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der Jacquardmaschine oder mit mehrfarbig bedruckter Kette auf einer einfachen Schaft maschine herzustellen, welche beide Verfahren, so umständlich und kostspielig sie sind, doch immer nur geradlinig begrenzte Zeichnungen mit schrägen Zickzacklinien liefern können, bedruckt Dunlap (D.R.-P. No. 60,749) die aus rohen (d. h. weder gefärbten noch be druckten) Garnen gewebten Teppiche, um erstens eine billigere Erzeugung und zwei tens freie Hand für beliebige Musterung zu erreichen. Dunlap benützt hierzu die im Cattundruck verwendeten Rouleaumaschinen, unter Berücksichtigung des Erfordernisses, dass die Farbe den ganzen Flor bis zum Grundgewebe durchdringen muss und giebt an, dass den Kupferwalzen eine tiefe Gravüre und beim Druck eine starke Pression ge geben werden muss, wie man sich ungefähr selbst einbilden kann. Die Patentschrift empfiehlt ferner, das Gewebe, um es für Farben aufnahmefähiger zu machen, mit einer gewissen Flüssigkeit zu benetzen, oder wie man in der Zunft sagt, zu pfäpariren. Die angegebene Darstellung dieser Flüssigkeit aus Olivenöl stimmt merk würdig zusammen mit der Darstellung des seit bald 20 Jahren bekannten und in allen Fachzeitschriften oftmals, fast bis zum Ueber- druss, besprochenen Türkischrothöls. Dann folgt die Schilderung einer soge nannten tiefliegenden Gravüre, mit Picots auf dem Grund der Gravüre, wie sie für alle schweren Stoffe nothwendig erkannt und längst bekannt ist. Auch die ausführliche Beschrei bung der mehrfärbigen Druckmaschine hat nichts Neues aufzuweisen, mit Ausnahme der zwei durchlochten Dampfrohre hinter der Maschine, zwischen welchen die bedruckte Waare ihren Weg hindurchnimmt, bevor sie auf den Trockencylinder läuft. Der aus den Dampfröhren auf die Waare strömende Dampf trägt zur Vertheilung der Farben im Flor bei und richtet zugleich denselben wieder auf. Nachdem die Waare halb getrocknet ist, kommt sie in einen Dampfraum, welchen man sonst einen Dämpfkasten nennt, wird dann naeh dem Dämpfen von einer nassen rotirenden Bürste gewaschen, auf der Rückseite nass gestärkt und schliesslich getrocknet. Im Ganzen genommen ist an • dem Verfahren nicht viel Neues zu entdecken und wenn man sich genauer erkundigt, ist vielleicht auch das wenige Neue, wie überhaupt das ganze Verfahren des Bedruckens der Teppiche, wie Ben Akiba sagt, schon dagewesen. Kl. Neue Darstellung eines Chrommordants. Von Albert Scheurer. Wenn man 88 g Bichromat in 855 g Wasser löst und durch die Einwirkung von 57 g schwefliger Säure reducirt, so zeigt her nach die Flüssigkeit 18° Bö und enthält in Lösung: K 2 SO 4 -|-2 SO 3 . Cr 2 O 3 . Wird gewöhnliche Chromalaunlösung mit Potasche neutralisirt, so entsteht dasselbe Chromsubsulfat, aber in Gesellschaft mit 2 Mol. K 2 SO 4 , und während obige Chromoxydlösung eine grüne Farbe zeigt, ist letztere violet ge färbt. Während ferner eine mit 300 g Chrom alaun, 655 g Wasser und 45 g Caliumcarbo nat dargestellte Chrombeize, welche auf 1 kg Flüssigkeit dieselbe Menge Chrom enthält, wie die neue Chromoxydlösung, 24° Be zeigt und dies die höchste Concentration ist, in wel cher die alte Chrombeize hergestellt werden kann, so kann der neue Chrommordant bis zu einer Concentration von 62° Be erhalten werden, sofern man von Anfang an mit einer genügend concentrirten Bichromatlösung ar beitet. 15 g des neuen, 62grädigen Mordants entsprechen alsdann 23 gkrystallisirtemChrom alaun. Allmählig scheiden sich aus der starken Lösung Krystalle von Kaliumsulfat aus, woraus hervorgeht, dass basischer Alaun von der Zu sammensetzung 2 SO 3 . Cr 2 O 3 . K 2 SO 4 in der selben sich nicht vorfindet. Was die Verwendung von Scheurer’s Mordant für directen und für Enlevagedruck anbelangt, so eignet sich derselbe für den einen wie für den anderen. Die Befestigung nach dem Druck geschieht am besten mit Ammoniak gas und darauffolgendem Degummiren in einer heissen, concentrirten Sodalösung (100 g auf 1 Liter). Die Verbindung, welche sich dabei auf dem Gewebe fixirt, ist jedoch nicht Chrom oxyd, sondern ein Subsulfat desselben, und liefert andere Nüancen, als unter gleichen Bedingungen die alkalische Chrombeize Ho- race Köchlin’s. Während Scheurer’s Mor dant mit Nitroalizarin ein weiches Gelbrosa färbt, erzielt man mit reinem Chromoxyd und Nitroalizarin mehr violette und weniger freund liche Töne. Wird der neue Mordant mit seinem halben Volumen Wasser verdünnt, auf weissen Baumwollstoff geklotzt und auf die an gegebene Weise fixirt und degummirt, so re- sultirt ein kräftiges Grünblau, entsprechend dem Geschmack der nach Louis XVI benannten Decorationen. (Bull, de la Soc. Ind. de Mul house, 1891. S. 522.) Kl. lieber Cyanin B der Farbwerke vormals Meister, Lucius und Brüning in Höchst a/Main. Von Max Marbach. (Siehe No. 1 und 2 der Muster-Beilage.) Es ist bekannt, dass keines der bisher in den Handel gebrachten Surrogate des Indig- carmins so raschen Eingang in die Praxis und so bedeutenden Verbrauch fand, wie das Patentblau der Höchster Farbwerke. Das hervorragende Egalisirungsvermögen, die grosse Beständigkeit der Färbungen gegen Alkalien sowie die gute Lichtechtheit sind diejenigen Eigenschaften, welche diesem Farb stoffe in kurzer Zeit bedeutenden Absatz in verschiedenen Zweigen der Wollfärberei ver schafften, so zwar, dass das Patentblau den Indigcarmin an vielen Stellen vollständig verdrängt hat. Für manche Verwendungsarten hat es sich jedoch ziemlich störend erwiesen, dass Patent blaufärbungen bei künstlichem Licht sehr grünstichig erscheinen, welches Verhalten sich besonders in Mode- und Mischfarben unan genehm bemerkbar machte, sobald ein mit Indigocarmin gefärbtes Muster als Vorlage diente. Seit Kurzem bringen die Farbwerke Höchst einen neuen patentirten Farbstoff — Cyanin B — in den Handel, welcher offenbar ein Ver wandter des Patentblaus ist, da es diesem in allen Eigenschaften sehr nahe steht. — Es zeigt jedoch für sich und in Mischungen ge färbt das oben bemerkte Verhalten des Patent blaus bei künstlichem Lichte nicht, sondern erscheint selbst bei Gasbeleuchtung rein blau. Die Färbungen des Cyanins haben eine dem Indigcarmin ähnliche, nur klarere Nüance und zeichnen sich durch bedeutende Licht echtheit sowie durch hervorragende Wasch echtheit und Beständigkeit gegen Kalk und Alkalien aus. Das Cyanin B egalisirt im kochenden Bade wie Patentblau auch auf den härtesten Stoffen in vollkommener Weise und gestattet damit ein sicheres Färben auf Muster. Auch für Wolldruck ist das Cyanin B sehr geeignet. Es wird für sich und in Com bination mit anderen Farbstoffen zur Her stellung reinblauer Töne sowie von Mode- und Mischfarben verwendet. Die Drucke sind, wie die Färbungen, durch Echtheit und eine ausserordentliche Egalität ausgezeichnet. Die erhöhten Anforderungen bezüglich Echtheit, insbesondere gegen den kalkhaltigen’) Strassenschmutz, welche man jetzt an die Farben der Damenkleiderstoffe stellt, werden sicher dazu beitragen, dem Cyanin B gleich dem Patentblau raschen Eingang in die Praxis zu verschaffen. Ueber Echtneublau 3 R und 2 B in Krystallen und die neuen Echtbaumwollblau der Farbwerke vormals Meister, Lucius und Brüning in Höchst a/Main. Von Max Marbach. (Siehe No. 3 und 4 der Muster-Beilage.) Unter den vielen dunkelblauen basischen Farbstoffen, die als Ersatz des Indigos in den Baumwollfärbereien Eingang und Verwendung gefunden haben, ist unbedingt das „Mel- dolablau“ das Wichtigste. Dieser Farbstoff wurde im Jahre 1879 von Meldola zuerst durch Einwirkung von salzsaurem Nitrosodimethylanilin auf /1-Naphtol dargestellt. Es wurde dann später unter ver schiedenen Namen wie Neublau, Echtbauni- wollblau, Echtblau für Baumwolle, Naphtylen- blau etb. von fast allen Farbenfabriken in den Handel gebracht. Die satte, indigoähnliche Nüance, die Säurebeständigkeit, gute Wasch-, Seif- und Lichtechtheit sind diejenigen Eigenschaften, welche das Meldolablau charakterisiren. Der verhältnissmässig billige Preis trug wesent lich dazu bei, dass der Farbstoff in den ver schiedensten Zweigen der Baumwollfärberei rasch Eingang fand, und war es nur eine unliebsame Eigenschaft, welche zu wieder holten Klagen von Seite der Consumenten Anlass bot: die Schwerlöslichkeit des Handels- productes. Sämmtliches Echtbaumwollblau musste unter Zusatz von Essigsäure oder Salzsäure gelöst werden und hinterliess selbst so noch beträchtliche, unlösliche Rück stände, die bei dem Färben mancherlei Uebel- stände verursachten. Seit Kurzem bringen nun die Farbwerke Höchst unter den Namen Echtneublau 3 R in Krystallen und Echtneublau 2 B, sowie Echt baumwollblau R, B, BB, 3 B, 4 B und 6 B Farbstoffe von der Zusammensetzung des Meldolablaus in den Handel, welche absolut wasserlöslich sind. Sie bedürfen keines Säure zusatzes beim Lösen und hinterlassen keinen unlöslichen Rückstand. ■) In Frankreich wird an vielen Orten folgende Probe gemacht: Man netzt den auf Kalkechtheit zu prü fenden Stoff sehr gut mit einem Beactif, das durch Lösen von 10 g Kalk (chaux vif), 10 g Solvaysoda und 10 g Ammoniak in einem Liter Wasser bereitet wurde, ringt dann ab und lässt trocknen. Deutsche Fabrikanten machen Tupfen mit dünnem Kalkbrei und beobachten die dadurch entstehende Veränderung.