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Stufenbildung. 451 den Felsen gehauen, welcher nischenartig über den Saumpfad hängt, und oft, wo er quer hervortritt, es nöthig machte, daß man ihn mit dem Meißel durchbrach, einen Tunnel bildete, ohne das rascher fördernde Pulver zu haben, sowie an anderen Orten kühn gewölbte Brücken entweder über ihn hinweg oder neben ihm sortführen, wenn der Fels eine neue Querspalte bil dete, welche nicht zu umgehen war. Das hier entworfene Bild paßt für die mehrsten der auf der schroffe ren Südseite der Alpen entspringenden Flüsse, welche nach anhaltendem Re gen ihre Betten mitunter auf 100 bis 150 Fuß Tiefe füllen, doch giebt es noch eine andere Art von Betten der Flüsse in den Hochgebirgen, welche sich charakteristisch von dem angeführten unterscheidet. Nicht selten nämlich hat ein solcher wilder Bergstrom seine Gerölle und Geschiebe in einen Thalkessel geführt', den Boden desselben geebnet, vielleicht einen See gebildet. Irgendwo hat er die schwächste Felswand durchbrochen und ist in ein anderes Thal hinabgestiegen, vielleicht in ein drittes und viertes, überall es eben so machend — nun nachdem die Bil dungsperiode vorüber ist, steht die Sache so, daß er ans einer Gebirgs schlucht in ein Thal mit fast ebener Sohle tritt, welche üppige Fluren, herrlichen Graswuchs hat, daß er es langsam durchschlängelt, am entgegen gesetzten Ende auf die Felsenwand treffend, durch diese brausend und schäu mend in wilden Cascaden stürzt, die Schlucht vielleicht vollständig erfüllend, daß neben ihm kein Platz für einen Weg bleibt und die Menschen sich denselben mit großer Mühe irgendwo anders bahnen müssen, dann wieder in ein ebenes geräumiges Thal, ein paar hundert Fuß niedriger als das eben verlassene liegend, eintritt, hier abermals den Character eines Berg stromes ganz verliert, langsamen und geschlängelten Laufes die Ebene durchmißt, bis er abermals durch ein Felsenthor stürzt und stürmt, um in ein drittes Thal zu gelangen u. s. f. Auf dem Nordabhange der Throler Alpen liegen die allerschönsten Thäler, welche gerade dem Umstande der wunderbaren Abgeschiedenheit von der übrigen Welt ihren eigenthümlichen Reiz verdanken. Die Salzach durch bricht auf einer Länge von ungefähr 2 Meilen die hohe Felsendecke des Watzmann von Werfen bis Golling (der letztere ist der niedriger gelegene Ort, dann folgt Hallein und dann Salzburg). Der mächtige Damm ist bis auf die Sohle durchschnitten und man kann ganz deutlich die Spuren Nach weisen, welche das Wasser durch gewaltsames Einschneiden bis hoch hinauf zu den Gipfeln der Felsen nachgelassen hat, die Felswände stehen auch bei nahe senkrecht zu beiden Seiten, bis sie sich oberhalb Werfen etwas er weitern, und obschon noch immer eng genug geschlossen, doch nicht mehr eine bloße Schlucht-Spalte bilden, ein Thal aber entsteht erst mit der ss*