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Gabelung europäischer Flüsse. 399 Ebene zwischen vem nördlichen Polarmeere und dem bothnischen Meerbusen entspringen eine große Menge zum Theil gar nicht unbedeutender Flüsse welche sowohl nord- als südwärts die beiden Meere in unter einander beinahe parallelen Richtungen suchen. Die Torneaelf, an den norwegischen Gebirgen entspringend, läuft zuerst nach Osten und dann nach Süden, um in der Spitze des Meerbusens sich in diesen zu ergießen; näher am Ge birge, also westwärts von der Torneaelf, fließt mit dieser ziemlich parallel die Calixels. Auf der Mitte ihres, in ganz abgesonderten Thälern vor sich gehenden Laufes vereinigen sich beide Flüsse durch die Tärandoelf, einen schiffbaren Fluß, der aus einem Thale in das andere tritt. Am interessantesten dürfte es sein, diese Bifurcation, wie wir sie in der Möglichkeit zwischen Donau und Main nachgewiesen haben, nun auch in der Wirklichkeit für Deutschland nachzuweisen. Canäle sind überall die Annäherung zu solchen Doppelfurchungen, die Wissenschaft erforscht die Stelle, an denen sie nahezu vorhanden ist und die Kunst führt die be- zeichneten Wege aus. Die Natur selbst hat sie in unserer Nähe ausgeführt. Wo die Ems und die Weser in die norddeutsche Ebene treten, liegen zwischen ihnen zwei parallele Hügelketten, schärfer gezeichnet, als man von ihrer geringen Höhe erwarten sollte; die nördliche ist die Weserkctte, die südliche heißt der Teutoburger Wald. Die erstere wird von der Weser in der?orl» wostpiiglics durchbrochen, sie reicht nicht bis zur Ems, sondern verschwindet nach und nach und norwcstlich von Osnabrück, in der Gegend von Bramsche gänzlich. Die andere Bergkette, der Teutoburger Wald, erreicht die Weser nicht, sondern wendet sich nach Süden, wird aber an ihren letzten Aus läufern, schon beinahe verschwindend, noch bei Rheine von der Ems durchschnitten. Zwischen diesen beiden Ketten liegt eine ihnen parallele Senkung, ein ausgezeichnetes Längenthal von der Weser bis zur Ems. In seinem öst lichsten Theile fließt die westphälische Werra, im westlichen fließt die Haase, welche deni Flußgebiete der Ems angehört. Zwischen diesen beiden Flüssen erstreckt sich ein Arm der Haase bis zur Werra, welcher die Else genannt wird und eine ununterbrochene Verbindung zwischen Weser und Ems bewerkstelligt. Die Haase theilt sich bei dieser Trennung so brüder lich genau, daß beide Arme eine gleiche Wassermenge behalten. Die Trennung findet in der Niederung von Melle bei Gesmold statt, und von hier fließen die Haase und die Else in demselben Längenthale genau nach entgegengesetzter Richtung und nach verschiedenen Flußgebieten, die sie da durch vereinigen, fort.