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)N. 7990 >171. 2507. — !!! K ül. I. 1'lituen- !eo. — kür LUS, I-Lnä- kiir jode vilreiken, ,eo, Ver- »solut Ull- s > l e 11 o ii: 11, Ikieli. Strasse 18, 8lrss>o -18, üiecl-tr. 25, ttr. 19 uvck r 8ebäcke!, icdo -tr. 27, beim kadri- x. Oerber- küulor vr- ,»IS7 Me nranlagtc) rlich a zn- ttrvröiirv eiiit, -j« kr. 4 59. Vers, einsend, des s VV. schreibt guten vr- damit sehr »IS3L liest, <»<», I ikk«. <>>I»8er »i. kuvacleut- > «llrdvll lie bestell sr ,,,,» crkt. Dtip)igcrTageblM 2K SUIbiocLSLNieLLL^. Handelszeitung Amtsblatt des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Miltkommen, Ahr Schützenkeüder! Auf historisch denkwürdigem Boden, inLerpzig, der Geburtsstadt des Mitteldeutschen Schützenbundes, wo vor 13 Jahren in Verbindung mit dem 17. Mit teldeutschen B u n de s s ch l e ße n das 25- jährige Jubiläum des Bundes in frohester Feststimmung begangen wurde, wird in den Tagen vom 2. bis mit 9. Juli das 26. Mitteldeutsche Vun- Lesschießen abgehalten werden, und das gastfreie Leipzig öffnet euch, ihr deutschen Schützen, weit sein« Tore und entbietet euch herzlichen, treudeutschen Will- kommensgruß! Kommt alle herbei, ihr wackeren, deutschen Män ner, die ihr den Beruf des deutschen Schützen auffaßt als eine zielbewußte Betätigung nationalen Geistes und vaterländischer Vollskraft! In frischem Wett streit soll um die Palme des Sieges gerungen werden. Wertvolle Preise und Ehrengaben warten der treff sicheren Schützen! Es wird der letzte größere Wett kampf sein, der sich auf dem jetzigen waldumfriedeten Schießplatz der Leipziger Schützengesellschaft abspielt, wo jo mancher deutscher Schütze im Laufe der Jahr zehnte mit scharfem Auge und sicherer Hand den Siegespreis errang. In wenig Jahren wird das herrliche Gelände einer großzügigen Hochwasserregu lierung zum Opfer fallen müssen. Darum auf, ihr deutschen Schützen! Nach Leipzig! Die Feststadt heißt euch herzlich willkommen in ihren Mauern. Das Programm: Sonnabend, den 1. Juli 1911: 8 Uhr abends: Bcgrützungs-Kommers im „Reichs hos", Thomasring 4. Sonntag, den 2. Juli: 10 Ubr: Zusammenkunft der auswärtigen und hie sigen Schützen im „Panorama-Restaurant", Roßplatz. Frühschoppen. 11 Uhr: Auszug der Schützen nach dem Schützenhofe. 12 Uhr: Uebergabe des Bundesbanners. 1 Uhr: Festtafel. Tafelkarte 3 5 Uhr: Elöffnungs-Wettschießen. Nach Schluß des selben Proklamierung der Sieger und Überreichung der Ehrenbecher. Nach dem Wettschießen bis 8 Uhr abends Schienen auf sämtliche Scheiben mit Aus nahme der Festjchciben und Meisterscheiben. Von 4 Uhr ab Militärkonzert im Garten des Cchützenhofes und Volksbelustigung auf der Festwiese. Montag, den 3. Juli: 7 Uhr: Beginn des Schießens auf sämtliche Scheiben. 12s/2—2sH UHr: Mittagspause. Gemeinsame Mit tagstafel. Tafelkarte 2 Hierauf Fortsetzung des Schießens bis 8 Uhr abends. 4—11 Uhr: Militürkonzert im Garten des Schützenhofes. Um 81/2 Uhr abends: Generalversamm lung des Mitteldeujchen Schützenbun des im Saale des Schützenhofes. Dienstag, den 4. Juli: Schießen wle am Montag. 121/2—2i/^ Uhr: Mittagstafel. Taselkarte 2 E l i t e t a g. 4—7 Uhr: Militärkonzert im Garten des Schützenhofes. 8—11 Uhr: Großes Massenkonzert, aus geführt von 8 Militärkapellen und 3 Tambourzügen. Mittwoch, den 5. Juli: Schießen wie am Montag. 12i/^—2i/2 Uhr: Mittagstafel. Tafelkarte 2 -4l. 4—11 Uhr: Militürkonzert im Garten des Schützenhofes. Donnerstag, den K. Juli: Schießen wie am Montag. An diesem Tag« findet das Fahnenband-Wett- schießen statt. 12Z4-—2^4 Uhr: Mittagstafel. Tafelkarte 2 ^t. 4—11 Uhr: Militärkonzert im Garten Les Schützenhoses. Große Gesangsauffübrung (ca. 500 Sänger) desLeipzigerGausängerbundes, unter persönlicher Leitung des Kgl. Musikdirektors Gustav Wohlgemuth. Freitag, den 7. Juli: Schießen wie am Montag. Schluß abends 7 Uhr. 12^>—2i/4 Uhr: Mittagstafel. Tafelkarte 2 -<l. 4—11 Uhr: Militärkonzert im Garten Les Schützenhoses. Bei eintretender Dunkelheit großesvrtHant- feu«rwerk. Sonnabend, den 8. Juli: Schießen wie am Montag. Die Festscheiben dür fen nur bis 12iH Uhr mittags beschossen werden. Schluß des Schießens auf alle übrigen Scheiben 8 Uhr abends. 12^4—2iH Uhr: Mittagstafel. Tafelkarte 2 4—11 Uhr: Militärkonzert im Garten des Schützenhofes. 8—11 Uhr: Turnerische Aufführungen der Leipziger Turnerschaft (Allgemeiner Turnverein, Leipziger Turnverein Westvorstadt, Turnverein der CüdvorftaLt). Sonntag, den S. Juli: 1—4 Uhr: Festtafel. Tafelkart« 2,50 ^t. 4—11 Uhr: Konzert im Garten des Schützenhofes. 5 Uhr: P r e i s v e r t e l l u n g an tue ersten Sieger auf jeder Festscheibe. Wie wir erfahren, wird auf dem Schützenplatz während des Bundesjchießens auch das von den Leip ziger Messen her rühmlichst bekannte Bratwurst- g l ö ck'l e Aufstellung finden. Neben den künstleri- jclfen Darbietungen erster Sängergeselljchaften (In time Sänger, Bennewitz-Sänger, Buntes Theater) ge langt ein deutsches Bundesbräu aus der Brauerei F. A. Ulrich zum Ausschank. Rostbratwürste von der Firma Gustav Nictzschmann in bekannter Güte. Leipzig sls Schützenfestitsüt. Wenn Leipzig in diesen Julitagen des Jahres 1911 das 26. Mitteldeutsche BunLesjchießen in seinen Mauern sieht, dürfte es nicht mehr als recht und billig sein, einmal Leipzig als Schützenfeststaldt zu betrachten. Es ist eines der erfreulichsten Ruhmesblätter in der Geschichte des deutschen Städtelebens: die groß artig« Gastfreundschaft, die bei den sog. Landes schießen oder Freischießen eine StaütgemeinL« gegen die Bürger befreundeter Städte ausübt. Dabei komm:, wie eine Feslsthrift der Leipziger Schützen gesellschaft mit vollem Recht sagt, das Selbstgefühl des deutschen Bürgers zum kräftigsten Ausdruck, und Eigenschaften, die unser» Altvordern eigentümlich waren, wurden erkennbar: der Stolz auf die eigene Stadt, das leicht reizbare Ehrgefühl auch gegenüber den Freunden, das selbstgefällige Behagen, in prunk vollen Aufzügen sich in der Stadt zu zeigen und die Heimat würdig zu vertreten. Die glänzendsten Schützenfest-: oder richtiger ' Schießfeste wurden jahrhuirdertelang in Deutsch- lands Sudwesten gefeiert. Schwaben, Bayern und die Schweiz stehen hier obenan. Lange Zeit sind Augsburg und Nürnberg der Schauplatz großer Schießfeste, daneben Straßburg und Zürich, zwijck)«n Lenen enge Freundschaftsbande bestanden, die be reits Fijchart in seinem Gedicht „Das glückhaft Schiff von Zürich" feiert. Auch Sie Städte der Landschaften Franken, Thü ringen und Meißen standen in reger Eastverbintung, ferner waren Köln, Aachen uns Breslau Hauptplätze für regelmäßig wiedertehrende Lanoesschietzen. Schon 1392 eröffnet Augsburg den Reigen der großen Feste, Nürnberg richtet lfervorragende Schießen in den Jahren 1433, 1458, 1511, 1558, 1561 und 1579 aus. Regensburg zeichnet sich aus in den Jahren 1432, 1456, 1568 und lädst: München ist 1400, 1467 und 1599 hervorzuheüen, Ulm zeichnete sich 1388,1468,1558 aus, Eßlingen 1516, Landshut 1549 und Speyer 1529. Den Uebergang vom Süden nach dem Westen Deutsch lands vermitette Frankfurt a. M. In Mitteldeutsch land steht zunächst Dresden in den Jahren 1582 und 1614 und dann Leipzig mit den Jahren 1498, 1512, 1526, 1551 und insocsonoere mir 1559 obenan. Leipzig als Schützenfeststädt! Wie feierten unsere Väter solche Feste? Unser: bekannte Leipziger Chro nik von Vogel l1714) weiß von dem ersten Leipziger Schützenfest im Jahre 1498 folgendes zu berichten: „Im Monat Julio ward ein gedoppeltes Schießen in Leipzig gehalten: eines aus gezogenen Rohren nach der Scheibe, das andere aus Rüstungen nach dem Vogel: zu diesem verordnete E. E. Raih 50 Gülden zum Vortheil, bey jenem war der beste und höchste Gewinn 100 Gülden, der geringste 5 Gülden. Rechst beiden ward auch ein Beyschießen nach der Scheibe vor Lie, jo in denen Hauptschießen unglücklich ge wesen, gehalten, und war der höchste Gewinn 20, der geringste 2 Gülden. Zu Vermehrung dieser an gestellten Lustbarkeiten wurden zwey Glücks-Töpffe auffgethan. Der Gewinst in dem großen war ohn- gefchr 1000, in dem kleinen 20 Gülden. In jenem galt ein Zettel 3 Groschen, in diesem 1 Groschen." 1526 lädt Herzog Georg zu Sachsen selbst in einem Schreiben an den Rat der Stadt Leipzig zu einem „Schießen mit der Armbrust unser den Eychen" (im sog. Tiergarten, gegenüber der Plcißenburg), wobei er nach gethanen Schießen zugleich eine Kollation zu halten gedachte. Gleichzeitig stiftet« er zu diesem Feste als Hauptprämie „vor das best Cleynodt einen Ochsen, fünfundzweintzig gülden wirdig oder sovil gelbes". Ebenso schickte er ein „vorzychnis" der Städte mit, die von Leipzig zu dem in Aussicht genommenen Schießen geladen werden möchten. Außer Dresden waren es Pirna, Meißen, Großenhain, Oschatz, Frei berg, Schneeberg, Annaberg, Chemnitz, Zschopau, Mittweida, Rochlitz, Weißenfels, Pegau, Glauchau, Salza, Sangerhausen, Delitzsch. Zwickau, Altenburg, Torgau, Grimma, Eilenburg, Borna, Weimar, Er furt, Naumburg, Zeitz, Halle, Merseburg. Der Schluß des Brieftextes der sich auf dieses Städteverzeichnis bezieht, lautet: „Vnd ist vns wolgefellig das do solches Schießen anderen Ewren Nachbarn der vmb- lygenden Stete auch vorkündiget vnd bittet zu solchen zu kamen, zu vorsuchen, wer den Ochsen heinrfüre." Heber das Schießen im Jahre 1551 berichtet Vogel: „Den 20. Sept, hat Chur-Fürst Moritz ein groß Land-Schießen mit Büchsen und Armbrüsten zu Leipzig angestellet, worzu Ihre Churfürstl. Durchs, aus ihrer Kammer eine güldene Kette, 100 fl. und E. E. Rath zu Leipzig einen güldenen Becher 50 Thaler werth, zu besten gegeben. Zu diesem Schießen hat Hochermeldete Churfürstl. Durch!, viel Fürsten und Herren, Stände und Städte freundlich eingeladen und verschreiben lassen, gestalt denn dazu mahl Herzog Augustus zu Sachsen. Hertzog Wolff, Fürst zu Anhalt, Hertzog Wilhelm von Braunschweig und Graff Johann Georg von Mansfeld etc. zugegen gewesen, mit welchen anwesenden Fürstlichen und Grässlichen Personen von allerhand wichtigen Hän deln zugleich tractiret worden." Am 9. Juli 1559 stellt die Stadt Leipzig dem Kurfürsten August zu Ehren ein großes schießen auf der Schloßwiese an, wobei ebenfalls viele Vornehme, z. B. Markgraf Siegismuicd von Brandenburg, Herzog Wilhelm zu Lüneburg und Celle usw. sich ein fanden. Der beste Gewinn war 300 Rtlr. Die Ab bildung dieser Lustbarkeit wurde auf dem großen Rathaussaale aufgestellt und 1642 unter dem Bürger meister Christian Eulenau renoviert. Eine ebenso interessante wie sorgfältige Darstellung dieses großen Schießfest«s, bei welchem cs überaus glänzend her ging, ist auf Grund genauester Forschungen von dem verstorbenen Dr. Wustmann versaßt und im Jahr: 1884 (zum Bundesschießen) unter dem Tirel „Das Freischicßen zu Leipzig im Juli 1559" herausgegeben worden. Der Bericht ist nicht, wie im 16. Jahr hundert üblich, in schlechten Versen, sondern in ver ständiger Prosa abgcfaßt, jo daß man annehmen darf, er stamme 'aus der Feder eines Natsbeamten, vielleicht des damaligen Stadtschreibsrs. Es würde zu weit führen, diese Schilderung hier abzudrucken. So viel nur sei gesagt, daß es bei diesem Feste an Essen und Trinken nicht fehlte. Nachdem der Kurfürst dem Nctthe seinen Wunsch zur Abhaltung eines Freischießens zu wissen gethan, sie Zeit dazu bestimmt und fernere Verordnungen er lassen hatte, verjchritl der Rath zur Erbauung und Einrichtung der Localitäten und Schisßstänse und dem Entwürfe einer Schießordnung. Aus Rath und Bürgerschaft wurden Ausschüsse gewählt, darunter die für Unterbringung der fremden Schützen und leidliche Verpflegung auf dem Schießplätze nicht die bequem sten waren. Die Küchen versorgten Hans Volkmar und Bastian von Garkoch. Die Speisen sür den Kur fürsten und seine hohen Gäste bereitete der kurfürst liche Koch, und als Getränte gab es Alicantewcin, Neaarwein, rheinischen Wein, rothen Wein, Eim- beckisch Bier, Zerbster Bier, Jreibergisch Bier und To:gauer Bier. Confett und Marcipan für den Kur fürsten und sein Gemahl lieferte der Zuckermacher Thomas Marschalk in Erfurt. Außer dem Schieß- hauje, mit aparten Räumen für den Kurfürsten, die übrigen Fürstlichkeiten und anderen hohen Herren, und einem Valcon, auf dem die kurfürstlichen „wäl- schen Pfeifer", wenn der Kurfürst einen Treffer ge schossen, bliesen, gab es neunzehn Schießbuden, neben der mittleren Hauptzielwand, zwei Verjuchswände, eine Schreibbude, einen Keller und ein« Küche. Hinter dem Schießhause stand eine Topfbude, mit dem zur Ausloosuug bestimmten Kleinodien, 84 an der Zahl. Dann gab es ein« Hofküche und einen Hofkeller, ein« Schenkbude und eine Nasselbude oder Würfelbude. An Fürsten, Grasen und Herren waren bei diesem Schießen: der Kurfürst August nebst seiner Gemahlin und seiner Frauen Mutter, Herzog Magnus zu Hol stein, Sigismund, Erzbischof zu Magdeburg, Markgraf Hans zu Küstrin, Herzog Wilhelm von Lüneburgs Markgraf Hans von Brandenburg, Fürst Hans von Anhalt, Fürst Carol von Anhalt, sechs Grafen von Mansfeld, Graf Wolf von Eisenberg, der alt« Graf von Barbi mit drei Söhnen, Graf Albrecht von Echwarzvurg, Gras Merten von Holstein und Herr Haug von Schönburg gegenwärtig. Vor ihnen schätzen der Kurfürst, der Erzbischof und vier Grasen von Mansfeld mit. Ferner waren eingeladen kurfürst liche Kammerrüth«, Hosräth« und Amtleute, sowie di« Umkreise einer Meile um Leipzig ansässigen Besitzer der Rittergüter, an Zahl 13, und 59 Städte, aus wel chen 148 Schützen eintrafen. Aus den nicht eingelade nen Städten Egra, Mühlhausen und Reg«nsburg wurden, mit kurfürstlicher Erlaubnis. 8 angekommcne Schützen zugelassen. In den vier Thoren waren für die eintreffenden fremden Schützen Zettel angeschla gen, damit sie wissen sollten, wo j«de Stadt „ein- furiret" worden, und die Bürger, welche mit ihren Rüstungen angcthan, in den Thoren die Wache hatten, waren beauftragt, denen so unbekannt und die Her bergen nicht selber finden konnten, solche nachzu weisen. Ten Dienst auf dem Schießplätze hatten die Schneider und die Kramer. Der genauen Beschrei bung des Dorschießens, des Montags am 10. Juli stattgefundenen Hauptschießens und des weiteren, bis zum Sonnabend am 15. Juli abgehaltenen Nach schießens sind in der Schrift auch die Vergnügungen sind in der Schrift auch die Vergnügungen beige- fiigt, darunter, als der Kurfürst nach dem Schieß platz geritten, ein Fischerstechen, „da der Kurfürst angehalten und solcher Kur,zwei! zugesehen." Hier aus wird ersichtlich, daß die Leipziger Fischerstechen, deren Ursprung auf di« Geburtstagsfeier des Königs August des Starken im Jahre 1714 zurückgeführt wiü), weit älteren Datums sind. Ferner gab es Tonnenstechen, wobei ein mit Wasser gefülltes in der Schwebe hängendes Faß dem Reiter, welcher es mit dem Speer getroffen, seinen nassen Inhalt über den Kopf ergoß, Wettlaufen von Bauermnägden, einen Tanz der als wilde Männer verkleideten Kürsch ner, einen Wettlauf der Fiedler und Laternenträger, einen Bauernwettlauf. Fechtschulen und anderes. Sonnabend, am 15. Juli, wurden di« Hauptgewinne, deren 59 waren und wovon der beste 500 Gülden be trug, ausgeteilt. Dreimal wurden di« Schützen auf dem Rathhause trattirt, zuerst die Fürsten. Grafen und Herren, sammt ihren Räthen. Hofjunkern, und dem Frauenzimmer, ohne die kurfürstliche Tafel 18 Tische, sowie 31 Tische gemeine Schützen. Die ersteren Tisch« hatten 9 Gänge, jeden mit zwei Gerichten, nämlich Salat, Schinken, Bratfisch: schwarze Hühner in Rä- gelnbrühe, Foren (Forellen), Schmerlen, Hecht: Wild- pret in einer gelben Brühe, Gebratenes: Karpfen in einer Pastete, gelben Aal: geräucherte Zungen, dürre Form: Sclföpscnfleisch, Kalt Etzen von Mandeln: Streubichcn, Krebse, Sprützkuchen, Käse: dünne Ku- ci>en. Obst, Marzipan und Nürnberger Pfefferkuchen. Die gemeinen Schützen erhielten 8 (beuch:«: Salat, Schinken und Eier, Hiihner mit Limonien, Gebra tenes, Weiße Aal« mir Salben, Kalt Essen von Man deln, Zungen gewürzt, Krebse Käse und Kuchen. Zum anderen Male setzte es bei 25 Tischen sür die Schützen nur zwei Gerichte mit Käse und Kuchen und zum dritten Male bei ebensoviel Tischen das gleiche. Wein uiiü Bier gab es nach Belieben. Nach dem großen Fest des Jahres 1559 folgt aller dings zunächst eine große Pau,« von fast hundert Jahren. Das Mißgeschick, das unser Leipzig während des Dreißigjährigen Krieges traf, ließ auch Lie in zwischen seit dem 1. Dezember 1580 rn zwei Gesell schaften, die Armbrustjchützen und die Büchjenschützsn gespaltenen Leipziger Schützenvrüder nicht unberührt. Die Armbrustjchützen sahen sich während der Kriegs unruhen mehrmals genörigt, rhr« Schießübungen ein zustellen. An groß« Feste war schon gar nickst zu denken. Erst nach der Wiederkehr des Friedens und nach Abzug der Schlveden aus Leipzig trat der Rar der Stadt 1652 an den Kurfürsten heran und bat um Wiederherstellung des von Len Schweden zerstörten Ranstädter Schictzgrabens unter Berufung darauf, daß bereits 1631 bei dem in Leipzig gehaltenen Finsten-Konverrtc fürstlich« Personen sich dieses Platzes zu ihrer Ergötzung bedient hätten. Die Bitte hatte Ersolg und 1651 hatten die Schießübungen der Armbrustschützen wieder begonnen und 1655 fing auch das Vogelschießen auf der P fingst wies« wieder an. 1663 wurde Lie Leipziger Armb ruft schütze »gesell schäft vom Kurfürst Johann Georg II. nach Dresden ein geladen. Während der folgenden Jahre gab es aber wieder viel Unglück. Die türkis<t;en Unruhen, di« Er furter Händel und nicht zuletzt di« furchtbar« Epi demie, di« Pest, ließen den Gedanken an Feste nicht aufkommen. Auch die folgenden Jahrzehnte scheinen in ruhigen Dahnen, ohne große Fest«, verlaufen zu sein. Noch hatten dann die Leipziger Armbrustschiitzen im Jahre 1755 die dreihundertjährige Erinnerung an den Reliqionsfricden Lurch ein Jubelschießen am 11., 15. und 18. Dezember wohlgemut gefeiert, als Lie Leiden des siebenjährigen Krieges auch über den Ver ein hsreinbrachen. Es würde nur ein Auszug aus der Geschichte der Leipziger Schützengejelljchaft jein, wollten wir chrono logisch die Folgezeit durchschreiten. Betrachten wir lieber Leipzig als Schützenfeststädt beim 100jährigen Jubelfest der Schützengeselljchaft im Jahre 1843. Die Vorfeier fand am Geburtstag des Königs am 18. Mai statt, für das eigentliche Fest waren die Tage vom 4. bis 7. Juni festgesetzt. Das Leipziger Tageblatt von 1843 bringt darüber solgcnd« ausführliche Schil derung: „Dem viertägigen Hauptfeste war durch eine Vor feier am 18. Mai, dem Geburtstage unseres Königs, die Weihe gegeben worden, durch einen im dekoricrren Saale Les Schützenhaujes vom Archiüiakonus D.Fischer gehaltenen geistlichen und durch eine Festrede des De putierten der Gesellschaft Stadtrat I). Secburg, in welcher zweckentsprechend die hauptsächlichsten ge schichtlichen Momente entwickelt wurden. Festmusik hatte die Vorfeier eingcleitet und beendet. Am 4. Juni, dem ersten Tage des P'ingstfestes, be gann nun das Jubiläum selbst. Zu ihm hatten sich von nah und fern, aus dem In- uno Auslande De putierte von Schützenqeselljchaften anderer Städte ein gefunden, welche am Vormittag feierlich begrüßt wur den und sich als Fcsttcilnehmer in ein bereites Album «inzeichneten. Es waren 54 solche Deputierte gegen wärtig, welche die Städte Annaberg, Vorna, Kamenz, Lrimmitzschau, Dresden, Glauchau, Ocderan, Pirna, Wurzen und vom Auslande Altenburg, Frank furt a. O., Halle Lützen, Merseburg, Weißenfels ge sandt hatten und die zum Teil in ihren zierenden Uniformen erschienen waren. Noch andere Schützen gesellschaften, namentlich die von Marienburg, Naum burg und Weimar, hatten sich, wie dies auch die von Annaberg durch ihre Deputierten getan, durch Ein sendung von dankenswerten Festgaben beteiligt. Weimar hatte ein Gedicht in schöner kalligraphischer Ausführung gesandt, welches in dem Festlokale auf gehängt sich befand, die übrigen Städte hatten zum Teil ebenfalls durch poetisch« Worte und durch die Gabe wertvoller Cchützensterne ihre freundliche Ge sinnung bestätigt. Nachmittags 3 Uhr begann das Festmahl in dem prächtig und sinnreich geschmückten Hauptsaale Les Schützenhaujes. An den beiden Galerien waren, von Girlanden durchwunden, die Viertels- und Innungs fahnen angebracht, darunter namentlich die schöne Fahne, welche erst vor kurzem non dem Könige voll Schweden der hiesigen Bäckerinnung als Geschenk ver. ehrt worden ist und welche neben der auch aufge- pflanzten alten Bäckerfahne in ihrem Neichtum prangte, darunter auch die Jubelstandarte der Buch drucker und die Stadtfahne. Hinter dem ersten Ehren plätze an der Tafel war ein Postament mit der Büste des Königs unter einem drapierten Baldachin, ihm gegenüber an der anderen Seite des Saales eines, umgeben mit den Rüstungswerken und Geschossen, mit der bronzierten Statue Les heiligen von Pfeilen durch bohrten Sebastian. Di« Festtafel erwartete, reich mit Blumen bestellt und sonst geziert und vortrefflich arrangiert, die Gäste. Das Festmahl selbst an welchem über 400 Per sonen, Mitglieder der Gesellschaft und fast ebensoviel Gäste teilnahmen, wurde, der alten löblichen Sitte gemäß, an welcher die ScbützengeseNjlbaft immer fest gehalten hat, mit einem von Superintendent I). Groß mann gesprochenen Gebete eröffnet, worauf dann der Kreisdnektor Dr. v. Falkenftein dem Könige ein von