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ihres Geschäftsstandes, Mitgliedcrzahl u. s. w. Er hat Huber versprochen, die Sache im Auge zu behalten und bei nächster Ge legenheit mit den geeignetsten Leuten einen ausführlichen Bericht zu entwerfen. Weiter konnte unser Freund einen sehr beschäftig ten Geschäftsmann für den Augenblick nicht drängen. Die bedeu tendsten und meisten dieser Assoziazionen sind in den nördlichen Grafschaften, deren energischer und rühriger Bevölkerungsstamm dazu am besten geeignet ist. Von einer gemeinsamen Organisazion ober allgemeinen Be ziehungen der vereinzelten Afsoziazionen ist vorläufig gar nicht die Rede und nur die Rochdale 8tors bildet den ökonomischen Mit telpunkt der meisten nordenglischen 8tores, welche sich dort mit den Hauptartikeln versehen. Endlich versicherte Wordin, daß in Schottland nach dem Verhältniß der Bevölkerung die Resultate noch bedeutender sind, und obgleich er nur einige der dortigen 8t«rs8 näher kannte, schätzte er die Gesammtzahl zuversichtlich auf 130—40, darunter manche sehr bedeutende. Von einer wohlwollenden oder gar förderlichen Theilnahme der höhern Stände und der großen Presse ist nichts zu spüren, seit die Londoner xrornotei-8 sich zurückgezogen. Einen politischen Charakter oder auch nur eine sich der Sache vollbewußte sozial- doktrinaire Färbung scheint die Bewegung kaum irgendwo merk lich zu haben. Doch haben neuerdings die Sccularifien b. h. die Vertreter des rohste» bornirtesten Materialismus, wie z. B Holyoaks, um so mehr einigen Einfluß gewonnen, da die spezi fisch christliche Welt die Sacke noch immer fall ganz ignorirt. — Was nun Frankreich betrifft, so ist die Assoziazionsbewe- gung wie schon 1854 auf Paris beschränkt mit 2—3 schwachen Ausnahmen. In Paris aber bestehen, trotz der auf der Hand lie genden Ungunst aller Verhältnisse, in mehr ober weniger gedeih licher Haltung noch alle jene tl.88ocis.tions ouvrisrs8, die Herr Professor Huber 1854 kennen lernte, bis auf zwei oder drei. Eine ober die andere (z. B. die Pianisten der Straße St. Denis) sind in großer Gefahr in Folge der Krise und vielleicht unvorsich tiger Geschäfte. Dagegen ist auch eine der bedeutendsten, die der Ouvriers Vlacon8 oder Bauarbeiter in der Kus 8t. 'Victor neu entstanden, welche mit 110 Mitgliedern und einer wechselnden großen Zahl von auxiliairs8 die größten Bauten aller Art ausführt und in diesem Jahre bis Ende Mai schon für 560,000 Fr. Aufträge theils ausgeführt, theils übernommen hatte. Sehr beachtenswerth ist auch jetzt die Buchdruckerassoziazion ksmsgust, welche im Herbst dieses Jahres ihren statutenmäßigen 10jährigen Lebenslauf schließt und zwar mit einer ganz vollkommenen Lösung der gestellten Auf gabe, aus einem Häuflein besitzloser von der Hand in den Mund lebender Arbeiter eben so viele auf einem wohlerworbenen Besitz stehende Arbeiter hervorgehen zu lassen. Das will was sagen! Bei Abwicklung des Geschäfts und nach Heimzahlung der Reg.- Vorschüfse und Erfüllung aller Verpflichtungen wird jeder Genosse einen reinen Gewinn von 7—8000 Fr. davon tragen. Dann aber kann ein zweiter Schub (wenn man so sagen darf!) in das Geschäft eintreten und hängt es nur von den Leuten ab, nach 10 Jahren unter ähnlichen Verhältnissen wieder andern Platz zu machen. Man sollte denken, daß eine solche thatsächltche Erfah rung, auch wenn sic ganz allein stände, selbst den Leicht- oder Stumpfsinnigsten zum Nachdenken und zur Erkenntniß bringen müßte! Die Leipziger Turner-Feuerwehr. Eine wackere Genossenschaft diese Leipziger Turnerfeuerwehr! Junge, gewandte, muthige Leute, die freiwillig zusammengctreten sind und sich das Löschen und Retten von Menschen und Sachen bei Feuersgefahr, unter trefflicher Führung körperschaftlich geglie dert und mit vorzüglichen Rettungsgeräthen ausgestattet, zur rühm lichen Aufgabe gemacht haben. Die Deutsche Allgem. Ztg. be richtet über eine öffentliche Uebung dieser Feuerwehr in den vor kommenden Lösch- und Rettungshandgriffen mit den besitzende» Ge- räthen. Die darin erwähnte Steigleiter ist eine etwa 6 — 7 Ellen lange Stange von zähem Holze (Eschen?), durch welche etwa ein Fuß lange Sprossen so eingelassen sind, daß sic 5—6 Zoll zu bei den Seiten vorstehen, — oben ist sie mit einem winkelrechten Hoch kanteisen von beiläufig 20 bis 24 Zoll Länge versehen, das vorne etwas umgebogen ist. Mit diesem Hakeneisen hängt man die Leiter übers Fensterbrett, allfällig das Fenster einschlagend, von der Straße aus, steigt ins erste Geschoß, läßt sich eine zweite gleiche Leiter nachreichen, schlägt diese auf gleiche Weise in die Fenster des zweiten Geschosses und so weiter. Man erhält dadurch eine senkrechte Leiternfahrt bis zur Höhe des Gebäudes behufs des ! Löschens und Rettens, die außerordentlich praktisch ist und von den Turnern mit großer Gewandheit gehandhabt und bestiegen wurde. Mit dieser Steig- oder Hakenleiter ist cs möglich, ein seitwärts liegendes Fenster zu ersteigen, wenn man sich z. B. im i zweiten Stocke befindet und das dritte von außen erreichen will. Drr Turner hakt nämlich seine Leiter in das betreffende oben seit lich liegende Fenster, stellt sich auf die Sprossen und läßt sich loS. i Pendclartig schwingt dann die Leiter bis sie die lvthrechte Lage wieder angenommen hat und der Turner weiter klettern kann. Die persönliche Ausrüstung der Feuerwehrturner besteht in einem blaugestrciften Kittel, schwarzem Helm mit Messingbeschlag, Gürtel mit eisernem Schließhaken, um sich beim Verlegen der Leitern festzuhaken, und in einer starken langen Leine. Außerdem noch kurze Beile, Messer u. s. w. Wir lassen nun den erwähnten Bericht folgen. Leipzig, 19. Juli. Die Leipziger Turnerfeuerwehr (gegründet 1846, reorganistrt 1855) hielt gestern Vormittags auf dem Turnplätze ein Manöver ab, welches ein vortreffliches Zeugniß von den Leistungen ihrer Mitglieder gab. Der Haupt mann der Kompagnie bewillkommnete die zahlreich Versammelten, unter denen sich auch der Herr Vtzebürgermeister, Mitglieder des Stadtraths, der Stadtverordneten und des Offizierskorps befan den, und sprach zugleich der Behörde und dem Kommando der städtischen Feuerwehr den Dank für ihre Unterstützung aus. Nach einigen Ordnungs- und Marschübungen erfolgte die Vorführung und kommandomäßige Entfaltung der Apparate, Spritzen, Zu bringer und des von Phil. Lanzer in Karlsruhe erbauten „Feuer bocks." Darauf folgten weitere praktische Hebungen, wie das Erklettern von ein bis 3 Stockwerken in gerader und schräger Richtung mittels der Hakenleitern, die Auffahrt der Spritzen re. im Schncllschritt und förmliche durch Signalpfeifen geleitete Lösch- übungen mit je einer ober zwei gemeinschaftlich wirkenden Spri tzen. Besonders bcmerkenswcrth war hierbei die große Schnellig keit und Genauigkeit aller Leistungen, sowie die Geräuschlosigkeit, mit welcher Alles vor fick ging. Große Aufmerksamkeit zog die Handhabung des Feuerbocks auf sich, welcher, ganz selbständig freistehend, baS Schlanchrohr und den Rohrführcr bis zur Höhe eines mäßigen Hauses emporzuschraubcn, in gewissen Fällen auck zur Rettung von Menschen dienen kann. Als gegen das Ende hin aus dem oberen Stockwerke des als Brandstätte angenommenen Klctterhauses die hülfernfenden Stimmen Bedrohter erschallten, so wurde durch die Steiger schleunigst ein leinener Tunnel vom Platze aus bis ins dritte Stockwerk befördert, die Hülfernfenden mußten (den Kopf zuerst) hineinkriechen und in dem Fallrohre heruntergleiten. Von der Zeit des ersten HülferufS bis zur voll lendeten Herabbcförderung mehrerer Personen vergingen nicht völ lig drei Minuten. Das Wegräumen der Steigleitern vom drit- rcn Stock aus durch die an ihnen herabsteigendc Mannschaft be durfte nicht ganz eine Minute. Auch mit dem Fangtuchc zum Auffangcn der aus dem zweiten Stockwerke wegen allzu großer Nähe der Gluth herabspringcnden Personen wurden einige gelun gene Versuche borgenonimcn, ebenso mit dem Herabklcttern an der Rettungsleine vom dritten Stockwerke aus. Die Kompagnie be- ! steht aus 100 Mann, lauter kräftige Gestalten im beste» Mannes- j alter. Je mehr die Leistungen bewiesen, daß es sich bei dem Be streben dieser Gesellschaft nicht nur um Aneignung körperlicher , Gewandheit oder Kräftigung, daß diese Eigenschaften hier viel mehr nur zur ersprießlichen Erreichung höchst nothwendiger und wohlthätiger Zwecke dienen, um so mehr ist die aufopfernde und uneigennützige Thätigkeit dieser freiwilligen Löschmannschaft,