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Deutschland, das damals bereits nicht ganz unerhebliche Handelsinteressen in Persien hatte, war bei dieser ganzen politischen Aktion nicht gefragt worden. Es ergab sich» daraus für uns die Not wendigkeit, gerade in Persien selbst die Tatsache un serer Existenz stärker zu betonen als dies vorher der Fall gewesen war. Dieses Bemühen ist ja auch nicht ohne Erfolg geblieben und hat, da es sich naturgemäß insbesondere in der Hauptstadt selbst und im Norden Les Landes zeigen mußte, seinen Eindruck auf Ruß land nicht verfehlt. Hierauf ist das Potsdamer Abkommen zurückzuführen, in welchem wir uns Rußland gegenüber verpflichteten, auf jede politische Betätigung in Persien zu verzichten, gleichzeitig aber durch diese in ihren Konsequenzen recht bedeutende Konzession das Werk der Bagdadbahn ein tüchtiges Stück weiter vorwärts schieben konnten. Bei dieser stärkeren Betätigung Deutschlands in den auf 1907 zunächst folgenden Jahren zeigten sich die Folgen des englisch-russischen Abkommens über Persien auf das deutlichste. So wenig auch die diplomatischen Vertreter Englands und Rußlands in vielen Fällen unter sich einig sein mochten, so fest hielten sie doch zusammen, wenn es sich darum han delte, die Einmischung eines ihrer Ansicht nach un berufenen Dritten zurückzuweisen. Die Absicht, in loyalster Weise Las Abkommen von 1907 zu be obachten, hat sicherlich seitens beider Kontrahenten vorgelegen; aber die Entwicklung der Tatsachen ist immer stärker als der Wille der Menschen. Mit ruhigen Augen hat England es mit ange sehen, daß der russische Einfluß im Norden Persiens rapide zugenommen hat, daß unter der Direktive Rußlands Revolutionen zustande- gekommen, Staatsstreiche gemacht, Schahs eingesetzt und abgesetzt worden sind. Die Südküste des Kaspi schen Meeres und die Nordwestecke Persiens sind heutzutage nur noch nominelle persische Gebiete. Dort regieren tatsächlich russische Konsuln, gestützt auf russische Bajonette. Die Engländer kannten diese in dem Rahmen des 1907er Vertrag«, liegende Ent wicklung aber umso ruhiger geschehen lassen, als sie in gleicher Weise in dem Küstengebiet des Persischen Golfes in den letzten Jahren gearbeitet und den eng lischen Residenten in Buschir und die ihm unter stehenden im Lande verteilten konsularischen Be amten gleichfalls zu den eigentlich Regierenden dieser südlichen Gebiete Persiens gemacht haben. Da stört jetzt auf einmal die Auffindung starker Oelquellen in den verschiedensten Teilen des westlichen Persiens die bisherige Eintracht. Es ist eigentümlich, daß dieses Erdprodukt infolge der außer- ordentlichen Bedeutung, die es für die Menschheit und somit für die einzelnen Staaten gewonnen hat, bestimmt zu sein scheint, friedensstörend auf der ganzen Welt zu wirken. Wir stehen vor der Tat-, fache, daß die mexikanischen Revolutionen der letzten Jahre und der gegenwärtige mexikanisch-amerikanische Konflikt auf die reichlich fließenden Oelqucllen von Tampico zurückzuführen sind. Und jetzt sehen wir, daß das nicht ganz leicht zur Entwicklung gebrachte Pflänzchen russisch-englischer Freundschaft trotz der Pflege durch viele geschickte russische und französische Gärtner gleichfalls das persische und mesopotamische Mineralöl nicht recht vertragen kann. Die Oelkonzessionen, die die Engländer von der persischen Regierung bekommen haben, geben, wie dies in einem solchen wenig zivilisierten Lande not wendig ist, den Konzessionsinhabern weitgehende Rechte politischer und polizei licher Art. Soweit die Oelqucllen auf türkischem Ee- biete liegen — und dies ist ja durch die endlich er folgte Schlichtung der seit über einem Jahrzehnt spielenden türkisch-persischen Grenzstreitigkeiten bei mehr Oelquellen der Fall, als man vorher annahm —, werden England und die mit den englischen Kapita listen verbündeten Deutschen und Holländer inter nationale Schwierigkeiten nicht zu fürchten haben. Anders aber liegen die Dinge in dem persischen Ge biete selbst, denn hier befinden sie sich zum großen Teile nicht in den südlichen, der englischen Inter essensphäre unterworfenen Landstrecken, sondern vor allem in der sogenannten „neutralen Zone". Hier werden sich Rußland und England auseinander, zusetzen haben. 1907 erschien es ihnen bedenklich, diese schwere Frage zu lösen, und so schuf man dieses Kunstprodukt der „neutralen Zone". Vielleicht ist das jetzige russisch-englische Freundschaftsverhältnis geeigneter dazu, wenn auch auf der anderen Seite infolge der Auffindung der Oelquellen, und nament lich auch infolge der starken Jnteressierung der eng lischen Regierung an der Konzessionsgesellschaft, die Lage ganz beträchtlich schwieriger geworden ist. Die Herstellung eines Einvernehmens zwischen Rußland und England über diese wichtigen Inter- cssenfragen kann unmöglich ohne große gegenseitige Konzession vonstatten gehen. Gewiß ist die Schaffung eines möglichst engen Kreises um das Deutsche Reich und die mit ihm verbündeten Mächte vom Stand punkt der Tripelentente aus manche, Opfer wert. Möglicherweise können aber auch di« hierfür not wendigen Konzessionen so große werden, daß kühle politische Rechner die zu bringenden Opfer mit den auf Kosten der Dretbundstaaten zu erwartenden Ge winnen nicht mehr in Einklang zu bringen vermögen. Särgen wurden Kriegs- Ver»tf«h-O«sterreich bei Fran; Ferdinands Tod Deutschen verbundenen Jtalienertums geschah, nicht geschehen ist ohne das stille Einverständnis mit dem zukünftigen Träger der Krone, der all gemach, wie man in diesen Tagen ganz richtig gesagt hat, in die Stellung eines Bizekaisers emporgerückt war. Das war die tragische Schuld in diesem sonst höchst achtbaren und tüchtigen Leben, nnd darum ist Franz Ferdinand gestor ben, wie der echte Held der Tragödie: hingemor- det von denselben Schichten, auf die er das Zukunftsglück der gar nicht mehr glücklichen Austria zu gründen gedachte. Auch daß sein Ge schick sich just in Bosnien erfüllte, ist gar nicht wunderbar. Schon als man die Okkupations länder dauernd einverleibte, die alte österreichi sche Bureaukratie, die sozusagen in ihrer Scheide stunde noch hier Vortreffliches geleistet hatte, aus dem Lande zog, und es dafür mit Landtag und Verfassung segnete, war unter den wirk lichen Kennern der Verhältnisse kein Zweifel, daß Bosnien und Herzegowina fortan zu dem eigentlichen Hexenkessel und der Brutstätte des machtlüsternen Südslawcntnms werden würden. Nun ist Franz Ferdinand tot und es fragt sich, was wird. Wäre die Geschichte wirklich ein Bnch, aus dem von Zeit zu Zeit noch gelernt würde, die Antwort könnte so schwer nicht zu finden sein. Die Deutschen, die für diesen Staat mit Gut und Blut am meisten gesteuert haben und noch steuern, müßten — naturgemäß unter gerechter Berücksichtigung des Wandels der Tinge — wieder zum eigentlichen Staatsvolk der Donaumonarchie werden. Manches läßt hoffen, daß der neue Thron erbe diese Antwort findet: er ist von des Vaters wie der Mutter Seite her wirklich ein deutscher Prinz und deutschem Wesen durchaus zugetan. Unsere besten Wünsche werden ihn da bei geleiten. Ein großes Schicksal, auch ein Stück unseres eigenen, ist in seine Hand gegeben. Vie Heimfahrt -er Toten. Aus Anlaß der Ankunft der Leichen des Erz herzogs Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg in Metkowitz hatte die Be völkerung Les dalmatinischen Narentagebietes schon am Montag Vorbereitungen für eine würdevolle, stille Trauerkundgebung getroffen. In Metkowitz sind alle Häuser schwarz beflaggt, die Straßen laternen sind umflort und die Fahrzeuge und Damp fer führen die Flaggen auf halbmast. Ankunft in Metkowitz. Um 6 Uhr früh langten die Leichen mittels Son derzuges aus Serajewo an. Mit dem gleichen Zuge traf der ganze Hofstaat der Verblichenen ein. Am Bahnhof hatten sich außer der Ehrenkompanie und einer Abteilung der Kriegsmarine eingefun den der Statthalter, sämtliche Beamten der Stadtbehörden, Offiziere, Geistliche beider Konfessio nen, die höheren Staatsbeamten, italienische Konsu larbeamte und Vertreter der Gemeinden. Die Schul jugend und die gesamte Bevölkerung von Metkowitz bildeten Spalier. Ueberfiihrung der Leichen zur Kriegsjacht „Dalmat". Die Särge wurden von Matrosen der Kriegs marine aufgehoben, von dem katholischen Geistlichen von Metkowitz unter dem Geläute aller Kirchenglocken eingesegnet und unter ge dämpftem Trommelwirbel der Ehrenkompanie auf die Kriegsjacht „Dalmat" getragen. Der Sarg des Erzherzogs war mit der Kriegs flagge und der erzherzoglichen Standarte, der Sarg der Herzogin mit der Kriegsflagge bedeckt. Statthalter Graf Attems legte an der Bahre des Erzherzogs einen Lorbcerkranz mit Palmen und an der Bahre der Herzogin ein prachtvolles Blumengewinde nieder. Die Damen von Metkowitz. die Offiziere des 16. Armeekorps und die Staatsbeamten legten an den Kränze nieder. Zahllose Blumenspenden aus dem Hofzuge herübergetragen und die jacht mit ihnen bedeckt. Abfahrt der Kriegsjacht. Unter Abfeucrung einer Generalsalve der Ehren kompanie setzte sich das Schiff auf der Narenta lang sam in Bewegung. An Bord der Jacht begab sich außer dem Hofstaat der Statthalter, der die Leichen während der Fahrt auf der durch dalmatinisches Ge biet fließenden Narenta als Landeschef begleitet. Dem Schiffe voraus fuhr ein Torpedo» boot;dieJachtdcsStatthalter»solgte. In allen Gemeinden und Ortschaften längs des Narentaufcrs, die reichen Trauerjchmuck trugen, war die ganze Bevölkerung mit den Gemeindevertretungen und lie Schuljugend auf gestellt. Männer und Frauen hielten brennende Kerzen. Als da» Schiff herannahte, knieten alle nieder, während die Geistlichkeit unter dem Geläute der Ktrchenglocken den vorbeifahrenden Leichenzug segnete. Al» die Kriegsjacht O Berlin, 30. Juni. Es wird nützlich sein, nachdem das erste Grauen überwunden, die betäubgnde Erschütte rung über die Bluttat von Serajewo gewichen A einmal festzustellen, was dieser greuelvolle «lawenmord denn nun in Wahrheit für das D e u t s chtum bedeutet. Wohlverstanden: das Deutschtum überhaupt; das schwarz-weiß rot wie das schwarz-gelb, oder besser: das schwarz-rot-golden umränderte. Bisher ist das vielfach nicht geschehen; es ist sogar manches recht Falsche geschrieben worden. Da scheuten sich die einen nicht, zu behaupten: was in Serajewo geschah, sei die Folge der „verfehlten öster reichischen Nationalitätenpolitik" gewesen, die — man zitiert mit bedeutsamem Achselzucken den Agramer Hochverratsprozeß — das edle Volk der Südslawen mit rauher Faust nieder gehalten hätte. Diesen Staats- und Schrist- gelchrten lebt also keine Ahnung, daß Kroatien zur ungarischen Reichshälfte gehört, und daß alles, was dort gegen die Serbokroaten verübt ward — und es wurde gewiß manches verübt, was weder den Anforderungen der Klugheit noch der Gerechtigkeit und Billigkeit entsprach —, auf die Rechnung der ritterlichen Madjaren kommt, die in der Unterdrückung der in ihre Hand gegebenen fremden Nationalitäten ja einige Erfahrung haben. Wieder andere berich teten uns: in Franz Ferdinand sei ein deutscher Fürst gestorben, der den Wert des Deutschtums für die Habsburger Monarchie nach anfänglichem Schwanken durchaus erkannt Hütte, der trotz seiner Verheiratung mit der „einem alten tschechischen Adelsgeschlecht entstammenden" Gräfin Chotek in seinem Hause nur deutsch ge sprochen, und wenn er am Leben geblieben wäre, an den Zentralismus Maria Theresias und Josephs II. wieder angeknüpft hätte. Man soll von den Toten nur Gutes reden: sicherlich. Aber auch die Toten Haven A n - spruch auf Wahrheit. Ganz gewiß ist in oem Hause des Heimgegangenen nur deutsch gesprochen worden; vermutlich schon deshalb, weil die Herzogin von Hohenberg, deren her vorragende menschliche Eigenschaften keinen Augenblick verkannt werden soilen, das tschechische Idiom überhaupt nicht verstanden hat. Man muß sich unter diesem sog. „tschechischen Hoch adel" nicht etwa Sippengenossen der Leute vor stellen, die von Wien aus Oesterreich zu korrum pieren beginnen, nachdem es ihnen von Prag aus mit Böhmen (bis au dessen Nordrand) so gut schon gelungen ist. Diese Harrach, Thun, Ehotek, Clam-Martiuitz usf. sind Leute, die in Wien ihre Paläste haben, ihr Leben lang ihr Wiener Deutsch reden und mit den Tschechen nur Zusammenhalten, nm sich von denen die Er füllung ihrer großagrarischen Wünsche garan tieren zu lassen. Trotzdem soll man Franz Fer dinand nicht mit Maria Theresia und ihrem Sohne in einem Atem nennen: man tut allen dreien damit unrecht. Für Maria Theresia war es eine wahre Herzensfreude gewesen, für die Ausbreitung deutscher Kultur in den nichtdcut- schen Kronländern zu sorgen. Und Joseph II. betrieb nach dem Erlöschen der jüngeren Wittels bacher Linie den Erwerb Bayerns, weil er darin geradezu eine Lebensfrage für Deutsch-Oester- reich sah und den sicheren Rückhalt gegen die madjarischen und slawischen Elemente seines Staates. Derlei oder auch nur ähnliches hat Franz Ferdinand nie erwogen, und wenn er's doch getan hätte, wäre in der von Grund aus veränderten Welt doch keine Möglichkeit gewesen, ihnen Folge zu geben. Die Wahrheit zu sagen: Franz Ferdinands Traum war ein gefestetes, machtvoll, in einer betonten aktiven Politik cm- porstrebendes Großösterreich. Aber den Kitt für dieses Großösterreich sollten nicht, wie in den Zeiten Maria Theresias und Josephs und nachher noch unter dem Regiment des alt liberalen Zentralismus, die Deutschen hergeben, sondern die Slawen. Ohne Frage ist Franz Ferdinand eine Per sönlichkeit gewesen; unter den vielen spielerisch und wurzellos gewordenen Abkömmlingen des alten Erzhauses, ein ganzer Mann von ernst hafter Tüchtigkeit. Aber ein Deutscher war er nicht, und wenn er es war, so höchstens für seinen Privatgebrauch. Man soll, wo es sich um schwere weltgeschichtliche Entscheidungen und Schicksalsfragen der Völker handelt, auch an der offenen Bahre keine Lügen murmeln. Es war unter den bewußten Vorkämpfern in Oester reich und dem kleinen Häuflein im Reich, das diese wahrhaft nationalen Sorgen mitsorgcnd auf dem Herzen trägt, kein Geheimnis, daß alles, was in den letzten Jahren und, unter der Herrschaft des H 14, ganz besonders auch in den letzten Monaten in Böhmen an Begünsti gung des TschechentumS, in Krain und Steier mark an Förderung der Winden, und im Küsten land an Bevorzugung des südslavischen Ele- mentS zum Nachteil des dort längst mit den Morgen-Ausgabe V-zug-pr.ise: monatlich I.er M., viertelj-tzrUch s.7» M. Sei -er uns«» Zilloi»« uu- ftuogadegellea adgetzollr «vnatUch l M., vierteljährlich r Ul. vurch -i« poftr inaerhald veatschlanho «aü Ser »eut/ch« «oloeel» «vnatllch 1^0 »««tchjahrllch ch»» M., auofchlle-llch pvstdeftell^t-. da» Leipzig« «a^dlatt «rschetat Werktag» Lmal,S»aa-«.)»t«rta,»>mal. Sa Leipzig, -en Uachöarortea unö Leu Orte» mit eigen»» Malta wir» -i« NdenSauiga«» noch am MH«» Le» erscheinen» in» Han» geliefert, verliner ltrüakrioa; Sa »en Zeit«, >7, r»rafprech-f>njchl»ß! Moabit Nr. »47. 6andelsSeLtrurs /lrntsblott des Rates und des polirerarrrtes der Stadt Leipziv «ebaktion an» ch,schilft»ft,0« ?ohm,aio,ajs, Ne.^ o Zernsprech-NnschluS Nr. an» I«—. ISS. Jahrgang ÄMLchsachNNNchklip» kb» dnserat, an» Leipzig na» Umgebung »ia /inzeigenpreifr. ,spam,,p»ntzm«r»ps.,»i,n,n-m»»»ue>au, —a aa»Srt, » Vf., «»Namen i.m M>, «lein» flnzeigea bi,Petit,eil» mm ^pk.b.lvt»L»rb»l. Nab., Inserat» »,u SehörSen i« amtlichen«»» bi» Petit- z*ile -» Pf. »eschaftoan,eigen mit platzoorschrift im Preis, erhöht. Nobatt «ach «uns. Seiiagen, chesamtaufi.» m. -a» «ans««- auoschl. poägedbhe- Nn,«i,,a.fiaaabmer lohanniogajs»«, »ei sämtlichen Malen Leip,»,« «ag»blatte» nno allen Nnnonren-chepe-itionen Le» In» an- ftuelan-e». »eschaftofiell« für Vertin u. »i« pr. VranS »ndur, - direktion Walt« PUegel, Verlla w. i». Maraarethenstra-e «. lernspre». Nnkvlug! Lütz»» »471. Nr. S28. Miitwinh. -en l. 3uil. lSl4. Das wichtigst«. v Kaiser Wilhelm begibt sich am 2. Juli zur Teilnahme an der Trauerfei er für Erzherzog Franz Ferdinand «ach Wien. des. Art.) * Das österreichische Schlachtschiff „Viri bus unitis" mit den Leichen des Erzherzogs Franz Ferdinand und seiner Gemahlin ist am Diens tag nach Triest in See gegangen. (S. des. Art.) * In Serajewo sind verschiedene Führer der serbisch-radikalen Partei verhaftet worden. l§- bes. Art.) * Der albanische Ministerpräsident Turkhan Pascha hatte am Dienstag vormittag in Rom eine Unterredung mit Marquis diSan Giuliano. (S. bes. Art.) * Für außerordentliche Verteidi gung sm aßnahmen in Norwegen sind von dem kombinierten Budget- und Militärkomitee 11,6 Mil lionen Kronen oorgeschlagen worden. (S. Ausl.) * Die Verhandlung in dem Prozeß gegen Frau Rosa Luxemburg, in der heute die Rechts beistände der Angeklagten ihre Beweisanträge vortrugen, wurde auf Freitag vertagt. (S. R. u. Ger.) England und Rußland in Persien. Bon Legationsrat Frhrn. ». Richthofen, M. d. R Mit seltenem Eifer sind gegenwärtig die ver schiedensten Kreise in Rußland und Frankreich an der Arbeit, den Dreiverband so eng wie möglich zu kitten, und -u diesem Zwecke vor allein Rußland und England in eine engere Ver bindung zu bringen als dies bisher möglich war. In Deutschland verfolgt man natürlich diese Bestrebun gen mit angespanntestem und selbstverständlichem Interesse. Welchen Erfolg die Politiker, die die Träger des Gedankens eines zweiten Dreibundes sind, haben werden, steht noch dahin. Man wird aber gut tun, diese Frage ausschließlich von dem Gesichtspunkte der realsten Interessen zu betrachten. Sentiments irgend einer besonderen Vorliebe oder einer besonders star ken Antipathie gegen eine derjenigen Nationen, die den alten Dreibund bilden, werden in England so gut wie nicht bestehen, und wenn sie sich doch irgend wie einmal regen sollten, von einem so kühl ab wägenden Staatsmann, wie esErey ist, bei seinen politischen Geschäften nicht in die Kalkulation ein gestellt werden. Man hat oft gesagt, ein effektives Bündnis zwischen Rußland und England sei eine Un natürlichkeit. Dazu wäre die Gegenseitigkeit der Interessen im nahen wie im fernen Orient zu groß. Die letzte Entwicklung, die uns eine englisch-russische Marinekonvention bringen soll, scheint diese Auf fassung Lügen zu strafen. Aber auf der anderen Seite stehen wir doch vor der erfreulichen Tatsache, daß das Verhältnis zwischen Deutschland und England gegenwärtig besser geworden ist, als in den beiden letzten Jahrzehnten. Es liegt dies vor allem daran, daß man in London wie in Berlin den Entschluß gefaßt und wohl schon so gut wie zur Aus führung gebracht hat, die tatsächlichen Interessen gegensätze auszugleichen, die bisher in der Frage der Bagdadbahn bestanden, und die bei einer weiteren Aufteilung des zentralafrikanischen Kontinents, etwa noch entstehen konnten. Bei dieser Sachlage ist es in hohem Maße bezeich nend, daß die Erzielung eines Einvernehmens zwischen England und Rußland in den Fragen der türkischen Kleinasiens und namentlich Persiens anscheinend auf r e ch t st a r k e Sch wierigkeiten stößt, so daß der Schluß wohl zulässig ist, daß die Ver schiedenheit der Interessen in diesen Gebieten der Welt, wie sie zwischen Deutschland und England be steht oder bestanden hat, geringer ist als die, welche englische und russisch« Auffassungen über das Schick sal dieser türkischen und persischen Lande noch heute voneinander trennt. E« find jetzt fieben Jahre her, als die politisch interessierte Welt zu ihrem Staunen erfuhr, daß sich Rußland und England über eine Austeilung Persien» in Interessensphären verständigt hätten, während bis dahin ein beständiger Kampf zwischen de« russischen und englischen diplomatischen Ver tretungen in Teheran gewissermaßen zum eisernen Bestand der diplomatischen Kontroversen gehört hatte. Diese Teilung vom Jahre 1907 war zweifellos stark willkürlich. Man begnügte sich nämlich damit, Per sien von Norden nach Süden in drei ungefähr gleiche Teile zu zerlegen, um dann festzustellen, daß Vdr nörd lich« ««»schließlich russische, der südliche Teil aus schließlich englische Interessensphäre, während da» 1« der Mitte liegende Gebiet beiden Nationen offen bleiben soll«. Irgendeine innere Berechtigung wohnte -war der Teilung in Nord und Süd, aber nicht den gezogenen Grundlinie« inne.