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Ausgabe L und 8 Sonnkag» -en IS. Mai 19S2 Sächsische ttolmseituns Für christliche Politik und Kultur Gedanken zum Psingslses« 1932 / Bon Friedrich Muchermann 8.) Psingstpause in Berlin Wirtschaftspolitische Beratungen Entscheidungen erst in der pfingstwoche „Das Antlitz -er Erde erneuern" rr insbesondere darauf hing«wiefcn, lniß es ja die Retchsregtcrung selbst war, die bereits früher geäußert habe, das; der Reichstag zum 8. Mai cinberufen werden solle, das; aber seinerzeit der Termin nicht eingehalten werden konnte, weil verschiedene Nb« geordnete an einem Festakt des Deutlichen Museums in München teilnchmcn wollten. Darauf hat die Rcichsregicrung gebeten, den Reichstag am S. Mai zusammenzurusen, und zwar mit der Tagesordnung Kreditermächtigungsgeset; und allgc- meine politische Aussprache mit all den üblichen politischen Anträgen, wobei Dr. Pünder ausdrücklich aus voraussichtlich wohl zu erwartende Misstrancnsanträge hingcwicicn hätte. Er habe dazu weiter erklärt, das; der Reichskanzler aus innen- und außenpolitischen Gründen auf eine ordnungsgemäße par lamentarische Arbeit den allergrößten Mert lege, um gegen über dem In- und Auslände sestzustellen, das; hinter der Re- aierung eine Mehrheit stet»«« Keuler Heimat und Welt Wochenbeilage) Die praktische Hausfrau Für unsere kleinen Leute Sonderbeilage: Pfingsten Turnen. Sport, Spiel sich in ihr eine Gemeinde froher Menschen, gläubiger, er füllter, begeisterter. Keine Not nimmt diesen Menschen das tiefste Glück ihres Herzens. Keine Verzweiflung dringt vor bis zur Verzweiflung am Sinne des Gebens seiber. Und immer wieder bricht die grosse Liebe auf, immer wieder hört man bald hier bald dort das Vrauscn. Immer wieder die Flammen, immer wieder die Zungen gottbegeisterter Verkündigung. Möge der Hmnnns dieser Kirche, ihr hei« s;er Nuf nach dem Heiligen Geiste zum Schrei der ganzen Welt werden: Veni Creator Spiritus! Aus Dich hoffen wir! Du wirkst das Wunder des Frühlings, den wir um uns sehen. Du wirst auch wirken das Wunder jenes unsicht baren Frühlings der Religion. Und was wir von den Menschen nicht mehr erhoffen, das erwarten wir von Dir in unseres Glaubens Inbrunst: Tu wirst das Antlitz dct^ Erde erneuern.... Berlin, 11. Mai. Nach dem aufregenden Verlauf des Donnerstags, der in mitten einer aufs äusserste geladenen Atmosphäre eine Reil;e erstrangiger politisckier Sensationen brachte, ist gestern wieder um eine rasche Beruhigung eingetreten. Diese Ruhe zeigt mit vollem Rechte auch die Reichsregierung, die gestern nachmittag, nach wie vor auf eine Mehrliei tdes Reichstages gestützt, die durch vier Parlamentstage unterbroct-ene Arlv-et an ihren wirtschaftspolitischen Mahnahmen ausgenommen hat. Sie bringt damit selbst zum Ausbruch, daft die lokale Krisis des Wehr ministerium in Heiner Weise geeignet ist, sie vom Wege und Ziel ihrer Politik irgendwie abzubrlugen oder gar ihren Selbst- behauptungsivillen irgendwie zu schwächen. Die Abreise des Reichspräsidenten nach Reudeck, wo er einen kurzen Psingsturlaub verbringen wird, zeigt ferner, dah auch die Lösung der unter so merkwürdigen Umständen eröff neten Groener-Krise nicht überstürzt werden wird. Die Neubesetzung des Reichswchrininistcriums — es steht fest, dah Herr Erocner das Reichsinnenmnistcrium beibehält — erfor dert bei der heut« besonders grohen Bedeutung dieses Amtes sorgfältige Ueberlegungen und eine weitsichtige Lösung. An die auszuwählende Persönlichkeit müssen, auch wenn nicht «ine ministerielle, sondern nur eine geschästsführende Tätigkeit in Frage kommen sollte, angesichts der Eigenart des Wehr körpers und seiner besonderen . staatspolitischen Funktion weite Anforderungen gestellt werden. Es ist fraglich, ob die Entscheidung über das weitere Schicksal des Reichswehr ministeriums noch während der Abwesenheit des Reichspräsi denten getroffen wird. Wie es heißt, wird der Reichspräsident während der Pfingstwoche auf seinem Gute Ncudeck den Besuch des Staatssekretärs Meißner empfangen, und es dürfte nicht ausgeschlossen sein, das; die notwendigen Entscheidungen schon dann vollzogen werden. In diese Entscheidungen wird unter Umständen auch die Ncubeseßung des durch den Rücktritt Svarmbolds frei geivordenen N e i chs m i r t scha f t smi n i. stcriums cinbezogen werden, für das nach wie vor der Leip- -igcr Oberbürgermeister Dr. Gocrdeler. der frühere Breis kommissar genannt wird. Das Kabinett Brüning wird jeden falls, wenn es sich mit dem Reichstag znr Fortsetzung der aus- geflogenen Sitzung wicdersteht, wieder komplett sein und wird auch die dann sortzufiihttnden Abstimmungen nicht zu scheuen haben. Man darf auch diesen letzten Gesichtspunkt besonders her vorheben, weil hier und da in der Presse der Borwurf erhoben worden ist, als ob die Reichsregierung sich an irgendwelchen „Schiebungen" beteiligt habe, mit denen di« voraussichtlich längere Unterbrechung der Rcichstagssitzung erzielt worden sei. Demgegenüber wird von zuständiger Stelle daraus hin- gewiesen, daß Staatssekretär Pünder im Auftrage der Retchsregierung im Acltestenrat erklärt hat, der Reichsrcgie- rung und dem Reichskanzler seien von Irgendwelchen „politi schen Schiebungen" nicht das geringste bekannt und si« seien in keiner Weise an solchen beteiligt. Die Reichsregicrung hält« ein« weiter« ordnungsmäßige Abwicklung der gestrigen Tages ordnung nicht zu scheuen gehabt. Staatssekretär Pünder hat Anzeigenpreis«? Die Igespatten« petUzelle SO 1. sZamUien- anzetgrn ».Stellengesuche 20 1. Dte petttrektamezeUe. 8» nun breit. I >». gsllr Anzeigen auberhalb de» Berbrettungügeb.eieS 40 4, die petllreNnmezeUe I.SO^e. Briefgeb.!»OImgall« HSHerer Gewalt erttschi ,ede Berpfltchtimg aus LIesening sowie ckrMnng v. Anzeigen-Aufträgen u. Leistung v. Schadenersatz, «eschäftftcher Teil: w. Winkel, Dresden. Kummer NS — SI. Jahrgang erscheint «mal wvchit. mit tlluftr. Graiikdeitagen.Heimat und Veit- und der Mnderbetlag» ,gtir unsre kleinen Leute'. lowi» den Üezlbeilagen .Uulerhaliinig und Wissen- .DtepraktttcheHau»' ,an'. »Das gute Buch- Monatlicher BrzugSpreiS Ausgabe N mit St.-Benno-Btatt L,70 Ausgabe li ohne Et.-Benno-Btatt « 2.20 kinzelnummer LO Sonnabend-u. Sonniagnnmmer SO 1. HauptlchrillleUer Dr. <S. DeSezhk. Dresden. Grubenunglück bei Dortmund Dortmund, li. Mai. Samvlagmorgen um 6.20 Uhr wurde d«r westliche Korb der Förderanlage 6 der Schachtanlagc dadurch seillos. dah ein Stück des Zwischengeschirrs brach. Beide Körbe sielen in den Schachtjumpf der bvO-Meter-sohle. Auf dem ausgehenden Korb befanden sich der Pumpenwärter Grüne wald, der Elektriker Meis« und di« Arbeiter Potthoff und Vockermann, sämtlich verheiratet, auf dem niedergehenden Korb der Grubenschlosser Weller, ledig. Der Korb wurd« in dem Augenblick seillos, als er bereits in die Hängebank ein- gesahren und zum Stillstand gekommen war. Es ist fraglich, ob die von dem Unglück Betroffenen gerettet werden können. Das in Frage kommende Zwischengeschirr war erst gestern von den zuständigen Sachverständigen der Scilprüsungsstelle ge prüft und in Ordnung befunden morden. > Das christliche Pfingstfest bringt das, was den Men schen von heute am meisten fehlt, denn die Feude ist ge storben auf dieser Welt. Alle möglichen Gesichter sieht man in diesen Tagen, aber wenig freudige. Alle möglichen Dinge kann man kaufen, aber die Freude scheint ausver laust zu sein. Als wäre der Weltvorrat davon erschöpft. Wir haben noch Theater, Radiomusik, lustige Filme, aller lei Unterhaltung, Sport und was du willst, aber die Her zensfreude, das frohe Ja zum Leben, das Bewusstsein: Es lohnt sich zu schaffen, cs lohnt sich zu leiden, es lohnt sich zu hungern, cs lohnt sich, an der Kultur wcitcr- zuarbeiten, das innere Erfülltsein, das Ruhe atmet und Frieden, das haben mir nicht mehr so. Gerade das aber ist unsere Not. Niemals ist materielle Not für den Menschen entscheidend. Sie gewinnt erst den Charakter einer wirk lichen Krise, wenn die geistige Not hinzukommt. Nicht wahr, cs hat arme und ganz arme Menschen gegeben, die dennoch glücklich waren. Es hat Lebende gegeben, die gerade in dem gemeinsamen Ertragen grösster Lebcnsnot sich erst fanden, das Glück der Schicksalsverbundenheit zum ersten Male spürten. Es hat Idealisten gegeben, die ihr Leben lang gehungert haben für eine Idee. Erst wenn die Idee selber verblasst, wenn ein Künstler nicht mehr glauben kann an das, was er malt, ein Wirtschaftler zweifelt an dem Sinn seiner Sorgen und Mühen, ein Politiker den Glauben an sein Volk verloren hat, erst dann beginnt Not. Und das ist am Ende unsere eigentliche Eegenwartsnot. Da hilft kein Spekulieren mehr und kein Parlamen- ticren, da hilft nur noch eins: Die Seele öffnen, den Hei ligen Geist wieder hineinlassen, der herzinnige Nus: Veni Creator Spiritus! Komm, Schöpfer Geist! Schwere Zeiten hat es auch früher gegeben. Die ganze Weltgeschichte ist nichts anderes als der unsäglich steile, harte, blutige Kreuz weg der Menschheit. Selbst die Triumphe eines Volkes waren meist verbunden mit den Tränen derer, die besiegt am Boden lagen. Nicht darin liegt der Unterschied, das; eine Zeit ohne Leid ist und eine andere voll Not und Sorge. Nein, er liegt in der Gesinnung, in der man cs trägt, in dem Wert, den man den Dingen des Lebens zu erkennt, in der Liebe, die sich des Opfers freut. Die Werte sind heute zusammengcbrochcn, die Gesinnungen wankend geworden, und der Wille zum Opfer zu schwach. Obwohl man den Grund etwa der Wirtschaftskrise begreift, ob wohl man Auswege sieht, fehlt eben jener Schwung der Cecle, der die Völker über sich selbst erhebt, der das eine Opfer bringen läßt für das andere, der noch glaubt an eine höhere Bestimmung der Menschheit. In eine solche Zeit hinein brausen unsere Pfingst- liedcr. Solchen Menschen erscheinen die feurigen Flammen des Geistes. Zungen, die wieder von den Wundern Gottes reden, werden lebendig. Pfingsten ist nicht nur das Fest der Religion, die sanft und still in den Seelen blüht, Psingstcn ist ein Sturm des Geistes, ein Brausen, das die ganze Stadt erfüllt, ein öffentliches Ereignis, die Geburt dcr Wcltkirche, Religion als Atem der neuen Echopfung, Kraft, Begeisterung, Fülle, göttliche Freude. Wir haben das alles noch. Wir haben den Glauben, aus dcm es immer wieder emporwächst. Ist auch einmal Win ter, dcr Frühling kehrt zurück, solange noch der Saft im alten Stamme ist. Sehen wir so viel Trübes rundum, so wollen wir auch schon jenes Aufbrechen des Heiligen Gei stes über den Gräbern gefallener Geister. Es geht doch ein Zug der Neubelebung durch die ganze Kirche. Es kann doch beobachtet werden, wie inmitten der Verfolgungen auch in den Herzen Fernstehender und ganz Verzweifelter auf einmal die Himmelskraft des Glaubens wieder cnst- springt. Der erste beste Missionar, der einem begegnet, wird einem erzählen, wie auch in den Heidcnländern, oft da, wo man gar nicht daran gedacht hat, eine Sehnsucht nach Erlösung gerade in unfern Tagen sich urgewaltig hcr- vordrüngt. Der Heilige E e i st i st noch da und seine Wnndcrlraft auch. Danke dem Himmel, danke ihm jeden Tag, das; du ein Glied der lebendigen Kirche bist. Sic wird gewiß auch hin- cingezogen in den Jammer der Menschheit. Sie erlebt alles mit aus dem göttlichen Mitleid des Erlösers heraus. Aber sie ist die Kirche des lebendigen, des Heiligen Geistes. Sie ist Mutterboden, aus dem die Säfte des Lebens aufsteigen. Sie hat die Kraft der Erneuerung in si ch. Sie hat das alles in solcher Fülle, daß sie auch heute noch die ganze Welt zu erlösen vermag. In allen Erdteilen sammelt Schieek bei Brüning Die besondere Notlage Sachsens. Dresden, l i. Mai. Dcr sächsische Ministerpräsident Schieck hat gestern dem Reichskanzler eindringlich den außerordentlichen Ernst der Lage des Landes Sachsen, seiner Gemeinden und seiner Wirlschast dargclegt und erneut die Notwendigkeit eines Eingreiscns des Reiches betont. Der Reichskanzler erkannte die besondere sächsische Not lage an und hat die Bertretungen der Neichsressorts, die an der Besprechung teilnahmen, beauftragt, mit den Vertretern der sächsischen Regierung die in dcr Besprechung erörterten Mög- lichkeiteneiner Reichshilfe umgehend weiter zu be handeln." Redaktion der Sächsische» BoikSzeitung Vre»de>i-Attsladt I. Potterstrabe 17. gernrm LMU und 21012. * Der amerikanische Flieger Lou Reychers .der Freitag früh in Neuyort zum Transozeanslug nach Paris gestartet war, ist in der 'Nähe der irischen Küste abgestiirzt. Er wurde von dem Dampfer „President Roosevelt" gerettet. Beim Absturz lzatte er sich einen Naicnbeinbruch zugezogen. cSelchästZftrll», Druck und Brrlag! Germania, Suchdrnckeret und Bertag 0re»den-kl. 1, polierslr. 17. zemrnt 21012. Postscheckkonto 0re-den IOM. Bank konto Stadtbank Drr-den Br. 01767.