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'Bezugs.Preis 4r und Lorort« onrch »in, Trtaer und «»«diieurr 2««l ttnlich m»p«u« gedrachl: nouurl., >t.7U^» »«»ilLdri >v«t uniern Hilialni ». An» «ch»«Men adgrhoii, 7» -4 L.RL vler«ttädrt. Durch »<e P«k: t«u«h»ld Deu»tchla»d« und d«e »mich« üoloni«» vierleljLhrU 8.4» ^», amoutl. 1^4 audlchl. PostdtUkllgeld. ^rrn«r in velgie«, LLnemark, den Loaauslaateu, Il<U>«u. T'urkmdurg, Nirdcrlaud«, ^or- -veaeu, Leslerrrich Ungarn, Rußland, -chwcdcn, Lchwerz u. Spaniea. In allen uvrigea Llaale» nur direll durch d«a uteichäitllielle sei Blaue« erhLitiich. La« Leivziger Laaebiatt erlcheml 2 »al -t-lich, Saun- u. Mcriag» nur morgen«. Adoane enr-Ännaume : Äugullutplatz 8^ d« »nieren LrLgern, »Ziliai-n, Lvedueur« uud Luua-meftrllen, »owie Uosltmter» u»d Briesirigern. rriagalverkauieprei« der Morgen- »u«gabe 1v T», der r.bend u«nab« S «t. Nedattion und GeschäfttsteLr: Iohannligusse 8. . erniprecher: 14692, 14693, 14694 Morgen-Ausgabe. MiWMrTMblM Handelszeitnng. Ämlsvkatt des Aales und des Nolizeiamtes Ser Ltadt Leipzig. Ättzeiqrn-Prei- itr Iulerare au« Uewzig uuo Uingedui», di« Sgelpaliene SO nun breite Petit,«»« 2b »t« 7« nun breite SteNaniezeUe l »oa auiwärt« 30 iXeNamen 1.20 Inserate »»« Bedtrde« >« amtlichen leit »i« 74 mm breit« Petitzetl« 4U «eschLitlauieigen mit Platzvvrschrilten und i» da Sbeadautaab« im Preu« erd-hr. «abair nach Ians. Seilagegedllhr L p. Tausend exkl. Postgebühr. ssestertetlt« Nusträg« Wunen nicht zurück- gezogen »aben. Aür da» Erscheinen an deiNmmten Tagen uns Plätzen >oir» lein; Laranti« üdernonimeii. >u»«i^a»LnaLb»e: A«gua»4pl«tz bei stmtlichen Filiale« u. allen «nnoncrn- iükveditione« te« In» und «ullande«. -aucht-Ktliale Berit«: Corl Dunck«r, Herzogl. Payr. Hosbnch- Handlung Lützowstratie 10. (Telrvhon VI, Nr. 40Ä). Hauvt-Filiale DreSdrrr: Sastratze 4,1 (Telephon 4621-. Al. 61. vomierst«-, ücn 2. RIsr; lSlt. DSS Dichttglte. * In der gestrigen Stadtverordneten sitzung wurde die vom Rate vorgeschlagene kom munale Bierftencr mit 38 gegen 31 Stimmen angenommen. * Die Gesellschaft für Erdkunde in Leipzig feierre gestern ihr 50 jähriges Stif tungsfest. (S. d. des. Art.) * Der Reichstag setzte am Mittwoch die zweit« Lesung des Militäretats fort. (S. Rerchstagsber.) * Dem preußischen Abgeordnetenhaus ist am Mittwoch der Gesetzentwurf über die Feuer be st attung zugegangen. (E. Dtschs. R.) * Im neuen französischen Kabinett Monis haben Berteaux das Kriegsminifterium und Delcasse das Marinemini st erium ange nommen. (S. Ausl. u. Letzte Dep.) * Bei Tunitza au der türkisch-griechi schen Grenze sind zwei türkische Soldaten auf türkischem Gebiete von zehn griechischen Soldatenüberfallen und erschlagen wor den. (S. Ausl.) * Der Mörder des Deutschen Schultz ist in Pichon (Frankreich) verhaftet worden. (S. Tageschr.) Lin Haager Urteil. Das Schiedsgericht im Haag hat Arbeit gehabt. Ein völkerrechtlicher Streitpunkt ist von ihm zur Entscheidung gebracht. Die eng lische und die französische Regierung haben vor dem hohen Areopag, den Zar Nikolaus' Friedensmanifest begründet hatte, einen Hader geschlichtet, aus dessen Samenkorn gar leicht ein Unkraut grimmiger Zwietracht zwischen den Partnern der „«Meute coräiale" hervorsprießen konnte. Ein junger wohlhabender Brahmane, Savarkar geheißen, war in England wegen hochverräterischer Umtriebe gegen die englische Herrschaft über Indien verhaftet worden. Ein Schiff sollte ihn nach seiner Heimat zurück führen, wo strenge Richter seiner warteten. Unterwegs gelang es dem Gefangenen, im Hafen von Marseille über Bord zu springen. Der Jüngling erreichte schwimmend das Ufer. Aber seine Freiheitshoffnungen sollten sich nicht erfüllen: seine Verfolger waren ihm auf Booten nachgekommen und bewerkstelligten die Wiederergreifung des Flüchtlings, dessen nasse Kleider jeden Steckbrief überflüssig machten, mit Hilfe der französischen Polizei. Nun entstand die Frage, ob dieser Freund schaftsdienst der Alliierten völkerrechtlich zu lässig war. Herr Savarkar befand sich bereits auf französischem Boden, besaß also einen An spruch auf jenes Asylrecht politischer Ver brecher, das dem Grundsätze nach auch heute noch anerkannt wird, wenn auch sein heiliger Charakter in unserem „umwertenden" Säkulum erschüttert ist. Vor allem die Franzosen waren noch vor einem Menschenalter stolz darauf, daß sie einen russischen Kaisermörder nicht an die Schergen des Zaren auslieferten, sondern ihn — zu Schiff nach England fahren hießen. Und doch erschwerte die Abweichung des russischen Auslieferungs-Begehrens den Abschluß des schon damals spukenden Bündnisses. Alexander UI. brauchte ein Dutzend Jahre, um seinen Verdruß zu überwinden. Jene holde Jugend-Eselei der französischen Demokratie ist längst ein überwundener Stand punkt geworden. Seit zwei Jahrzehnten folgt eine „Gefälligkeit" der anderen, blüht der Exporthandel mit russischen Verschwörern, die auf Frankreichs gastlichem Boden von den Spitzeln der „dritten Abteilung" aufgestöbert werden. Jede Lieferung wird in Petersburg prompt bezahlt mit einem Freundschaftsgrube des hohen Bundesgenoffen an die geliebte Marianne, die immer gleich so unglücklich wird, wenn er länger nichts von sich hören läßt oder gar mit einer anderen am Brünnele Extra touren tanzt. Vielleicht wird auch allemal die Marseillaise aufgespielt, wenn ein neuer Schub anlangt. Nun hat auch der „kardiale" Freund an der Themse sein Freundschaftsangebinde empfangen, Aber der Fall war so kratz, datz es nur auf Umwegen ging, datz man sich ein bißchen zieren mutzte. Herr Savarkar hatte nicht die kleinste Bombe geworfen! Er war wirklich ein ganz j reiner „politischer Verbrecher", der sich au» I natürlicher und immer achtungswert bleiben der Vaterlandsliebe gegen die Fremd herrscher Indiens verschworen hatte. Es war ein starkes Stück, daß die Hafenpolizei von Marseille sich dazu hergegeben hatte, nicht bloß englische Matrosen aus französischem Boden eine Menschenjagd veranstalten zu lassen, son dern selbst ihnen hilfreiche Hand zu leihen! Ja, der Fall lag noch ärger. Die französischen Beamten waren nicht von ihrer Regierung angewiesen, sondern direkt durch englische Be hörden instruiert, sich bereitzuhalten, wenn bei dem Einlaufen des Schiffes ein Befreiungs versuch unternommen werden sollte. Das konnte das französische Ministerium nicht hingehen lassen. Es mußte einmal auf das Völkerrecht, auf Frankreichs Recht an seinen eigenen Boden gepocht werden. Natür lich eignete das Vorkommnis sich noch nicht für eine Kriegserklärung. Heute fliegen die Degenspitzen nicht so schnell aus der Scheide wie in der Eriechen-Zeit. Aber es war wie geschaffen für eine Anrufung des Haager Schiedsgerichtes. Inzwischen hat sich Cavarkars Geschick erfüllt. Er ist in Kalkutta zu lebenslänglicher Ver bannung und Gütereinziehung verurteilt. Gaben die Haager also England unrecht, so mußten alle diplomatischen Künste springen, um ihn aus dem Erdenwinkel wieder herauszubringen, wo der Verarmte das trockene Brot des Exils nagt. Er mußte sich in die englische Hand zurückbegeben, um feierlich freigelaffen, vielleicht auf Staatskosten nach Marseille zurück verschifft zu werden, wohin er sich vielleicht gar nicht sonderlich sehnt. Dieser Groteske hat der Schiedsspruch die englischen wie die französischen Behörden über hoben. Er hat Englands Standpunkt recht gegeben! Die Welt wird darüber staunen. Aber der Liebesbecher der «Kents coräirlle wird durch keinen Wermuttvopfen mehr verbittert. Und da» verdanken die Bettrauten den Schieds richtern im Haag. Diese aber find dank bar, daß ihre bleierne Muße einmal von einer wenig aufregenden Arbeit unterbrochen wurde. Cie haben niemandem geschadet; auch nicht dem armen Savarkar, dem doch bei einem günstigeren Urteile ein Kontumazverfahren blühte. Es sind einige Ballen Aktenpapier zwecklos verschrieben, das ist alles. Das ganze Verfahren war von den Staatsmännern vorher sorgfältig ausgeklügelt, und die Schiedsrichter haben ihr Siegel darunter gesetzt. Ehe man von der Haager Institution etwas wußte, wurden solche Dinge von Kabinett zu Kabinett geregelt. Das genügte ja auch, aber die neue Art macht sich doch etwas großspuriger. Man erweist der „Friedens-Idee" seine Referenz. Die Weltteile -es üeutMen Kronprinzen. Bon Dr. Oscar Boagard. (Nachdruck verboten.) XI. Kalkutta, 3. Februar 1911. Ama, Lahore und Delhi waren die Orte, an denen der Kronprinz auf dem Wege hierher die schönsten Denkmäler maurischer Kunst in Indien kennen ge lernt hat. Um Wiederholungen zu vermeiden, habe ich nur die schönste Perle, die Tadsch Mahal, im Reisebericht VIII geschildert und danl den Besuch von Lacknau (Lucknow) abgewartet, um im Zu sammenhang über die bedeutendsten anderen Bau werke maurischer Kunst in Indien sprechen zu können. Im Jahre 705 waren die Araber von Iran aus in Sind eingedrunaen, und die Ereignisse, die an diesen Einbruch anmüpfen, bilden den bluttriefend sten Abschnitt in der indischen Geschichte. Im elften Jahrhundert gewann die maurische Kunst die Ober hand, und nachdem Ibrahim, der letzte afghanische Sultan von Delhi, im Jahre 1526 gefallen war und sein Besieger, der tatarische Sultan Baber, das Reich der Großmoguls gegründet hatte, erreichte sie unter den kunstliebenden Mogulkaisern ihren Höhepunkt. Die Tadsch Mahal und die Forts in Agra, Lahore und Delhi entstammen dieser Zeit. Da die in ihnen liegenden prächtigen Paläste einander in vieler Hin sicht ähnlich sind, kann ich mich darauf beschränken, nur den von Delhi zu schildern, der auf mich den tiefsten Eindruck gemacht hat. Schah Jahan, dem wir die Tadsch Mahal verdanken, ließ ihn in der Zeit zwischen 1638 und 1648 erbauen. Wie in Agra führen zwei prächtige Tore in das Innere der Festung. Durch mehrere Höfe gelangt man zum Diwan-i-Arn, der öffentlichen Gerichts- und Audienzhalle, einst wahrscheinlich der prunkvollste und kostbarste Raum, der je geschaffen wurde. Prächtige Säulen tragen die Decke der marmornen Halle, an deren Rückseite der mit reicher Einlegearbeit aus Edelsteinen gezierte Thron der Moaulkaiser steht. Dahinter befand sich früher der berühmte Pfauenthron. Er wurde vom Perserköntg Schah Nadir 1797 geraubt und nach Teheran gebracht, nachdem der grausame Fürst bei der Eroberung Delhis an einem Tag« 30 000 Hindus hingerichtet hatte. Zweihundert Millionen Mark soll der Wett i des Prachtstücks gewesen sein. Die Rückwand wurde durch zwei große Pfauhähne mit ausgebreileten Schweifen gebildet. Die Pracht des Gefieders war dargestellt durch Saphire, Rubine. Smaragde, andere in das Farbenbild passende Edelsteine und Perlen. Der Thron war zwei Meter breit und ungefähr 1,3n Meter tief, er stand auf massiv goldenen Füßen, o:e mit Smaragden, Rubinen und Diamanten geschmückt waren. Ueberdacht wurde er durch einen von zwölf Säulen gehaltenen, mit Edelsteinen und Perlen be setzten Baldachin aus Gold. Zwischen den zwei Pfau- Hähnen befand sich über dem Thronsessel ein Papagei in Lebensgröße, der aus einem einzigen großen Smaragd geschnitten gewesen sein soll. Zu den beiden Seiten des Thrones waren zwei riesige Sonnenschirms aufgestellt, das in Indien übliche Symbol der Herr scherwürde. Die Fransen der Schirme bildeten Schnüre mit den auserlesensten Perlen, und die massiv goldenen Stäbe waren über und über mit den schönsten Diamanten besetzt, die in der Welt aufge funden werden konnten. Daß die Ueberlieferung nicht allzusehr übertreibt, läßt sich aus der wunderbaren Ausführung aller Räume des Palastes schließen. Decke und Wände des Thronsaales weisen herrliche Edelsteinmosaiken, Früchte und Vögel darstellend, auf. Lord Curzon, dem früheren Bizekönig, der für die Erhaltung der indischen Kunstdenkmäler außerordentlich viel getan hat, verdankt man eine ausgezeichnete Ausbesserung durch den Florentiner Künstler Menegatti. Nicht nur der blutgierige Persertönig hat den Mogulpalast zu Delhi des Geldeswertes wegen seiner Kunstschätze beraubt. Was seiner Habsucht bei der Plünderung entging, das eigneten sich zwei Jahr zehnte später die Marathen an. Rücksichtslos zer störten sie die Mosaiken der Decken und Wände und brachen aus ihnen Edelsteine. Gold- und Silber, filigran im Wette von 3^4 Millionen Mark heraus. Den größten Kunstwett im Palast besitzt wohl die Halle für private Audienzen, Diwan-i- Khas, eine der schönsten offenen Säulenhallen der Welt von seltener Harmonie und Pracht. Sie ist ganz aus weißem Marmor und überdacht von gold gedeckten Kuppeln; innen überziehen Edelsteinorna mente Wände und Säulen. An die Halle schließen sich auf der einen Seite die prunkvollen Räume des Harem, auf der andern die Badegemächer an. Zarte Marmorgitter trennen die Räume von einander und schließen sie nach der Dschumßa zu ab, und mar morne Wasserbecken durchziehen als Kanäle' die meisten Gemächer. In ihnen flössen früher plät schernd klare Bächlein dahin, um wahrend der heißen Zeit Kühlung zu bringen. Der Boden der Kanäle war mit längst geraubten silbernen Figuren ausge- leyt die im rieselnden Wasser spielenden Fischen glichen. Keine Kostbarkeit, keine Arbeit ist hier gescheut worden, um ein Eden auf Erden zu schaffen. Es ist eine der Stellen, von denen man sich nicht trennen möchte, so gewaltig ist der Eindruck hehrer Kunst; und die persische Inschrift im Diwan-i-Khas: „Wenn es ein Paradies auf Erden gibt, so ist es hier, so ist es hier, so ist es hier!" hat ihre Berechti gung. Dreimal habe ich stundenlang im Palaste zu Delhi geweilt, und jedesmal war ich mehr entzückt. Es ist geradezu wunderbar, mit welch feinem Kunst empfinden die einzelnen Bauten geschaffen sind. Nie wirkt die Kostbarkeit des Materials aufdringlich, und stets hat man das Gefühl, daß nur die künstlerische Wirkung für die Wahl des Stoffes ausschlaggebend war. Niemand kann sich dem Zauber entziehen, der von dieser Satte ausgeht. Nicht minder bedeutend als die Profanbauten sind die religiösen Denkmäler saraze nischer Kunst in Indien. In Agra, Lahore und Delhi gaben die Moscheen davon Zeugnis. Die Jama Masjid in Delhi ist die größte Moschee der Erde. Eie erhebt sich auf einem viereckigen Sand steinunterbau von ungefähr 10 Meter Höhe und nicht weniger als 140 Meter Läng« und Breite, zu dem auf drei Seiten große Freitreppen emporführen. Drei mächtige Torbauten gewährten Eintritt zu dem ungeheuren Hof, in dem Freitags Tausende von Mohammedanern zur Andacht versammelt sind. Drei große Kuppeln überragen die aus weißem Marmor und rotem Sandstein erbaute Moschee, und zwei schlanke. 6 Meter hohe Minaretts erheben sich zu ihren Seiten. Sie gewähren einen prächtigen Rund blick über Delhi. An der Ostseite gegenüber den. Fort liegt der Bau gänzlich frei an einem großen Platz und bietet einen erhebenden Anblick sowohl durch seine gewaltigen Dimensionen, als auch durch die Eleganz seiner Architektur und die Farbenwirkung von Röt und Weiß. Bon ganz Indien wallfahren die Muselmanen hierher, denn die größten mohammedanischen Heilig tümer Indiens werden in der Jama Masjid ausbe- wahrt: ein Barthaar des Propheten und ein Pan toffel von ihm. Bielen gilt diese Moschee als das großartigste Bauwerk byzantinisch-arabischen Stils. Der Kronprinz hatte als Führer eine be sonders geeignete Persönlichkeit, den im Dienste der indischen Regierung tätigen Archäologen Dr. San de r so n. der ihn schon in Agra mit oen herrlichen Erzeugnissen maurischer Kunst vertraut aemacht hatte Als der hohe Reisende auf dem Bahnhof in Delhi ankam, meldete sich ganz unerwartet Dr. Sanderfon bei ihm als nom Gouverneur Sir John Hewett von Agra aus gesandt. Der Kronprinz war über diese Aufmerksamkeit hocherfreut, und sein ganzes Gefolge zurücklassend, fuhr er allein mit seinem Führer sofort vom Bahnbof aus zum Fort und Palast und dann zur Moschee. Der Nachmittaa und nächste Tag galt dann dem Besuch der interessanten Ruinen um Delhi herum, und hier war Dr. Sanderson, Führung von ganz oesonderem Wett. — Es gibt kaum eine zweite Stadt, um die so heiß gestritten worden ist und um die so viel Ströme Blut vergossen worden sind, als um die frühere Millionenstadt Delhi. Siebenmal ist sie zerstört und an benachbarter Stelle wieder er baut worden, so daß sich das ganze Trümmerfeld als die größte Trümmerstätte der Erde auf einer Strecke von über 30 Kilometer Länqe erstreikt. Eine Reisig Bauten und andere Denkmäler von aroßen Kunst, werken machen den Besuch dieser historisch inter 105. Jahrgang. essanten Stätten lohnend, deren Beschreibung wir uns hier versagen müssen. Bot Delhi hauptsächlich künstlerisches u nd ge schichtliches Interesse, so trat bei dem sich anschließen den Aufenthalt in Allahabad das wirtschaftliche Moment in den Vordergrund. Indien ist ein Acker bau treibendes Land. Wie wir es schon früher beim Handwerk kennen gelernt haben, so ist es auch in der Landwirtschaft: die alten unvollkommenen Arten der Bodenausnutzung und Ernten sind heute noch ebenso in der Anwedung wie vor Hunderten von Jahren. Die indische Regierung gibt sich die größte Mühe, belehrend zu wirken, und aus diesem Grunde werden in den verschiedenen Provinzen Ausstellungen veran staltet. Zugleich soll hierdurch die Anregung zu: Gründung neuer kleiner Industrien mit geringem Kapital gegeben werden, an denen Indien ja sehr arm ist. In Allahabad, der Hauptstadt der „Vereinigten Provinzen", befindet sich zurzeit eine solch« Pro- oinzialausstellung. In meiner Erwartung, eine kleine primitive Ver anstaltung vorzufinden, sah ich mich sehr enttäuscht, denn auf einem riesenhaften Komplex, mit der statt lichen Zahl von 95 Einzelbauten bedeckt, entrollte sich vor den Augen des Besuchers alles, was von Indiens Landwirtschaft und Gewerbe bemerkenswert ist. Im höchsten Grade erfreulich war es, daß die Aus stellung dem Kronprinzen ein Beispiel von der Rührigkeit deutscher Kaufleute und Industrieller im Auslande gab. Keine andere europäische Nation nämlich hat sich — abge sehen von einigen wenigen Einzelaugstellungen — an der Veranstaltung beteiligt. Deutschland aber war durch zwei große Hallen, einen Pavillon und außerdem noch vereinzelt in verschiedenen Ab teilungen vertreten. Wir werden in den Schluß artikeln über die Jndienreise noch sehen, von welcher Bedeutung das ist. An Schwierigkeiten für das Zustandekommen hat es nicht gefehlt, und das Generalkonsulat in Kalkutta und besonders sein Handelssachver ständiger Herr Eösling, haben sich nicht minder um das Gelingen verdient gemacht, als die ständige Ausstellungskommission in Berlin unter der Leitung des bekannten Dr. Berliner. In erster Linii waren unsere großen Maschinenfabriken mit land wirtschaftlichen und gewerblichen Maschinen vertreten Es ist natürlich, dich sie bei der Ausstellung selbst nicht auf die Kosten kommen werden, aber es war eine gute Gelegenheit, bekannt zu werden und sich all mählich einzunisten, denn das Maschinengeschäst ist bisher von deutsch«! Seite in Indien stark vernach lässiat worden, und an Lokomobilen und Dampf Maschinen dürfte auch netter Absatz zu erzielen sein. Leider ist bei einer Reihe kleiner Maschinen ver säumt worden, sie auf der Ausstellung im Betriebe oorzuführen. Als Beispiel fällt mir gerade eine Strumpfwirkmaschine ein. die großes Interesse her vorrief, aber im Verkauf hinter der im Betrieb bc kindlichen englischen Konkurrentin zurücktreten mußte Die Käufer, und besonders die eingeborenen, wollen die Maschinen im Betrieb sehen, ehe sie dieselben er werben. Ganz gut ließ sich das Geschäft in Auto mobilen an, und es werden wohl alle Wagen ver kauft werden. Auch bei der Anlage einer Pforz Heimer Goldwarenfabrik sah ich. daß fast alle Stücke verkauft und nachbestellt waren, und so noch bei einer Reihe anderer deutscher Aussteller. (Der Schluß des Xk. Berichts folgt.) RelchstagsmsMorbereitmrgen in Sachsen. EineVcrtrauensmünnerversammluna desBundes der Landwirte für den 1. sächsischen Reichs tagswahlkreis (Zittau) beschloß, wie die „Dresd. Nachr." melden, nach einem Vortrag des Bundes vorsitzenden für Sachsen Landtagsabgeordneten O. Schmidt-Freiberg mit Stimmeneinheit, das Gesuch des nationalliberalen Wahlkomitees um Unterstützung der nationalliberalen Kandidatur abzulehnen und einen eigenen Kandidaten für die nächste Reichs tagswahl aufzustellcn. Als solcher wurde auch sofort der Guts- und Fabrikbesitzer Heinrich Korielt. ein im Kreise allgemein bekannter und auch politisch tätiger Herr, einstimmig ausgestellt. Korsett bat die Kandidatur auch angenommen. Wie die „Dr. Nachr/ zuverlässig erfahren, wird die Zentrumspartei — der Kreis zählt 15 Prozent Katholiken und brachte 1907 nahezu 1000 Zenttumsstimmen auf — diesmal auf die Ausstellung eines eigenen Zählkandi daten verzichten und Korsett gleich im ersten Wahlgange unterstützen. Daß Zentrum und Bündler samt Konservativen auch in Sachsen ein Herz und eine Seele sind, ist nicht weiter verwunderlich, daß aber die Zittauer Na tionalliberalen den Bund der Landwirte um Unterstützung des nationalliberalen Kandi daten der Linken ersucht haben, ist bei der gegen wärtigen schroffen Kampfesstelluna der beiden Par teien einfach unbegreiflich. Wir bedauern aufs lebhafteste diesen Schritt, weil dadurch die unbedingt notwendige wahltaktische Verständigung zwischen den beiden liberalen Parteien aufs äußerste erschwert wird. Im 16. sächsischen Reichstagswahlkreis lChemnitz) hat sich die Fortschrittliche Volks partei mit der Reichstaaswahl beschäftigt. Sie will mit den Nationalliberalen einen ge meinsamen Kandidaten aufstellen, lehnt aber ein Zusammengehen mit dem neugegründeten nationalen Ausschuß ab. Nach den „Chemn. N. N." wurde in der betreffenden Versammlung ausgeführt, daß ein Kompromiß mit diesem Ausschuß der Fortschrittlichen Bolkspartei nur schaden könne. Für sie komme e» nicht nur darauf an. die Sozialdemokratie zu be kämpfen, sondern auch den schwarz-blauen Block z« dezimieren. Schließlich beschloß man einstimmig, sich mit dem nationalen Ausschuß nicht einzulassen und an den mit den Nationalliberalen getroffenen Ver einbarungen sestzuhalten. — Als Einigungskandidat war vom nationalen Ausschuß Graf Posadowsky