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Ausgabe ZK und 8 Nummer 21S — S1. Fahrgang vrtchrlnl -mal wSchu. mU Ilriistr.ocrausveUagei, .Srcmac -mV Mell' und der Nlnderdellag» .Für «»Ire Nelne» veule'. lowle den ikexlbellagen .UntcrhoUicng und Wtstecc' .rtevroNUlheHau«- can' ,-roS pule Svcb'. w ouallla er <v»z»aSpret» NuSpabe N mit St.-Beiuio-rUatl S,70 llluSpabe 0 ohne SI.-Benno-BIatt » S.L0 klnjelnummer tt» Eonnadend- u. Eonuta-nummer SO Hanptlchristlelter tkr, <S. LrSeiyk, Dresden. Hf M M Dienstag, IS. September 1SS2 P.rl-nSorl. Dresden W W Ws Aurcipkuvrclle: D>c IpelPnNeue pelll,elle NN ^amMen- W IM W W nu,elpku u.TlclIenpeiuche2O g Dle Pcl>Irel,ame,eNc. nun W W W W W W W W W W 18^ 40 dl»pelllreNa>n»,»lle >.!»<»>,. Prlela»b.»O^. ImPtaN« W Höherer ÄcwaN crlllchl iede NervUtchUuia W Auzcupen. Vettzimn «etchtMItcher r-tl G. «Vln»«!, Dresden, ooltssettuna GelchSftSftelle, Druil «nd Verlag! Kennantq, F«r christliche Politik und Kultur Der Kanzler vor -em Reichstag Aber die Auslösung ist schon so gut wie sicher — Schwere Bedenken dagegen in Wirischaslskreisen Empsang bei Kin-enburg verschoben Berlin, 12. September. Wenn das Neichskabinett heute nach einer Neqie- rungstangkett von dreieink-alb Monaten zum ersten Male vor dem Reichstag erscheint, dann wird mit der Verlesung der Regierungserklärung die dramatische Entwicklung einiger kurzer Tage eingeleitet, innerhalb derer eine grund legende Entscheidung über die deutsche Politik fallen muh. Nicht oft waren Reichspräsident, Regierung und Reichs tag vor solch weittragende Entschlüsse gestellt, wie sie jetzt gefaßt werden müssen. Es steht noch nicht mit letzter Sicherheit fest, ob der Lveg der nächsten Tage uns aus der äußersten Zuspitzung der politischen Lage in den offenen, unübersehbaren Konflikt hinein führen wird. Wil! kennen nur die Alternative um die es geht: entweder Auflösung des Reichstages — mit neuen Wahlkämpfen, verschärfter Radikalisierung des Volkes, neuer Beunruhigung der Wirtschaft und Zer schlagung der ihr vielleicht gegebenen günstigen Chancen — oder die Ermöglichung einer verfassungs mäßigen Zusammenarbeit der staatlichen Gewallten, die allein eine normale Entwicklung zu stabilen wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen sicher, zustellen vermag. Das ist die Alternative, und wer sie sachlich und besonnen erwägt, der ist erstaunt darüber, daß der einzig möglichen Entscheidung Schwierigkeiten selt samster Art in den Weg gelegt werden. Während di« Reichsregieruug mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit an der These festhält, daß die Auffassungen des Reichstages und die von ihm gebotenen Möglichkeiten zur Bildung einer Mehrheit und einer Regierung — der niemand eine starke, auch vom Reichspräsidenten gestützte Autorität versagen will — belanglos seien, wächst draußen, vor allem auch in Kreisen der Wirtschaft, die Einsicht, daß das sture Festbalten an diesem Kurse und die daraus sich ergebenden Konsequenzen unmöglich zum Segen des deutschen Volkes ausschlagen können. Diese Einsicht bringt — nach einer ganz ähnlichen Acußcrung der „Deut schen Allgemeinen Zeitung" nunmehr auch der „Berliner Vörsencourier" zum Ausdruck, der u. a. schreibt: „Nun sollen Neuwahlen in einem Augenblick stattsinden, wo der Kampf um Deutschlands Gleichberechtigung aus dem Mehr gebiet sich aufs Aeußerste zugespiht hat und der Unterstützung der großen Volksmehrheit bedarf. Zu einer Zeit, wo das Wirt- schastsprogramm der Regierung starke Hoffnungen aus einen Umschwung zum Bessern geweckt hat. Biele Monate lähmender Ungewißheit würden die Unternehmungslust aberinalo zurück schrecken, die wirtschaftliche Belebung und nicht zuletzt auch da für alle Teile der Wirtschaft so ausschlaggebende Weihnachts geschäft bedrohen. Unter diesen Umständen ist es mehr als be greiflich, daß der Reichspräsident seinen Entschluß sehr sorgsam bedenkt. Es wäre schwer zu verantworten, wenn die Auslösung des Reichstags und die neue Beunruhigung des ganzen Volkes in seinen Tiefen beschlossen würde, ehe alle, aber auch wirklich alle Möglichkeiten, die sich jetzt darzubicten scheinen, um einen in so vielfacher Hinsicht Bedenken erregenden Schritt zu vermeiden, erschöpft sind. Persönliche Verstimmungen dürfen hüben und orüocn am aUerwenlgsten maßgebend sei», wo so viel auf dem Spiele steht." Es ist keine Uebertreibung, wenn man sagt, daß di die Auffassung ungefähr des gesamten Volkes iß das nach den leidenschaftlichen Kämpfen der letzten Monate und angesichts der auf das äußerste verschärfte» inneren Spannungen nichts sehnlicher herbeiwünscht, als endlich wieder zu ruhigen und stabilen Verhält nissen zu gelangen. Dieses Volksempsinden deckt sich voll und ganz mit dem, was auch objektiv zur Ent wirrung der großen Staatskrise und zur Ermöglichung einer wirtschaftlichen Wiederbelebung notwendig zu geschehen hat. Es sollte eigentlich undenkbar sein, daß es eine Reichsregieruug gibt, die sich dem Vollzug dieser objek tiven Notwendigkeiten in den Weg stellen und für sich ein Recht zum Experimentieren in Anspruch nehme» wollte. Aber cs hat den Anschein, als ob eine Geneigtheit von dieser Seite her zur Lösung der Krise Wesentliches bei- zutragen, kaum vorhanden wäre, und es eine bereits fest beschlossene Sache sei, in eine noch unübersehbare Serie von politischen Experimenten hineinzusteigen. Die Erklärung des Kanzlers, die heute nachmittag in der 15 Uhr beginnenden Reichs tagssitzung verlesen wird, hat am Sonntag den Gegen stand eifriger Arbeit der Ressorts gebildet. Der Wortlaut soll erst heute vormittag endgültig festgelegt werden. Die Rede soll etwa eine Stunde dauern und die schwebenden politischen und wirtschaftlichen Probleme im Sinne der bekannten Auffassung der Negierung darstellcn. Die Rede dürfte mit einem Appell an die Parteien schließen, sich hinter das Wirtschaftsprogramm der Negierung zu stellen. Die Aussprache im Plenum, die der Erklärung des Kanzlers folgen soll, dürste am Dienstag beginnen. In einer scharfen amtlichen Erklä rung hat die Regierung bestritten, daß sie die Absicht habe, eine solche Aussprache zu verhindern. Es darf als sicher er wartet werden, daß die Redner der großen Parteien bei dieser Aussprache äußerste Mäßigung zeigen werden, um keinen Vorwand zu einer sofortigen Auflösung des Reichs tags zu bieten. Reuyork, 12. September. Unter dem Vorsitz von Alfred Sloan, dem Präsiden ten der General Motor Company mnrde ein Ausschuß von 7t> führenden Persönlichkeiten ans Industrie, Landwirtschaft und Arbeit gegründet. der sich mit der Prüfung des Problems der Verschuldung zwischen den Staaten befassen soll, und zwar unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkte n. Rn' eine solche Betrachtung, erklärte Sloan, könne die breite Masse des amerikanischen Volkes befriedigen. Daher sei geplant, die wirtschaftlichen Wirkungen der drei möglichen Lösungen darzustellen, nämlich einer v 0 l l st ä n d i ge n Zahlung oder einer Rcviii 0 n und Herabsetzung, oder einer v 0 llitän - di gen Streichung. Vizepräsidenten des Ausschusses sind Nicholas Ak. Butler. Präsident der Columbia-Universität, John Schwere Herbststürme an der deutschen Küste Berlin, 12. September. Aus den verschiedensten Teilen des Reiches tressen Mel dungen über schwere Stürme ein. Die ganze R 0 rdseet ii st e ist von einem heftigen Rordweftsturm heiingcsncht worden, der u. a. den Dampfer Glückauf des Norddeutschen Llond aus seiner letzten Helgolandfahrt zwang, die Nacht über in Helgoland zu verbleiben. Aus Borkum wurde Windüärke lkt gemessen. Tn der Nähe von Utlandhoru geriet ein Fischkutter in Seenot. Die Besatzung konnte gerettet werden. Ans Königsberg wird starker West und Siidwest sturm au der Ostseeküste gemeldet Auch die Stadl Königsberg selbst hatte stark darunter zu leiden. Iu den Parkanlagen wurden zahlreiche Bäume geknickt und entwurzelt. Ladeuschil- der wurde» heruntergerisieu. Feiisterscheikmu zertrümmert und scnstige Schäden an den Häusern ungerichtet. Der Pregel ist gestiegen und draht über die User zu treten. In Danzig wurde die Zcltkuppel eines dort ggs'ierenden Zirkuises und ein Stallzclt umgeworsen. Die Tiere sind provisorisch im städti schen Schlachthos nntcrgebrachl worden. Start des Grasen Zeppelin verschoben. Friedrichshafen, 12. September Der jur heute nacht vor gesehene Start des Luftschiffes Graf Zeppelin zu einer weiteren Südamerikasahrt. bei der dieses Mal das Lnilichisf bis nach Rio de Janeiro sahren wird, ist verschoben worden, da ein Ver lassen der Halle bei dem überaus heftigen Westwind, der seil Sonntag sriih herrscht, nicht angebracht erschien. Der Start seit in d e r Na chI zu m Dienstag erfolgen. Ein interessantes Spiel ist am Sonnabend nm den Empfang der Parteiführer beim Reichspräsi denten geführt worden. Bekanntlich sollte dieser Empfang am Dienstag stattsinden. In dem Wunsche, möglichst bald eine Klärung herbeizusührcn, hat der Neichstagspräsident Eoering den Reichspräsidenten gebeten, den Empsang noch am Montag stattsinden zu lassen. Auch dieser Plan aber ist geändert worden, weil inzwischen die Vermutung ausgetaucht war, der Kanzler werde bei diesem Empfang an die Parteiführer die Frage richten, ob sie sein Wirt schaftsprogramm unterstützen wollten, bei Verminung dieser Frage aber sofort den Reichstag auslösen. Neichs tagspräsident Goering hat daher erneut um Verschiebung des Empfangs gebeten. lieber einen neuen Zeitpunkt für den Empsang hat der Reichspräsident eine neue Entschließung noch nicht ge faßt. Es wäre auch denkbar, daß er abwartet, welcher neue Termin von feiten des Reichstagspräsidiums bzw. der Parteien nunmehr vorgeschlagcn wird Man rechnet damit, daß nnnmchr der Empfang der Parteiführer am Douiierstag stattsinden wird. Für diesen Tag wird allerdings in einer Meldung des Conti-Büros, das dem halbamtlichen Wolsf-Nachrichten-Dicnst bekanntlich nahesteht, mit einer Auslösung des Reichstags gerechnet. W. Davis, ehemaliger amerikanischer Bolschaiter in Loudon, Henry Fleitcher, ehemaliger amerikanischer Boischaster in Rom. Alsre) Smith, der frühere Gouverneur ves Staates Neuyort, Frank Lewdeu, der frühere Gouverneur von Illinois, Wicker- sham, ehemaliger Bundesgeucralanwali, ferner die Präsiden!- u der Eiieubabuer und landwirtschaftlichen Verbände. Weiler ge hören dem Ausschuß als Mitglieder an der elzemalige Botichas- ter Shurmauu und George Nuld. früheres Mitglied der Ne- parnt'ouskommisjiou, sowie Silas Strawu. der'frühere Präsi dent der Handelskammer der Vereinigten Staaten. USA. must spare« tilg Millionen Dollar Fehlbetrag. Washington, II. September. (Reuter.) Piäsident Hoover hat das Siaalshaushc.ltsbüro ausgesordert. die Ausgabenvor- anschinge für 1!d!l mindestens um .'>Ul> Millionen Dollar unter den Anichlägcu jiir 1ll:N zu halten. Die Ausweise über die Slcucreingänge sind seit einiger Zeit enllüuichend niedrig ge wesen, und ei" weiteres schweres Defizit wird für das nächste Finanzjahr erwartet. Nach Ansicht eines Mitgliedes des Finanz ausschüsse. des Senates dürste sich der Fehlbetrag wahrsä-einlich auf WO Millionen ix lausen. Englands Haltung Zn den deutsch-fkauzöfifcheu Erörterungen. London, 12. September. Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph schreibt, der Premierminister, der Staatssekretär des Aeußeren und Beamte des Forcign Osfice haben sich während des Wochenendes mit -er durch die deutsche Denkschrift und die fran zösische Antwortnote geschaffenen Lage lcesagt. Im Augenblick fei es noch nicht möglich zu sagen, wann und in welcher Form die brilisckze Regierung an den Erörterungen Icilnehmen wird. Sollte aber die französische Antwort die direkten französisch- deutsche» Besprechungen beendet haben, dann dürste ein britischer Schritt nicht lange aus sich warten lassen. Das Blatt erklärt dann, daß brilisckze amtliche Kreise überzeugt seien, cs dürsten keine Anstrengungen unterbleiben, um zu ver hindern. daß Deutschland die Abrüstungskonferenz verläßt. Bei Fixierung der britisck>en Politik würden nicht nur die Ansichten Frankreichs und Deutfchlands, sondern auch die Ilali e u s in Rechnung gestellt werden. Amerika prüft -ie Schuwensrage Einsetzung eines Ausschusses von Wirtschaftssachverständigen