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Orinoro. 461 leute, welche mit ihren Maaren nach Kahira ziehen, Pflegen an dieser Stelle ihre Schätze auszupacken und zu Lande abwärts zu gehen, indes; die erleichterte Barke am Ufer durch Bastseile gehalten, schaukelnd und von einer Seite zur andern geworfen niederfährt. Hinaus kann sie na türlich nicht gebraucht werden, sie bleibt demnach mit den Maaren, welche sie trug, in der Hauptstadt. Die stärksten dieser sogenannten Katarakte sind bei Assuan (unfern des alten Shene und ein. Geringes nördlich vom Wendekreis des Krebses) und bei Djenadel (jenseits oder südlich von dem Wendekreise). Sehr genaue Nachrichten haben wir über den Orinoco durch Humboldt und durch die beiden Brüder Richard und Robert Schomburgk, welche von der geographischen Gesellschaft in London ausgerüstet waren, um aus den Küstengegenden des britischen Guyana westwärts bis zu dem Punkte vor zudringen, bis zu welchen: Humboldt auf einem andern Wege, durch den Amazonenstrom und den Rio Negro, gelangt war. Von diesem östlichsten Punkte kannte man den Lauf des Orinoco durch den großen Naturforscher genau, von da an aufwärts aber nur durch gesammelte Erzählungen von Indiern oder spanischen Missionairen, und zu diesem Punkte drangen die Brüder, immer westwärts reisend, glücklich vor. Robert Schomburgk giebt in seiner Reise (erschien 1841, durch Hnmboldt's Vorrede cingeführt) eine interessante Schilderung des letzten Moments dieser Reise; er sagt: „Die Gefühle zu beschreiben, die mich überwältigten, als ich an's Ufer sprang (bei der Missionsstation Esmeralda, bis zu welcher Humboldt vorgedrungen war), dazu fehlen mir die Worte; mein Ziel war erreicht, und meine Beobachtungen, die an der Küste Guhana's begannen, waren jetzt mit denen Hnmboldt's zu Esmeralda in Verbindung gebracht, und ich gestehe offen, daß zu einer Zeit, wo mich fast alle körperlichen Kräfte verlassen, wo ich von Gefahren und Schwierigkeiten umgeben wurde, die nicht gewöhnlicher Natur waren, ich allein durch die von ihm gehoffte Anerkennung zum un erschütterlichen Verharren ermuthigt wurde, dem Ziele nachzustrebeu, was ich jetzt errungen. Die abgemagerten Gestalten meiner Indianer und treuen Führer verkündeten deutlicher, als alle Worte nur irgend vermoch ten, welche Schwierigkeiten wir zu überwinden gehabt und überwunden hatten." Die, wie Humboldt sagt, selbst durch Schomburgk noch nicht er forschten Quellen des Orinoco (wenn dies Humboldt nicht gelang, wie hätte eö einem minder begünstigten Sterblichen gelingen können!) kennt Niemand, sein oberer Lauf ist eben so wenig bekannt; allein von dem Raudal (Stromschnelle) de los Guaharibos bis zu der Station Esmeralda kennt ihn Humboldt durch Erzählungen und Schomburgk durch eigene An-