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Uechlrmd Gericht königliches Lanögericht. * Leipzig, 17. Januar. Einen Strohfeimen au» Fahrlässigkeit nieder gebrannt zu haben, wurde der 26jührige Gärtner» qehrlte H lmut Rudolf Siegelt vor der dritten Strafkammer des Landgerichts beschuldigt. Der An geklagte befand sich, nachdem er im September v 2. in Neuhaus a. d. Oste eine kleine Gefängnis» strafe verbükt hatte, auf der Wanderschaft, um sich Arbeit zu suchen. Dabei kam er am 29. No» vember auch nach Leipzig, wo er schon einmal in Stellung gewesen war. Als er keine Arbeit fand, wanderte er gegen Abend weiter, um über Eilen burg nach Torgau zu kommen. Auf der Flur von Dewitz bei Taucha kroch Liegcrt am Abend in einen Strohfeimen, um darin die Nacht zu verbringen. Am anderen Morgen erwachte er gegen 9 Uhr und zündete sich vor dem Weitermorsche eine Zigarette an. Das brennende Streichholz warf er achtlos weg, es fiel in das am Feimen liegende wirre Stroh, entzündete dasselbe uns obwohl Siegelt das Feuer dadurch, daß er nasses Stroh darauf warf, zu loschen versuchte, griffen die Flammen bei dem lebhaften Winde, der an dem betreffenden Morgen herrschte, auf den Feimen über, so das; er vollstänoig nieder brannte. Siegelt bekam es mit der Angst zu tun, er schleuderte seine Streichholzschachtel, in der sich noch einige Zündhölzer befanden, von sich und lief quer feldein davon. Bon der Straße aus, die in einer Ent'ernung von 8M Metern an dem Felde, wo der Feimen stand, voriiberführt, hatlen mehrere Arbeiter das Feuer bemerkt. Sie eilten herbei und beschul digten Siegelt, daß er den Feimen a ngebrannt habe. Anfänglich leugnete er, dann gab er zu, da» er mit seinem Streichholz«: unachtsam gcweien lei. Man übergab ihn dem hmzukommenden Gendarmen, der Sieger! in Hast nahm. 2n der Verhandlung gab Siegert zu. den Feimen fahrlä sigerweiie in Brand gesetzt zu haben: er habe nicht etwa aus Rache mit Borsatz gehandelt, denn er kenne weder den Eigentümer des Strohseimens noch sonst irgend einen Menschen in der Gegend. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Brandstiitung zu einer Gefängnis st rafe von drei Mo naten und wegen Obdachlosigkeit zu drei Tagen Haft. Die Haftstrafe und ein Monat der Geiäng- nisstrafe gelten als durch die Untersuchung».,ast verbüßt. ? Die Balkanwirren zog der frühere Produkten händler Ernst Alfred Stephan, rer sich wegen Diebstahls vor der dritten Strafkammer des Land gerichts zu verantworten halte, in seine Verteidigung hinein. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, daß er am Vormittage des 31. Oktober v. I von einer Wiese bei Oetzsch an der Kreuzung der König Albertstraße und der verlängerten Parkstraße 500 m Fcldbahnschienen, 15 m Kurvenschienen und ein Herzstück abgefahren und gestohlen habe. Er hat diese Gegenstände, die einen Wert von 12«,0 bis 1400 ./« hatten, für 750 ./X an eine hiesige Firma verlaust. Der Angeklagte suchte den großen Unbekannten vorzuschieben, indem er behauptete, er sei gelegentlich eines Autounsalles mit einem Herrn bekannt geworden, der sich ihm als Philipp vorzestellt und gesagt habe, er sei der Ver treter einer auswärtigen Firma für Transportwesen, die viel nach den Balkanländern liefere und infolge der dort herrschenden Kriegswirren in Verlegen heiten gekommen sei. Nun habe er den Auftrag, das Bahnbaumaterial bei Oetzsch, das Eigentum seiner Firma sei — in Wirklichkeit gehörte das Material der Gemeinde Oetzich — hier wenn möglich an den Mann zu bringen, wozu der Angeklagte ihm behilflich sein sollte, es solle für ihn eine hübsche Provision dabei absallen. Stephan hat bis zum 10. Februar v. I. eine mehr jährige Zuchthausstrafe wegen Diebstahls und Hehlerei verbirgt. Es handelte sich damals um Diebstähle von großen Quantitäten Leim, die Stephan für 900 verkauft hat. Die Beweisaufnahme hatte das Er gebnis. daß Stephan, der sich der Firma, an die er das Material verkaufte, gegenüber Philipp genannt, nachher aber dem Buchhalter, der ihn zufällig auf der vtraße traf und ihn als Herrn Philipp begrüßte, abgestritten Hal, daß er Pgilipp sei und dos Geschäft mit ihm gemacht habe, und sich darauf aus dem' Staube gemocht hat» zu einer Strafe von zwei Jahren uno einem Monate Gefängnis verurteilt wurde: die bürgerlichen Ehienrechte wur den ihm aus fünf Jahre abertannt. ; Um einen Ehescheidungsgrund zu haben! Vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts stand die Arbeitersehcjrau Selma E. unter der Anklage der einfachen UrkunveiVsaljä-uiiz. Ihr Mann, der ein Truntenbold ist uno nur mangelhaft für die Familie sorgt, war von der Firma, bei der er arbeitete, aber inzwischen wogen seiner Trunksucht entlassen wovben ist, weil er in angetrunkenem Zustand in eine Ma schine geraten war, darauf aufmerksam gemacht wor den, daß die Steuerbehörde sich wegen seiner Steuer rückstände an sie gewandt habe. Am anderen Tage brachte E. einen Mahnzettel mit, der mit dem Qurt- tungsvcrmvrt und den Unterschriften der betreffenden Beamten versehen war. Die Firma schickte den Mahn zettel an die Steuerbehörde ein, und nun kam es her aus, daß die Unterschriften und der Qu.ttungsvcr- merk gefälscht waren. Diese Fälschungen hatte grau E. begangen, nachdem sie ein« Rate von drei Äiark bezahl! hatte, aber dann nicht mehr imstande gewesen war, die anderen Ratenzahlungen einzuhalten. Sie sagte, daß sie den Mahnzettel gefälscht habe, um in ihrem Manne den Glauben zu erwecken, die Steuern seien bezahlt. Als ihr Mann dann den Mahnzettel mitgenommen habe, da habe sie wohl gewußt, daß die Fälschung an den Tag kommen müsse, aber sie habe nichts dagegen gehabt, weil sie gemeint habe, wenn sie bestraft werde, dann würde sie von ihrem Manne loskommcn. Das Gericht beurteilte die Tat der Angeklagten sehr milde und erkannte wegen ein facher Urkuttdenfalsck)ung auf die gesetzlich zulässige Mindeststrafe von einem Tag Gefängni». ! Dieb »nb Helfer. Der 20jährige Schlossergesell« Walter Litzinaer aus Reudnitz schlich sich am 7. November v. I. in die Wohnung der Eheleute N. in der Senefellderstraße ein und öffnete dort mittels falscher Schlüffe! mehrer« Behältnisse, au» denen er 00 bis 70 «4t bares Geld stahl. Dann drang er da neben in di« Wohnung der Schneiderin B. ein und entwendet« eine goldene Damenuhr samt goldener Kette, ein goldenes Halskettchen, 70 «tt Bargeld und zwei Sparbücher, die auf 800 «<t und auf 13,50 «it lauteten. Wegen dieser Diebstähle hatte sich L. heut« vor der zweiten Strafkammer des Lrntdgericht, zu verantworten. Mit ihm auf der Anklagebank saß der 17jährige Bäckerlehrling Arthur Wäller Schwarz, der dem L. dadurch Verhilf« geleistet hat. daß er die Wohnung der Eheleute N., die L. offen gelassen hatte, als er nach dem Diebstahle sich aus dem Staude machte, verschloß: auch hat er von L. die gestohlenen Gchmucksachen zum Geschenk angenommen und 600 Ut von dem auf da« eine Sparbuch abgehobenen Geld« mit vertan. Außerdem war «r noch angeklagt, 20 di« er im Auftrag« seine» Meister» von Kunden ein kassiert hatte, unterschlaoen zu haben. Da, Urteil lautete gegen den Angeklagten L. auf achtMonate Gefängni». wovon zwei Monat« auf die Unter suchungshaft angerechnet werden, und gegen den An- geklagten S. auf zwei Wochen Gefängni». köalgllches Schöffengericht. Leipzig. 17. Januar. t Di« Gutmütigkeit «ine» L ndsmanne» an»-«- beutet hat der aus Solo chyn stammende Koch Perer Alexander Kaliyniuk, der sich vor dem Schöffen, gerichte wegen Betrug» zu verantworten hatte. Gr war mittellos nach Leipzig gekommen und ging am 1. Dezember in ein hiesige» Vereinshau», wo seine Lanosleute zu verkehren pflegen, und dar den Studenten S., den «r dort traf, um «ine Unter stützung. Da S. om folgenden Tage au» seiner bisherigen Wohnuni auszlehen wollre, so hatte er seine Sachen schon alle in zwei Koffer und eine Kiste zusammei.gepackt und sein« alten Kleidungsstücke ausgefondcrt. Er gab dem notleidenden Landsmanne also einen Zettel mit, auf dem seine Wirtin an gewiesen wurde, dem Uederbringer die ausrangierten Kleidungsstücke crnzuhündi.en. I. begab sich mit dem Zettet denn auch rn die Wohnung der Frau W., wo er deren beide Töchter antraf, denen er sä te, er solle die Sachen des Herrn S. ab- holen uno in die neue Wohnung bringen, von dem Zettel aber sagte er gar nichts. Die Mädchen glaubten dem Manne denn auch, daß er den Auftrag von dem Herrn S. habe, und sie gaben die Koffer und die Kiste hin. Auf ii.re Bemerkung, daß er doch nicht alles tragen könne, mein.« der Bote, dann gehe er mehrere Male. H. hat auch alles fort geschafft. Er gab die Koffer auf dem Bahnhofe rn Aufbewahrung, um den Inhalt nach und nach zu (Seide zu machen. Am k>. Dezember hat er auch versucht, einige medizinische änstr-menle auf dem Leihhame zu veisetzen, rnzwnchen hatte S. aber Anzeige erstattet und K. wur.e verhaktet. An die Anordnung des S., der seinem Landsmann doch nicht gan. getraut zu Haden scheint, daß er erst am 2. De cmber sich die alten Sachen abholen »olle, hat K. sich gar nicht gekehrt. Unter Anrechnung von zwei Wochen der erlrt enen Unter.uchungsha.t wuroe der Angeklagte zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. 4in mehrfacher Gistmöröer. Das Urteil. -8- Frankfurt a. M., 17. Januar. (Drahtnachr.) In oem Prozeß gegen den res mehrfachen Gift mordes angeklagten Fechtlrhrer Hopf wurden zu Beginn der heutigen Verhandlung den Geschworenen, wie schon gemeldet, die Schuld »ragen vorgelegr. Sie lauteten beim Vater Les Angeklagten aus Mord und Mordversuch, bet dem vorehelichen Kinde aus Mord, bei ter ersten Frau auf Mord, bei der zweiten Frau auf Riordoersuch, bei drm ehelichen Kinde auf Mord, bei der Mutter auf Mord und Mordversuch, bet der dritten Frau auf Mordversuch. Der Ver teidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Sinz- Heimer. beantragte, bei der ersten Frau tie Frage auf Mordversuch und schwere Körperverletzung im Sinne von tz 229, II hinzuzusügen, der denjenigen mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bedroht, der Lurch Bei bringen von Gift den Tod einer Person herbeiführt. Der Verteidiger beantragt seiner, bet dem ehelichen Kind« die Frage auf Mordversuch hinzuzusügen. Noch einer Pau,« ergriff der Staatsanwatt>,chastr- rat Beu m e vr» Wort zur Anklage. Er führte u. a. aus: Der Progeh, der hier zur Verhandlung ftaNd, ge- hört zu den sensationellsten, der in Deutschland i«- nrals oechanoslt worden ist. Der Giftmord, die nioderträchtigste und feigste Art des Mooses, gehört Gott fei Dank zu den Seltenheiten in unserem Vater land, und der Mobb mit Bakterien ist überhaupt nie mals bet uns bisher beobachtet worden. Hier wurde dem Angeklagten eine ganze Reihe von Giftmorden vorgcworfen. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß wir es hier mit einem der gefährlichsten und skrupellosesten Verbrecher zu tun haben. Der Ange klagte hat allen se.nen nächsten Angehörigen mit Gift nach dem Leben getrachtet und sie zum Teil um- goöracht. Das Motiv war überall schnöde Gewinn sucht. Um sich zu bereichern und sich lästiger Ver pflichtungen zu emtläsigen, hat der Angeklagte seinen iym am nächsten st.^enden Personen unsägliche Qualen bereitet. Langsam, mit teuflischer Berech nung und Usberlegunz hat er seine Opfer durch immer neu« Zuführungen von Gift und giftähnl.chen Substanzen zugrunde gerichtet. Jeder, der den Ver handlungen beigewohnt hat, wird von Abscheu und Entsetzen erfüllt sein über den Abgrund Lor Ver worfenheit, in den er hinsingeblickt hat. Schon in Niodechöchststadt stand der Angeklagte im Verdacht des Giftmordes. Aber der Angeklagte wußte mit der Zähigkeit und Energie des Verbrechers den Gerüchten entgegcnKUtreten. Er erzielte auch Verurteilungen wogen Beleidigung, und ein Verfahren, das gegen ihn schwebte, mußte wegen Mangels an Beweisen eingestellt werben. Nachdem seine zweite Ehe wegen Ehebruchs geschieden worden war, zog er nach Frank furt, -und hier ereilte ihn das Geschick, als er ver suchte, seine dritte Frau aus dem Leben zu schaffen. Auch die Staatsanwaltschaft hatte -uerft Zweifel. Aber schon nach kurzer Zeit stellte es sich heraus, daß man es hier nicht mit Phantasie, sondern mit einem begrüi deten Verdacht zu tun hatte. Es wurde fest gestellt, daß er feine Frau ungewöhnlich hoch ver sichert hatte, mit 80 000 mit einer Prämie von über 1000 jährlich. Das konnte er nicht zahlen, unv wollte «s auch nicht zahlen. Da hatte man das Motto. In seiner Wohnung wurde eine Haussuchung gehal ten, und man fand ein ganzes Arsenal der gefähr- licksten Gifte und eine ganze Reihe von Kulturen der gefährlichsten Krankheiten. Konnte man sich früher auch manche Krankheitserscheinung nicht erklären, nun war es klar, daß Hopf zu einer anderen, modernen Art der Mordes übergegangen war Das Belastung.'material, da» Hopf gleich im ersten Stadium des Verfahrens entgegengehalten werden konnte, war vernichtend. Da» erkannte Hopf mit dem Scharfsinn des Verbrechers und legte ein Ge ständnis ab, nicht aus Reue; denn Reue ist diesem Manne fremd. Er wußte, daß er gegen dieses Ma terial nicht anfechten konnte. Er hat zwar später seine Aussagen wieder abgeschwächt. Daß er sein« dritte Frau hat töten wollen, um in den Besitz der Versicherungssumme zu gelangen, hat er aber nicht in Abrede gestellt. Und was hat die arme Frau alles L-urchgemacht, wa, hat er ihr alle, zugeführt? Tuberkelbazillen, Eholerabazillen, Digitalis und Arsen. Al, die Bakterien nutzt die gewünscht« Wir- tung hatten, artff er zu Len bewährten Giften Digi- talts und Arsen. Kalt beobachtete er die Wirkung der Bakterien, die er selbst der Frau eingeg«b«n hatte. Ich meine, das ist das deutlichste Bild au» dem Der- vrecherlcben. Wer das fertig bekommt, dem ist auch zuzutraucn, daß er feine übrigen Familienangehöri gen vergiftet hat. Der Mordversuch an der dritten Frau hat dadurch ein« -chondere Bedeutung, daß er über die früheren Fälle Licht verbreitele. E, ließ sich nun festttellen. dah auch di« beiden anderen Frauen unter ähnlichen Erscheinungen erkrankt waren, und daß auch die beiden anderen Frauen gleich falls von Hopf hoch versichert worden waren. Beide Leichen sind untersucht worden, und in beiden Leichen ist Arsen gefunden worden. Ferner sind au» der nächsten Verwandtschaft noch gestorben 2 Kinder und Vater und Mutter. Bel allen hat die Untersuchung der Leiden stattgefunden. Das Resultat der Unter, suchungen waren beträchtliche Mengen Arsen. Da» ist ein schweres Belastungsmaterial. Wie soll das Arsen in die Leichen gekommen sein, wenn nicht vom Angeklagten, au» leicht erklärlichen Gründen. — Der Staatsanwalt Keller beantragte hierauf, den Angeklagten des vierfachen Morde» an seinem Vater, seiner ersten Frau und seinen beiden Kindern für schuldig zu erkennen: ferner beantragte der Vertreter der Anklage Verurteilung wegen Mordversuchs an seiner zweiten und dritten Frau und an seiner Mutter. — Ein Privattolegramm meldet uns: Vas vrtett. graukfurt a. M., 17. Januar. lGigeuer Drahtbericht.) Da» Urteil im Eiftmordprozeß Hopf wurde heut« nachmittag gefällt. Der Angeklagte wurde de» Mordes an feiner ersten Frau und seinen beiden Kindern sowie des Mordversuches an seiner zweiten und dritten Fra» schuldig ge, sprachen. Wegen der Anklage des Mordes und Mordversuches an Vater und Mutter erfolgte Frei sprechung. Da, Urteil lautete auf Todes, strafe, 15 Jahre Zuchthaus und Verlust der bürger lichen Ehrenrechte. Nach dem Spruch der Geschwore nen wurde Hopf gefragt, ob er noch etwas zu ent gegnen habe, worauf er mit fester Stimme ant wortete: Nein! * Köln, 17. Januar. (Drahtbericht.) Beleidigungsprozcß. (Schluß.) Nach zehntägiger Verhandlung vor der hiesigen Strafkammer wurde beute mittag 12 Uhr im sogenannten Bakschisch- Prozeß gegen den Redakteur Sollmann von der „Rheinischen Zeitung" das Urteil gefällt. — Ausgehend von der Verhandlung gegen den Kri minalkommissar Han ne mann am 80. September vor der Strafkammer in Köln, hatte Redakteur Soll- mann in mehreren Artikeln ganz besonders in einem mit der Ueberschrtft „Bakschisch" versehenen, gegen über Kölner Polizeibeamten den Vorwurf erhoben, daß sie für ihr« dienstliche Tätigkeit vom Publikum Geschenke annähmen. Gleichzeitig hatte er die Staatsanwaltschaft hineingezoaen, indem er behaup tete, ein Polizeikommissar habe im Einverständnis mit einem höheren Beamten der Staatsanwaltschaft 1000 gelegentlich der Erteilung einer Wirtschafts konzession erhalten. Den Vorwurf gegen die Staats, anwaltfchast hatte der Angeklagte gleich am ersten Verhandlungstage zurückgezogen, weil er auf einem Mißverständnis beruhe. Für die anderen Behaup tungen wollte er den Wahrheitsbeweis antreten. In der heutigen Verhandlung wurden noch ver- schiebens Erklärungen abgegeben. Polizeipräsident v. Wangemann überreichte dem Gericht u. a. die Personalakten über den Inspektor Kautz und erklärte, daß er sofort nach der Publikation des Urteils die entsprechenden Anträge zur Einleitung eines Diszi- plinarverfahrens gegen die beschuldigten Beamten bei der Behörde stellen werde. Mit aller Entschieden heit wies der Polizeipräsident den von Inspektor Kautz gegen ihn erhobenen Vorwurf des Meineides sowie den verschiedentlich geäußerten Anwurf daß er hochmögenden Leuten gegenüber seines Amtes nickt gewaltet habe, zurück. Das Urteil lautete, daß der Angeklagte bei seinem Bildungsgrade das Bewußtsein des ehrenkränkenden Charakters der Be hauptungen hatte, daß er aber durch sein« Ehren erklärung gegenüber dem Polizeipräsidenten und dem Beamten der Staatsanwaltschaft die Borwürfe, für die er keinen Beweis der Wahrheit hatte, zurück genommen habe. Der Schutz des tz 193 sei dem An- geklagetn zugebtlligt. ebenso mildernde Umstände, so weit die Behauptungen betr. die Polizeiinspektoren, Kommissare, Polrzeiboamten und Kriminalbeamten erwiesen seien. Freisprechung konnte jedoch auch wegen dieser bewiesenen Behauptungen nickH er folgen. weil aus der Fassung des Artikels die Absicht der Beleidigung hervoraing. Das Urteil lautete wegen öffentlich in der Presse begangener strafbarer Handlungen auf 500 Mark Geldstrafe und Tragung der Kosten des Verfahrens. Außerdem wurde den Polizeibehörden sowie der Staatsanwalt schaft die Publikationsbefuqnis des Urteils auf Kosten des Beklagten in den Kölner Blättern zugebilligt. Nachrichten vom Lage. GchlsiSnnMe. M»»l»t», 17. , Wie sich jetzt -erausstellt, ist nicht Ler nieder ländische Paffagterdampfer „vakavier S" Mer defle» angeblichen Unfall «vir in der gestrigen Abendaus gabe unseres Blatte» berichteten. Di« Red.), sondern der Dampfer „TlaLton" von der Harmich- Linie gestrandet. Da» Funkentelegramm vom „Vatavter 3" war verstümmelt. Der Dampfer „Tlackton" hat Hilfe abgelehnt und wird wahrschetn- ltch mit der nächsten Flut wieder flott. Der Dampfer „Vakavier 3" ist in Hock van Holland etngetroffen. Hamburg, 17. Januar. Nach einer bei der Hamburg-Amertka-Lint« ein gegangenen Meldung au» Punta Arena» find von einem Sezelfahrzeug im Kanal di« Leichen des dritten Offizier» Vahrenkamp und des Magazinverwalters Repin vom Dampfer „Acitta" aufgefunden worden: ferner wurden Wrack teile und ein Rettungsring vom Dampfer „Acilia" angetrieben. Die dort ansässigen Indianer sagen aus, daß dort ein großer Dampfer ge sunken sei. Schreckenstat einer wahnsinnigen Mutier. lEigenerDrahtbericht.) Kerns lWestf.), 17. Januar. In der Kolonie der Gewerischaft „Friedrich der Grone" wurde die Frau des Bergmanns Schittkowiki plötzlich vom Wahnsinn be fallen. Sie sprang auf, ergriff ihr sieben Wochen altes Kind und schleuderte es solange gegen die Wand, bis es tot war. Die drei jäh lige Tockiter hätte dasselbe Schicksal ereilt, wenn nicht im letzten Augenblick der Vater hinzugekom men wäre. Da» Haller «ngerhau» vernichtet? (Eigener Drahtbericht.) München, 17. Januar. Nach einem Privattelegramm der „Münchner Neuesten Nachr." aus Hall (Tirol) soll da» Haller Angerhaus im Karwendelgedirge durch einen Lawinensturz zerstört worden sein. Eine Bestätigung fehlt noch. Vie vuLkankatastrophe in Japan. Kaposchinra, 17. Januar. Die normalen Zustände treten mit Schnelligkeit wiederein. Zahlreiche vermißte Flücht linge kehren an ihre Wohnorte zurück. Man glaubt, daß die Zahl der Umgekommenen sehr viel niedriger ist, als die ersten Verlustlisten angaben. Unter Berücksichtigung dieser Tatsache, daß die Berichte über die Zerstörung Kagvschimas stark über trieben waren, wird man auch die folgende Nach richt, die von einem neuen Ausbruch des Vulkan» zu melden weiß, mit einiger Vorsicht aufzunehmen haben: Tokio. 17. Januar. Unter Begleitung von Erderfchütterungen sind zwei weitere heftige Ausbrüche des Vulkans Sakuraschima erfolgt. Viele Gebäude sind eingestürzt. * Reiche Stiftung. Aus F rankfurta.M. meldet uns ein Telegramm: Der kürzlich verstorbene frühere Frankfurter Bürgermeister Prof. Dr. Heuisen- stamm hat der Stadt 150000 für wohltätige Zwecke vermacht. * Liebesdrama. Wie uns ein eigenerDraht- bericht aus München meldet, ereignete sich am Connabendfrüh in der Ruckerstraße ein Eifersuchts drama. Der Maurer Heidan überfiel seine Frau, versuchte ihr den Hals zu durch.chneiden und verletzte sie schwer. Der Täter flüchtete, stellte sich jedoch später der Polizei. * Drei Leichterboote gesunken. Wie aus Kap Haitien via Hamburg gemeldet wird, sind drei Leichterboote mit Kolonialprodukten für den Dampfer „Talabria" von der Hamburg. Amerika- Linie untergegangen. Der Schaden wird auf 60 000 Mark geschätzt. * Explosion. Aus Barcelona, 17. Januar, wird uns gedrahtet: In einem Tunnel bei Earrate de Torrio sind die Zylinder einer Bohr maschine explodiert. Drei Personen wurden getötet und zehn verwundet.