Volltext Seite (XML)
Salzseen. 419 beinahe halb so viel wie der elfteren, was ganz enorm ist, und woher es denn auch kommt, daß diese Svole, wenn man sie am Mittag schöpft, lediglich durch das Erkalten während der Nacht einen starken salzigen Niederschlag macht. Auf diesem natürlichen Wege beruht auch die ganze Salzgewinnung aus dem See, welcher fast unerschöpflich scheint, vbschon er jährlich mehr als 250 Millionen Pfund Salz liefert. Der See nämlich kann gedacht werden als ein großes Gefäß, mit dieser übersättigten Soolc gefüllt. Unaufhörlicher Zufluß an Salz findet statt von allen Seiten, die Verdunstung entführt das Wasser, das Salz bleibt zurück und dieses schlägt sich in dünnen Häutchen nieder, welche sich zuerst auf der Oberfläche bilden, dann aber durch ihre natürliche Schwere zu Boden sinken. Man findet auf dem Grunde des Eltonsees vierzehn compacte Schichten Salz von allerdings sehr unreiner und schlechter Beschaffenheit, doch in solcher Stärke, daß, obschon der See seit 110 Jahren in Contribution gesetzt wird, doch nirgends sich ein Mangel zeigt, und sollte einmal, was eigentlich gar nicht möglich ist, durch chemische Fabriken (Natron, Salzsäure) wirklich das gelagerte Salz erschöpft werden, so würden doch die reichen Zuflüsse immer noch so viel liefern, daß sie nicht bewältigt werden könnten. Die unter dem Wasser des Sees gelagerten Salzschichten sind sämmt- lich von einander getrennt durch dünne Lagen von schwarzem Thonschlamm. Der Grund des Sees nämlich wird durch unregelmäßig intermittirende Quellen durchbrochen. Jahrelang fließen sie nicht, dann ergießen sie sich Plötzlich und ohne ein vorhergehendes Anzeichen über den Boden des Sees und bedecken ihn mit dem schwarzen Schlamme, welchen sie mit sich führen. Wenn sie zu fließen aufhören, beginnt der Niederschlag von Neuem und es bildet sich im Laufe der nächsten Decennien wieder eine neue Salz schicht. Die unzähligen kleinen Salzseen, welche man beinahe nicht beachtet und welche nur vorübergehend von den nomadisirenden Völkern ausgebeutet werden, haben dieselben Eigenschaften; etwas ganz Aehnliches findet man auf der Hochebene von Nordamerika in den Rokkh Mountains; der große Salzsee, wie er ausschließlich genannt wird, steht dort nicht allein, auf der ganzen Hochfläche sind Salzlaken zerstreut, efflorescirt reines Salz aus dem Erdboden — ja wir haben dergleichen viel näher in Ungarn. Der Neusiedler See (ungarisch: Fertö), im Wieselburger Comitat, gehört hierher; doch hat auch er neben dem Salz viele andere Substanzen auf gelöst, wie schwefelsaures und kohlensaures Natron, Bittererde und dergl., welche seine Soole ekelerregend machen. 27»