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Die vorliegende Aufgabe umfaßt 18 Leiten. Oss wichtigste. * Die Leipziger Polizei verhaftete gestern den Arbeiter Kliemann unter dem dringenden Verdacht, den Zigarrenhändler Beug in Leipzig ermordeten haben. (S. bes. Art.) * Das Kaiserpaar und das schwedische Königspaar sind am Dienstag in Stettin eingetroffen. (S. d. bes. Art.) * Auf dem Bahnhof von Lübeck ereignete sich in der Nacht zum Montag kurz vor der Abfahrtdes Kaiserlichen Hofzuges ein Zugzusam- menstoß. Der Kaiserzug blieb unbeschädigt. lS. d. bes. Art.) * Der Kaiser ernannte den Prinzen Eitel Friedrich zum Statthalter von Pom. m e r n. (Siehe bes. Artikel.) * In Erfurt sind die Verhandlungen in der Metallindustrie gescheitert. (S. d. bes. Artikel.) * In Karlsbad fand am Montag die Ein weihung des Kaiser-Franz-Iosef-Denk- mals statt. (S. Ausl.) * Die Spanier wollen Santacruz in Ma rokko mit 560 Mann besetzen. (S. d. bes. Art.) * Aus Italien werden Cholera-Un ruhen gemeldet. (S. Letzte Dep.) Die AsnMwiermlg üer portu giesischen Republik. Von dem durch eine geschichtliche Erinnerung unheimlich gewordenen Bartholomäus-Tage, dem 24. August 1911, wird die portugiesische Republik ihre Jahre zählen dürfen, wenn sie in die Jahre kommen sollte. Die reichlich zehn Monate, die seit der Revolutionsnacht zum 4. Oktober verstrichen sind, lassen sich beim besten Willen nicht unter den republikanischen Namen bringen, sondern günstigenfalls als Vorgänger bezeichnen, aus denen Lebensfähiges erwachsen soll. Was wir im Lande der Lusitanier walten sahen, war ein Höllen-Absud von Dik tatur und Anarchie, ziemlich vergleichbar den beiden ersten Jahren des französischen Kon ventes. Beschlagnahme der Kron- und der Kirchengüter, Plünderung der Klöster, Vertreibung der Mönche, willkürliche Einkerkerungen und sonstige Vergewalti gungen der politischen Gegner aus nimmer ruhender Angst vor unsagbaren Verschwörungen: alles genau hier wie dort. Nur die Guillotine auf dem Eröve-Platze und die September-Morde fehlen noch in dem lieblichen Bilde. Dem Fallbeil ist sogar, wenigstens vorläufig, durch einen Beschluß, die Todesstrafe abzuschaffen, der Weg versperrt, während in den Erstlingsjahren des revolutionären Frankreichs ein gleicher Antrag durch Schuld der Leute niedergestimmt war, die nachher die persönliche Bekanntschaft der von ihnen verteidigten Strafart machen mußten. Ob aber die Herren Carbonarios sich nicht noch unter ähnlichen Umständen, wie sie in den Septembertagen von 1792 obwalteten, zu Massenschlächtern ausbilden möchten, wird abzuwarten sein, und solange die gefüllten Ge fängnisse nicht wieder aufgetan werden, darf man für das Leben der royalistischen Geiseln zittern. So verworren die Nachrichten aus Portugal sind, da die strenge Zensur der Diktatoren ein genaues Bild der Stimmungen zu entwerfen verhindert: den Eindruck vermag alle Fälschung der Wahrheit nicht zu verhindern, daß der größere Teil des Landes unmittelbar nach der Flucht des Königs der Republik und noch mehr der republikanischen Partei ablehnend gegenüberstand. Hätte damals eine wirklich freie Volksabstimmung über die Regierungs form entschieden, so war höchstens in Lissabon selbst und seiner unmittelbaren Umgebung ein republikanisches Votum möglich. Wahrscheinlich hätte sich das Verhältnis noch nicht wesentlich geändert, als endlich am 28. Mai die lange hinausgeschobenen Wahlen erfolgten, und alle Welt bei dieser Gelegenheit den Ausbruch der hundertmal angekündigten Gegenrevolu tion erwartete. Nun aber die Mon archisten sich weder damals noch in den drei weiteren Monaten der republikanischen Vorbereitungszeit ernstlich gerührt haben, wird die große Masse der Lauen und der Opportunisten beginnen, sich allmählich in die neue Staatsform einzulernen und ein zuleben. Der allergünstigste Augenblick ist jedenfalls jetzt vorüber. Sollte Dom Manuel oder Dom Miguel in einem künftigen Zeitpunkte noch zurückkehren, so träfen sie auf breite Schichten der Bevölkerung, die inzwischen durch tausend materielle oder iduelle Fäden an das republikanische Interesse geknüpft sind. In dieser Erkenntnis würde andern, sehr patriotisch und an sich durchaus nicht republi kanisch Gesinnten die Besorgnis vor einer baldigen dritten Umwälzung Waffen gegen die zweite in die Hand drücken. Jene Gruppe der französischen Liberalen um Thiers herum, die nach 1848 Anhänger der Orleans geblieben waren, bevorzugte 1871 die Republik, weil sie daran verzweifelten, nach 23 Jahren die vielen zerrissenen Fäden noch wieder knüpfen zu können, die vordem von den alten Herrscher häusern zum Eemüte des Volkes herüber gespannt waren. Möglich auch, daß mit dem Tage der Präsi dentenwahl ein neuer Geist in Vie Republik selbst einzieht! Ist es doch gelungen, den Kandidaten der Radikalen Machado, den Begünstigten Alfonso Costas, der eigentlich treibenden Kraft des jakobinischen Systems, zu schlagen! So sehr nun Wahldruck sonder gleichen bewirkt hatte, daß die Herren Republi kaner bei der Mai-Wahl unter sich blieben — einfach weil man die mandatfähigen Monar chisten zur größeren Sicherheit ins Gefängnis gesetzt hatte! — alle Künste und Kniffe des Terrorismus und der Beeinflussung vermochten nicht zu hindern, daß sich im Schoße des Kon ventes selber eine überstarke gemäßigte Gruppe aus der gestaltlosen Masse des einheitlichen republikanischen Bekenntnisses herausschälte. Anfangs hatte sie den Präsidenten der Versammlung, Braamkamp Freire, aufstellen wollen; allein es gelang den Umtrieben der Gegner rechtzeitig, dem Manne die Kandidatur zu verekeln. Vor einer Woche wurde trium phierend nach dem Rücktritte des Favoriten der Welt verkündigt, daß Herr Machado nunmehr ohne Nebenbuhler starten und also glatt durchs Ziel gehen werde. Aber die Berechnung hatte getrogen: in letzter Stunde entdeckten die Mode- rados eine äark borse im Stalle, das sich zum Mitlaufe bestimmen ließ und mit 121:86 den Sieg gewann. Ob der 75 Jahre alte Herr nun freilich der Retter Portugals aus innerer Zerklüftung und Verwahrlosung, aus finanziellem und moralischem Bankerotte werden wird, den die Republik von der Monarchie geerbt hat, steht dahin. Als abgeschloffene Vorarbeiten einer geregelten Ordnung findet er nur die, wie es scheint, noch lückenlose Beherrschung des Landes, auch der vorzüglich monarchistisch ge sunden Nordprovinzen, und das Schwere der neuen Konstitution. Wie wenig man mit demo kratischen Zuständen des Volkes rechnet, erhellt schon aus der gewählten Verfaffungsform, die nicht, wie die brasilianische, der nordamerika nischen mit ihrer Volkserwählung des Staats oberhauptes nachgebildet ist, sondern die fran zösische Parlamentsherrschaft nachahmt. Auch der neue Senat soll ja zunächst aus der Natio nalversammlung, also aus der Clique der Machthaber, herausgebildet werden. Das größte Interesse hat vorerst die Frage, ob das neue Regiment die Erbschaft Costas bei der weiteren Abwicklung der Kirchen-Tren nung mit oder ohne Vorbehalt antreten wird. Das Gesetz, dem Combesschen Entwürfe nach gebildet, ohne die Milderungen, die Briand als Kammerführer und als vollziehender Minister hineingebracht hatte, atmet ja einen Geist der Verfolgung, der zu seinem unparlamen tarischen Ursprünge aus Republikaner-Absolu tismus trefflich stimmt. Es ist weit gekommen mit der republikanischen Regierungsmoral, wenn die Diener der Kirche selbst Edelmetalle und Juwelen des gottesdienstlichen Gerätes vor amtlich sich gebärenden Diebesfingern durch Ver graben in Sicherheit bringen müssen, und die Regierungsblätter solche Sicherheitsvorkeh rungen als „Bosheit" zu schelten sich heraus nehmen! Auch haben ja die fremden Mächte, nicht zum wenigsten Deutschland, gegen die Eigentumsschädigungen deutscher Untertanen bei der Austreibung der Orden Beschwerde erhoben, und die Angelegenheit ist immer noch nicht geregelt. Trotzalledem wird sich jetzt die Anerkennung der Republik durch die Mächte, auch durch Deutschland, nicht länger hinausschieben lassen, da beschlossen war, diesen Schritt gemeinsam, und zwar in dem jetzt eingetretenen Momente zu vollziehen, um wirtschaftliche Nachteile zu vermeiden, die durch gesondertes Vorgehen für die zu spät den Anschluß gewinnenden sich er geben könnten. Der Glaube an die Beständig keit der neuen Ordnung ist freilich noch nicht allzu groß. Auch ohne Restaurationen des Hauses Braganza männlicher oder weiblicher Linie: aus einem politisch und sozial so auf gewühlten Boden, wie es der portugiesische seit Jahresfrist geworden ist, wächst nach geschicht licher Erfahrung sehr leicht das Pflänzlein militärischer Gewalt Herrschaften hervor. Italien unü Serr Ssrrere im Msrüktmtzsuüel. (Römischer Bries.) Lei den Konferenzen, die in Parts das Ministe rium unter Hinzuziehung der Botschafter in Berlin, London und Rom über das große Dilemma wegen Marokko abgehalten hat, wird der Vertreter Frank reichs beim Quirinal, Monsieur BarrHre, nicht umhin gekonnt haben, seinen Auftraggebern über den ge waltigen Umschwung, der sich innerhalb der letzten drei Monate in Italiens öffentlicher Meinung, in der Preße und bei verschiedenen sehr maßgeblichen Instanzen der Volksvertretung hinsichtlich der aus wärtigen PolitikdesLanoes vollzogen hat, reinen Wein einzujchenken. Es wird nicht nur in Paris Befriedigung erregt haben, bah zu den großen und vielstündigen Sitzungen der Herren Laillaux, de Selves, Delcaßö, Mesfimy neben den beiden Cam- bons auch der betagte Barrdr« hinzugezogen wurde, der, wenn es die übrigen Herren noch nicht haben sehen wollen, am ehesten in der Lage ist, dem Ml- nyterrat die Linde von den Augen zu nehmen. In dem großen Rechenexempel, das man am Quai d'Orsay unter starker Anlehnung an den englischen Souffleur aufzustellen bemüht ist, hat sich nämlich ein nicht ganz unwesentlicher Faktor noch immer nicht einreihen laßen: di« v'.elge schölle ne und vrelumwor- bene Dreibunbmacht Italien. Seit dem 7. Juni L. I. welch politischer Wettersturz: Herr Barrdre, der amtlich bestallte französische Beobachte: der italie nischen Wetterfäule, muß davon aufs hölhste über- raicht worden sein. Noch am Nachmittaades genann ten schwülen Iunitagcs konnte er vom Montecitorio aus triumphierend nach Paris kabeln, Laß er mit eigenen Augen und Ohren die Wirkungen der Rode zu beurteilen Eelegenheit hatte, mit der sein Spezial freund Guicciardini, der ehemalige Mi nister des Auswärtigen, sein Urteil gegen den Dreibund zur höheren Freude jedes Fran zosenherzens abgegeben hatte. Und tags darauf wird derselbe Herr Barröre, dessen sprüchwbrtliches Wohl wollen für die italienische Presse einem jeglichen ihrer Vertreter auch den unangemeldeten Zutritt zu seinem Salon gestaltet, mit noch innigerem Behagen all die freundlichen Kommentare nach Paris haben geben können, die die kranzösischen Worte seines Intimus Guicciardini auch augerhalb der Kammer weit und breit in der Press« gefunden hatten. Daß Marquis di San Giuliano, der in erster Linie verantwortlich für di« auswärtige Politik zeichnet, den Eindruck der Antr-Dreibundrede seines Vorvorgängers abziychwä- chen sich alle Mühe gab, Wird Herrn Barr<-re schwer lich in dem Glauben elf ^üttert haben, daß ein an genehmer Rejonanzbodeii für weitere Aktionen ä In Guicciardini auf der leicht empfängnisfähigen appe- ninischen Halbinsel geschaffen wäre. Vier Wochen dauerte Herrn Barrbres Glück. Agadir bedeutete das Ende. Noch einmal schoßen die franzosenfreundlichen Wogen am Tage nach dem Bekanntwerden der Besetzung von Agadir durch das deutsche Kanonenboot „Panther" lichterloh in die Höhe. Aber das war Strohfeuer, das man von der Lonsulta aus mit wenigen Wasserstrahlen innerhalb kurzer Stunden zu dämpfen wußte. Und die Begeisterung für die französische Marokkopolitik hat seitdem nirgends sichtlich aufkommen können, soviel sie auch Herr Barrbre zu entfachen versuchte. Man registriert viel die Phasen der Verhandlungen in Berlin und Paris, aber man kommentiert sehr wenig. Mit keinem Wort verrät man, wie man über die Entwicklung der Dinge denkt. Dieses Sich- ausschweigen in einer auch Italiens Interessen nahe berührenden Frage wird man in Paris kaum als günstiges Prognostik»« zu stellen wagen, wenn man an die schönen Tage vom Juni zurückdenkt. Auch in Italien beginnt es endlich zu tagen. Der Rausch der Verbrüderungsfeste ist längst verflogen. Der geschäftigste aller in Rom beschäftigten Bot schafter und Gesandten, als welcher Herr Bauers in den diplomatischen Kreisen rühmlichst hervor gehoben wird, ist mit leeren Händen nach Paris gekommen. Man wird es ihm dort, auch wenn es ihm nicht schon von anderer Seite attestiert würde, glauben müßen, daß er keinen Tag hat vorübergehen laßen, ohne in Rom auf der Tonsulta, in der Kammer, im Senat, bei Hofe, in den politischen Klubs, in den Chefredaktionen, in allen diplo matischen Salons im Interesse einer wachsenden Be geisterung für das schöne Frankreich unermüdlich tätig gewesen zu iein. Kein Mensch kann dem ewig lächelnden und stets gefälligen alten Herrn gram sein. Wenn der politische Erfolg nicht im Verhältnis zu dem Aufwand steht, so liegt die Schuld wahrlich nicht an Herrn Bauere. Einen beßeren Vertreter kann sich Frankreich wahrlich für Rom nicht wünschen. Italien verlangt reale Werte, verlangt Entgegenkommen in Afrika da um Tripolis herum, möchte bei Marokko nicht ganz übergangen fein und fragt: Was nützen französifche Freundlich keiten? Wird Herr Barrere auch mit leeren Händen zurückkommen? * Wieder ein« englische Tendenzmeldung. Aus Tanger läßt sich der Londoner „Daily Mail" telegraphieren. daß es zwischen ein- heimischen Stammen be: Agadir zu einem ernsthaften Kampfe gekommen sei. Da sich jetzt etwa ein Dutzend Europäer in Agadir befinden, hätte das deutsche Kriegsschiff wohl Grund zum Eingreifen gehabt, aber es tat nichts. Als die Ortsbehörde fragte, weshalb ihr die Deutschen nicht helfen, den Streit zu beenden, erwiderte der deutsche Kapitän, er habe keinen Befehl zu einem derartigen Eingreifen. Bekanntlich sind die Mel dungen englischer Blätter über Vorgänge in Agadir und in dessen Hinterland stets mit sehr großer Vor sicht aufzunehmen. Also warten wir auch hier ab, was an der Meldung sich als wahr herausstellt. Die Spanier gehen nach Santacruz. Madrid, 28. August. Nach einer Meldung aus Las Palmas gehen am 29. August 500 Soldaten an Bord des Transportdampfers „Almiran Telobo" ab, um Santacruz de Mar Pequena zu be setzen. Die Absendung einer spanischen Expedition nach Santacruz usw. war schon früher angekündigt Be reits am 24. August ging ein spanischer Dampfer von Teneriffa ab und hatte «inen Jnfanteriehauptmann. verschiedene Beamte und Dolmetscher an Bord und war beauftragt, in Mogador Leute zur Errichtung einer Faktorei in Santacruz anzuwerben. Santacruz sollte angeblich das Operattonszentrum der mili tärischen Expedition bilden, die unter dem Befehl eines Obersten demnächst die Kanarischen Inseln ver laßen werde. Santacruz liegt an der Mündung des Flußes Wadi Jfni, etwa 100 Kilometer südlich von Agadir und ungefähr ebensoweit nördlich vom Kap Nun, dem südlichen Endpunkt der marokkanischen Küste. Der Platz ist im Juni 1860 im Frieden von Tetuan von Marokko an die Spanier abgetreten, aber von diesen nicht besetzt worden. Ssilertsge in Stettin. Der Kaiser, die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise trafen mittels Sonderzuges in Stettin am Montag um 10'/, Uhr vormittags ein Auf dem Bahnhof fand großer militärischer Empfang statt. Anwesend waren u. a. der Kron prinz und alle kaiserlichen Prinzen. Eine Ehrenkom panie des Eren.-Regts.Nr.2 erwies auf dem Bahnsteig die Ehrenbezeugungen. Beim Verlaßen des Bahn hofes wurden die Majestäten mit stürmischem Jubel empfangen, der sich während des ganzen Einzugs fortsetzte. Geleitet von einer Eskadron Pasewalker Kürassiere, ritt der Kaiser in die Stadt ein. gefolgt von den Prinzen, ebenfalls zu Pferde. Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise fuhren vor dem Kaiser im L Daumont gefahrenen offenen Vierspänner. Mit der Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise nahm auch Prinzessin Eitel Friedrich im Wagen Platz. Die Truppen, Vereine mit Fahnen, Innungen mit Emblemen, Post- und Eisendahnbeamte und Schulen bildeten Spalier. Begrüßung durch die Stadtbehörde Vor drin Rathause am Manzelbrunnen hatten sich die städtischen Körperschaften aufgestellt. Ober bürgermeister Dr. Ackermann hielt eine Ansprache, in der er der früheren Besuche Stettins durch de i Kaiser gedachte und weiter ausführte, die Stadt Stettin, die in den letzten Jahren schwer zu ringen gehabt hätte, empfinde es als Ehrung, das Ham burg der Ostsee, das preußische Hamburg zu sein. Der Oberbürgermeister gedachte sodann der landes väterlichen Fürsorge der Hohenzollern für die erste Sechandelsstadt der preußischen Monarchie, die neben der Sorge für ihr wirtschaftliches Ge deihen auch ihre Aufgaben gegenüber der Ver gangenheit und den ideellen Gütern unserer Kultur nicht versäume. Dem neuen Stadtmu cum auf der Hakenterrasse gegenüber auf bauinbetränztcr Höhe solle einweithinragendes, von ProfessorManzels Meisterhand entworfenes Reiterdenkmal Kaifer Friedrichs erstehen, der als Statthalter von Pommern sein Andenken tief in die Herzen der Bürger Stettins eingegraben. „Daß noch wieder einmal ein Statthalter von Pommern aus dem erlauchten Hause Eurer Majestät auf dem alten Ereifenschlosje residieren möchte, wo über ein halbes Jahrtausend die Pommernherzöge gesessen haben — das ist ein Traum, auf deßen Erfüllung wir noch zu hoffen haben!" Der Oberbürgermeister schloß: „Wir wissen aber, daß alle unsere Hoffnungen sich nur erfüllen tonnen, wenn dem Vaterlande der Friede und der deutschen Flagge die Achtung aus allen Meeren erhalten bleibt. Unter der Gnade bes Himmels hat uns die Macht und Weisheit Eurer Majestät diese Güter bisher erhalten können, und die beste Bürgschaft für ihre Dauer ist die blanke Kriegswehr zu Lande, zu Wasser und zu Luft, die sich in diesen Tagen auf unseren Gefilden und Gewässern vor dem gebietenden Auge Eurer Majestät wieder entrollen soll und zu deren bestem Kern immer die Söhne Pommerns gehört haben! Wie aber auch die Vorsehung den Gang der Dinge lenke — der Allmächtige erhalte und segne Eure Kaiserlichen und Königlichen Majestäten mit Ihrem ganzen Hause und mit unserm ganzen geliebten preußischen und deutschen Daterlande, unter deßen blühenden Städten Stettin immer eine der tatkräff tigsten und treuesten sein will!" Der Kaiser nahm hierauf den ihm dargedotenen Ehrentrunk ent gegen und erwiderte auf die Rede des Oberbürger meisters: „Ich spreche Ihnen, Herr Oberbürgermeister, meinen innigsten Dank aus für Ihren herzlichen Willkomm im Namen Ihrer Majestät und in meinem Namen. Das Bild, da» uns der Empfang Stettins geboten hat. rührt unsre Herzen, und wir bitten Sie, der Stadt und der Bürgerschaft dies auszusprechen. Für mich ist es nichts Neues, nach Stettin zu kommen, wie Sie schon erwähnt haben. Die Verbindungen zwischen Pommern und Stettin einerseits und meinem Hause und mir andererseits sind alte. Es ist mir immer eine Freude gewesen, im Laufe der Zeit zu beobachten, wie Stettin unter Schwierig.