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WOlreHe MW« in Lelmld. * Detmold. Der Führer der Deutscheu BolkSpartet, Abg. Dtngeldey, mochte in einer Wahlversammlung in Detmold am Freitag u. a. folgende Ausführungen: Aus dem Zusammenbruch eines parteipolitischen Systems, das auf die formale und überspitzte Demokratie aufgebaut und deshalb dem Deutschen Bolle wesensfremd war. wuchs eine starke nationale Bewegung herauf, di« eine neue Hoffnung für die deutsche Entwicklung feiu konnte. Heute müssen wir bekennen, bah die daran geknüpf te« Erwartungen wiedernm enttäuscht haben Die natio nale Bewegung in Deutschland, wie sie sich in den letzten Fahren gestaltet hat, zeigt eine ganze Reihenfolge von Fehlern und Fehlschlägen. Ter Zusammenbruch der sogen. Harzburger Front ist nur ein Beispiel dafür. Die Kämpfe um den Neubau und Umbau des Staatswesens sind nicht zuletzt durch die Uneinigkeit und die Machtansprüche ein zelner nationaler Kruppen in den Anfängen stecken ge blieben. Wenn wir uns nach den Ursachen dieser Entwick lung Umsehen, so sind sic verschiedener Art. Vor allem ist das Unrecht begangen worden, bah sich einzelne Bewegungen eine Art Monopol der nationalen Gesinnung angematzt haben. Ebenso gefährlich ist die Verquickung des nationalen Staatsgedankens mit sozialistischen oder wirtschaftlich mehr oder weniger einseitigen Forderungen und Ansprüchen. Wen« der nationale Gedanke »um Vorwand genommen wird, die Ausschließlichkeit einer Parteimacht anfzurichte« oder um einer Interessenschicht die Erfüllung ihrer Forde rungen zu ermöglichen, so ist das der ärgste Mißbrauch, der mit solchem hohen Gute eines Volkes getrieben werde« kann. Die Deutsche Volkspartei hat sich stets bemüht, von diesen Einseitigkeiten fcrnzubleiben, dafür aber ein selbst loser und ehrlicher Makler zur Herstellung einer wirklichen, die breitesten Kreise unseres Volkes erfassenden nationalen Konzentration zu sein. Wir haben das Vertrauen zur jetzigen Negierung, das; sie alle vorhandenen notwendigen Kräfte für die Ueberwindung der wirtschaftlichen Not im Innern und für den Kamps um die deutsche Freiheit nach äugen einsetzcn wird. Wir vergessen aber auch nicht, daß die hnrchgreisendcn Reformen aus allen Gebieten des öffentlichen Lebens eine Notwendigkeit bleiben, sonst waren die harten Prüfungen und Erfahrungen der lehren Fahre umsonst. Wir können nicht zugcbcn, daß die leitenden Männer der jetzigen Negierung so hingcstellt werden, als ob sie an der Schaffung der großen psychologischen Grundlage, die jetzt überall fühlbar wird, keinen Anteil hätten. Es ist nicht notwendig, daß politische Fortschritte auf diesem oder jcucm Gebiet immer gleich auf dem Markt ausgeschrien werden. Trotzdem wird auch Herr Hilgenberg die Ver dienste des Reichskanzlers von Schleicher nm unsere Reichswehr nicht bestreiten können. Tie Deutsche Volks partei will keine Krise. Sie scheut keine Verantwortung und sieht auch den künftigen Entscheidungen mit Vertrauen entgegen. Sie wird ihre selbständige Stellung gegenüber der Negierung aufrecht erhalten, wird aber alle ihre Kräfte dafür einsctzen, daß im Reiche und in Preußest eine starke Staatsführung vorhanden bleibt, die die Wiederkehr einer Parteiherrschast ausschließt. Wechsel Im BAZ-Präfidium? Mac Garrab will zurücktreten Basel, 14. Januar. Wie schwelzerisck-e Blätter melden, wird der soeben aus Amerika zurückgekehrte Präsident der BIZ, Mac Garrah, der am 16. Januar zusammentretenden Verwaltunasrats- igung mitteilen, daß er im kommenden Mai nach Ablauf einer dreijährigen Amtsperiode eine Wiederwahl auszu- chlagen gedenke, da er Vie Absicht habe, in seine Heimat zurückzukehren, um seine ehemalige Tätigkeit in der Chase National Bank wiederaufzunehmen. Präsident Mac Garrah steht im 70 Lebensjahr. Als sein Nachfolger wird der bisherige Stellvertreter des Präsidenten, Leon Fraser, ebenfalls ein Amerikaner, in Frage kommen, dessen Posten dann eingespart werden soll. Im Gegensatz zu dem ersten Präsidenten der BIZ, der aus dem Bankfach hervorgangen ist, kommt Fraser aus dem Rechtsanwalts beruf. MW m Ae la-ölimseii-MeltsMche in UMelch. * Paris. Ter amtliche sranzüsische Vertreter auf der Genfer Arbeitskonferenz, Piquenard, ist auf besonderen Wunsch deS Generalsekretärs der Landesvereinigung der Arbeitnehmer, Fvnhaux, nach Paris zuriickgeruken worden, angeblich um hier neue Verhaltungsmaßregeln cntgegen- zunehmen. Die Linkspresse protestiert heftig gegen die Haltung Piquenards in der Frage der 4N-Stu>rdeiinrbeitsivvchc und verlangt von der Regierung energisches Einschreiten. Leon Blum schreibt im „Populaire", daß eine so ernste Frage nicht länger ungeregelt bleiben dürfe. Entweder der fran zösische Vertreter im internationalen Arbeitsbüro habe die ihm erteilten Anweisungen der Regierung nicht befolgt und müsse sich deshalb mit seiner Vorgeietztcnbehördc, dem Arbeitsministerium, auSeinandcrsctzcn, oder aber er habe diese Anweisung befolgt, die in Gens die Annahme der 4U-Stundenarbeitswoche durch Frankreich von der vor herigen Annahme durch die übrigen Negierungen abhängig machte und in diesem Falle werde sich die französische Re gierung mit den Sozialisten in der Kammer auSeinander- zusetzen haben. Tie Rechtsblätter, wie -aS „Echo de Paris", billigen dagegen die Haltung des französischen Vertreters, der lediglich das Interesse der französischen Wirtschaft verteidigt habe, wenn er die einheitliche Festsetzung der Selbstkosten preise bei den einzelnen Erzeugnissen verlangte. Es sei nicht möglich, so schreibt Pertiuar, daß die Negierung nicht cinsehe, wie schwer die französische Ausfuhrindnstrie zu K WW NM AMM-klM-MlU * Paris. Der ehemalige Ministerpräsident Herriot verbffentlicht in der „Ere Nouvelle" unter der Ueberschrift »Schwierige Lage" einen Artikel, in dem er sich mit allen augenblicklich im Vordergründe de« Interesses stehenden Fragen beschäftigt. Herriot protestiert einleitend gegen die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen: daß er aus der Lan- fanner Konferenz weit über das ursprüngliche Ziel hinaus- geschossen sei, indem er auf die Reparationszahlungen Deutschlands verzichtete und -aß di« Amerikaner ihm schon damals zu verstehen gegeben hätten, sie würden sich jeder Revision der Schulden widersetzen. Herriot erklärt dazu, er werbe bei gegebener Gelegen heit beweisen, daß alle diese Unterstellungen jeder Begrün dung entbehrte«. Vorläufig wolle cr damit aber bis zur Regierungsübernahme des neuen amerikanischen Staats präsidenten warten, der Frankreich gegenüber sehr viel Wohlwollen zeige. Die augenblickliche französische Regie rung habe gerade in der durch die Schuldensrag« schwierig gewordenen Lage sehr viel Taktgefühl gezeigt und er be trachte es als ein Glück für Frankreich, daß an der Spitze der Regierung ein Mann stehe, der sich unbestrittener inter nationaler Achtung erfreue. Herriot geht dann auf jene Berpflichtunge« ein, die die Aufgaben der Genfer Unterhandlungen erfchwerteu. Gleich zeitig mit der Behandlung dieser Fragen werde man über die Abrüstung beraten müssen, bei der die Absichten der deutschen Nationalisten keineswegs beruhigend seien Man sei heute bei der seltsamen Lage angelangt, daß General von Schleicher — trotz seiner bekannten und für Frankreich wenig wohlwollenden Absichten — gegenüber den offensicht lichen Gewalttätigkeiten des Nationalsozialismus die Mäßigung darstelle. Angesichts aller dieser Schwierigkeiten sieht Herriot nur eine mögliche französische Außenpolitik: die ans einer ge sunden und vernünstigen Grundlage Frankreich, England nnd Amerika iu gemeinsamer Front vereint. Herriot er klärt, daß auch die augenblickliche französische Regierung dieser Artsfassung sei nnd daß man ihr deshalb insbesondere in Anbetracht der beabsichtigten inneren Reformen ans finanziellem Gebiete jede Unterstützung angcdciheu lasse» müsse. FrantreichS X Paris. Ter Finanzminister Ehsrvn hat gestern eine Abordnung der LandeSbereinigung ehe malig e r F r v n t k ä m p f e r nnd Kriegsverletzter und die Delegierten des Verbandes kleiner Kauf leute und Handwerker empfangen. Tie Unterredung mit den Vertretern der Kriegervereine dauerte sehr lauae. Tie Führer der Abordnung lehnten jede Mitteilung über ihre Wünsche ab. Es war nur zu erfahren, daß eine Eini gung nicht erfolgt ist nnd daß der Arbeitsausschuß der Vereinigung morgen die notwendigen Beschlüsse fassen wird. Hingegen hat der Vorsitzende der kaufmännischen Ver einigung vor der Unterredung einem Reporter des „In- transigeant" erklärt: „Wir vertreten ungefähr 400000 kleine Kaufleute und Industrielle. Wir wollen gegen die Erhöhung der Steuern und der Geschäftsabgaben pro testieren, welche die Regierung nach den Ankündigungen der Presse beabsichtigt. Wenn unser Protest nicht berück sichtigt wird, dann sind kvir entschlossen, einen Steuer streik zu beginnen nnd unsere Läden zu schließen. Tic Sorge wegen der Finanzpläue der Regierung wird durch die Unklarheit verstärkt, welche über diese Pläne noch iminer besteht. Bisher sind Spar-Krise. nur halbe Andeutungen EhoronS und Kombinationen be- tanutgeworden, die Informationen der Presse sind zu tendenziös. Erst vor zwei Tagen wurde angelüudigt, daß die Pläne Ehsrons Widerstand in der Regie rung finden würden. Nachdem die Regierung die Pläne doch gebilligt hatte, wird jetzt gesagt, daß die Kammer niemals das Projekt an nehm en könne. Diese Prophezeiung hat eine gewisse Wahr scheinlichkeit, wenn die Regierung bei ihrer Absicht bleibt, für die Beratung der Finanzgeietze die Anwendung der Bestimmung äußerster Dringlichkeit zu verlangen. Gegen diese Methode sind hauptsächlich die Sozialisten, die ein Gegenprojekt einbringen wollen. Ter Finanzmiuister hat in dielen Tagen Unter redungen mit dem Ministerpräsidenten Paul-Boncour ge habt. Paul-Boneonr hat über die Erklärung der Be amtenverbände gejagt, daß diese Erklärung an den Be schlüssen der Regierung nichts ändern könne. Tie Regie rung habe die Pflicht, die im Interesse des öffentlichen WohlS notwendigen Maßnahmen vor dem Parlament zu vertreten: sie bleibe immer zu einer Verständigung mit den Bürgern bereit, von denen die unerläßlichen Dpfer verlangt werden müßten. leiden hätte, wenn die Regierung sich vor der Annahme der 46-Stuirdenwvche nicht mit allen möglichen Sicherheiten umgebe. Auch die „Ere Nouvelle" wendet sich gegen die An nahme -er 40-Stnndenwoche durch Frankreich und erklärt, daß diese Maßnahme keinerlei praktische Auswirkung auf die Krise oder die Arbeitslosigkeit haben werde. Es sei > deshalb an der Zeit, endlich darauf zu verzichten, eine These zu verteidigen, die sich heute nur durch politische Partei interessen rechtfertigen lasse. KSLAB imd LaMuMmiM Offener Dries an den Reichskanzler München, 14. Januar. Der Leiter des Amtes für Agrarpolitik der NSDAP, Walter Darre, veröffentlicht einen offenen Bries an den Reichskanzler, in dem er den Reichskanzler für den Konflikt zwischen der Reichsregierung und dein Reichslandbund ver antwortlich macht. Die in der Vorkriegszeit aufgeblühte deutsche Industrie habe ihren Absatzmarkt verloren und hier wurzele die Ursache der Arbeitslosigkeit und der fortschrei tenden Bolschewisierung des deutschen Volkes. Entschlossene Hinwendung zum Binnenmarkt sei der einzige Aus weg, die arbeitslos gewordene Industrie neu zu beschäf tigen. In dem Brief wird der Regierung dann Willensstärke und Zielstrebigkeit abgesprochen und der Vorwurf erhoben, daß sie ihre strategische Linie den jeweiligen Zweckmäßigkei ten anpasse, statt taktische Erwägungen einem großen strate gischen Grundgedanken unterzuordnen. Die immer drängen der werdende Not der deutschen Bauern habe endlich zu einem Zusammenprall mit einer Regierung führen müssen, die in Wirtschaftsfragen offensichtlich mit Blindheit geschla gen sei. Mm res MlimeWes lm dem MsliilWlillM. * Berlin. Ein Sonderausschuß des Ncichswirt- schaftsrates beendete am Freitaa die zweite Lesung deS Entwurfes eines Gesetzes über Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften aus Aktien sowie über den Ent wurf eines Einftthrungsgesctzes. Der Ausschuß hat in einer Reihe von Sitzungen die umfangreiche Materie einer eingehenden Beratung unterzogen. Er hielt es nicht für seine Aufgabe, die einzelnen Paragraphen -cs Entwurfes redaktionell nachzuprüfen, noch juristische Konstruktionen zu finden, sondern richtete vielmehr sein Augenmerk wesentlich auf die wirtschaftlichen Gesichtspunkte. Von diesem Gesichts punkt aus wurden eine ganze Reihe von Verbesserungs vorschlägen gemacht. Amerika für Weltkonlerenr Fortsetzung der vorbercikenden Maßnahmen Washington, 14. Januar. Den Gerüchten, daß die europäischen Mächte den Ge danken der Weltwirtschaftskonferenz aufgegeben Hütten, weil das bisher ungelöste Kriegsschuldenproblem die Diskussion anderer Fragen unmöglich mache, wird im Staatsdeparte ment kein Glauben beigemessen. Staatssekretär Stimson hat nach längerer Unterredung mit Roosevelt erklärt, die Vorbereitungen für die Weltkonferenz gingen weiter und wenn der amerikanische Vertreter Williams bei der vor- bereitenden Konferenz gesagt habe, die Kriegsschulden müßten auf der Weltwirtschaftskonferenz unbedingt'diskutiert werden, so sei es nicht an ihm. diese Aeußerung zu dementieren. De- mentiert werde jedoch die Meldung, daß die Hooverregie» rung zwei Beauftragte nach Moskau entsandt habe, die die Frage der Aufnahme diplomatischer Beziehungen prüfen sollten. Die Frage der Anerkennung Rußlands werde der neuen Regierung überlassen. Worte, Worte Endlose Aussprache aus der Arbeitszeit-Konferenz Genf, 14. Januar. Die Sitzungen der Internationalen Arbeitszeitkonferenz am Freitag waren völlig von der allgemeinen Aussprache ausgefüllt, in der nochmals hauptsächlich Arbeitgeber und Arbeitnehmer ihre entgegengesetzten Auffassungen darlegten. Neue Gesichtspunkte traten dabei nicht zutage, und der Prä sident der Konferenz sah sich am Schluß der Abendsitzung veranlaßt, die Delegierten zu mahnen, nicht immer d i e s e l- be n Argumente zu wiederholen. Er meinte, wenn die Dis kussion so weitergehe, würde die Konferenz wohl noch einige Monate dauern. Es sind noch eine Anzahl von Rednern für die Generaldiskussion angemeldet. >l Genf. Tie allgemeine Aussprache auf der inter- nationale» Arbeitszeitkonsercnz wird wahrscheinlich am Montag beendet sein. Tie Konferenz wird önnii das Er gebnis der allgemeinen Aussprache in einer Entschließung zusammenfasscn und einen Ausschuß mit der eingehenden Prüfung der Einzelsragen beauftragen. Tie Regicrungsvertreter Deutschlands, Frankreichs und Italiens haben bereits einen Entschließnngscntwurs vor bereitet, in dem gesagt wird, die Kvnserenz sei zu der Ueber- zeugung gelangt, daß die Arbeitszeitverkürzung ein geeig netes Mittel zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit darsteüe. Tic Konferenz beschließe daher, in eine Prüfung der Ein zelsragcn einzutrcten mit dem Ziele, eine internativnale Bindung zustande zu bringen und den Lebensstandard der Arbeiter aufrecht zu erhalten. Daß eine solche Entschließung in der gegenwärtigen Form die einmütige Zustimmung der Kvnserenz finden o kr XX 1^1 > OkcklZ» KO bir kkbls-Kklk rio/xylLl-TLbis-äSttlx 6u»5Lksini länrsiinnsn ulicilönrsi 8kW8kU87kIM 2M