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Gewaltige Eismauer. 249 vollkommen eben und nach der Seeseite ohne Risse nnd Vorsprünge, so glatt, als wäre sie durch einen Baumeister aufgeführt. Es war leider nicht zu entdecken, was die Mauer barg, denn die Masten erreichten kaum die Hälfte der Höhe dieses riesigen Walles, über den hinweg zu schauen also vollkommen unmöglich war, aber die Gipfel einer Bergkette, welche sich um einen Grad südlicher erstreckte, war sicht bar. Die Mauer lag unter dem 78. Grade südlicher Breite. Diese Ge birge des südlichsten der von Roß entdeckten Länder nannte er nach Capi- tain Parry, in dankbarer Erinnerung der ihm erwiesenen Ehre, den nörd lichsten Punkt von Land, welchen Parrh gesehen, nach Capitain Roß genannt zu haben. Ob das Parrhgebirge sich wieder ostwärts wendet und die Basis bildet, an welcher diese merkwürdige Eismauer festhängt, oder ob dasselbe, von dem Victorialande aus südwärts gehend, die Eismauer quer durchschneidct, muß zu untersuchen späteren Seefahrern überlassen bleiben. Wenn sich aber weiter im Süden wirklich noch Land befindet, so muß dasselbe entweder sehr weit entfernt oder es muß viel weniger hoch sein, als die übrigen Thcilc der Küste, welche bis dahin entdeckt worden sind, denn sonst hätten sich die Berge desselben über den Wall erhaben zeigen müssen. Diese Eisschranke war den Reisenden eine sehr unangenehme Täu schung, in ihrer Einbildung hatten sie sich bereits weit jenseits des 80. Gra des gesehen, sie waren sogar so keck gewesen, sich für den Fall einer zufälligen Trennung diesen 80. Grad als Wiedervereinigungspunkt zu bezeichnen. Nun standen sie vor einem Hinderniß, welches zu überschreiten unmöglich war, weil man mit eben so viel Aussicht auf Erfolg hätte ver suchen können, die Klippe von Dowcr mit einem Segelschiffe zu durch bohren. Es blieb über die Wahl ihres Weges kein Zweifel, sie mußten umkehren, doch vorläufig wollten sie wenigstens versuchen, ihre Längen ausdehnung zu erforschen, und als sie ungefähr eine deutsche Meile von der Mauer entfernt waren, wendeten sie sich östlich, um längs derselben hinzusegeln. Sie sahen jetzt den Vulkan Erebus ungewöhnlich viel Rauch und Feuer auswerfen, bei jedem Ausbruch wurde eine dichte Wolke mit großer Gewalt zu wenigstens 2000 Fuß Höhe über den Krater des Vulkans emporgetrieben. Der Hauptbestandtheil dieser Wolke mußte Wasserdampf sein, denn man konnte beobachten, wie der obere Theil sich zuerst zu einer compacten Masse verdichtete und dann als Regen oder Schnee herabfiel; der Durchmesser der Rauchsäule mochte ungefähr 300 Fuß betragen, sie erhob sich stoßweise und so oft sie niedergeschlagen war, sich also einen Augenblick die Aussicht auf den Vulkan, d. h. auf den Krater, frei zeigte, Länder- und Völkerkunde. 21