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Moraen-rzrrstzabe. Anzeigen Preis MpMerTagedlaü Handelszeitung s 14 6S2 Lel.-Änschl ! »4«s ' l 14 684 Amtsblatt des Aales und des Nokizeiamtes der Stadt Leipzig » . . l l4 692 Macht«»,«lM Tel.-Änschl.i 14 633 l 14 694 fSr Inserat« au» Uri»,i- una Umzebm», dl« lI,altlg«Prtitj«tle LP,..di«»teklame» »eile I Mk. von au»wärt» M Ps.. Reklame» Ü2VMk.' Jnlerate von Lehükdea im amt lichen Teil di« P«titj«ile Sl> Pf E«Ichast»anj«ig,n mit Platzoorlchrtft«« im Prell« erhöht Rabatt nach Tarts. Letlagegebllkr Kesamt- auslag« 5 Ml. p Tausend eril. Pojt-evühr. letlbeclage höh««. FeVertetlte Auftrage können nt1»t zurück- ae«ogen werden. Fllr da» Lrfcheinrn an , deltimmlen lagen und Platzen wird k«in« lLaranti« itdernommen. Anzeigen-Annahm«: Iohannisgass« 8. dei sämtlichen Filialen u. allen Lnnoncen- Erpcditionen de» 2n- und Auslandes. Druck und Verla- uoa Fischer L Kiirfte» Inhaber: Paul NUrfte«. Nedattion und itzef HSIt»ftrll«: Iohannisgatf« Hau»»-Filiale Dr«»d«u: Eeestratz« t, 1 (Telephon 4621). Be-ug» Preis — — für Leid»'- and Vororte d«M«»>» ,< Träger und Svediteur« ümak täglich - in» yau» gebracht lv PI. m»natU.r.7u Ml. / vieneliährl. Bet unfern Filialen u. Au» l nahmefrellen adarbolt 76 Pf. arouatl^ r.rr Ml. vlertellähtÜ Darch »t« Pelt: innerhalb Leulfchlanb» und der deutscher» Kolonien riertellährl. tz.Sll Mk.. monatl. I üu M«. ausichl Pokbelrellgeld Ferner in Belgien, Dänemark, den ronaullaaren, Italien Luzemdurg. Nrederland«. Nor» iregcn, ^eilerreich - Ungarn. Ruhland. Schweden. Lchwer» u Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Setchälrellell« de» Blatte» erhältlich. Ta» Lelv'tger Tageblatt er'cheint 2mal täglich. Sonn- u. Feietlag» nur morgen». Abonnements-Annahme 2»hanni»gaf>e 8. let unleren Trogern. Filialen Lxedtteuren und Annohmeltellen. lowl« Poi'.amrera und Briefträgern. llr. 252 Montag, üen lt. Srptember lStl- 105. Jahrgang. Die vorliegende Angabe umfaßt 10 Leiten. Das Wichtigste. * Die deutschen Gegenvorschläge zur Marokkofrage sind in Paris eingetrofsen. (S. Letzte Dep.) * Das Luftschiff „Schwabe n" fuhr am Sonntag morgen von Berlin nach Gotha zurück und landete dort glatt 7 Uhr 30 Min. * Bei einem Grotzfeuer in Csorna in Ungarn wurden 120 Wohnhäuser eingeäschert. (Siche Tagcschron.) * Der Ballon „Leipzig", der zu einer vom Leipziger Automobilklub veranstalteten Verfolgungs- fahrt aufstieg, ist am Sonntag in Steinpleis bei Werdau glatt gelandet. (S. bes. Ant. * Der Trotze Sachsenpreis über 250 Kilo meter wurde gestern von Paul Suter-Zürich gewonnen. (S. bes. Art.) * Das N e n a r d r e n n e n in Derlin-Hoppcgarten (23 000 Ul) gewann Frhrn. v. Oppenheims „Dolo- m i t" unter Jockei Saxby. — Das Graf Ester- h az i; - M e m o r i a e in Wien gewann „Land- luft" unter Sh au. Frankreichs Wirtlchssts'orgen. T. Paris, 8. September. Ein sozialistischer Gesetzesvorschlaq des Minister präsidenten Caillaux, der zwar ein Finanzgenie und Verwaltungsrat grosser Danken, aber in seinen Mutzc- srundcn eifrigster Verteidiger der progressiven Ein kommensteuer und antikapitalistischer Reformen ist, wird in nächster Session die Parlamente beschäftigen. Wiederholt hatte Caillaux früher in interessanten Studien sehr kühne Vorschläge gemacht, wie man der Verteuerung der Lebensmittel steuern könne. Niemand glaubte jedoch, datz er es damit ganz ernst meine und datz er als verantwortlicher Regie rungschef an die Ausführung seiner „Iugendpläno" herantrcten werde. Im gestrigen Ministerrat unterbreitete er jedoch seinen Kollegen „in grotzen Zügen" eine Gesetzesnonelle, deren Einzelheiten er noch mit dem neuen Seinepräfektcn festsetzen will und die durch die Abänderung der bisherigen Ver fügungen über Expropriationen den Gemeinde verwaltungen das Recht geben soll, direkt oder indirekt an Unternehmungen koope rativer Bäckereien und Schlächtereien teilzunehmcn und durch ihre nutzbringende Regie eine Art Regulator für die privaten Betriebe in dis Hand zu bekommen. Mit andern Worten, Caillaux will den städtischen Behörden gestatten, durch kommunale Konkurrenz Bäcker und Metzger zu zwingen, ihre Preise normal zu halten. Jean Janiks, der Sozia listenführer, wird diesen Plan mit Begeisterung unter stützen; was sozialistische Gemeinderäte aus ihren neuen Befugnissen machen werden, kann man sich denken: aus der kommunalen Konkurrenz wird ein kommunistisches Experiment werden. Dazu will EaiNaux den Städten erlauben, in grohem Stil Häuserkomplexe für billige Zm Lästerlichen Patentamt. Von Heinrich Lee (Berlin). Im Südwesten Berlins, in der vom Hasteschen Tor abzweigenden Eitschiner Stratze, erhebt sich um geben von altmodischen, einförmigen, grauen Wohn- und düsteren Fabrikstratzen, ein riesiger Palast im Renaissancestil mit grauer SaNdsteinoerkleidung, das Kaiserliche Patentamt. Gegründet im Jahre 1877 hatte es feinen Sitz erst in bescheidenen Miets räumen der Königgrätzer Stratze, dann bekam es ein eigenes Heim in der Luisenstratze, aber auch diese Räume genügten bald nicht mehr, und im Jahre 1905 bezog es hier seine neue prunkvolle Behausung. Kein Geringerer als Eugen Richter war es, der im Reichstage dagegen auftrat, datz das neue Gebäude gerade hier in der Industriegogend seinen Platz erhielte, weil der Industrie dadurch das hier liegende Terrain verteuert würde. Tatsächlich hat sich diese Prophezeiung auch erfüllt- und namentlich haben die um den Palast Herum liegenden, für Bureauzwecke geeigneten Räumlich, leiten geradezu fabelhafte Mietssteigerungen erfahren. Denn hier haben die Patentanwälte ihre Zelte aufgeschlagen. Ueberall an den Nachbarhäusern sind ihre Schilder angehestet — an manchem Hause sicht man solcher Schilder gleich «in halbes Dutzend und noch mehr. Von dem ehemaligen Treiben in der Luisenstratze, wo dem Amt gegenüber sich Bureaus auftaten, di« in ihrer Riesenausdehnung gleich mehrere Stockwerke umfassten, und wo in den um liegenden Budiken und Kellern jeder Weitzbierwirt und stellenlos« Schreiber als Patentanwalt Geschäfte machen und gegen Entgelt für hilfesuchend« Erfinder Anmeldungen und Eingaben verfassen konnte (die bei In eigener Sache. Don vielen Seiten bringt man dem Leipziger Tageblatt aufrichtige Sympathien entgegen, und allgemein wird der Wunsch ausgesprochen, das Tageblatt möge in Leipzig wieder in jeder Familie zu finden sein. Das Leipziger Tageblatt hat einen festen, treuen und umfangreichen Abonnentenstamm stets behalten, Abonnenten, die Wert darauf legten, eine vornehm gehaltene, konsequente und auf unerschütterlich nationaler Grund lage ruhende Tageszeitung zu lesen. Wir bitten diese treuen Freunde unseres Blattes, uns bei dem Bemühen, dem Leipziger Tageblatt die ihm gebührende Verbreitung zu sichern, behilflich zu sein. Eine Empfehlung von Haus zu Haus ist uns eine wertvolle Unterstützung, ebenso die Angabe solcher Adressen, an die wir unsere Zeitung probeweise senden können. Vie ?ropaga»aaHbteiIung arr "eipriger Tagebiamr. Wohnungen zu errichten, um auch hier durch die Konkurrenz die privaten Mietpreise herunter-«, drücken. Datz es sich um ein systematisches Bemühen handelt, die Verteuerung der Lebensbedingungen in der Republik einzuschränken, kann man auch aus dem Budgetentwurf ersehen, den Finanzminister Klotz für 1912 dem Ministerrat unterbreitete; darin wird ein im Frühjahr von dem Deputierten Anatolc de Monzie gestellter Antrag aufDesteuerungder Speku lationen an den Handelsborsen nach dem Muster jener auf den Geldbörsen praktisch durchge- führt. Alle Umsätze auf dem Produktenmarkt werden einer Etempelabgabe unterworfen, die nicht nur dem Etat eine Einnahme von jährlich 4 Millionen Franken verschaffen soll, sondern gleichzeitig erlauben wird, die Spekulation zu kontrollieren und Vcrstötze gegen dos Aufkaufs- und Monopolgesetz zu ahnden. Die Truster brachten es trotz aller Proteste in Frankreich fertig, den Zucker in einer Hand zu vereinigen und dem Markt ihre unerhörten Preise zu diktieren. Jetzt, wo eine völlige Mitzcrnts des Rübenbaues zu ver zeichnen ist, verdient ein Spekulant aus Chile Z. B., der in Frankreich das Zuckermonopol erlangte, riesige Summen, und nichts kann verhindern, datz der Detail- preis die dreifache Höhe des normalen erreichen wird! Ob die Matzregeln des Herrn Caillaux genügen wer den. um in Zukunft die Konsumenten zu schützen, bleibt abzuwarten. Die momentane Notlage der Landwirt schaft, die geradezu zu einer Hungersnot führen könnte, erforderte autzerdem sofortige und vorüber gehende Erleichterung der Importvorschriften. Der Ministerrat beschloß: 1i Einfuhr von Schlachtvieh aus den Kolonien, besonders aus dem Senegal, von wo bislang jährlich nur 1500 Stück Rindvieh impor tiert wurden und von wo man 10 000 S/ück kommen lassen wird. Auch aus Madagaskar werden Ochsen erwartet, während Neukaledonien Hammel liefern soll. 2) Einfuhr von argentinischem, australischem und kanadischen! Schlachtvieh unter strenger Beobach tung der sanitären Vorschriften und Erhebung des üblichen Zolls in Höhe von 30 Fr. pro 100 kx. Ein fuhr holländischer Schweine, die aber an der Grenze geschlachtet werden müssen. 3) Errichtung von Eis aufbewahrungsräumen in Havre und Marseille für ausländisches Schlachtslftsch bei temporärer Zoll'rci- heiit. 4) Antrag bei den Bahngcscllschasten auf Her absetzung der Transportpreise für Fische, Fleisch usw. in Eiswaggons; Erhöhung des Gewichts landwirt schaftlicher Postkollis von 10 auf 40 üx. 5) Ende des Vorzugstarifs für nach dem Ausland expediertes Heu und anderes Futter. Möglicherweise Herab setzung der Einfuhrzölle für ausländischen, als Tier futter bestimmten Mais. Erleichterungen der Akzise- und Schlachthofreglements. — Mit diesen Ver fügungen, die bei einer weiteren Verschlimmerung der Lag« noch ergänzt werden sollen, hofft brr Ministerrat der Teuerung gesteuert zu haben. Das Budget von 1912 erreicht die Ausgabe ziffer von 4 503 817 587 Fr. Aufgabe des Finanz ministers war es, Neueinnahmen in Höhe von 178 165 036 Fr. zu finden, ohne neue Steuern auszu schreiben. Nutzer der Stempelabgabe der Handels börsen, 4 Millionen, beantragt er die Verschärfung der Kontrolle bei Iminobilienverkäufen, die 214 Mil lionen einbringen wird, ferner eine Erhöhung der Stempelgebühr für Edelmetallgegenstände und schliess lich eine Besteuerung der Gas- und Elek trizitätsbeleuchtung, weil diese „Beleuch tung der Neichen" nicht wie Kerzen und Petroleum, die „Beleuchtung der Armen", herangezogen werde: 15 Millionen. Ausserdem wird das Budget über eine Rückzahlung von Vorschüssen der Ostbahn in Höhe von 155 Millionen verfügen. Der grotze Uebcr- schutz aus den Steuereinnahmen von 1911, bisher 295 Millionen (davon 164 Millionen Zolleinnahmen aus den eingesiihrten Lebensmitteln) wird zur Rück zahlung von Schatzscheinen und zur Erleichterung des Budgets von 1912 dienen. Der Finanzministcr macht darauf aufmerksam, datz alle Ressorts sparsam wirt schafteten und datz die Erhöhung des Budgets sich wie folgt verteilt: 64,5 Millionen für soziale Werke (Arbciterversicherung), 59,5 Millionen für Verbesse rung des wirtschaftlichen Verkehrs usw., 33 Mil lionen für die nationale Verteidigung und 16 Mil lionen für die verschiedenen Dienstzweige. Marokko. Nach einer Meldung der „Preß-Zentrale" hat Staatssekretär von Kiderlen-Wächter einem Berliner Finanzmann beruhigende Erklärungen über die gegenwärtige Lage gegeben. Es heitzt in dieser Meldung: „Ecn Vertreter der Berliner Hauto-kinanoo, der im Laufe des gestrigen Nachmittags Gelegenheit hatte, den Staatssekretär des Auswärtigen persön lich zu sprechen und ihn darauf aufmerksam zu machen, datz die Unsicherheit in der politischen Lage und das grundsätzliche Schweigen der deutschen Re gierung eine arge Gefährdung des Geldmarktes mit sich bringe und datz selbst die Grossbanken absolut nicht in der Lage wären, einen Ansturm auf die De- positcnkassen standzuhalten, erhielt von dem Staatssekretär die beruhigendsten Versicherungen. Herr von Kiderlen-Wächter erklärte, datz absolut kein Grund zur Beunruhigung vcrliege." Warum Krieg? Unter dieser Ucberschrist verbreitet sich die „Köln. Zcitg." an leitender Stelle über die gegenwärtige s Situation, wobei sie auscinandcrsetzt, sag Deutsch land wegen Verletzung der Algecirasakte nicht mit Frankreich die Waffen zu kreuzen brauchte, zumal da die anderen Mächte hierin keinen Grund zu kriegerischen Verwicklungen erblickten. Selbst wenn die jetzigen 'Verhandlungen scheitern sollten, hätte Deutschland keinen Grund, gegen Frankreich zu Felde zu ziehen. Deutschland mutzte sich alsdann allerdings auf den Vertrag von Algeciras zurückzichcn und >» i jcder Gelegenheit seine wirtschaftlichen Interessen nachdrücklich geltend machen. Dieser Ausgang wäre für den Frieden eine unablässige Bedrohung, und niemand könnte die Bürgschaft dafür übernehmen, das; nicht doch schließlich der Krieg ausbräche. Das wcitz man in Frankreich so gut wie in Deutschland, man wird sich's sihr wohl überlegen, ehe man Sie grotzen Vorteile der deutschen Vorschläge aus der Hand gibt. Englische Dorsichtsmatzrcgeln. Wie die „Times" melden, hat die Admirali tät angeordnet, datz eine Abteilung Mairchen des Kreuzers „Herinione" die Docks und den Hafen von Darrow bewachen. Auch die Tore des Dockbasjins stehen unter scharfer Kontrolle; denn wenn es jemand gelänge, das Wasser des Bassins abzulassen, so würden die Kriegsschiffe, dis im Hafcn liegen, auf Grund lausen und schwere Havarien er leiden. Zu dieser Ueberwachung sind die Matrosen mtt scharfen Patronen ausgerüstet, auch werden Po- lizisten dazu herangezogen. Gleichen Vorsichtsmass regeln unterliegen die Marincwcrke der Firma Dickerts. Der „M.ftin", der das „Times"-Telegkamm über verschärfte Bewachung des Hafens von Darrow ver öffentlicht. glaubt zu'wissen, datz diese Vorsichtsmaß regeln nicht ohne Beziehung zu der gegenwärtigen internationalen Spannung sind. Aus guter Quelle verlautet, datz auch in den übrigen großen Häfen und Werften ähnliche Maßregeln ängeordnet worden wären. Oie üritte Konferenz üer ^insnzbeamien größerer üeullHer Släüte nahm im Anschluß an den Vortrag des Oberbürger meisters Geh. Rats I)l)r. Beutler über den Aus bau der Geldvermittlungsstelle folgende Entschließung einstimmig an: „Die 3. Konferenz der Finanzdezernenten grö ßerer deutscher Städte nimmt von den Ausfüh rungen des Herrn Oberbürgermeisters Geh. Rats idl)>-. Beutler über den vom Vorstände des Deut- schen Städtetages beabsichtigten Ausbau der Geld vermittlungsstelle mit besonderem Danke und ein mütiger Zustimmung Kenntnis." Hieran schloß sich ein Vortrag des Kämmerers Macho vicz über die Vereinfachung der Steuereinziehung in den Städten. Der Redner empfahl die Einführung von Registrier maschinen, die auch für die Zwecke der Steuerkassen eingerichtet werden und wie mehrere derselben bei dem mangelhaften einschlägigen Wissen und Können dieser Leute natürlich nicht den geringsten Werl be saßen) — von diesem ausbeuterischen Treiben, die „Patentbörse" genannt, ist in der neuen Umgebung allerdings nichts mehr zu spüren. Denn heutzutage beansprucht das Gesetz von dem Patentanwalt ein abgeschlossenes technisches, auch die Rechtsfragen um fallendes Studium, und über seine Moral wacht ein Ehrengericht. Ja noch mehr. Durch den Druck veröffentlicht das Patentamt eine Liste derjenigen Anwälte, die sich des Vertrauens ihrer Klienten als unwürdig erwiesen haben — zum Beispiel, indem sie die Klienten übervorteilt, ihre Ideen gemißbraucht usw. — und die deshalb am Patentamt nicht mehr zugelassen werden. Auch in der Eingangshalle des (Oebäude sind die Namen dieser Verfemten an weit hin sichtbarer Stelle angebracht. Nicht selten kommt es vor, daß Erfinder weit aus dem Reich nach Berlin gereist kommen, um auf dem Amt sich zu er kundigen, warum ihr« Patentsache nicht vorwärts kommt, und die hier erst auf diese schwarze Liste hingewiesen werden, aus der sie nun zu spät ersehen, daß sie — meistens infolge eines Zeitungsinserats — einem Schwindler in die Hände gefallen sind. Daß das Gebäude trotz Eugen Richter hier in der Industricgegend seinen Platz erhalten bat, lag daran, daß der Fiskus hier ein eigenes Terrain besaß — die Stell« der alten Kürassierkajerne. Das Gebäude nach vielfachen Mustern in einen der Vor orte zu verl«g«n, wäre auch wegen der vielen In teressenten. die von auswärts nach Berlin kommen, nicht zweckmäßig gewesen. Mitunter tritt aber der komische Fall «in, daß auswärtige Besucher, die nicht gerade von einer großen Intelligenz geplagt werden, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, an dem groß«» Palast vorbeigehen. und in einem der mit dcn vielen Schildern der Patentanwälte behängten Nachbarhäuser das Patentamt gefunden zu Haven glauben. Das Bureau, in das ein derartiger Er finder gerät, ist über ein solches Mißverständnis nicht gerade ärgerlich, denn cs hat damit gewöhnlich gleich einen Klienten gewonnen. In der Luisen- straße, dem alten Amt gegenüber, gab es einen An walt, der durch die ganze Ausstaffierung seines Hauses derartige Mißverständnisse geradezu heraus fordert« und durch die auf diesem Wege von ihm er reichte kolossale Praxis zum reichen Mann geworden ist. Auch diesem Humbug ist, und zwar durch das Walten des Ehrengerichtes, ein Riegel vorgeschoben worden. Vor dem Portal hält der Postwagen und zahl reiche, für das Amt bestimmte Pakete werden heraus befördert — die von den Erfindern eingeschickten Modelle. Nur für die zu schützenden Gebrauchsmuster ist die Einlieferung eines Modells erforderlich, während für die Patente meist schon eine Zeichnung oder — falls es sich um keinen Gegenstand, sondern um ein Verfahren handelt — eine Beschreibung ge nügt. Die einlaufenden Modelle werden zunächst in dem saalartigen „Anmeldezimmer" abgeliefert, wo sie ein Beamter mit einer großen Nummernkarte ver sieht. Diese Nummer kann mitunter von besonderer Wichtigkeit werden. Wird nämlich ein und dieselbe Erfindung von zwei verschiedenen Personen einge- liescrt, so unterscheidet die durch Liese Nummer nach weisbare Priorität darüber, welchem der beiden Einlieferer der Schutz zu erteilen ist. Den Gang nun zu beschreiben, den die angemeldcte Erfindung durch die verschiedenen Prüsungsinstanzen zu nehmen hat, wie sie ferner durch den „Reichsanzeiger" öffentlich dekanntgcmacht wird, damit jeder, der sich dazu be rechtigt fühlt, seinen Einspruch dagegen erheben kann, bis schließlich der nachgesuchte Schutz erteilt oder ver sagt wird — das würde unfern Räum überschreiten, auch werden die Bestimmungen darüber jedem In teressenten von dem Amt auf Wunsch ohne alle Kosten zugänglich gemacht. Während im ersten Jahre des Amts, im Jahre 1877 nur 3212 Patente angemeldet wurden, ist diese Zahl in ununterbrochenem Wachsen in neuerer Zeit auf 44 411 gestiegen. Seit Bestehen des Amtes bis 1910 sind insgesamt 580 168 Patente angemelder worden, woran aber schon durch die Prüfungsinstanzen weit über die Hälfte abgcwiesen werden mutzten, da diesen schon vorhandene Patente entgegenstanden, so daß die Zahl der in diesem Zeit raum erteilten Patente sich auf 218 130 beläuft, von denen am Schluß des genannten Jahres 40 376 in Kraft geblieben sind. Zur Ileberwältigung der unge heuren Arbeit sind in dem Amtsgebäude — das über 600 Zimmer zählt, ungerechnet die Lager-, Bibliotl-ek-, Konferenz- und Wohn-Räume — mehr als 1000 Personen beschäftigt, und der Leiter des Amts. Präsident Geheimrat Hauß, richtet in dankens werter Weise an der Hand einer energischen Kon trolle sein besonderes Augenmerk daraus, daß die Arbeit im Interesse des Anmelders so rasch wie mög lich erledigt wird. Dem Anmeldezimmer gegenüber liegt ein großer, durch Oberlicht erhellter Saal, die Wände mit hohen von Büchern, Schriften und Fächern vollgcfüllten Giestellen bedeckt, in dem an langen Tischen eine Menge emsig mit Schreiben, Lesen und Studieren b«. schäftigter Menschen sitzen — darunter auch vir»e junge Damen. Kein Stuhl ist in diesem Sa-l un besetzt, mehr als 400 Menschen verkehren täglich darin. Es ist der sogenannte, dem Publikum ^ur freien Benutzung offenstehende „Auslegesaal". Wer sich über irgendeine bestehende Erfindung unter-