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Bezug-Vreit sür Letpi», und riscitt« dvrch «,?«« IrLacc und So«dtt»»r« r«»l tlßltch in, pau, gebracht X» Vt. »»natt, «.7V Ml. »ierieliabrl. v«t »»lernßlttalrn «. An» »atzi»«st<Uen adaehoU: 7» Vs. «a«M» LS Ml. »terleltichu. »nrch dt» PaKr tnner-alb Deutlchlan», und »,r dänisch«« Xolant«« »iertrllährl. >.» Ml., »«»all. 1.2V Alk. au»Ichl. Postdiftrllarld. F«rn«r in Belgien, Dänemark, de» Danauftaat«», 2tali«n, iiurrmdura. Ntederland«, Star wegen, Lesterretch-Ungarn, Stutzland, Schweden, 6chwrtt u Spanten. 2n alle» übrigen Staate» «ur direkt durch dt« ibeichättrstell» de» Blatt«, «rtzältlich. La» Letprtger Tageblatt «rlchetut 7 »al tägltch. San»- ». Aeiettag» nur morgen». Ada»n«ment»-Annadm« 8»ba»»t»,«Is« 8, d«t uniere» Lrttger». glliale». Spedtteure» nnd Aanahmestelle», >awt» Pajläattem und Briefträger». Et»i»lo«rka»s»»,«t» 10 Hs^ rWMrTagMM s iä ssr l««cht.»ichl»» >l.-ÄNschl.^ 14 833 (14834 Handelszeitung. Tel.-Änschl. 14 832 lAacht.«,chlu») 14 63» 14 634 Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Anzeige»-Prei- M Snserat« au» Leip,«, »ab Umgeb»», die llpalttg, Betttietl« S«s,»te ««Name. e»U« l All. »an au,«SN» » Ps^ SleNamen U0 vr^Snierat, »»» Behärde» im antt» ltche» Tetl die Vettt.etl. » Ps G»schäft»a»s«tg»» mit Vlatzo.rschrtste» im Preii» «rhSht. Rabatt »ach Tattt, Vetlagegeblldr Grlamt» auslag, L Mk. ». Taulend «rtl. Poftgebil-r. Teilbetlag, bäher. AeftetteUt» Aufträge könne» nicht »»riltk» gelogen «erde», »ür da» Erscheinen a» bestimmt«» Tage» und Plätzen wird lein» Garantie übernommen. An,eigen » Annabm«: lledanni^efs« 8, bet lämtltchen Filialen ». allen Annoncen» Erpedtttone» de» 2n- and Au»lande». Lruä und Verl«, »»» gisch« A Kürst« Inhaber: Paul Kürstr». Red»«»» und Ges»«tt»ltal», 2ahan»t»gass« 8. Haupt - Filiale »re,de»r Seeftratz« ch 1 (TaUvhm» SllUd >. Nr. 342. los. Jahrgang Sonntag, 0en l0. veremder IS>I 56 Seiten IM»- Unsere gestrige Abendausgabe umfaßt 8 Leiten, die vorliegende Morgcnnummer 48 Seiten, zusammen Dss Wichtigste. * In Tunis ist es zu neuen Ausschrei tungen zwiscl-en Tripolitanern und Italienern ge kommen. (Siehe des. Art. Seite 2.) * Der Landesverband der Lehrerschaft Ungarns beschloß, in den Streik zu treten, falls die Wünsche der Lehrer nicht erfüllt werden. * Di« türkischen Redifdivisionen in Serres und Strumitza sind zur llcberwachung der mazedonischen Eisenbahnen einberufen worden. * Aus Peking wird gemeldet, daß sich die Nordmongolei für autonom erklärt hat. (Siehe bes. Art. Seite 1.) * Der Deutsche Sparkafsenverband trat am Sonnabend in Berlin zu seiner diesjährigen Tagung zusammen. (Siehe Bericht Seite 10.) * Professor Dr. Harnack legte den Vorsitz im Evangelisch-sozialen Kongreß nieder; an seine Stelle wurde Professor Baumgarten gewählt, (Siehe Dtsch. R. Seite S.) * In einem Kohlenschachte bei Knox- ville wurden durch eine Kohlen st aubezplo- fton 2üo Miueuarbeiter «ingefchlossen. E» besteht wenig Hoffnung, sie p» rette«. (Siehe Letzte Dep. Seite 3.) Kblchieü vom Vlockrelchstag. ES gilt einen Abschied auf Nimmerwieder sehen. Ter Reichstag von 1907, dem noch in den letzten Tagen Manche bei einer Zuspitzung der äußeren Beziehungen große Aufgaben win ken sahen, ist nicht mehr. Mit reichen Hoffnun gen begrüßt, hat daS Kind von 1907 sich anders entwickelt als die Paten, die an seiner Wiege standen wünschten, wie daS auch bei Einzel wesen manchmal Vorkommen soll. Fände unsere Zeit Geschmack an einer lehrhaften Stttenschil- derung nach Hogarth, welch trefflichen Gegen stand böte der jetzt auf der Bahre liegende Reichstag. Die zwölfte Legislaturperiode deS «reuen Deutschen Reiches gehört der Geschichte an; hätte unsere Zeit Neigung für pragmatische Ge schichtsschreibung, wie trefflich ließe sich schwellen des Hoffen, listiges Warten, kalte» Berechnen, Racheinstinkt, Enttäuschung, Haß, Verdrossenheit und Gleichgültigkeit beobachten und zur Schu lung des Volkes darstellen. . Ein nationalliberaler Politiker hat die im Dezember 1906 erfolgte Auflösung des vori gen Reichstags nach Verkürzung einer Kolonial forderung als Verdienst des Fürsten Bülow ge rühmt und offen gestanden, daß er selbst nicht so gute Hoffnung gehegt habe. AuS de» Grafen PosadowSky offenherzigen Wahlreden hat man die Bestätigung erhalten, daß auch im Schoße der Regierung Bedenken bestanden. Wenn hier ein Verdienst Bülows tvar, so war cS dadurch um so größer, daß er trotz des Widerstandes an seinem Plane festhielt. Es kamen die Tage, da die Regierung zum Volke sprach — nicht nur im Sylvesterbriefe —, eS kam die Wahlnacht, da der Kaiser vom Schloßfenster aus der Menge daS Wort des nun so lebhaft gefeierten Hein rich v. Kleist zurief: Die Kunst jetzt lernten wir, ihn zu besiegen. Und sind voll Lust, sie fürder noch zu üben. Haben wir es geträumt, so möchte man mit dem konservativen Führer Herrn v. Heydebrand fragen? Nein, eS war volle Wirklichkeit. Der nationale Block war auch nicht nur, wie der Graf im Barte jetzt meint, gefrorenes Wasser. Er hat die Frosttage deS Winters 1906 auf 1907 überdauert. Wenn man ihn vergleichen wollte, müßte man etwa» Warmes, nicht etwa» Kälte wählen. Nicht ein linder FrühlingSwind hat den Block zum Schmelzen gebracht, sondern die Zeit hat die warme Glut der nationalen Begeisterung gelöscht. Nicht al» der Block zerfiel, sondern al» er sich bildete, ging eS wie Frühling-wehen durchs Land. Bis einschließlich der Junglibera- len fand der staatsmännische Gedanke eines zeit weiligen Zusammengehens von Konservativen und Liberalen Billigung. Liberale und Konser vative haben dieselbe Staatsauffassung, so rief damals der linksstehende Führer der Berliner Jungliberalen Dr. Marwitz. Paaren wollte Fürst Bülow nach seinem unvergleichlichen Wort freien deutschen Geist mit preußischer Zucht und Ord nung. Es kann im Staate Friedrichs des Großen und im Staate Bismarcks nicht leicht ein an deres Programm ausgestellt werden. Woran daS Bündnis zu gründe ging, wir wollen es nicht entscheiden. Ob die Liberalen zu hohe Ansprüche stellten, ob sie die Finanz reform zu lange hinzogen und es an Opfer willigkeit fehlen ließen, ob die Konservativen sich einseitig von agrarischen Geschtspunkten lei ten ließen, ob die zur Vermittlung berufenen Parteien nicht genügendes Geschick zeigten oder ob die Regierung hätte handeln und emsige Geschäftigkeit entwickeln sollen, statt sich Wochen und Monate lang untätig zu verhalten? Wie dem auch sei, vergeblich ist die Zeitnicht gewesen. Es wird sobald nicht vergessen sein, daß es möglich war, die deutschen Konservativen und die deutschen Liberalen zu fruchtbarem Schaffen ohne das Zentrum zu vereinigen und die Sozialdemokratie empfindlich zu schwächen. Die Erinnerung an diese Zeit wird sür Zentrum und Sozialdemokratie eine heilsame Lehre sein, denn eS kann das Volk die Lust anwandcln, die „Kunst zu siegen" fürder zu üben. Zu den eigenartigsten Beurteilungen der Blockzeit gehört die, die wir einst von einem verdrossenen „Asphaltmenschen" vernahmen: es sei hier nicht mehr auszuhalten, jeden Tag gäbe es neue Reibungen, neue Arbeit, das sei doch früher nicht gewesen. Gewiß war es früher nicht so. In das Chaos Ordnung zu bringen, macht eben mehr Arbeit, als die Kräfte wild durchein ander wirken zu lassen. Fürst Bülow hat ver sucht, eine parlamentarische Mehrheit aus ver schiedenartigen Bestandteilen zusammeuzusetzen. Gleichartige Bestandteile bietet daS vom deut schen Volk gewählte Parlament nicht dar, und wird eS vielleicht noch auf Jahrzehnte nicht darbieten. Mer also eine Annäherung au die parlamentarische RegicruugSweise will, muß eine Mehrheitsbildung durch Koalition wollen. Der Versuch war dem deutschen Parlamentsleben nicht ganz fremd, aber doch in dieser Weise, mit Einbe ziehung des Freisinns, noch nicht gemacht wor den. Bis in die Reihen der deutschen Reichs partei hinein sind bei uns Politiker aufgetreten, die den Uebergang zum System der festen Mehr heit für wünschenswert zur Konsolidierung der politischen Verhältnisse erachtet haben. Fastuns allen schwebt daS englische System der Abwand lung einer konservativen und einer liberalen Regierungsweise al» Muster vor. Auch die Deutsch-konservativen sind, wenn sie selbst die Mehrheit besitzen, nicht abgeneigt, solche Gedan ken sich zu eigen zu machen; in den Tagen, da der Block gesprengt wurde, und nachher haben sie allerdings ausdrücklich die Forderung aufge stellt, eS solle der Schritt zum konstitutionell parlamentarischen System vermieden und zur Methode der „wechselnden Mehrheiten" zurück gekehrt werden. Fürst Bülow hat diesen Schritt in die alten Verhältnisse zurück nicht mitgemacht, Herr v. Bethrnann Hollweg hat die Aufgabe auf sich genommen. Man muß erstaunen, wie rasch sie ihm gelungen ist. Ter Reichsfinanzreform, die von der Rechten und dem Zentrum gemacht wurde, ist die elsaß-lothringische Verfassung ge- folgt, die von der Linken gestützt wurde. Ter neue Reichstag wird, wenn nicht alles täuscht, wieder als ein solcher mit „wechselnden Mehr heiten" zusammentreten. Ob dies freilich die unwiderruflich letzte Form konstitutionellen deut schen Leben- sein kann, wird dem, der die Ge schichte anderer Staaten kennt, zweifelhaft er scheinen. Deutschland hat eine Parteibildung, die England nicht kennt: das Zentrum; eS wird daher vielleicht auch eine besondere, deutsche Form deS ParlamentSlebenS haben müssen, aber die endgültige dürfte noch nicht gefunden jein. Die Selamtkrilis Les Orients. Von Dr. Albrecht Wirth - München. Alexander der Mazedone war der größt« vor» kämpfer de, Abendlandes. Er beeidigte die Perser» kriege, di« fast zwei Jahrhunderte lang die Welt de, Mittelmeerer in Aufregung gesetzt hatten, zugunsten des Westen, und trug sein« Waffen bis aik di« Ufer de, Indu» und Jaxartes. Selbst die Römer, die in vorderafien seinen Fußtapfen folgten, haben nicht entfernt die Grenzen de, mazedonischen Wellstaate« erreicht. Am weitesten kam noch Trajan. Bald nach ihm beginnt der Orient wieder zu steigen. Das Schwergewicht der Welttultur wandelt nach Vorderasten zurück. Auf religiösem Gebiete ist es das Christentum und der Mithrasdienst, durch die der Westen unterjocht wird; auf dem Gebiete der Kunst wird ebenfalls der Okzident wieder abhängig vom Orient. Noch stärker wird da, Uebergewicht des Ostens durch den Arabersturm. Zu gleicher Zeit dringen die Unterbefehlshaber der Khalifen über Marokko und Spanien bis nach Südfrankreich, im Norden bis über den Kaukasus und im Osten bis nach Kaschgar und zum Pendschab vor. Ein Gegenstoß des Abendlandes setzt durch die Germanen, besonders die Normannen «in. Die germanische, wenn auch meist romanisierte Ritter schaft war di« Trägerin der Kreuzzüge, durch die nicht nur die Küsten Vorderasiens, sondern auch der Nord saum Afrikas in Mitleidenschaft gezogen wurden. Wenn man jedoch genauer Hinsicht, was bedeuten eigentlich die Herrschaften der Kreuzzügler? Sie um faßten zusammen ein Sechstel Millionen Quadrat meilen. Was will da, heissen gegen die 15 Millionen der damaligen islamitischen Welt und gegen die 30 Millionen des Mongolenreiches? Erst dieEntdeckungsfahrtenderPortu- aiesen und Spanier änderten das Bild. Der Islam wurde im Rücken gefaßt. Kolumbus ging ja mit dem ausgesprochenen Zwecke über das Meer, um mit dem dort zu gewinnenden Golöe die Anhänger des Propheten zu bekämpfen. Die portugiesischen Admirale hatten sich gleich zu Anfang mit Len Flotten der ägyptischen Mamelucken und der Moguls yerumzuschlaaen. Es handelte sich aber schon nicht mehr nur um die Niederzwingung des Islams; man hatte bereits mir einer anderen Welt zu rechnen, der des Buddha und Konfuzius. Auch die ostasiatische Lvelt wurde nunmehr von den Weißen bestürmt. Japan und China sahen sich von den Entwürfen der Spanier bedroht, die auf den Philippinen einen trefflichen Wasienplatz gesunden hatten; später kamen die Holländer nach Formosa und die Engländer nach den Molutken und ins chinesische Festland. Neben die ganze Länge der mohammedanischen wie buddhistischen Welt aber legten sich die Russen; in einem kühnen Siegestaufe, der nur ein halbes Jahrhundert währte, durchstreiften und unterwarfen die Kosaken alle Lande vom Ural bis zum Meere von Ochotsk. Damit war derOrient abermals in ein« große Krisis emgetreten. Als Kolumbus nach Westen fuhr, da besaßen die Sveißen nur ungefähr ein Fünfundzwanzigstel der Gesamtoberfläche der Erde. Als bei uns der Dreißigjährige Krieg anhob und die Mandschu sich zur Eroberung Chinas gürteten, da war der Anteil der Weißen an der Oberfläche unseres Planeten auf etwa ein Fünftel gestiegen; bis zum Sturze Napoleons vermehrte sich dieser Anteil auf beinahe die Hälfte. Die Taten Alexanders waren längst überholt, nur freilich fehlte der weißen Herr schaft gerade der Kern des Orients, nämlich die Striche am östlichen Mittelmeer und deren Hinter länder. Das ist auch im Laufe des 19. Jahrhunderts nicht wesentlich anders geworden. Die Haupttat des verfloßenen Jahrhunderts war die Erschließung und Eroberung Afrikas, von dem die Europäer, als Napoleon Konsul war, nur erst ein Fünfzigstel besaßen. Dagegen sind die Westmächte in der Türkei und Persien bis 1900 nicht wesentlich weiter gekommen. Eines bedeutenden Einschnittes zwar dürfen wir nicht vergeßen, nämlich der eng» lischen Festsetzung in Aegypten, die 1882 anhebt, und der Unterjochung Algeriens durch die Franzosen seit 1830; dadurch war «ine mächtige Bresche in das lange so unzugängliche und feindselig« Nordafrika gelegt. Der Boxerkrieg wollte einen neuerlichen Fortschritt in gleicher Richtung anbahnen; schon redete man un verhohlen von einer Aufteilung Chinas. Einzig Japan hat sich dem weißen Ansturm gegenüber nicht nur behauptet, sondern hat sich eine Weltstellung errungen. Sonst jedoch geht der Okzident auf derselben Dahn der Aus- dehnungnochimmerweiter. Im Jahre 1904 drangen di« Engländer in Tibet ein und besetzten dessen so lange den Fremden verschlossene Hauptstadt Lhassa. Im gleichen Jahre schlossen sie einen Vertrag mit Frankreich, kraft dessen sie den Franzosen di« Ausbeutung Marokkos überließen. Drei Jahre später ging es gegen Persien. Durch das August-Abkommen von 1907 wurde das Reich des Schahs zwischen Russen und Briten verteilt. Der Türkei brachte das Jahr 1908 den Anfang von viel Unheil. Bosnien, die Herzegowina und Bulgarien wurden endgültig vom Leibe des osmanischen Staates losgelöst. Bürger kriege durchtoben all« Länder der Türkei. Ihre Ab bröckelung begann. Italien erwirbt mit einem brutalen Handstreiche Tripolis. England wirft seine Augen auf Arabien und Mesopotamien, Frankreich auf Syrien. Endlich brechen Unruhen in China aus, die zum mindesten «ine Lostrennung der Außen provinzen im Norden, jedenfalls aber eine Schwächung des himmlischen Reiches zur Folge haben werden. Der gan»e Orient mithin, von den taifun gepeitschten Gestaden d«s stillen Ozeans bis zur Guineaküste, ist voller Unruhe, ist in ein« gefähr liche Krisis geraten. Zwar ist gegen den Stoß der Europäer und Amerikaner der Gegenstoß der Orientalen nicht ausgeblieben. Der Nationalis mus, der bei uns seit einem halben Jahrhundert das Haupt «rhebt. er ist auch im ganzen Orient erwacht. Greifbare politische Ergebnisse hat er jedoch bis jetzt nur iir Japan erzielt. In anderen Ländern, in Aegypten, Indien und der Türkei macht sich zwar auch der Nationalismus äußerst bemerkbar, allein er hat es trotz aller Anstrengung nicht vermocht, die Angriffe und Einwirkungen Europas und Amerikas zurückzuroeisen. Die Iungägypter, die sich sehr ver- nehmbar machen, haben doch weder Kanonen noch eine Flotte. Die Iungchinesen haben sich zwar besser ge- rüstet, aber es bleibt doch zweifelhaft, ob sie jetzt schon einen dauernden Sieg daoontragen werden. Die andere Krisis b«s Orient, ist kulturlich religiöser Art. Die islamische und konfuzische Welt hat sehr vieles von den Weißen angenommen, nicht nur Werke der Technik, sondern auch Gedanken der Wissenschaft. Der Glaube der Iungtürken wurde durch westlich« Gleichgültigkeit zersetzt. So wird der Osten in den Wurzeln feiner Kraft benagt. Dss SchMahrtsadgabengeletz unü üss Ruslanü. Uns wird geschrieben: Die diplomatischen Verhandlungen der deutschen Regierung mitOe st erreich, Holland und der Schweiz über die Regulierung der Elbe und Les Rheins und üie Erhebung von Schiffahrts abgaben werben erst im nächsten Frühjahr ausgenommen werden. Trotz der gegnerischen Stellung von Oesterreich und Holland zu den Schiffahrts abgaben ist di« deutsche Regierung der Hoffnung, daß die diplomatischen Verhandlungen nicht refultatlos verlausen werden. Sollte dies jedoch der Fall sein, so wird man diesen Staaten volle freie Hand lassen und die mit ihnen abgeschlossenen Verträge in allen Punkten respektieren. Durch die Regulierung der Elbe und des Rheins dürste auch das Ausland rn den Besitz so großer Vorteile gelangen, daß die damit verbundenen Nachteile kaum in Betracht kommen werden. Die Befürchtungen im Ausland« bestehen zum Teil Larin, daß es sich um Wiederaufleben der alten Abgaben handele, denen keine Gegen leistungen gegenüberstehen, während es sich tatfach, lich um Gebühren handelt, die im Interesse der Schiffahrr verwendet werden. Sie sind minimal im Verhältnis zu den dadurch ermöglichten Verkehrs erleichterungen. Mährend jetzt z. B. die Abgabe für «ine Tonne Kohlen von Ruhrort bis Mannheim 5 Pf. beträgt, schwanken die Frachten zwischen 1,50 und 2 während jetzt für Lerchterungsgebühren pro Tonne mindestens 40 Pf. gezahlt werden müssen, kann durch die Abgabe von 5 Pf. pro Tonne später das Leichtern entbehrlich gemacht werden. Vorläufig ist beabsichtigt, die Schiffahrtsabgaben auf der Oder oder Weser einzuführen und später auf einer Reihe von anderen Flüssen, die noch reguliert werden sollen. Di« Erhebung von Abgaben auf der Elbe und dem Rhein kann selbstverständlich erst er folgen, wenn die Verhandlungen mit dem Auslände von Erfolg begleitet sein werden. Es wär« immer- hin möglich, daß Oesterreich den deutschen Wünschen nachgibt und Holland in seinem Widerstande beharrt. In diesem Falle werden Befahrungsabgabcn nur aus der Elbe erhoben werden, während aus dem Rhein andere Mittel als Beitrag zu den Reaulierungskosten des Rheins in Dor- schlag gebracht werden müßten. Eine differenzielle Behandlung der deutschen und ausländischen Flagge auf deutschen Flüssen ist selbstverständlich ausge schlossen. Wenn Holland sich mit einer Aufhebung der Rhein-Schiffahrtsakte nicht einverstanden erklärt, so kann der Rhein unter das Schiffahrtsabgaben gesetz nickt fallen. Oie Revolution in China. Der Aiicklrilt des Regenten. Prinz Chun hat die Regentschaft niedergelegt. Einen Nachfolger soll er nicht finden. Die ein gelaufenen Nachrichten widersprechen sich noch immer über die Frage, ob die Einsetzung eines fünfköpsigen Regentschaftsrates geplant ist, der im Namen des fünfjährigen Pu Pi die Regierung zu führen hätte, oder ob, wie cs auch heißt, das Heft in die alleinige Hand des Ministerpräsidenten, also Puanschi- kais, gelegt werden soll. In der Sache liefe auch die erstere Form ziemlich auf dasselbe Verhältnis hinaus. Puanschikai würde etwa in die Stellung einrücken, die nach dem 18. Bru- maire der „Erste Konsul" Bonaparte in Frankreich einnahm. Im zweiten Falle wäre er der Tat nach schon jetzt der wirkliche Kaiser Chinas. Allerdings zunächst bloß für den Norden. Den größeren Teil seines Reiches müßte er sich erst er obern. Im Iangtsetale hat eine andere Regierung, zunächst freilich ebenso provisorischen wie proolematt- schen Charakters, sich eingenistet, die mit der Ein richtung einer Republik der „Vereinigten Staaten von China" beschäftigt ist. In verschiedenen anderen Provinzen sind einstweilen Selbständigkeits erklärungen erfolgt, um sich der Parteinahme für eins der streitenden Prinzipien zu entziehen, so lange jedes die ziemlich gleiche Wahrscheinlichkeit hat, das unterliegende zu werden. Indessen ist nicht zu leugnen, daß im ganzen die Sache der Revolution Rückschritte gemacht hat von solcher Erheblichkeit, daß die dritte Partei der Vorsichtigen in Schantung bereits das Banner der provinziellen Selbständigkeit wieder ein gezogen und den alten Drachen von neuem gehißt hat. Die Eroberung von Nanking ist mehr ern Liebhabergewinn wegen der historischen Bedeutung des „südlichen Hoflager»". In der Richtung auf Pe king sind militärische Erfolge an keiner Stelle erzielt, und der Verlust Hanyangs — ob die Kapitulation Wutschangs authentisch ist, erscheint nicht ganz sicher — hat den Aufstand in seinem Ausgangspunkte, da mit also wohl in seinem Lebensnerv getroffen. Die Degradation des bisherigen Oberstkomman- dierenden Liyuanhung in die zweite Stelle beweist wohl, daß die erlittenen Schlappen als empfindlich bewertet werden. Aber von einer raschen Aus nutzung der kaiserlichen Siege merkt man auch nichts. Der alte Fuchs, der in Peking die Dynastie mit der Furcht vor dem völligen Umstürze des Thrones aus der Reichsleitung hinausaegrault hat. scheint die Re- publikaner mit dem doch auf die Dauer nicht un gestraft zu verletzenden Nimbus des .Himmels sohnes" noch mehr als mit der ziffernmäßigen Heber- legenheit der kaisertreu gebliebenen Eliteregimenter zu schrecken — die für chinesische Verhältnisse seltsam bescheidenen Iruppenzahlen auf beiden Seiten be weisen ja die gemeinsame Scheu der streitenden Par teien, ihren Kampf mit einem undisziplinierten Auf gebote der Massen, wie es der Boxeraufftand war, zu führen. Das hat seine guten militärischen, hat aber noch mehr seine politischen Gründ«. Nicht bloß den zugleich patriotischen und egoistischen, daß di« dann