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Leipziger Tageblatt Sette lS. Nr. 17S. Srmntags-rlusgsbr. ver gute Name. 6V) Roman von Georg Gagel. (Oop^rixkt ISIS Sr.tLI.lil ck ()»., S. i». d. S. Der Steuermann sah steif in den blauen Hinmiel hinein und legte die rechte Hand aufs Herz. „Herr," gab er zuversichtlich zurück, „Die sollen mich vom Hofe fortjaaen, wenn daS da unten nicht lauter Stückwerk ist. Das Herz dreht sich einem im Leibe um, wenn man sieht, wie die Herren mit unserem sauer erworbenen Gelbe ge wirtschaftet Haven!" Als der Seemann so weit gekommen war, verstummte er plötzlich und senkte lauschend den Kopf. Undeutliche Stimmen und das Geräusch vieler Tritte schlugen an sein geübtes Ohr, und kaum hatte Bars den ersten Ton vernommen, so legte er noch einmal warnend den Zeigefinger au die Lippen und tauchte im nächsten Augen blick blitzschnell wieder in den Maschinenraum zurück. Noch >var sein runder Kopf nicht völlig in der Tiefe verschwunden, da erschien der Re gierungsrat wieder auf dem Verdeck, nud schritt geradeswegs, ohne nach links oder rechts zu schauen, auf den Kapitän zu. ES war eiu eigenes Schauspiel, jetzt diese beiden, einander so ungleichen Männer zu be trachten. Hier der junge Werflbesitzer, die elastische Neckeugcstall, und dort der Negierungs mann mit seiner zierlichen, säst knabenhaften Figur, mit dem glattrasierten Gesicht und mit seiner scharfen, ätzenden Stimme: „Die Musterung ist vorläufig beendet," flü sterte der Vorsitzende des Marineamtes, als wünsche er, das; er von Unberufenen nicht be lauscht werden könnte, und lüftete zugleich ein wenig den Zylinder, „darf ich Ihnen gleich das Resultat mitteilen?" Holstein nickte nur trotzig mit dem Kopf. Er war fester als je entschlossen, die Abnahme der Schiffe zu erzwingen. Aber auch der Negicrungs- vertreter schien alle Weitläufigkeiten vermeiden zu wollen, und während er ruhig auf die Spitzen seiner Stiefel niederblickte, fuhr er rasch und sicher fort: „Sic sehen mich über den Ausfall unserer Prüfung in einiger Verlegenheit, lieber Baron. Einige meiner gewiegtesten Zachmänner näm lich sprechen sich mit aller Entschiedenheit gegen die KrtegSküchffgkeit der Fahrzeuge aus, indem sie namentlich hervorheben, dass daS verwandte Eisenmaterial, sowie die Maschinen den heutigen Ansprüchen nicht genügen. Anderseits must ick) aber auch Hinzufitgen, daß eine Minderzahl mei ner Vertrauensmänner dies bestreitet und Bau wie Ausführung für brauchbar erklärt. Diese Differenz könnte nun zu komplizierten Verwick lungen führen, deren abgesagter Feind ich bin. Ick) habe mich deshalb zu einer einfacheren Lö sung entschlossen." Der kleine Herr schlug bei den letzten Worten seine sprechenden Augen gegen den stummen Zu hörer auf, und dieser fühlte, dast jetzt die Ent scheidung fallen würde. Aber er verriet durch nichts seine Teilnahme, sondern sah gleichgültig auf die Landstraße hin aus, auf der die liebe Gestalt nun nicht mehr zu entdecken war. Der kleine Herr von Buggenhagen änderte plötzlich den Ton seiner Stimme, und alles, was er ferner sprach, klang herzlich und freundschaft lich: „Seit langer Zeit schon beobachtete ich mit Interesse Ihre Laiifbahn, Baron, ja ost zwang mir Ihr ehrliches Streben, festen Fuß in einer Ihnen feindlichen Gesellschaft fassen zu wollen, schon Bewunderung ab. Ich glaubte dabei immer zn bemerken, daß es Ihnen vor allem darauf ankam, Ihren Namen von einigen unreinen An sätzen zu säubern, die ihm noch von früher an haften mochten. An dieses Streben der unbe dingten Makellosigkeit appelliere ich jetzt, Baron. Ich lebe der festen Ueberzeugung, daß Sie mir selbst am sichersten und wahrsten Auskunft dar über erteilen werden, ob ich als pflichttreuer Be amter und guter Patriot unserem Staate mir reinem Gewissen die beiden fertigen Kanonen boote zu Schutz und Trutz übergeben darf? Nicht wahr, ich habe mich darin nicht in Ihnen ge täuscht?" Wie wenn der Blitz in die junge Eiche fährt, dast der Wipfel bricht und der Stamm berstet bis auf das edle Mark, so schlug die Frage des kleinen Mannes mit ungeheurer Wucht in die Seele des Kapitäns ein und ließ ihn zuerst in dumpfer Betäubung zurück. Alle ttraft wich von ihm, er taumelte bis an den Maschinenkasteu und starrte dem NegierungSrat mit entsetzten Augen ins Gesicht. Eine Flut von Gedanken brach schäumend durch sein Gehirn. War es denkbar, dast er sich selbst vernichten sollte? — Ein Wort, ein einziges, und das, worauf er sich bis jetzt gestützt, sem Reichtum, die Frucht eines arbeit samen Lebens war bis auf geringe Reste un wiederbringlich dahin. — Sck)on eine solche For derung zu stellen Ivar läckjerlich. — Aber wie? so gärte eS in ihm, und sein Blick floa unwill kürlich auf die Dorfstraste hinaus, an) roelcher Marie gestanden. — Würde das herrliche Weib nicht zu ihm sprechen: „Sühne, waS dein Vater gefehlt, oder willst auch du deine junge Existenz durch einen großen Betrug beflecken? Hier ist endlich der Pfad, der dich von den Wegen des Dündenbelasteten trennt, hier ist das Opfer, roelcheS du bringen mußt. Jubele, daß es dir vergönnt ist, endlich das elende Metall freiwillig zurückzuzahlen, um welches der Unglückliche einst gesunken. Zögere nicht, Heinrich, opfere, sühne, entsage!" Es war, als rausche daS letzte Mahnwort auf Adlerfittichen an ihm vorüber, donnernde Musik brauste plötzlich vor seinen Ohren, aus den Augen brach eine heiße, sengende Glut, und während sich die hohe Gestalt dehnte und reckte, als wollte sie ins Riesenhafte wachsen, klang es von seinen Lippen in wildem, ver wegenem Jauchzen: „Betrug, Betrug! — Die Schiffe sind minderwertig und schlecht gearbeitet. Mihren Sie nichts an, Exzellenz; der Kapitän Holstein ist ein ehrlicher Mann, glauben Sie mir das!" Aber der Regierungsmann antwortete nicht, sondern zog sich scheu zurück. Dieser ungeheure Ausbruch von Leidenschaft verwirrte und be fremdete ihn, ja seine spähenden Augen schienen in dem trotzig verklärten Antlitz seines Gegners irgendeine verborgene Tücke suchen zu wollen. Jedoch auch der letzte Zweifel schwand und machte einer mächtigen Bewunderung Platz, als der Kapitän in seiner hinreißenden Bewegung die Hand des kleinen Mannes ergriff und mit seltsamem Lächeln vorbrachte: „Nun wissen Sie, Exzellenz, was Sie an Ihre vorgcseüte Behörde zu berichten haben. Fügen Sie aber auch hinzu, der Baron Hein rich von Holstein sei kein gewöhnlicher Betrüger, denn er habe Ihnen sein Ehrenwort darauf verpfändet, dast er erst heute über die wahre Beschaffenheit der Kanonenboote Klarheit er langt habe. Und nun leben Sie wohl, Exzellenz! Draußen harrt noch die Equipage, die Sie zum tLandrat bringen wird. Vielleicht bestellen Sie Sottntas, 5. April lSl4. < auch dort einen Gruß von mir und erzählen zwischen dem ersten und zweiten Kelch Sekt so nebenbei: Der Krämer auf der Werkt habe heute für seinen guten Ruf ein paar MMümen auf die Straße geworfen, aber er würde seinen letzten Rock nachfolgen lassen, um ein gewisses, hoch verschuldetes Gut in die Hände zu bekommen. — Und nnn noch einmal, ich danke Ihnen, Ex zellenz, und leben Sie wohl!" Da zog der Regierungsvertreter den Zylin der vom kahlen Haupte herab und neigte sich so ehrfürchtig vor dem um vieles Jüngeren, al? ob er vor seinem Fürsten stehe. Und leise und erschüttert klang seine Stimme, als er sich mm verabschiedete: „Leben Sic wohl, Baron," sprach er rasch, „und nehmen Sie meinen Dank. Ich bin in strengem Arbeiten ein alter Manu geworden, dessen Geist sich des hohen Schwunges entwöhnte. Sie, mein Sohn, sind seit langer, langer Zeit der erste, der eine große Empfindung in mir wachgerufcn hat. Ich werde Zeit haben, die Erinnerung daran bis an mein Ende zu pflegen." Und während sich der kleine Herr die Hand schuhe aufstrcifte, fügte er in seinem gewöhn lichen, kalten Ton hinzu: „Und nun zur Sache: Der Staat weist hier mit die Uebernahmc der Schiffe zurück und wird Ihnen eine gewisse Entschädigungssumme zah len — Privatim aber verspreche ich Ihnen, Herr Baron, mich lebhaft bei einigen großen Reede reien für die Unterbringung der Boote zu ver wenden. — Leben Sie wohl!" Als die kleine Exzellenz, von dem Kapitän bis an den Schlag geleitet, in das elegante Gefährt stieg, strömten die Arbeiter aus ihren Werkstätten heraus, die Musikanten bliesen die Volkshymnc, berußte Hände schwangen die Mützen, und die vielen hundert rauher Stimmen einten sich in dem brausenden Ruf: „Es lebe unser Herr, der Baron Holstein lebe hoch, hoch, hoch!" Keiner ahnte das tiefe Weh des Gefeierten, und als der Wagen von dannen gefahren und Holstein einsam unter seinen Leuten stand, da wurde der Jubel immer wilder, die Trompeten schmetterten lustige Weisen durch die Luft, die Männer der Arbeit sangen dazu, und der Kavi- tän stand mitten unter den Fröhlichen. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) r L W. - Koslümsn *7»« KIusvnHsssnksuE lakrsnproetusttlvn Udmr 2OVO t.ostoneodll»n. Sill flllsls; lEipnlg, NsnrlLckwrskslnwvg 2. linken Auges infolge schlechter Zentrierung 8inc1 eingetnokken. H.ur>rvablen nscb nusvcärts portofrei! Z Horizontale Gläserstellung verhütet Sehstörung rillte Olllkj - VeotU - n»tt «Ur»trt vF»»». sec/Fe, --- MekvNALrrMur 22 tviiig (6 'rönnen, 6 'Ivnoebao. 6 Ltilekivpko, 2 bleeteo, 2 Lseig- unck Oölllnreksn) Klr. 7.»« Mokvn§arniturvn in selten rei'ker ^uervndl bi» Lllr 4V Speisezimmer, bocheleg., apart, Eiche grräuch., mit Ltanduhr, auch einzeln, f. billig zu verk. Breitkopfstr. 3, I. »ero, Einkauf. Verkauf. 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