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Die geschichtliche Entwicklung der Inquisition Vir zum Jahre MH Unter Inquisition labgcleltet von d«m lateintsck)«» Wort lnquirere — aussuckzen) verstellt man eine Einrichtung zur Er mittlung uni) Bestrafung der Irrgläubigen oder, wie man sie in früheren Jahrhunderten nannte, der Ketzer. Man hat für diese Einrichtung, die besonders im Spätmittelalier zahlreiche Mcn- sck»en einem grausamen Tode überlieferte, die Kirckze als soläre »xrantwortlich gemacht. Aber mit Unrecht! Wohl lxst die Kirck)« nicht nur ein Recht, sondern eine direkt« Pflicht, über die Relnerhaltung des Glaubens zu wackren und den religiösen Irrlum zu bekämpfen. Diese beiden Aufgaben sind tm Grunde genommen nur ein«. Jedes Irdisckre. weltlickze. natilrltckie Lehr amt, das der Wahrheit dienen und Wahrheitserkenntnisse ver mitteln will, mnh gleichzeitig daraus bedacht sein, den Irrtum ausznsckzalien. Kein vernünstiger Mensch wird das bestreiten — und nur indem man diesen Gedanken auf das Lehramt der Kirck)« anivendct. wird man ihrer Einstellung gerecht. Will sie den ihr von Christus anvcrtrauten Sckmk der göttlichen Wahr liegen in der Staatsaufsassung und den Nechisgrundsätzen des heidnifck-en Rom. Nach dieser Auffassung und diesen Grund- sahen hatte der Kaiser di« Staatoreligion zu schützen. In diesem Sinne erlies, Diokletian, der bekannt« Lhriltenvcrfotzier. im Iahie Lik) ein Gesetz. das di« Sekt« der Manichäer unter schivere Strafe stellte: di« Vorsteher dieser Irrlehre sollten verbrannt, Ihre lmrtnäckigen Anhänger eingekerkert, gegebenenfalls auch mit Zivangsa streit und Einziehung des Vermögens l)«straft wer den. Wir werden bald sehen, das, dieses Gesek Diokletians nach Jahrhunderten in grauenvollster Weise wieder anslebtc. Als mit Konstantin dem Groken die römiscknm Kaiser die Lehre des Kreuzes annahmen, und in »erhälinismäkia kurzer Zeit das Weltreich, das sie lxlnrrschien. christlich wurde, da er gab sich von selbst die Fragestellung, mit n»elck>en Mitteln die chrisllickp'n Kaiser ihrer Ausgabe. Schäker der neuen Staats religion zu sein, gerecht werden sollten. Unter Beruf u n g ans die römischen Staatsgesetz« lrekämpften sie den Widerstand gegen die Kirckrc mit Gewalt. Die Theologen der damaligen Zeit sind, was die Bclmndlung der Irrlehrer lrctrifst. nickst in allen Punkten einig — einige vertreten eine strengere, andere eine mildere Auffassung, aber mit einer einzigen Aus- nähme stimmen sie darin ülrercin, dak die Todesstrafe gegen die Ketzer nl ht angewandt werden dürfe. Dieser Standpunkt bleibt für die nächsten Jahrhunderte masMlvnd — mir lesen, dak in Orleans und Mailand siv17), in Cöln stOttO) die Bischöfe cs sind, die entdeckte Kekcr vor Alis,Handlungen schützen, und das Todesurteil, das .Heinrich III. In Goslar f1052) gegen einig« überführte Ani)ä»gcr -er Irrlehre fällt und auch vollstrecken lässt, wird sckxrrs getadelt. Aber schon Im folgenden Jahrhundert ändert sich di« Lagp wesentlich zuungunsten der Häretiker. Das lag zunächst daran, dass die wcitrrerbrciteten Irrlehren der Albigenser nicht nur die Grundlagen der christllck-en Kultur, sondern auch die Fundamente der staatlich)«« und gesellschafllickren Ordnung lredrohten und also auch van der weltlich«?,, Macht mit schärfsten Mitteln lr«. kämpft werden mutzten. Der Staat war aber gerade um diese Zeit — und das ist weiterhin zu beachten — unter Friedrich ^Zarbarossa dazu ülrergegangen, statt des deutsch)«» Rechtes das jenige des a"en, l>eidnisck>en Rom in «Zeitung zu bringen. Dieses Recht al>er kannte nicht nur l>edeutend härtere und grausamere Strafen als das urdentsckie — es sah vor alle» Dingen die grauenvolle Amvendung der Folter beim Pro,Zollverfahren vor, aan der das deutsche Recht elrensalls nichts wus,Ic. In den Straslresiimmungc,, des heidnisch)«,, Rom fand sich ganz beson ders die Bestimmung des Kaisers Diokletian gegen die Sekt« der Manichäer — und es tag nun sehr nahe, dieses <Kes«k und seine 'Verordnungen auf alle Sektierer anzuwcndeu. Und wenn mir all diese Ding« bedenken, werde,, wir verstehen, dak An hänger der Irrlehrv. die in die Hände der Staatsgewalt gerie ten, non seht ab Schlimmes zu befürchten hatten — alrer wir erkennen auch, das, gerade das Entlek'iche. das Grauenvolle des Ingnisitionsverfahrens nicht ans christlich«?. sondern aus heid nische Kultursaktoren zu rück geht. Das Mittel alter lebte noch sehr stark von dem Gedankengut der antiken Kultur Nun geht die Entwicklung zum Schlimmeren schnell voran. Tas dritte Laterankonzil im Jahre 1179 bestimmt zivar in De- z'ehung auf die Häretiker scan. 27) ,Hi« Kirckzenzucht begnüge sich mit der geistlichen Ülcrurtcilung und greife nicht nach bluti gen Waffen", aber «in Znsat, zu diesem Canon besagt, es sei in des notivendig, zeitlich Strafen zu Hilf« zu nehmen — ein Ge danke. der allein schon deswegen nahelag. weil auf dem Konzil d'? staatsgefährlichen Albigenser und Brabazonen sLandstreicher) verurteilt wurden, die wie eben erwähnt, di« Fundamente der gesellschaftlichen Ordnung überhaupt bedrohten und. wie Döllin ger treffend urteilt, di« Sozialisten und Kommunisten ihrer Zeit waren. Das dritte Laterankonzil läkt also den alten Stand punkt noch sehr deutlich erkennen, sa stimmt im grundsätzlich zu. dringt aber schon die Wendung zu dem neuen hin. Dieser gelangt zum völligen Durchbruch nicht auf einem kirchlichen Konzil, sondern auf einem Kongrek zwischen Fried- r -h Barbarossa und Papst Lucius 111. in Verona. Hier wird bestimmt, dak die Keher. wenn sie ihrem Irrtum nicht entsagen, dem weltlickum Gericht überliefert iverden sollen. Damit wird «'ne Entwicklung grundgclegt, die sich höchst unheilvoll aus wirkt In -en folgenden Jahrhunderten Das vierte Laterankonzil (1215) bringt den vollen organila« 'irisch,«» Auslmu der Abmachung von 'Itz?rona. Die Trckzer der weltlich)«« Macht iverden eidlich verpflichtet, die Häretiker zu b-Kämpfen — eine Verletzung dieses Schwures soll mit der Strafe des Bannes lrclegt iverden. Die Tatsack-e, dak die ans dem Konzil anuxsenden ivelt- s hen Fürsten und königlichen Gesandten dielen Mahnahmen ihre Zustimmung ,zeln?n. kann nicht ausschlieklick erklärt wer ben durch den Gedanken, dak unter dem Einslulle der ankeren Machtstellung des istapsttumo die moraltheoivgifche Ben'erlung der Häresie zur juristischen wird. Allerdings bezeichnet Inno zenz 111. die Ketzerei als ein Majestälsm'rbrechen gegen Gott — aber dieser Ausspruch wär« nie zur Richtschnur des weltlichen Strafrechtes geworden, nx-nn der Inquisitionogedanke nicht ein« jahrhundertelang« Entwicklung hinter sich und ein« ihn scheinbar unentbehrlich machende Zeitlage vor sich schabt hatte. Denn dl« Albigenser und Katharer griffen — wie bereits erwähnt — die Grundlagen de» Staat«» uich der geselllchaft- sichen Ordnung an, und so muhte di« im'ltsiche Macht Einschrei ten, wenn sie sich selbst nicht ausgeben wollt« Daker di« Zu stimmung der Fürsten und Kiinigsgpsandten zu d«n Bestimmun- gen des Kcnzils gegen di« Keszer. daher di, Erscheinung, dah heil hüten, dann muh sie mit der Strenge, die jedem logischen Denken nun einmal eigen ist, ihn rcinhaltcn vor jeder Verfäl schung und Entwertung durch menschlichen Irrtum. Ein« ganz andere Frage ist nun die, wie di« einzelnen Vorsteher der Kirch« in den einzelnen Jahrhunderten der christ lichen Zeitrechnung mit diesen Aufgaben fertig zu iverden ver- suchten — wclckzer Mittel sie sich bedienten zur Ueberwindung und Erledigung des Irrtums. Wir wissen, dak wir den Stand punkt der Kirck)« als solchen nur aus ihrer Lehre erkennen können. Uiü) da sei von vornherein festgestellt, dak es kein Dogma gibt und niemals eins gegelxm hat. das befiehlt, die Irrenden durch Anwendung äukerer Gewalt zu verfolgen. Für dl« Mihgriffe der Inquisition ist allo weder die Kirche noch das Wpsttnm an sich verantwortlich zu machen. Die einzelnen Päpste aber sind in ihren kirchcnrechtlickzcn Mahnahmen nicht unfehlbar — sie sind da der Möglichkeit des Fehlgriffs, des Irrtums unterworfen, und als Menschzen. als Theologen sind sie beeinflusztvom Gei sie ihrer Zeit, lind diese Zeltlage müssen wir zu verstehen suchen, wenn wir die Inquisition gerecht beurteilen wollen. gerade ein unklrchlick)er und unreligiöser Hcrrsckrcr, Kaiser Fried- rich 11. die Slrasl>estimmungen gegen die hartnäckigen Anhän ger der Irrlehre wesentlich versckrärft. Durch ihn kommt Dio kletians Vlulgesctz nach mehr als 900 Jahren wieder zur Gel tung in einer viel iveitgelrcnderen Amvendung und Auswirkung, als der genannte römische Kaiser es gedacht — der Staat mehrt sich mtt de» grausamen Mahnahmen des alten. römisch)«» Straf rechts gegen seine furchtlmrsten, inneren Feinde. Die Taisackn?, dasz zwisck)cn dem Gegner der Kirckze lFriedrich 11.) und dem Oberhaupt der K stelze in diesem Punkte volle Uelrereinstimmung lzerrscht, mH das, selbst Männer von edelster Gesinnung und wahrster Menschenfreundlichkeit diesen Mahnahmen zustimmen, muh uns zum Bewusstsein bringen, dak cs damals um die Er haltung aller, auch der irdischen, weltlickzcn, völkisck>en Kultur- iverte ging. Immer wieder mus, daran erinnert iverden, das, die furcht barsten Erscheinungen des Inquisitionsverfahrcns, nämlich die Amvendung der Folter und die Strafe des Feuertodes für die hartnäckigen Keszer aus den Nechtolvstimmungen des antiken Rom, also de» Heidentums ülrcrnammcn wurden. Wir emistin- den und verurteilen diese Ding« als unckristlich. und sie ivaren es auch — denn sic ivaren Geist vom Geiste des Heidentums. Al»er nicht die Kirckze lzat das römische Reckt wieder cingcfiihrt. sondern das damaltzze Kaisertum. Und iväkrend das Lateran konzil 11315) in Uebcreinstimmung mit dem 11. Allgemeinen Konzil (1179) und den Synoden von Avignon s1209) und Mont pellier (1215) di« viel mildere Straf« der Güterentziehung für die h'rtnäckigen Keszer fcstseszte, bestimmte gerade der unkirck*- liche und dem Heidentum innerlich nahestelzende Friedrich II. In seinen Gesehen von 1229. 1231 und 1238 für sie den Feuer tod. Diese Tatsachen müssen uns davon überzeugen, dak gerade für die schlimmste, rrerhängnisvollste Entwicklung der Inquisi tion Faktoren >natzgelx?nd wurden die nichts weniger als christ lich und kirchlich sind. Dah di« Träger der damaligen Kirchlichzen Macht Ihnen dennoch zustimmten, mag aus dem Geist« der Zeit zu verstelzen fein, bleibt aber dock) eine beklagenswerte und verhängnisvolle Verirrung. Das Urteil gegen die hartnäckigen Kelzer wurde durch die iveltlick)« Justiz vollzogen und nur die Anhänger der Irrlehre, die den Widerruf verweigerten, wurden jeweils ihrer Macht zur Bestrafung ausgeliefert. Das Inquisitionsverfahren war nur insoweit „kirchlich", als die Theologen dctrüber urteil ten ob die religiösen Auffgssungen eines der Häresie Angeklag ten wirklich häretisch waren oder nicht. Wurde diese Frage kx-'aht und der Angeklagte verweigerte den Widerruf, so ver fiel er der furchtbaren Strenge des damaligen Reichsaescizes. Auch Kaiser Sigismund hat nie daran gedacht, dem Irr lehrer Johannes Hus gegenüber diese Strenge zu mildern. Er hat ihm nur freies Geleit zum Tagungsorte des Konzils ver- sprockzen, ckber nicht Straflosigkeit für den Fall des Beharrens bei der Irrlehre. Wir geben diesen kaiserlichen Geleitsbrief fveröfsentlicht bei Sckwamborn. K>rchengesckich!e in Quellen und Texten 1. Teil, S. 139) hier im Wortlaut wieder. „Wir, Sigismund, von Gottes Gnaden König der Römer, entbieten allen aeistlickren und weltlich»?» Fürsten, Herzögen, Markgrafen. Grafen. Edlen, Erlauchten. Dienstmannen. Rittern, Schuhbefohlenen, Befehlshabern, Gewalthabern, Statthaltern, Berstehern, Zoll- und Steuerbeamtcn, Richtern in den Städten Das Töchterlein des Regiments In einer Höhle am Amba Aradam von Schwarzhemden aufgelesen Mit einem Trupp zuriickkehrender Soldaten ist dieser Tage ein« klein« abessinische Eingeboren« in Asmara, der Hafenstadt von Eritrea, eingetrosfen. Es handelt sich um ein etwa achtjähriges Mädchen, das von Schwarzhemden der Di vision „23. März" einsam und verlassen in einer Höhle des mit blanker Waffe gestürmten Amba Aradam — südlich von Makalle — aufgesunden wurde. Das kleine Mädchen zeigte zunächst vor den vielen frem den Männern, die mit ausgepflanztcm Bajonett in die Höhle hereingestürzt kamen, grotze Angst, als cs dann aber merkte, dah di« fremden weihen Männer es mit ihr gut meinten, ver siegten langsam di« Tränen, und die Kleine ivar froh, dah sich jemand um sie kümmerte Wie das kleine abessinische Mädchen selbst angab. war es die D-chter von Skürven. Der Pater ivar schon Tage vorher in der Schhzcht ,gefallen, aber auch die Mutter, die mit den Kriegern zur Front gezogen war. kehrte nicht mehr zurück. So nwr denn das kleine Mädchen allein weiter,gezogen und hatte sich schliehiich aus Furcht vor dem Waffenlürm in die Höhle des Aradam'^rges geflüchtet. Di« klein« G«iangen« hat ihr schweres Los als Kriegs» nmise rasch überwunden und freundete sich mit den Schwarz- Hemden ihren Rettern bald an. Auch die Soldaten waren auf das kleine, auh^eweckt« Mädchen stolz und »Nichten es zur Tochter des Regiments. Hinfort muhte die Kleine immer mit den Schioarzheinden zusammen marschieren Wenn es gar nicht mehr iveiterging. iveil di« schivachen Bein« versagte», dann hoben die Soldaten ihren Schützling auf einen Maulesel, oder ein stohzes Pferd. Mamhmal truzzen sie di« Kleine' alx'r auch abivechselnd auf den Schultern. So hat dies« kleine Abessinierin alle Leiden und Strapazen der vorstürmenden italienischen Trup pen geteilt. Al» der Krieg schliehiich zu End« war, muht« auch über da» ferner« Schicksal der Adoptivtochter der Schivarzhemden- Division die Entscheidung fallen. Dde Sotdatenvater taten sich zusammen und veranstalteten «in« Sammlung, d«i der vorläufig und Gemeinden, den Vorständen der Meierhöfe und Ortschaften, sowie allen unseren und des heiligen Reiches getreuen Unter tanen, die von diesem Briefe Kenntnis erhalten, unsere könig liche Huld und alles Gute. Ehrenwerte, erlauchte und treu« Geliebte! Den ehrwürdi gen Magister Johannes H«s, der heiligen Theologie Bakka laureus und Meister der freien Künste, der mit diesem Schrei ben aus dem Königreich Böhmen zum allgemeinen Konzil nach Konstanz in Bälde reist, und den wir in unserem und des heiligen Reick)es Schutz und Schirm aufnehmen, empfehlen wir euch allen und jedem insbesondere aus ganzem Herzen und wünschen, dah ihr ihn, wenn er zu euch kommt, geneigt auf nehmet, liebenswürdig behandelt und ihm zur Förderung und Sicherheit feiner Reise zu Wasser und zu Lande behilflich und zu Willen sein. Loht ihn mit seinen Dien-rn. Pferden, mit seinem Gepäck und seiner sonstigen Habe aus ollen Wegen, Höfen, Brücken, Ländereien, Domänen, Amts- und Gorichtsbe- zirken, Staaten, Städten. Burgen, Meierhöfen und Ortschaften ohne irgendivelch« Abgabe, Wegegeld, Zoll und sonstige 'Be lästigung unter Beseitigung aller Hindernisse passieren, stehen, sich aufhalten und frei zurückpassieren; quch müht ihr ihn und die Seinigen, wenn es nottut, mit sicherem Geleit versehen, zur Ehre und zur Achtung unserer Königlichen Majestät. Gegeben zu Speier im Jahre des Herrn 1414 am 18. Oktober, im 33. Jahre unserer Regierung in Ungarn, iin 5. Jahre unserer Regierung im römischen Reiche. Im Auftrag des Königs: Mi chael des Prziest, Domherr in Breslau." Die Zahl der Opfer der Inquisition ist teil weise maszlos übertrieben worden. Der französisck)« Freidenker Voltaire redet von „10 Millionen Menschen di« während der Glanzzeit des Papsttums der Mutter Kirche zum Opfer fielen". Seine Rechnung macht die Kirck)« auch für die Toten des spanischen Erbfolgekrieges, der Raubkriege Ludwigs XIV.. des Siebenjährigen Krieges, der spanischen Eroberung Amerikas usw. verantwortlich, also für Geschehnisse, mit denen sie gckr nichts zu tun hat, weil sie weltliche Mahnahmen iveltlickzer Machthaber waren. Ebenso unsinnig und ungerecht ist es, di« unausbleiblichen Folgen der von Donatisten, Arianern. Albigen sern, Husitcn und Hugenotten verübten Gewalttaten der Kirch« zur Last zu legen. Man würde über die lOeschichtslüge des fran zösischen Freigeistes zur Tagesordnung übergehen können, wenn sie nicht heute noch immer di« ltzeister in Verwirrung brächten! Als Opfer der Inquisition gibt Voltaire 20» 000 an. Di« Tcktsack)«. datz die Dokumente jener traurigen Gerichts verhandlungen zum grotzen Teil verlorengegangen sind, macht diese Angabe unbeweisbar, aber der Bruchteil des Gesamt materials, der noch vorhanden ist, erweist sie als matzlas über trieben. Von 930 Fällen, di« 1308—1323 in Pamiers sSüSsrank- reich) behandelt wurden, endeten 40 mit Ueberweisung an di« rveltliche Obrigkeit. Auch für Toulouse ist das Verhältnis der überhaupt behändesten Fälle zu denen, die mit Todesstrafe endeten, 22:1. Matzgebende Forscher sind der Auffassung, datz diese Angaben überhaupt für die Tätigkeit der Inquisitions gerichte kennzeichnend sind. So sehr mir diese Tätigkeit ver urteilen und beklagen, müssen wir im Interesse der geschicht- lick^n Wahrheit Ucbertreibungen und Entstellungen zurück weisen. Was noch insbesondere die spanische Inquisition betrifft, di« am 1. November 1478 von König Ferdinand und ber Königin Isabella unter Zustimmung des Papstes Sirtus IV. gegründet wurde, so hatte diese den Zweck, die Maranos, d. h. Juden, die nur zum Schein das Christentum angenommen hat ten und sich staatsgefährlich betätiaten. zu ermitteln. Die — matzlos übertriebenen — Ausschreitungen dieser Inquintions- tribunate können allein schon deshalb dem Papsttum nicht zur Last gelegt werden, weil der Papst gar keinen Einflutz auf die!« Ding« hatte. Sixtus IV. war mit seinem Willen, datz von dem Richtspruch der spanischen Inquisition eine 'Berufung an den Papst möglich sein sollte, nicht durchgedrungen Der König er nannte den Grotzinquisitor, ckuf dessen Amtsführung Ser Papst nicht einwirken konnte, und besoldet« die Inquisitionsbeamten. So erscheint dieses spanisch« Glanbensgericht. zu dessen Kom petenz später auch einige Staatsverbrechen gehörten, non vorn herein als eine von der meltlickzen Autorität sehr stark behcrr'ckte Einrichtung, die ost genug zu politisch,«» Zwecken nnr,braucht wurde. Der Kirche kann da'ür eine Verantwortung umso weniger aufgebürdct werden, als Ser E nistitz ihres Oirerhauptes in dieser Angelegenheit ausge'chalret wurde. Sa entschieden wir heute d e Inqui'stioir oeewen'cn. *o wenig können wir dem Staate das R.cht destr-'ten. gegen Schad- linae an der geselllchzastlichzen Ordnung — und das war.n d'e Katharer und Albigenser — inst den Machtmstteln vorzugehen, die ihm gegeben sind. Datz Sie'e Machtmst:«' bäner und 'ckar- fer zur Anwendung kamen als heute. Satz Vergelten aeaen di« Kirche als Staatsverbrechen bestraft wurden lag im Ge '!e und den Rccktsauffassumien des Mittelalters Nehmen w:r F'vzu, datz die Wurzeln gerade der schlimmst«» B-er'-runaen der Inaui- sition im Heidentum liegen und in einer Tastacku.'. an Ser Sie Kirck)« nicht schuld ist lEinstihruna des aströmiickx'n Rechtes), sa werden wir zur Erkenntnis kommen, datz Sie Kstcken'ürsten von damals als Menschen einer anderen Zeit zwar nst' hrer Zeit dachten, fühlten, urteilten und lebten. Satz aber Irrungen ihres jurislisck)en Denkens und Urteilens nichts beweisen gegen die Wahrheit der von Christus czeosrenbarten Lehr« und di« Sendung der Kirche. einmal an 4000 Lire herausgekommen sinS. Mit d e''em Geld ist dem Kind «in Sparbuch amx'leat worden. Im übrüzen wurde das Töchterlein des Regiments dem Bürg«rme stet-von Asmara zum weiteren Schutze anvertraut Das einstige Skla venkind wird in Asmara erst einmal auf die Schule ge'cknckk. damit sie dort etwas lernt. Für di« Zukunft braucht dem kleinen Mädchen wohl nicht bange zu sein, wenn man so v:e!« Papas hat . . , verblichener Glanz Einst gestierter Operettenstar, heut» Betlerlin mit Streichhölzern Den Besuchern des Gaiety-Theaters in London ist mmer ein alles, gebücktes Mütterchen aufgesalien, das Abend 'ur Abend. Sammer wie Winter, gleickmültia ab es reanel. ichnest oder stürmt, vor dem Eingang zu dem Theater steht und dort Streichhölzer feilhält. Die alte Frau vor dem Londoner Ga.ety- Theater ist im Lause der Jahre eine Art Faktotum geworden. Dem findigen Reporter einer grotzen Londoner Zeitung ist es nun gelungen nachzmveisen. datz — wie er immer schon vermutet hatte — das Leben dieser ixtaglen 2tz.'tllerin ein Ge heimnis birgt. Diese Zündholzvcrkäuferin soll niemand an ders sein als die grosze Katharina Foote. die nach vor etwa 30 Jahren zu den berühmtesten und reichsten Opereuenfäncze- rinnen ganz Englands gehörte. Katharina Foote hatte in der Tat um die Jahrhundert wende in englischen Bühnenkreisen einen klangvollen Namen Eie feierte ungel-euere Triumphe und strich enorme Gagen e n. Di« Direktoren und Manager rissen sich sörmlick um diesen Operettenstar, der sich als ein ungewähnlickxr Kasienmagnet «rwies. Nutzer ihrem gewaltigen Einkommen erbte damals Katharina Foot« auch nach ein Dollarvermöczen. Al<i die ge feierte Künstlerin war eine leichtsinnige Frau In kurzer Zeit verspielte sie ihr ganzes Geld in französisckxn Spieisälen. haupt sächlich in Monte Carlo. Auch an der Börse hat sie allerdings viel Geld verloren. So sank Katharina Faotc von Stuf« zu Stufe, bis sie schlietzlich völlig in P« rollende st c>r:el S« sckxint auch nicht mehr die Energie gehabt zu tprben. chr Leben von i«t»cin zu beginnen Und heute, als alt« Frau sieht sie nun bettelnd und Streichhölzer verkKutzend vor den Pforten «den lene» Theaters, besten Bretter Mr st« «inst dtc Weit. Ruhm und Ehr«n bedeutet hatten. So verbleicht b«r Glanz «ine» Leben»..« Die tiefsten Wurzeln der Inquisition