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?ehrergksSHMM» vk. «ber dkl gkMMkkiW, StRiVsPNdVMr CSMfMM^ «ch» vvt» HSttt» v: «ikKMS " .. ^ L rinFrsandt worden sind. Warum zweifelt man immer an Nachrichten, die ich den verehrlichen Redactionen zugrhen lasse? Es ist nicht meine Art, Unwahrheiten oder auch nur verschleierte Wahrheiten mitzutheilen. Wenn ich etwas mit» thrile, so tonnen die verehrlichen Redaktion sich darauf ver lassen, daß es absolut wahr ist. Ergebenst v. Koller, Minister des Innern." — Weshalb die „Bert. Corr." nicht selbst sofort eine Berichtigung gebracht hat, bleibt bei alledem unverständlich. — Die Nachricht von der bevorstehenden Ernennung des Neichötagöpräsidenten v. Buol zum LaudgerichtSdirector wird laut dem „Schwab. M." in unterrichteten Kreisen als grundlos bezeichnet. — Die Commission des Reichstages für die Vorberathung der Novelle znr Gewerbeordnung hat bekanntlich den Bericht noch in letzter Stunde fertig gestellt. Durch den Schluß des Reichstages schien Aussicht vorhanden zu sein, daß daS Zustandekommen des durch die konservativ-klerikale Mehrheit der Commission noch verschlechterten Gesetzes in weite Ferne gerückt würde. Die „Kreuzztg." bezeichnet diese Hoffnung als trügerisch, indem sie ankündigt, daß diejenigen Parteien, die in der Commission eine Mehrheit für die vor liegenden Beschlüsse gebildet haben, entschlossen sind, den Gesetzentwurf, wie er a»S der Commission hervorgegangcn ist, beim Beginn der nächsten Session unverändert als Initiativantrag einzubringen und eine erneute Com- missionsberathung zu verhindern. — Nach einer dem Herrenhause zugegangenen Nachweisung sind aus dem staatlichen Fonds zu Beihilfen bei Elementarschulbauten im Nechnnngsjahre 1893/94 ge währt worden: für evangelische Schulen 1 194 060 -4, für katholische 789 890 -L, für paritätische 16 050 -4; im Rech nungsjahre 1894/95 für evangelische Schulen 1 041 490 -4, für katholische 926 410 -4, für paritätische 32 100 -4; inS- gesammt also in jedcin Jahre die dafür auszeworfenen 2 000 000 -4 Die höchsten Beträge im Jahre 1893/94 ent fallen auf die katholischen Schulen des Negierungsbezirks Posen mit 280 960 -4 und auf die evangelischen deS Regie rungsbezirks Frankfurt mit 230 017 -4; im Jahre 1894/95 auf die katholischen Schulen des Regierungsbezirks Posen mit 247 750 .4 und auf die evangelischen des Negierungs bezirks Köslin mit 200 090 -4 — Bor einiger Zeit wurde berichtet, daß in einer Berliner Gemeindeschule eine jüdische Lehrerin in Vertretung einer erkrankten Collegin u. A. auch evangelischen Religionsunterricht ertheilt habe. Im Anschluß daran theilt die „N. Pr. Ztg." mit, daß der Minister der geistlichen, Unterrichts- u. s. w. Angelegenheiten das brandeuburgische Provinzial-Schulcollegium zum Bericht über jenen Vorfall aufgefordert hat. Nach den von dieser Behörde angestellten Ermittelungen scheint sich heraußgestellt zu haben, daß die städtische Schuldeputation an jenem ärgerlichen Vorkommnisse nicht schuld, sondern hierfür allein der betreffende Rector verantwortlich zu machen ist. Diesem ist vom Provinzial- Schulcollegium ein scharfer Verweis ertheilt worden. — Ein Parteitag der christlich-socialen Partei soll am 6. Jnni auf der Wartburg stattsinden, hauptsächlich um zu den neuen Strömungen in der christlich-socialen Bewegung Stellung zu nehmen. Zugleich soll über Partei-Organisation und Partei-Programm verhandelt werden. — Der Kaiser hat dem apostolischen Vicar in Egypte», Erz bischof in pa>tilmsMonsignore F. Guido Corbelli in Alexandrien, den Kronen-Orden erster Classe verliehen. — Ter General der Cavallcrie Gras v. Schlief sen, Chef deS Generalstabes der Armee, hat sich mit vierwöchigem Urlaub nach Thüringen begeben. * Ans Westprenstett, 27. Mai. Am 24. d. M. Nach mittags traf Bischof l)r. Redner auf seiner Firmungsrcise hier ein. Vor dem Empfang des Bischofs spielte sich hier nach dem „Geselligen" solgcnder.Vorgang ab. An der Ehren pforte hatte der katholische Kirchenvorstand die polnische In schrift „VVietam^!" (Willkommen!) anbringen lassen, obgleich ihm unter der Hand bedeutet worden war, daß eine solche Inschrift nicht geduldet werden würde. In den Vormittags stunden wurde der katholische Pfarrer Herr vr. MuszynSki von der Polizei zur Entfernung der besagten Inschrift wiederholt aufgefordert. Da dieser Aufforderung nicht Folge gegeben wurde, mußte die Polizei die Entfernung selbst besorgen. Darauf beschwerte sich der Pfarrer telegraphisch bei dem Regierungs-Präsidenten und nach kurzer Zeit traf bei der hiesigen Polizei verwaltung folgender ebenfalls telegraphische Bescheid ein: „Die vom dortigen katholischen Kirwenvorstande angebrachte polnische Inschrift „>Viotamv" ist nicht zu beanstanden, falls daneben die entsprechende deutsche Inschrift angebracht wird." Diese Entscheidung wurde den Betheiligten zur Kenntniß ge bracht, von einer zweisprachigen Inschrift wurde aber später nichts bemerkt, eS blieb eben nur der polnische Will kommensgruß. (Unser Leitartikel im heutigen Morgenblatte „Kaiserwille und Behörden Praxis" enthält auch für diesen bezeichnenden Vorgang den Commentar. Red. des „Leipz. T-"). * Lolbcrg, 28. Mai. Im Wahlkreise Kolberg-KöSlin, den Ahlwardt seit längerer Zeit bearbeitet, ist von diesem und dir Ausbreitung deS HandfertigkeitS-UnterrichtS Deutschland sprechen wird. Mit der Versammlung wird eine Ausstellung tbüringischer Handfertigkeitsschulen ver bunden sein. Die Theilnahme au diesen Vereinsversamm lungen steht Jedermann frei. * Berlin, 28. Mai. Weshalb der jetzige LandwirtbschaftS- minister Frhr. v. Hammerstein den Agrariern besser gefällt als der frühere, Herr v. Heydeu, darüber erzählt die „Köln. Volksztg.": „Eö rührt daher, daß Herr v. Heyden, so wenig entschieden er im Parlament gegen die Conser- vativen auftrat, doch in vertraulichen Kreisen oft nicht unter lassen konnte, sie zu ärgern und beißende Witze über den „Nothstand" mancher östlichen Großgrundbesitzer zu machen. Boa vielen Geschichten, die man darüber erzählt, sei nur eine mitgethcilt, die wir verbürgen können. Es war vor etwa anderthalb Jahren, als der Kaiser mit dem Land- wirthschastSminister bei dem AmtSrath Dietze-Barby zur Jagd sich befand. Als Herr von Heyden merkte, daß Anhänger des Bundes der Landwirthe die Gelegenheit benutzen wollten, um dem Kaiser inS Gewissen zu reden, fing er an zu sticheln. Er wies ans die erstaunliche Menge schweren Silbergeschirrs hin, das die Tafel füllte, und sagte mit pfiffigem Lächeln, das sehe nicht nach „Nothstand" aus. Diesmal war es Frau Dietze, die den Angriff zurückschlug. Sie sagte, die Familie ihres Mannes wohne schon über 50 Jahre in Barby, hätte sich zahlreiche Freunde erworben, und von diesen sei das ganze Silbergeschirr geschenkt. Die Unter haltung kam dann aus andere Themata, als schließlich der Kaiser Frau Dietze fragte: „Ist Ihre alte Köchin Marie noch immer bei Ihnen ? Ich wollte ihr für ihre treuen Dienste wohl ein Geschenk spenden." Frau Dietze bejahte und sagte bekräftigend: „Dieses Mahl hat sie ganz allein bergerichtet." Als der Kaiser darauf nichts erwiderte, nahm Herr v. Heyden das Wort und meinte mit einer Ironie, die stürmische Heiterkeit bervorrief: „Alle Achtung! Na, dann muß sie aber doch oft in die Lage kommen, so großartige Diners anzurichtcn." Auch der Kaiser amüsirte sich höchlichst über diese Bemerkung; Klagen über den Nothstand wurden aber, wie Fama berichtet, dem Monarchen an diesem Tage bei Dietzen's nicht mehr unterbreitet." * Berit«, 28. Mai. Was die Vertretung der jüdischen Confession in den nichttheologischen Facultäten der Universitäten anlangt, so ergiebt sich ein hoher Procentsatz der Juden unter den künftigen Juristen, wo sie 10,4 Proc. stellen, die Protestanten hingegen 67,3, die Katholiken nur 21,8 v. H., und ganz besonders unter den Medicinern, von denen sie 17,5 stellen, die Protestanten nur 61,7 und die Katholiken 21,8. Im Bau- und Jngenieurfach sind sie mit 12 Proc., die Protestanten mit 66, die Katholiken mit 18 vertreten; sie überschreiten den Procentsatz der Katholiken hingegen für das Studium der Naturwissenschaften und Chemie. Daß sie unter den künftigen Officieren und Beamten der Post, der Steuer und verwandter Kategorien fast gar nicht vertreten sind, liegt auf der Hand; unter den ungefähr 1500 Militair-Aspiranten im ganzen Reich bat nur ein einziger jüdischer Abiturient, in Baden, die OfficierSlaufbahn als künftigen Beruf angegeben, etwa 6 das Postfach. Sachsen und Norddcutschland haben ganz vor wiegend nur protestantische Abiturienten, in Bayern bleibt der Procentsatz für die protestantische Bevölkerung und die pro testantischen Abiturienten sich gleich, die katholischen Abiturienten stehen etwas unter ihm, die mosaischen etwas über ihm, wie in Baden, wo auch die Protestanten ihn um wenige Procent überragen. Dagegen kommen in den Reichslanden auf 100 Abiturienten 52 Ev., 43 Kath., 5 Juden, auf 100 Einwohner 21 Ev., 77 Kath., 2 Juden; diese Erscheinung erklärt sich daraus, daß eine erhebliche Anzahl katholischer Theologen aus dem bischöflichen Gymnasium zu Montigny bei Metz hervor geht, hier also außer Betracht bleibt, und unter den vor vorhandenen Abiturienten sehr viel Söhne protestantischer Reichsbeamten und namentlich von eingeborenen Pfarrern sind. — Dem „B. L.-A." wird gemeldet: „Der Zar hat dem deutschen Kaiser die bevorstehende Ankunft des Groß fürsten Alexis in Kiel bereits officiell angekündigt. Der Großfürst überbringt ein Handschreiben des Zaren mit dessen Dank für die vorzüglichen Dienste, die ihm Kaiser Wilhelm als Vermittler in der ostasiatischen Frage ge leistet hat. — Der letzte Theil der Meldung bedarf der Bestätigung. — Die „Kreuzzeitung" erklärt, Herr v. Hammerstein habe „nicht den jetzigen verantwortlichen Nedacteur der „Kl. Presse" verklagt, sondern den vr. Zacher, der die Nummer verantwortlich gezeichnet hatte, welch« die Ver leumdungen enthielt", vr. Zacher weile aber gegenwärtig in Rom, und so konnte ihm die Klage nur im Wege consula- rischer Zustellung übermittelt werden. Herr v. Hammerstein habe allerdings gleichzeitig Herrn Sonnemann als den Ihatsächlichen Verleger mit verklagt, weil er dessen Mittäter schaft bestimmt vorauSsetzt. — Minister v. Köller hat sich veranlaßt gesehen, seine Erklärung in Bezug auf Herrn v. Lucanus in folgender Zuschrift an das „Berliner Tageblatt" noch bestimmter zu fassen: „Der geehrten Redaction theile ich unter Bezugnahme auf Ihre Mittheilungeu in der heutigen Nummer Ihres Blattes sehr ergebenst mit, daß die betreffenden Ausführungen dNfWkrr karch LKlr Pnnffe Kalifmann Karl Paasch als Candrdat aufgestellt worden. * Hamburg, 27. Mai. Die Feststellung der im hamburgi- schen Staate im Jahre 1893 erhobenen Einkommensteuer bat bei inSgesammt 173 024 Steuerzahlern ein versteuerte» Einkommen von 439 795 600 -4 und einen Steuerertrag von 12 434 993 -4 ergebe». Davon entfallen auf 287 Aktien gesellschaften^ 013 900^ Einkommen mit I 478 096-4 Steuer. * ülera, 24. Mai. Fürst Heinrich XIV. vollendete heute sein 63. Lebensjahr. Zur Vorfeier des Geburtstages fand gestern Abend Zapfenstreich statt. Heute früh war großes Wecken, um 10 Uhr Vormittags Festgottesdienst und um 11 Uhr Parade des 2. Bataillons deS 7. thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 96. Die Schulen begingen den Tag durch Festacte. * Tarmstadt, 28. Mai. Die erste Kammer nahm den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Einkommen steuer, nach dem Antrag der Majorität des Ausschusses trotz deS Widerspruches der Regierung an. Die Negierung hatte den Antrag der Minderheit des Ausschusses accepirt. * Ans Elsaß - Lothringen, 27. Mai. Die Colmarer Strafkammer verurtheilte das klerikale „Mülhauser VolkS- blatt" zu 100 Mark Geldstrafe, weil das Blatt über eine in seinen NedactionSräumeu stattgehabte Haussuchung be- ricktet hatte. Nach den in den NeichSlanden geltenden vor- sintfluthlichen Preßgesetzen ist es nämlich verboten, über „Preßprocesse" zu referiren. DaS Gericht erblickte in der Meldung über die Haussuchung einen Bericht über einen Preßproceß und kam zu einem verurtheilenden Erkenntniß. * München, 28. Mai. Die Mittheilung der „Angsbg. Abdztg ", daß die Berufung des Gymnasialprofessors Nickias auf den städtischen SchulrathSposten seitens des CultuS- ministeriums nicht genehmigt worden sei, entbehrt der Begründung. Der Sachverhalt ist nach den „M. N. dt." folgender: Die Wahl deS genannten, hochverdienten Schul mannes zum Schulrath der Stadt München ist von beiden Gemeinde-Collegien vollzogen worden und bedarf keiner Bestätigung. Der Neugewählte hat nur die Be stätigung als S ch u l c o m m i s s a r zu erhalten. Die Opposition, die eine intolerante ultramontane Minorität gegen die Bestätigung deS Herrn Professors NicklaS als Schulcommissar erhoben, ist ebenso unberechtigt als un begründet. Professor Nicklas ist Protestant. Gegen den Protestanten wendet man sich, weil man weiß, daß eine Hinübcrspielung der Angelegenheit auf das konfessionelle Gebiet bei vielen ungebildeten Leuten noch verfängt, aber mau will den toleranten, von modernen Ideen erfüllten Sckulmann treffen. Professor Nicklas hat Jahre lang an paritätischen Anstalten gewirkt. Ehe man zur Wahl deS in allen Kreisen hochgeachteten und geschätzten Schulmannes schritt, hat man nach allen Richtungen hin sich über die Qualitäten dieses Mannes erkundigt und bis zur höchsten Stelle hinauf nur die besten Auskünfte und Empfehlungen erhalten. Wir können nur die Hoffnung aussprechen, daß die maßgebenden Behörden gegenüber der intoleranten und unmotivirten Agitation einer ultramontanen Minderheit einen stufen Nacken behalten. Die KreiSrezierung hat die Acten an den Magistrat zurückgeleitet und um nähere Aufschlüsse gebeten. Diese sollen am nächsten Freitag in der öffentlichen Magistratssitzung ertheilt werden. i Oesterreich-Ungarn. * Wien, 28. Mai. Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz" aus Belgrad wird die Skupschtina in den ersten Tagen deS Juli wahrscheinlich zu einer sechs- bis siebcnwöchigen Session nach Nisch einberufen werden. — Der selben Quelle zufolge wird der russische Botschafter Graf Kap »ist Ende der Woche nach Petersburg zurückkehren bebufS Uebersiedelung seiner Familie nach Wien und wird Mitte Juni hier wieder eintreffen. Frankreich. * Paris, 28. Mai. Die Deputirtenkammer begann die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Reform der Getränke» steuer. Für die Generaldebatte, welche mehrere Tage dauern wird, sind 23 Redner vorgemerkt. Italien. * Rom, 28. Mai. Den Abendblättern zufolge wird der Ministerrath der Krone die Ernennung einer kleinen Anzahl Senatoren Vorschlägen. Großbritannien. * London» 28. Mai. Das Unterhaus berieth heute den Artikel 5 der Bill, betr. die Entstaatlichung der Kirche von Wales, und vertagte sich alsdann bis zum 13. Juni. Die Bill, betr. die Vermehrung der Flotte, wurde in der Commission genehmigt. — Das Oberhaus hat die Finanzbill definitiv angenommen. Asien. * Shanghai, 28. Mai. Die chinesischen Hafenbehörden in Tamsut verweigerten die Landung japanischer Truppen oder Beamten auf Formosa. Die fünf japanischen Kriegsschiffe kehrten daher nach Makao zurück. «fttka. * London, 29. Mai. (Telegramm.) Die „Daily NeAS" melden: Die Regierung erkannte die Nothwendigkeit admini strativer Vorarbeiten behufs Erbauung einer Eisenbahn zwischen Mombasa und dem Victoria fee an. — Die „Times" melden aus Zanzibar: Der Araberhauptling N'Bruk Bin Rasbid sei den englischen Bedingungen nicht nachgekommen. Eine Expedition gegen ihn sei wahr scheinlich. Er stehe mit 1200 gut bewaffneten Anhänger» bei Mombasa. Ein Zusammenstoß wird erwartet. Amerika« * London, 29. Mai. (Telegramm.) Die „Time»* theilen aus Philadelphia mit, der Präsident Cleveland werde voraussichtlich Bayard, dem Gesandten der Vereinigten Staaten, den Posten des SchatzsecretairS anbieten. — Ferner wird den „Times" aus Ohio gemeldet: Eine Vereini gung der Republikaner sei in JameSville zusammen- getreten. Senator Sherman, der zum Vorsitzenden er wählt worden sei, habe in einer Ansprache die Ausprägung von Gold und Silber mit einer Beschränkung der Silberprägung befürwortet. Er habe sich gegen die Politik der freien Prägung gewandt, da dann eine Silber währung allein gelten würde und eine Entwerthung de» Golde» erfolgen werde. Militair und Marine. * Berlin» 28. Mai. Nach einer telegraphischen Meldung an das Obercommando der Marine ist S. M. S. „Kaiser", Com» Mandant Capitain zur See Jaeschke, am 28. Mai in Aden an» gekommen und am selben Tage nach Colombo in See gegangen. — S. M.S. „Arcona", Coniinandant Corvetten-Capitain Sarnow, ist am 29. Mai von Shanghai nach Aokohama in Ser gegangen. — S. M S. „Prinzeß Wilhelm", Commandant Corvetten.Capitain v. Holtzendorfs, ist am 27. d. Mts. in Colombo (Ceylon) ein- getroffen und wird am 1. Juni die Reise nach Singapore fortsetzen. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement des Lultns und öffentlichen Unterricht». Zu besetzen: die 2. ständige Lchrcrslelle an der jechsclassigen Schule zu Markersdorf bei Burgstädt. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 .4 Gehalt und 150 Logisgeld, sowie 36 .4 für Ertheilung des Turnunterrichts. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 12. Juni bei dem Königin Bezirksschulinspector Schulrath 1)r. Böhme in Rochlitz einznreichen; — die 3. ständige Ährer stelle an der achtclassigen Schule zu Claußnitz. Collator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 Gehalt und Amts wohnung. Gesuche sind unter Beifügung sämmllicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 13. Juni bei dem Königl. Bezirks- schuiinspector Schulrath vr. Böhme in Rochlitz einzureichea. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I,. Leipzig» 28. Mai. Sind erratische Blöcke Mobilien, mit denen man Handel treiben kann? Zu dieser eigen artigen Frage gab ein Bankerottproceß Anlaß, der heute den 4. Straf- senat des Reichsgerichts beschäftigte. Vom Landgericht Greifswald sind am 15. Februar der Kaufmann Hermann Hartwig und der Mechaniker und Optiker Olto Dcrge wegen Vergehens gegen die Concursordnung zu 2 Wochen bezw. 2 Tagen Gesängniß ver- urtheilt worden, weil sie in dem von ihnen bei Anklam betriebenen Sleingeschäfte die Bücher unordentlich geführt und die Bilanzen nicht gezogen hatten, als der Cvncurs auobrach. Ihr Geschäft bestand darin, daß sie aus den sieben Gütern eines Herrn v. K. erratische Blöcke ansgraben und berge» ließen, um sie zu verwerthe». Das Landgericht erblickte hierin einen kaufmännischen Betrieb. — Die Revision des Dcrge behauptete das Gegentheil.— Das Reichsgericht hob das Urtheil bezüglich beider Angeklagten auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Das Reichs gericht nahm an, daß das von den Angeklagten betriebene Geschäft eine Selb st Production darstelle. Nach den Feststellungen sei anzunehmen, daß es sich nicht um Berwerlhung von Mobilien gehandelt habe, denn die erratischen Blöcke mußten jedes Mai erst von dem Boden, zu dem sie ein Zubehör bildeten, losgelöst werden. Dann aber würde rin Nnschasfungsgeschäft nicht vorliegen, und die Concurs ordnung fände auf die Angeklagten keine Anwendung. Eine sofortige Freisprechung konnte nicht erfolgen, da es nicht aus geschlossen ist, daß in der neuen Verhandlung abweichende Fest stellungen getroffen werden. Schulwesen. —7. In einigen städtischen Fortbildungsschulen in Berlin wurde im abgelausenen Winterhalbjahre ein Versuch mit der Einführung der Stenographie gemacht und zwar nach dem Stolze'sche System. Der Versuch gilt als durchaus gelungen, so daß die städtische Schuldeputation sich entschlossen hat, dem Stenographie unterrichte noch eine weitere Ausdehnung zu geben. Zu den in Böhmen schon vielfach bestehenden und neuerdings auch in Sachsen eingerichteten Studenten- und Schülerherbergen sollen nun auch noch Lehrerherbergen kommen. Auf von Brüx auS gegebene An regung nämlich hat der Ausschuß des Landeslehrerverbandes in Böhmen beschlossen, in einigen vom Fremdenverkehr besonders be- vorzugten Orten Böhmens Herbergen einzurichten, in denen Lehrer unentgeltlich oder gegen geringe Entschädigung übernachten können. unterlassen zu fragen, obwohl er gedacht batte, daß eS besser sein würde, nicht von der Begegnung zu sprechen. „Nein, nur Miß SaunderS. S»e kam im Austrage deS Bruders." „WaS wünschte sie?" Eine Aussöhnung. Lord Ruthbert. Ich habe seither nicht darnach gefragt", fugte sie mit einem Lächeln hinzu, das er noch niemals an ihr wahrgenommen hatte, „aber — Sir Lionel hat wohl ein sehr großes Vermögen hinterlassen?" „Sehr bedeutend, Miß Connor." „Oh — eS fiel mir heute zuerst ein." Er war gekommen, etwas mit ihr zu besprechen, sie auf etwas vorzubereiten, daS sie vielleicht, nein gewiß, sehr peinlich berühren würde. Mr. Primrose hatte ihn davon in Kenntniß gesetzt, daß die Hoffnung, eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Miß Connor zu erreichen, einen starken Rückschlag er fahren habe. Nach einer sorgfältigen Revision der Acten hatten die Richter seinen Antrag abgelehnt, da von einer nochmaligen Untersuchung kein Resultat zu erwarten sei, so lange nicht belastende Momente für die Schuld eines Anderen gefunden seien. Ihr dies mitzutheilen, war er bergekommen. aber eS dünkte ihm unmöglich, sie in einer ersichtlich glücklichen Stimmung zu stören. Sie hatte bisher so wenig Freude im Leben gehabt, und eS machte ihn so unendlich glücklich, ibr liebe» Gesicht nicht mehr ganz von drückendem Leid beschattet zu sehen. Die letzte Zeit deS Verkehrs mit ihr ließ ihn bisweilen hoffen, daß noch ein Ausgleich möglich sein werde, wenn auch nicht gleich, sondern vielleicht nach Jahren. Doctor Donald störte auch sehr bald daS flüchtige Zusammen sein. Er batte MrS. Gray kränker gefunden, als er geglaubt, und theilte Mary Connor mit, daß er eine Schwester zu ihrer Unterstützung senden werde, da man vielleicht eiueS raschen AuSgangeS gewärtig sein könne. „Sie halten eS möglich, Doctor Donald, daß MrS. Gray sterben könne?" „Schon da» letzte Mal glaubte ich nicht an ihre Genesung. Sie war noch kräftiger als ich geglaubt. Das Fieber trägt aber heute einen ungleich stärkeren Charakter, und wenn es sich znm Abend steigern sollte, so stehe ich für nichts ein. Sie sollen nicht einen Augenblick mit der Kranken allein bleiben, Miß Connor, einstweilen mag Ihnen die Haushälterin zur Seite stehen, und in anderthalb Stunden bi» ich wieder zur Stelle." Mrs. Gray batte sich am frühen Morgen noch verhältniß- mäßig wohl befunden, wenigstens war nicht das geringste Anzeichen vorhanden gewesen, daß daS AuSbrechen einer ernsten Krankheit zu befürchten stand, wenngleich sie schon seit einigen Tagen über allerlei Unbehagen geklagt hatte. Als Mary, nachdem sie sich von Lord Ruthbert und Doctor Donald verabschiedet, Mrs. Gray's Schlafzimmer betrat, in welchem die Haushälterin noch anwesend war, die sie während ihrer kurzen Abwesenheit vertreten batte, fand sie die alte Dame im heftigsten Fieber, sich gegen die Haushälterin, die bemüht war, die von Doctor Donald verordneten Umschläge u machen, wehrend. Erst Mary'S begütigendem Zuspruch ge- ang es, die Kranke zu beruhigen und sie zu bewegen, die kalten Tücher nicht von dem Kopfe zu entfernen. Das Fieber war in sichtlichem Wachsen begriffen. Die Kranke lag schwer, kurz und heißathmend da. Ihr schmerz volles Stöhnen und der Pendclschlag der Ubr, die mehr als vierzig Jahre MrS. Gray jede Stunde angekündigt, denn so lange war eS, daß sie kaum daS Zimmer verlassen hatte, war daS einzige Geräusch, welches die Stille unterbrach. So waren beinahe zwei Stunden vergangen und Doctor Donald immer »och nicht zurückgekehrt. Mary Connor wollte eS scheinen, als beginne die dunkelrothe Färbung in bei» Gesicht der Kranken nachzulassen, und sie begann wieder zu hoffen. Kein Wort war zwischen ihr und der Haushälterin gewechselt worden, gespannten OhrcS lauschte Mary auf jedes Geräusch, daS ihr die Rückkehr deS Arztes verkünden könne. Sie konnte einer grenzenlosen Unruhe, von welcher sie sich ergriffen suhlte, nicht Herr werden. „Mary Connor!" schreckte MrS. Gray's Stimme sie plötzlich auS tiefem Sinnen auf. „Ich bin hier, MrS. Gray." „Wo, ich sehe Sie nicht. ES ist überhaupt dunkel im Zimmer. Warum haben sie noch kein Licht angeziindet?" „Nein, ich brauche kein Licht mehr — es ist vorbei. Meine Zeit ist gekommen", fügte sie rasch hinzu. Die Kranke sprach fest und deutlich, nichts von demZtttern, daS sich sonst an ibrer Stimme bemerkbar gemacht. „Miß Eonnor, Sie sollen meine Erbin sein. Die Cottage mit Allem, wa» darin und darum ist, bleibt Ihr Eigenthum, auch daS Geld. Mein Testament habe ich deponirt, meine Söhne werden eS nicht anzufechten wagen, sie haben kein Anrecht auf mein Eigenthum. Die Legate sind nicht sehr be deutend, aber sie werden Denen zu statten kommen, welchen ich sie bestimmt habe. Bitte, rücken Sie mir das Kissen zurecht. Danke Ihnen. Sie baben viel für eine alte Frau gethan, ich will noch einmal für Sie beten." Draußen wurde eine Stimme laut, eine Helle, durchdringende Frauenstimme. „Lassen Sie mich hinein, ich muß hinein. Sie werden mir den Zutritt zu Mrs. Gray nicht verwehren. Wo ist Miß Connor? Ich will Miß Connor sprechen." Mary eilte hinaus, sie ahnte, daß Lady Rosa gekommen sei. Während sie noch mit der Dame sprach und sie über den Ernst der Lage verständigte, hatten MrS. Gray's inein ander geschlungene Hände sich gelöst, die Kranke hatte noch einmal lies und schwer aufgeathmet und dann noch ein leiser Seufzer — Lady Rosa Gray trat an daS Lager einer Todten. Sie war zu spät gekommen. In Ihren Zügen machte sich keine Trauer bemerkbar. Sie beugte sich über die Tote herab und erfaßte deren Hand. „Warum schrieben Sie nicht früher. Miß Connor? Wenn wir hätten ahnen können, daß Mrs. Gray so sehr krank Dar, würde auch mein Gatte gekommen sein", wandte sie sich vor wurfsvoll zu Mary. Diese hielt eS nicht angemessen in Gegenwart der Todten die an sie gerichtete Frage zu beantworten. Sie nahm die Worte Lady Rosa'S als einen Borwurf auf, den sie schweigend ertragen wollte, und trat an die Verstorbene heran, ihre Hände auf deren Augen legend; die Tobte batte ihr immer wiederholt, daß sie eS thun muffe, wenn sie gestorben sein werde, damit nicht ihre Augen offen bleiben möchten. Dann kam Doctor Donald. Er hatte, nachdem er den einaetretenen Tod constatirt, eine lange Unterredung mit MrS. Rosa Gray, in der sicheren Voraussetzung, daß diese Dame eine verbältnißmäßig weite Reise nur gemacht um des Nach lasses willen. Ihm waren MrS Gray's lctztwillige Verfügungen bekannt, und er hatte ihnen auS vollem Herzen zugeslimmt, denn er verkehrte lange genug in der Cottage, um über die Familienverhältnisse auf daS Genaueste unterrichtet zu sein. So hielt er eS angemessen, um Mary Connor eine unange- nehme Auseinandersetzung zu ersparen, die Dame aus da» Kommende vorzubereiten. Lady Nosa war wie vom Blitz gerührt. Da» hatte sie nicht erwartet. Nachdem ihr Gatte sie eines Tages darauf aufmerksam gemacht, daß die Revenüen seiner Mutter, bei ihrer großen Sparsamkeit, während einer langen Reihe von Jahren «inen erklecklichen Ueberschuß geliefert haben könnten, war sie bald zu dem Schluß gelangt, daß eS sich verlohnen werde, mit der alten MrS. Gray sich auf guten Fuß zu setzen. Dir Kinder, insbesondere die erwachsenen «öhne, kosteten viel Geld und immer mehr als der strengere Vater gutbeißeu wollte. Mr. Gray war freilich der Meinung gewesen, daß man Lilian Smith das Vermögen der Mutter überlasten könne, und so lange man der Meinung gewesen war, daß diese Nichte die Pflege der Mutter übernommen habe, hatte Lady Rosa die Dinge auch gehen lasten, wie sie wollten. Da aber war ihr die Nachricht zugegangen, daß Lilian bei dem Eisenbahnunsall verunglückt und auf Abbot-Castle begraben sei, Miß Connor aber die Pflege der kranken MrS. Gray übernommen habe. Von der Stunde an hatte Lady Rosa keine Ruhe mehr ge habt. Ein natürliches Vorurtheil gegen Miß Mary, welches sie haben zu müssen glaubte, ließ sie das Schlimmste ahnen, dieses Schlimmste aber hatte sich nur auf die Befürchtung erstreckt, daß Miß Connor vielleicht ein bedeutende» Legat auSgesetzt oder etwas von dem Familienschmuck erhalten werde, der aus einem werthvollen Collier, Armbändern, Ringen und Nadeln bestand. ES dauerte lange, ehe Lady Rosa den ihr von Doctor Donald verursachten Schrecken überwunden hatte. Erst all mählich begann sie sich aufzuraffrn und ruhiger zu werden. Sie war eine Thörin gewesen sich unnützer Weise beunruhigenden Gedanken hinzugeben. Noch wollte sie nicht an die Wahrheit der ihr gemachten Mittheilungen glauben, sondern eine Be stätigung derselben abwarten. Sollte diese wirklich eintreten, dann — ah, bah! — sie fürchtete eine Miß Mary Connor nicht, auch wenn diese eine reiche Erbin war. Sie hatte einmal in einem sehr schlimmen Verdacht gestanden, und jene Zeit würde ihre Schatten in die gegenwärtige hinüberwersen, e» konnte nicht schwer fallen, ein etwa vorhandene» Testament, welche» auf Grund der ihr durch Doctor Donald mitgetheilteu Eröffnungen errichtet war, ungültig erklären zu lasten. Die Manipulationen einer Erbschleicherin würden sich al» ver gebliche auSweisen. (Fortsetzung folgt.)