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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.09.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100902018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910090201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910090201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-02
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Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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Steuerklassen dahin, datz die Zahl der Stadtverord neten von 18 auf 21 erhöht wird und das gesamte Kollegium sich neu zur Wahl stellt, * Ebersbach, 1. September. (Verunglückt) ist der im Ortsteil „Am Schlechteberg'' woh nende Erünzeughändler und frühere Maurerpolier Tempel. Er kam beim Abspringen von seinem Wagen so unglücklich zu Falle, daß er sich einen dop pelten Beinbruch zuzog. —r. Löbau, 1. September. lBahnfrevel.) Auf der Bahnlinie Taudenheim-Dürrhennersdorf sind neuerdings wiederholt Bahnfrevel verübt worden. Am 17. August nachts war in der Flur Taubenheim ein großer Stein und ein zer störtes Läutezerchen auf die Schienen gelegt worden. In der Nacht vom 27. zum 28. August wurde wiederum ein großer Stein auf den Schienen liegend vorgefunden. Wegen dieser argen Betriebs gefährdung hat die Kgl. Generaldirektion der Säch sischen Staatseisenbahnen für die Ermittelung des Frevlers eine Belohnung von 150 ausgesetzt. * Zittau, 1. September. (Grotzfeuer.) Gestern abend brannte in Seifhennersdorf das dicht an der Grenz« gelegene Drauerngut des Besitzers Pahnebis auf die Umfassungsmauern nieder. Das meiste Inventar und viel Vieh wurden e i n Raub der Flammen. Bei den Rettungsarbeiten erlitten zwei Feuerwehrleute schwere Verletzungen. Heute vormittag wurde unter den Trümmern des niedergebrannten Gebäudes die vollständig verkohlte Leiche des in den fünfziger Jahren stehenden Besitzers aufgefunden. Pah ne wollte jedenfalls noch etwas retten und hat dabei den Todin den Flammen gefunden. * Bautzen, 1. September. (Berufung.) Der bisherige Hilfsarbeiter am Kunstgewerbemuseum zu Dresden Dr. Wolfgang Roch ist als Ordner des städtischen Museums zu Bautzen, für welches ein eigenes Gebäude errichtet wird, berufen worden. * Bautzen, 1. September. (Jubiläum.) Im be nachbarten Ringenhain beging gestern das noch rüstige Ehepaar Eifert das 05jährige Ehe jubiläum. Der König ließ dem erlernen Hoch zeitspaare Glückwünsche und eine Weinspende übermitteln. -o- Pirna, 1.September. (Veteranen-Ehrung. Stellenausschreibung.) Mit der heutigen Se danfeier verband sich auf dem Rathause die von den städtischen Kollegien beschlossene Ehrung der Kriegsveteranen. In Frage kamen 33 Veteranen, denen nach feierlicher Ansprache ein Geldgeschenk gewährt wurde. — Für die Wiederbesehung der er ledigten Direktorstelle an der hiesigen Einfachen Volksschule waren bis zum angesetzten Meldetermin nur 17 Bewerbungen eingeganaen. Es ist deshalb die Anmeldefrist dis zum 11. September verlängert worden. * Pirna, 1. September. (Der Uhrendiebstahl auf der Brüsseler Weltausstellung.) Wie der „Pirnaer Anzeiger" erfährt, gehörten die in der ver gangenen Woche in der Brüsseler Weltausstellung gestohlenen goldenen und silbernen Uhren im Werte von 30000 ./L der Uhrenfabrik M. LangeLSöhne in Glashütte. Der 2 m lange Schaukasten war seitlich aufgebrochen und die Uhren sowie zwei Marinechronometer daraus entwendet worden. Da die Uhren sämtlich Nummer und Firma tragen, so dürfte es den Dieben schwer fallen, die gestohlenen Gegenstände weiter zu verkaufen. Seüanleier in Leipzig. I. Wie alljährlich, so hat auch gegenwärtig die na tional gesinnte Bevölkerung Leipzigs sich versammelt, um ihre Sedanfeier zu begehen. Diese Feier hat von jeher Zeugnis abgelegt von dem warmen patriotischen Gefühl, das unsere Bürgerschaft beherrscht, und be wiesen, daß die Stadt Leipzig bei dieser festlichen Be gehung des großen Erinnörungstages stets mit an der Spitze der deutschen Städte gestanden. Wohl ist die äußere Form des Festes vergangen, aber der Ge danke der in ihm lebt, besteht für immer. Die Sedan feier bleibt allezeit ein Fest der Liebe zum Vater land, ein Fest dankbarer Erinnerung an die Einigung unseres Volkes. In solchem patriotischen Sinne wurde auch gestern wieder die volkstümliche Feier des Sedantaaes durch einen Festkommers im Großen Saale des Zoologischen Gartens eingeleitet. Eine überaus stattliche Besucherschar hatte sich zu der Feier eingefunden, u. a. die Herren Oberbürgermeister Dr. Dittrich, Bürgermeister Roth. Amtsbaupt- mann Kammerherr v. N o st i tz - W a l l w i tz, Stadt verordnetenvorsteher Justizrat Dr. Rothe sowie zahlreiche Ehrengäste aus allen Kreisen unserer Stadt, ferner die Fahnenabordnungen des llninersi- lätssängervereins zu St. Pauli und des Akademischen Gesangvereins Nrion. Von dem Podium der Bühne herab grüßten die Büsten des Kaisers und des Königs, von Fahnengruppen umrahmt, in den Saal. Den ersten Willkommengrutz entbot Herr Ober justizrat Schwerdfeger in gebundener Rede mit flammender Begeisterung? „Euch, deutsche Brüder, Schwestern, hier, Die mit uns eins als Festgenossen, Euch heißen hochwillkommen wir! — Ob vierzig Jahre hingeflossen, Der Stern von Sedan blieb uns treu, So feiern wir ihn immer neu! Das war ein Tag wie keiner groß, Wo Deutschlands Erbfeind überwunden, Wo sich entschied das deutsche Los, Die Deutschen einig sich gefunden: Die Nacht versank und sonnengleich Erstand das große Deutsche Reich. Drum mögen jubeln wir vor Glück! Das ist der Tag der deutschen Ehre; Germania schaut mit stolzem Blick Heut' über Länder, über Meere: Wie hat Gott herrlich sie gestellt Als Friedenshort der ganzen Welt! Hört ihr das ..Danket alle Gott!" Da» einst durchbraust die deutschen Scharen? Noch klingt's, trotz unsrer Feinde Spott, Noch klingt'» nach vierzig Friedensjahren! O sei, mein Volk, für alle Zeit Dein Denken, Schaffen Gott geweiht! Wa» frommt uns denn der mächt'ge Bau, W«nn drüber hängt des Unheils Wolke? Ach, innen fehlt das Himmelsblau, Die reine Lust in unserm Volke; Die Zwietracht reißet wu^rnd ein. Der Hatz schietzt auf — ach, seht hinein! Sedan? Germania» Triumph! Latz deinen Donner widerhallen! Auf, au« der Ruh«, schwül und dumpf; Der Weckruf gilt uns allen, allen! Wie einst das Deutschtum drautzen stieg, So gilt's im Innern noch den Sieg! O, latzt uns bauen, tieferglüht, An dem zerstörten Hausaltare, Daß wieder warm wird das Gemüt, Der Sinn sich hebt für's Schöne, Wahre; Laßt pflegen uns den jungen Sproß, Daß er gedeihe, gut und groß! So sei's! O Gott, sieh' gnädig drein: Wir wollen sein der Elche Hüter, Begeistert von der „Wacht am Rhein", Und leben als ein Volk der Brüder. In Bismarcks Geist erhebt die Hand, Hoch unser deutsches Vaterland! Als Festredner war Herr Professor Dr. Sturm- hoefel gewonnen worden. Seine Worte wiesen mit hinreißender Gewalt auf den Tag von Sedan hin. Ernst von Wildenbruch, so führte der Redner aus, hat in einem Gedicht „Sedan" von einer alten Zeit, von einer gestorbenen Zeit gesprochen. Sollte das, was vierzig Jahre zurückliegt, schon alte Zeit sein? Sollte das Größte und Herrlichste, was seit Hermann, dem Cherusker, und der Leipziger Schlacht geleistet worden, schon tot sein? Wir verneinen es; wir wollen vielmehr auch heute zweier Empfindun gen, der der Dankbarkeit und des nationalen Selbst bewußtseins. Ausdruck geben und uns der Ereignisse und der Männer von Charakter, Feldherrngenie und staatsmännischer Kunst erinnern, die ein Werk sondergleichen zuwege brachten. Wir sehen Wilhelm den Ersten, die Sachsenprinzen, Moltke, der in ziel sicherem Sibwr ng das ungebeure Schachbrett des Kampfes zu besetzen verstand, und wir sehen den mächtigen Necken Bismarck, der im Herzen jedes echten Deutschen thront. Wenn wir, die Söhne und Enkel jener Zeit, das erhalten wollen, was sie uns schenkte, so müssen wir den äußeren wie den inneren Feinden mit kraftvoller Macht begegnen, unser Ver- antwortlichkeitsgefühl stärken und uns auf natio naler Grundlage ein politisches Verständnis ver schaffen. Wir, die wir Idealisten mit selbstloser Be geisterung und Opferfreudigkeit für hohe Ziele waren, sind rücksichtslose Egoisten geworden; das Parteileben zerklüftet unser Volk. Es muß daher der einzelne zu energischer Mitarbeit für das Ganze gewonnen werden. Möge das deutsche Volk stets und immer so wie vor vierzig Jahren seiner äußeren und inneren Feinde Herr werden! Lauter Beifall lohnte den Redner für seine Worte. In oortreff- licher Weise beteiligte sich der Männergesangverein „Concordia", dessen Leitung in Vertretung des Herrn M. Eeidel Herr Kantor W. Hänßel über nommen hatte, mit einem „Germanischen Sieges gesang" von Joh. Brambach und drei Männerchören /.Der Solda?' von Friedr. Silcher, „Im Feld des Morgens früh" von CH. Burkhardt und „Der Schmied" von K. Töpfert) an der Belebung der fest lichen Stunden. Zwei gemeinsam gesungene Fest lieder, gedichtet von Oberlehrer Albin Mittel bach und Schuldirektor Bernhard Richter, feierten noch besonders den Tag von Sedan. Zu den vokalen Darbietungen gesellten sich die instru mentalen, denen die vollzählige Kapelle des 8. In fanterieregiments Nr. 107 unter Herrn Musikmeister Karl Giltsch ein der Bedeutung des Tages würdiges Programm -uarunde gelegt hatte. Auch turnerische Aufführungen traten, mit lebhaftem Beifall ge würdigt, hinzu. Im Kürturnen am Reck, Darren und Pferd zeigten Leipziger Sieger beim jüngsten sächsischen Vorturnerturnen in Zittau ihr hohes Können, während Turnerinnen der „Turngemeinde" Leipzig Freiübungen in Anmut und Grazie aus führten. Die Feier in den „Drei Lilien". ^Die vaterländischen Vereine zu L.-Anger-Crotten- dörf, Neustadt-Neuschönefeld, Leipzig-Südost sowie die Vereine Reichstreuer Männer zu Sellerhausen und Volkmarsdorf veranstalteten, wie alljährlich, gestern abend in den „Drei Lilien" ihre Sedanseier. Bei dieser wirkten Frl. Susanne Schwerdt vom Leipziger Stadttheater, der Gesangverein Les K. S. Militärvereins „Kameradschaft" zu L.-Dolk- marsdorf unter Leitung des Lehrers Schumann, die Damenabteilung des Allgemeinen Turnvereins zu Leipzig-Neuschönefeld unter Leitung des Turnlehrers Schwarzbach, die Vorturnerschaft des All gemeinen Turnvereins zu L.-Sellerhausen unter Lei tung des Turnwarts Möckel, sowie das Trompeter korps des K. S. Karabinierregiments zu Borna unter Leitung des Obermusikmeisters Peterlein mit. Vor überfülltem Saale eröffnete Herr Direktor Herr ich die Feier mit einer Begrüßungsansprache, die in einem Hoch auf den Deutschen Kaiser und den König von Sachsen ausklang, in das alle Anwesenden jubelnd einstimmten. Die Festrede hielt Herr Realschuloberlehrer Max Eoldacker, der etwa folgendes ausführte: „Den Höhepunkt des glorreichen Krieges von 1870/71 bildet Sedan, weil dort das Höchste auf dem Spiele stand und das Höchste gewonnen wurde. Hätten wir diese Riesenschlacht verloren, Las Geschick des Vater landes und der Welt wäre ein anderes geworden. Darum hat auch keine andere Siegespost überall, auch in Leipzig, so begeisternd gewirkt, als die von Sedan. Leider können wir die Frage, ob die idealen Mächte noch in alter Kraft in uns lebendig sind, nicht glatt bejahen. In der auswärtigen Politik haben wir öfter die starke Hand vermißt, die gegen fremde Anmaßung die nationalen Interessen nachdrücklich wahrt. Als Folge der inneren Politik, vor allem bei den Ver handlungen über die Schiffahrtsabgaben, trat eine Trübung des bundesstaatlichen Verhältnisses ein, wie nie zuvor, seit es ein Deutsches Reich gibt. Der nackte Parteiegoismus bei der Reichsfinanzreform hat eine tief beklagenswerte Entfremdung der wahrhaft natio nalen Parteien gezeitigt. Die Ergebnisse der Reichs tagsersatzwahlen zeigen eine bis zur Reichsvedrossun- heit gesteigerte Verbitterung in weiten Volksschichten. Die wirtschaftlichen Forderungen lasten oft die Rück sicht auf das Wohl der Gesamtheit vermissen. Aber neben diesen trüben Zeichen der Zeit gibt es doch auch erfreuliche. Durch unser Volk geht eine starke Sehnsucht nach sittlich-religiöser Erneuerung. Der flammende Protest gegen die päpstlichen Schmähungen der Reformation hat bewiesen, daß es ihm in seiner großen Mehrheit heiliger Ernst ist mit dem unser- äußerlichen Gute seiner religiösen Ueberzeuguna. Di« Parole für das deutsche Volk müsse lauten: Arbeiten und nicht verzweifeln, arbeiten an dem freien Aus gleich der politischen und wirtschaftlichen, der sozialen und konfessionellen Gegensätze, damit das 1870/71 er- strittene Gut der nationalen Einheit ungeschmälert erhalten und, wenn nötig, erfolgreich verteidigt werden kann. — Die Ausführungen des Redners wie die Darbietungen der übrigen Mitwirkenden wurden mit lebhaftem Beifall ausgenommen. * Der Gemeinnützige Verein „vorwärts" zu Leipzig-Gohlis veranstaltete anläßlich der Sedanstier eine Festver sammlung, die gestern abend im Saale des „Neuen Gasthofes" zu L.-Gohlis bei zahlreicher Beteiligung der Mitglieder, deren Frauen und erwachsenen Ange hörigen abgebalten wurde. In seiner Festansprache gab der Vorsitzende Herr Günther Nöller «inen historischen Rückblick auf die große Zeit von 1870/71. Er wies darauf hin, daß gerade der Verein „Vor- wärts" allen Grund habe, auf diese Zeit zurückzu schauen, da so mancher alte Veteran Mitglied des Vereins sei, und die junge Generation von diesen alten Kämpfern lernen könne und solle, was es heiße, dem Vaterlande treu zu dienen auch in schwerer Zeit. Der Redner schloß mit einem dreifachen Hoch aus das deutsche Heer, Kaiser Wilhelm II. und König Friedrich August. Gemeinsame Gesänge und «in Tänzchen beschlossen die würdige Feier. Tageschronik. Der 2ar in Meüberg. Man schreibt uns: In das stille hessische Landstädtchen Friedberg und in seine träumende, weithin schauende Burg mit den schönen Türmen und den efeuumrankten Mauern ist Leben gekommen, seit das russische Kaiser paar und der Eroßherzog von Hessen dort weilen. Jnfanterieposten vor dem Burgeingang, russische und deutsche Geheimpolizisten allüberall, Adjutanten, Hofdamen und betreßte Lakaien — wann sah man sie schon in Friedberg? Wann brauchte man einen Paß, um in die Burg hineinzukommen, in die Burg mit dem stilgerechten Schloß im Innern? Noch nie. denn noch niemals kam so hoher Besuch hierher wie dieses Jahr, und cs ist daher kein Wunder, wenn die Friedberger ihren Kästen alle Aufmerksamkeit schenken und sich allerlei Geschichtchen von ihnen erzählen, die in Wahrheit geschehen sein sollen. So hat man jüngst — ein Friedberger Freund schreibt's mir — die KinderdesGroß Herzogs am Burgeingang angehalten und verlangt — eine Paßkartezu sehen, die die Kleinen natürlich nicht besaßen. Ihr erwachsener Begleiter klärte aber als bald den übereifrigen Posten auf, der über den Irr tum gehörig frappiert gewesen sein soll. Wer übrigens glaubt, die Zarenkinder hielten sich nur innerhalb der Burgmauern auf, der irrt. Täg lich unternehmen sie eine einstündige Spazierfahrt durch die Felder und zeigen sich auch zuweilen auf dem Friedberger Boulevard, auf der Kaiserstraße. Diens tag war Jahrmarkt in Friedberg, auf dem eine Hofdame für die Prinzen und Prinzestinnen kleine Fähnchen — wie sie auch auf der Leipziger Messe zu haben sind — erstand, mit denen dann die Kleinen höchst erfreut ausfuhren. Der Schloßhof in der Burg ist ourch Anlegen einiger Beete in einen netten Spiel saal für die fürstlichen Kinder verwandelt woroen und soll, wie man sagt, seit neuestem einige Ferkel in eineni kleinen Verschlage beherbergen, die zur Be lustigung der Kinder des Zaren und des Eroßherzogs auf dem Schweinemarkt erstanden und zunächst ge hörig gereinigt worden sind. Wan sieht, im Hestcnlande geht es doch anders zu als im Petersburger Schloß, und man kann nur hoffen, daß auch der leidenden russischen Zarin die Landluft und die Ruhe gut bekommen und auf ihr Befinden günstig einwirken. 6. Kost. Berlin, 1. September. (Ein Zwischenfall.) Auf der Fahrt des Kronprinzen zur Parade er eignete sich ein Zwischenfall, der lebhaftes Aufsehen erregte. Als der Kronprinz mit seinem Auto mobil morgens von den Linden in die Friedrich straße einbog, um nach dem Tempelhofer Felde zu fahren, näherte sich seinem Automobil eine anständig gekleidete Frau. Sie zog aus ihrem Kleide einen Brief und wollte ihn dem Kronprinzen über reichen. Schutzleute waren sofort zur Stelle und wollten die Frau zurückdrängen. Der Kronprinz hatte sie jedoch schon bemerkt und nahmdenBrief an sich, worauf er die Fahrt fortsetzte. Die Frau wurde von einem Schutzmann zur nächsten Polizei wache gebracht. Dort erklärte sic, daß ihr Mann unschuldig verhaftet worden sei und infolgedessen befinde sie sich mit ihren drei Kindern in bitterer Not. Sie habe daher keinen anderen Ausweg ge wußt, als den Kronprinzen um seine Hilfe zu bitten. Berlin, 1. September. (Streik im Spedi tionsgewerbe.) Heute morgen ist im Spe ditionsgewerbe Groß-Berlins ein umfang reicher Streik ausgebrochen. Die Betriebe mutzten vollkommen eingestellt werden, da die Rollkutscher, Begleiter und Bodenarbeiter gemein schaftlich die Arbeit niedergelegt haben. Berlin, 1. September. (In der Cholera, b'a r ack e) des Virchow-Krankenhauses wurde am Donnerstag früh eine neue choleraoerdächtige Person eingeliefert. Die Erkrankte ist die 35jährige Frau Anna Meleczynski. Man darf wohl hoffen, daß auch in diesem Falle der Lholeraverdacht sich nicht bestätigt. Mannheim, 1. September. (Ein Manuskript gestohlen.s Auf der Rückreise aus Italien wurden dem Dramarirr'gen des hiesigen Hof- und National theaters Dr. Waar und dem seitherigen Hof theaterintendanten Dr. Hagemann die Koffer ge stöhlen. Mit dem Koffer Dr. Waars kam dos Originalmanuskript eines dem Hof- und Nationaltheater eingereichten Lustspiels „Der Wunderdoktor" abhanden. Der Verfasser, der hier lebende Schriftsteller und Redakteur Friedrich Segelken, beabsichtigt, gegen die bayrische Bahn verwaltung eine Schadenersatzklage anzu strengen. Frankfurt a. M., 1. Sevtember. (Zwei Mädchen von 16 und 18 Jahren), die hier be dienstet waren und vermißt werden, sind ver mutlich Mädchenhändlern in die Hände gefallen. Die eine hatte ihren Eltern schon Ende vorigen Jahres geschrieben, sie sei für 200 .tt monat lich nach dem Ausland engagiert. Seitdem fehlt von ihr jede Nachricht. Man vermutet, datz das andere Mädchen vom gleichen Schicksal betroffen wurde, denn in jenem Briefe heißt es, auch andere Mädchen seien unter den gleichen Be dingungen engagiert und schon abgereist. Oberlahnstein, 1. September. (Mädchen. Händler.) Hier wurde ein Mädchenhändler ver haftet, als er mit mehreren jungen Mädchen, die sich als seine Nichten ausgaben, nach Argen- tinten abreisen wollte. Sie sollten angeblich in der Ausstellung in Buenos Aires Stellung nehmen. Köln, 1. September. (Gefährliche Ein brecher.) Die Kölner Kriminalpolizei oerhaftete vor einiger Zeit zwei Männer und eine Frau, als sie versuchten, eine Brillantbrosche zu verkaufen. Wie nunmehr festgeftellt wurde, handelt es sich um die Mitglieder einer gefährlichen Einbrecherbande, die in Frankfurt, Berlin, Hamburg, Erfurt, Prag, Wien und anderen größeren Städten tätig ist. Die Frauensperson mietete bei alleinstehenden Damen sich als Dienstmädchen ein und benutzte diese Stellung, um ihren Komplicen Gelegenheit zu Ein brüchen zu geben. Man fand bei ihnen Brillanten vor, Vie von einem Frankfurter Einbruch herrührten. Hamburg, 1. September. (Ehedrama.) Der Oberpostassistent Löser ourchschnitt heute vormittag seinem fünfjährigen Sohne den Hals, brachte seiner Ehefrau Schnittwunden am Halse bei und öffnete sich selbst die Puls adern. Da» Kind ist tot. Da» Ehepaar wurde in» Krankenhaus eingeliestrt. Müncheberg, 1. September. (Attentat auf den Bahnbeamten.) Während der Strecken arbeiter Stresow die Geleise kontrollierte, wurde er von einem Schüsse getroffen und vermochte sich nur mit Mühe bis zu seiner Dienststelle zu schleppen. Ob es sich um ein Attentat oder den unglücklichen Schuß eines Jägers handelt, konnte bisher noch nicht aufgeklärt werden. Mecklenburg, 1. September. (Einkaum glaub liches Schildbürgerstückchen) hat sich in Fürstenberg ereignet und bildet dort das Tages gespräch. Die Stadtverwaltung läßt gegenwärtig ein eigenes Wasserwerk bauen. Der Wasserturm ist nahezu vollendet, auch ist das riesige Wasserreservoir bereits hoch oben im Turme montiert. Nun galt es, die beiden für die Reinigung des aufgepumpten Wassers bestimmten Filter im Innern oes Turmes zu placieren. Aber o weh! Die beiden viele Zentner schweren Filter ließen sich, man mochte sie drehen und wenden wie man wollte, nicht durch das Ein gangstor des Turmes hineinbringen, denn sowohl in der Höhe als auch in der Breite erwies sich die Oeffnung als viel zu klein. Die Bauleitung ist nun gezwungen, die verabsäumte Berechnung nachzuholen und das Mauerwerk sowie die Fußbodenbetonierung um je ziemlich einen halben Meter wieder ausbrechen zu lassen, damit die Filter in das Turminnere hinein- transvcrtiert werden können. Der Baumeister soll sich vorgenommen haben, in Zukunft bei ähnlichen Bauten die erforderlichen B e r e ch n u n g c n vor In angriffnahme des Baues auf ihre Richtigkeit hin nachzuprüfen. Posen, 1. September. (Eine geheimnis volle Erpresseraffäre) erregt in der Gegend von Enesen großes Aufsehen und beschäftigt zurzeit die Polizeibehörde. In der Gaststube des Wirtshauses in Talsce fand man eine Brieftasche, die eine große Anzahl von Erpresserbriefen ent hielt. Einer war an den gelegentlich der Posener Kaisertage geadelten Rittergutsbesitzer v. Mendorfs in MUHlburg gerichtet und trug die Unterschrift: „Die schwarze Hand von Gnesen." Er enthielt die Aufforderung, an einer bestimmten Stelle 1000 -tt niederzulegen, andernfalls der Adressat niedergeknallt werden würde. Insterburg, 1. September. (Eine Ruten gängerin.) Mit der Wünschenlrute nach Wasser gesucht hat auf den Bahnhöfen in Norkitten und Wehlau im Auftrage der Jnsterburaer Eisenbahn betriedsinspektion die Tochter Lisbeth des in Eydtkuhnen wohnhaften Klempnermeisters Paulat. Sie hat die Wasseradern an den betreffenden Stellen bezeichnet, wo die Bohrversuche für Brunnenanlagen gegenwärtig vorgenommen werden. Als Entschädi gung erhielt die Dame je 75 Frl. Paulat arbeitet bereits mehrere Jahre, und zwar mit großer Sicherheit, mit der Wünschelrute. Denn vor etwa zwei Jahren suchte sie in Eydtkuhnen aus dem Markte mit der Wünschelrute nach Wasser und be zeichnete mit Sicherheit die Stelle, wo eine unter, irdische Wasserader sich befindet. Die Bohrversuche bestätigten dies, und der Brunnen liefert reichlich gutes Trinkwasser. Paris, 1. September. (Automobilunfall einer Schauspielerin.) Eine der hervor ragendsten und schönsten Schauspielerinnen, Frau Andräe Mogard, die mit dem Schauspieler und Direktor des ThöLtre Antoine, Gömier^ verheiratet ist, wurde in der Nähe der Ortschaft Lanballay in Nordsrankreich von einem schweren Automobilunfall ereilt. Nähere Details über den Unfall fehlen noch. Man weiß nur, daß die Künstlerin eine Ver letz un in der Nierengegend erlitten hat, während der Chauffeur einen Armbruch und einen Bruch des rechten Schlüsselbeins davontrug. Der Gatte der Künstlerin, Gönner, befindet sich gerade auf einem Gastspiel in Roubaix in Nordfrankreich. Er wurde telegraphisch verständigt und ist an die Unfallstelle zu seiner Gattin geeilt. Frau Mogard ist eine leiden schaftliche Chauffeuse und dürfte ihr Automobil selbst gelenkt haben. London, 1. September. (21 Mann ertrun- k e n.) In Bristol wurde gestern die Nachricht ver breitet, oaß der Verlust des deutschen Damp fers „Margarete Ruß", der von Pensakola nach Shartneß unterwegs war, im Bristolkanal nun mehr als sicher angesehen wird. Der Dampfer hatte eine Holzladung an Bord, besaß eine Geschwindigkeit von 0,5 Meilen, war 1700 Tonnen groß und batte 21 Mann Besatzung, die, wie man befürchtet, sämtlich umgekommen sino. Die „Marga rete Ruf/' verließ Pensakola am 15. Juli, lief Nor folk am 21. Juli an und hätte regulär 14 Tage später in Amsterdam eintreffen müssen, wo aber jede Nachricht von dem Schiff ausgeblieben ist. — Die „Margarete Ruß'' gehört der Hamburger Firma Ernst Ruß und war ein neues großes Schiff, besten Kommando in den Händen des Kapitäns Kaack, eines bewährten Seemannes, lag. Auf An frage in Hamburg wurde von der Firma mitgeteilt, daß auch sie keine Nachricht von dem Schiffe habe und es bereits für verloren halte. Passagiere haben sich nicht an Bord befunden. Die Besatzung war 21 Mann stark. Während unsere „Ideal"-Schreibmaschine das un- übertreffliche Gebrauchs- und Strapazierstück für das Kontor darstellt, ist unsere neue Schreibmaschine „Erika" speziell für den Einzelnen bestimmt. Ts galt, eine Maschine zu konstruieren, die in alle Be- russschichten — Gelehrte, Aerzte. Ingenieure, Schrift steller, reisende Kaufleute, selbst Handwerker und Privatpersonen — dringen und durch ihre besondere Beschaffenheit zum Mitnehmen auf die Reise geeignet sein soll. Diese beiden Aufgaben find bei unserer Schreib maschine „Erika" durch den niedrigen Preis von Mk. 185.— und das kleinste Gewicht von 3'/- Kilo glänzend gelöst. „Erika" mutz als die wahre Volk». Schreibmaschine bezeichnet werden. Man verlange von uns Prospekt.... Aktiengesellschaft vorm. Seidel L Naumann, Dresden
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