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Die Mahdisten nähern sich. Verrat allenthalben. 153 Heimatliebe. „Grundverschieden von allen unfern Ne gern," sagt Emin, „halten die Monbuttu fest unter sich zusammen und scheinen ihr Vaterland wirklich lieb zu haben." Man ist erstaunt, daß ein Volk, in welchem sv edle Gesin nungen verbreitet sind, dennoch dein Kannibalismus huldigt; cs ist aber eine nicht zu bestreitende, freilich noch unerklärte That- sache, daß gerade begabtere, auf höherer Kulturstufe stehende Na turvölker dieser schrecklichen Verirrung besonders verfallen sind. Übrigens ist das Monbuttuvolk seit dem Tode des großen Königs Munsa im Niedergang begriffen. Der zersetzende Einfluß des Arabertums hat sich leider zu sehr geltend gemacht. Limliulrlrilimgste!; Inpilel. Die Mah-Men nähern Ilch. verrat allenthalben.*) Im 18. Kapitel haben wir gehört, daß Emin sich durch be unruhigende Nachrichten gezwungen sah, den Aufenthalt in Mon buttu abzukürzen. Die Mahdisten waren nämlich im Vorrückcn begriffen, und das Unheil näherte sich auch der Äquatorialprovinz. Die ägyptische Regierung hatte nach ihren schweren Nieder lagen im ganzen Sudan, soweit er noch in ihrer Gewalt war, rüsten lassen. Die Provinz Bahr-el-Ghasal stand damals unter dem Engländer Lupton-Bey, einem tapferen Offizier, der sich um die Erforschung des Sudan wohl verdient ge macht hat. Das ihm unterstellte Gebiet hatte er musterhaft ver waltet, so daß er etwa 2 Millionen Mark Überschuß aufweisen konnte. Lupton-Bey erhielt nun den verhängnisvollen Befehl, 7000 Neger als Rekruten zu stellen, und mußte die Aushebung in den Gebieten der niemals völlig unterworfenen Dinkastümmc vornehmen. Die freihcitliebenden Neger aber hatten keine Lust, ihr Blut in einem Kriege zu opfern, der für sie höchst gleich gültig war, so daß Lupton sich gezwungen sah, Gewalt anzuwen den. Gekettet oder in die Halsgabel (Schcbba) gezwängt, wurden Jünglinge und Männer jedweden Alters zum Waffendienste fort geholt. Wohl hatten die Sklavcnjägcr die jungen Weiber und *) Für Kap. 21 und 22 wurden vorzugsweise die zahlreichen Briefe Emins an vr. Schweinfurth als Quelle benutzt. (Mitteilungen d. Vereins für Erdkunde zu Leipzig, 1887.)