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immer mehr Waare nach liefert, bis der Canal mit Waare gefüllt ist und die Maschine ent weder still steht oder aber, was schlimmer ist, bis dieselbe beim Fortarbeiten ganze Streifen aus der Waare herausreisst. Beob achtet man ferner genau den Gang einer solchen Maschine, so wird man bemerken, dass die Metallwangen immer geneigt sind, zwischen sich und den Abnehmer Waare hineinzuarbeiten — ganz natürlich, denn der letten von den Metallbacken ein Abstand von 2 mm vergönnt, ist der Abnehmer keilförmig in die Metallbacken eingesetzt und hat die vordere Abnehmerfläche 1 mm gleichmässigen Abstand vom Tambour, so können weder Schlitze noch Zungen entstehen, die Maschine wird vielmehr im Stande sein, vollkommen fehlerfreie Waare zu liefern, und es kommt kein anderes System von Walken diesem 3-roulettigen gleich. Es sind doch 3 bis 4 m Abnehmer, auf welchem die Waare fortgleitet, steht fest, die Metallwangen des Tambours aber rotiren an der Abnehmerfläche vorbei. Ursprünglich war die Gefahr eine doppelt grosse, als zugleich der Oberabnehmer f fest stehend angeordnet war. Da das Roulett sich mit der durchlaufenden Waare hob und senkte, so veränderte sich auch der Abstand zwischen Oberabnehmer und Roulett, welcher von An fang richtig auf 1 mm eingestellt war, und so konnte es kommen, dass zwischen bei den die Waare sich einklemmte und Löcher und Scheuerstellen davontrug. Der Ober abnehmer wird jetzt beweglich auf der Rou lettenachse angebracht, so dass Abnehmer und Roulett zugleich sich senken und heben und immer dieselbe Stellung zu einander be haupten. Sind schliesslich Tambour y und Roulett e so gebaut, wie Fig. 3 angiebt, d. h. sind die Metallwangen conisch eonstruirt, ist den Rou- Waare fortwährend in Bearbeitung, was bei keiner anderen Walke der Fall ist. Die Be hauptung, dass man nur tuchartige Waare auf ihr bearbeiten könne, beruht auf einem | Vorurtheil; man kann sie für jede beliebige Waare verwenden, ohne dass letztere glasig | oder hart wird; man kann je nach Belieben nur 2 oder 1 Roulett gehen lassen, wie es gerade die Waare verlangt. Man hat auch Walken nach gleichem System mit nur einem Roulett gebaut. Die Metallwangen liess man anfänglich weg, um sie später wieder hervorzuholen. Dafür legte man Holzcanäle ein, wie es heute noch viele Walkenbauer im Brauche haben. Nun be merkte man aber bei diesem Einroulettsystem, dass Tambour und Roulette die Waare nicht gleichmässig transportirten, die Waare blieb sitzen, es traten Stockungen ein, wodurch wieder Scheuerstellen und Löcher entstanden, sei es, wenn die Waare zu viel Seife erhielt, sei es, wenn die Abnehmer nicht die richtige Lage und Stellung zu Tambour und Roulett einnahmen. Gerade letzterer Umstand er schwerte den Transport der Waare ungemein. Um nun das Rutschen der Waare zu ver hindern, verwarf man die Gewichtsbelastung und versah das Roulett mit Federdruck, um einen stärkeren Druck auf den Tambour aus zuüben. Angewandt wurden solche Federn in Form von Wagenfedern und am liebsten dort, wo die Waare direet, wie sie vom Stuhl kam, auf die Walke genommen wurde, ohne dass man sie vorher entgerberte. Die Waare in diesem schmutzigen Zustand auf einer Walke zu bearbeiten, hat wegen ihrer schlei migen Beschaffenheit immerhin seine Be denken; ist jedoch die Walke gut gestellt, so dass das Stück kein Hinderniss findet, so geht die Operation glatt von Statten, auch ohne Federdruck. Bevor wir uns mit der Analyse zweier anderer Walkmaschinen beschäftigen, wollen wir kurz die Anforderungen feststellen, welche man heutzutage an eine Walkmaschine stellt. Dieselben bestehen aus 5 Hauptstücken: 1) Die Seitenwände einer Walke müssen ; so widerstandsfähig hergestellt sein, dass die verschiedenen Theile in ihrem ruhigen Gange nicht gestört werden, dass keine Fibration stattfindet. 2) Tambour und Roulett verlangen kräf tige Achsen, sowie eine sichere Lagerung, in dem man die Lager mit compacten Hartroth- i gussschalen auslegt. 3) Tambour und Roulett bedürfen der sorgfältigsten Ausführung, sowohl in Betreff' des Holzes, als auch in Betreff Herstellung | der Verbindung mit dem Radkranze. 4) Nothwendig ist ferner eine sichere, j dauerhafte Lagerung des Canals nebst be- I quemer, sicherer Stellung des Abnehmers; i desgleichen ist der Oberabnehmer leicht stell- I bar und mit sicherer Führung einzurichten, I und es müssen diese beiden Hauptfactoren der Maschine so angeordnet sein, dass man die Stellung sehend ausführen kann, nicht so, dass man Alles mit Tasten besorgen muss. Der innere Walkenraum soll eine solche Form , haben, dass die Waare regelrecht nach vorne gleitet, dass sie sich nicht überschlägt und nicht verschlingt. 5) Sämmtliehe Lager endlich sind ausser- | halb der Maschine anzubringen, um eine Ver- I unreinigung der Waare durch Lagertropföl zu vermeiden. Die beiden Walkmaschinen, welche wir nun mit einander vergleichen wollen, sind einerseits die von den Fachzeitschriften oft i und viel gepriesene Hemmer’sche Univer salwalke (Fig. 4 und 5) und das in der Fachliteratur weniger besprochene, aber in Fachkreisen wohlbekannte System von Orla- ! münder in Luckenwalde (Fig. 6 und 7). Bei der Hemmer'sehen Walke lagert I die Roulettaehse B senkrecht über der Tam bourachse A (Fig. 4), dagegen hat Orla- münder die Roulettachse 3 cm seitwärts von der Tambourachse, d. h. nach hinten, gelegt (Fig. 6). Hierin besteht ein Hauptunterschied ! zwischen den beiden Systemen. Die Form I der Abnehmer, im Durchschnitt gesehen, j gleicht sich bei beiden Constructionen so ziemlich, doch liegen, von der Seite gesehen, | Hemmer’s Ober- und Unterabnehmer fast senkrecht am Tambour und Roulett, während Orlamünder den Oberabnehmer mehr zurück gelegt hat, so dass die Abnehmer von oben gesehen am Tambour und Roulett einen