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470 Das Wasser. werden. Allerdings aber kannten die Römer, welche jene Gegend besuch ten und die Donau „deu Ister" nannten, sie schon so ziemlich in ihrem jetzigen Zustande, mit Abweichung der geringen Veränderungen, welche der Mensch durch Canäle, Trockenlegung von Sümpfen und dergleichen hat vornehmen können. Die wasserreiche Ebene, das Seebecken, fand endlich einen Abzugs- canal nach dem schwarzen Meere hin. Wenn man von Semlin nach Or- sowa reist, so sieht man ans dem serbischen Ufer der Donau schon Hügel und Berge, die, bald hoch, bald niedrig, neben dem Strome hinlausen, mit prächtigen alten Bäumen bestanden, an denen sich wunderbare Schling pflanzen mit tauartigen, unendlich langen Stämmen emporranken, den süd lichen, den beinahe tropischen Charakter der Gegend verkündend; auf dem ungarischen Ufer bleibt noch Alles trostlos flach — man sicht als einzige hervorragende Punkte die sogenannten Schartaki's, die Wachthäuser der Grenzsoldaten. Weiter abwärts erheben sich die serbischen Hügel zu Ber gen, und wenn man Semendria erreicht, so schließen sich schon im östlichen Hintergründe die Gebirge, indeß im Vordergründe Inseln und Auen auf das Ueppigste mit Reben oder mit Obstwäldern bestanden sich zeigen. Bei Basiasch rücken die Berge näher und schließen die Donau mehr ein, und so fährt man zwischen den reizendsten Getänden, bis der Strom durch den Felsen Babakai ganz eingeengt wird. An dem oberen Theile eines auf dem rechten Ufer liegenden Berges erblickt man die schwarze Oeffnung einer Höhle, weiche die Columbatscher Grotte heißt, in welche, nach der in Serbien allgemein verbreiteten Sage, der Ritter St. Georg den Körper des von ihm erlegten Drachen geworfen hat, ans welchem sich nun fort und fort die Landplage des Banats, die furchtbaren Schaaren der Columbatscher Mücken (welche Rinder und Pferde tödten) entwickeln. Von hier ab beginnen die Donauufer ihren größten Reiz zu ent wickeln, sie schließen den Strom so vollständig mit hohen Bergen ein, daß man glaubt, auf einem jener mährchenhaften Bergseen zu sein, mit denen der Volksglaube die Karpathen unv Siebenbürgen schmückt. Bald sieht man das schönste Grün in den mannigfaltigsten Schattirungen sich hoch hinauf ziehen, bald ragt eine gerade, schon dunkelrothe Fläche von Porphyr oder von Marmor, bald graue, bald weiße Felsen daraus hervor: die Donau fängt an unruhig zu werden, blitzschnell fließt sie dahin, das Dampfboot muß alle Kräfte aufbieten, um noch schneller zu gehen als der Fluß, was nöthig ist, weil es sonst dem Steuer nicht mehr folgen, und an die Felsen geführt, daran zerschellen würde; das Flußbette wird immer mehr verengert, immer mehr zusammengedrängt, die Tiefe des Stromes und die Gewalt der Wogen nimmt immer mehr zu, bis der Fluß nur noch