederliegenden Staatsfinanzen ausbessern zu können glaubte. Gestattet war yur noch der Verbrauch von staatlich konzestioniertem Zlchorien- Kassee, während feder Genuß von Bohnenkaffee schwer bestraft wurde. Eine Ausnahme hiervon bildeten nur der Adel sowie Offiziere und Geistlichkeit als Angehörige der „privilegierten Stände". Ein ganze, Heer von Hausspionen, „K a f fe e r i e ch »r n" und sonstigen Schnüfflern hatte die Durchführung der Verord nungen zu überwachen. In diese Zeit fällt auch der bekannte Ausspruch Friedrichs des Großen „Niedriger hängen", den dieser getan hat, als er eines Tages in der Jägerstraße zu Berlin ein Svottbild entdeckte, das den König selbst mit der Oss 6ekeimni8 öe8 „8Iogan8" 250 Kskkee »> Kaffeemühle im Schlosse darftellte. Friedrich wollte mit diesem Befehl an einen seiner Begleiter zum Ausdruck bringen, datz er einen derartigen schlechten Scherz nicht zu fürchten habe und das Urteil hierüber dem Volke überlasten wolle. Ueber 80 Jahre wütete dieser „Kasseekrieg" in deutschen Landen. Auch andere Staaten folgten dem Anspiel Friedrichs des Großen, durch Zollerhöhungen, Verbote und andere Schikanen den Kafseegenutz einzuschränken. Umsonst — der Siegeslauf de» braunen Göttertrankes war nicht mehr aufzuhalten. Pfefferkörner al, Kasseewürze. Dies ist um so verständlicher, wenn man bedenkt, datz fast alle groben Geister des 18. und IS. Jahrhundert, den Kasse« autzerordentlich schätzten. Manche hatten sogar eigene Rezept« zu seiner Zubereitung. So pflegte Beethoven nicht weniger al» 60 Bohnen für eine einzige Taste zu nehmen. Jeden Morgen braute er sich selbst seinen Kaffee in einer Elasmaschin«. FriedrichderErotze hingegen, der persönlich dem braunen Trank durchaus nicht abgeneigt war, liebte — Pfefferkörner als Kaffeezutat. Auch Balzac und der große Feinschmecker Brillat- Savarin hatten eigene Zubereitungsmethoden. Ebenfalls als Kasfeeliebhaber galten Voltaire, Lenau, Gellert, Lessing, Jean Paul und sogar Bismarck. Goethe hingegen zählte zu den wenigen Geistesgrößen, die dem braunen Göttertrank keinen Geschmack abzugewinnen vermochten. Vielleicht lag dies jedoch nur daran, datz seine Köchin keinen wirklich guten Kaffee zuzu bereiten verstand. 81. „Vie täglieke V08I8 maekt8!" Dl« Eaststittt« „Zum arabischen Tasse-Boom". „Kaffee muß heiß wie dl« Hölle, schwarz wie der Teufel, rein wie ein Engel und süß wie die Liebe sein." Nach diesem qsterprobten arabischen Rezept übernahm im 17. Jahrhundert Mitteleuropa den Kaffee aus dem Orient. Zunächst tauchten um das Jahr 1630 in Venedig die ersten Kaffee häuser auf. Als nächst« Stadt sah um das Jahr 1670 Part» das «rste Kaffeehaus in seinen Mauern. Es folgte Wien, das allerdings auf höchst merkwürdige Art mit dem Kaffee Bekannt schaft machte. Anläßlich der Belagerung der Kaiserstadt im Jahre 1683 hatten die Türken nach ihrem Abzug einige Säcke voll Kaffrebohnen vor den Toren Wiens zurtickgelassen. Einer der Verteidiger interessierte sich für die merkwürdigen braunen Fremdkörper, erkannt« ihre Bedeutung und ging als erster Wiener Cafttter in die Weltgeschichte ein. Um das Jahr 1678 hielt der köstliche braune Trank auch in England seinen Ein zug. Auch dort versuchte man zunächst durch Verbote der Kaffeehäuser als „Brutstätten des Lasters und der Rebellion" seinem Siegeszug Einhalt zu gebieten, was jedoch vergeblich war. Das «rste Kaffeehaus auf deutschem Boden wurd« im Jahre 1687 in Regensburg errichtet. Ihm folgt« um 1694 ein weiteres in Leipzig. In der Kleinen Fleischergaste b«stand dort zu dieser Zeit eine Kaffeesiederei, in der sogar August der Starke mitunter zu verkehren pflegt«. Dies« Gast stätte trug den merkwürdigen Namen „Zum arabischen Tafse- Boom" und entwickelte sich bald zu einem Treffpunkt von Dich tern und Philosophen. Ihr Besitzer wurde zum „Hofschocoladier" de, sächsischen Herrscherhauses ernannt und genoß hierdurch mancherlei Vorrechte. Di« Kasfe«riech«r und d«r Kasseekrieg. Wohl die grösste Roll« in der Kulturgeschichte de, Kaffee» aber lvielte Friedrich der Große. Schon im Jahre 1721 war lVie Amerika wirbt — Lin diKO. Neuyork, im März. Es ist ein wahres Trommelfeuer, das den abendlichen Spaziergänger auf dem Broadway überfällt. In endlosen Kas kaden stürzen die Lichtreklamen auf ihn ein, und jede dieser Reklamen hat den Ehrgeiz, die auffallendste, einprägsamste, witzigste, kurzum die zu sein, die das Gehirn des Spaziergängers erobert. Die Amerikaner kennen den unbezahlbaren Wert die ser einprägsamen Sätze und Zurufe, die sich dem Gehirn mit unheimlicher Hartnäckigkeit einhämmern. Es wird nicht gespart, und es hat sich unlängst herausgestellt, daß der Erfinder eines derartigen Satzes damit mehr verdiente als der höchstbezahlte amerikanische Revueverfasser in einem Jahr. Ausgeklügelte» psychologisches System. „Slogan" nennt der Amerikaner diese Werbesähe, die man überhaupt nicht mehr aus dem Kopf bekommen kann, weil man st» «infach behalten muß. „Slogan" bezeichnet einen Begriff, der über den des deutschen „Schlagworts" noch hinausgeht, denn hinter dem Slogan verbirgt sich ein ausgeklügeltes psychologi sches System, besten Hauptgestchtspunkt die amerikanischen Neklameleut» wiederum in einem Slogan formuliert haben: „Die tägliche Dosis macht«l" Di« Warnung „8akst/ kstrst", die sich an die Krastsahrer, und di« Mahnung „lissp Smiling", die sich an die Mensch heit schlechthin wenden, sind weltberühmt geworden. Sie be dürfen keiner Ueberseh'ung mehr, denn sie werden überall ver standen und — befolgt. Ein Musterbeispiel für eine schlag- krästige Prägung ist auch der Slogan, mit dem die Heilsarmee Vermögen kür eine gute löse einen ganzen langatmigen Aufruf zur Unterstützung ihres Hilss- wcrks erseht: „Der Hunger kennt keinen Feiertag!" (Ilunrror kno^vs no boliclav!) „Wenn die Natur etwas vergessen hat, kommen Sie zu uns!" lautet die sinngemäße Uebersetzung des Slogans, mit dem eine Schönheitsmittelsabrik in USA. ungeheure Erfolge erzielt hat. Und eine Werbung, die unbedingt einschlagen mutz, ist das schlichte „It kioats!" — „Sie schwimmt", — mit dem sich eine Seifenfabrik an den Spieltrleb der Erwachsenen wen- dcnt, die ja bekanntlich mit heimlichem, aber um so innigerem Vergnügen beim Baden Schiffchen spielen. Unmöglich, dem Slogan zu entrinnen. Wie der amerikanische Werber es versteht, dem Publikum in wenigen Worten die Vorzüge der Ware oder der Idee, für die er wirbt, tlarzumachen, zeigt das Beispiel des Neuyorker Elektrizitätswerkes. Es sollte dem Publikum in einem ein zigen Satz verständlich gemacht werden, datz man mit einem Stromverbrauch von nur einem Penny achtzehn Beefsteaks bra ten oder 200 Eier kochen oder einen ganzen Nachmittag lang auf der Nähmaschine nähen oder dreieinhalb Stunden lang Radio hören kann. An Stelle eines wortreichen Prospektes er fand der Werbeleiter einen einzigen Satz: „I-Uecti lclt/ — >our lrlggsst penn/s vortbl", und jeder Mensch weiß, datz er am meisten für «inen Pfennig bekommt, wenn er sich Elektrizität dafür kauft. Ueberall und immer wieder mutz das Publikum dem Slogan begegnen. Die Lichtreklamen lasten ihn die ganze Nacht leuch- Kl6ine8 Qlüek unci ZroLe vokknung Plauderei sm ^Vockenen6e Von lllsrsbu. Wer draußen am Rande der Stadt wohnt, den er weckt jetzt an jedem Morgen Konzert. Nicht das Konzert des Ruüdfunks meine ich, das nicht immer wohltönend ans Lautsprechern aller Preislagen dringt. Lange bevor der Rundfunk seine Stimme erhebt, mit der frühesten Morgendämmerung setzt dieses Konzert ein. Selbst durch Doppelfenster kannst du es hören: Mit aller Kraft ihrer Stimmen singen und jubilieren draußen die Vögel der Sonne entgegen. Schilt nicht über die frühe Störung! Neiße dich aus den Federn und öffne das Fenster! Dann umwogt dich der Wettstreit der kleinen Sänger mit herzbeglückender Gewalt. Jubelnd schmettert der Fink seine Triller, zärt lich verträumt flötet die Amsel ihr Lied. In dieser frühen Stunde, da das Licht erst langsam die weichenden Schleier der Nacht zerteilt, scheint die Welt ganz den singenden Vögeln zu gehören, scheint ein Dom zu sein, in dem eine unsterbliche Melodie erklingt. Lausche dieser Melodie, laß von ihr dein Herz beglücken. Sie heißt: Hoffnung. * Hoffnung auf Licht: das verkündet der schmetternde Lobgosang der Vögel am frühen Morgen. Der erste Däm merschein des nahenden Tages hat die kleinen Sänger geweckt. Sie schütteln den Schlaf ab, der ihnen neue Kräfte geschenkt hat. Und das Gefühl des erneuerten Lebens, das einen neuen Tageslanf beginnen darf, wird Klang, verströmt im Jubel der Stimme: Ich lebe, ich darf einen neuen Tag sehen, ein herrlicher Frühlingstag wird mir geschenkt! Gewiß will das der Lobgesang der Vögel sagen. Sie denken ja nicht wie wir armen Men schenkinder, bei denen jedes Gefühl erst den Gebrauchs muster-Stempel des Gehirns erhalten muß. Sie sind ganz Gefühl und Wille, gehorchen willig dem Gesetz, das in ihr Wesen eingeschrieben ist. Nicht so viele Tage wie wir haben sie zu leben: stärker empfinden sie deshalb wohl das Glück und die Gnade, die jeder neue Tag bedeutet. Und die Hoffnung auf das Erleben dieses Tags, den die Dämmerung behutsam ankündigt, wird zu einem strahlenden Lobgesang der Freude. Das ist das rechte Beispiel für uns Menschen, die wir des Winters trübe Tage hinter uns haben und uns nun mit neuem Mut dem aufblühenden neuen Jahr zu wenden sollen: „Sehet die Vögel unter dem Himmel!" Ihnen sind nicht so viele Jahre geschenkt wie uns. Auch mit Kräften und Fähigkeiten sind sie nicht so reich be gabt wie wir Menschenkinder. Aber sie nutzen diese Gaben mit höchstem Eifer. Da sie nicht so viele Jahre zählen können, zählen sie die Tage. Und grüßen jeden neuen Tag mit einer stürmischen Hymne an die Hoff nung . . . *> Nun will ich gewiß niemanden ermuntern, fetzt jeden frühen Moraen vor 6 Uhr aufzustehen und einen Choral zu singen. Wenn das jeder tun wollte — das gebe einen schönen Lärm. Und der Zauber dieser stillen Stunde zwischen Nacht und Tag ruht ia gerade darin, daß sie so ganz der Morgenfeier der Vögel gehört. Kein törichter Lärm der Menschen dringt dazwischen: kein Telephon, kein Lautsprecher, kein häßliches Gezänk, kein gemeines Gelächter, kein zorniges Wort und kein Schlagen von Türen . . . Stören wir diese Stille nicht! Es genügt zu lauschen und zu sclzauen. Den Vogelstimmen draußen zu lauschen, die sich gar lustig heben und senken, anschwellen, ab schwellen und wieder verstummen, um aufs neue einzu setzen. Und auch zu schauen gibt es genug. Denn die Dämmerung wird von Minute zu Minute Heller. Das Licht des nahenden Tags dringt durch den dichtesten Wol kenschleier. Die Erde, übergossen vom Morgentau, duftet nach frischem Wachstum. Und der Baum vor deinem Fenster hat an jedem Morgen neue Kätzchen heraus gesteckt. Still mögen deine Lippen bleiben, aber dein Herz soll mitsingen. Soll einstiminen in den großen Lobgesang, zu dem sich draußen jetzt alles vereinigt: Licht der Frühe und Duft der Erde, Flüstern des Windes und Sang der Vögel. Seele, singe mit! Denn auch du entfaltest die Blüte, die unter allen Gaben des Frühlings die schönste ist: Hoffnung. * Vielleicht ist jetzt mancher Leser schon ungeduldig geworden. Hat gedacht: „Hoffnung? Was habe ich denn noch zu hoffen?" Der eine fühlt sich zu alt, der andere zu krank, dem dritten hat ein widerwärtiges Schicksal die Schwingen der Seele gelähmt. Und dennoch: für alle, auch für diese Unglücklichen, blühen die Blumen des Frühlings, lobsingen die Vögel unter dem Himmel am frühen Morgen. Es ist keine Menschenseele so ver lassen, so arm oder alt, daß sie nicht Anteil haben dürfte an der schimmernden Woge der Hoffnung, die jetzt im Frühling über die Welt geht. Ja: die schönste und größte aller Hoffnungen ist die, deren Flügel sich erst dann voll entfalten, wenn nach menschlichem Verstände nichts mehr zu hoffen ist. Laßt Euch ein Beispiel vor Augen stellen, Ihr Freunde, die Ihr glaubt, daß Hoffnung nichts für Euch sei: Kolumbus, der den Weg von der Alten zur Neuen Welt fand. Als Narren hatte man ibn verlacht, nur ein Zufall hatte seine Fahrt ermöglicht. Am 6. September ist er aufgebrochen; einen Monat später ist noch kein Land zu sehen. Nichts als Wasserwüste . . . Zweimal gaukelt die Phantasie Matrosen das Trugbild einer nahen Küste vor. Schon fällt die Mannschaft ans die Knie und betet das „Gloria in ercelsis". Aber es war Trug der Sinne: der trostlose Anblick des unendlichen Wallers bleibt. Un bewegt steuert der Admiral nach Westen. Die Mann« IV. Zurmsnn. plrns, Uarkt 14 Zerren- Damen- Kinäer-öekleldung