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Eia öruch zwischen Larranza und Villa! Unter den beiden Rebellenführern Billa und Carranza ist cs »u bedeutsamen Meinungsverschieden heiten gekommen. Billa fühlte sich nämlich durch die Uebertragung des Oberbefehls der Truppen Car- ranzas an den (General Madero verletzt und unter- stützte deshalb diesen nicht bei dem Angriff auf Za- catccas. Ja Billa entfernte sogar tn Torreon. Chi huahua und Juarez die von Carranza eingesetzten Beamten aus ihren Aemtern und lieg sie einkerkern. Der ganze Norden Merikos befindet sich in seiner Gewalt. Es ist leicht möglich, daß die Rebellen durch diesen Zwiespalt der bisher erzielten Erfolge ver lustig gehen, wenn auch Carranza vorläufig noch sich sicher fühlt und jede Nachgiebigkeit gegen die Vcr- mittlungskonsercnz ablehnt. Er bringt diese dadurch um die Frucht ihrer Arbeit, denn sie müssen nun selbst cingestchcn, das; ihnen eine Lösung der Streit fragen nicht geglückt ist. Wir verzeichnen folgende Meldungen: BillaS Verzicht ans den Oberbefehl. New Bork, 17. Juni. Telegramme au» Ek Paso melden, das, General Billa in der ver» gangcnen Woche Carranza seinen Verzicht auf den Oberbefehl angeboten habe. Daraufhin hätten Villa» militärische Führer eine Konferenz abge- halten und Carranza benachrichtigt, daß sie keinen anderen Führer als Billa anerkennen würden. «Sestern besetzt« Oberst Ornales, der Militär, gouvernenr von Juarez, ein Parteigänger Billa», mit Waffengewalt die Telegraphenämter von Juarez, die unter Carranzas Kontrolle standen. Billa befahl allen Garnisonskommandeuren des Gebietes, da» unter seiner Kontrolle steht, unverzüglich nach Torreon zu kommen. Kein Bruch zwischen Carranza und Billa. El Paso, 17. Juni. General Billa stellt In Abrede, das; es zwischen ihm und General Carranza zum Bruche gekommen sei. Ergebnislos« Verhandlungen. Niagara Falls, 17. Juni. Auf der gestrigen Kon» screnz der nordamcrikanischcn Delegierten mit den Vertretern der Konstitutionalisten, die in Buffalo stattsand, scheiterte der Versuch, die Rebellen in Ucbercinstimmung mit der Pcrmittlungskonfcrenz zu bringen. Die Konstitutionalisten teilten den Ame rikanern mit, sie seien nicht imstande, dem Waffen« stillstand zuzustimmen, und erklärten, nur ein her vorragender Mann aus ihren Reihen sei für sie als provisorischer Präsident annehmbar. Da die Delegierten Huertas sich weigern, einen Rebellen als provisorischen Präsidenten anzunehmcn, glauben alle an den Bermittlungsverhandlungen Beteiligten, am Freitag finde die letzte Sitzung statt. Die Ver mittler selbst haben die Hoffnung aufgegeben, das Problem der inneren Lage Mexikos zu lösen. poliMetie Ueberliekl Vie Vorlage über religiöse <vr-en in Hessen. Die hessische Zweite Kammer trat am Mittwoch mittag in die Beratung der Regierungsvorlage über die Revision der Gesetze über die rel i- giösenOrden und ordensähnlichen Kongregationen ein. Zur Begründung der Vorlage ergriff der Minister des Innern das Wort, um falschen Schlüssen und übertriebenen Befürchtungen entgegenzutretcn, die sich in evangelischen Kreisen an die Einbringung der Vorlage knüpften. Namentlich trat er der Be fürchtung entgegen, das; durch die Bestim mung, wonach die Niederlassung non religiösen Orden ujw., deren Mitglieder sich ausschlicszlich der Seelsorge widmen, gestattet werde, die Rückkehr der Jesuiten ermöglicht werde. Die Rückkehr der Jesuiten sei und bleibe nach den bestehenden Gesetzen a u s g e s ch l o j f e n und werde auch durch diese Vor lage nicht ermöglicht. Sodann trat der Minister dem Vorwurf entgegen, das; sich die Regierung durch die Vorlage staatlicher .Hoheitsrechte be gebe. Die vorhandenen Bestimmungen reichten vollständig aus, um etwaigen Uebcrgriffcn der Orden entgegenzutretcn. Von diesen Bestimmungen halte es die Regierung übrigens nicht für nölig Gebrauch zu machen, da es im Interesse der Orden selbst läge, alles zu vermeiden, was in weiteren Kreisen Anstoß errege. Datz Proteste aus evangelischen Kreisen rammen würden, hab« man vorausgeschen; Professor Sergfons Problem -er Persönlichkeit. Professor Bergson. der Pariser Modcphilosoph, dessen wisscnschasllrche Bedeutung unter vieler Eigen schaft hoffentlich nicht leiden wird, hat auf die Ein ladung der Universität in Edinbura eine Reihe von Vortragen über das Problem der Persönlichkeit ver öffentlicht. Das Problem der Persönlichkeit gilt ihm als das zentrale Problem der Philosophie über haupt, da alle philosophischen Fragen dahin zusam- menlausen. Der Gedankengang, den Professor Bergson in seinen ersten Vorträgen entwickelte, ist in kurzer Zusammenfassung folgender: Das Haupt ziel der Philosophie hat immer darin bestanden, tn einer einzigen Anschauung die Gesamtheit der Dinge einzuschließen. Philosophieren ist also gewöhnlich gleichbedeutend mit Vereinigen. Diese Vereinigung kann aber in zwei verschiedenen Arten erfolgen. Die erste, die von den griechischen Philosophen ange wandt wurde, besteht darin, die unbegrenzte Viel heit der individuellen Dinge auf eine gewisse Zahl von Begriffen zurückzuführen und diese wiederum aus eine einzige Idee, die dann alles umfasst. Das zweite Verfahren, das der Naturwissenschaft und der modernen Philosophie, besteht in der Feststellung von gesetzmätzigen Beziehungen gegenseitiger Ab hängigkeit zwischen den Dingen oder vielmehr Tat sachen und in der Voraussetzung, das; es Schritt für Schritt möglich iein werde, zu Gesetzen von immer allgemeinerer Gültigkeit zu gelangen, bis wir end lich das einzige Prinzip erreichen, auf das sich alles zurückführen lässt. In beiden Arten der Untersuchung wird die ganze Wirklichkeit als ein zusammenhängendes Snstem ge dacht, das unserm Verstand volle Befriedigung ge währt. Es bleibt aber in beiden Fällen die Schwie rigkeit bestehen, einen Platz für die Persönlichkeit zu finden oder wirkliche Individualitäten anzn- nehm-m, die eine eigentliche Unabhängigkeit besitzen uno ledc für sich eine kleine Welt in der groszcn Welt darstellen. Daher kommt jede philofophriche Lehre Im Verhältnis zu ihrem systematischen Aufbau mehr und mehr zur Aufsaugung der menschlichen überrascht hab» nur die grobe Zahl. Da e» sich aber um «ine konfessionelle Fraae handelte, in der eine Einigung nicht zu erzielen sei, sel e» um so mehr Ausgabe der Regierung, alle religiösen Streitigkeiten und Spaltungen zu ver meiden und den Frieden zu wahren. Die Regierung habe geglaubt, mit der Vorlage den berechtigten Klagen katholischer Kreise entgegenzukommen, wobei sie die fast einstimmige Zustimmung der Kammer erhalten habe. Wenn einerseits aber die Konfessionen als unzulänglich bezeichnet würden und der Re gierung andererseits vorgeworfen werde, dab sic ich staatlicher Hoheitsrechte begebe, wurde ihr Bestreben, den konfessionellen Frieden zu wahren, erschwert. Die Regierung glaube, das; es trotz des ausge brochenen Sturmes möglich sein werde, den kon fessionellen Frieden zu erhalten, wenn man mit Sachlichkeit ohne Voreingenommenheit und mit Hintansetzung aller Parteiinteressen an die Be ratung hcrangehe von der Uebcrzeugung ausgehend, datz ste dem Wokl des Landes und der Erhaltung des religiösen Friedens diene. Vie Neichs- und Staatsangehörigkeit un- -ie -rutschen Frauen. Die „Juristischen Lagesfragen" schreiben: Die Novelle zum Staatsangehörigkeitsgesetz sieht für Frauen keine Aendcrung des bisheri gen RechtSzustandes vor. (Line Frau verliert danach die Eigenschaft als Deutsche, wenn sie einen Ausländer heiratet. Diese Bestimmung erfreut sich keines Beifalls beim weiblichen Ge schlecht. Am bittersten klingt die Klage einer Dame in der neuen Cottaschen Zeitschrift „Der Greif". Nach ihrer Ansicht führt die erwähnte Bestimmung in der Praxis )u schweren Schädi gungen der Familie, weil bei eintrctender Hilfs bedürftigkeit des Mannes allein die durch ihre Heirat zur Ausländerin gewordene Frau Ge fahr läuft, aus dem Lande, in dem sie geboren und erzogen ist und in dem sie für sich und ihre Kinder das Brot verdient, als lästige Aus länderin ausgewiesen zu werden. Richtig ist, daß in anderen Ländern anders verfahren wird. Der Engländerin z. B., die einen Deutschen heiratet, wird in ihrem Mutterlande das Recht gewahrt, trotz der Verehelichung Engländerin zu bleiben. UnAuträglichkeitcn aus der doppelten Staatsangehörigkeit scheinen sich dort nicht zu ergeben. Gerade das aber hat man bei uns besorgt, und um den daraus sich ergebenden Schwierigkeiten vorzubcugen, ist cs bei dem bis herigen Nechtszustand verblieben. Zumal in den Fällen, die die Beschwerdeführerin hervorhebt, wird man voin Standpunkte der Fürsorgepolizei nicht darauf verzichten können, die Ehefrau eines erwerbslosen Ausländers gleichfalls als Aus länderin zu behandeln. Allerdings hätte erwogen werden können, ob nicht wirtschaftlich selbständigen Frauen deutscher Geburt auch während der Dauer ihrer Ehe mit einem Aus länder die Rückkehr in den deutschen Reichs verband für ihre Person zu gestatten wäre. Bei diesem Punkte müßte später einmal der Bor- sctstag zu einer Verbesserung des Gesetzes ein- setzen. Deutsche» Reich. * König Friedrich August reiste am Mittwoch abend 832 Uhr in Begleitung der Flügeladjutanten von Metzjch, des Generalleutnants von Tettenborn, des Freiherrn von Fritzsch und des Grafen Castet als Vertreter des Ministers des Aeußern nach Petersburg zum Besuche des Zaren ab. * Der sozialdemokratische Reichstagvabgeordnete Edmund Fischer war vor drei Jahren wegen Be leidigung des Gemeinderats von Prießnitz zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er hatte dagegen Revision eingelegt, die wegen der langen Legislaturperiode erst nm Mittwoch zur Verhandlung kam. Die Revision wurde ver worfen und Fischer muß nun seine Strafe abbüszen. * Die deutsche Wirtschastsentwicklung und die tommcnden Handelsverträge. Ueber dieses Thema spricht Syndikus Dr. Stresemann am Freitag, den 19. Juni 1911, abends ^9 Uhr, im Großen Saale von Stadt Nürnberg. Die kommenden Monate werden über die zukünftige deutsche Wirt schaftspolitik entscheiden, da die auf dem gegen wärtigen Zolltarif basierenden Handelsverträge am !i1. Dezember 1917 erlöschen, wenn sie ein Jahr vor her gekündigt werden. Der Bund der Landwirte arbeitet schon jetzt mit allen Mitteln darauf hin, daß Person in das All. Daraus ergibt sich, wenn auch die Philosophie sich zur höchsten Befriedigung unsres Verstandes entwickelt, ein Widerspruch von feiten unseres Willens. Dieser Protest hat sich in der Ge schichte der philosophischen Systeme immer wieder gezeigt als Skeptizismus. Kritizismus, kritischer Idealismus ujw. Die Wurzel all dieser Eingriffe gegen die metaphysische Lehre ist nichts anderes als eine Auflehnung des Willens, der auf seiner Unab hängigkeit besteht. Bergson meint nun, daß einer Philosophie, die beide Bedürfnisse, das des Willens und das des Verstandes, zu vereinigen sucht, die Zukunst ge höre. Was man im allgemeinen als gesunden Menschenverstand bezeichnet, glaubt an die Möglich keit einer solchen Vereinigung. Es würde aber ein Irrtum sein, anzunehmcn, daß die Vereinigung durch gegenseitige Zugeständnisse der beiden Gegner er reicht werden könnte. Ein Verfahren, das nur mit den Begriffen arbeitet und nicht die Wirklichkeit selbst und direkt befragt, würde zu unserer Erkennt nis nichts hinzuuigcn. Der Mensch muß versuchen, mit dem Bewußtsein, das er von seiner eigenen Persönlichkeit hat, an die verschlossenen Gebiete heranzntreten. Daker müssen zuerst die Elemente untersucht werden, aus denen sich die Persönlichkeit zusammcnsctzt oder zusammengesetzt erscheint. Da ist zunächst das Bewußtsein, das wir von unserem Körper mit all seiner organischen Empfindlichkeit haben, das Gedächtnis sür alles Vergangene, ferner eine gewisse Borausnahme des Zukünftigen. Zu all diesem hat die Persönlichkeit eine Beziehung, ist aber in keiner dieser Fähigkeiten eigentlich ent halten. Vor dem Eintritt in eine eigene Untersuchung über die grundlegenden Fragen, worin die Beziehung der Persönlichkeit zu diesen geistige» Eigenschaften besteht, wandte sich Bergson zu den beachtenswerte sten Auffassungen früherer Philosophen von der Per sönlichkeit und verweilte insbesondere bei Plotl- nos, der als bedeutendster Ncuplatonikcr aner- I nnt wird. Dieser in Aegypten geborene Grieche, der im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung lebte, warf die Frage auf, wie unsere Person einerseits einzeln, andererseits vielfach sein kann. Er gab die Antwort, die bei dieser Fassung des Problems nach die Neuorientierung unserer Handelspolitik tn seinem Sinne ausfällt; er fordert den lückenlosen Zoll- tarif. Schon die gegenwärtigen Handelsverträge waren für den größten Teil der deutschen Produktion, besonders für unsere verarbeitende Industrie eine schwere Enttäuschung. Den Konsumenten brachte die Zollpolitik eine Verteuerung der Lebensstellung. Ein neues Anziehen der Preise der Lebensmittel würde die Folge des lückenlosen Zolltarifs sein. Es ist deshalb notwendig, daß auch die Konsumenten beizeiten ihre Stimme erheben, damit beim Abschluß der kommenden Handelsverträge die Interessen aller Schichten unseres Volkes berücksichtigt werden. Deshalb sei auf den Vortrag Dr. Stresemanns aus- drücklich auch an dieser Stelle hingewiescn. * Zur Erkrankung des Grafen Schwerin-Löwitz. Vom Kaiser ist am Mittwoch morgen beim Präsidenten des Abgeordnetenhauses Grafen von Schwerin-Löwitz folgendes Telegramm eingegangen: „Seine Majestät haben mit großem Bedauern von der Erkrankung Seiner Exzellenz gehört, ersuchen um Nachricht und lassen gute Besserung wünschen, von Mutius, Flügeladiutant vom Dienst." — Hierauf er folgte sofort die Antwort, in der es heißt: „Tief bewegt birte ich, Seiner Majestät meinen allerunter tänigsten Dank für die allergnädtgste Anteilnahme zu unterbreiten, nachdem durch den Hinzutritt von sehr schmerzhaften Nervenentzündungen mein Allge- meinbefinden schlechter geworden ist, obgleich das Fieber zurückgegangen ist." Auch von der Groß herzogin Luise von Baden ging ein sehr herzliches Telegramm ein, ebenso von zahlreichen anderen Fürst lichkeiten, dem Reichskanzler, sowie fast sämtlichen Ministern und Staatssekretären. * Herr von Pichler. Der König von Bayern hat dem Landtagsabgeordneten und Zentrumsführer Pichler den persönlichen Adel verliehen. Ausland. Frankreich. * Veränderungen im Heere. Der Befehlshaber des dritten Armeekorps in Rouen, General Vala- br^gue, wird demnächst von seinem Kommando abberufen und in den Obersten Kriegsrat versetzt werden. Er wird also einer der für den Kriegsfall auserselzenen Führer eines Heeres im Felde werden. Valabrägue ist, wie wohl allgemein bekannt sein dürfte, Jude. Am Dienstag ging in den Wandelgängen der Kammer das Gerücht, Laß der neue Kriegsminister Herr Messimy die alte Rech nung der Radikalen mit dem Höchstbefehlenden Ge neral Joffr« und dem General de Castelnau beglei chen werde, indem er sie ihrer Stellen enthebt. Aus der Umgebung des Herrn Messimy wurde dieses Ge rücht sofort für mutwillige Erfindung erklärt. Schweiz. * Ein neues Fabrikgesetz. Der Nationalrat in Bern hat einstimmig das neue Fabrikgesctz an genommen. Das Gesetz beruht auf einem Kom promiß zwischen Industrie und Arbeiterschaft. Es bringt den Zehnstundentag, schränkt die Nacht- und Sonntagsarbeit ein und verbietet diese für Frauen und Jugendliche unter achtzehn Jahren, setzt als Mindestalter sür Fabrikarbeiter vierzehn Jahre fest und geamhrt einen Wöchnerinncnschutz »wkNtz MU ßpocheM , L Ä Schwe-en. * Der 2. Nordenropäische Fischhändler- und Hoch- seefischereikongreß. der zugleich den 2. Zwischenstaat lichen Ost seefischereikongreß umschließt, ist am Mittwoch in Malmö mit einer Begrüßungs ansprache des Ehrenpräsidenten 1. Hofjägermeisters Freiherr» von Trolle eröffnet worden. 41. Deutscher Hastwirtetag. Magdeburg, 17. Juni. (Tel.) In Gegenwart des Regierungspräsidenten Dr. Micsitscheck v. Wischkau, des Bürger meisters Schmiedel, des Polizeipräsidenten von Alten, Les Stadtverordnetenvorstehcrs Schnei de w i c n und verschiedener anderer Ehrengäste fand heute vormittag im „Odeon" die Hauptversammlung des 41. Deutschen Gastwirtetages statt. Die Verhandlungen eröffnete der Vorsitzende des Magdeburger Eastwirtevereins Zauche mit einem Dank an den Regierungspräsidenten für die Ucbcr- nahme des Protektorats über die Tagung und einem weiteren Dank für die behördliche Unterstützung und Förderung, die der Gastwirtetag hier gefunden habe. Dann nahm, mit Beifall begrüßt, der Regierungs präsident Dr. Miesits check v. Wisch kau das Wort und verbreitete sich über die Bedeutung des deutschen Eastwirtestandes für die gesamte Volks wirtschaft. Er hob hervor, welch umzeheure Ent wicklung das Gastwirtsgewerbe überall genommen habe, und betonte, daß dir Entwicklung dieses Ge werbes von größter Bedeutung für alle Völker sei. Bürgermeister Schmiedel überbrachte die Grüße der Magdeburger Stadtverwaltung. Der Präsident Anton Ringel (Berlins dankte dem Regierungspräsidenten sür die Uebernakme des Protektorats und begrüßte besonders den Vorsitzenden des Bundes Deutscher Gastwirte Kaemof (Leip zig), wobei er der Hoffnung Ausdruck gao, daß die Bestrebungen auf Bereinigung der beiden Verbände von Erfolg gekrönt sein möchten. Weiter begrüßte er Dr. Grützmann vom Internationalen Institut für Hotelbildungswesen und schloß mit einem Hegeistert aufgcnommcnen Hoch auf den Kaiser. Stadtrat Matz (Magdeburg) begrüßte die Ver sammlung namens des Brauereiveroandes. Er er klärte die Beroitwilligkeit der Brauer, Hand in Hand mit den Gastwirten gegen die behördliche Be drückung und Bevormundung vorzugehen. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Gastwirte Kaempf (Leipzigs betonte, daß eine Einigung der großen deutschen Gastwirtsoerbände, soweit sie auf vaterländischem Boden ständen, von größter Wichtig keit für das Wohlergehen des Gastwirtsgewerbes sei. Hierauf wandte sich die Versammlung dem wich tigsten Punkte der Tagesordnung, der Stellungnahme zu der Vorlage über 8 83 der Gewerbeordnung zu. Das deutsche Gastwirtsgewerbe, das heute mit Steuern und Abgaben bis zum Umsinken belastet ist, glaubt «in Reckt zu haben gegen die schädigende Kon kurrenz des Flaschenbierhandels der Speisewirtschaf- ten, Pensionate u. a., die heute von allen Lasten frei sind, aber alkoholische Getränke vertreiben und in nichts den Gastwirtschaften nachstehen. Nur bei gleichzeitiger Behebung der vorhandenen Uebelstände können die Reformvorschläge der Regierung für das Gewerbe und das Gemeinwohl nützlich sein. Diese Vorschläge sind sonst im Kampf gegen die übrige Konkurrenz nur neue einseitige Lasten für Las Ge werbe und eine Begünstigung der Konkurrenz, die einen noch beschleunigteren Niedergang des Gewerbes zur notwendigen Folge haben müßten. Zu den einzelnen Punkten der Vorlage erklärt der Redner, daß der Deutsche Gastwirtstag die Ein beziehung der alkoholfreien Wirtschaften unter die Erlaubnispflicht und Vedürfnisfrage be grüße. dagegen gingen die Bestimmungen in Ziffer 1 bezüglich der Versagung der Erlaubnis, wenn Tat sachen vorliegen für die Annahme, daß der Bewerber nicht die erforderliche Zuverlässigkeit besitze, zu weit. Im übrigen hält der Verbandstag die Erfüllung nach stehender Forderungen für unerläßliche Voraus setzung für die Genehmigung der Regierungsvorlage: 1. daß der Kleinhandel mit Bier unter die Erlaub nispflicht und die Bedürfnisfrage gestellt wird, auch in Spcisewirtschaften, Pensionshäusern usw- 2. die Erlaubnis zum Ausschank geistiger Getränke kann nur für alle Getränke dieser Art erteilt werden; 3. vor Erteilung der Schankerlaubnis sind Vertreter des Gastwirtsgewerbes gutachtlich zu hören. — Zu 8 33<r hält der Gastwirtetag den Nachweis der Zuverlässig keit sür unnötig und unzweckmäßig, da der Polizei. Versagungsgründe hinreichend zur Verfügung fftHM Ebenso werde Protest eingelegt gegen die polizeiliche Untersagung bei Musikaufsührungen. Die Unbe stimmtheit der Voraussetzungen für bie Anwendbar keit dieser Bestimmung überantworte den Gastwirt dem Schutzmann bzw. dem Hausbewohner. — Zu den 88 tö bis 42 hält der Verbandstag üie bevorstehende Acnderung zur Abwendung der großen sozialen Schä den aus dem Flaschenbicrhandcl von Beamten für notwendig und erblickt Abhilfe in der Konzessions pflicht und Stellung unter die Vedürfnisfrage. Zu 8 40b hält der Verband die Zulässigkeit der Er teilung der Schankerlaubnis an juristische Personen in Ansehung des stetigen Vordrängens des spekulativen Braukapitals sür eine Gefahr für den Wirtestand. Diese Bestimmung müsse gestrichen werden. 'Nach einer kurzen Debatte st immt der Verband einmütig der vorgelegtcn Entschließung zu, jedoch mit dem Hinzufügen, daß er die Anhörung von Gastwirten in der Vedürfnisfrage als unerläßliche Voraussetzung für das Zustandekommen des Gesetzes betrachte. Schiftsbewegungen in -er Kaiserlichen Marine. Berlin, 17. Juni. E i n g e t r o f f e n: S. M. S. „Gocben" mit dem Chef der Mittelmeerdivision am 16. Juni in Tripoli (Syriens, S. M. S. „Iltis" am 1b. Juni in Tsingtau, S. M. S. „Jaguar" am Iß. Juni der Meinung Bergsons unvermeidlich ist, daß näm lich jeder Mensch in seiner niederen Natur vielfach und in seiner höheren Natur eine Einheit sei. Mit anderen Worten, Plotinos betrachtete eine Person als ein einheitliches und unteilbares Wesen, das durck eine Art von Abwärtsneigung oder ein Her- austrctcn aus sich selbst in eine unendliche Vielheit ausläuft. Schon Plotinos bemerkte, Laß jeder Mensch diese zwei Zustände an sich in Erfahrung bringen könnte. In dem einen neigen sie zur Tei lung und zur Materialisierung, im anderen dagegen zur Vergeistigung und zum Streben nach einer immer höheren Einheit. Das würde bedeuten, daß die Einheit der Person zur Vereinigung mit der Einheit anderer Personen und mit Gott selbst neigt. In diese Feststellung von der menschlichen Persön lichkeit ist also eine ganze Metaphysik einaeschlossen, und Bergson nennt diese Anschauung das Werk eines tiefen Psychologen. Die rein psychologischen Elemente darin stützen zwar das von Plotinos errichtete Ge bäude nur schwach oder zum Teil, aber sic sind lehr reich, namentlich durch die Entwicklung der Idee, die in den meisten neueren metaphysischen Systemen zum Ausdruck gekommen ist, daß nämlich Tätigkeit ge ringer ist als Vetrachtung, Bewegung geringer als Unbeweglichkeit, daß die Dauer einer unendlichen Teilung fähig üt, daß der Mensch sich außerhalb der Zeit stellen müsse, nm Wesentlichkeit zu finden. Das hält nun Bergson gerade für das Gegenteil der Wahrheit und meint, daß man diesen Gesichtspunkt des Plotinos umkchren müße, um gewissen Bestand teilen seiner Lehre volles Gewicht zu geben. Unter Anerkennung dieses Grundsatzes aber habe Plotinos Vollkommenes geleistet, so daß auch später die Meta physik wenig hinzugetan habe. Mit Ausnahme von Kant hat die Metaphysik im allgemeinen nur die Theorie der Persönlichkeit, wie sie Plotinos ent wickelt hat, wiederholt, und zwar fast immer in einer abgeschwächten Form. Die Abschwächung ge schah als Folge der naturwissenschaftlichen Entwicke lung. Da die Natur durch das Eindringen der Forschung immer mehr als gigantisch« Maschine er schien, beseitigte sich die Anschauung, daß alles in der körperlichen Welt, einschließlich der lebenden und be wußten Körper, durch mechanische Gesetze regiert werde und erklärt werden könne.. Dadurch wurde der freie Wille, den die Philosophie des Altertums im allgemeinen zugestand, ohne ikm freilich große Be deutung beizulegcn, auf dem Altar der Naturwissen schaft geopfert. Gegen diese Verstümmelung hat fich die Kantschc Kritik hauptsächlich gewandt. Sie suchte die menschliche Freiheit zu retten, indem sie sie außerhalb der Zeit stellte oder vielmehr den Begriff der Zeit lediglich von unserer Erkcnntnisfähigkeit abhängig machte. Daran knüpft Bergson an, indem er in dieser An nahme eine offene Tür sür eine Metaphysik von ganz anderer Art erblickt, die eine innigere Er forschung unserer inneren Erfahrungen anstrcbt und die Abl)ängigkeit der Zeit vom Mcnschcngcist und umgekehrt aushebt. Eine große Schwierigkeit besteht in der überlieferten Lehre, wonach die Einheit, deren wesentliches Element die Persönlichkeit ist, das Be griffsvermögen übersteigt. Auch Kant unterschied gleich seinen Vorgängern zwei verschiedene Jchs und bezeichnete das wahre Selbst als unzugänglich für das Erkenntnisvermögen. Bergson ist in dieser Hin sicht mit Kant ganz und gar nicht einverstanden und wirft ihm vor, er habe nicht die nötige Mühe auf gewandt, das Innenleben in den Bereich des Be wußtseins zu bringen. Ein etwas sonderbar klingender Vorwurf! Der moderne Philosoph meint, daß das nach innen gerichtete Bewußtsein vielfache geistige Zustände wahrnehme, die einander folgen, daß aber ihre Vielfältigkeit nur künstlich und schein bar sei. Sie werde nämlich dadurch verursacht, daß der psychische Zustand durch das Bewußtsein nur in einzelnen Bruchstücken aufgefaßt werde, wie sie sich der Tätigkeit und dem Leben anpassen. Der Mensch habe sich gewöhnt, bei all seinen Spekulationen die Unbeweglichkeit und das Unveränderliche als Aus gangspunkt und als Grundlage für die Beurteilung der Bewegung, Veränderung und Tätigkeit zu wühlen. Die Unbeweglichkeit soll der Beweglichst vorausgehcn und einfacher zu beurteilen sein. Da» ist nach Bergson ein Fehler. Wer sein Innenleben unmittelbar und ohne Zwischenschaltung eine» Schleiers betrachten wolle, müsse sich von dieser ge wohnten Anschauung freimachcn und die Unbeweg lichkeit als etwas weniger Einfaches ansehen als die Bewegung, einen Zustand verwickelter als die Ver änderung.