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Nr. 242. l04. 3ahrgsns. Lelprtsrr Tageblatt. /rettag, 2. September lSlo. Vor vierzig Jahren. Amtliche Depeschen der Bundes - Telegraphen-Station zu Leiozig. (Eingegangcn am 2. September, 1V Uhr vormittags.) An die Königin Augusta in Berlin. Aas dem Schlachtfelde von Sedan, den 1. Sep tember, 3^ Uhr Nachmittags. Seit V.8 Uhr sieg reich sortschreitende Schlacht rund um Sedan. Garde, 4^ 5^ 11„ 12. Corps und Bayern. Feind fast ganz in die Stadt zuriickgeworfen. Wilhelm. Leipzig, den 2. September 1870. Telegraphie des Norddeutschen Bundes. St. Barbe bei Metz, 1. September, 9^L Uhr Abends. Seit gestern früh ist Bazain« mit ganzer Armee im Kamps gegen erstes Armeecorps und ihm zugetheilten Division Kummer bei Tag und bei Nacht gewesen und gestern Nacht m»d heute überall siegreich zurüklgeschlagen. Die Franzosen haben mit groher Tapferkeit gefochten, mußten aber der ost- preußischen Tapferkeit weichen. Prinz Friedrich Karl hat gestern und heute dem ersten Armeecorps Aner kennung und Glückwunsch zu beiden Siegen aus gesprochen. Die vierte Landwebrdivision hat am heutigen Tage ruhmreichen Antheil. Manteuffel. Leipzig, den 2. September 1870. Telegraphie des Norddeutschen Bundes. Mundelsheim, 2. Sept., 11 Uhr Mittags. Der Feind erössnete heute früh 4 Uhr von der ganzen Front ein sehr heftiges nicht gut gezieltes Feuer. Heftiger Eeschütztampf. Verluste unserer Artillerie noch nicht bekannt, jedenfalls nicht bedeutend. Zu gleicher Zeit fiel der Feind ar l der Jn-el Waagen und gegen den Bahnhof aus. Oberst Renz warf mit 1 Bataillon des 2. badischen G den Feind vom Babnhof bis in die Festung. Der Hauptmann Gräf dieses Regiments ist geblieben, circa 50 Mann todt und verwundet. Der Angriff auf Waake» ist durch das 30. Regiment abgeschlagen; 1 Offizier und 4 Chasseurs gefangen. Lieutenant von Versen verwundet. Die 2. Parallele fast vollendet. v. Werder. Leipzig, den 2. September 1870. Telegraphie des Norddeutschen Bundes. Malamcourt, den 2. September, 11 Uhr 20 Min. Vormittags. Vom Morgen Les 31. August bis Mittag des 1. September hat Marschall Bazaine fast unausgesetzt versucht, mit mehreren Corps aus Metz nach Norden durchzubrechsn. Unter dem Ober, befehl de» Prinzen Friedrich Karl hat General von Manteuffel alle diese Versuche in ruhmvollen Kämpfen, di« in dem Namen Schlacht bei Noisseoille zusammenzusassen sind, zurückaescklagen. Der Feind ist wiederum in di« Festung zurückgeworfen. An den Gefechten waren betheiligt das 1. und 9. Arnreccorvs, die Division Kummer (Linie und Landwehr), di« 28. Infanterie-Brigade. Die Hauptgefecht« fanden um Servigny, Noisfeville und Retonfäy statt. Nächt liche Urberfäll« wurden mit ostpreuhischen Kolben und Bajonnetten zuriickgeworfen. Unser« hierfür verhältnismäßig nicht sehr oroßcn Verluste sind noch nicht zu übersehen. Die des Feindes sind sehr be« deutend. General von Stiehl«. Leipzig, den 8. September 1870. Telegraphie des Norddeutschen Bunde«. Der Königin Augusta in Berlin. Bor Sedan, den 2. Septbr. ^2 Uhr Nachmit. tags. Die Capitulation, wodurch di« ganze Armee in Ccdan kriegsgefangen, ist soeben mit dem General Wimpffen geschlossen, der an Stelle des verwundeten Marschalls Mac Mahon das Lommando führt«. Der Kaiser hat nur sich selbst mir ergeben, da er das Commando nicht führt und Alles der Regentschaft in Paris überläßt. Seinen Aufenthaltsort werde ich be stimmen, nachdem ich ihn gesprochen habe in einem Rendez-vous, das sofort stattfindet. Welch' eine Wendung durch Gottes Führung! Wilhelm. Leipzig, de« 2. September 1870. Telegraphie des Norddeutschen Bundes. Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 2. September. Seüsn vor 40 Asstren in Leipzig. In ganz Deutschland herrschte vor 40 Jahren in den ersten Septemoertagen die größte Spannung. Man wußte, daß Mac Mahon den verzweifelten Versuch gemacht hatte, durch einen Marsch längs der belgischen Grenze zu dem in Metz eingeschlossenen Marschall Bazcune vorzudringen und diesen zu ent setzen. Aber man wußte auch, daß dieser Versuch durch die Schnelligkeit des deutschen Heeres, das so fort nach Erreichen des verlassenen Lagers von Chälons eine Rechtsschwenkung ausgcsührt hatte, vereitelt war. Und gegenüber den großen Heeres- massen der Deutschen konnte nur noch zweierlei in Frage kommen: die Zurückdrängung der Armee Mac Mahons, bei der sich auch der Kaiser befand, auf belgisches Gebiet, oder — die Kapitulation, lieber wiegend war man vor 40 Jahren der Meinung, daß der erstere Fall eintreten würde; aber der vorzüg lichen deutschen Armeeleitung Moltkes gelang es, die Umzingelung durchzuführen und so die französische Armee samt ihrem Kaiser zur Kapitulation zu zwingen. Unermeßlich war der Jubel, der beim Eintreffen dieser Nachricht in allen deutschen Kauen herrschte. Bor allem auch in unserem Leipzig, das in jenen Zeiten keiner deutschen Stadt an Begeisterung nachstand. Heute, nach vierzig Jahren, wird es sicher allgemein interessieren, wenn wir jene Tage noch einmal unsern Lesern vor Augen führen. Die Kunde, daß Mac Mahon mit 30 000 Mann bei Sedan die Waffen gestreckt haben sollte, hatte sich schon am 2. September abends in Leipzig ver breitet. Die Depesche sollte, so bieß es, aus dem Wege nach Berlin die hiesige Lelegraphenstation durchlaufen baden. Aber es kam keine Bestätigung, und enttäuscht begab man sich nach Hause. „Desto reichlicher — wir geben nunmehr dem da- maligen Berichterstatter unseres Leipziger Tageblattes (3. September) das Wort — fühlte man sich entschädigt, als in der Frühe des heutiaen Tages der Telegraph wirklich die von dem greisen Heldenkönig Wilhelm unterzeichnete, in so er schütterndem Umfange selbst kaum vom Zuversicht- lichtten Eemüth erwartete Nachricht überbrachte, daß Frankreichs letztes Feldbeersammt seinem stolzen Kaiser Napoleon capt- tulirt haben. Zu schwach ist die Feder, um ein Bild von dem Jubel zu entrollen, welcher sich jetzt unserer gelammten Bevölkerung bemächtigte, die tausendfachen Freudenzuruse, mit welchen auf allen Straßen die einander Begegnenden sich begrüßten, zu verzeichnen. Ueberall bilden sich Gruppen, welchen die Depesche zwei und drei Mal vorgelesen wird, das Hurrah- und Hochrufen will kein Ende nehmen, eines Jeden Antlitz glänzt von jubelnder Begeisterung, an Geschäft und Arbeit denken nur Wenige, dafür wird in allen öffentlichen Localen mit zahllosen Massen von Schoppen und Seideln Victoria geschossen. In kurzer Zeit sind die Häuser und Straßen mit Fahnen und Flaggen bedeckt, manche Thcile der inneren Stadt erinnern durch die Vollständigkeit ihres fest lichen Schmuckes an die herrlichen Tage des deutschen Turnfestes vom Jahre 1863. Um die Mittagsstunde erscheint an den Straßenecken eine Bekanntmachung des Rathes, worin derselbe mittheilt, daß zur Feier der herrlichen, zur Entscheidung führenden Siege der deutschen Heere mit allen Glocken geläutet und am Abend das Rathhaus illuminiert werden soll. Der gleichzeitig an die Bewohnerschaft gerichteten Auf forderung, sich der Illumination anzuschließen, wird nach Allem, was man bereits jetzt sieht und hört, in der umfänglichsten und glänzendsten Weise ent sprochen werden, falls das etwas zweifelhaft ge wordene Wetter nicht sein Veto einlegt." Dann heißt es in einer weiteren Niederschrift: „Gegen 12 Uhr sammelten sich um die Hauptkirchcn, namentlich um die zu St. Nicolai, dichtere Gruppen. Der letzte Seigerschlag der Mittagsstunde war noch nicht ganz verhallt, da schlug das tiefe Summen der großen Glocke an das Ohr der Menge und schnell fielen auch die helleren Töne der übrigen Glocken hinzu. „Nie klang Musik so süß in meinem Ohr" — so dachte und sagte wohl Mancher, und weit draußen über dem Weichbilde der Stadt, wohin die große Kunde des Tages noch nicht gedrungen war. mochten die ehernen Stimmen unserer Thürme als frohe Ver künder hocherfreulicher, wenn auch noch nicht näher gekannter Siegesbotschaft begrüßt werden. Unter, besten hatten Ratb und ^io^t"erordnete on Se. Maje stät den König Wilbelm telegraphiert: „Dem von Gottes Seaen sichtbar geleiteten siegreichen Feld herrn des deutschen Heeres Dank und Glückwunsch!" Neben diesem Telegramme batten dieselben Körper schaften auch an den König Johann folgenden Glückwunsch telegraphisch entsendet: „Sr. Ma^cit dem König Johann bringen in freudiger Bewegung zu der rühm- und erfolgreichen Betheiligung der königlichen Prinzen und des sächsischen Armeecorps an den großen und herrlichen Siegen des deutschen Heeres ehrfurchtsvollsten Glückwunsch dar." Und der Schlußbericht lautete: i-. Leipzig, 3. September, 10 Uhr Abends. Unsere Stadt erglänzt in einem Feuermeer. Die Illumi, Nation zu Ehren der Siege unserer deutschen Armeen ist eben so allgemein als prachtvoll, nur wenige dunkle Häuser sind zu bemerken. Am glänzendsten treten der Marktplatz, Augustusplatz, die Erimma'sche Straße. Hainstraße, Goetbesii-gsie usw. hervor. Unge heure Masten frohbewegter Menschen wogen, patrio tische Lieder anstimmend, durch die ganze Stadt. Da. zwischen ertönt ein förmliches Pelotonfener von Kanonenschlägcn. Dom Balkon des neuen Theaters herab inronirte eine Musikcapelle das Lied: „Run danket Alle Gott!" Auf dem Marktplatze drängte sich Kopf an Kopf. Sänger trugen „Die Wacht am Rhein" vor und stimmten dann ebenfalls das „Nun danket Alle Gott" an. Eine Ansprache, welche darauf Herr Bürgermeister Dr. Koch vom Balkon des Rathhauses herab an die Menge richtete, klang in einem Hoch auf die Führer der Armee und die braven deutschen Soldaten aus. Das war Sedan vor 40 Jahren in Leipzig. O * Stadtbezirksarzt Dr. Poetter in Leiozia ist für die Zeit vom 4. September bis mit 1. Oktober 1910 beurlaubt worden. Er wird während dieser Zeit vom Geh. Sanitätsrat Dr. Blaß hier vertreten werden. * Jubiläum. Der bei der Ortskrankenkaste für Leipzig und Umgegend angestellte Oberkontrolleur Gustav Andrae feierte gestern sein 25jähriges Dienstjubiläum bei der Kaste. * Vom Völkerschlachtdenkmal. Das Innere des Denkmals wurde im vergangenen Monat von 15315 Erwachsenen und 2427 Kindern besucht, also vom 17. April bis 31. August d. I. zusammen von 57792 Personen. Die Besichtigungen, denen Er klärungen vorausgeben, finden täglich von früh 9 Uhr bis abends 7 Uhr ununterbrochen statt. Ein trittsgeld wird für Erwachsene 25 und für Kinder 5 erhoben. * Neue Wagen der Großen Leipziger Straßenbahn. In nächster Zelt wird die Große Leipziger Straßen bahn mehrere neue, in ihren eigenen Werkstätten hergestellte Motorwagen einstellen. Die Wagen sind mit zwei starken Motoren ausgerüstet. Die Perrons zeigen eine praktische Neuerung: in der Mitte befindet sich eine Messiirgstange, an der sich die Passagiere in den Kurven festhalten können. Die Perronaufgänge sind nicht mehr mit einer Kette abgesperrt, sondern mit einer zusammenlegbaren Barriere, wie an den neuen Schkeuditzer Außen bahn-Wagen. * Arbeitsnachweis der Metallindustriellen Leipzigs. Nunmehr hat auch der Ortsverein des der anarcho- sozialistrschen Richtung zuneigenden Allgemeinen Deutschen Metallarbeiterverbandes in einer Resolu tion seinen Mitgliedern zur Pflicht gemacht, den Arbeitsnachweis des Verbandes derMetallindustriellen im Bezirk Leipzig streng zu meiden. Gleichzeitig wurde in der Resolution getadelt, daß der Deutsche Metallarbeiterverband sich bet seinem Vorgehen gegen den Arbeitsnachweis der Fabrikanten sich nicht an alle Mctallarbeiterorganisationen zu gemeinsamem Vorgehen gewendet habe. — Das Som werfest im Zoologischen Garte« konnte sich am Mittwoch wieder eines glänzenden Verlaufs erfreuen. Seine Beliebheit gab sich kund durch den starken Besuch, und es war ein früh, liches Leben und Treiben in den Anlagen des Etablissements, wo am Nachmittag Kinderspiele unter Leitung von Kindergärtnerinnen abgehalten wurden und Karussell, Kasperltheater und Rutsch bahn als besondere Vergnügen eingereiht worden waren. Den Erwachsenen winkte dab« ein lustiger Tanz auf der Völkerbühne. Zwischen den Konzerten, die das Musikkorps de» 107. Regiments unter Leitung des Herrn Musikmeisters K. Gilt sch in besonders gediegener Weise ausführte, entwickelte sich allerorten die Konfettischlacht, und als dann der Abend kam, er glühte die Berganlage in rosigem Schein, schoß eine Funkenkaskade über die Zacken zur Tiefe. Rings- herum aber, im Konzertgarten wie in der Parkanlage flammte ein reiche Illumination in langen Ketten auf und schuf mit ihren bunten Lichtern, mit ihren funkelnden Sternen und glühenden Arabesken neue anziehende und bewunderungswürdige Momente. Nach dem großen militärischen Tongemälde von Saro „Deutschlands Erinnerungen an die glorreichen Kriegsjahre 1870/71", sandte dann das auf dem Platze vor dem Aquarium abgebrannte Brillant feuerwerk seine glänzenden Kugeln und prasselnden Schwärmer zum Nachthimmel empor und ließ seine Fronten in wirbelnden Funken rauschen. Ein Sommernachtsball im Großen Festsaale bildete den Beschluß des Festes. * Theatralisch-dramatische Gesellschaft „Artemisia". Am Sonntag, den 28. August, fand ein „Bunter Operettenabend" statt. Trotz des schönen Wetters und des ersten Meßsonntages füllte sich der Große Saal des „Volkswohl". Aus den bekanntesten Ope retten gelangten Duette und Solis zur Aufführung. Großen Applaus ernteten Herr C. Seifert und Frl. Gertrud Kahl, und zwar mit Recht, denn sie sangen das „Mädel klein- und Ningelreihn"-Duett fehr niedlich und manierlich, das „Man steigt nach"- Duett dagegen sehr schick und humorvoll. Weiter sind noch zu erwähnen Herr M. Röbrborn, Frl. Lis pelt und Frl. Mendelsohn. Ein Ball schloß sich den Aufführungen an. * Eine furchtbare Tat. Durch Aushang gaben wir bereits gestern nachmittag bekannt, daß der im Hause Schönauer Weg 30 in Kleinzschocher wohnhafte Agent Ernst Becher an seinen Stiefbruder'in Lindenau, der dort ein Zigarrengcschäst betreibt, einen Brief gerichtet habe, in dem er schrieb, daß er seine beiden im Alter von 8 und 10 Jahren stehenden Söhne durch Zyankali ver giftethabe. Er gab in dem Brief an, daß die Kinder in einem Hagebuttenstrauche an der Planitz- straße in L.-Gohlis, schräg gegenüber den Kasernen, gefunden würden, und daß auch er „in zwei Stunden hinllbcrgeschlummert sein würde". Die sofort vor genommenen Ermittlungen ergaben leider die Rich tigkeit dieser brieflichen Mitteilungen, denn man fand die beiden Knaben an der bezeichneten Stelle Arm in Arm unter einer Strohpuppe liegend tot auf. Von Becher selbst fehlt noch jede Spur. Wie wir er fahren, ist Becher vor etwa 14 Tagen von Zwickau aus nach Leipzig zugezogen. Außer den Kindern befand sich noch in der Begleitung Bechers, der Witwer ist, eine Frauensperson. Becher konnte noch nicht in die von ihm gemietete Wohnung einziehen, da diese erst zum 1. Oktober frei wird, aber die noch in der Wohnung wohnenden Leute gaben den vier Personen ein Zimmer ab. Becher soll nicht gearbeitet haben, so daß die Familie große Not litt. Infolge dessen kam es auch mehrfach zu Auftritten zwischen ihm und seiner Geliebten, die ihm Vorwürfe machte, daß er nicht Arbeit suche. So war es auch am Montag wieder zu einem Streit gekommen, der ziemlich heftig gewesen sein soll, denn am Dienstag früh nahm Becher seine beiden Kinder und ging mit ihnen fort. Er äußerte zu seiner Geliebten, daß, wenn sie ihn ver losten würde, er sich und seine Kinder umbrächte. Seit dieser Zeit ist Becher mit den Kindern verschwunden, und alle Bemühungen, ihn aufzufinden, waren ver gebens. Da traf gestern mittag bei dem Stiefbruder Bechers der Brief ein, in dem er die ausgeführte Tat mitteilte. Der Stiefbruder übergab den Brief sofort der Polizei, die dann leider, wie schon gesagt, die Kinder tot auffand. — Von Becher selbst ist bis jetzt keine Spur aufgefunden worden und man vermutet, daß er sich gar nicht das Leben genommen hat. — Im übrigen verweisen wir auf die Bekanntmachung des Polizeiamtes in dieser Angelegenheit im amtlichen Teile der vorliegenden Nummer, in der auch eine Personalbeschreibung Bechers gegeben wird. * Selbstmord- und Unfallstatistik für den Monat August 1910. Im Monat August 1910 sind im Stadt bezirk 22 Selbstmorde, 16 Selbstmordver suche und ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange zu verzeichnen gewesen. Von denjenigen, die freiwillig aus dem Leben schieden — 15 männliche und 7 weiblich« Personen —, haben sich 9 erhängt, 5 ertränkt, 4 vergiftet, 3 erschossen, eine von einem Eiscnbahnzug überfahren lasten. 6 Personen ver suchten sich zu vergiften, 4 sich zu ertränken, 3 sich zu erschießen, eine sich zu erstechen, eine sich durch Herab stürzen. eine sich durch Aufschneiden der Pulsadern zu töten. Ein pensionierter Feuerwehrmann stürzte beim Abnehmen von Obst von der Leiter ab und starb an den erlittenen Verletzungen. Im Monat Juli 1910 waren 19 Selbstmorde, 15 Selbstmordversuche und 12 Unglücksfälle mit tödlichem Verlaufe zu regi strieren. * Eingebrochcn wurde in der Nacht vom 31. August zum 1. September in dem Chemischen Untersuchungs laboratorium von Dr. v. H e yg e n d o r ff, Bcethoven- straße 13, und daselbst nach Erbrechung des Schreib tisches im Bureauzimmer die Tageskaste gestohlen. * Feuer auf dem Meßplatz. Der Wohnwagen eines Photographen in der Nähe des Etablisse ments „Kronenbräu" auf dem Meßplaüe geriet am Mittwochnachmittag auf bis jetzt noch nicht auf geklärte Weise in Brand. Die Feuerwache auf dem Meßplatze unterdrückte den Brand in kurzer Zett. * Taschendiebe. Wiederum sind Taschendiebstähle in zahlreichen Fällen auf dem Meßplatz und in der Petersstraße zur Ausführung gebracht wor den. Die Diebe erlaiwten Portemonnaies mit In halt bis zu 100 ^l. Zn sämtlichen Fällen sind die Portemonnaies Damen aus Handtälchchen entwendet worden. * Gestohlene Treppenläufer. In letzter Zeit sind bei der Kriminalpolizei nicht weniger als 20 An zeigen über gestohlene Treppenläufer erstattet worden. In Verdacht, die Diebstähle aus geführt zu haben, steht ein Lumpensammler, der mit einem Lumpensacke bei Herrschaften nach Roh-, Produkten frägt. Er wird beschrieben als zirka 1,75 Meter groß, schmächtig, hat hageres Gesicht, dunkelblondes Haar, und war meist bekleidet mit grauem Jackett und ^auer Sportmütze. Der Mann soll stets in nächster Nähe einen Handwagen stehen haben. sf Sprung au» dem Fenster. Die Ehefrau eines an der Brüderstraße wohnhaften Büfettiers sprang vorgestern früh infolge eines ehelichen Zwists aus einem Fenster ihrer im ErdgeschoßpiegendenWohnugen herab und trug dabei eine so schwere Verletzung des rechten Beines davon, daß sie in das Stadtkranken- hau» gebracht werden mußte. ftf Plötzlicher Tod. Ein 68 Jahre alter, hier zu gereister 6andwerk»bursche wurde in einer Her berge an der Seeburgstraße plötzlich bewußtlos. Er wurde in dar Krankenhau» Übergeführt. woselbst er bald nach der Einlieferung den weist aufgab. fs Wahren, 1. September. lSchwer gequetscht) wurde auf dem hiesigen Bahnhofe beim Rangieren der in Linbenthal wohnhafte 37 Jahre alte Hilfs- schirrmann Bruno Ul le. Der Mann, der gefährliche Verletzungen am Rückgrat und Leibe davontrug, wurde in das Leipziger Krankenhaus übergeführt. * Leutzsch, 1. September. (Schadenfeuer.) In der Eisengießerei von E. Becker <L Co. brach am Mittwochnachmittag durch Ueberhitzung eines Gasofens ein unbedeutendes Feuer aus, das bald erstickt werden konnte. Wenige Stunden später jedoch stand plötzlich die ganze zweite Etage, die als Lagerplatz für Modelle diente, in Flammen. Die Böhlitz-Ehrenberger Feuerwehr und die Mannschaften der IV. Wache der Leipziger Feuerwehr mußten mit Rauchmasken gegen den Brandherd vordringen. Nach 1'/,stündiger Tätigkeit der Feuerwehr war jede weitere Gefahr beseitigt. Der Schaden ist beträchtlich, ist jedoch durch Versicherung ge deckt. Der Betrieb erleidet keine Unterbrechung. * Hänichen, 1. September. (Geflügel cholera.) Unter dem Eeflügelbeftande des Kauf manns Otto Nabe in Hänichen ist die Geflügel cholera ausgebrochen. * Taucha, 1. September. (Ein bedauerlicher Unglücksfall) ereignete sich gestern in der jüngst in Betrieb genommenen Leipziger Kakes- sabrik. Der erst vor wenigen Tagen eingetretene Bäckermeister R. aus Hannover geriet mit dem rechten Arm in das Wcrkgetricbe der Knetmaschine. Dabei wurde ihm die Hand vollständig zerquetscht und die Sehnen des Unterarmes zerrissen. Der Bedauernswerte wurde dem Krankenhause zu geführt. * Liebrrtwolkwitz. Bei der hiesigen Sparkasse wurden im August 1215 Einzahlungen im Betrage von 180 520 ./i 48 bewirkt, dagegen erfolgten 497 Rückzahlungen im Betrage von 136 337 .-8 73 Ausgestellt wurden 148 neue Bücher, erloschen sind 93. Tägliche Verzinsungen der Einlagen mit 3'/2°/n. Expeditronszeit: Jeden Wochentag. Kus SEen. Dresden, 1. September. * Der König und di« Manöver. Der König wird in diesem Monat folgenden Manöver» bei wohnen: Am 9. September dem Manöver der 88. Brigade: am 10. der Gefechtsübung der Artillerie brigade: am 12. dem Manöver der 45. Brigade; am 13. dem Manöver der 63. Brigade; am 14. dem Ma növer der 24. Division; am 16. dem Manöver der 40. Division; am 17. dem Manöver der 32. Division; am 19. dem Manöver der 23. Division; am 20. und 21. September dem Manöver des 19. Armeekorps und am 22. September dem Manöver des 12. Armeekorps. * Hosnachrichten. Der König gedenkt am 3. Sep tember eine Jagd auf Naundorfer Revier abzu halten. — Am 5. September findet im Schlosse zu Pillnitz ein Diner statt, wozu der König Einla dungen an ehemalige Studiengenosten ergehen ließ. * Prinz und Prinzessin Johann Georg wohnten heute vormittag 11 Uhr der Eröffnung der Aus stellung der Künstlervereinigung auf der Brühlschen Terrasse bei. * Ordensverleihungen. Das Ritterkreuz erster Klasse des Sächsischen Albrcchtsordens wurde dem Negierungsrat Eürich in Breslau, das Ehrenkreuz mit der Krone dem Kriminalschutzmann Hübner in Breslau verliehen. * Liebesdrama. In einem hiesigen Hotel er schoß gestern abend der 28 Jahre alte Musiker Joseph Salat aus Prag seine 21jährige Geliebte, das Dienstmädchen Lukesofa, und verletzte sich selbst schwer. Das Motiv zur Tat ist jedenfalls Eifersucht. * u. Chemnitz, 1.September. (Alkoholvergiftung. — Lebensmüde.) Ein 53 Jahre alter Hand arbeiter, der am Mittwochabend in der 8. Stunde sinnlos betrunken auf der Straße aufgefunden wurde und aufbewahrt werden mußte, ist verschieden, und zwar nach ärztlichem Gutachten an Alkoholver giftung. — In der Nacht zum Donnerstag wurde ein hiesiger Geschäftsmann in seinem in der inneren Stadt gelegenen Arbeitslokal tot aufgefunden. Wie sich herausstellte, hat sich der Unglückliche durch Einatmen von Leuchtgas vergiftet. Die Ursache zu dieser Tat ist nicht bekannt. * Rochlitz, 1. September. (Unfall beim Birnenabnehmen.) Gestern verstarb nach schwerem Leiden der hiesige 62 Jahre alte Amts straßenmeister Zschunke, der vor acht Tagen beim Birnenabnehmen im Garten des von ihm bewohnten Hauses 3 Meter tief von einer Leiter gefallen war und sich schwere Verletzungen der Wirbelsäule zu gezogen hatte. Seit 30 Jahren war er hier als Amts- ftraßenmcister tätig. * Zwickau, 1. September. (Sonderbare Lebensretter.) Drei hiesige Arbeiter retteten kürzlich einen hiesigen Einwohner, der in selbst mörderischer Absicht in einen Teich gesprungen war und verprügelten ihn dann, um ihm die Selbst mordgedanken auszutreiben. Gegen die drei ist jetzt eine Anklage wegen Körperverletzung erhoben worden. * Radeberg, 1. September. (Die Stadtver ordneten) erweiterten in einer gestrigen Sitzung die Nechtsvorlaae zur Schaffung eines neuen Stadtverordnetenwahlrechts nach drei LuUus MMSmor, Lnlsorl. nnä LSnixl. Uok-klrm<>sortvlndi-llccmt, L'IüZsvL M«i kiLvinos. Jeder Tag der Arbeit raubt Nervenkraft. Die Stärkung der Nerven, d. h. die Ergänzung ihrer ver brauchten Kraft, ist daher für jeden modernen Be rufsmenschen eine Lebensfrage und eine ernste Pflicht. Das von der Wissenschaft anerkannte und von den Aerzten erprobte Mittel, das hier in Betracht kommt, heißt „Sanatogen". Sanatogen stärkt und stählt die geschwächten und erschöpften Nerven, indem es diese nährt, indem es ihnen die wichtigsten Bestandteile ihres oraanisthen Aufbaues zuführt und dadurch die verbraucht« Kraft er etzt. Die natürliche Folge da von ist die Ncubelebung und Verjüngung de» gr ämten Organismus, eine beglückende Hebung aller einer Kräfte und Leistungen. So mancher würde ich wie neugeboren fühlen, wenn er sick ent- chließen könnte, einen Versuch mit dem Sanatogen zu machen. Wir verweisen ausdrücklich auf den der heutigen Nummer beiliegenden Prospekt der Sanntogen-Werke vaner L Ci«„ Berlin d>V 48.