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624 Flußthäler. Gebirgsthäler. Der Titikakasee. die durch große Sparsamkeit wohlhabend geworden, sich in die Gebirge zurückziehen, woher sie stammen. Sehr auffallend von dieser Küstenstrecke verschieden ist die Gebirgs gegend. Außer dem Himalayagebirge ist dieses in Amerika verlaufende das höchste der Erde; das mächtigste und größte auch ohne diese Aus nahme, denn es umspannt beinahe den halben Erdumfang, in drei oder vier Gliedern mit zwischenliegenden Thälern erstreckt es sich fast ganz genau parallel mit der Meeresküste. Aus der Westseite giebt dieses mäch tige Gebirge nur wenigen, nur unbedeutenden Flüssen Ursprung und Nah rung, von der Ostseite dagegen speist es die beiden größten Ströme der ganzen Erde, den Amazonenstrom und den Silberstrom (Rio de la Plata), wiewohl dieser auch noch aus Paraguay in dem Flusse gleichen Namens einen bedeutenden Tribut erhält. Das Gebirge, von seinem westlichen Fuße bis zu den Ausläufern in der östlichen Ebene (in Brasilien) gemessen, hat eine Ausdehnung (Breite) von 70 bis 80 Meilen und ist auf dieser der Länge nach vielfältig getheilt, indem sich sowohl rings umschlossene, aber lang gestreckte Becken bilden, welche große Seen, zum Theil in sehr bedeutender Höhe, enthalten, die aber andererseits wieder langgestreckte Flußthäler einschließen, die entweder wirkliche große Stromsysteme von einander unterscheiden oder Ströme, von denen jeder einzelne größer ist als Rhein, Weichsel oder Donau, zu so mächtigen Strömen vereinigen, wie die beiden oben gedachten, welche an ihrer Mündung von Ufer zu Ufer nicht mehr überschaut werden können. Das Interessanteste dieser Becken ist das des Titikaka-Sees, es liegt zwischen dem 16. und 18. Grad südlicher Breite; dieser See ist in einem mächtigen Hochplateau eingesenkt, ist nahezu 13000 Fuß über der Mecres- fläche und von 10—12,000 Fuß hohen Bergen umgeben. Der Umfang dieses Sees hat 60 deutsche Meilen und seine Tiefe, mehrentheils nahe an 500 Fuß, steigt an einigen Stellen über 1000 Fuß. In früheren Zeiten mag dieser See große Zerstörungen angcrichtet haben, denn da er gar keinen Abfluß hat, müssen die von allen Seiten zu ihm herabströmcn- den Bäche der Andes ihn manchmal auf eine Höhe anfüllen, welche weit über seinen gewöhnlichen Wasserstand steigt. Als die Spanier diese Gegenden eroberten, mochten sie wohl selbst auf eine unbequeme Weise von diesem Wechsel berührt werden und sie erbauten einen künstlichen Kanal, den Desaguadero, welcher die überflüssigen Wassermassen des Sees nach einem anderen Thale führt, welches einen natürlichen Abfluß hat. Geringe Regenflüsse machen keinen bedeutenden Unterschied in dem Wasserstande, was zu der wunderlichen Idee Veranlassung gegeben hat, dieser See sei durch einen unterirdischen Abfluß mit dem großen Meere