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1VV. Jahrgang Morgen-Ausgabe der StoHt Leipzig ISIS Rr. S17 Sonnabend, de« 4. Dezember °»d v»n»r,e ,—N».! «tzstch ^*A*»s^"*^*^* lnt -aal -»bracht »«»aNIch M. 1^8 »tartellilhrUch M. 8.7b; str Abholer monatlich M. I<—; dnrch a»4«»8rtt-«n Jilial«n la« -aut -«bracht monatlich M. ILO, viertel- lehrltch M. <20; darch dl« Poft Innerhalb De»«Ichtant>t mvnat- llch M. ILg »lertellährllch M. <20 (aullchltetzllch Poftdeftell^ld) Lchristleltaa- »nd Geschäftsstelle: 3«han»tt-ast« Ar. 8 sür Anz«!,,n au« Lelpjl, an» Um^da», — » Pf, aut». 88 Pf^ A»z«I-»n v.BedSrLen lm amtlichen Teil dl» Petttzeil» SV Pf, ». aal». 72 Pf.- klein« Anzeigen di« Peiilzeil« 20 Pf. auti». 28 Pf^ Ifamlll«NLnz«l-en2SPsu Seschdsltanzeigen mit Plahvorlchristen Im Prell« erhdh«. Aellagen: Telamiaaslag« M.7.— d. Tausend autschl. Postgeddhr» Ferasprech-Anlchivh Nr. 14892, 14898 und >4894 l l t t l r 1 r i. r >i r u i- >. e st n >e l- n ). lg c- ir n ic >tz i- i- >r ch e, >u n, m i: iii i- n- n- id er tr Ze ie s° Lr o- d- er ti- äe in st. ie ht ud al ir- s- on 'le en Mmstir im Besitz im MM» Der österreichische Tagesbericht ^td. Wien, 3. Dezember. Amtlich wird mltgeteilt: Russischer Kriegsschauplatz Stellenweise Gefchützkampf und Geplänkel. Italienischer Kriegsschauplatz Nach den wieder gänzlich mißlungenen feindlichen An griffen der letzten Tage auf den Tolmeiner Brückenkopf und auf unsere Bergftellungen nördlich davon trat gestern -ort Ruhe ein. Bei Oslavija wurde heute nacht abermals ein Vor- stoh der Italiener abgewiesen; ebenso scheiterten Angriffe auf den Monte San Michele und den Nordhang dieses Berges. Bei San Martino wurde eine italienische Abteilung aufgerieben, die sich mit Sandsäcken herangearbeitet hatte. Görz stand unter besonders lebhaftem Feuer, das namentlich im Stadkinnern neuen bedeutenden Schaden verursachte. Südöstlicher Kriegsschauplatz Westlich und südlich von Novlbazar nahmen österrei chisch-ungarische Abteilungen, denen sich viele bewaffnete Mo hammedaner anschloffen, vorgestern und gestern 3500 Serben ge fangen. Bei den Kämpfen im Grenzgebiet Mischen Mitro - wiha und Ipek griffen an unserer Seite zahlreiche Arnauten ein. An der Gedenkfeier, die unsere Truppen am 2. Dezember lm Sandschak Novibazar und in Mltrowiha be gingen, nahm die einheimische Bevölkerung begeistert teil. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes v. Hoefer, Feldmarfchalleutnank. «Malin" eine längere abwartende Haltung bei dieser Lage als sträflich anzuschen sei. la. Budapest, 3. Dezember. Die griechische Heereslei- kung ist mit den Befestigungen an der albanischen Grenze vollständig fertig geworden und beschloß die Absperrung der griechischen Grenze gegen Albanien. Die Anordnung wird sofort durchgeführt. Die griechischen Bahnen trafen alle Verfügungen, damit auf allen Linien von Saloniki im gewünschten Augenblick der Verkehr ein gestellt werden kann. (r.) Basel, 3. Dezember. (Eigener Drahtbericht.) Die «Basler Nachrichten" melden aus Mailand: Italienischen Zeitungen zufolge wird das Borgelände von Balona in weitem Umfange befestigt und ausgebaut, um den sich zurück ziehenden kampf fähigen Serben als Berpflcgungsbasis und Ausnahme stellung zu dienen. Monastir erobert EigenerDrahtbericht (r.) 's Gravenhage, 3. Dezember. Die heutigen Londoner Morgendepeschen aus Athen be stätigen den Fall Monastir s. Die Bulgaren nahmen südöst lich Monastirs, soweit bislang bekannt wurde, 6000 Serben gefangen und eroberten vier Batterien Gebirqs- und eine Anzahl Feldgeschütze. Großen Teilen des serbischen Süd heeres ist der Rückzug nach Griechenland verlegt. vib. Mailand, 3. Dezember. Die Zeitungen melden aus Athen: Monastir ist Donnerstag nachmittag 3 Uhr besetzt worden. ntb. Mailand, 3. Dezember. Magrini drahket dem «Secolo" aus Florina: Nachmittags 3 Uhr (die Angabe des Tages fehlt, vermutlich Donnerstag) näherte sich bulgarische Ka vallerie, von Mogila kommend, Monastir bis aus zwei Kilometer. Um 4 Uhr nachmittags fuhr einÄutomobll mit zwei Kavalleristen in die Stadt ein. Die amerika nische Flagge, die auf den als Hospitälern benutzten Schulen wehte, wurde durch die österreichische ersetzt. Aufruf Mackensens an die Serben Eigener Drahlbericht (r.) Wien, 3. Dezember. Die «Zeit" meldet aus Belgrad: Feldmarschall von Macken sen hat einen Aufruf an die Bevölkerung Serbiens er lassen, in dem es heißt: «Wir Kämpfen nur gegen die Armee und nicht gegen das serbische Volk. Wer den verbündeten Armeen nicht cnkgegcntrilt, dessen Leben und Eigentum bleibt in Sicherheit. Ich fordere alle Bewohner Serbiens auf, in ihre Wohnorte zurückzukehren, ihren Beschäftigungen wieder nachzugehen und sich den Verfügungen der militärischen Kommandanten zu unter werfen. In diesem Falle wird eS uns möglich sein, euch zu eurem früheren Wohlstand zuri'ickzuführcn, und wir werden dafür sorgen, daß der Schaden, den ihr ohne euer Verschulden er litten habt, ersetzt wird. Mackensen, Generalfeldmarschall und Oberkommandank der verbündeten Armeen des Deutschen Reiches, Oesterreich-Ungarns und Bulgariens." Griechenlands Entscheidung gefallen- Telegraphischer Bericht "td. Rom, 3. Dezember. «Meffagqero" teilt mit, daß in der gestrigen Kammer- fltzuna nach der Rede des Abgeordneten Micheli die Minister Sonnino «nd Salandra schleunigst den Sitzungs saal verließen. Die Sitzung wurde unterbrochen. Beide Mi nister blieben etwa 20 Minuten im Ministerzimmer zu einer Be sprechung. Bald verbreitete sich das Gerücht, daß die Consolta schlimme Nachrichten erhalten habe: Die griechische Regierung habe ablehnend auf die letzten kate gorischen Forderungen des V!erverbandes ge antwortet, sowohl auf das Verlangen des freien Ge brauchs des Hafens und der Bahnlinien von Salonlki wie auf die Forderung, die griechischen Küsten überwachen zu dürfen, um zu verhindern, daß österreichisch ungarische Unterseeboote sie als Basis benutzen. (Eine Bestätigung der Meldung liegt bisher nicht vor. Die Schriftltg.) vtb. Paris, 3. Dezember. Den Stillstand der Athe ner Verhandlungen führen .Motin" und andere Blätter auf den Erfolg der zähen Arbeit der deutschen Diplomatie zurück. Des Königs Wunsch fei der Abmarsch der Truppen des Verbands. Man dürfe sich nicht wundern, wenn der Einigkeit mit Deutschland in diesem Punkt die Einigkeit im Handeln folge. Hiergegen seien aber keinerlei Vorsichts maßregeln um Saloniki getroffen, so daß nach Ansicht des „Der Plunder der Londoner Erklärung" Drahtbcricht rvtb. London, 3. Dezember. Im Oberbaus richtete Lord Portsmouth an die Regierung ver schiedene Fragen über ihre Seerechtspolilik. Er erklärte es für verfassungswidrig, daß die Regierung am Beginn des Krieges der Londoner Erklärung, die das Oberhaus ab gelehnt hatte, Rechtskraft verlieh. Der Redner tadelte, daß die Regierung durch eine königliche Verordnung das alte Recht preisgab, deutsche Waren auf See in neutralen Schiffen zu be schlagnahmen. Artikel 2 der sechsten Haager Konvention habe keine Rechtskraft, da nicht alle Kriegführenden der Abmachung bei getreten seien. Der Redner besprach das jüngste Abkommen mit Dänemark, wonach Dänemark Güler, die keine Bann ware sind, nach neutralen und kriegführenden Ländern wieder aus führen dürfe. Er erklärte dies für einen ungeheuerlichen Verrat des Auswärtigen Amtes an der Nation und einen völligen Bruch des von Asquith im März abgegebenen Ver sprechens, daß die Regierung alle deutsche Ausfuhr einfach ver hindern werde. Redner schloß: Wir müssen den ganzen Plunder der Londoner Erklärung, der Haager Abmachung und ähnlicher juristischer Feinheiten loswerden und die Interessen Englands und seiner Verbündeten einzig und allein allem anderen voranstellen. Lord Lansdowne sagte, die Londoner Erklärung besäße keinerlei internationale Rechtskraft. Indem das Oberhaus die Bill über die Errichtung eines internationalen Ge richtshofes abgelehnt habe, sei auch die Londoner Erklärung ge fallen und besitze daher keine Geltung Die Regierung habe es jedoch bei Ausbruch des Krieges für erwünscht erachtet, gemein same Regeln für die Seekriegfüyrung der Alliierten zu haben, und habe die Londoner Erklärung als alleinige vorhandene Zusammenfassung der Rechksgrundsätze, aber mit sehr be trächtlichen wichtigen Abänderungen, angenommen. Lord Lans downe wandte sich sodann gegen Portsmouths Vorschlag, die Pariser Deklaration von 1856 aufzuheben. Es sei unrichtig, daß dadurch und durch die königliche Verordnung die Lage Englands geschwächt sei, England könne unter der königlichen Verordnung nicht nur Felndesgul auf neutralen Schiffen bejchlag- nahmen, sondern auch aus neutralen Häfen kommende, für neutrale Häfen bestimmte Güter auf neutralen Schiffen, wenn sie feindlichen Ursprungs oder für den Feind bestimmt seien. Lansdowne wies die Angriffe auf das Auswärtige Amt zurück und sagte, man dürfe diese Fragen nicht behandeln, als ob keine Neu tralen existierten. Lord Crewe sagte: Der Versuch erwies sich als hoffnungslos, auf Grund der Londoner Erklärung eine Liste der Banngüter und bedingter Banngüter usw. aufzustellen. Die Regierung paßte daher das Gesetz den absoluten Bedürfnissen der Lage an, während sie sich gewissenhaft bemühte, den Neu tralen möglichst wenig Schaden zuzuftigcn. Zugleich baten wir die Neutralen, zu bedenken, daß wir unmöglich zugebcn könnten, daß der Feind Güter erhielte, die es ihm ermöglichten, den Krieg zu ver längern. Wir waren verpflichtet, keinen Zoll breit nachzngcben, wo die Erfahrung zeigte, daß wir ein pedantisches Festhalten an dieser oder jener alten Regel vermeiden mußten, die dem Feinde zum Vorteil gereichte. Die Reichsfinanzen nach dem Kriege Von Dr. Böhme-Lichterfelde Mitglied des Reichstags Der Verlauf des Krieges dürfte in den verantwortlichen poli tischen Parteien und auch in der öffentlichen Meinung die Ueber- zeugung gefestigt haben, daß an eine Minderung unserer land wirtschaftlichen Zollrüstung im Interesse der wirtschaftlichen Un abhängigkeit unseres Vaterlandes nicht gedacht werden kann. Dies bedeutet natürlich, daß im allgemeinen ungefähr die gleichen Preisverhältnisse auf dem Lebcnsmittelmarkt vorhanden sein werden wie vor dem Kriege. An eine Entlastung der breiten Schichten der Konsumenten auf diesem Gebiete wird daher nur in soweit zu denken sein, als cs gelingt, in Anknüpfung an die Kriegs zeit durch Eingreifen der Kommunen und andere Maßnahmen den Weg zwischen Produzenten und Konsumenten zu kürzen und beide zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil in engere Berührung zu bringen. Wieweit solche Maßnahmen Erfolg haben werden, darüber läßt sich heute noch kein Urteil fällen, cs ist sehr zweifelhaft, ob schon in den ersten Jahren nach dem Kriege daraus ein fühlbarer Nutzen entsteht. Im allgemeinen werden wir nach dem Kriege zunächst mit denselben Kosten der Lebenshaltung zu rechnen haben wie vor dem Kriege. Die Bevölkcrungsschichten der Arbeiterschaft und des Mittelstandes werden aber in den ersten Jahren nach dem Kriege mit wesentlich verminderter wirtschaft licher Leistungsfähigkeit diesen Ausgaben gegenüberstehen. Die auch in diesen Kreisen vorhandenen Reserven in Spargeldern, Mobiliar, reichlich vorhandener Kleidung und in anderen Dingen werden verbraucht, verpfändet, stark abgenutzt und der Erneue rung bedürftig sein. Es sind dies Tatsachen, die für die große Mehrheit unserer Arbeiterschaft, unseres kleinen und mittleren Beamtenskandcs, des städtischen Mittelstandes und auch die brei testen Schichten der ländlichen, durch den Futtermangel schwer be troffenen Bevölkerung zutrcffen werden. Diese Lage der brei testen Volksschichten wird man sich klarmachen müssen, wenn man an die Lösung der gewaltigen Finanzreform herangeht, die sofort nach Friedensschluß dem Reichstage wird unterbreitet werden müssen. Die Finanzreform von 1909 brachte eine halbe Milliarde. Der einmalige, auf drei Raten verteilte Wehrbcitrag sollte eine Milliarde bringen, er wurde dabei von vielen nur als einmalige außerordentliche Steuer erträglich gefunden. Jetzt sol len jährlich 1^ Milliarden Zinsen für die bisher bewilligten Kredite aufgebracht werden. Die Einnahmen des ganzen ordent lichen und außerordentlichen Etats des Deutschen Reiches betrugen 1913 3,7 Milliarden. Dabei ist vollständig unberücksichtigt, was an neuen Ausgaben für die K r i e g s i n v a l i d e n und die Hinter bliebenen entsteht. Man kann nach den heutigen Waffenerfolgen außerordentlich hoffnungsfreudig dem Ausgange des Krieges cnt- gcgensehen, man kann auf Gewinn an Land und Leuten hoffen, daß aber eine höhere K r i e g s k o st c n e n t s ch ä d i g u n g bei dem fraglosen finanziellen Zusammenbruch einer Anzahl unserer Gegner herauskommt, als für eine ausreichende und anständige Versorgung der Opfer des Krieges nötig ist, ist kaum zu hoffen. Groß werden daher die finanziellen Ausgaben sein, die die Zu kunft bringt, unüberwindlich für alte Anschauungen, aber durch aus lösbar für alle, die aus den verfahrenen Geleisen einer ver gangenen Zeit heraus wollen in die größere deutsche Zukunft. Zunächst mache man sich völlig frei von dem Gedanken, wesent lich auf dem Wege der indirekten Besteuerung solche Ricsensummen aufbringen zu wollen. Es ist darauf hingewiesen worden, daß die Lage der breiten Volksmassen einen solchen Weg unmöglich macht, und diese Menschen haben sich das Recht er kämpft, daß auch sie und ihre Vertretung, der deutsche Reichstag, die Wege angcben, die zur Lösung der großen finanziellen Auf gaben gegangen werden müssen. Deshalb darf unter keinen Um ständen der Weg der Matrikularbeiträge und die Fest setzung der Steuern durch die Einzclstaaten beschritten werden. Praktisch würde auch bei weit besseren wirtschastlichen Verhält nissen der breiten Bevölkerungsschichten es trotzdem unmöglich sein, auf dem Wege indirekter Steuern das erstrebenswerte Ziel zu erreichen. Von den vier größten indirekten Steuern brachte 1913 dem Reich die Zuckersteuer 163 Millionen Mark, die Brannt weinsteuer 194 Millionen, die Brausteuer und Uebcrgangsabgabe von Bier 129 Millionen, Tabaksteuer und Tabakzoll 128 Mil lionen. Mag man nun auf dem Wege eines Monopols den Ertrag aus der einen oder anderen verdoppeln, cs würde nur ein geringer Prozentsatz des neuen Bedarfs dadurch gedeckt werden. Was in finanzieller Hinsicht möglich ist, darüber hat sich nur eine allem parteipolitischem Streit entrückte Persönlichkeit, die bekannte Autorität in Finanzfragen, der Göttinger National ökonom Gustav Cohn im Iuliheft der «Deutschen Rundschau" ausgesprochen. Ohne mit allen Einzelheiten einverstanden zu sein, mögen hier die sehr beachtenswerten Hauptgcsichtspunkte des Göt tinger Gelehrten wiedergegeben werden. Cohn spricht von dem Segen der allgemeinen Wehrpflicht, die in jedes Haus das Bewußtsein hincingctragen habe, die Opfer von Blut, die in ihrem Dienste gebracht werden müssen, seien so viel größere, so viel tiefer in das Glück ihrer Familie und ihres Sonder- jebens eingreifende, daß, mit ihnen verglichen, selbst ein großes Opfer der wirtschaftlichen Leitungskraft in den Schatten tritt. An diesem Maßskabe gemessen, vermindert sich die übliche Wer tung finanzieller Opfer. In solcher Sphäre sittlich politischer Empfindungen wird am Schluffe dieses Krieges die Kraft und Be reitschaft zu finden sein für Etcuerleistungcn von ungewohnter Größe und ungewohnter Unabänderlichkeit. Einfache Gründe der Gerechtigkeit in der Verteilung der Steuerlasten werden dahin