80 Emin wird Mudir der Äquatorialprovinz. Schwierige Verhältnisse. selbe hinter den aufgcführten Fakihs*) dm Beisatz zu: „ohne jede Beschäftigung, angewiesen auf Gott, den Höchsten." Wenn Emin nun die gesamte Bevölkerung des Amadibezirks auf höchstens 8—1O000 Neger anschlägt, so springt das Schreiende der dortigen Zustände von selbst in die Augen; denn diese 10000 mußten über 2000 unnütze Tagediebe unterhalten. Da nun der Viehstand durch die frevelhaften Danagla längst vernichtet war, auch keine Jagd betrieben wurde, so war man lediglich auf den Korn ban angewiesen, der außer der nötigen Nahrung auch noch den Stoff zu der überall schwunghaft betriebenen Branntwein brennerei lieferte. Man sollte nun glauben, daß man doch wenigstens die Pro duzenten in Ruhe gelassen Hütte, um auf Kosten derselben behäbig leben zu können. Aber weit gefehlt; die in nächster Nähe woh nenden Ncgcrchefs stellten Emin während seines zweitägigen Auf enthaltes Klagen zu über nicht weniger als 240 ihnen geraubte Leute, meist Mädchen und Frauen. Rechnet man dazu 85 Mon- bnttnmüdchcn, die Emin am Tage seiner Ankunft sofort in Frei heit setzte, und 200 Sklaven anderer Stämme, die ebenfalls so gleich ihren Angehörigen zurückgcschickt wurden, so macht das allein schon eine Schar von über 500 geraubten Menschen aus. Doch cs gab für Emin der Überraschungen noch mehr. Ein Fakih aus Bornu, der schon zu Gordons Zeit wegen Sklavenhandels cinge- zogen, aber bald wieder auf freien Fuß gesetzt war, hatte in Mon- butlu mit 6 Bewaffneten nicht weniger als 26 Leute zusammen geraubt. Er wurde dem Bezirksvorstchcr Rachit Bey vorgcführt, der gewissenlose Beamte ließ es sich aber gar nicht einfallen, den sauberen Menschcnjäger festzunehmen, sondern erteilte ihm »ur einen Verwüs, weil er — nachts in die Station gekommen sei! Mit solchen Beamten mußte Emin arbeiten. Ähnlich war cs in der Station Bufi, wo Emins uner wartetes Erscheinen die größte Aufregung hervorrief. Die Ein geborenen hatten hier in den letzten Wochen mehr als 500 Trü gerlasten an Korn eingeliefert, aber — die Magazine standen völlig leer, die Leute klagten über Hunger und trieben sich be- *) Im Sudan versteht man unter Fakih nicht nur den mohamme danischen Priester und Bettelmönch, sondern auch alle diejenigen, welche aus Prienerschuien hervorgegangen und der Schrift kundig sind - meistens sind es Arme und Besitzlose.