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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.12.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19151204019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915120401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915120401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-12
- Tag 1915-12-04
-
Monat
1915-12
-
Jahr
1915
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Sonnabend, 4. Dezember ISIS Leipziger Tageblatt Kunst»WissenschaftLeben Seite 8. Nr. 617. Morgen-Äusgab «Wer nur an sich als Person denkt, der ist im Grund« nur ein gemeiner, kleiner, schlechter und dabel unseliger Mensch.» Fichte. Fünfundzwanzig Jahre Diphtherieserum ES war am 4. Dezember des Jahres 1890, als in der bekannten «Deutschen Medizinischen Wochenschrift" ein Aufsatz von Behring und Kitasako erschien, der den Titel führte «lieber das Zustande kommen der Diphthericimmunität und der Tetanustmmunikät". Diese Mitteilung bildete den Ausgangspunkt des groben und segensreichen Feldzuges gegen die tückische Krankheit der Diphtherie, die bis dahin besonders in der Kinderwelt furchtbare Opfer gefordert hatte und die seitdem dank den Behringschen Ent deckungen mit so viel Glück bekämpft worden ist. Damals, vor 25 Jahren, stand die ärztliche Welt, die Professor Kossel in einem Gedenkaufsatze der gedachten Zeitschrift hervorhebt, gerade unter dem gewaltigen Eindrücke der erst wenige Wochen vorher ver öffentlichten Mitteilungen Robert Kochs über das Tuberkulin, und so kam es, datz die Tragweite dieser neuen Entdeckung nicht sofort allseitig erkannt wurde. Doch wissen wir aus Mitteilungen von Metschnikoff und Roux, wie man im Institut Pasteur in Paris ihre Wichtigkeit würdigte, wohin die Kunde von der Entdeckung durch Lister gebracht worden war. Bis zu ihrer Verwertung für die Heilung der menschlichen Krankheiten vergingen noch einige Jahre. Erst als Behring begann, an gröberen Tleren zu arbeiten, schritten die Versuche fort; von entscheidendem Einflüsse aber wur den die Fortschritte in dem 3mmunisierungsverfahren, die durch Ehrlichs Versuche über giftige Pslanzeneiweibkörper angebahnt waren. Jetzt gelang es Behring an Hammeln, Wernicke an Hun den und Ehrlich in Gemeinschaft mit Wassermann an Ziegen und Kühen antitoxische Werte im Blutserum zu erzielen, die nicht nur die Nachweise der heilenden Wirkung an Meerschweinchen er möglichten, sondern auch die Aussicht aus erfolgreiche Anwendung an kranken Menschen eröffneten. Die ersten Versuche mit der Behandlung von Diphkheriekindern wurden an der damals von Heubner geleiteten Leipziger Kinderklinik und auf der Kranken abteilung des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin ge macht. Diese Versuche litten zunächst noch an mancherlei Mängeln; einen Wendepunkt in der Bekämpfung der Diphtherie brachte aber das Jahr 1894, in dem feit damals die Herstellung des Serums in den Höchster Farbwerken in grobem Matzstabe be trieben und das Mittel der Allgemeinheit zugänglich gemacht wurde. Die segensreichen Folgen der Behringschen Entdeckung zeigten sich nun bald in einem Sinken der Diphtheriesterblichkeit. Während in Deutschland im Jahre 1893 in 10 Staaken 65 384 Todesfälle an Diphtherie und Krupp bei Kindern im Alter von 1 bis 15 Iahren gezählt wurden, betrug die Ziffer 10 Jahre später in 24 deutschen Staaten in der gleichen Altersklasse 15 712 und 1913 trotz der erheblichen Bevölkerungszunahme nur noch 12129 in 26 deutschen Staaten. Die Sterblichkeit war also in zwanzig Jahren auf den fünften bis sechsten Teil gesunken; und dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die anderen Länder. Bedenkt man, datz allein bei uns alljährlich Zehntausende von Kindern vor dem Tode an Diphtherie gerettet werden, so kann man ermessen, was die Pehringsche Entdeckung für die ganze Mensch heit bedeutet. Leipzig, 4. Dezember. Musikalischer Vortragsabend von Ada Schmarsow und Nesi Thiemer. Der herzliche Beifall, der gestern den beiden Sänge rinnen in so reichem Matze enkgegengebracht wurde, konnte nicht als Matzstab für die Güte der Leistungen gelten. Wenn dem so wäre, mühten sie den bedeutenden Vertretern ihres Faches bei gezählt werden. Von diesem, von so vielen Kunstnovizen erträum ten Ziele aber sind die Damen Schmarsow und Thiemer noch ein gut Stück entfernt. Ganz gewltz mutz man beiden auf Grund ihrer Darbietungen die Fähigkeit, musikalisch zu empfinden, zusprechen. Wenn sie an der Verwirklichung ihrer Absichten, die sie be herrschenden Gefühle in die Tat nmzusetzen, mehr oder weniger be hindert wurden, so lag dies an der noch nicht abgeschlossenen Aus bildung ihrer Stimmen, die in erster Linie noch der Ausgleichung bedürfen. Auch sind die Kopftöne ziemlich schwach, das Piano nicht genügend klangvoll und tragfäbig. Fräulein Scbmarsows nicht sonderlich grobe Sopranstimme von verschleiertem Klang, der einige kraftvolle Töne in der Höhe zu Gebote stehen, spricht nicht immer leicht genug an. Im schnellen Sprechgesang, wie er beispielsweise in dem Duett aus den «Lustigen Weibern" angewandt wurde, be kam man auch einige ziemlich flache Töne zu hören. Am besten glückte das Gebet der Elisabeth aus dem .Tannhäuser", das mit viel Empfinden vermittelt ward. Auf gute Vokalttation und deut liche Textbehandlung war sie mit gröberer Sorgfalt und mehr Er folg bedacht als Fräulein Thiemer, die jedoch über ein wertvolleres Anter der Tropensonne Roman von Erika Grupe-Lärcher Zj «Nachdruck v«rdol«n.> Sie standen sich jetzt zum ersten Male allein gegenüber. Wenn er vorhin aus Taktgefühl vor Fremden und Dienern >cde Zärt lichkeit vermieden hatte, so wartete sie doch jetzt darauf, datz er sie in seine Arme nehmen würde. Unter einem Ausbruch grober Freude und Herzlichkeit von seiner Seite wäre all ihr Groll über sein Verhalten erloschen. Aber Herbert schien das alles gar nicht in den Sinn zu kom men. Er ging zwischen den einzelnen Möbeln des Saales hin und her und erläuterte diesen und jenen Gegenstand. Aber er war im Grunde gar nicht bei der Sache, wenn er Silvia erzählte, wie er vom König vom Kambodscha als Geschenk für erwiesene Gastfreundschaft sene prächtigen Ebenholzkonsolen und den ge schnitzten runden Tisch mit rötlicher Marmorplatte erhalten hatte. Er hätte Silvia so gern in seine Arme gezogen und ihr gejagt, datz er Wochen und Tage bis zu ihrer Ankunft gezählt habe. Und in feiner liebevollen, gutmütigen Art, die ihm im Grunde näher lag, als die sachliche Geschästsmätzigkcit, die die anderen hier an ihm kannten, Hütte er ihr lieber gestanden, wie manche Stunden er abends in der Einsamkeit seines groben Hauses vor ihrem Bilde verbracht und sich ihr zukünftiges Leben auSgemalt hotte. Das junge Mädchen, nach dessen Schönheit und häus lichem Walten er fick so gesehnt, war zwar seine Braut. Aber sie stand so schweigend und zurückhaltend an der Schwelle ihres zukünstigcn Heims, daH er eine Zärtlichkeit ihr gleich jetzt gegen über als eine plumpe Taktlosigkeit und Aufdringlichkeit empfand. Er hielt ihr Schweigen, in das sie ihren Stolz und ihr schmerzvolles Warten hüllte, für Kälte und Abweisung. So vergingen die kostbaren bedeutsamen Minuten des ersten Alleinseins in gegenseitigem Missverstehen. Und so war es beiden lieb, datz Antonio erschien nnd meldete, datz serviert sei. Das Speisezimmer war ebenfalls grob und sehr hoch, aber schwüler als der Saal. Aus der einen Längsseite mündete eine Reihe von Türen, während an der anderen Längenwand mehrere hohe offene Fenster einen Blick aus eine mit üppigen grünen Ge wächsen bestandene Terrasse boten. Als Silvia noch zwei japa nische Ritterrüstungen betrachten wollte, die zwischen einem Billard und zwei Spieltischen standen, ries Herbert ihr zu: „Sil via, komm! sonst wird der Lunch kalt! Später will ich dich überall herumführen, aber jetzt komm!" Material verjügt als ihre .Kollegin". Die Art ihres Vortrages verriet Temperament und feines rhythmisches Gefühl. «Zudem ver stand ste mitunter, wie in der Zugabe .Modder, ich will en Ding Han", recht hübsch zu charakterisieren. Ausgezeichnetes Zusammen gehen beider Stimmen war durchgängig in den Duetten von Händel, Mozart und Nicolai zu beobachten. Herr Willi Schaub spielte an diesem Abende, dessen Ertrag Kriegswohltätigkelts- clnrichkungen zuflotz, mit der erforderlichen Finger- und Bogen technik und ausdrucksvollem Ton und reiner Intonation Händels E-Dur-Vlolinlonate und Sindings A-Moll-Suite. Als Begleiter waltete Herr Max Wünsche mit Erfolg seines Amtes. Lurt ttermnnn. * Der FontanepreiS an Karl Sternheim. Karl Sternheim, dessen „Kandidat" an der Wiener Volksbühne in der nächsten Woche zur Uraufführung kommt, ist der FontanepreiS für seine drei Erzählungen „Busekow", „N a poleo n" und „Schuhli n" (im Verlag Kurt Wolff, Leip zig) durch den diesjährigen Preisrichter Dr. Franz Blei ver liehen worden. Der Dichter nahm die ihm durch die PreiS- verleihung zugedachte Ehrung an und gab die mit dem Preise verbundene Preissumme an den jungen Prager Erzähler Franz Kafka für dessen Novellen „Betrachtung", „Der Heizer", „Die Verwandlung" weiter als ein Zeichen seiner Anerkennung. * Städtische Theater. Für Sonntag, den 5. Dezember, muh die Abendvorstellung im Alten Theater geändert werden. ES gelangt statt „Lumpazivagabundus" „Alt-Heidelberg" zu halben Preisen zur Aufführung. Anfang 71- Uhr. — „Lumpazivagabundus" geht dafür am Sonntag, den 12. De zember, in Szene. Uraufführung in Magdeburg Aus Magdeburg wird uns geschrieben: Die bekannte Romanschriftstellerin Frau Lu Volbehr, die Gattin des Direktors des Magdeburger Kaiser-Friedrich-Museums, hak sich bereits mehrfach mit dramatischen Dichtungen auf der Bühne ver sucht. Aber keines ihrer bisherigen Werke, von denen «Schwester Fides", «Der Hut" und .Die Sieben" ge nannt feien, hat irgendwo festen Fuss fassen können. Ein besseres Geschick scheint ihrem Drama .Kathrin" vorbehalten zu fein, das am Mittwoch abend am Magdeburger Stadt- tbeater feine Uraufführung erlebte. Cs ist bereits im Jahre 1910 erstanden und bisher nur einmal in einem literarischen Kreise Berlins zurVorlesung gelangt. Nach Wildenbruchs «M enn ontt" ist eS das zweite Mennonitendrama in der deutschen Literatur geschichte und behandelt, wie es sich von selbst ergibt, den Konflikt zweier Weltanschauungen, aus dem es keine Lösung gibt. Die Dichterin führt uns in dte Zeiten, da die wilden Horden des fran zösischen Revolutionsgenerals Jourdan die Gaue Frankens räubernd und plündernd überfluteten. In einem fränkischen Dorfe haben die zugewanderten Mennoniten Kraft ihrer Arbeit und ihres Geldes den um Hab und Gut gebrachten Einwohnern Hof und Haus und Habe adgenommen und haben sich sozu Herren gemacht. Im Hause deS Aeltesten Johannes dient alS Magd — auf ihrem rüderen eigenen Grund und Boden — Kathrin, eine starke Per- önlichkeit, voll energischen Lebenswillens. ES gelingt Johanne-, ie zur Mennonitin zu bekehren und zu seinem Weibe zu machen, o daß sie wieder Herrin ist in ihrer Väter Erbe. Ihr Bruder Michel bleibt bet ihr, kann sich ober nicht den Anschauungen und Sitten der Mennoniten fügen und ruft, als die Franzosen aber mals nahen, zu den Waffen. Damit hat er aber gegen da- oberste Sittengeseh der Mennoniten. niemals eine Waffe zu ergreifen und dem Feinde stets mit Liebe zu begegnen, verstossen. Schwieriger noch wird der Konflikt, als Kathrin in der Notwehr einen fran zösischen Offizier erschlägt. Im Zwiespalt der Gefühle zermürbt sie sich, und als die Gemeinde ihren Bruder, der sich nicht bekehren will, von sich weist, gesteht sie ihre Tat. Der strenggläubige Gatte erkennt die in der Notwehr begangene Handlung nicht an. Das Mennonitengericht spricht sie schuldig und verurteilt ste zur Butze. Sie aber weitz sich frei von Schuld und verlässt mit ihrem Bruder die Mennonitengemeinde. Dte im ganzen genommene wirkungsvolle Handlung, in der die starken Momente überwiegen, ist getragen von einer klaren und logisch aufgebauten Sprache. Wo die Handlung sentimental nnd romanhaft zu werden droht — so namentlich im letzten Akt —, der auch psychologisch nicht alle Konsequenzen gezogen hat, stellt eine gestraffter« Zusammenfassung das Gleichgewicht bald wieder her. Auch dte Charakterisierung ist fast durchweg gelungen, so datz bet guter Besetzung der beiden Hauptrollen dem Stücke Erfolg be- schieüen sein kann. Die Uraufführung, die von Direktor Vogeler vorzüglich in Szene gesetzt war, stand unter den über ragenden Leistungen von Erika Kristen und Albert Friedrich. Der Beifall war stark und freundlich. K. f. Und dabei lietz er sich von dem bereitstehenden Diener einen Stuhl unterschieben, während sich ein zweiter Diener zu Silvias Bedienung hinter ihren Stuhl stellte Antonio servierte ge räuschlos und geschmeidig. Da Herbert mit Appetit und unverkennbarer Hast zulangte, sprach auch Silvia den Spellen zu. «Es wird heiss!" meinte sie endlich, um das peinliche Schweigen zu brechen. Herbert legte sofort Messer und Gabel hin und sah zur Zimmerdecke empor, an der ein langer, viereckiger, mit rotem Stoff bespannter Fächer hing. .Warum wird der .Panca" nicht zugezogen? fragte er brüsk auf Spanisch den hinter ihm stehenden Augustin. Der Bursche verschwand sofort und erschien erst wieder, als ein an derer Diener durch dos offene Fenster von der Terrasse anS den Fächer an einer langen Schnur hin und her zu ziehen begann. «Mit den Burschen ist nichts anzufangen!' meinte Herbert verdriesslich zu Silvia wieder aus Deutsch, während jetzt ein an genehmer Luftzug von der Decke über beide herabwehte, .es ist Zeit, datz eine Herrin ins HauS kommt. Du muht ein strammes Regiment einführen. Die Diener sind unsagbar faul und wollen nur den Lohn einstecken und tüchtig essen. .Hast du eine Malaiin als Köchin?" fragte Silvia, indem sie dem geschmackvoll zubereiteten und kunstvoll tranchierten Huhn mit zunehmendem Appetit zusprach. Herbert lächelte. .Eine Malaiin, eine Eingeborene als Köchin? Der Himmel bewahre mich davor! In Manila hat man in guten Häusern einen Chinesen zum Koch. Die chinesischen Köche sind von kolossaler Ausdauer, sehr geschickt, sehr fleissig und lernen leicht europäische Rezepte. Ich werde dir nach dem Diner heute abend die ganze Dienerschaft vorstellen. Da sie, wie gesagt, zu Trägheit und Bequemlichkeit neigen, ist eS ein Glück, datz man sie verhältnismässig billig und zahlreich wie Spreu haben kann. Alle häuslichen Arbeiten werden hier von Männern ge macht. Ich habe nnr ein Mädchen im Hause —' .Für welche Arbeit?" unterbrach Silvia ihn. Ste lietz die Hände in den Schob sinken und blickte ibn zum ersten Male scharf und erwartungsvoll an. Nun, wo sein Tropenhelm nicht mehr sein Gesicht beschattete, sah sie, dab seine Stirn mit zwei ein schneidenden Buchten breit und frei zurücktrat. Sein blondes Haar trug einen Ansatz kurzer, blonder Locken. Dle gerade Linie seiner hohen Stirn, dte kräftige, etwas vorspringende Nase, die dunkelblauen Angen verliehen seinem Gesicht das kraftvolle Gepräge, das für Silvia an der Grenze zwischen enerqischer Intelligenz und Rücksichtslosigkeit stand. Es durchzog sie plötz lich der Gedanke, ob nicht andere Frauen an ihm Gefallen finden konnten, und sie war sich selbst kaum bewutzt, datz sich bei ihrer Frage eben ein aufkeimender Argwohn in ihr regte. Er schien ntchtzu bemerken, datz sie ihn scharf anblickte, sondern entgegnete im Weiteressen: «Majan ist für die Näharbeiten im Hause da; sie näht alles mögliche Neue, stopft und flickt, und ist nach meinem Urteil geschickt und fleißig, und dabei ein nettes, junges Ding —" Es wollte ihr scheinen, als spräche Herbert mit einer gewissen Wärme von Majan. «Wie kommt es, datz du eine junge Tagalin im HauS als Näherin hast?" «Sie ist dte Tochter meines Kutschers Iwan. Er hat mir einmal aus einer sehr schlimmen Lage das Leben gerettet und sich lediglich als Belohnung ausbedungen, seine einzige Tochter bei sich behalten zu dürfen, da seine Frau gestorben ist. Ich nehme nämlich sonst keine verheiratete Dienerschaft. So habe ich daS Mädchen auf meine Kosten hier im Kloster alles mögliche lernen lassen. Majan macht sich sehr nützlich und wird dir auch als eine Art Kammerzofe zugewiesen —' «Ich will erst sehen, ob mir das Mädchen gefällt, ich habe bis jetzt noch keine Kammerzofe gehabt," unterbrach Silvia abweisend und lenkte da- Gespräch dann gleich auf ein anderes Thema, da Ne zu bemerken glaubte, wie der Diener Augustin beim Klang des NamenS Majan spöttisch lächelte. Während die Diener Spülgläser auftruaen, befahl Herbert, dem Kutscher zu melden, sofort das geschloffene Coupe anzu spannen. «Wir müssen uns gleich zur Trauung umziehen und dann zum Konsul fahren," meinte er ausstehend in seiner kurzen, be stimmten Art zu Silvia. «Zur Ztvlltrauung. Und wie ist es mit der kirchlichen Trauung?" «Auf eine kirchliche Trauung müssen wir verzichten, weil kein evangelischer Geistlicher zurzeit in Manila ist, der aus Gefällig keit auch die kirchliche Trauung an uns vollziehen könnte." Silvia schwieg. ES kam ihr daS alles so nüchtern, öd« und heimatlos vor. Aber Herbert schien in dem ganzen Arrangement nichts zu vermissen. «Ich denke, ich kann dich in einer halben Stunde im Saal erwarten." (Fortsetzung in der Abend-Ausgabe.) Charles Dickens über die Deutschen. LharleS Dickens fällt t» einem Briefe aus dem Jahre 1841 über dle Deutschen, „diese- a»S- erwählte Volk der Erde", ein sehr lobendes Urteil. Der Brief ist «r den bekannten Dichter und Germanisten Heinrich Künzel aertchtet, der sich damals als Erzieher der Söhne des Herzogs von Sutherland l« schottischen Hochland aufhtelt, und wurde in einem kürzlich erschienenen Handschriftenkataloge veröffentlicht. „Glauben Ste mir", schrieb der berühmte englische Romanschriftsteller an Künzel „(und ich sage dies offen heraus), dass ich neben dem Wohlwollen und der guten Meinung meiner eigenen Landsleute auf nichts einen so hohen Wert leg« wie auf daS Urteil der Deutschen über meine Schriften. Ich kenne dieses auserwählte Volk der Erde (tks ckossa psopl« ok td« Lürtb) in seiner hohen geistigen Bedeutung und seiner weitangelegten Bildung sehr wohl, und darum war ich niemals stolzer und glücklicher als an lenem Tage, an dem ich zum ersten Male von dem Beifall und der Wertschätzung erfuhr, dte meine Werke bet Ihnen fanden. Mit gröhlem Interesse verfolge ich alles, waS sich auf den literarischen Zusammenhang zwischen England und Deutschland bezieht, und ich wünsche nur, ich könnte, wenn auch noch so gebrochen. Deutsch sprechen. . . ." Die KriegSsammluaq der Wiener Hofbibllokhek. Auch die Wiener tzofbidliokhek hak nach dem Beispiel mehrerer großer europäischer Bibliotheken eine umfassende Sammlung von Kriegsliterakur ins Leben gerufen. Was ihre Anlage betrink, so geht aus einem Berichte der «Oesterretchlschen Zeitschrift für Bibliothekswesen' hervor, datz man in Wien ziemlich wett in dle Vorgeschichte des Weltkrieges zurückarelfen will. Ungefähr den zeitlichen Anfang jener Sammlung werden die literarischen Erzeug nisse bilden, in denen schon vor einer Reihe von Jahren, wie z. B. in dem bekannten «Seestern", der kommende Weltkrieg in roman hafter Form geschildert worden ist. Dte politische und internatio nale Lage vor und beim Kriegsausbrüche bildet eine weitere Ab teilung der Sammlung, die dann natürlich das gesamte Material über die Kriegsereignlsse selbst möglichst umfassend enthalten soll. Auch die Folgezuskände des Krieges sollen, soweit sie literarisch ihren Niederschlag gesunden haben, berücksichtigt werden. Büchtzx und Zeitschriften aus dem Auslande, die für die Sammlung von Wert sind, werden für ste mit ausdrücklicher behördlicher Genehmi gung durch Vermittlung des neutralen Auslandes erworben. Er gänzend tritt der Bncbliteratur eine umfassende Karten- und Tabellensammluna zur Seite, und aus viele Nummern beläuft sich jetzt bereits die Sammlung der auf den Krieg bezüglichen Kunst blätter, Bilder, Bilderbogen, Wandkalender, Ansichtskarten, Kari katuren, Vivakbänder, Kriegsmarken, sowie des gedruckten Not geldes. Auf Veröffentlichungen, die voraussichtlich bald zu den Seltenheiten zählen werden, wie Soldaten- und Festungszeitungen, Extrablätter und Extraausgaben, wird besonderer Wert gelegt, und schließlich ist noch eine Sammlung von Feldpostbriefen und Feld- zugsaufzeichnungen in Originalen oder Abschriften angelegt worden, die rüstig vorwärtsschreitet. Hochschulnachrichten DaS Verständnis des ArzteS für die technischen Vorgänge in der Elektromedizin zu vertiefen, ist der Zweck von Vorlesungen, dle in der Charlottenburger Technischen Hochschule von Dr. med. Bucky und Privat-Dozent Dr. Faßbender im I. Vierteljahr 1916 (Beginn: 8. Januar) gehalten werden. Der Kursus wird Expertmentalvorlesungen über Diathermie, Röntgenologie und ausgewählte Kapitel aus der Elektromedizin enthalten und mit Besichtigung von Epeztalfabrtken verbunden sein. Den Zeikverhältniffen entsprechend wird dte Ver wundetenbehandlung besonders berücksichtigt werden. Professor Franz Mancher, der hervorragende Münchner Literarhistoriker, feiert am Sonnabend, den 4. Dezember, den 60. Ge- durtStag. Als Sohn des Bayreuther Bürgermeisters Theodor von Mancher, des Förderers des Festspielhauses, hat er gern seine wissen schaftliche Arbeit Richard Wagner gewidmet. Seit 1896 ist Muncker als Nachfolger von Michael BernayS Inhaber der ordentlichen Pro fessur für die neuere deutsche Sprache und Literaturgeschichte in München. Seine Klopstock-Bioqraphte, seine Lessing-Ausgabe, seine Veröffentlichung der Briefe Lessings, das Rtchard-Wagner-Werk sind seine Hauptletstungen. Seit 1897 gibt er die „Forschungen zur neueren Literaturgeschichte" heraus, von denen bisher 50 Hefte erschienen. Der Kustos am geographischen Institut der Universität Berlin Professor Otto Baschin wurde mit der Abhaltung physikalisch geographischer Uebungen am genannten Institut beauftragt. In Budapest starb der Botaniker Julius Klein, emer. Professor der dortigen Technischen Hochschule und ord. Mitglied der ung. Akademie der Wissenschaften im 71. Lebensjahre. Er war Begründer, langjähriger Präsident und zuletzt Ehrenpräsident der botanischen Sektion der königl. ung. naturwissenschaftlichen Gesellschaft. Kleine Mitteilungen Der Komponist Ture Rangström hat laut einer Meldung aus Stockholm StrtndoergS Schauspiel „Die Kronbraut" als Oper auSgearbeitek. Die bedeutenden Bibliotheken der verstorbenen Rechtsgelehrken Heinrich Brunner-Berlin und Johannes Biermann-Halle sind in den Besitz von I. Schweitzer Antiquariat (Arthur Sellier), München, übergegangen.
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