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äcti8i3cks Volksreitunxs hin. Zy — 4 pebrriar 1<>34 Deutscher Kintvpk in Italien Wenn ich heute einen kurzen Brief über die Anteil nahme der deutschen Kolonie in Florenz am großen Ge schehen in der Heimat schreibe, so will ich zunächst mit ein paar Worten der Ausstellung deutscl-er Kunst in den schönen Räumen des „Parterre" an der Piazza Cavour gedenken — einer Ausstellung nicht eben gemalter Bil der von frisch entdeckten Künstlern, — sondern eine Aus stellung jetzt wieder als zu Recht empfundener Künstler, die auch während der Zeit internationaler Zugespitztheit in der Kunst aus ihres Herzens Tiefe gemalt haben — die deutsche Landschaft, das deutsäze Gesicht. Ich nenne nur Cteppes, Erler, Sepp Frank. Voller Sympathie be trachteten die zur Eröffnung geladenen italienischen Würdenträger jene beiden — die deutsche Landschaft und das deutsche Gesicht. Und den hier lebenden Deutsäzen, nicht zum wenigsten den deutschen Künstlern, war es ein Krutz von da, wo sie zu Hause sind. Es ist in Florenz nicht leicht, ein deutscher Künstler zu bleiben im Schatten und im ständigen Anblick der großen slorentiner Ver gangenheit oder, in Fiesole, im Schatten Arnold Böck- Ii»s, der in Kunst und Menschentum doch so mit Italien verbunden ist, daß der Germanische Mensch ihn zwar lieben aber eben doch sich gegen ihn wehren und anders sein mutz — als Mensch und als Künstler. Aber ich reitze den Blick los vom Anschauen der Bilder und der Thesen, die der künstlerisch Interessierte darüber ausstellen könnte und erzähle aus dem deutschen Haushalt, wie er versucht, sich hier einzuordnen in die Aufgaben, die „drantzen" gestellt werden. Es ist nicht so leicht, einem italieniscizen Dienstmäd chen vom Lande begreiflich zu machen, das; es jeden Mo nat einen Sonntag geben soll, in dem man kein Pollo brät, und doch den bescheidenen Anspruch hoch halten muh. ..Signori" zu sein. Ungläubig sehen mich die dunk len Augen an. „Aber dann maäzen mir einen anderen Braten, einen schönen Kalbsbraten . . ." Darauf ich: „Rein. Anita, ich will dir das erklären. Wir haben in Deutschland auch einen Duce. Und der sagt, daß das ganze Land, aus dem wir kommen, am ersten Sonntag im Monat keinen Braten essen soll: son dern ein einfaches Gericht, in einem Topf gekocht." Noch geht sie nicht mit. Roch antwortet sie: „Aber warum. Das tut doch — in unsere Mundart übersekt — kein herrschaftlicher Haushalt. Darauf Ich: Es ist so große Not in Deutschland. Und jede Familie gibt das, was sie gespart hat. wenn sie an einem Sonntag keinen Braten ißt in eine Kasse, aus der die Armen Brot und Kohlen bekommen. Jetzt hat sie begriffen. „Miseri- cordia" sagt sie strahlend. Misericordin will sie gern mit machen. Das wäre ja auch bei ihnen im Cosentino so nötig. Ach, da wäre eine große Armut. Ibre Augen werden ganz traurig, wenn sie daran denkt. Die Eltern haben zwar ein kleines Haus: aber ost ist nichts anderes als Brot und Wein in diesem Hause . . . „Santa Ma- Von Ilse v.8trick donnina, wenn man doch keine Oelbüume hat. . Sie schüttelt die Erinnerungen ab und denkt wieder an unser deutsches Eintopfgericht: „Aber was kann man denn machen, morgen, an dem Sonntag für die Misericordia?" „Was macht denn deine Mutter, wenn sie etwas an deres hat als Brot und Wein?" Das Wasser läuft ihr im Munde zusammen: sie denkt, an den mütterlichen Kochtopf. „Dann macht sie Polenta mit Kaninchenfleisch." Und ich frage ernsthaft: „Kannst du das auch so schön Der alte Watson galt als einer der reichsten Männer Chi- kagos, was seine einzige Tochter Isabel allerdings nicht hin derte, mit uns Horde von Künstlern und Bohemiens die beste Kameradschaft zu halten, die man sich nur vorstellen kann Der Alte hätte nur einmal diese Atelicnvohnung sehen müssen, in der wir hier über einer säst vcrsallencn Garage in einer Seiten gasse des Boulevard Naspail hausten! Es war eine glorreiche Zeit! „Da bliebe also nur ich noch übrig", lies; sich Lindys ruhige Stimme vernehmen. „Wollt Ihr mich wirtlich nicht aus dem Spiele lassen?" „Spiel . . .", entrüstete sich Isabel, „nennst du das ein Spiel, mir zu einem Abenteuer zu verhelfen? Das geht gegen unsere Abmachung!" Das stimmte auch: wir hatten versprochen, das? jeder von uns der kleinen Amerikanerin, die stets auf der Jagd nach auf regenden Abenteuern war, verschätzen sollte. 'Ann war Lindy dran. Ich muh allerdings sage», das; ich diesem . . . Windhund seine Weigerung nicht recht glaubte. Diese jorlwährende Oppo sition zu allem, was Isabel sagte, sah mir eher so aus, als sei sie nur ein Mittel, um das Mädchen aus seiner kühlen blonden Position auf das Feld der geschliffenen Worte und unbarm herziger Logik zu locken, wo er ihr natürlich haushoch überlegen war. Sie siel auch meistens daraus herein, und dieser ewig neue Kamps zwischen den beiden war für uns oft ein Quell reinster Freude. „Wahrscheinlich hast du nicht Phantasie genug, alter Junge", stichelte Stcfani. „Wie kommst du denn in deinen Nomanen nur mit der nackten Wirklichkeit ans?" „Das Leben ist manchmal bunter als der längste Roman", entgegnete Lindy versonnen, „und ost nimmt es uns die Füh rung aus der Hand, ohne datz mir es merken . . . !" Wir muhten alle, das; er schon viel erlebt hatte, er war ja auch der Aeltcste von uns. Aber das; er so schwer zu bewegen war, davon zu erzähle», brachte uns in Wut. lechzten wir doch nach allem, was ungewöhnlich und ausierordenllich war. Drauszen auf der hölzernen Treppe, die zu unserer Burg führte, liehen sich plötzlich Schritte vernehmen. Wir schauten uns an . . . wer konnte das jein, der jetzt um 11 Uhr nachts noch zu uns wollte? Der Garagenlzos wurde nie in der Nacht verschlossen, weil es in.merhin des öfteren vor- kam, dah Taxis oder Privatwagen Unterkunft begehrten. Datiir war io et» altes Faktotum von Wachter vorhanden, der aber machen wie deine Mutter, daß es uns gut schmeckt?" Dessen ist sie ganz gewiß. Und das Einiops--onnlags- essen für den deutschen Duce ist gefunden Die Begriffe Misericordia und Duce haben eine Brücke zwischen uns geschlagen: mit beiden ist sie nun schon ausgewachsen: aber die Misericordia sitzt ihr doch tiefer, doch ererbter im Herzen als der Duce. Wenn ich sie an den nationalen Feiertagen ermahne, mit der Freundin, die im oberen Stockwerk dient und aus demselben Dorfe stammt, spa zieren zu gehen, dann antwortet sie ach'el'uckend: „Das ist wohl ein Festtag, — aber nickt für den Signore Gesu — ich möchte meine Wäsche fertig machen. meistens schlief. Wie ost waren wir schon in der Nacht hierher gekommen, um bei Stcfani noch einen Whisky zu erbeuten, wenn alle anderen Lokale des Monlparnasje schon längst geschlos sen hatten. „Ich will einmal »achsehcn, ob ein Wagen unten steht", meinte Lindy und trat nebenan in den kleinen Raum, der dem Maler als Küche, Badezimmer und Vorratskammer diente. Die Schritte hatten vor unserer Tür haltgcmacht. Durch einen kleinen Spalt siel ein schmaler Lichtstreisen ... es muhte also doch wohl ein Fremder sein, der beim Scheine einer Taschen lampe den Namen an der Tür studierte. Ich warf einen raschen Blick aus die Gesichter meiner Freunde und glaubte auf allen denselben gespannten Ausdruck zu sehen, der auch aus dem meinen liegen muhte ... die Ahnung von etwas Fremdem . . . Drohendem . . . „Ausmachen . . . !" hart pochte ein Knöchel an die Tür. „Ausmachen! Im Namen des Gesetzes!" „Die Polizei . . . ?" flüsterte Stefanie erstaunt, „was will denn die hier . . ." Er schloh aus und lieh einen untersetzten Mann mit großem schwarzen Schnurrbart eintrcten, der uns der Reihe nach intensiv musterte. „Sind Sie der Hausherr?" fragte er barsch, flüchtig eine Erkennungsmarke vorzeigend, „ich habe hier einen Haftbefehl gegen einem gewissen . . . warten Sie mal ... er zog umständlich einen amtlichen Bogen aus der Tasche, „einen gewissen Lind- fay, der gegen 9 Uhr dieses Haus betreten haben soll, wie uns gemeldet worden ist." Ein leiser Schrei ertönte von der Couch, .^Lindy ... um Eotteswillen . . ." flüsterte Isabel Watson tonlos und preszte gleich darauf die geballte Jaust an die Lippen, wie um das zu- rmi>.!haUen, was da aus ihrem Inner» hervorbrcchen wollte. Unwillkürlich blickte ich nach der Tür zu dem kleinen Neben raum, in dem sich der Gesuchte befand . . ., war es nicht jo, als ob sich der Vorhang leise bewegte . . . ? Stefanie hatte sich zuerst gesagt. Ruhig stand er neben dem Beamten und blickte über dessen Schulter in das Schriftstück. „Ach das ist wegen dieser Sache . . ." murmelte er und krähte sich am Kops, „ja, das weih ich, dah er seinen Bruder aus der Fremdenlegion befreit hat. Aber würden Sie das nicht cbensalls tun, Monsieur", sragle er eindringlich, „wenn es sich uni oas Leben Ihres Bruders handelte?" Der Polizist ging gar nicht auf die Frage ein. „Ich mutz die Wohnung durchsuchen, Monsieur, es tut mir leid!" MÜ IVat80N8 Ietrte8 Abenteuer Von Keller I>Ieue kabel von Kings Kon§ Plauderei am >Voebenen6e Von Usrsku. Es gibt Elemente, die sich offenbar nicht mitein ander vertragen, z. B. Petroleum und Küchenfeucr, Moselwein und Schlagsahne, Morgenstunde und ein gutes Gebiß (denn wie könnte die Morgenstunde sonst „Gold im Munde" haben?). Aber auch Kino und Bockbier scheinen zu diesen unvereinlxrren Dingen zu gehören. Wenigstens habe ich diese Erfahrung gemacht. Da hatte ich mir also den Film „Die Fabel von King Kong" angesehen. Den haben Sie doch auch ge sehen, nicht? Sonst muß ich Ihnen das wirklich erzäh len. Erfunden hat die Geschichte Herr Edgar Wallace, lind cs ist ja „unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein". Die Welt der Vorzeit, die stolzen Saurier der Iuraperiode sind bekanntlich in der Kreidezeit zugrunde gegangen, was der alte Scheffel ja so schön besungen hat: „Es starb zu derselben Stunde Die ganze Saurierei: Sie kamen zu tief in die Kreide, Da mar es natürlich vorbei . . .* Aber Herr Wallace meint, es sei noch nicht vorbei gewe sen, und er läßt auf einer Südseeinsel einen Ueberrest dieser phantastischen Tierwelt fortoxistieren, darunter neben Broniosaurus und Plesiosaurus auch King Kong, den Riesenaffen. Der wird nun von einer Expedition entdeckt, nach Rewyork gebracht, befreit sich aber dort und richtet auf dem Broadway einigen Unfug an. Das also hatte ich mir bis zum happy end ange sehen und hinterher war ich ein Glas Vier trinken gegan gen. Dieses Hinterher bitte ich nicht als chronisclzen Aiko- holisnius zu deuten. Ich trinke sonst das ganze Jahr kein Bier, aber das Bockbier muß ich doch probieren, weil ich dienstlich verpflichtet bin, mich mit allen berichtens werten Neuigkeiten bekannt zu machen, lind das Bock bier darf man in diesen Tagen wohl eine aktuelle Sacize nennen . . . Besser hätte ich freilich das Bockbier n'cht trinken sollen. Sonst schlafe ick immer gut ein Aber diesen Abend wollte es garnickt werden Schon wollte ich auf ungenügende Bettschwere schließen, da war ich plötzlich dock weg. Freilich nur. um das verrückteste Zeug zu träumen. Mir war, ich führe auf einem Rade über den Bodensee und müßte ganz schnell treten, so schnell, daß die Räder nicht in das Wasser einsinken konnten. Im nächsten Augenblick kletterte ick eine Felswand hinaus, die glülzende Sonne im Rücken und über mir lachend blauen Himmel — da auf einmal neigte die Felswand sich nack vorn und begrub mich mit orkanartigem Donner unter sich. Jetzt ist es aus. dachte ick. vom Sturz noch ganz betäubt. Dock siehe da. das Getöse verhallt, das Sausen in den Ohren hört auf, lanasam beginnt die zuerst un durchdringliche Staubwolke sich zu lickten. Ick lebe noch, aber auf meiner Brust liegt ein schwerer Alp. Steine denke ich, man muß die Steine wegrüumen . . . aber als wieder Umrisse erkennbar werden, sehe ich daß das gar keine Steine sind, sondern was da auf meiner Brust lastet, ist der Riesenaffe King Kono. der mich grinsend anfletsckt. So wie mir in diesem Augenblick beim An blick dieses monumentalen Gebisses muß einem Stück Fleisch zumute sein, das von der Hausfrau in den Wolf gesteckt wird, um zu Beefsteak verarbeitet zu werden. Aber für solche Gefühle war jetzt keine Zeit. Ich suchte dem ungewohnten Besuch durch Furchtlosigkeit zu imponieren und sagte freundlich: „Nh. Mister King Kana, was verschafft mir diese ganz unverdiente Ehre?. Darf ich fragen, was Sie hier wünschen . . .* „Dich fressen!", sagte King Kong icklickt. „Aber warum denn?", entsetzte ich mich. „Weil Du gerade schlachtreif bist", grunzte die un heimliche Bestie ..Man muß den Braten zur rechten Zeit anmachcn. Wenn mau mit Dir noch eine Weile ge wartet hätte, wärest Du zu zäh. garnichl mehr saitig genug." lind er näherte seine zahnbewehrte Schnauze meinem Gefickt. Vor dem gelinde gesagt starken Dust, den der Urwaldriese av'st'ömle. verlor ich schier die Be sinnung. In meiner Angst versuchte ick es noch mit Galgenhumor. „Du kannst mich ja garuickt fressen", lackte ich heiser. „Du bist ja garnickt wirklich vorhanden. Der Herr Edgar Wallace bat Dich ausgedacht! Und jetzt bist Du nur ein Hirngespinst meines Traumes . . " „So?!" brüllte Kina Kong. Und in diesem Gebrüll versank die Welt. Ist sali nur noch den schrecklich geöff neten Rachen, dann war alles aus. Aber es ist im Traum so wie im Leben: Wenn man denkt, nun ist alles aus, dann geht es gerade erst richtig weiter. Und so saß ick nack diesem Augenblick der Tees angst plötzlich auf einem vorzüglichen Linoleumsußbeen und wußte n'ckt recht wo R'ngsum waren Tiscln und abermals DUcke. Waren über Waren häuften sich darauf. Richlio: Hier war zweifellos Inventurausverkauf. Noch ehe mir das recht zum Bewußtsein gekommen war. erschienen von allen Seiten Verkäuferinnen, und ich dachte nun. sie würden mich nach meiner Bestellung fragen. Alu?r sie taten so, als hätte ich schon gekauft. Jede hatte schon irgendeine Ware in der Hand und prä sentierte sie mir. „Sie bekamen ein Dutzend Scheuertücher!" rief die Erste. „Diesen Mop hatte» Sie gewählt!" die Zweite. „Und dieser Prinzeßrock war für Sie zurückgclegt" die Dritte.