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S70 Das Wasser. kommt der Südabhang von Throl weg; so liegt unter Anderm der sehr große Passeier See auf der Südseite gegen die Etsch hin. Derselbe hat sich, wie geschichtlich nachweisbar, erst im I. 1404 durch einen Gletscher sturz gebildet; seine Ausdehnung ist so groß, daß er mit Segelboote» be fahren wird und seine Tiefe übersteigt an mehreren Stellen 200 Fuß. Dieser von einem Eisdamm gehaltene See erlitt bis jetzt sieben zum Theil sehr furchtbare Durchbrüche, welche der Stadt und Umgegend von Meran und dem großen Theile des Etschthales, worin diese, durch ihr köstliches Obst so berühmte Ortschaft liegt, das Schicksal des Bagnethales bereitet haben. Immer aber schließt sich der Damm wieder während des Winters, so daß nach dem Durchbruche die Gefahr keinesweges als beseitigt zu be trachten ist. In dem höchsten Theile von Steiermark und Kärnthen, um den Groß glockner her, welcher sich an den Grenzen von Throl bis zu 12,000 Fuß erhebt, ferner im Salzburgischen und in dem östreichischen sogenannten Salzkammergut kommen noch Gletscher vor, die man dort mit dem Namen Küß bezeichnet; in der Taurenkette über Gmünd sind sie sehr häufig — der Terglou, eine Felsenphramide von 10,000 Fuß, hat zwar noch reichlich die Höhe, welche zur Gletscherbildung erforderlich ist, allein er hat zu steile Abhänge und von seinen Seiten laufen keine Thäler aus, welche die Gletscherbildung begünstigen. Untersteicrmark, Unterkärnthen, Kram und das ganze Gebirge, welches sich von Obersteiermark an nach Nordosten über den Winkel des adriatischen Meeres nach Dalmatien, Makedonien und bis an das schwarze Meer erstreckt (Balkan), erreicht nirgends den Character des Hochgebirges, hat daher auch keine Gletscher; eben so ist es mit dem sehr bergreichen Siebenbürgen und mit der Scheidewand zwischen Polen und Ungarn, mit den Karpathen. Obschon hier, in dem letztge nannten Gebirge, ziemlich hohe Felsphramiden Vorkommen, welche auch lange Zeit im Jahre Schnee tragen, so übersteigen sie doch nirgends in solcher Art die Schneegrenze, daß sich Schneelasten auf ihnen häufen könnten. Gehen wir zu den uns nächstgelegenen Hochgebirgen, zu den Pyrenäen und dem Kaukasus, so finden wir dort zwar Gletscher, allein sie haben schon einen ganz andern Character; die Schneegrenze ist viel höher gerückt, sie berührt nirgends die bewohnten Thäler, ja man kann kaum sagen, die Thäler überhaupt — wo sich also Gletscher bilden, sind es nicht solche, die in dem Thale sich aufhänfen, sondern solche, die an den Berg lehnen liegen und eine umgekehrte Abschüssigkeit haben, nicht von beiden Seiten nach der Mitte zu, sondern von der Mitte nach beiden Seiten hin. In Folge dieser Anordnung sind nun auch diese Gletscher viel weniger