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Von Sonntag zu Sonntag Englische, französische, italienische und deutsche Abrlisiungsdenlschristen der Oeffentlichkeit übergeben Frankreichs neuer Regierungschef - Nie einheitliche ReichSwerdung der deutschen Ration Staat und katholischer Klerus Der Almer Flaggenzwischenfall - Erklärungen von Dekan Gageur deshalb fand diese Volksverbundenheit ihren besonderen Ausdruck in einer grotzzüg « gen , gebenden Mit. sorge des Staates an den notleidenden Volksgenossen! Ein Reich i st, was deutscher Boden umschliesst, des halb muhten fallen die Hoheitsrechte der Länder, die auf die gröhere, umfassendere, «nächtigere deutsche Reichseinheit übergingen. Mit dem am 30. Januar vom Reichstag und Neichsrat einstimmig angenommenen Gesetz über den Reuaufbau des Reiches ist — wie «vir bereits in unserm Leitaufsatz vom 2. Februar hervorhoben — die Sehnsucht von Jahrhunderten iir Er füllung gegangen, der föderalistische Staat zum deutschen Einheitsstaat geworden. Freilich steht das neue Neichsgebäude nach im Zu stand des Unfertigen, des Rohbaues. Es gilt nach viele Einzelheiten einzubauen und dann als krönenden Ab- schluh — der« endgültigen, dem Ganzen nach auhe n hin seinen Charakter und sein Gepräge gebenden fertigen Versassungsturm aufzusetzen. Aber das sind Dinge zwei ten Ranges. Und Reichskanzler Avals Hitler hat in feiner groheir Rede vor dem Reichstag am 30. Januar ausdrück lich betont, das; die Frage der endgültigen Gestaitui^ der Staatsform des Denlschen Reiches heute nutzer jeder Diskussion stehe. Eines steht — vor allen« auch nach der Anflösung der monarchistischen Bünde am Freitag fest — die Frage der Wiederkehr der bundesstaatlichen Dnnn- stien ist nunmehr im negative«« Sinne geklärt Die endgültige Entscheidung über die deutsche Ve'.sgs>'"gg bleibt aber der Zukunft und zwar dein Spruch des ^"ät schen Bolkes vorbehalten. Wg. Tage geschmückt, wenn die alte Fahne nicht zersetzt ge- wesen und die neuen fertig geworden mären. So be gnügten «vir uns mit den zwei Fahne«« am Dekanathaus in gleicher Flucht der Kirche. Umso lauter möchte ich heute am Ehrentag des ganzen Bolkes, wenn es mir möglich wäre, auch dem ganzen Lande die Treue des Ulmer Klerus bekunden und ich persönlich will wenigstens hier vor der katholischen Gesaintgemeinde die Versicherung abgeben: Ich lege mein Amt als Dekan an dein Tage nieder, wo ich nicht mehr siir die Staatstreue des mir anvcrtrau* ten Klerus die Hand ins Feuer legen könnte. Was aber Slaatstreue ist und was nicht, das entscheidet sich nicht biotz im Herzen des einzelne«« Stürmers, das entschei det sich vor der obersten Gerichtsbehörde von Staat und Kirche, vor dem Forum des Gewissens und in letzter Instanz vor dem Richterstuhl des Allivissenden. Uns soll fürs Vaterland kein Gesetz zu beschwerlich, kein Opfer zu gross sein, unsere rückhaltlose Hingabe hat nur dort eine Grenze, wo wir gegen unser Gewissen, gegen unser»« Priestereid zu handeln gezwungen wür den, also an dem Punkte, wo das Schriftwort in Kraft träte: man muh Gott mehr gehorche«, als den Menschen. Sonst aber nstrd das neue Reich in Rot und Gefahr keine zuverlässigere Stütze finden, als im katholischen Klerus und dem treukatholischen Bolk." Diese Worte haben über Vie Aufklärung Ves ein zelnen Falles hinaus durch Vie Klarheit und Lauterkeit der Stellungnahme des Redners Bedeutung. Ein Vlick zurück Vielen Lesern fehlt es an dein «inen oder andern Tag der Woche an der notwendigen Zeit, die ganze Zeitung so genau durchzulescn, wie es eigentlich zur tieferen und lücken losen Erfassung des bedeutsamen Zeltgescl>ehen» notwendig wäre. Um ihnen und vor allein auch unseren Sonntags lesern die Möglichkeit einer rasa>en Orientierung über die bedeutendsten politischen Ereignisse der Woü>e zu geben, beabsichtigen «vir In Zukunft in der Sonntagsnummer eine kurze, zusammensassende Würdigung der Hauptereignissc der abgelaufenen Woche zu geben. Die Schristleitung. In der jetzt abgelaufenen, politisch hochbedeutsamen Wache stand im Brennpunkt der autzenpolitis6)eii Erörte rungen und Betrachtungen in Presse und Weltöffent lichkeit «vieder einmal die Lösung des europäischen Frie- dcnsproblems. Nachdem in den vergangene«« Wochen — van einigen ausländische«« Indiskretionen abgesehen — von feiten der Negierungen tiefes diplomatisches Schwei gen über die Fühlungnahmen von Land zu Land in der Frage der Abrüstungsbesprechungei« gewahrt wurde, haben nunmchr, da die Dinge wenn auch nicht geklärt, so doch in eine gewisse Entscheidung eingetreten sind, die vcranlwortlichen Leiter der europäischen Politik, den Zeitpunkt sür gekommen angesehen, ihre«« in Denk schriften niedergelsgten Standpunkt zur Abrüstungs frage der Oe f f e n t l i ch k e i t bekannt zu geben. Mit der Veröffentlichung der Abrüstungsmemoranden von London, Rom, Paris, Deutschland hat denn das Rät selraten um die diplomatischen Besprechungen der letzten Wochen sein Ende gefunden. Man sieht «vieder klar, leider — nach der Veröffentlichung der Pariser Note — zu klar und nüchtern. Der deutsche Standpunkt, der in der Sonnabend der Oeffentlichkeit übergebenen Denk schrift an die französische Negierung in Einzelt-eiten niedergelegt ist, ist in seinen Grundzügen zu bekannt, als das; man sie noch ausführlich darlegen «nützte. Er lätzt sich auf die Formel bringen: Ablehnung des Ungeistes von Genf, das nach den eigenen Worte«, Hendersons ein „allzustarres Werkzeug ist, die durch die Friedensver- t.äge von 1919 geschaffene politiscl-e und territoriale Regelung zu verewigen und rechtlich zu fixieren" — an dessen Stelle ein vertrauensvolles, friedfertiges Zusam- n'.emvirken der Völker Europas auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der nationalen Sicherheit. Man sollte glauben, auf dieser Basis Netze sich eine Einigung über das brennendste europäische politische Problem her- beisühren. Es sei dankbar und objektiv anerkannt, das; den,« auch die Negierungen an der Themse und ain Tiber in dieser Woche mit durchaus beachtlichen und trotz allen .tzompromitzcharakters ernst zu nehmenden Borschlägen zur Abrüstungsfrage hervorgctreten sind, aus denen man die Etkcnnlnis gewinnt, das; England und Italien gemeinsam bestrebt sind, de«, berechtigten Forderungen Teulscklands soweit als möglich nahe zu kommen. Lei der weist gegenüber diesen beiden fortschrittlichen, auf- o-Iockcrten Vorschlägen nnd Anschauungen über das Ab- u inngsproblem die Pariser Denkschrift eine der- orüw Starrheit und Unnachgiebigkeit auf, die bereits out den ersten Blick an die alten bekannten, kanonischen AK''!Iinicn der französischen Autzenpolit'ik der gesamten Rackkrieaszeit erinnern. Dieser Eindruck wird auch da durch nickt verwischt, datz die Abfassung der Note zeitlich etwas rurückliegt. An dieser starren und in alten Geleisen festgesah- rcnen Haltung der französischen Autzenpolitik ändert auch nichts die Tatsache der ständigen Regierungswechsel in Frankreich, die zwar — auch nicht immer — neue köpfe, aber mit alten Inhalten bringen. So hat jetzt den Sessel Chautemps Herr Daladier lnstiegen, der ein neues Kabinett gebildet hat, das er mit hohem Anspruch als „eine Negierung achtenswerter Männer" ankün- digle. dessen Stellung und noch mehr dessen Zukunft aber ckenso unsicher ersci-eint, wie die seiner zahlreichen Vor gänger im vergangenen Jahr. Daladier, der im 90. Le- lxmsjahr steht, gilt als Anhänger einer deutsch-fran- öchneejitirme in Ztalien und Rumänien Wölfe dringen in eine Stadt. Bukarest, 3. Febr. In Rumänien haben starke Lchueesiiirniü eingesetzt. Ter Eisenbahnverkehr ist sehr erschwert. Au° den Landstratzen ist der Verkehr fast voll- konnnen unterbrochen In Braila geriet der ganze Stra ßenverkehr ins Stocken. Im Hasen sind alle Schiffe eingefroren. Die Telephon- und Telegraphen leitungen sind zerstört. Die Gendarmerie unternimmt iikeiall Streifen, um die Wölfe zu erlegen oder min destens zu vertreiben, die zur Landplage geworden sind. In Hust am Prutle drang in den Aliendslunden von Frost und Schneeslurm getrieben ein Rudel Wölfe in die Stadt und gelangte bis zum Bahnhof, wo es von Polizisten «mV Vahnbeamten unter Feuer genommen wurde. Mailand, 3. Febr. In Nord- und Mittelitalien haben bei starkem Absinken der Temperatur erneut heftige Sckneesälle eingesetzt. In Mailand, Turin und Genua «eigte das Thermometer in der Nacht 4 Grad Kälte. An der Riviera herrschten schivcre Stürme. Im Hasen von Livorno zerschellte ein Motorboot an der Mole. Der Ichüjsvcrkehr auf der Adria ist stark gestört. zösischen Verständigung — allzu optimistisch stimmt uns dies allerdings nach unfern Erfahrungen nicht. Als pro minenter Freimaurer ist er Kirchen- und reiigionsfeind- lich eingestellt. Datz Politik und Diplomatie heute mehr denn je Anpassungsfähigkeit und Entschlutzkrast ersordern, das hat ganz im Gegensatz zu unserem westlichen Nachbar ein so treuer Freund Frankreichs «vie Polen durch sein Abkommen mit Deutschland erkannt und gezeigt. Polen hat bewiesen, datz es gesonnen ist, autzenpolitisch seine eigenen Wege zu gehen. Es «väre wirklich an der Zeit, datz die Staatslenker aller europäischen Staaten endlich einmal einsehen, datz in Europa neue, mächtige Bewegungen emporgekomincn und grotze Dinge im Werden sind. Das sagen «vir ganz besonders betont mit Bezug auf Deutschland, das in der vergangenen Wocl;e in stiller Grütze den Triumph seiner einheitlichen Volks- und Reichwerdung erlebte. Es entspricht ganz der Bedeutung des 30. Januar und dem gesunden Empfinden der deutschen Menscl^en, datz dieser Tag begangen wurde ohne Pomp und laute Feiern, sondern im lebendigen Geist der schaffenden Tat: Ein Volk sind «vir, ein Volk «vollen «vir bleiben, Ulm, 3. Febr. Wie erinnerlich wurde es in einem Schreiben der Ulmer Polizeidirektion an das katholische Dekanatamt Ulm beanstandet, datz die katholische Kirche an« Neici)sgründu«igstage nicht geflaggt hatte. Dazu nahm am Dienstag Dekan Msgr. Gageur Stellung, als er beim Dankgottesdienst zur Feier des 30. Ian. 1933 in der Kriegergcdächtniskirche predigte. Nach einem be kräftigenden Hinweis auf die Erklärungen des Rotten burger Bischofs über die Stellung des katholischen Klerus zum neuen Staat fuhr er fort: „Aber werden diese Wünsche und Versicherungen auch aus dem Munde des Ulmer Klerus auch bei euch Glauben finden können? Ist doch jüngst unsere Staats treue in allen Zeitungen vor dem ganzen Reich angezwei felt worden! Unsere Nichtbeflaggung der Kirchen am 18. Januar ist als eine Gegeneinstellung gegen die Reichs einheit empfunden worden. Wir aber wissen uns von einer solche«, Absicht vollständig frei. Der 18. Januar ist historisch betrachtet ein Erinnernngs- tag an die Gründung des zweiten Reiches. Es wurde auch nicht die Bevölkerung zur Beflaggung aufgcrusen, nur die Dienstgebäude. Eine katholische Kirche ist aber kein Dienstgebäude im Sinne des Reichsgesetzes, sondern ein Gotteshaus, in dem die Gemeinde am heiligen Opfer leilnimmt und dem Wort Gottes lauscht. Trotzdem hätte sich die altehrwürdige Repräsentantin der katholischen Gesaintgemeinde, unsere Wengenkircl-e, auch an diesem Die deutsche Antwort an die österreichische Regierung Berlin, 3. Febr. Da die amllici«« öslerreichisel«« Verlaut barung von« 2. d. M. lnckmiptet hatte, daß die Antwortnote der Reichsregierung auf die Note des österreichischen Gesandten von« 17. v. M. den österreichiscl-en Beschiverden in keiner Weise Rechnung trage, hat es die deutsch Regierung für angebracht gehalten, die de»tsä>e Antwort zu ««eröffentliclien. In der deut- scl>en Antwort wird erklärt, die öfter re'chisäre Beschiverde ent halt« eine einseitige Schilderung gewisser Vorkommnisse in Oesterreich und maci>e den Vorwurf, daß diese Vorkommnisse eine unzulässige Einmischung in die innerpolitisclien österreichi- scl«en Verhältnisse darstellten. Das stellt die Reichsrvgierung richtig, indem sie darauf hinmeist, datz es sich nicht um einen Konflikt zwischen den beiden deutskl>en Staaten, der formal unter das Völkerrecht falle, handele, sondern um eine Auseinandersetzung der österreichisri>en Rege rnng mit dem Nationalsozialismus. Es sei selbstversläudl'ch. das« durch die politisci«« Grenze z«visci«en dem Reicire und Oester reich das Uebergreifen volksbewegender Ideen nicht ausgehal len «verden könne. Die öslerreichiscl>e Regierung könne nicht erwarten, datz Deutschland einem Negierungssyslem gleichgültig gegenüberstel««. das alles das unterdrücke, was das deutsci«« Volk mit neuer Zuversicht erfülle. Trotzdem hal>e es die deutsche Regierung auf das peinlichste ««ermieden. sich in innerpolitisch« Verhältnisse Oesterreichs einznmiscl-en. Sie könne nur ihr Be fremden dariil»er äutzern, datz sie verdächtigt werde, die Unab hängigkeit Oesterreichs zn bedrohen Sie wülüe es nur l>egrü- tzen, nx'nn endlich eine 2«erständigung zwiscix'n dec österreichi- schen Regierung und der NSDAP. Oesterreichs herlxügesiihrt weiten könne Die österreichische Negierung w sse, datz die Zu sammenkunft, die am 1. Januar zwisä-en Dollsntz und Habicht durch Vermittlung der Reichsregierung vereinbart geivese» sei, von der österreichiscipm Regierung selbst ohne jeden stichhaltigen Grund abgesagt worden sei. Di« Reichsregiernng erinnert daun an die Erschietzung des deutschen Reichswehr soldaten Schuhmacher und nun st darauf hin, datz sie in diesem Falle alles getan habe, um eine schnelle Beilegung die ses ernsten Zwisclpmfalles zu ermögliäu'n Sie erwarte akxr nunmehr endlich eine Bestrafung der Täter. Die Regierung «veist dann in sechs Punkten die Beschwer den der ö ste r re i ch i s che n Re gi erung im einzelnen zu rück. So erklärt sie. datz die M'hauvtungen ülu-r anoebliciu' Pläne der österreichisclien Lewon unwahr seien Die Behaup tung von der Sendung von Propaganda und Tprengmate''ial von Deulschland nach Oesterreich fei ebenfalls genau ngchgenrüO «vorbei«. Keinerlei amtliche oder parteicknlliciie denttcke Stellen s-»'«n an einem derartigen Schmuggel l«eleiliat geivelen Falls die österreichische Regierung lick an den Völkerbund zu wenden beabsichtige, so müsse die Re'chsreoierung ihr die Verantwortung für einen solä>en Schritt überlassen. Dresdner Vörse vom Z. Februar Weiter freundlich! Da das Geschäft zum Wockzenschlutz weiterhin lebhaft blieb, setzten sich die Aufwärtsbeivegungen der Kurse mit wenigen Ausnahmen «runter fort. Von den Verlusten änü lediglich Schubert und Salzer mit minus 1 drei Achtel Pro- -ent, Sächs. Bodencredit Anstatt mit minus 1.5 Prozent und Reichsbank mit minus 1.75 Prozent zu erwähnen, während von Vn übrigen Banken Aden. Deutsclie Bank und Dresdner Bonk 1.5 Prozent gewannen. Fester verkehrten Papierwerte. wie Bautzener Papier. Dresdner Chromo und Mimosa die je 3 Pro zent, Vereinigte Photo Aktien l Prozent nnd Penuzer Papier 1,75 Prozent gewannen. Auch Malchinemverte konnten proii tieren. Dresdner Schnellpressen und Sckönlierr laizen um je 1.5 Prozent. Waggon Loschwitz um 1,25 Prozent fester. Kötitzer Leder und Siemens Glas gewannen je 2 Prozent Anleilieiverle überw'eaend fester unter Führung von Reichsanleihe Alllusitz plus 1.25 Prozent und Reichsanleihe von 1027 plus 1 Prozent. Pfandbriefe elu'iisosls freundlich Kursnotierungen. Reichsanleihe Altbesitz 97.75: Reichs anleihe Neubesitz 19,25: Reichsbank 100; Sächsische Bodencredit» anstatt 87; Chen«. Fahr. v. Heyden 00.25; Chem. Fabr. Helsen berg 84,25: Dresdner Gardinen 23; Elektra 98,5: Erste Kulm bacher 82,75; Felsenkcllcr 73.5; Kustnbacher Rizzi 103; Mimosa 190; Peniger Patenlpapier 21,25; Polyphon 17,5: Radeberger Exportbier 179,25; Reichelbräu 121: Schubert u. Salzer 190>/»: Soc.-Braucrei Waldschlötzchen 85; Wanderer 90,75; Zeitz-Ikon 01. Witterungsaussichten. Fortdauer des winterlichen Frvstivettei«. Aufheiternd und nach Nvrdvst drehende Winde.