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2. M« M ÄWißtt ÄÜÄM llllS ÄIUIM M. W, ZnitU II. Ui W. sMl>M-AWde.) Ein offenes Wort über die Bedeutung des Kindergartens. Von Angelika Hartman». Nachdem daS Directvrium des Weltkongresses in Chicago nächst anderen Fragen ans pädagogischem Gebiete auch die jenige über das Wesen und die Bedeutung der Erziehungs arbeit im Kindergarten zur DiScussion gestellt hat und die Verhandlungen über dieses Tbenia zur Kenntniß aller Nationen gelangen werden, ist es Wohl an der Zeit, dasselbe auch m engeren Kreisen zur Besprechung zu ringen und dafür zu sorgen, daß sowohl die Grundidee des rövel'schen CrziehungSsustemS, wie auch die Darstellung esselben in seiner Schöpfung dem Kindergarten eingehender ju»i Verständniß aller Schichten der Bevölkerung unserer deutschen Länder gelangt. Wenn nun auch die Freunde der Kindergartenidee diese Wendung zum Besseren in der An erkennung derselbe» von Amerika ans mit großer Freude be- griißen, so ist cs doch aufrichtig zu beklagen, daß cS erst der Anregung und Aufforderung fremder Nationen bedurfte, um ein echt deutsches geistiges Besitzthuui, eine Hinterlassenschaft ^ines tiefsinnigen, von idealen Anschauungen für die Er ziehung des Volkes erfüllten Pädagogen wahrhaft zu wür digen und seine Erziehungsidee nicht allein in ihrem Werthe zu erkennen, sondern sie auch für das Wohl des ganzen Volkes nutzbar zu machen. Wenn sie beim Eintritte in das Culturlcben der deutschen Nation das Schicksal hatte, in ihrer tiefen Bedeutung nicht verstanden, ja sogar verkannt zu werden, so' liegt daö in dem damaligen EntwickelungSproccsse unseres deutswen Staatcnlebens. Nach dem großen Kampfe um die Politische Selbstständigkeit unserer Nation, nach den Frei heitskriegen, trat die Zeit der Reaction ei» und verwarf und Lertetzerte neben ander», das menschliche Individuum von nnlicher Ichsucht und pedantischer Nachahmung befreienden nrichtungen auch die Schöpfung der Kindergärten. In rcußen, dem damals tonangebenden Staate, wurden die indergärten, wie es ja auch mit den Tnrnanstalten geschehen War, verboten. Dem muthvollcn Auftreten und den fortgesetzten Be mühungen der kürzlich dabingcsckiedenen, edlen unk geistvollen Frau von Marenholz, der Vorkämpfer!» für die Fröbcl'schc Idee, ist es zu danken, daß dieses Verbot, das unter dem Minister Raumer erfolgt war, wieder aufgehoben Werden konnte. Auch der große Pädagog Diester weg ist damals für Fröbcl eiugetreten und hat in mündlichen Aeußernngen wie in Briefen an Fröbcl und in seiner pädagogische» Zeitschrift „Der Wegweiser" sich z»r Kindergartenidee bekannt; dies bezeugt folgender Ausspruch von ihm: „Der Kindergarten ist der geeignetste Boden der natnr- und vernunftgemäßen Entwickelung der Kindheit, die Vermittelung zwischen Schule und Haus". Mag sein, daß die Verkennung seitens einer Staats behörde der Fröbcl'schcn Idee in de» Augen Vieler, die ent weder nicht den Muth hatte», oder sich nicht die Mühe gaben, selbst zu prüfen, geschadet hat, geben wir ferner zu, daß Fröbel bei der Abfassung seines pädagogischen Werkes „Die Mensckenerziehung" manches Eigenartige, z. B. einen schwülstigen Ausdruck, eine» eckige», unbeholfenen Stil, in der Wiedergabe seiner inhaltrcicheu tiesen Gedanken ausweist, was manche Pädagogen von der Anerkennung seiner Werke zurückschrcckt, muß eö auch endlich ausgesprochen werden, daß die bestehenden Kindergärten, in denen die Fröbel'sche Erziehungsweise zum Ausdruck gelangt, durchaus nicht alle in dem ^inne und Geiste einer naturgemäßen, Wissenschaftlichen Methode arbeiten, sondern sich öfter gegen die Gesetze der Psychologie verstoßende Fehler zu Schulten kommen lassen, — iinmerhin ist cs nicht gerechtfertigt, Wenn auS diesen Gründen der Idee selbst nicht die gereckte Würdigung gezollt wird, wenn der Gebildete von oben herab, vom Hörensagen aus, ohne sich also ein eigenes Urtheil durch Erfahrung zu bilden, oder etwa auch aus JndiffercntismuS über GeisteSschöpfungen seines Volkes aburthcilt und damit die freie, glückliche Entwickelung derselbe», welche stets durch eine gemeinsame Lssentliche Anerkennung bedingt ist, hindert. So ist es bisher in unserer Stadt den Kindergärten er gangen ! Während in andern Städten, z. B. in Berlin, Breölau und Dresden, wie in fast allen größeren und kleineren Städten unseres deutschen Vaterlandes dieselben als gemeinnützige, das Wohl der Bevölkerung fördernde Institute anerkannt werden, während r. B. in Planen i. V. durch die persönlichen, dankcnS- werthcn Bemühungen dcS Herrn Oberbürgermeister Kuntze und der dortigen Schulbehörde sogar schon eine Verbindung des Kindergartens mit der Schule hergestcllt ist und man den letzteren, nach offenem Ansspruch des genannten Herrn, als ein sehr scgenSvollcS Institut bezeichnet, ist leider hier das Interesse der Familien für die Kindergärten ein fort schreitend geringeres geworden, so daß manche gut geleitete Kindergärten ganz eingegangcn sind, andere nur vcgetiren. Dies kann in einer Stadt, wie in unserem Leipzig, die sonst allen edlen, geistigen Bestrebungen Thor und Thür öffnet, wo gesunde, durch den vielfach gegliederten öffentlichen Verkehr beeinflußte, vorurtheilssreie Ansichten ausgetauscht werden, in der auch das gesammte Schul- und Unterrichtswesen, an dessen Spitze hochinteltigente Leiter stehe», auf einer hohen Stufe der Entwickelung sich befindet, »nr daran liegen, daß die Einzelnen nicht genügenden Einblick in die wahre und tiefsinnige Grund idee diescsInstitutS haben, daß man öffentliche Belehrungen über das Wesen und den Werth derselben zu geben versäumte und bei dem Drängen und Kämpfen um die materiellen Güter des Lebens, zu welchen heute Jeder mehr oder weniger ver anlaßt wird, zu wenig die idealen Schätze hegte und pflegte. Zu denen zählt aber unbedingt eine Erziehungsanstalt, die das Kleinod der Familie, vaS Kind aufnehnlcn, es wie eine zarte Blume im vom Gärtner gehüteten Garten entwickeln »ind ihm die sonnigen Tage des frühen IngendlebcnS zu Wahren Frcudentagen gestalten will. Welche Aufgabe Friedrich Fröbcl selbst dem Kindergarten zuertbeilt, das finden wir in folgenden Worten ausgcdrückl: „Der Kindergarten will Kinder vorschulpflichtigcn AltcrS nicht allein in Aufsicht und Pflege nehmen, sondern er will ihnen auch eine ihrem.Wcsen entsprechende Erziehung angedcihc» lassen; er will ihren Körper kräftigen, ihre Sinne üben, den erwachenden Geist beschäftigen, sie sinnig mit der Natur- und Menschcnwelt bekannt machen und sie so zur Einigung mit sich selbst, mit der Natur und mit Gott führen." Fröbel beabsichtigt also eine allseitige Entwickelung der körperlichen und geistige» Kräfte des jungen KindcS, welche letzteren er, gleich ComeniuS und Pestalozzi, ans Grund des Entwickelung der Sinnesorgane und durch Innigkeit und Suinigtcit in der Umgebung deö Zögling- zu wecken und zu entfalten bestrebt ist. DaS Kind soll dann in slufengemäßcr Weise, wie die natürliche Entwickelung des Menfchcnwesens unö das Beispiel giebt, zuerst von der liebenden Hanv der Mutter, also in der Familie, und sodann im Vereine mit dieser im Kindergarten durch die Leitung der verständigen Kinder gärtnerin so beeinflußt werden, daß die aus seiner Siunes- lhätigkeit hervorgegangenen Anschauungen sich zu Wahr nehmungen, später zu Vorstellungen, daß Gesühlsacte durch gutes Beispiel und durch Gewöhnung zu trefflicken Eigen schäften sich heransbilden und die WoUclisthätigkeiten sich maßvoll gestalten, so, daß Leitenschaftlickkcil und die durch Vernachlässigung der richtigen Maßnahmen so oft hervor tretende Zügellosigkeit durch Pflege der edlen und guten Keime in der KindeSnatur niedergcl,alten werden. Das Äfftet, welches Fröbel wählt, um die geistige und körperliche Gesund heit, den normalen psychischen und physischen Zustand beim Kinde schon in diesem frühen Alter herbeizusühre», ist das Spiel. Mit wunderbarer Feinheit und tiefem psnchologischen Ver ständniß für die Kindesnatur kommt hier Fröbel mit der Dar reichung seiner Spiclmittcl den Wünsche» des KindcS ent gegen, befriedigt den in ihm wohnenden ThätigkeilStrieb, giebt dem Phantasieleben desselben Nahrung und gestaltet daS kind- licheSpiel, von der Hand der Erwachsenen geleitet, zum Talisman bei der Entwickelung des Körper- und Seelenlebens des Kindes. Freilich koinmt es hier auf die Mütter und Erzieherinnen an, ob sie wahre Künstlerinnen in ihrer Erziehungsarbeit sind, ob das Wort des Meisters sie ganz erfüllt: „Kommt, laßt u»S unser» Kindern leben!" — und ob sie diesem von ganzem Herzen und mit vollem Verständniß für ihre Aufgabe Nachfolgen. Dann aber erfüllen die Kindergarten spiele, die nicht blos Tändeleien und Träumereien sein sollen, sondern die des Kindes Arbeit sind, an der cs erstarkt, durch welche es körperlich gekräftigt und geistig selbst thätig und selbstständig wird, ihre Bestimmung; sic sind dann, wie sic Fröbcl nennt, die Herzblätter der Kintcrwelt. M>t ihnen hat unS der Kindersrcund einen Zauberstab a» die Hand gegeben, vermittelst dessen wir die in der KindcSsccle scklll»»ncr»dcn Keime des Schönen und Guten wecken und befruchten, das Her; für religiöse Gefühle cmpsänglich machen, eine Grundlage für tiefsittliche Eigenschaften bilden und so dem gesammten Wesen eine Richtung zum wahrhaft Ethische» geben lönncn. Und mit der Lösung dieser Aufgabe steht die Kindergartenerzichuug im Dienste der wahren, eckten National- erzichuug, damit muß sie aber auch heute anerkannt werden als AnsgangSpunct zu einer gesunden, von allen Gebildeten als »othwendig erachteten Volksbildung. Ich sage als Aus- gangspnnet — darum hock bedeutungsvoll — denn die erste, früheste Erziehungsarbeit ist die wichtigste. Sic kann sich aber daun »nr vollständig wirksam und segensvoll erweisen, wenn die Familienerziehung Hand in Hanv mit ikr gebt, und wenn die Sckule diese erste Beeinflussung seitens des Kindergartens als grundlegend anertcnnl und darauf weiter baut. Also nicht isolirt, wie er bisher als Erziehungsstätte aus getreten ist, kann der Kindergarten seine wichtige Ausgabe, allseitig erziehend aus das Kink cinzuwirken, lösen, sondern, wie ich dies in einer vor Kurzem erschienenen Schrift mit der Beantwortung der von dem Dircclorium der Weitaus stellunz zu Chicago ausgestellten Frage: „Wie kann die organische Verbindung des Kindergartens milder Elcmcutarscknle hergestellt werden" —»ackgcwiese» habe, eingcreibl in das staatliche Unterrichts- und Erzichungs wesen, als erste Stufe einer gesetzlich geordneten Ausbildung unserer Jugend. Sächtisch-Lliiiringische Eisen- und Stahl- iZcrufsgelioffellschlift. Im zweiten Viertel des Jahres IM kamen bei der Sächsisch.Thü rmgische» Eilen und Stahl Bernssgenossenschast zu Leipzig 1017 Un fälle zur Anzeige, »nd zwar waren die Unfallverletzten: in IW Fällen im Alter unter 16 Jahre», in 2:43 Fällen im Alter von 16 bis 21 Jahre», in 546 Fällen im Alter von 21—45 Jahren, in 1I!t Fällen im Altkr über 45 Jahre. Summa 1017 wie oben. Von den 1017 Unfällen wurden 61 mit Vorbehalt in das Unfallver- zeichniß eingetragen, weil das Vorhandensein eines Betriebsunfalles fraglich erschien. Aus Frauen nnd Mädchen entfallen II Unfälle, die sich fast jünuntlich an Pressen nnd Stanzen zngetragen baben. Tic Gegenstände und Vorgänge, bei welchen sich die 1017 Unfälle ereigneten, waren: in 251 Fällen Motoren, Transmissionen nnd Arbeitsmaschinen, in 22 Fällen Fahrstühle, Aufzüge,.Krahne,Hebezeuge, in 120 Fällen feuergefährliche, heiße und ätzende Stoffe re., in 44 Fällen Zusammenbruch, Einsturz, Herab« und Umfallen von Gegen ständen, in 70 Fällen Fall von Leitern, Treppen rc., in 666 Fällen Aus- und Abladcn von Hand, Heben, Tragen rc., in 0 Fällen Fuhr werk illcberfahren von Wagen rc.l, in II Fällen Eisenbahnbetrieb Uleberfahren rc.), in 2 Fällen Schifffahrt nnd Verkehr z» Wasser rc., in 2 Fällen Thierc (Stoß, Schlag, Biß rc.), in 102 Fallen Hand werkszeug und einfache Geräthe rc., in 5t Fällen sonstige. Zu sammen 1017 Fälle. Bei de» durch Motoren, Transmissionen nnd ArbeitS- Maschinen hervorgcrufenen Unfällen komme» auf: Drehbänke 67 Unfälle, Bohrmaschinen 62, Eisenwalzen 4, Holzhobelinasckinen 8, Eisenhobelmaschinen 18, Schleifsteine, Schmirgel nnd Polirschciben 10, Dampf- und Fallhämmer 2, Stoß nnd Schneidemaschinen 7, Motoren (Dampf) 4, Transmissionen 5, Kreis-, Band- und Zirkel- sägen 10, Stanzen und Pressen 25, Fraismaschinen 14, Dampf-, Kurbel- und Blechscheeren 8, Abrichtemaschincn 4, Pumpen 6, Blechbiegeinaschinen 2, Spinnereimaschinen, als wie Krempel, Zups nnd Selfactor-Maschine» 6, diverse Maschinen, alS wie Mäh-, Nagel- und Zwirn-Maschinen rc. 16, Summa 251 Unfälle. An Todesfällen waren vier zu verzeichnen: Der erste trug sich in folgender Weise zu: Ein Maschinenschlosser einer Dampf, schiffs- und Maschinenbau Anstalt, welcher aus einem ini Wasser liegenden Kahn arbeitete, fiel infolge unaufgeklärt gebliebener Ursache in daS Wasser. Wiewohl es gelang, de» Genannten nach 6 bis 7 Minuten wieder herauszuziehen, ist derselbe dennoch am dritte» Tage nach dem Unfall an einer durch denselben hervorgerufenen Lungenentzündung verstorben. Ter zweite Todessall traf einen in einein Rohr walzwerk thätigen Kesselwärter, welcher beabsichtigte daS Vorgelege einer Hobelbank zu schmieren, ohne dasselbe auSzurücken. Nach Durchkriechcn oder Uebersteigen des das Getriebe umgebenden Geländers gerieth er wahrscheinlich infolge Ausgleitens oder Fehl- tretens mit dem rechten Beine zwischen die Vorgelegewelle und den Zapfe» des Uebergangsrades, so daß das Bein vollständig bis zum Knie zermalmt wurde, und der Verletzte eine halbe Stunde nach dem Unfälle an den Folgen der erlittene» schweren Verletzung verstarb. Ein weiterer,der dritte Unfall mit todtlichemAnsgang widerfuhr einem in einer Metallgießerei beschäftigte» Echlossergehilfen. Herbeigesührt wnrde der Unfall dadurch, daß die Schmirgelscheibe, an welcher der Ver letzte beschäftigt war, plötzlich zersprang. Das Zerspringen erfolgte mit solcher Gewalt, daß mehrere Tbeile von der Scheibe abgesprcngt wurden. Einer der abgesprengten Tbeile zerschmetterte dem schlosser- gehilsen die Hirnschale, wodurch »ninittelbar der Tod des Verletzten herbeigesührt wurde. Den vierten Todesfall erlitt ein Hand- arbeitcr einer EisenconstructionSfabrik. Derselbe war mit dem Anstrich des Eisengerippes eines neu montirten Glasdaches be- schäftigt und fiel, aus dem Wege nach der Abstiegleiier begriffen, kurz, ehe er dieselbe erreichte, wahrscheinlich von Schwindelkbefallen, etwa 1 ,» hoch vom Dache herab aus ein Gerüst, mit der Brust aus einen daselbst stehenden Kalkkasten ansschlagend. Kurze Zeit hiernach verschied der Verletzte, wie ärztlicherseits später festgesiellt wurde, an de» Folgen einer Gehirnblutung. Während die Folgen der ersten drei TodeSsütle von der Beruss- genossenschast zu entschädige» waren bez. sind, erscheint eS fraglich, ob dte Bernssgenossenschast auch im letzten Falle einzutreten haben wird, da es noch nicht seststeht, ob die Gehirnblutung Lurch den Sturz oder ans ander»! Anlaß herbeigesührt worden ist. vermischtes. --- Jt kn»» Di jo »ick hclpcn! Ein Leser der „Voss Zeitung" läßt dem Blatte solgcnden Beitrag zur Veröffcnt licknng zugelien: Die Auswärterin meiner Frau, ein etwa vierzigjähriges anständiges, sauberes, etwas verschlossenes Mädchen aus einer hannöverschcn Elbmarsch, hatte am ver flossene» Donnerstag meine Frau davon in Kenntniß gesetzt, daß sie mehrere Tage verreisen müsse, ihr Vater läge auf den Tod darnieder. Als ich heute Nachmittag vom Bureau heimkehrte, fand ich sie in schwarzem Traueranzug in der Wohnstube bei meiner Frau, die ebenso wie mein jüngstes Töchterchcn verweinte Augen batte. „Ihr Vater ist gestorben?" fragte ick, ihr die Hand reichend, und „ack de olle Mann is grausam stürben", c»t- gcgnctc sie mit tonloser Stimme, indem sie mit der Hand eine bezeichnende Bewegung nach der Stirn machte. Ich er snbr nun folgende traurige Geschichte: Vor mehr als zwanzig Jahren — sic war eben confirmirt worden — unternahm ihr Vater, ei» Iollensührer, in Begleitung eines KncckteS eine Fahrt »ack einer einige Meilen entfernten Elbstatio». Sei» einziger 7 jähriger Knabe bat den Vater, ihn mitzunchmen, und dieser willfahrte dem Wunscke, trotzdem ein ziemlick heftiger Wind wehte, da er sich über die Courage seines blau äugigen Lieblings freute. Kaum war daS Sckiffckcn ab gestoßen, als auch des widrigen WindcS wegen lavirt werden mußte, und der Vater schickte sein Söhnckcn in die kleine Cajüte der Jolle. Ein solch kleines Flußschiffckcn hat in der niedrigen Cajüte nach der Hinterscite zwei Fenster, von denen jedes taum einen O.uadratfuß groß ist. Der Knabe lang weilte sich in dem Raume nnd wollte heraus, aber der Vater tröstete ihn mit de» Worten: „eemol tcggt wi noch üm, kann kommst du mit an t Land." Bei dem nun bewerkstelligten Umlegen warf aber ein plötzlicher heftiger Windstoß die Jolle um, so daß sic Wasser faßte und der Schiffer mit seinem Knechte in die Elbe geschleudert wurde». Glücklicher Weise erhaschten Beide jedoch das kleine »litzcführte Boot, und nachdem sie es mit vieler Mühe bestiegen, sahen sic sich nach der Jolle um. Diese lag zur Seite und füllte sich immer mehr mit Wasser; und der Knabe? Er war in der Cajüte dem Tote verfallen, den» der an die niedrig im Schiffchen liegende Cajütenthür stoßende Schiffsraum war sckon mit Wasser gefüllt und von dieser Seite aus keine Rettung möglich. Der Vater legte sich mit dem Boote hinter da« Schiff, nnmitlelbar vor die kleinen Cajütcnscnster, »ud er sah sein Söhnchen, welches sich in der schief liegenden Cajüte an die Fenstcrbrnstnng geklammert halte, so daß sein Kopf über Wasser war, und der Unglückliche hörte, wie der arme Junge in seiner Todesangst sckrie: „Vatter, Help' mi!" Er streckte den Arm durch das Fenster und streichelte die leichenblassen, vorher so blühenden Wangen seines Lieb lings, »nd das Wasser stieg immer höher in dem kleine» Raume! Das Fcnftcr war viel zu eng sckon für den Kopf des Kindes, nnd nun packte den Vater die Verzweiflung; eine Art war nicht da, um das feste Hol; zu zertrümmern und der unselige Mann in dem kleinen Kahne gebrauchte seine Fäuste! Er zerschmetterte sich die Reckte an den eichenen Schiffsbohlen — vergeblich — dann klangö noch einmal „Vater. . . dann ein letztes Gurgeln des sterbenden Knaben nnd der starte Mann siel ohnmächtig in den kleinen Kahn zurück. — — — Mittler und Schwester, unsere Ans wärterin, wcintcn viel heiße Thräncn, der Vater blieb thräneuloS! Seit jener Zeit hat er kein Schiff mehr be stiegen, sein Geist war umnachtct nnd auf seinem Sterbe bette, nach mehr als zwanzig Jahren, waren — buchstäb lich — seine letzten Worte: „Jt tun» di jo nich helpen, mien lütt Hannes, ik tu»» jo nich!" — Freibnr» i. B. Der VII7. Verbandstag des Süddeutschen Gastwirthe-Verbandes fand unter zahl reicher Bctheiligung statt; cs beehrten denselben Namens der Großh. Regierung Herr Stadtdircctor Sonntag, im Aufträge der Stadtverwaltung nnd in Vertretung deö durch die Fest lichkeiten des Gel'urtsfestcS des Erbprinzen verhinderten Ober bürgermeisters Herr Stadtrath Kapfcrer mit ihrer Gegen wart. Tie Verhandlungen betrafen in erster Linie: Anstrebcn einer Convention deutscher Gastwirthe Verbände nnd Vereine, welcher folgende, für das Gastwirthe Gewerbe »nd die Allge meinheit hockwichtige Angelegenheiten überwiesen wurden: HaftpslichtgesctzeS Paragraphen im Neuen Bürgcrl. Gesetzbuch, ZwangSaiche für alle Fässer mit regelmäßiger Nachaiche, Hastbarmachnng des Herstellers bezw. Aichers für die Richtigkeit der Schankgefäße Aichc, Flaschcnbicr- AuSwüchse, Kostgebereien, Beseitigung der Mißstände im Stellenvermittlunzöwcsen durch RcichSgesetz, Be seitigung aller Toppelsteuern, collegialcs Zusammen gehen aller deutschen Gastwirthe - Corporationcn zum Nutzen des Gewerbes und Hebung des Ansehens desselben bei gesetzgebende» Körperschaften, Behörden und Publicum. Auch tritt der Verband an die Brauereien Hera», um eine gedeihliche Selbstständigkeit dcS gediegenen Gastwirtbö zu er möglichen. Der in Unter (Landes- bezw. Provinzial) Vcr bände cinaetheilte Süddeutsche Verband erstreckt sich über Bayer», Württemberg, Bade», Elsaß Lothringen, Großherzog thum Hessen, Saar Bliesthal, Hessen-Nassau nnd Rhein provinz und besitzt u. A. eine Stcrbecasse, welche im 1. Halbjahr 1896 12 0«>o >4' für Stcrberenten rc. verausgabte und dabei »och einen lieberschuß von 1»4l8 .ck! erzielte. --- Der Lchlairock und die Zehn-Millionen-Erbschaft. Eine Marquise mit stolz klingendem Namen sendete ihre Karte in da- Arbeitszimmer eines Wiener Advocatcn und als der Herr Doctor die Dame einlud, cinzutreten, erzählte sie voll Entrüstung die Geschichte eines Schlafrockes. „Herr Doctor! Ich habe den Schlafrock bestellt, aber unter der Bedingung, daß ich ihn im Laufe von drei Tagen erhalt». Nun lieferte nur das Maison den Schlafrock erst nach acht Tage»! Ich kann ihn gar nicht mehr brauche»! Ich habe einen anderen gekauft — also zahle ich nicht 5t) fl., sonder» nur die Häffte des bedungenen KanfpreiscS und das sind 25 fl ! Sie sind mir als einer der berühmteste» Advocatcn empfohlen worden! Sie müssen mir de» Proceß durchführen!" — Der Avvocat, einer unserer mcistbeschäftiglen Rechtsvertreter, machte die Marquise ausmerksam, daß cin solcher Proceß vollkommen aussichtslo se!, aber die Dame bestand darauf und sagte: „Und wenn auch die Angelegenheit looO fl. kostet, ich will mein Recht behalten!" und verläßt ibn zur selbigen Stunde! So hatte der Advocat also einen Prozeß zu führen, der ungewinnbar war. Und das tbut ein Advocat nickt sehr gern. Also be gab er sich zur Besitzerin de- Salons, händigte ihr 50 fl. ein, sendete der Marquise einen Brief, worin er meldet, die Sache sei zu ihren Gunsten erledigt, sie habe 25 fl für den Schlafrock und 25 fl. Proccßkosten zu zahlen. Mit dem Gelde kam ein Brief voll von überschwänglichen DankeS- ausdrücken, in denen die Marquise ihre Freude bekundet, daß sie ihr Recht behalten, und den Advocatcn rühmt, der im Lanfe von drei Tagen einen so großartigen Proceß glücklich zu Ende geführt hat. Einige Wochen verstrichen, da kam anS Florenz» dem Wohnsitze der Marquise, ein Schreibe», in dem diese den Doctor bittet, rasch zu ihr zu kommen. Es sei ein Verwandter gestorben und habe zebn Millionen Lire hinlcrlassen; das Testament, daS ihr einen großen Theil des Vermögens znspricht, werde jedoch angesochtcn. Der Advocat sckrieb höflich, daß er für das Vertrauen danke, jedoch mit Arbeiten derart überhäuft sei, daß er »»möglich abkommcn könne. Doch die Marquise gab nicht nach. Ter Advocat, rer ihr einen großartigen Lchlafrockproceß gewann, muß auch ihr Erbschaftsvertreter sei». Sie wollte es nicht anders. Und so telegraphirte sie an den Advocatcn, sie weise ihm unverzüglich 5000 fl. an, überdies habe der Doctor freie Fahrt und freie Station während der Dauer der Abwesenheit von Wien, er möge nur kommen. DaS waren ja Pcffli-lT„„,,„<:u! Der Doctor überlegte nun nickt mehr lange und gestern Abend bat ibn die Südbahn nach dem Arno geführt. Wir wollen wünschcn, daß der berühmte RecktSanwalt den ErbschastS- proccß ebenso rasch und glücklich zu Ende führt, wie de» großen Schlafrockproceß. — Eines der grünten vriesuiarkrngrschäste in Genf ist verkracht. Der Besitzer A. Champion, der mit 62 Angestellten arbeitete, bat eine Schuldenlast von NOO OOO FrcS. zusammcn- gebracbt. AlS Guthaben figurircn einige Kisten mit werth losen oder dock geriugwcrthigcn Marke». Die ältere gute Waare soll gerettet sei». (M. N. N.) (Wiederholt) Literatur. * Das neueste, soeben ausgegcbene Hest von Schmvllcr's Jahr buch für Dtrsrtzarb»»». Prrwaltnng nnd Bolkowirthschast (Leipzig, Verlag von Duncker sc Hum blot) enthält an gröberen Aussätzen: Der wirthschastliche Aufschwung der Baumwollspinnerei im Königreich Sachse». Von Rudolf Martin, Referendar am königl. Amtsgericht in Crimmitschau. (Mit einem Nachtrag des Verfassers nnd einer Erwiderung von L. Brentano.) Tie neuere socialistische Bewegung in der Schweiz. Von Franz Berg- hoss-Ising. Irische Rasse »nd irische Nation. Von Moritz IassS. Die Rcchtsprechuiig im Gewerbegericht. Von Ernst Lautenschläger. Ter Wiener Schlachtviehhandel in seiner geschichtliche» Entwickelung. Von Richard Riedl. An „klei neren Mittheitungen" sind vorhanden: Tie Wirkungen der neuen deutschen Handelsverträge. Das hessische Gesetz über die polizeiliche Beaufsichtigung der Miethwohnungen und Schlaf stellen. Bo» Regierungs-Rath I)r. Zeller. Zur Geschichte des »iedcrrheinisch - westfälische» Bergbaues. Nach einer amtlichen Denkschrift. Bon Eugen Elko». Eine neue Art innerer Eolonisatioil in Rußland. Von M. A Jssajew. Aus der Rubrik „Literatur" heben wir nachstehende Kritiken hervor: Professor v. Miaskowski bespricht den 1. Band des „Grundrisses der politischen Lckonomie" po» E. v. Philippovich, Pros. Schino Iler kritisirt Brentano s Schrift „lieber das Verhält,,iß von Arbeitslohn und Arbeitszeit zur Arbeitsleistung, 2. Ausl. 1»r. Karl Olden« bcrg handelt über neuere Literatur zur Geschichte der Nationalökonomie. (Darunter: A. v. Miaskowski, Tie Ansänge der Nationalökonomie; H. v. Scheel, Die politische Oekonomie alS Wissenschaft — Socialismus und CominnniSmus; H. Eisenhart, Geschichte der Nationalökonomie.) In der Rubrik „Zeitschriften" berichtet Itr. Kart Oldenberg über die wichtigsten Aussätze, die seit 1891 in den Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik (herauSg. von Professor I. Eonrad) und im Archiv für sociale Gesetz« icbnng und Statistik (herausg. von Vr. Heinrich Brau») er- chienen sind. Die Deutsche Litrrat»r;eit»iig Nr. 2? vom 8. Juli d. I. (herausgegcben von vr. Paul Hinncbcrg, Verlag von Hermann Walther in Berlin) enthält u. A.: Roienthal, lieber de» Zusammen hang der Mischna, 1. und II. Tbeil, besprochen von Professor D. E. Siegfried. Köhler, Von der Welt znm Himmelreich oder die Johannei'sche Darstellung des Werkes Ehristi synoptisch ergänzt uno geprüft, besprochen von Professor vi>. Ioh. Weiß. Loofs, Studien über die dem Johannes von Damaskns zugeschriebenen Parallelen, besprochen von Professor 11r. Leop. Eohn. Lelzelt Newin, lieber sittliche Dispositionen, besprochen von Pros. I)r. Fr. Jodl. Hoder- man», Universilätsvorlcsnngen in deutscher Sprache um die Wende des >7. Jahrhunderts, besprochen von Professor vr. O. Kaemmel. Planck, Schulrede», besprochen von Oberjchulralh 1)r. v. Sallwürk. Honimel, Aussätze und Abhandlungen arabistisch- semitologischen Inhalts, I. Hälfte, besprochen von Privat-Docent I>r. H Winckler. P. Richter, Zur Dramaturgie des Aeichylus, besprochen von vr. Ewald Bruhn. Bünte, Beiträge zur Sitten geschichte aus Tandareis und Flordibel, besprochen von Professor vr. Alwin Schultz. Harrtet Beecher Stowe, Briefe und Tage bücher, deutsch von Mara. Jacobs, besprochen von Professor D. Benrath. Tie Chronik deS Gallus Oehem, herausgegeben von Brandt, besprochen von Professor vr. W. Wattenbach. Baasch, Beiträge zur Geschichte der Handelsbeziehungen zwischen Hamburg und Amerika, besprochen von Professor 1>r. A. Wohlwill. Skraup, Katechismus der Mimik und Geberdensprache, besprochen von Vr. Eng. Kilian, dramatischem Secretair des Karlsruher Hof. thealers. Schuster, Das Urheberrecht der Tonkunst in Oesterreich, Deutschland und anderen europäischen Staalen, besprochen von Professor vr. Friedr. Meili. v. Philippovich, Auswanderung und Answanderungspolitik in Deutschland, besprochen von Privat-Docent vr. K. Rathgen. SarS, än aocoun» cck tliv t nuitao«» vk Xornmz-, Bol. 1, Part 3—11, besprochen von Pros. vr. I. W. Spengrk, Mstthellnnge«, u. A. Archäologische Gesellschast zu Berlin; Kurtz, Lehrbuch der Kirchengeschlchte für Studtrende, 12. Auflage; Tatne. Die Entstehung des modernen Frankreich, 2. Auslage, Lief. 1—3. Grimm. Str. 14, zwischen Markt u. Nemnarkt ^ » ^ -EE M empfiehlt zur HolktO — 4 Xapk. Kskck vnmen-Hrsnelsklinl»« von tb« an, 4 UnnN. b lar-Dninsn-ITi»»»!«« knlie von 14.1 an r V Ick / IlormnelwrO »Inlto !>»»»>» Paar 14»^ Lt. It, Itz.z . - L iinE L »>»«I - - m>tt«K»i1»rIt <4r»»s: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 -ck! -,4«, -.«Zu -,7V, ^.75. -.81», -,KS, -,»<», -M vassend für 1 1—2 2-3 3—4 4-5 5-6 6-7 8 8-910 1V-I2 >3 Jahren. das Ater v / nn«I biwrlvn. Leli<k«rkl»e rsxnk. bnumnoll. »eilrkltte Paar 14.1 ,in«> Pn1^rI«o«,?n ol»„e Zpeeialilsl rle« ttsu8v8: ^Lgnei'8ekv8 ^si'ino-kLmmgLi'n-kxeekior-Unlek'rtzug. Kelilllrt, otino rn orfiltron, Illntl ntcfit ein. krrlze v. VMr'selikil tlerillo-Lzmiiizsi'ii-Lrcklzior-Uemii-viiter^c^ll, -gemll-viiterküzell, von -ckl 1,6.» an, von .ckt 8,1« an, von .ckl 2,4« an. 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