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30 Menschenleibs und für was Siechlage eine jede geöffnet werden soll. Dieses Capitel ist eingeleitet durch einen in Holz geschnittenen Aderlaßmann, auf welchem nicht we niger als 53 Stellen für den Aderlaß angegeben sind. Der Aderlaßmann selbst ist mit den Wappenschildern des deutschen Kaisers Maximilians I. umgeben. Die 53 Stellen oder Adern sind sodann im XIII. Capitel der Reihe nach in ihrem Werthe für den Aderlaß geschildert. — „Die Aderlässe auf der Ader mitten an der Stirne," sagt Stöffl er, „ist Nutz für Augengeschwür, Schmerzen des halben Hirnschädels, und auch für die übergroßen Wehtage des Hauptes, Unsinnigkeit, Töbigkeit, Wüthigkeit und neue Aussätzigkeit, reiniget den Blutgang, heilet die Gebrechentlichkeit des Angesichts, die Farbveränderungen, die dürre, kugeligte Raud und schuppende Schäbigkeit. — Die Adern an dem Gaumen gelassen nützen für die Beulen und Blattern des Antlitzes, Grind des Hauptes, Schmerzen der Zähne, Kinnbacken und Beschwerden des Hauptes, Kehlen und Mundes. — Die Median auf beiden Armen wird genannt die Herzader, darum sie das Herz erlöst von Schäden, wird ganz nützlich geöffnet für die Enge und Leiden des Herzens und Hauptes, für Schmerzen der Seiten, Rippen und Gebrechlich keit des Geistes, wird geachtet als eine gemeine Ader des ganzen Leibes, zu Zeiten genannt die große Ader, etwa die Nährerin. Ihren vollkommenen Nutzen wirst du vornehmen auf (der Nummer) der linken Seite. Diese lautet also: Die Median oder Herzader ist mitten auf beiden Armen, da nicht ist die Blaus; wann sie übel gelassen wird, gehet heraus dick Blut und gebürt viel bösen Eiter. Wo sie aber recht geöffnet wird, ist sie gut für alle Schmerzen des Herzens, Magens, Rippen und Seiten rc. rc." Von dem Aderlaßmann selbst sagt Stöffler: es sey ein Ebenbild des Menschenkör pers, daran gezeigt werden die Stätte der Adern, wo eine jede Ader aufgethan und fürzukommen vieler menschlichen Krankheit geschlagen und das verbrennt, verfault, über flüssig Geblüt und Feuchtigkeit ausgelassen werden solle. Im XII. Capitel spricht Stöffler von der erwählten fruchtbaren und nützlichen Zeit des Aderlassens. Diese Abhandlung umfaßt nicht weniger als 9 Seiten. In der selben spricht er von den Stunden des Tages, von den Monaten, von den erwählten Zeichen nach den 4 Complexionen, den Aspekten oder Anschauungen, die den Aderlaß fördern, von den Aspecten, die ihn verbieten. — Die Stellung der Sonne, des Blondes und der anderen Gestirne schildert Stöffler in ihrem Einfluß auf die Zeit des Aderlassens. In seiner Abhandlung spricht er von Ptolomäus, ein Fürst der Stern seher; von dem hochgelehrten Schwaben, dem großen Albertus (rnaAnus); von Avicenna, Fürst der Aerzte, vom Bleister Averroes, von Haly Aben rc. — Das Capitel selbst schließt er mit den Worten ab: „Ob du auch durch Hülfe dieses unseres Calenders nicht aller Dinge, so in dem Capitel beschrieben sind, gründlichen Verstand haben möch test, so erlerne oder erforsche unfern Almanach, so wirst du aller Dinge geringen (leichten) Verstand haben." Auch in poetischer Form legte Stöffler seine Ansichten über den Aderlaß dar, denn er wußte genau, daß solche Reime sich am besten beim Volke einprägen und forterhalten. Stöffler sagt vom Januar: Kein Blut will ich von mir nit lon, Denn es nit gsund in diesem Mon. Vom März: In diesem Mond laß ich kein Blut, Schweißbad, das thut mir sehr gut.