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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140618016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914061801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914061801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-18
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen - Ausgabe für Letpzta un» Vorort» Lurch unser» »rdaer VLAU Avpkkl) » » unL Sp»0»»«r» »mairSgUch >n« yau» pedeacht: «onaUIch l.es M., »l»rt»ll»hrllch 3.7» M. Set »»r OeschLstostell», uns»rn ZUlolen un» NuogodesteUen adgeholt: monatlich lM.,oI»rt«h»hkUch 3M. vurch »>» Post: innerhalb d»«tschlaa»« un» »»r »eutsche« stolonl»» monatlich I S» M., »>»rt»>i»hrlich < 30 M., auoschliestlich postb«st«Ug»i». va« Leipziger kageblatt erscheint Werktag» »mal, Sonn« u. Z«i«rtag»tmal. In Leipzig, »en Nachbarorten un» »en Orten mit eigenen Ztttalen wir» »t« stben-auogab» noch am stben» »eo Krscheinen» in» Hau» geliesert. k «riincr n-üaktioo: In »en Leiten n. §«rnspr«<b» NnlibivR: m»«bit Ni». o»7. ^mrdelsFeituns Amtsblatt des Rates und des poüsrramtes der Stadt Lerpzrg »e»oMon un» Seschüttosteller lodanaiogast» Nr.«. o r»rnfpr»ch«st»schluS Nr. «L»L U»»3 un» UL»«. ISS. Jahrgang Ed—kür Inserat« au» Leipzig UN» Umgebung »ie /MAeigeNpreif e. 1 spaltig» peNtzett« rs ps., »le N«riam»,eN», m.. oon auowärt» 3» ps-, Neklamen I.ro m., Klein» stn,eigen »iepetltzril« n« ro ps.d.wie-erbol.Nab., Inserat« von SehörSen im amtlichen Seil »ie Petit« zeii« so ps. Seschäftoanzeigen mit plohoorschrist im Preis» erhöh». Nadatt noch Saris. Seilagen: Sesamtausl.»M.»aoSaus«n»auoschi-postgebühr. sinzeigen-stanahm«: lohanniogasse«. bei sümtlick»»« jilialen »«» Leipzig»« Sägeblattes un» alten flnnoacen-Sxpebitienen üe» In« un» Nuolan»«». SeschSstostelle sür Serlln u.»le pr.Sranüendurg: dlrektionwalterZliegel, Seella w. io, Margarelhenstrast» «. Zerusprrch-stnschlust: LUhow »»71. Nr. 304. Vonnrrslsg, Len 18. Juni. 1S14. Vas wichtigste. * Zn der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurde nach vierstündiger Beratung die neue Steuer- ordnungder Stadt Leipzig mit mehrfachen Aende- rungen angenommen. Ein Antrag der Sozialdemo kraten, die beiden unter st en Klassen von Ein - kommen steuern zu befreien, fand Zustim mung. * Jin Jahre 1913 wurde das Vülkcr- s ch l a ch t -- D e n k m a l von '>86 782 Per s o - nen besichtigt. Am 18. Oktober d. I. wird am Denkmal eine große E r i n n e r n n g s f c ie r abgehalten werden. (S. Leipzig.) * König Friedrich Augu st ist am Mittwoch abend zum Besuche des Zaren nach Petersburg abgereist. (L. Deutsches Reich.) * In Gegenwart des Kaisers wurde ain Mittwoch der „Hohenzollern-Kanal" er öffnet. (S. bes. .Art.) * Fürst Wilhelm von Albanien hat in Durazzo Unterhändler der Aufstän dischen empfangen. (S. bes. Art.) * Bei den Friedensverhandlungen in Buf falo verlangten die Rebellen, daß der pro visorische Präsident aus ihren Rei hen gewählt würde. (S. bes. Art.) Offensive Kriegführung. Von W. v. Blume, General der Infanterie z. D. In Frankreich wie in Rußland hat sich in der neuesten Zeit ein beachtenswerter Wandel der Grundanschauungen über Kriegführung voll zogen. Man erwartet dort nur noch vom An- grlfföverfahren Heil. Die in beiden Ländern vor kurzem erschienenen neuen Krieasdienstvor- schriften sind. ganz erfüllt von offensivem Geiste, man kann fast sagen: einseitig auf den Angriffskrieg berechnet. Und den Kriegsvorbe reitungen, die jenseits unserer Ost- und West- grenze getroffen werden, liegt augenscheinlich die selbe Tendenz zugrunde. Anderseits hat der preußische Kriegsminister vor kurzem im Deutschen Reichstage darauf hingewiescu, daß Deutschland wegen seiner geographischen, mili tärischen, politischen und wirtschaftlichen Lage unbedingt gezwungen ist, im Kriegsfälle die Offensive zu ergreifen. Daß die Absicht einer Macht, im Kriegsfälle das Angriffsverfahren anzuwenden, keinen An laß bietet, ihr kriegerische Gelüste zuzuschrciben, braucht kaum gesagt zu werden. Um so unbe fangener können wir in die Prüfung einer Frage eintreten, die durch die angeführten Tatsachen erhöhtes Interesse gewonnen hat, der Frage nämlich, inwieweit die Befähigung eines Staa tes zu offensiver Kriegführung von seinen Macht mitteln abhängt. Die Vorzüge dieser Art der Kriegführung besteh«: hauptsächlich darin, daß sie das feind liche Gebiet zum Schauplatz des Krieges macht, den Gegner also von den Grenzen unseres Lan des fernhält, dagegen ihm Hilfsmittel seines Lan des entzieht und diese für uns nutzbar macht. Richt minder wertvoll sind die mit ihr ver bundenen Vorteile der Vorhand im Entschließen und Handeln. Aber sie erfordert überlegene Kraft. Insbesondere kann nur d i e Kriegspartei den Krieg angriffsweise mit Erfolg führen, die stark genug ist, die Schwierigkeiten der tak tischen Offensive zu überwinden, d. h. den Geg ner in der Angriffsschlacht zu besiegen. Und nur so weit vermag sic die strategische Offen sive durchzuführen, als sie im Kräfte verbrauchen den Vorschreiten die zu erfolgreich« taktisch: Angriff erforderliche Ueberlegenheit bewahrt. T:c Schwierigkeiten des taktischen Angriffs haben sich durch die Vervollkommnung der Feuerwaffen und anderer technischer Kriegs mittel, die überwiegend der Verteidigung zugute kommt, so gesteigert, daß unter heutigen Verhält nissen nur in jeder Hinsicht tüchtige Truppen unter sicherer und gewandter Füh rung fähig sind, einen Angriff gegen einen in guter Stellung befindlichen, wenn auch er heblich schwächeren Gegner mit Erfolg durchzu führen. Alles Vorschreiten im Bereich des w:rk- samen feindlichen Feuers ist verlustreich, und der Angreifer muß heute weite Räume in mörde rischem Feuer des Gegners überwinden. Eine große Entscheidungsschlacht, in der in einem künftigen Kriege zwischen europäischen Groß- Mächten auf beiden Seiten Hunderttauscnde von Kriegern miteinander ringen werden, wird eine Reihc von Tagen und NLchten die Kräfte in höchster Spannung halten. Die Schlacht bei- Mukden dauerte — unter Einrechnung der Ein- leitungsgefechtc — vierzehn Tage. Rur kern- gesunde, von höchster Pflichttreue beseelte Trup- pen besitzen die Spannkraft, un: unter solchen Verhältnissen im Angriff nicht zu erlahmen. Und einer vorzüglict-en Organisatwn bedarf es, um in Feindesland die Schwierigkeiten zu überwinden, auf die in einer solchen Rngrcffsschlacht der Unterhalt der Armee, ihre Versorgung mit Le ben-Mitteln und Munition, die Fürsorge für die Verwundeten usw. stoßen. Tüchtigkeit des Heeres ist daher eine unerläßliche Vorbe dingung des Erfolges in der Angriffsschlacht. Ein zweites Erfordernis besteht in einer der Schwere der Aufgabe entsprecl-enden Strei te rza hl. Jede taktische Aufgabe ist un: so leichter zu lösen, je größer die zur Verfügung stehende Truppenzahl ist, vorausgesetzt, daß die Truppen für den vorliegenden Zweck brauch bar sind. Für die AngrissSschlacht insbesondere ist Ueberlegenheit der Zahl von großem Wert, wenn auch nicht, wie Tüchtigkeit der Trup pen, eine unerläßliche Vorbedingung des Er folges. Bei Köuiggrätz waren beide Gegner un gefähr gleich stark, in: Kriege gegen das republi kanische Frankreich 1870/71 waren uns unsere Gegner an Zahl überlegen und erlagen doch unseren Angriffen, und in: Russisch-Japanischen Kriege haben die Japaner in allen ihren An griffsschlachten trotz ihrer Minderzahl den Sieg erfochten. Ueberlegene Tüchtigkeit der Truppen und ihrer Führung gleicht den Mangel an Zahl aus. Das ist freilich uur bis zu einer gewissen Grenze möglich. Aber selbst große Ueberlegen heit an Zahl würde in den angeführten und allen ähnlichen Fällen ohne überlegene Tüchtigkeit nicht zum Siege verhalfen haben. Das Deutsche Reich ist nun zu der An nahme berechtigt, daß eine alleinstehende Macht es unter heutigen Verhältnissen nicht zum Kriege heraussordern wird. Anderseits müssen wir damit rechnen, daß wir gezwungen sein können, den Kampf g l e i ch z e i t: g mit n: ehre ren Mächten, insbesondere mit Frankreich und Rußland, aufzunehmen. Dürfen wir auch in einem solcl)en Falle auf Unter stützung von Bundesgenossen hoffen, so haben wir doch auch dann die Hauptlast des Krieges zu tragen. Und nötigenfalls müssen wir ohne fremde Hilfe auszukommen wissen. Bei einem vergleichenden Blick, den wir unter diesen: Gesichtspunkte auf die Wehrver- fassuugen Deutschlands, Frankreichs und Ruß- lands werfen, finden wir, daß sie übereinstim mend ans dem Prinzip der allgemeinen Wehr pflicht m:t einer bis in die Mitte der. vierziger Jahre dauernden Verpflichtung zum Dienst im. Kriegsfälle, aber mit verschieden langer Frie densdienstpflicht beruhen. Da Frankreich und Rußland zusammen eine mehr als doppelt so große Einwohnerzahl wie Deutschland haben, Frankreich alle irgend brauchbaren Wehrpflich tigen (jährlich 225 000), Rußland jetzt jährlich 180 000 Rekruten zu ihrer militärischen Aus bildung ins Heer einstellen, so kann Deutschland jenen beiden Mächten zusammen selbst be: un erläßlich gewordener Einstellung aller tauglichen Wehrpflichtigen hinsichtlich der Zahl ausgebil- deter Mannschaften, daher an Kopfstärke seiner Streitkräfte bei weitem nicht gleichkommen. Um so wichtiger ist die Frage nach der Güte der beiderseitigen Streitkräfte. Hierfür sind die Organisation des Heeres im Frieden und deren Verhältnis zur geplanten Kriegsforma tion von wesentlicher Bedeutung. In bezug aus die beabsichtigte Kriegssormativn der russischen und der französischen Armee sind wir aus Ver mutungen beschränkt. Ihre Friedensorgauisa- tionen haben bis vor kurzen: an offenkundigen Mängeln gelitten, die aber im vergangene»: Jahre durchgreifende Verbesserungen dadurch er fahren haben, daß die Friedensdienstpflicht in Frankreich für alle Waffengattungen von zivci auf drei Jahre, in Rußland sür die Infanterie und Fußartilleric von drei ans drei und ein hal bes Jahr erhöht und die Friedensstärke der Heere beider Länder entsprechend gesteigert worden ist. In Frankreich müssen sogar die jungen Leute, die bei uns ihrer Dienstpflicht als Einjährig- Freiwillige genügen, volle drei Jahre aktiv die nen, was für die Gewinnung eines tüchtigen Reserveoffizrerkorps zweifellos von sehr große»: Wert ist. In bezug auf Friedeus- und Kriegsstärke der Gesamtstreitkräfte sowie auf Zahl und Kopf stärke der Fricdcnskader und der aus ihnen ge bildeten größeren Truppenvcrbände bestehen jetzt zwischen Deutschland und Frankreich keine erheb lichen Unterschiede mehr. Rußland ist uns da gegen in allen diesen Beziehungen überlegen. Wenn wir gleichwohl an der zweijährigen Friedensdienstzeit für alle Fußtruppen und der dreijährigen sür die Rciterc: sowie an dem Ein- jährig-Areiwilligcn-System festhalten und trotz alledem entschlossen bleiben, einen uns aufge nötigten Krieg offensiv zu führen, so zeugt das von starkem Vertrauen zu der körperlichen, gei stigen und sittlichen Tüchtigkeit der Nation in ihrer Gesamtheit, von der der kriegerische Wert eines Volkshceres einschließlich der Führer aller Grade samt allen erforderlichen Hilfskräften der Kriegführung in erster Linie abhängt, und zu der gesunden Krast des Staates, die die ener gische Verwertung aller seiner Hilfsmittel für den Kriegszweck ermöglicht und verbürgt. Aber seien wir uns auch bewußt, daß die Geschichte unser Vertrauen nur dann als berechtigt an- erkennen wird, wenn die Ration fest entschlossen bleibt, in der Stunde der Gefahr ihr alles einzufctzen für die Ehre, wein: mit unermüd lichem Eifer, auch im bürgerlichen Leben, das Ziel verfolgt wird, ein an Körper und Geist starkes Geschlecht hcranzubtldcn und zu erhalten, wenn im Heere ununterbrochen mit höchster An spannung an Vervollkommnung der kriegerischen I Tüchtigkeit gearbeitet wird und ihm opferfreudig oic hierfür erforderlichen Mittet gewährt wer den! Dann aber winkt auch herrlicher Lohn! Vie Eröffnung öes „hohenzollernkanals". (Fortsetzung aus der gestrigen Abend nummer.) Nachdem Staatsminister v. Breitenbach die bereits in der gestrigen Abendausgabe gemeldete Rede gehalten hatte, gab er die aus Anlaß der Eröffnung des Kanals verliehenen Auszeichnungen be kannt. Es erhielten u. a. der Leiter des Hauptbau amts für den Hohenzollern-Kanal, Hollengrien, den Charakter als Geh. Baurat, die Referenten im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Wirkl. Geh. Oberregierungsrat v. Bredow und Geh. Oberbau rat Gerhard die Krone zum Roten Adlerorden 2. Klasse und Oberbaurat Lindner-Potsdam den Roten Adlerorden 3. Klasse. Der Kaiser dankte allen, die an dem Werke mitgeholfen hatten, und erklärte den Hohenzollern- Kanal für eröffnet. Nunmehr wurden die Pläne, Modelle und Zeich nungen des Kanalhebcwerkes besichtigt, wozu von einem Regierungsvertreter Erläuterungen gegeben wurden. Hieran schloß sich die Vorstellung von Vertretern der beteiligten Körperschaften, insbeson dere des Wasserstraßcnbcirates. Um 12 Uhr begab sich der Kaiser, gefolgt von der Festgesellschaft, nach der Schleuse I. Als er die Schleuse entlang schritt, wurde er von den dort aus gepellten Krieger- und Turnvereinen sowie einem zahlreichen Publikum stürmisch begrüßt. Vorher harte ein heftiger Regenguß eingesetzt. Die „A lex- an dria" lag bei der Schleuse II. Dort ging der Kaiser an Bord. Es folgte die D u r ch s ch l e u s u n g zur Schleuse 1 (9 Nieter Aufstieg). Um 12,3b Uhr durch schnitt die Kaiserjacht die schwarz weiße Schnur oon der Schleuse l. Unter drei fachem Hurra, das der Regierungspräsidenr von Pots dam, Freiherr von Falkenhausen, ausbrachte, wurde darauf die Fahrt nach der Eberswalder Torbrücke fortgesetzt. Der Hohenzollern-Kanal war auf beiden Seiten von zahlreichen slaggengeschmüctten Fahrzeugen be setzt, unter ihnen die Schifferkirche, deren Glocke läutete. Aus der „Alexandria" nahmen an der Fahrt teil die Staatssekretäre, die Minister und die Präsi denten des Reichstages und beider Häuser des Land tages. Auf vierzehn kleine,: Dampfern und Motorbooten folgten die Festteil nehmer. Die Boote trugen Flaggengala, darunter Flaggensignale des bedeutungsvollen Inhalts „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" und „Ohne Gottes Gunst all Tun umjunst". Von den Teilnehmern seien genannt die Mitglieder des Finanzbeirates und des Wasserstraßenbeirates, die Vertreter der anliegen den Kommunalverbände, die Landesdirektoren, die Vorsitzenden der Provinzialausschüsse und Landtage, die Oberbürgermeister von Berlin, Stettin und Char- lottenburg sowie die Bürgermeister der am Kanal interessierten Städte, ferner die Mitglieder der Budgetkommission und der Finanzkommission des preussischen Abgeordnetenhauses, die Schriftführer und Quästoren beider Hauser des Landtags und eine größere Anzahl von Vortragenden Räten der Mi nisterien. Die „Alexandria" machte um 1,30 Uhr an der Wassertorbrücke bei Eberswalde fest, wo der Kaiser das Schiffverließ. Die hier ausgestellten Gymnasiasten, Volksschüler, Eisenbahner, die Pfad finder, die Turner, die Krieger- und andere Vereine jubelten dem Kaiser beim Verlassen des Schiffes zu. Die Tochter des Bürgermeisters Hopf-Eberswalde an der Spitze von zwölf Ehrenjungfrauen überreichte dem Kaiser einen prachtvollen Blumenstrauß. Auf die Ansprache des Bürgermeisters Hopf ant wortete derKaiscr: „Ich beauftrage Sie, die Bürgerschaft meines fortlaufenden Interesses zu ver sichern. Es hat mich gefreut, daß die Stadt einen solchen Aufschwung genommen hat." Hierauf begrüßte der Kaiser die Kriegervereine, die Schützengilde und sonstige Vereine. Darauf er folgte in Automobilen die Rückfahrt nach dem Neuen Palais. Das Wetter hatte sich aufgeklärt. Zrie-ensverhan-luagen in vurazzo l Der Angriff auf Durazzo hat die Entsendung oon Kriegsschiffen der Großmächte beschleunigt, aber die Lage des Fürsten hat ßch inzwischen so gebessert, daß von einer Truppenlandung abgesehen weroen wird. Ebenso kann, wie halbamtlich verlautet, von einer Heranziehung der internationalen Truppen von Skutari keine Rede mehr jein. Deutschland ist dort mit 4 Oifizieren und 100 Mann vertreten. Es ist ein Vorteil, daß die deutsche Regierung mit dem entsandten Kreuzer „Breslau" durch die Funkenstation Nauen fortwäyrend in Verbindung bleiben kann. In Durazzo scheinen Unterhandlungen zwischen dem Fürsten, dem bei einer Truppenschau über die Matlssoren begeisterte Huldigungen dar gebracht wurden, und den Aufständischen stattzufinden. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Kundgebungen für den Fürsten. Durazzo, 17. Juni. Major Kroon ist gleich zeitig mit den Malissoren in Durazzo eingetroffen und hat das Oberkommando übernommen. Bei der Ankunft der Malissoren hielt der Fürst eine Truppenschau ab, wobei begeisterteKund' gedungen für ihn veranstaltet wurden. Friedensverhltndlungen. * Durazzo, 17. Juni. Gestern nachmittag wurden zwei Parlamentäre der Auf ständischen in das fürstliche Palais mit ver bundenen Augen geiührt. Gegenwärtig schweben die Verhandlungen noch. Das Kommando über die internationale Flotte. Durazzo, 17. Juni. Admiral Troubridge, der Kommandant des „Gloucester", hat das Kam» mando über die im Hafen ankernde internationale Flotte übernommen. Türkische Dementis. Konstantinopel, 17. Juni. Das Blatt „Jeune Turc" bestreitet in einem anscheinend offiziellen Artikel, daß die Türkei Neigung zur Einmischung in die albanischen Angelegenheiten habe: das einzige, was sie run würde, wäre die Erteilung der Zustimmung zur Wahl eines türkischen Prinzen auf den Thron oon Albanien, wenn dies von ganz Europa gefordert werden würde. * Konstantinopel, 17. Juni. „Jeune Turc" de- mentiert die Gerüchte, daß in Konstantinopel eine fünfgliedrige albanrsche Deputation eingctroffen sei, um den Thron Albaniens einem türkischen Prinzen anzubieten. Zum Tode des Obersten Thomson. Haag, 17. Juni. Die Gesandten von Oester reich-Ungarn und Italien machten dem Minister des Auswärtigen aus Anlaß des Todes des Obersten Thomson einen Beileidsbesuch. — Die Niederländische Regierung har das Angebot Oester reich-Ungarns, ein To rpedobo otzurBeförderung der Leiche des Obersten Thomjon von Durazzo nach Triest zur Verfügung zu stellen, angenommen und wird den Transport von Triest nach den Nieder landen übernehmen. Hauptmann Thomson, ein Bruder des Gefallenen, ist nach Triest abgereist mit dem Auftrage, die Leiche in die Heimat zu bringen. Vie griechisch-türkische Spannung Die allgemeine Erwartung richtet sich jetzt auf die türkische A n t w o r t n o l c, die in diesen Tagen überreicht werden wirb. Sie soll, wie verlautet, die von Griechenland geforderten Schadenersatzansprüche scharf zurückwcisen und sich gegen jede Einmischung in die inneren Verhältnisse der Türkei wenden. Einen Vermittlungsversuch zwischen der Türkei und dem Patriarchat hat Rußlans unter nommen, Loch wird Lieser Schritt kaum einen Er folg zeitigen, da das Patriarchat sehr weitgehende Forderungen stellt. Wir verzeichnen folgende Meldungen: Griechische Uebergrifse. Konstantinopel, 17. Juni. Wie der „Tanin" meldet, sind in der Umgegend oon Brussa zwei Muselmanen von Griechen getötet worden. Dem „Taswir-i-Efkiar" zufolge ist eine sechzig Mann starke Lande in Siwn-Hissar bei Smyrna ge landet. Nach einem Zusammenstoß mit einer schwachen Genoarmerieabteilung schiffte die Bande sich wieder ein, wobei sie eine griechische Familie mitnahm. Eine neue Amtsentsetzung. Konstantinopel, 17. Juni. Der Kaimakam von Phokäa ist abgesctzt worden. Vermittlung Rußlands. Konstantinopel, 17. Juni. Wie verlautet, hat die russische Botschaft es unternommen, zwischen der Pforte und dem Patriarchat wegen der Wiedereröffnung der grie chischen Kirchen und Schulen zu vermitteln. Auf die entsprechenden Schritte der Botschaft soll das Patriarchat erwidert haben, seine Bedingungen seien die Wiedereinsetzung der Aus gewanderten in ihre Häuser, oon denen der größte Teil bereits durch eingewanderte Muselmanen besetzt worden sei, Rückgabe ihrer Habe und Schad loshaltung, Beendigung des Boykotts und der Verfolgung der Griechen, schließlich sichere Bürg schaften für die Zukunft und für den Augenblick die Einsetzung einer europäischen — nach einer anderen Version einer russisch-englischen — Kommission, die die Ausführung der angeführten Bedingungen überwachen soll. * Die Griechenoersolgungrn in der bulgarischen Lobranje. Sofia, 17. Juni. In Erwiderung auf eine Inter pellation in dec Sobranje über die grröchen- fcindliche Bewegung bestritt Ministerpräsident Radoslawow, daß Ausschreitungen gegen Griechen vorgekommen seien. Die Kirchen des griechischen Patriarchats seien ohne Ruhe,»orungen in Besitz genommen worden. Die Regierung sei oon der Bewegung überrascht worden in dem Augen blick, als sie in Athen mit einigem Erfolg Schritte unternahm, um den die öffentliche Meinung in Bulgarien erregenden Bulgarenver- folgunaen in Mazedonien ein Ende zu machen. Das bulgarische Volk besitze aber genug ge sundcn Sinn, um Ausschreitungen zu vermeiden. Die Regierung habe vorsichtshalber Maßregeln zur Auf rechterhaltung der Ordnung getroffen.
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