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Im 29.8tock äe8 ^Vlritelrall öuiI6in§8 Ois V^ettermaeker von dke^vzrorlc In der Nähe der Vrooklynbrücke steht der riesenhafte, fast - weiße Bau eines älteren und gediegenen Wolkenkratzers. Mit dem Expretzlist fahren wir neunundzwanzig Stockwerke Hne irgendwo Station zu machen, empor. Dann find wir in einem Vllro, das im engsten Zusammenhang mit dem Newyorker Volk, dem Newyorker Verkehr und dem Eeschästsleben von New« York steht. Hier besindet sich die meteorologische Station. Die Wetter macher sitzen da an vielen Tischen und viele Telephone arbeiten ohne Unterbrechung. Wer Newyork und die Newyorker kennt, weiß, was dieses Büro für diese Stadt bedeutet. Es ist zweifel los eine» der interessantesten Dinge, verquickt mit der ungeheuren gvrganisation und dem machtvollen Leben dieser acht Millionen ^Menschen. In diesem Raum zeigt fich, quasi in einem winzigen Spiegel- Oild vereinigt, die Eemütsstimmung einer Riesenstadt, dann — «enn es regnet. Es darf nur ein Strich Regen fallen und sofort ändert sich die ganze Lage, der ganze Ausdruck Newyorks In einer Weise, die Pch kaum beschreiben läßt, und die sowohl psychologische als auch »ein kaufmännische Studien einer Stadtbevölkerung sichert. So wenig auch ein Strich Regen fiir den Mann bedeutet, der «nter seinem ausgespannten Schirm durch die Stratzen wandert, gigantisch ist er für den Meteorologen, der die ganze Bedeu tung eines winzigen Strlchleins Regen voll erfassen kann. Dann summt und rumort es ans allen Telephonen und Tau fende von Anrufen aus allen Teilen der Stadt finden das Ve- -rtzt. Es hat sich eine regelrechte Stammkundschaft herausgebildet. Einige Eefprächsproben zeigen uns, was in Amerika an Organisation und an Ecschäststüchtigkeit möglich ist, in dem Land, in dem kein Mittel gescheut wird, Geld zu verdienen. Pünktlich an jedem Morgen ruft die Leitung der Unter grundbahn an, zumindest die der I. R. T., während die B. M. T. Ihre eigenen Informationen einholt. Die Gesellschaft will die »oraussichtliche Temperatur um sechs Uhr abends wissen, um Ihren Hel-plan feststellen zu können. Eine andere Gesellschaft, die in den Piers und an den Hafenanlagen baggert und baut, will an jedem Morgen die genaue Windstärke erfahren, da sie bei eventuell heraufkommenden StUrmen ihre Arbeiterschaft einfach «ro diesem Tage nicht ausriicken lätzt. Dann klingelt eine bekannte Grotzbäckerei an. Sie will Wissen, wieviel Sonnenschein im Tag über sein wird. Warum? Weil im Sonnenschein fast alle Kinder auf der Stratze spielen — etwas, das hier in Newyork geradezu neapolitanisch anmutet —, und das Verbleiben auf der Stratze einen gewaltigen Absatz an Lutterstullen und Zuckerwerk verspricht und dementsprechend auch um Millionen Stück mehr gebacken werden mutz, und in geripp ten, leichten Pappschachteln verpackt, den fliegenden Händlern verkauft werden, die im Nu zu Hunderten und tausenden tele phonisch zu erreichen sind. Und daher auch diese Händler wieder an den Telephonen hängen, um die Art und Dauer des Sonnen scheins zu erfahren und womöglich die Zeit seines Eintrittes, um »fort „arbeitsbereit" zu sein oder sich nach anderer Wetterlage ««en anderen Erwerb zu suchen. . Die Fruchthändl» dagegen wollen die Temperaturen weiter drüben wissen, in den Bergen, durch die die Expressgüter kommen und in den Prärien, durch die die Züge mit den tropischen Früch ten eilen, um ihre Frachtlieferungen dementsprechend einzutelken. Daß die Flugzeuggefellschasten regelmässig und immer wie der anrusen, ist verständlich. Eie lichten sich dann ihre zahl reichen Linien nach Washington, Bosten, Chicago und Franzisko anders «in, weichen schlechten Wetterlagen aus, nehmen andere Routen, nur um ihren Dienst sicher zu stellen. Kaum zeigt sich eine dunrle Wolke am Himmel, dann be ginnen augenblicklich die Telephone zu rufen. Nichts ist von solcher Sicherheit in Newyork begleitet wie das aufgeregte Ein treffen dieser Anfragen. Und es gehört schon eine gute Portion Geduld dazu, alle die bis zur Lächerlichkeit herabsinkenden Fragen aus diesem Mil- kioncnpublikum, das ein regelrechtes Anrecht aus diese Wetter station zu haben glaubt, in aller Ruhe und sachgemäss zu beant worten. Und dennoch ist niemand über die Auskunft zufrieden. Ich muss das Gegenteil sagen; ich habe nirgends eine solch tadel lose Wetterprophezeiung mitgemacht, als in Newyork. Man teilte mir mit: Nehmen Sie bitte keinen Mantel mit, wenn Sie wieder gegen Abend zu Hause sein wollen. Kommen Sie erst nach sechs Uhr abends, ist es ratsam, Gummischuhe und Schirm mit sich zu tragen. Punkt sechs Uhr begann der Regen. Das habe ich fast immer (mit wenigen Ausnahmen) erfahren. Ich verstand es auch erst nach längerem Aufenthalt, warum die Newyorker so nervös sind und fast alle Tage xmal das Büro anrusen: Millionen Menschen verlassen frühzeitig das Haus, um erst abends wieder hcimzukehren, ost gegen Mitternacht. Da ist es gut, die Wetterlage zu wissen. Keiner scheut die Mühe, um sich unterrichten zu lassen. Tausende von Newyorker Bürgern wollen wissen, ob sie ihre Galoschen und ihre Regenhaut in eine Aktentasche verpackt mit in das Geschäft mitnehmcn sollen. Und tausende schimpfen wie die ausgemachten Rohrspatzen, wenn sich der Regen um eine Stunde früher eingestellt hat und zur Stunde des Arbeitsschlusses fast ganz nachgelassen hat. Diese Pedanterie in Wettersachen geht soweit, dass sich sogar Hausfrauen, die ausserhalb Newyorks in kleinen Häusern wirt schaften, das voraussichtliche Wetter erklären lassen, damit sie keine Wäscherinnen nehmen oder das Reinigen des Hauses ver schieben können. Die Automobilbcsitzer richten sich nach der Auskunft ein, damit sie nicht . . . umsonst ihren Magen waschen . . . wenn es regnen würde! Die Lebensmittelhändler richten sich nach der Wetterlage im Lagern ihrer Waren. Aus all den tausenden Anfragen fischen wir auch die eines Färbersabrikanten heraus, der das warme Wetter schon um einige Zeit voraus missen wollte, um den Mädchen und Frauen Gelegenheit zu geben, in riesenhaften Ankündigungen, dass sie ihren Putz für die warme Zeit schon jetzt abliesern sollen. Zu ihm gehören die Genossenschaften der Kleidcrmacher, die fich nach der persönlichen Auskunft des Leiters des Büros, eines richtigen Wetteronkels, im Ansertigen ihrer Sommcrmäntel, weissen Hosen und schneeweissen Sommerkleider unterstützen lassen und wissen wollen, wann das grosse Geschäft für Chijsone und P2si»lliakben kommt. Vie erweckte kose Die Knospe träumte von Sonnenschein, Vom rauschen der Blätter im grünen Hain, Von der Quelle melodischem Wogensall, Von siitzen Tönen der Nachtigall Und von den Lüften, die lrosen und schausseln, Und von den Düften die schmeicheln und gaukeln. Und als die Knospe zur Rose erwacht, Da hat sie mild durch Tränen gelacht Und hat geschaut und hat gelauscht, Wie's leuchtet und klingt, wie s duftet und rauscht. Als all ihr Träumen nun wurde wahr, Da hat sie vor süssem Staunen gebebt Und leis geslüstert: „Ist mir's doch gar, Als hält ich das alles schon einmal erlebt!" l'r1eUrl«.k vun 8al!et. WW!!!W!!WIMW»s!!!Ws!WV!s!!W!s^!!!WWUW Selbst die Taxis und Aussichtsomnibusie gehören zu den ! Stammkunden; cs ist begreiflich, dass ihr Geschäft von gutem Weiter abhängt und sic gerne missen möchten, in welcher Anzahl ihre Wagen gewünscht werden. Ein Strich Regen! Und es sieht in diesem Metterbüro ans wie in der Börse während der Haussezeit. Ein Schwirren nnd Hin und Her, ein Vcrbundcnsein, ein einiges Kesvräch mit der - >en Stadt, wichtig und unnütz zugleich, Gewinne bringend und Verluste in einem. Die Launen der Stadt tauchen dann gespenstisch auf. Picknicks, beliebt bei den Amcrilanern, müssen abgesagt wer den, Ausflüge verschoben, Autotouren eingestellt; das Shopping lässt sichtbar nach, denn Hunderitausende sind vom Regen beein flusst, in ihrem Gemüt ganz unbegreiflich deprimiert Freilich, schon der Milchmann kommt zu spät; man muss ohne Frühstück fort. Die Zeitungen sind nass und unleserlich und müssen frisch gelaust werden; die Hüte duften wie ausgegangene Leimblllten, die Subway wird unangenehm, wenn sich Tausende Menschen mit nassen Kleidern aneinanderdrängen, die Trains rollen langsamer, denn die Schienen sind schlüpfrig geworden. Da zeigt sich dann ein so winziger Strich Regen in giganti schem Ausmass. Und oftmals habe ich mich gefragt, wie es nur möglich ist, dass ein bisschen Regen das Gemüt so vieler 'Ameri kaner so beeinflussen kann wie in Newyork, dass man lanm eine Antwort bekommt, dass alle mürrische Gesichter haben, dass jede Arbeitsfreude einfach glatt und spurlos verschwunden ist. dass die Geschäfte leer sind an Kunden, der Absatz stock! und oftmals an einem Tag der Eesck-äftswelt einen Verlust von vielen Millionen Dollars bringt. Obwohl der bestürmte und verlästerte Wciteronlel in ncun- undzwanzigsten Stockwerk des Whitehall Building- tatsächlich nichts dafür kann, dass seine Prognose richtig einlras: Und der Regen fällt über Manhattan. l'ianz. I'> ioili-i, Ii Oso> Imasov. 8ckmug8lerpsrs6!e8 O8t8ee Ahus ist rin kleiner Hasen an der Ostsee, er liegt aus der Grenze zwischen den schwedischen Landschaften Schonen und Blekinge. Blekinge ist bekannt als das Land der schönen Mädchen, auch Greta Garbo entstammt einer Familie aus Blekinge, worauf die Mädchen in Ahus nicht wenig stolz sind. Nicht wenige von ihnen laufen als Greta Garbo-Kopien in den Strotzen umher, stehen am Ufer der Helge« und spiegeln fich im blanken Wasser: „Wer ist di« schönste im ganzen Land?" Nicht weit von der reizvollen, wohl acht Jahrhunderte alten Kirche des Städtchens traf Ich Gustav Andersson, den König der Epritschmuggler. Im Hafen lag seine Motorjacht, jetzt natürlich ohne Sprit, denn Gustav Andersson - ist nationaler Schwede und achtet die Gesetze. Er benutzt seine Heimat als Freistatt und schmuggelt nur an die anderen Küsten der Ost see, hauptsächlich nach Finnland. Er hat schon manchen Strauh ausgefochten mit den finnischen Zollkreuzern,, hat einmal einen von diesen gerammt, ist entkommen und scheut sich wohl nicht, auch einmal von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Vor zwei Jahren hatte man ihn auf einer Schäreninsel bei der Aalands- gruppe gefotzt. Er sollte nach Turku, wie Abo jetzt heißt, ab transportiert werden, zwängte sich nachts aus dem Bullauge seiner Kabln«, lieh sich ins Wasser und schwamm acht Stunden lang, bis er von Fischern ausgenommen wurde. Er entkam er neut nach Schweden. Mit Gustav Anderssons Motorjacht „Frigga", die am Heck die blaugelbrote Trikolore Rumäniens führte, fuhr ich mit nach Danzig, wo Andersson „Geschäfte" hatte. Und so lernte ich den Epritschmuggel kennen. Spritschmuggel ist der lohnendste und romantischste Schmuggel, den es gibt. Die Ostsee ist ein Dorado für Sprit- schmugglrr. Man kann an alle Küsten schmuggeln. Finnland hat rin Alkoholverbot, Schweden und die Randstaaten haben starke Einschränkungen des Alkoholverbrauchs und Einfuhrver bote für Sprit. . Deutschland hat ein Reichsspritmonopol, das ziemlich hohe Preise nimmt. Die Spritschmugglcr haben also die Auswahl. Die meisten von ihnen benutzen die Häsen Danzig und Edingen als Schmuggelbasis. Hier kaufen sie den Sprit mit 80 Pfennigen pro Liter ein, in Gdingen werden ihnen gar noch Ausfuhrprämien gezahlt, wenn sie es geschickt anfangen, denn Polen ist sehr an der Ausfuhr von Kartoffel sprit gelegen. Die Zollverwaltungen der Ostseestaaten verfügen sämtlich Uber Zollkreuzer und Zollflugzeuge, Deutschland hat deren zwei. Sie bekämpfen den Schmuggel gemeinsam, unter halten in Danzig und Edingen Beobachter, die das Auslaufen eines der bekannten Schmuggelboote sofort melden, die See ist frei und außerhalb der Hoheitsgebiete kann niemand den Schmugglern Vorschriften machen. Besonders viel wird nach Finnland geschmuggelt, dessen Schärenküste geradezu ideal für Schmuggler ist. Das Boot läuft zwischen die Schären, löscht irgendwo im Nebel seine Ladung, die nach und nach in Ruder booten nachts an Land gebracht und mit Autos abtransportiert wird. Der Verkaufspreis beträgt pro Liter etwa 3.50 M. bis 4 M. Es verbleibt nach Abzug der Geschäftsunkosten ein Rein gewinn von 2,50 M. pro Liter, bei 10 000 Litern, wie sie Andersson an Bord nahm, 2 5 000 Mark Reingewinn bei einer Fahrt. Das Risiko ist natürlich entsprechend groß. „Wir müssen Rücklagen machen", sagte Andersson, „falls einmal das Boot zum Teufel geht oder einer von uns dem Zoll ins Garn geht nnd einen guten Verteidiger braucht". Ein Doppelzentner Zucker kostet 25 Mark. Aus ihm kann man 50 Liter Alkohol Herstellen. Der Monopolvcrkaussprcis beträgt in Deutschland 6,00 M. pro Liter, also das Zwölsfache von dem, was der Sprit in Gdingen kostet. Bei der Spriteinfnhr wird ein Monopolausgleichssah von fast 100 Vrozent des Monopol preises erhoben, so daß es saft keine legale Spriteinsuhr gibt. Dafür gibt es um so mehr Eeheimbrennercien und Sprit schmuggler, die nach Deutschland zu schmuggeln versuchen. Erst kürzlich wurde bei Kolbcrg ein grosser Spritschmuggel aufge deckt und die sensationellen Schmuggelfahrten der Inge-Nixe der Gebrüder Lindemann sind noch in aller Gedächtnis. „Wir schützen uns von den Zollspiön«» in Danzig und Grungen, indem wir Ladung aus hoher See nbernebwdann ! weiss niemand, wann und wohin wir unterwegs sind ,ählt - Andersson. „In Gdingen wird ein alter Kasten gemielel, der . hunderttausend Liter und mehr an Bord bekommt und dann § an bestimmter Stelle in der Ostsee 14 Tage bis 3 Wochen kreuzt. Inzwischen holen wir die Ladung ab. Das ist mit'zwei oder ° drei Motorbooten in dieser Zeit bequem geschafft. Auch der Schmuggel von französischem Kognak und sranzönjchen Weinen, die auf hoher See von aus Frankreich kommenden Spezial schiffen übernommen werden, lobnt lick» . »d es ott>, Boote, die gerade Weine und Kognak direkt nach Russland schmuggeln. ! Das ist allerdings mit Lebensgefahr veilnüpst." Rian hört in Danzig und Gdingen ab und zu einmal, wenn jemand unter der Hand gefaßt worden ist. Die Zollverwaltungen sind so klug, keinen großen Lärm zu schlagen, wenn sie jemand aus die s Spur gekommen sind, um die anderen nicht zu vergrämen. Mancher Fischer bringt im abgedichteten Fischkasten Sprit vom Fang mit Heini oder schleppt im Netz, das gut beschwert und unter Wasser am Boot befestigt ist, Spritkanistcr mit, die er gelegentlich aus dem Wasser holt. Wenn ein Zollkreuzer kommt und der Fischer hat Sprit an Bord, dann bindet er an den Kanistern einen Sack Salz als Senkgewicht fest und wirft alles über Bord. 'Rach drei, vier Stunden bat sich das Salz ausgelöst und die Kanister schwimmen eien. Er braucht sie nur wieder auszusangen und an Bord zu i - bmen. Salz haben die Fischer zum Fischesalzen immer an Bo: eas ist unverdäch tig. Sie sehen, man braucht nicht i '. er einen doppelten Boden. Wir allerdings laden ganz ojsen ein, denn uns glaubt doch niemand, wenn inan uns irgendwo im Hoheitsgebiet eines Staates anhalten würde. Uns würde kein Versteck an Bord nützen, das nützt nur den der Zollbehörde unbekannten Ee- lcgenheitsschinugglern." An einem schönen Abend setzte die „Frigga" die Flagge und ging mit Ladung in See. Am Heck stand Andersson und winkte. Moderne Schmugglerromantik.... Holder Diiittz«.