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2284 größt« Torpedogeschoß batte eine solche Verwüstung nicht «»richten können Dir Thai selbst ist den Spaniern wohl znzutrauen; die- selben hassen begreiflicher Weise die Amerikaner wie die Todsünde, da sie dieselben al» Unterstützer d«S cubanischrn Ausstand«» ansehen, der sie eine» Tage» dir Insel kosten wird Wie un» au» Washington 21 März gemeldet wird, er klärte Präsident Mac Kinley in einer Unterredung mit hervorragenden Vertretern des Repräsentantenhauses nach drücklich, er werbe Alles in seinen Kräften Stehende thun, um den Krieg zu verhindern, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß er hierzu im Stande sein werde. Einen leichten Staub wird der Präsident, wie wir wiederholt be- lonien, nicht haben, denn die Kriegsparlei ist noch äußerst actionSlustig. Erst gestern wieder hielt einem uns zu gegangenem Telegramm zufolge der Senator Thurston mi Senate eine leidenschaftliche Rede, in der er dazu aufsorderte, Gewehre und Nahrungsmittel nach Cuba zu schicken. Die verschiedenen Depeschen, die über den englischen Endanfel-zng seit ein paar Tagen aus General Kitchener'S Hauptquartier am Atbara einlausen, steigern von Stunde zu Stunde die Spannung wegen des unmittelbar bevor stehenden Zusam menstoßeS WaS das Ergebniß anbelangt, so ist man in weiten Kreisen verbältnißmäßig ruhig. Der anglo egyptische OberbeseblShabrr ist in seinem Vorgehen bisher so umsichtig und zielbewußt, so klar in der Beurtheilung und Anpassung der Mittel zum Zweck, so systematisch und gründlich und auck wieder so schneidig gewesen und hat sich auf Schritt und Tritt so uogewöbnlich gut unterrichtet gezeigt, baß über den Aus gang de» bevorstehenden Treffen» volles Vertrauen und Zu versicht herrscht. Ob der Khalisa hauptsächlich durch die Knappheit der Lebensmittel bestimmt worden ist, gegen Berber marschiren zu lasten oder ob ihm in erster Linie darum zu thun war, sich gewisser Häuptlinge und Stämme zu entledigen und sie zu aufreibendem Kampfe dem Feinte entgegenzuwerfen, ist am Ende gleichgiltig. Jedenfalls ist aber die in Metemneh siebende Streitmacht bei Schendy über den Nil gesetzt und am 5. März standen schon Osman Digma'S Vorlruppen balbwegS zwischen Schendy und den Stellungen der Anglo-Egypter am Atbara. Fünf Tage später lief die Meldung rin, starke Abtbeilungen der Derwische zu Roß und zu Fuß seien im Anmarsch nach Norden und am 12. brachen Mahmud und OSman Digma von Schendy auf. In den folgenden Tagen leitete General Kitchener den Auf marsch ferner Scbaaren am Atbara und seitdem wird dort hin» und hermarschirt, weil die Befehlshaber der Derwische den Atbara übeifchreiten möchten und die Anglo-Egypter ibnen den Weg nack Berber streitig zu machen bestrebt sind. Ein paar Scharmützel sind bereits zum Nachtheile der Derwische ^auSgeschlagen. Zunächst wurde em Versuch, sich bei Schebatya der Nilinsrl gleichen Namens zu bemächtigen und neuerdings auch ein Vorstoß Ali Digma'S (OSman'S Bruder) bei Adarama sich de» Ueberganges über den Atbara zu versichern, mit blutigen Köpfen zurückgewiesen. Der letztere Kampf wurde auf anglo- ezyplischer Seite von freundlich gesinnten Eingeborenen ge führt. Man wird in beiden Fällen die moralische Wirkung des Erfolges höher zu bewerlhen haben al» den militairischen Vortheil, denn mit jeder auch kleinen Niederlage sinkt da» lediglich auf Sieg und Gewalttbat aufgebaute Ansehen und Uedergewicht der Derwische. Anscheinend sind Mahmud und Osman Digma neuerdings auch recht vorsichtig geworden, allein der Augenblick ist nahe, wo e» heißt: weiter vorwärts oder unaufhaltsam zurück, und wo Mehrlader und Schnell feuergeschütze ihre verderbliche Rolle spielen werden. Deutsche- Reich. tz Dresden, 24. März. Auf die von Dresden au» an den Fürsten Hobenlohe gerichtete Adresse des national liberalen deutschen Reichsvereins ist dessen Vorsitzendem, Herrn vr. Paul Vogel, folgende Antwort zugegangeu: „Berlin, den l9. März 1898. Euer Hochwohlgeboren haben die Güte gehabt, dem Herrn Reichskanzler unter dem 20. Februar diese» Jahre» eine mit zahlreichen Originalunterschriften ver sehene Adresse deS nationalliderale u deutschen NeichSvereinS zu Dresden zu Gunsten der Marine vorlage zu überreichen. Seiten» de» Herrn Reichskanzler» ist die erwähnte Adresse an mich abgegeben worden und ver fehle ich nicht, Ihnen für die Uebersenduog dieser patriotischen Adresse meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Mit größter Hochachtung: Tirpitz, Contre - Admiral, StaatS- secretair des ReichS-Marine-AmteS." U verltn, 24. März. Die vom BundeSrathe beschlossenen Entwürfe zu Statuten für freie, sowie für Zwang Sinnungen sind natürlich weder für Diejenigen, welchen die Ausstellung oder die Umarbeitung von Innungs statuten obliegt, noch für die Behörden, welchen die Ge nehmigung zusteht, vcrbiudlich. Die Entwürfe sollen viel mehr lediglich Anleitungen zur Aufstellung und Umarbeitung von JnnungSstatuteo geben. Entwürfe, welche für jede Innung ohne Aenderung verwendbar wären, können bei der großen Verschiedenheit der Ver hältnisse nicht gegeben werden, und «S wird daher noth» wendig sein, iu jedem Einzelfalle die Musterstatuten zu prüfen, ob sie auch für die betreffende Innung passen. So weit dies nicht der Fall ist müßten dann di« entsprechenden Abänderungen oder Ergänzungen vorgenommen werden. Die Abweichungen müssen aber selbstverständlich mit dem Gesetze im Einklang bleiben. Wa» durch gesetzliche Vorschrift in der Weise geregelt ist, daß den einzelnen JnnungSstatuteo ein Spielraum für besondere Bestimmungen nicht gelassen wird, ist in die Entwürfe nur soweit ausgenommen, als e» nothwendig erschien, um das Verständniß der getroffenen Bestimmungen zu sichern oder den JnnunaSmitglievern eine ausreichende Kenntniß ihrer Rechte und Pflichten zu ver mitteln. Den Betheiligten ist in dieser Beziehung überlassen, das JnnungSstatut zu vervollständigen oder zu vereinfachen. Außer den Mustern für Statuten Hal übrigens der Bundes- ratb auch den Entwurf eines Beschlusses der Innungs versammlung, betreffend Vorschriften zur Regelung deS Lehrlings wesens, beschlossen. Die nähere Regelung des LebrlingSwesen» ist bekanntlich eine der wichtigsten Aufgaben der Innungen. * verltn, 24. März. Unter der Ueberschrift „Soldaten- Mißhandlungen — die Kehrseite der Medaille" veröffentlicht die „Augsburger Abendzeitung* folgende ihr aus Würzburg eingesandte Zuschrift: „Vor vierzehn Tagen hat sich hier ein früherer Sergeant N. N. deS königl. 9. Jnfantcrie-NegimentS erschossen. Grund: Krankheit und Mangel an Mitteln. Dieser Unterofficier batte acht Jahre zur vollsten Zufriedenheit im königl. 9. Infanterie- Regiment gedient und war niemals bestraft worden. Er war ein sehr anstelliger, pflichttreuer Mann, aus guter Familie, bei Vorgesetzten und Untergebenen gleich beliebt. Beim Rccrutenexercirea, zu dem er häufig verwendet wurde, ließ er sich niemals eine Aus schreitung zu Schulden kommen, er behandelte die jungen Soldaten menschlich und wußte sich deren Vertrauen und ihre Zuneigung zu erwerben. Nur einmal, als er einen geistig besonder- schwach veranlagten und dazu noch bos haften, störriarn Recruten zum AuSexercireu hatte, entfuhr ihm in der Hitz« beS Zorne» der Ausdruck: „Sie Bauern lümmel! Passen Sie doch besser auf!* Der in seiner Ehre gekrankte Recrut beschwerte sich über den Sergeanten, und dieser wurde — e» war ja seine erste Strafe in achtjähriger Dienstzeit — mit drei Tagen gelinden Arrestes bestraft und — ihm gleichzeitig die Erlaub« iß, weiter capitulirea zu dürfen, durch den Regiments kommandeur entzogen. Der Sergeant zog den Militair- rock aus und stand nun da, entblößt von allen Mitteln, ohne Arbeit, vergeben» hatte er sie gesucht, und nun begann ' r» — Hungern! „Herr Premierlieuteuant, lassen Sie mich doch nicht verhungern!* bat er io seiner höchsten Noth einen ihm besonder» wohlgesinnten Officier, „ich finde keine Arbeit, ich muß zu Grunde gehen!* — „Nein, Sergeant, verhungern lasse ich Sie nicht!* und er giebt au» Eigenem und verwendet sich bei einem höheren Babnbeamten für den Unglücklichen der auch eine Beschäftigung al» — Taglöhner im hiesigen Bahnhöfe findet. Nach kurzer Zeit zeigte sich bei ihm ei« Lungenleiden. Er mußte die Stelle al« Taglöhner ausgeben. Der Premierlieutenant nahm sich wieder de» Kranken an, er ließ ihn dem Militairarzt vorstellen, der auch die Ur sache de» Leiden» al» im Militairdienste erworben feststellte und ihn zu einer Militairpension beantragte. Natürlich zogen sich die Verhandlungen über diese Dienstbeschädigung etwa» hinaus; der Sergeant wartete, hoffte von Tag zu Tag, bis er den Muth verlor, er wollt« nimmer „betteln", und darum warf er da» Leben, getrübt durch Krankheit und Noth, von sich — eine Kugel befreite ibn von allem Leid. Es giebt sicher Niemanden, der Soldatenmißbandlungen mehr verurtberlt, als ich; der Soho des Vaterlandes, der den Rock deS König» trägt, muß milder Achtung und der Rücksicht behandelt werden, die jedem Bürger gebührt. Der Soldat muß geschützt werten'. Und er wird geschützt! Nun kommt aber auch in Betracht, daß der Vorgesetzte nicht nur ost mit der Ungelehrigkeit, sondern auch manchmal mit der Bosheit und Widersetzlichkeit seiner Untergebenen zu kämpfen hat; Widersetzlichkeit nicht durch Worte oder Thaieu, sondern durch Sickkümmerstellen, als eS schon ohnehin der Fall ist, durch schlaffes, markloseS Wesen, angebliche Gebrechen u. s. w., bis endlich dem Lehrer, der etwa» leisten muß, die Geduld reißt und ihm ein Ausdruck entschlüpft, der an sich ungehörig, im Ganzen aber doch begreiflich ist. Wie feinfühlig ist aus einmal der junge Krieger geworden, er, der sich von seinen Kameraden alle Vergleiche au» dem Thierreiche mit lächelnder Miene gefallen läßt, er wird von seinem Sergeanten in der Hitze de» Zornes „Bauernlümmel* genannt und jetzt fühlt er sich auf einmal schwer in seiner Ehre gekränkt! Der Sergeant bekommt drei Tage Arrest: er muß bestraft werden. Di« Strafe an und für sich wäre ja nickt zu bart, aber die Straffolgrn find zu hart; für ein unüberlegtes Wort, das im Zorn herau»- gesprudelt wird — vorher acht Zabre straffreier Dienstzeit und dann — um eines einzigen Worte- willen stellenlos, in den Tod getrieben, das ist ru hart, da» ist die Kehrseite der Medaille! Und jener iu seiner Ehre „so schwer gekränkte* Recrut sitzt zur Zeit wegen Diebstahls und anderer Vergehen — im Zuchthaus!* — Die „B.i P. N.* schreiben: „Welche» Interesse Se. Maj. der Kaiser an der DampfersubventiooS» Vorlage genommen bat, erhellt schon au» dem Glückwunsch- telearamm, welches er an die betheiligten Dampfergesell- sckasten gerichtet hat. Ein neue» Zeichen de« lebhaften Interesse-, welche» der Monarch dieser für unseren über seeischen Verkehr so wichtigen Maßregel widmet, und für die Art, wie er dir Verdienste für da» Zustandekommen der Vorlage würdigt, liegt in der Thatsache, daß er dem Staat«- secretair de» Reichspostamts General v. PodbielSki au« diesem Anlaß sein Bildniß mit seiner Namensunterschrift zum Geschenk gemacht hat.* — Zur Erinnerung an die Erhebung Schleswig-Holstein» fand hier im Neuen königlichen Operntheater (Kroll) heute Abend eine Feier unter dem Vorsitze de» Regierungspräsidenten von Tiedemann - Bromberg statt. Nachdem der Vor sitzende da» Hock auf den Kaiser ausgebracht, hielt Professor Paulsen die Festrede. Geheimratb vr. Germ ar toastete auf Herzog Ernst Günther und auf daS Augustenburger Hau«. Es folgten weitere Toaste und künstlerische Verträge. Unter den Anwesenden bemerkte man den greisen Professor Th. Mommsen, den Wirkt. Geh. Rath vr. Henrici, Geh. OberregierungSrath Lüder« und vr. Julius Stinve. An langen Tafeln hatten die Vereine der SchleSwig-Holsteiner, der Mecklenburg- Schweriner und deS Allgemeinen Plattdeutschen Verbandet Platz genommen. An den Kaiser und den Herzog Ernst Günther wurden HuldigungStelezramme abgesandt. — Die von dem Hamburger Rhedereivereiu seit langen Jahren erbetene Besetzung der südamerikanischen Station ist laut dem „Hamb. Corr * jetzt angeordnrt. Der Kreuzer „Geier* soll von Westindien au« die bra silianischen Häfen anlaufen. Zuerst wird Prrnambuco besucht werden. — Die preußischen Minister für Handel und Gewerbe und de« Innern haben durch Erlaß vom 8. d. MtS. die Regierungspräsidenten ersucht, der Ausgestaltung de< ört lichen Arbeitsnachweise« erneut ihre Aufmerksamkeit zuzuwendeu. Insbesondere soll aogestrebt werden, daß mindestens in allen Städten mit mehr als 100 000 Ein wohnern kollegiale, unter gleichmäßiger Betheiligung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern verwaltet«, allgemeine Arb«it«nachweiseanstalten — und zwar entweder al« Ge- meiudeanstalten oder, wie in Köln, al« BerbaodSnachweise» stellen — errichtet werden. Wie weit gleiche Einrichtungen auch in den kleineren Städten nochmal« angeregt werden sollen, ist der Erwägung der Regierungspräsidenten über lassen. Daneben soll geprüft werden, inwieweit di« nament» ich iu kleineren Städten vielfach vorhandenen Gemeinde» arbeitSnachweisesiellea mit burraukratischer Verwaltung ver besserungsbedürftig sind. — DaS dem preußischen Abgeordnetenhaus« zugeaangene Gesetz über daS Dieusteiukommen der evangelischen Geistlichen stellt behufs Gewährung von widerruflichen Beihilfen an leistnngSunfahige evangelische Kirchengemeinden, dir zur Aufbringung der im Kirckengesetze der Generalsynode aoSgeworfenen Grundgehälter, AlterSzuIagencassenbeitrage und Zuschüsse für die bestehenden bei der AlterSzulageclaffe ver- sicherteu Pfarrstelleu Umlagen auSschreiben müssen, eine Dumme von jährlich 8 208 903 bereit. Behuf« Ge» Währung von Beihilfen an neo zu errichtende leistungs unfähige evangelische Kirchengemeindrn wird ein Betrag von jährlich 600 000 bereitgestellt. DaS Gesetz soll am 1. April 1899 in Kraft treten. Der Gesetzentwurf für die katholischen Geistlichen setzt ein Stelleneinkommen von mindestens 1500 fest, daS bei besonderen Umständen bi- auf 2100 durch eine Ortszulage erhöht werden kann. Nach vollendetem fünften Dienstlahre steigt da» Gehalt in fünfjährigen Zwischenräumen auf 1900, 2300, 2800, 2900 und 3200 Die StaalSbeibilfe beträgt jährlich 3 288 400 Für neue Stellen wird ein Betrag von 200 000 bereit gestellt. DaS Gesetz soll gleichfalls am 1. April 1899 iu Kraft treten. — Der „Dziennik BerliuSki*, der sich in Liquida tion befindet, theilt seinen Lesern mit, daS Blatt gehe nicht ein, sondern gehe nur in andere Hände über. Der „Oren- downik" meint hierzu, in welche Hände da» Berliner polnische Blatt übergehen werde, sei noch nicht bekannt; sollten e« aber di« Hände der Versöhnler sein, so werde e« nicht lange auShalte», denn die Berliner polnische Bürgerschaft würde sich von ihm abwenden. — Da« erste Berliner GenossenschaftS-Waaren- hau« soll, einer Localcorrespondenz zufolge, Mitte Mai d. I. in der Nahe deS AlepanderplatzeS eröffnet werden. Es wird da- erste Unternehmen der demnächst in» Leben tretenden Berliner WaareubauS- und Bazar-Gesellschaft auf genossen schaftlicher Grundlage und ein Wettbewerb der kleinen und mittleren Ladeninhaber gegen die Großbazare und Versandtgeschäfte sein. Die neue Art von Waarru- bäusern soll aus BerkausSanlagen zahlreicher selbstständiger Tetailgeschäfte aller Geschäftszweig« zusammengesetzt sein und den Käufern die gleichen Bequemlichkeiten und Vortheile wie die großen Bazare bieten. — Der Erbprinz von Neuß j. L. ist hier angekommen. — Der Lder-Präsident voa Pojen Freiherr v. Wtlamowttz« Müllendorff ist hier augekommen. * Kiel, 24. März. Die fünfzigjährige Gedenkfeier der schleSwig-holsteiaischea Erhebung im Jahre 1848 wurde heute früh hier mit Glockenläuten «ingeleitet, darauf erfolgte die Schmückung der Gräber der ge fallenen Achtundvierziger auf dem Friedbof und ein Fest« gotteSdienst in der Nicolaikirche. Dem Vorbeimarsch b«S imposanten Festzuge« sahen die Kaiserin Friedrich und Vie Prinzessin Heinrich vom Sckloßfenster au» zu. Bei dem Festessen im Ratbbause, an welchem Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, der Oberpräsident v. Koeller, der Professor v. ESmarch, der Admiral Koester, der Viceadmiral Tbomsen, die Coatreadmirale Oleekop, Bendemann und von Arnim, die Spitzen der Civit- bchördeo, sowie zahlreich« alte Kampfgenossen theil- nahmen, brachte Herzog Ernst Günther den bereit- ge meldeten Trinkspruch auf den Kaiser au». OberlandeS- gerichtSpräsidenl Beseler toastete auf da- deutsche Reich. Abend- vereinigten sick die Festtheilnebmer zu einem Commers«, bei welchem Admiral Koester den Toast auf den Kaiser ausbrachte. Die Betheiligung der Einwohner schaft war trotz deS stürmischen Schneetreiben- allgemein. * Hamburg, 24. März. Die Polizeibehörde hat eine Anzahl Mormonen aus dem Staate Utah, welch« hier Propaganda machten, aus dem hamburgischen Staate auS- gewiesen. * Altona, 24. März. Die Feier des 50. Gedenktage« der Erhebung Schleswig-Holsteins fand hier unter großer Theilnahme der Bevölkerung statt. Die Feier wurde gestern Abend durch Zapfenstreich und Illumination einge leitet. In der Hauplkirche fand heute Vormittag Festgottes dienst statt, an dem die Spitzen der Mililair- und Eivil- behörden tbeilnabmen. Nach dem Gottesdienst marschirten die Theilnebmer nach dem Friedhöfe, wo die Gräber der Gefallenen und daSCbeinnitzdenkmal bekränzt wurden. Reden hielten Haupt pastor Paulsen und der 1848er Rector Dunker, darauf erfolgte die Denksteinenthüllung, bei der Generaloberst Graf Waldersee, der Sladtcommandant Genenerallieuteuaut von Schleinitz und viele andere Officiere zugegen waren. Geheimratb vr. WallichS hielt die Weibrede, Oberbürger meister vr. Giese brachte nach Uebernahm« de« Denkmal« im Namen der Stadt Altona ein Hoch auf den Kaiser au«. AbeudS findet in der „Flora* ein Festbankel statt. Die Stadt ist reich geflaggt und geschmückt. * AriedrichSruh, 24. März. Gestern trafen di« Grafen Herbert und Wilhelm Bismarck mit ihren Ge mahlinnen in FriedrichSrub ein. Das Befinden de« Fürsten ist befriedigend, nur da« Gehen wird ihm sauer. Äraudenz, 24. März. Die hiesige Strafkammer ver- urtheilte heute den Redakteur MajerSki von der „Gazeta Grudziadzka" wegen Beleidigung deS Tborner Staats anwalt- Neiß und der Redaction deS „Geselligen* zu süufzig Mark Geldstrafe. * Wiesbaden, 24. März. Prinz Friedrich Leopold traf heute Nachmittag zum Besuche der Prinzessin Louise hier ein. * Darmstadt, 24. März. Abg. HaaS-Mainz beantragt, unterstützt von Angehörigen aller Parteien, «ine Vorlage, wonach Arbeiter, Beamte und Angestellte, die laut einem Nachweis an einer Arbeitsstelle beschäftigt sind, welche es nothwendig macht, Brücken zu passiren, von jedem Brücken geld au den Arbeitstagen befreit sind. * LiukelSbühl, 24. März. KreiSmedicinalrath vr. Aub (liberal) wurde mit 87 Stimmen wieder zum Landtags abgeordneten gewählt. Sein Gegencandldat, Oekonom Friedrich Soldner in Georgenhof (konservativ), erhielt 47 Stimmen. (Allg. Ztg.) Oesterreich-Nngarn. Zwiespalt «»ter den Deutschen. * Wie«, 24. März. Abgeordnetenhaus. (Abeudsltzuaa.) Eingegangeu ist ein Dringlichkeitsantrag Wolf und Genoffen, worin die Aushebung de» Erlasse» de» UuterrichtSminister», beireffend die neuerliche Angelobung der Studirenden vor der Jnicriptioa, sowie die Rückgängigmachung aller anläßlich des FarbenverboteS und ve» Studenteustreiks versügtcu Relegirungen und Disciplinarstrafen verlangt wird. DaS Hau» nimmt die Wahl der Quoten- deputatiou vor, woraus es zur Vornahme der Delega tions-Wahlen schreitet. Abg. vr. St« in weuder erklärt Namen» der Deutschen Volkspartei, dagegen protestiren zu müssen, daß dir Delegationen früher zusammentreten, al» di« Quote bestimmt sei, und nur unter Vieser Rechtsvcrwabrung iu den Wablgang einzutretrn. Abg. Wolf erklärt Namen» der Schöneriaoer, daß sie an den Delegation-Wahlen nicht theilnehmeu und an der Obstruktion frsthalten werden, so lange dir Spiachrnverordnungen nicht aufgehoben seien. Sie erachten die Tbeilnahme an diesen Wahlen al» einen Liebesdienst gegenüber der Regierung. (Lebhafter Widerspruch link».) Schließ lich erklärt Wolf, daß seine Partei das voa einem Theil« der deutschen Abgeordneten Böhmen» mit den Tschechen abgeschlossene Compromiß al» schimpflich und fchmählich anseh«. (Leb hafter Wtder'pruch link».). Nach Vornahme der Delegation-Wahl« protestirt Abg. Kayser (deutsch-voltlich) gegen die Bemerkung Wolf'», daß dir Deutschen durch die Tdrilnahme an den DelegationSwahlen der Regierung einen Liebesdienst erweisen, und Blick des alten Herrn sehr offen aus. Er war innerlich ganz anderer Ansicht — warum mußte der Nam« hier fortherrschcn, w«nn die Träger desselben nicht danach gelebt hatten, um die Herrschaft zu erhalten? Wer sich durch ehrliche Arbeit das Recht zum Besitze erwirbt, dem kommt er zu. Er sprach aber diese Meinung nicht gerade unumwunden aus, er lächelte nur und sagte in ganz weltmännischem Tone: „Sir sind sich nicht im Klaren darüber, wie sehr auch meine Zeit mir selber werkhvoll, und wie sehr sie ausgefüllt ist. Ich kann mir wohl nie und unter keinen Umständen eine Schuld daran zuschieben, wenn der alte Name der Herrschaft hier ver löschen sollte. Jndeß — so viel in meiner Macht steht, Ihnen He und da mit einem Rathe zur Seite zu stehen, sollen Sie mich dazu bereit finden." Der Baron erhob sich. Die Stimmung war doch eine der artig«, daß diese Worte beinahe wie ein Entlassungszeichen klangen, und den Baron überkam es mit sonderbarer Em pfindung. Das Vrhältniß zwischen Edelmann und Bauer hatte sich verteufelt umgekehrt. Er nahm seinen Hut vom Tische, drückte dem jungen Mann sehr beklommen die Hand und ging in» Herenhaus zurück. Sein Herz war ihm nicht leichter, eher schwerer geworden. Vierund dreißigste» Eapitel. Ludwig hatte Ottilie noch nicht begrüßt. Sie hatte in den ersten Tagen, dann Wochen mit einer fieberhaften Spannung gewartet, ob er ihr nicht seinen Besuch machen werd«; jetzt sagt« sie sich, er wollte es nicht. Auch sie wich ihm auS, wo sie seine Anwesenheit vermuthen konnte. Der Pastor war in den ersten Tagen gekommen, sie hatte ihn sehr herzlich empfangen und ihn gebeten, öfter vorzusprechen. Ludwig's Name wurde zwischen ihnen nicht genannt. Do geschah es eines Tage», daß die Wärterin mit dem kleinen, jetzt neun Monate zählenden Otto Victor in der Ein gangshalle stand, als Ludwig eintrat, um zum Baron zu gehen, dem er «ine Mittheilung zu machen hatte. Da» Kind sah reizend au» in dem kurzen weißen Kleidchen, mit den blonden Locken und dem rosigen Gesicht. Es jauchzte auf dem Arm der Wärterin und musterte dann mit den großen blauen Augen — Ottiliens Augen, sagte sich Ludwig, und es überrieselte ihn bi» in» Mark — den fremden Mann. Plötzlich streckte e» die runden Aermchen ihm entgegen, strampelte mit den kleinen Beinen, und die Wärterin rief lachend: .Nein, so «twaR ist sonderbar — der klein« Herr ist sonst so schB, wann er «in fremd«« Gaficht stehl, und zu Ahnen strebt er mit all seinen Kräften. Sechen Sie doch, Herr Heidemann, ich kann den Jungrn gar nicht halten." Ludwig war unter wunderbaren Gefühlen hrrangetreten und streichelte des Kindes Wange. Der Kleine packte seine groß« Hand, faßte dreist mit seiner weichen Patsch« in seinen Bart und starrte ihm mit seinen großen Augen fest in das Gesicht. Da nahm er das Kerlchen auf seine Arme, drückte die kleine Weiche Wang« «inen Moment an die seinig« und ließ das Kind tanzen. Wie es jauchzte und krähte, ganz schrille Freudentöne stieß «s aus, und die Wärterin stand dabei und lachte vor Verwunderung. „Du Sapperlotsjunge? Ja, dieses Vergnügen!" Ludwig brauste es ein wenig vor den Ohren. Dieses lebenSwarme, kleine Geschöpf, das sein« weichen Arrmchen so fest um seinen Nacken schlang, machte sein Herz wild schlagen. „Ihr Kind!" rief es in ihm, und ob er sich auch wehrt« mit all seiner Manneskraft, das Gefühl war doch da und war stärker als sein« Vorsätze. Er hatte es nicht gehört, daß neben ihm ein Frauengewand rauscht«, und jetzt fuhr er wie «lektrrsirt zusammen, al- ihre Stimme dicht neben ihm erklang. „O, der Otto Victor, der schließt Freundschaft! Guten Morgen, Herr Heidemann, mögen Sie den kleinen Burschen leiden?" Er wandte sich zu ihr und reichte verwirrt der Wärterin da» Kind hinüber, aber da hatte «r ohne den energischen Willen des Kleinen gerechnet. Der sträubte sich auS Leibeskräften, er hatte gerade di« blitzend« Uhrkette entdeckt und war gar nicht gesonnen, sie loszulassen. Ein sehr unconventionelles Geschrei brach aus seiner Kehle, als man Gewalt gebrauchen wollte, und Ludwig preßte da» Kind wieder an sich. Er hatte sich gefaßt. „Guten Morgen, gnädige Frau, lassen Sie ihn mir nur, der kleine Mann hat einen Willen, das ist etwa» Gute» im Leben, er erobert sich seine Freunde im Sturm.* Seine Stimme war jetzt vollkommen ruhig, und über ihr blasses Gesicht huschte ein flüchtiges Roth, al» sie einander in die Augen sahen. Nein — der Nimbus wurde nicht zerstört — die Wirklichkeit übertraf da» Bild, da» die Phantasie festgehalten hatte. Wie hatte Ludwig diesen Moment gefürchtet, wo die Ver änderung, zwischen der Ottilie, di« er geliebt hatte, und der Wittwe de» Baron» Felix von Waldstätten ihm sich aufdrangen mutzte, und nun — e» hatte em Traum sein können, in dem dk Otttlk von ehemal» in ihrer holde« Lieblichkeit «och einmal vor ihm erstand. Wie mädchenhaft sah sie au«! La» leichte Roth, wslche» die vorwtrimag de» Augen-sick» über ihre Züge hauchte, erhöhte die Aehnlichkeit mit der Ottilie von früher, aber bei näherer Betrachtung — die Augen waren matter, Welt- und leiderfahrener, und um den Mund lag eine herbe Linie. Er hielt noch immer da- Kind auf seinem Arm. „Wollen Sie einen Augenblick bei mir eintreten?* sagte sie schüchtern, genau mit dem Ausdruck von ehemals, „ich gebe dann dem Kleinen ein Spielzeug, damit Sie ihn loS werden." Er schritt an ihrer Seite die breite Treppe hinauf. Drinnen waren die eleganten Möbel au» ihrer Aussteuer, welche so prächtig gewählt worden war, aufgestellt, hier erschien sie Ludwig doch als eine Fremde. Er bildete sich ein, daß er ruhiger werde, sie waren durch eine unübrrsieigliche Kluft geschieden. Die Wärterin nahm daS Kind, der Hampelmann mit seinen Schellen mußte den neuen Freund verdrängen, und Ludwig setzte sich auf Ottiliens Aufforderung auf einen der seidengepolsterten Sessel ihr gegenüber. Dieser äußere LuxuS und der innen Verfall, dachte er bei sich, recht schroffe Gegensätze. Sie redete jetzt rasch, röche Flecke brannt«» auf ihren Wangen. „Ich freue mich, Si« einmal zu sprechen. Wir haben Ahnen zu danken — und dann — ich trug Verlangen, Ihnen zu sagen, wie sehr mich der rasche Tod Ihrer beiden lieben Eltern er griffen hat. Sie wissen «», was Ihre Mutter mir gewesen ist." Er verbeugte sich nur schweigend und machte Miene, sich zu erheben. Ahr drang fein« Kält« bis ins H«rz. Wie verändert war er! Ein völlig Fremder saß ihr da gegenüber. Keiner, der si« so beisammen sah, hätte ahnen können, daß je Begehungen zwischen ihnen bestanden. Aber sie mußte weiter, mußte da» noch aussprechen, wa» ihr, seitdem sie hier tiefere Einblick« gethan hatte, auf der Seele lag, und sich klare Bahn schaffen. Es war der bitterste Kelch, den je eine Frau leeren muhte, abhängig zu sein, sich stützen zu sollen auf den Mann, der sie «inst geliebt hatte und nun — verachtete. „Verzeihen Sie", begann si« mit leiser, schwankender Stimme und machte ihm ein bittende» Zeichen, seinen Platz zu behalten, „wenn ich die Minute, die mir der Zufall bietet, autnutze. Si« wissen, warum wir hier find, welchen kühnen Hoffnungen wir un» hingeben. Mein Schwiegervater ist all und war von j«h«r sanguinisch. Ach «hab« verlernt, e» zu sein. Ar mehr Einsicht in dir Sachlage ich gewinn«, desto mehr sinkt mein Muth. Man hat ein aroßeS Anfinnen an Sie gestellt, Sir haben einstw«il«n da» Opfer aebracht, sich für ein lange» Aahr di« Flügel zu binden — ich ermesse vielleicht allein, wa« es Ahne» bweutrt. Sie engten sich biShrr kn Geduld au» Liebe zu Ahrem Pater ein, jetzt soll«» Ti« durch uns eingeengt werde«. Ihre Ver gangenheit ist klar und Ihre Zukunft ist es auch, das Leben liegt reich vor Ihnen. Wie dürfen die Sorgen der Waldstätten Ahnen da ein Hemmniß bieten! — Und seitdem ich hier bin, sage ich mir, auch dieses Jahr, das Sie uns schenken, nützt uns nichts. Ich bin eine unerfahrene Frau, und mein redliches Wollen, Klarheit und Uebersicht zu erlangen, genügt nicht, sie mir zu schaffen. Da habe ich mir gesagt, ich muß mich überwinden und Sie gerade heraus fragen, denn Sie sind mir der einzig sichere Gewährsmann: ist es möglich, daß wir auf dem ern- geschlagenen Wege zum Ziele kommen? Sie haben zum Papa von neuen Unternehmungen gesprochen, zu denen fa natürlich Gelder nöthig wären. Sie müssen dabei gemeint haben, daß die Kapitalien sich rentiren könnten" — sie stockte einen Moment, sah abcr vor sich hin, und er betrachtete sie mit wachsendem Staunen. „Ich — Sie wissen ja, daß meine hohe Gönnerin, die Frau Prinzessin, über Reichthüm«r gebietet* — ihr« Stimme war-sehr leise geworden, sie fühlte eS, ohne daß sie ihr Auge erhob, wie s«in« Stirn sich verfinsterte — „sie, sie würde vielleicht, wenn ich ihr die Verhältnisse Uarlegen kann, auch das für mrch tchun, aber* — sie blitzte plötzlich auf und ihm voll in da- Gestüt — „ich will nicht, daß sie schenken soll, in einen bodenlosen Ab grund werfen, wenn ich bitt«, darf e» nur um ein Darlehen sein, für das ich selbst die Garantie der RückzahlungSfihigkeit übersohe." Er war bleich geworden. Sie war völlig ander», al» «r sie zu finden erwartet hatte. Würde sich nicht sein Herz für jede fremde Frau erwärmt haben, die so muthig und verständig geredet hätte? Er schwieg noch «inen Moment, weil er seiner Stimme nicht traute. „Das ist ein erlösender Gedanke, gnädige Frau*, sagte er dann in ernstem, geschäftsmäßigem Tone. „Ich gestehe Ahnen ehrlich, ich war ebenfalls Ihrer vorhin ausgesprochenen Ansicht, die Lage ist complicirt, und wenn die Möglichkeit der Rettung versucht werden soll, muß vor allen Dingen die Ertragfähigkeit de» Gute» erhöht werden. Man könnte vielleicht* — er sann nach — „mit kleinen Unternehmungen beginnen, einer Spirttu»- brenmrei etwa und wenn die enormen Summen für den verbrauch der Familie Wegfällen —* Sie lächelte schwermüthig. lFerffitzui