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10 Magnetismus. werdend, nach und nach vergangen, ohne eigentlich ihren Platz besonders auffallend gewechselt zu haben und ohne so stufenweise zurückzugehen, wie sie entstanden war — es blieb Alles an Ort und Stelle, nur wurde es immer schwächer, bis es verschwand. Die sorgfältigsten Beobachtungen, welche man Wohl seit einem Jahr hundert im Interesse der Wissenschaft über die Polarlichter angestellt, haben nicht auf eine eigentliche Basis führen können, und erst der neuesten Zeit und namentlich der Entdeckung des Elektromagnetismus war es Vor behalten, ihnen eine Stellung anzuweisen, welche mit dem Stande der Wissenschaft vereinbar ist. Man nennt die Nordlichter wohl mit Recht magnetische Ungewitter, ein Ausdruck, welcher sich als ein sehr wohl gewählter erweisen wird. Ihr Hauptsitz ist jedenfalls die Gegend des magnetischen Nord- und Süd pols, und da diese, wie wir später sehen werden, wandelnde Punkte sind, so ist auch die Stelle, welche man als den eigentlichen Sitz der Polarlichter zu betrachten hat, wandelbar; da jedoch der magnetische und der astronomische Pol der Erdkugel niemals weit von einander sind, nur die größten Nord- und Südlichter aber sich so weit erheben, daß man sie in den mittleren geographischen Breiten sieht, so sind die Polarlichter in den kalten Zonen viel häufiger als in den gemäßigten. In der warmen Zone sieht man sie gar nicht. Außer diesem sind sie unter gleichen Breiten in Nordamerika viel häufiger sichtbar, als in Europa, weil der magnetische Pol den Bewoh nern von Nordamerika um 40 Grade näher liegt, als den auf dem gegen über liegenden Meridian in gleicher geographischen Breite Wohnenden. Daß die Nordlichter im Winter häufiger sind als im Sommer, dürfte weniger befremden, denn im Sommer sind die Nächte zu hell, die Polar länder haben gar nicht Nacht; auffallend aber ist es, daß sie sich besonders im Frühling und im Herbst zeigen, im Oktober am allermehrsten, dem nächst im März und April. Wir wissen jetzt, daß dieses mit der abwechsenden Erwärmung und Erkältung der Polarländer zusammenhängt, wodurch magnetische und elektrische Strömungen erzeugt werden (wie wir späterhin beim Magnetismus der Erde zeigen wollen). Eben so hängt ihre Erscheinung des Abends wahrscheinlich mit dieser partiellen Erwärmung und Erkältung der Erd oberfläche zusammen. Noch nie ist ein Nordlicht beobachtet worden, das um Mitternacht angefangen hätte, ja von etwa zwei Stunden nach Sonnen untergang beginnend, dauern sie höchst selten bis gegen Mitternacht. Schwer mit der Ansicht, daß sie allein dem Wechsel der Tem peratur ihr Entstehen verdanken, zu vereinen ist es, daß die Nordlichter